Herunterladen PDF > Kapitel 5 - World Ocean Review
Herunterladen PDF > Kapitel 5 - World Ocean Review
Herunterladen PDF > Kapitel 5 - World Ocean Review
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fischbestände richtig managen <<br />
105<br />
Precautionary Approach). Er soll garantieren, dass die<br />
B LIM<br />
-Schwelle nicht versehentlich unterschritten wird;<br />
der Bereich zwischen B LIM<br />
und B PA<br />
ist also sozusagen eine<br />
Pufferzone. Er ist bis heute bei vielen Beständen der wichtigste<br />
Orientierungspunkt, um die Gesundheit eines Bestands<br />
zu ermitteln.<br />
FISCHEREILICHE STERBLICHKEIT gemäSS VORSOR-<br />
GEANSATZ (F PA<br />
): Da die Biomasse grundsätzlich eine<br />
unsichere und veränderliche Größe ist und nicht direkt<br />
durch menschliches Handeln beeinflusst werden kann, ist<br />
es für die Fischerei im Alltag wenig praktikabel, einen<br />
Grenzwert festzulegen, der nur die Biomasse als Vorgabe<br />
berücksichtigt. Deshalb gibt es einen zusätzlichen Grenzwert,<br />
der aus dem B PA<br />
abgeleitet wird: den F PA<br />
. Dieser gibt<br />
an, wie hoch die fischereiliche Sterblichkeit höchstens<br />
sein darf, damit B PA<br />
nicht unterschritten wird. Mithilfe des<br />
F PA<br />
berechnen die Wissenschaftler dann die jährlichen<br />
Höchstfangmengen in Tonnen für die nächste Saison. Das<br />
ist allerdings nur dann möglich, wenn man weiß, wie es<br />
dem Bestand aktuell geht. Dazu benutzen die Forscher<br />
zum einen Fangdaten vergangener Jahre, die Aufschluss<br />
über die langfristige Entwicklung des Bestands geben.<br />
Hinzu kommen aktuelle Fangdaten aus der laufenden<br />
Fangsaison sowie Daten aus Fängen, die mit Forschungsschiffen<br />
durchgeführt werden. Schließlich müssen für das<br />
laufende Jahr, für das noch keine Fischereidaten vorliegen,<br />
Annahmen getroffen werden. Mithilfe mathematischer<br />
Modelle wird daraus der Zustand eines Bestands<br />
für die nächste Fangsaison abgeschätzt und dann daraus<br />
Fangmengenempfehlungen für die Fischer. Wenn diese<br />
maximalen Fangmengen in Tonnen eingehalten werden,<br />
ist sichergestellt, dass nicht über F PA<br />
hinaus gefischt wird.<br />
Fischen bis zum Limit<br />
Der MSY – stark kritisiert und doch bewährt<br />
Der Begriff maximum sustainable yield (MSY, maximaler nachhaltiger<br />
Ertrag) wurde in den 1930er Jahren entwickelt. Er basiert auf 2 Erkenntnissen:<br />
Erstens kann der Bestand einer Tiergruppe in einem Ökosystem<br />
eine maximale Größe erreichen. Zweitens ist das Nettowachstum des<br />
Bestands, das sich aus der Produktion von Nachwuchs und der Größenund<br />
Gewichtszunahme der Individuen ergibt, bei 30 bis 50 Prozent der<br />
maximalen Bestandgröße am höchsten. Bei dieser Bestandsgröße kann<br />
man also auf Dauer den maximalen Ertrag ernten. Eine solche maximale<br />
Entnahmemenge erreicht man aber nur dann, wenn man die maximale<br />
Bestandsgröße und die Wachstumsrate zuvor genau bestimmt hat. Außerdem<br />
muss man wissen, welche Größe der Bestand momentan hat. Wäre<br />
der Bestand bereits kleiner als die 30 bis 50 Prozent der Maximalgröße,<br />
würde man den Bestand überfischen. Daher gab es viel Kritik an diesem<br />
Konzept. Es wurde empfohlen, davon Abstand zu nehmen. Dennoch wurde<br />
der Begriff 1982 in das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen<br />
aufgenommen. Allerdings gab es eine wichtige Einschränkung: Es<br />
sollten ökologische und ökonomische Faktoren sowie die besonderen<br />
Bedürfnisse von Entwicklungsländern berücksichtigt werden. Daher wird<br />
das MSY-Konzept in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr nur in der<br />
ursprünglich theoretisch-mathematischen Definition verwendet. Berücksichtigt<br />
werden insbesondere die bereits erwähnten Unsicherheiten, die<br />
Interaktionen zwischen den Arten sowie ökonomische Aspekte.<br />
verletzt wurden, also mehr gefangen wurde, als der<br />
Bestand in bestimmten Jahren verkraften konnte. Vor<br />
allem aus politischen Gründen gestatten Behörden den<br />
Fischern außerdem bis heute, mehr zu fangen als von den<br />
Forschern empfohlen. Der B PA<br />
beziehungsweise F PA<br />
wurde<br />
von der Fischereiindustrie und der Politik also völlig<br />
falsch ausgelegt. Das Ergebnis ist bekannt: Häufig wurde<br />
zu viel Fisch entnommen, was die Bestände besonders<br />
in schwachen Jahren mit geringen Nachwuchsquoten<br />
geschwächt hat.<br />
Prinzipiell war der Vorsorgeansatz eine gute Idee. Doch in<br />
der Praxis ist er gescheitert, weil die Fischereiminister die<br />
festgesetzten Grenzwerte stets als Zielwerte missverstanden<br />
haben: Statt sicherzustellen, dass die Grenzen nicht<br />
überschritten werden, haben sie die Fangmengen allzu oft<br />
so festgesetzt, dass so dicht wie möglich an der Grenze<br />
gefischt wurde. Rückblickend weiß man, dass die Grenzen<br />
– aufgrund der erwähnten Unsicherheiten – oftmals<br />
MSY – der neue Weg zum<br />
schonenden Fischfang?<br />
Dass der Vorsorgeansatz nicht funktioniert, zeigte sich<br />
bereits nach wenigen Jahren. Deshalb wurde kurz nach<br />
der Jahrtausendwende ein anderes Konzept entwickelt,<br />
mit dem die Fischerei künftig besser reguliert werden<br />
soll. Es geht zurück auf den Weltgipfel für nachhaltige