Zentrum Paul Klee Bern
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Der Vorgarten zum Fruchtland Seite 2<br />
Yoko Ono, Wish tree<br />
Der wish tree basiert auf einem Konzept der japanischen Performance-Künstlerin Yoko Ono. Demzufolge sind alle Besucher<br />
und Besucherinnen eingeladen, ihre Wünsche auf einen Zettel zu schreiben und am Wunschbaum zu befestigen. Die Wünsche<br />
werden gesammelt und an einem Ort in Island vergraben. Dieser Ort beherbergt sämtliche Wünsche, die weltweit im Zusammenhang<br />
mit Yokos Onos wish trees aufgeschrieben wurden.<br />
Die Künstlerin verweist damit auf eine japanische Tradition, Wünsche auf Papier festzuhalten und an ausgewählten Kultorten<br />
zu befestigen. Der Wunschbaum vor dem <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> lebt von der Beteiligung und Intervention der Besucher. Im Zusammenhang<br />
mit der Ausstellung Lost Paradise – Der Blick des Engels ist er Hoffnungsträger und stille Quelle für die Utopie<br />
einer verheissungsvollen Zukunft.<br />
Claire Fontaine, Ibis redibis non morieris in bello, 2006/08<br />
Am Turm der Villa Schöngrün, die heute das Restaurant des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> beherbergt, leuchten kreisförmig angeordnet<br />
Neonbuchstaben, die den Schriftzug „You will go to war not come back die“ bilden. In der griechischen Mythologie erwartete<br />
die sibyllinische Antwort „Ibis redibis non morieris in bello” jene Soldaten, die in den Krieg ziehen mussten und zuvor das<br />
Orakel über den Ausgang ihrer Mission befragten. Der Satz kann auf zwei gegensätzliche Arten gelesen werden. „Du wirst in<br />
den Krieg ziehen, zurückkehren und nicht sterben“ ist die eine Lesart, die andere: „Du wirst in den Krieg ziehen, nicht zurückkehren<br />
und sterben“. Entscheidend ist, ob das Komma vor oder hinter dem Wort „non“ gesetzt wird, doch dies sagte die Prophetin<br />
den Soldaten nicht. Die Autorschaft dieses Werks ist das Künstlerkollektiv Claire Fontaine. Es wurde 2004 in Paris<br />
gegründet und hat sich den Namen einer bekannten französischen Schulheftmarke gegeben. Mit „Fontaine“ werden aber auch<br />
berühmte Kunstschaffende in Verbindung gebracht: Marcel Duchamps Urinoir heisst auf Englisch „Fountain“, und Bruce<br />
Naumanns hat ein „Selfportrait as a Fountain“ geschaffen. Claire Fontaine wird als „Ready-Made-Künstlerin“ definiert, deren<br />
Arbeiten häufig die Gestalt von Werken anderer Kunstschaffender annehmen. Das Kollektiv versteht seine Arbeitsweise nicht<br />
als Aneignung im Sinne der Appropriation Art, sondern will sie eindeutig als Akte von Diebstahl verstanden wissen. Diesen<br />
Diebstahl im Geiste von Robin Hood, das heisst als Aufruf zu zivilem Ungehorsam und zur politischen Agitation, betreibt das<br />
Künstlerkollektiv mittels Neonarbeiten, Plastiken, Videoarbeiten, Gemälden und Texten.<br />
<strong>Paul</strong> Mc Carthy, Complicated Pile, 2007<br />
Der amerikanische Performance-Künstler und Plastiker <strong>Paul</strong> McCarthy setzt mit Complicated Pile ein gigantisches Zeichen<br />
hinter den Wellen des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>. Das aus Zeltstoff hergestellte und durch ein Gebläse in Form gehaltene Objekt ist<br />
die genaue Nachbildung eines Hundekots. Der Protoyp stammt aus dem Atelier des Künstlers, wo dessen Hund einst sein<br />
Häufchen liegen liess. Massstabgetreu wurde die Vorlage in eine über fünfzehn Meter hohe Plastik umgesetzt.<br />
Der Künstler gilt als ein bissiger Kommentator der dunklen Seite der amerikanischen Kultur. Er setzt sich seit Beginn seines<br />
Schaffens mit den Abgründen der Zivilisation wie Sex, Macht und Doppelmoral auseinander. Das Spiel mit Exkrementen kehrt<br />
in seinem Werk mehrmals wieder. Zusammen mit seinem Künstlerfreund Jason Rhoades zeigte er 2002 gesammelte Fäkalien<br />
in Glasflaschen unter dem Titel „Shit Plug“. Das Setzen eines monumentalen Hundehaufens als künstlerische Geste kann nicht<br />
mehr als spezifischer Kommentar gelesen werden, sondern als eine Bemerkung zur Welt an sich.<br />
Sol LeWitt, *1928 in Hartford Connecticut, † 2007 in New York), Cube, 2008<br />
Sol LeWitt wurde 1928 als Sohn russischer Emigranten in Hartford Connecticut geboren. 2007 verstarb er in New York. Der<br />
Künstler, der als Wegbereiter der Concept Art gilt, hat ein vielseitiges Oeuvre hinterlassen. Er beschäftigte sich mit dem Wall<br />
Drawing, der Gouache, der Zeichnung, der Druckgrafik, der Fotografie und der Edition und schuf ausserdem dreidimensionale<br />
Arbeiten. Dabei ist die Form des Kubus, der Cube eine zentrale geometrische Figur, die bereits in seinem Frühwerk auftrat. Auf<br />
der Landschaftsskulptur des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> hinter den drei Hügeln von Renzo Piano wurde der Cube aus Kalksandsteinen<br />
in den Massen von rund 5x 5 x 5 Metern aufgebaut. Nachdem in den 1980er und 1990er Jahren in Zürich, ausgehend von der<br />
Diskussion um einen möglichen Standort des Cube, eine intensive Debatte um Kunst im öffentlichen Raum entbrannt ist, findet<br />
nun der Cube – zumindest vorübergehend - einen Standort in <strong>Bern</strong>.