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Zentrum Paul Klee Bern

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<strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong><br />

<strong>Bern</strong><br />

An die Redaktionen<br />

<strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong><br />

Monument im Fruchtland 3<br />

Postfach, CH-3000 <strong>Bern</strong> 31<br />

T +41 (0)31 359 01 01<br />

F +41 (0)31 359 01 02<br />

www.zpk.org<br />

Lost Paradise – Der Blick des Engels<br />

Eröffnung der Ausstellung<br />

29. Mai 2008<br />

Lost Paradise – Der Blick des Engels (31.5. – 26.10.2008)<br />

"Jenseits von Eden. Eine Gartenschau" heisst das Motto, unter dem das <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> seine beiden<br />

grossen Sommerausstellungen 2008 präsentiert. „Lost Paradise – Der Blick des Engels" wird morgen Freitag<br />

eröffnet und zeigt Werke, die von Künstlern im 20. Jahrhundert angesichts der möglichen Menschheitskatastrophen<br />

geschaffen wurden: ausgehend von <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>s Schlüsselwerk „Angelus novus“, das vom 31. 5. – 4. 6.<br />

durchgehend im ZPK zu sehen ist. Erstmals ist der Aussenraum des ZPK grossräumig inszeniert worden – als<br />

„Vorgarten“, der mit unterschiedlichen und gegensätzlichen Kunst-Exponaten, zu denen auch die Installation<br />

„Holzweg“ von Thomas Hirschhorn gehört, sowie einem Sparten übergreifenden Wochenendprogramm dazu<br />

einlädt, das <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> während der Sommermonate auf neuen (Um-)Wegen zu entdecken.<br />

Die begleitende Ausstellung „In <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>s Zaubergarten“ eröffnete am 17. Mai und dauert bis am 31.8.2008.<br />

Lost Paradise – Der Blick des Engels<br />

„Lost Paradise – Der Blick des Engels“ thematisiert die düsterste irdische Wirklichkeit „jenseits von Eden“. Die<br />

Genre überschreitende Ausstellung gruppiert sich konzeptuell um ein Schlüsselwerk von <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>, den “Angelus<br />

novus“, das dem deutsch-jüdischen Philosophen Walter Benjamin als Sinnbild für seinen "Engel der Geschichte"<br />

diente. Aus der Perspektive des Engels, der vertrieben und erschreckt auf das Unheil in der Welt blickt, dokumentieren<br />

die ausgewählten Exponate die Kehrseite des paradiesischen Naturzaubers: den Trümmerhaufen des Fortschritts,<br />

die Welt der Zerstörungen und des Leids, den umherirrenden Menschen und sein nacktes Überleben. Die<br />

Ausstellung vereint unterschiedlichste Kunstwerke, Fotografien, Filme, Installationen und historische Artefakte:<br />

Werke von <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> aus dem Ersten Weltkrieg, von Alberto Giacometti, Tacita Dean, Pablo Picasso, Adrian Paci,<br />

Anselm Kiefer, Fernando Sánchez Castillo, Alfred Kubin, Luc Tuymans, Boris Michailov stossen auf Filme von<br />

Jean-Luc Godard und Alain Resnais und auf Exponate aus dem Hiroshima Peace Memorial Museum. „Die Wiederholung<br />

des Immergleichen ist die Katastrophe“, schrieb Walter Benjamin. Die Ausstellung bietet keinen<br />

Fluchtraum, es sei denn, man schliesst die Augen. Der „Angelus novus“, der vom Israel Museum in Jerusalem nur<br />

für kurze Zeit ans <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> ausgeliehen wird, ist vom 31.5., 10 Uhr bis am 4.6., 24 Uhr durchgehend zu<br />

sehen. Nach Ablauf der Ausleihfrist wird der Angelus novus durch eine Dokumentations-Fotografie sowie <strong>Paul</strong><br />

<strong>Klee</strong>s Originalzeichnung, die ihm als Vorlage für das Werk aus dem Israelmuseum diente, ersetzt. Die Ausstellung<br />

„Lost Paradise – Der Blick des Engels“ steht unter dem Patronat von Herrn Bundespräsident Pascal Couchepin,<br />

Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern.


29.5.2008 Lost Paradise – Der Blick des Engels Seite 2<br />

Der Vorgarten zum Fruchtland<br />

Im Aussenraum trifft Himmel auf Hölle auf einer grossen Kunst- und Spielwiese für die Gartenschau. Verschiedene<br />

Grossinstallationen von <strong>Paul</strong> McCarthy, Sol Lewitt, Joep van Lieshout und der französischen Künstlergruppe<br />

Claire Fontaine sowie ein Fesselballon, der die Besucherinnen und Besucher dem Angelus novus gleich über dem<br />

Gelände schweben lässt, zeigen die Primärformen von Renzo Pianos Wellen aus einer neuen Perspektive. In der<br />

alten Scheune im Wyssloch, östlich der Autobahn, ist eine Videoinstallation von Aernout Mik zu sehen, und eine<br />

parallel zum Bach gelegene Häuserzeile ist mit Blendfassaden der Basler Künstlerinnen Claudia und Julia Müller<br />

getarnt, die Einblick in einen verwunschenen Wald mit Vexierbildern geben. Der Spazierweg um den Egelsee ist in<br />

Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten, der Stadtgärtnerei <strong>Bern</strong> und den Lehrlingen von vier <strong>Bern</strong>er Gärtnereibetrieben<br />

neu bepflanzt worden. Die Windspiele von Pierre Huyghe bringen die Büsche und Bäume am Ufer<br />

zum Klingen und für die Wünsche der Besucherinnen und Besucher steht ein Wunschbaum von Yoko Ono bereit.<br />

Eine Gartenbauingenieurin und eine Landschaftsarchitektin haben Livia <strong>Klee</strong>, Gründerin des ZPK, zweite Ehefrau<br />

von Felix <strong>Klee</strong> und Tochter des Dessauer Bauhausdirektors Hannes Meyer interviewt und ihre Erinnerungen an<br />

den Dessauer Garten als „Livias Garten“ vor dem Südeingang des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> in Natur übertragen.<br />

Die Ausstellung im Aussenraum wurde von der <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>-Stiftung der Burgergemeinde <strong>Bern</strong> ermöglicht.<br />

Thomas Hirschhorn in den Ostermundiger Steinbrüchen<br />

„Jenseits von Eden. Eine Gartenschau“ bespielt auch den Raum um die Ostermundiger Steinbrüche, wo <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong><br />

selbst arbeitete. Sie sind Teil und Ziel der „Wege zu <strong>Klee</strong>“, die Fussgängerinnen und Fussgänger vom Hauptbahnhof<br />

<strong>Bern</strong> zum <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> und bis zu den Steinbrüchen führen. Dort stellt Thomas Hirschhorn – zum ersten<br />

Mal seit der Abwahl von Bundesrat Christoph Blocher wieder in der Schweiz – seine für die Ausstellung „Lost<br />

Paradise – Der Blick des Engels“ erarbeitete Installation „Holzweg“ in den Wald. Sie fragt ganz direkt und ohne<br />

Umschweife nach der Gewalt, die in uns allen steckt, schlummert und ausbricht.<br />

Weekends<br />

Von Anfang Juni bis Mitte September offeriert das ZPK seinen Gästen an jedem Wochenende im „Vorgarten zum<br />

Fruchtland“ unentgeltlich ein vielseitiges Sparten übergreifendes Veranstaltungsprogramm: Kunst-Aktionen, Live-<br />

Performances, Hochseilakrobatik, aber auch eine mobile Kickgolf-Anlage und Picknickmöglichkeiten sollen das<br />

Publikum dazu einladen, den Sommer im und ums <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> zu verbringen.<br />

Das umfassende Programm ist als Faltprospekt erhältlich oder abrufbar unter www.zpk.org<br />

Vernissage und Lange Nächte (31.5., 10 Uhr – 4.6., 24 Uhr)<br />

Die Vernissage zur Ausstellung „Lost Paradise – Der Blick des Engels“ findet am Freitag, 30. Mai, 18 Uhr, statt.<br />

Vom Samstag, 31. Mai, 10 Uhr, bis Mittwoch, 4.6., 24 Uhr, bleibt das <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> durchgehend geöffnet.<br />

Das umfassende Programm zu den „Langen Nächten“ ist als Faltprospekt erhältlich oder abrufbar unter<br />

www.zpk.org. (Pauschalticket: CHF 20.- pro Person; Gratiseintritt für 16- bis 26-Jährige von 18 Uhr und 6 Uhr;<br />

kleiner Bar- und Verpflegungsbetrieb im Hügel Süd)<br />

Für weitere Auskünfte stehen Ihnen gerne zur Verfügung:<br />

– Herr Juri Steiner, Kurator der Ausstellung, juri.steiner@zpk.org, Tel. +41 (0)31 359 01 20<br />

– Frau Gonca Kuleli Koru, Leiterin Public Relations, gonca.kuleli@zpk.org, Tel. +41 (0)31 359 01 80<br />

Bildmaterial<br />

Download Bildmaterial 300dpi: http://presse.zpk.org<br />

Benutzerkennwort: presse / Passwort: paulklee / Stichwort: lost paradise


Aktuelles<br />

<strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong><br />

<strong>Bern</strong><br />

Jenseits von Eden. Eine Gartenschau: Der Vorgarten zum Fruchtland<br />

Von Mai bis Oktober 2008 überrascht das <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> seine Besucherinnen und Besucher mit Pflanzenzauber<br />

und Wundergärten. Dies zum ersten Mal nicht nur in den Ausstellungsräumen unter den drei Wellen von<br />

Renzo Piano, sondern auch in der Museumsstrasse und im Aussenraum.<br />

Für <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> war die Auseinandersetzung mit der Natur eine Voraussetzung für künstlerisches Schaffen schlechthin.<br />

Die Ausstellung In <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>s Zaubergarten (bis 31.8.) spiegelt anhand ausgewählter Werke den Facettenreichtum<br />

von <strong>Klee</strong>s Auseinandersetzung mit der Vielfalt des pflanzlichen Lebens. Dabei ist allen gemeinsam, dass<br />

sie weit über die beschauliche Blumenidylle hinausweisen und eine eigene Welt, entsprungen der künstlerischen<br />

Phantasie darstellen.<br />

Die Ausstellung Lost Paradise – Der Blick des Engels (bis 26.10.) thematisiert im Gegensatz dazu die düsterste<br />

irdische Wirklichkeit „jenseits von Eden“, die Kehrseite des paradiesischen Naturzaubers: den Trümmerhaufen<br />

des Fortschritts, die Welt der Zerstörungen und des Leids, den umherirrenden Menschen und sein nacktes Überleben.<br />

Die für ihre Installationen international renommierten Künstler Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger haben in ihrem<br />

monumentalen Werk "Die Verquickung" die Museumsstrasse des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> in einen filigranen, künstlichen<br />

Dschungel verwandelt. Innerhalb dieses lichten, wuchernden Systems steigen und sinken gegengleich ein<br />

grosses und ein kleineres "Gehänge" zwischen Erd- und Untergeschoss und setzen die beiden Ausstellungen wie<br />

Himmel und Hölle miteinander in Beziehung.<br />

Unter dem Titel Der Vorgarten zum Fruchtland präsentiert sich das Gelände rund um das <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> als<br />

familienfreundliche Kunst- und Spielwiese. Neben einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm an 12 Wochenenden<br />

zwischen Juni und August, an dem die Besucherinnen und Besucher unentgeltlich teilnehmen können, sowie<br />

der Möglichkeit, Kickgolf zu spielen, stehen hier die grossformatigen Kunstwerke und Installationen der Gartenschau.<br />

Der Vorgarten zum Fruchtland wurde von der <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>-Stiftung der Burgergemeinde <strong>Bern</strong> ermöglicht. Zu<br />

den im Aussenraum gezeigten Werken gehören unter anderem:<br />

Thomas Hirschhorn, *1957 in <strong>Bern</strong>, lebt in Paris, Holzweg, 2008<br />

Der in Paris lebende Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn ist mit seiner Ausseninstallation Holzweg zum ersten Mal seit der<br />

Abwahl des Bundesrats Christoph Blocher wieder in der Schweiz mit einer grossen Arbeit vertreten. Die Installation „Holzweg“<br />

nahe des Steinbruchs Ostermundigen wurde vom Künstler eigens für das <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> konzipiert und geschaffen.<br />

Die Installation thematisiert die Gewalt an sich und den Willen sich dieser zu stellen. Der Holzweg führt einen bekanntlich auf<br />

die falsche Spur. Dennoch muss dieser gemäss Thomas Hirschhorn bis ans Ende gegangen werden, wo wir dem Ort des Konfliktes<br />

zwischen Natur und Kunst begegnen. Der Standort Wald steht hier für dieses Konfliktfeld. Wer den Weg zu Ende ?geht,<br />

befindet sich mitten im Wald mit einer Installation konfrontiert, die aus einem weissen Auto, natürlichem und künstlich hergestellten<br />

Holz in allen Dimensionen, afrikanischen Plastiken, Gartenstühlen, sowie weiteren Materialien aus dem Atelier des<br />

Künstlers besteht. Die Begegnung mit der Gewalt, mit dem Negativen und die Auseinandersetzung damit, sieht der Künstler als<br />

unabdingbaren Teil der Welt, dem sich niemand entziehen kann.<br />

Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, die Verquickung 2008<br />

In ihrem jüngsten monumentalen Werk "Die Verquickung" haben die Schweizer Künstler Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger in<br />

wochenlanger Feinarbeit die 150 Meter lange Museumsstrasse des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> für den Ausstellungszyklus "Jenseits von<br />

Eden. Eine Gartenschau" in einen filigranen, künstlichen Dschungel verwandelt. In ihrer Sorgfalt und Geduld sind Gerda Steiner<br />

und Jörg Lenzlinger dem Hauskünstler <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> nicht unähnlich, was die beiden auch gerne eingestehen. Sie verweisen<br />

sogar auf ihre Vorlieben für die Naturwissenschaften und den Alltagshumor, die sie mit <strong>Klee</strong> teilen. Mit Ästen und besonderen<br />

Pflanzenteilen aus dem Botanischen Garten <strong>Bern</strong> haben sie Materialien aus ihrem eigenen Fundus verquickt und neue poetische<br />

Elemente geschaffen und ergänzt. Jedes Detail erzählt eine Geschichte, über die Reisen des Künstlerpaars, von Fremdem und<br />

Eigenem und über das Staunen angesichts der Welt. Innerhalb dieses wuchernden Systems pendeln ein grosses und ein kleineres<br />

"Gehänge" wie zwei Hausgeister zwischen Erd- und Untergeschoss des mittleren Hügels des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>. Sie setzen die<br />

beiden Ausstellungen "In <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>s Zaubergarten" und "Lost Paradise – Der Blick des Engels" wie Himmel und Hölle miteinander<br />

in Beziehung.


Der Vorgarten zum Fruchtland Seite 2<br />

Yoko Ono, Wish tree<br />

Der wish tree basiert auf einem Konzept der japanischen Performance-Künstlerin Yoko Ono. Demzufolge sind alle Besucher<br />

und Besucherinnen eingeladen, ihre Wünsche auf einen Zettel zu schreiben und am Wunschbaum zu befestigen. Die Wünsche<br />

werden gesammelt und an einem Ort in Island vergraben. Dieser Ort beherbergt sämtliche Wünsche, die weltweit im Zusammenhang<br />

mit Yokos Onos wish trees aufgeschrieben wurden.<br />

Die Künstlerin verweist damit auf eine japanische Tradition, Wünsche auf Papier festzuhalten und an ausgewählten Kultorten<br />

zu befestigen. Der Wunschbaum vor dem <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> lebt von der Beteiligung und Intervention der Besucher. Im Zusammenhang<br />

mit der Ausstellung Lost Paradise – Der Blick des Engels ist er Hoffnungsträger und stille Quelle für die Utopie<br />

einer verheissungsvollen Zukunft.<br />

Claire Fontaine, Ibis redibis non morieris in bello, 2006/08<br />

Am Turm der Villa Schöngrün, die heute das Restaurant des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> beherbergt, leuchten kreisförmig angeordnet<br />

Neonbuchstaben, die den Schriftzug „You will go to war not come back die“ bilden. In der griechischen Mythologie erwartete<br />

die sibyllinische Antwort „Ibis redibis non morieris in bello” jene Soldaten, die in den Krieg ziehen mussten und zuvor das<br />

Orakel über den Ausgang ihrer Mission befragten. Der Satz kann auf zwei gegensätzliche Arten gelesen werden. „Du wirst in<br />

den Krieg ziehen, zurückkehren und nicht sterben“ ist die eine Lesart, die andere: „Du wirst in den Krieg ziehen, nicht zurückkehren<br />

und sterben“. Entscheidend ist, ob das Komma vor oder hinter dem Wort „non“ gesetzt wird, doch dies sagte die Prophetin<br />

den Soldaten nicht. Die Autorschaft dieses Werks ist das Künstlerkollektiv Claire Fontaine. Es wurde 2004 in Paris<br />

gegründet und hat sich den Namen einer bekannten französischen Schulheftmarke gegeben. Mit „Fontaine“ werden aber auch<br />

berühmte Kunstschaffende in Verbindung gebracht: Marcel Duchamps Urinoir heisst auf Englisch „Fountain“, und Bruce<br />

Naumanns hat ein „Selfportrait as a Fountain“ geschaffen. Claire Fontaine wird als „Ready-Made-Künstlerin“ definiert, deren<br />

Arbeiten häufig die Gestalt von Werken anderer Kunstschaffender annehmen. Das Kollektiv versteht seine Arbeitsweise nicht<br />

als Aneignung im Sinne der Appropriation Art, sondern will sie eindeutig als Akte von Diebstahl verstanden wissen. Diesen<br />

Diebstahl im Geiste von Robin Hood, das heisst als Aufruf zu zivilem Ungehorsam und zur politischen Agitation, betreibt das<br />

Künstlerkollektiv mittels Neonarbeiten, Plastiken, Videoarbeiten, Gemälden und Texten.<br />

<strong>Paul</strong> Mc Carthy, Complicated Pile, 2007<br />

Der amerikanische Performance-Künstler und Plastiker <strong>Paul</strong> McCarthy setzt mit Complicated Pile ein gigantisches Zeichen<br />

hinter den Wellen des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>. Das aus Zeltstoff hergestellte und durch ein Gebläse in Form gehaltene Objekt ist<br />

die genaue Nachbildung eines Hundekots. Der Protoyp stammt aus dem Atelier des Künstlers, wo dessen Hund einst sein<br />

Häufchen liegen liess. Massstabgetreu wurde die Vorlage in eine über fünfzehn Meter hohe Plastik umgesetzt.<br />

Der Künstler gilt als ein bissiger Kommentator der dunklen Seite der amerikanischen Kultur. Er setzt sich seit Beginn seines<br />

Schaffens mit den Abgründen der Zivilisation wie Sex, Macht und Doppelmoral auseinander. Das Spiel mit Exkrementen kehrt<br />

in seinem Werk mehrmals wieder. Zusammen mit seinem Künstlerfreund Jason Rhoades zeigte er 2002 gesammelte Fäkalien<br />

in Glasflaschen unter dem Titel „Shit Plug“. Das Setzen eines monumentalen Hundehaufens als künstlerische Geste kann nicht<br />

mehr als spezifischer Kommentar gelesen werden, sondern als eine Bemerkung zur Welt an sich.<br />

Sol LeWitt, *1928 in Hartford Connecticut, † 2007 in New York), Cube, 2008<br />

Sol LeWitt wurde 1928 als Sohn russischer Emigranten in Hartford Connecticut geboren. 2007 verstarb er in New York. Der<br />

Künstler, der als Wegbereiter der Concept Art gilt, hat ein vielseitiges Oeuvre hinterlassen. Er beschäftigte sich mit dem Wall<br />

Drawing, der Gouache, der Zeichnung, der Druckgrafik, der Fotografie und der Edition und schuf ausserdem dreidimensionale<br />

Arbeiten. Dabei ist die Form des Kubus, der Cube eine zentrale geometrische Figur, die bereits in seinem Frühwerk auftrat. Auf<br />

der Landschaftsskulptur des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> hinter den drei Hügeln von Renzo Piano wurde der Cube aus Kalksandsteinen<br />

in den Massen von rund 5x 5 x 5 Metern aufgebaut. Nachdem in den 1980er und 1990er Jahren in Zürich, ausgehend von der<br />

Diskussion um einen möglichen Standort des Cube, eine intensive Debatte um Kunst im öffentlichen Raum entbrannt ist, findet<br />

nun der Cube – zumindest vorübergehend - einen Standort in <strong>Bern</strong>.


Der Vorgarten zum Fruchtland Seite 3<br />

Spencer Tunick, Switzerland, Aletsch Glacier 2-6 (Greenpeace) 2007<br />

Der amerikanische Installationskünstler Spencer Tunick ist bekannt für seine spektakulären Aktionen, für die er Freiwillige in<br />

grossen Gruppen nackt posieren lässt. Letztes Jahr rief er in Zusammenarbeit mit Greenpeace Schweiz zu einer Installation auf<br />

dem Aletschgletscher auf. Die schwindenden Gletscher sind ein unübersehbares Zeichen für die Erwärmung der Erde. Schreitet<br />

die Klimaerwärmung weiter fort, wird bis im Jahr 2080 anstelle der heutigen Gletscher nur noch nacktes Geröll übrig bleiben.<br />

Der Klimawandel verlangt heute nach mutigen politischen Entscheidungen. Rund 600 Menschen sind im August 2007 dem<br />

Aufruf von Greenpeace gefolgt und bildeten unter der Regie des Künstlers eine „lebende Skulptur“. Mit der Körperlandschaft<br />

wird die Verletzlichkeit des Gletschers mit dem Menschen symbolisch in Verbindung gebracht. Die Bilder wenden sich in ihrer<br />

Botschaft direkt an die, die sie betrachten. Sie fühlen sich in ihrer Existenz als Individuum berührt und erfahren die Verletzlichkeit<br />

unseres Daseins am eigenen Körper.<br />

Livias Garten<br />

Ein Projekt der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil.<br />

Livia <strong>Klee</strong>, Schwiegertochter <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>s, lernte ihren Mann Felix <strong>Klee</strong> bereits als 4jähriges Kind im Bauhaus in Dessau kennen.<br />

Ausgehend von ihren Erinnerungen an diesen Garten gestalteten Regula Treichler und Doris Tausendpfund vom Institut Umwelt<br />

und Natürliche Ressourcen in Wädenswil diesen „Garten der Erinnerung“ nach. Livias Garten bietet eine kleine Zeitreise<br />

in die kultivierte Natur, die auch <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> als Bauhaus-Lehrer in den 1920er Jahren in Deutschland mitgeprägt hat. Livia<br />

<strong>Klee</strong>s Erinnerungen werden in abstrahierter Form im Garten wiedergegeben. Heckenelemente zum Durchschlüpfen und übergrosse<br />

Maulwurfshügel, welche die Szenerie beherrschen , zum Beispiel. Hecken aus Bäumen, Blütenstauden und Gräsern<br />

bilden den Rahmen des Gartens und gleichzeitig den fliessenden Übergang zur Umgebung. Im Verlauf der Vegetationsperiode<br />

verändert sich das Bild, die Gräser und Stauden wachsen und die Heckenelemente werden immer höher und höher, so dass<br />

man plötzlich im Herbst von den Pflanzen überragt wird. Als zentrales und konstantes Gestaltungselement stehen drei abstrahierte<br />

Maulwurfshügel aus Weiden. Diese lebendigen Weidenbauten treiben im Verlauf des Jahres Blätter und Stängel und<br />

werden so zu grünen Hügeln, die wie Maulwurfsbauten auf der Wiese stehen.<br />

Der Garten und insbesondere die Weidenbauten laden kleine und grosse Besucher zum Spielen, Verstecken, Verweilen und<br />

Entdecken ein.<br />

Essbare Blüten<br />

Ein Projekt der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil.<br />

Milliarden von Bienen können sich einfach nicht irren, wenn sie auf zarte Blüten, deren Farben und Aromen fliegen. Im Allgemeinen<br />

haben wir von Blüten eine klare Vorstellung. Wir denken an deren dekorativen Wert in Vase und Garten oder als<br />

einzigartigen Duft in Form eines Parfüms. Das Würzen und Kochen mit Blumen geht aber weit in die Geschichte zurück. Nicht<br />

nur als Dekorationselement in der höfischen Küche, für Festgelage mit Rosen und aromatisiertem Wein, sondern auch als Teil<br />

der Volksküche, welche Blüten zu allen Zeiten auf pragmatische Art verwendete. Blüten auf dem Teller sind ein Fest für alle<br />

Sinne - Gaumenschmaus und Augenweide. Regula Treichler und Doris Tausendpfund vom Institut für Umwelt und Natürliche<br />

Ressourcen der Hochschule in Wädenswil haben diese kulinarische Expedition durch die Welt der essbaren Blüten zusammengestellt.<br />

Im Laufe des Sommers werden auf dem Blütenbeet immer neue Pflanzen mit essbaren Blüten in verschwenderischer<br />

Fülle stehen. Duftpelargonien, Lavendel, Thymianblüten und Muskatellersalbei verbreiten ihren verführerischen Duft bereits<br />

bei den ersten Sonnenstrahlen und man kann sie schon von weitem riechen. Andere Blüten entfalten ihr Aroma erst im Gaumen<br />

und überraschen mit aussergewöhnlichen Geschmacksrichtungen. Begleiten Sie uns auf dieser erregenden Entdeckungsreise<br />

zu unbekannten kulinarischen Dimensionen. Naschen erlaubt!


Der Vorgarten zum Fruchtland Seite 4<br />

Aernout Mik, *1962 in Groningen, lebt in Amsterdam, Scapegoats, 2006<br />

Der 1962 in Groningen geborene Künstler Aernout Mik gehört zu den international höchst anerkannten Video-Künstlern<br />

seiner Generation. Er entwickelt absurde Szenen, latente Katastrophen-Situationen. Sie sind akribisch konstruiert und werden<br />

als loop gezeigt. Mik spielt mit der Realität und führt die Betrachter in die Irre. Der Künstler geht von kollektiven Vorstellungen<br />

aus, wie sie beispielsweise über das Verhalten von Polizisten gegenüber illegalen Einwanderern herrschen, recherchiert aber<br />

bewusst nicht, wie sie sich tatsächlich verhalten. Er bedient sich des Materials Mensch wie ein Bildhauer und schafft so „lebende<br />

Installationen“. Für seine Inszenierungen arbeitet Mik mit Laiendarstellern. Im Video „Scapegoats“ sind in einer grossen<br />

Halle Soldaten zu sehen, die Zivilisten bewachen. Doch die Situation verändert sich, so dass bald nicht mehr klar ist, wer die<br />

Bewacher und wer die Bewachten sind, wenn etwa Kinder beginnen, Erwachsene mit Maschinengewehren vor sich herzutreiben.<br />

Dadurch, dass der Künstler auf Sprache verzichtet, wird die Situation noch rätselhafter.<br />

Fesselballon Angelus novus<br />

Der Fesselballon wurde eigens für das Gartenprojekt „Jenseits von Eden. Eine Gartenschau“ vom <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> produziert.<br />

Der Ballon ist mit einem dreifachen Aufdruck von <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>’s Angelus novus, 1920, 32 versehen, dem Leitmotiv der<br />

Ausstellung Lost Paradise im Untergeschoss des <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong>. An den Seilen festgezurrt, steigen die Besucherinnen und<br />

Besucher selbst in himmlische sechzig Meter Höhe und können aus der Perspektive des Engels die Welt überblicken. Die Zukunft<br />

im Rücken, im Blickfeld nur das, was bereits Vergangenheit ist. Sie werden selbst zum Engel der Geschichte.<br />

Claudia & Julia Müller, *1964 & *1965 in Basel, leben in Basel, Nachtwald I-III, 2008<br />

Vor den Mehrfamilienhäusern auf der Wiese im Wyssloch lagern drei dunkel gestaltete, in den Dimensionen die Fassaden<br />

nachempfundene Bildinstallationen. Das Tryptichon hat den Wald, genauer den Nachtwald zum Thema. Wir sehen Ausschnitte<br />

von wuchtigen Baumstämmen vor dunklem Himmel, mit gespinstartigen, fein gezeichneten Bäumchen und Verästelungen<br />

dazwischen. Nach und nach schälen sich aus diesem Nachtwald noch weitere Bilder heraus. Das riesige Bild spielt mit unserer<br />

Wahrnehmung: überall erkennen wir plötzlich Gesichter oder auch nur einzelne Sinnesorgane wie Zunge, Ohr und Auge. So<br />

weckt der Nachtwald dunkle Fantasien, Geschöpfe, Albtraum und Nachtmahr. Das komplexe Vexierbild, das die in Basel<br />

lebenden Schwestern Claudia und Julia Müller geschaffen haben, fügt sich in eine Reihe von Illusionsräumen, die die Künstlerinnen<br />

ausgehend von ihrem zeichnerischen Werk entwerfen.<br />

Joep van Lieshout, *1963 in Ravenstein, lebt in Rotterdam, Wellness Skull, 2007<br />

Der niederländische Künstler Joep van Lieshout arbeitet an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Design und Lebenskunst.<br />

Er konzipiert ganze Städte und deren Funktion und entwickelt Objekte und Installationen. Sein Werk dreht sich um<br />

Behausung, Verpflegung, Entsorgung, Fortbewegung und Fortpflanzung. Im Rahmen der Ausstellung „Jenseits von Eden. Eine<br />

Gartenschau“ zeigt das <strong>Zentrum</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Klee</strong> einen überdimensionalen Totenkopf, der in seinem Inneren ein Wellness Center<br />

beherbergt. Viereinhalb Meter in der Höhe und sechs Meter in der Breite misst der „Wellness Skull“. Im Nacken des Schädels<br />

ist ein kleines Bad eingebaut; der Kopf des Schädels beinhaltet eine Sauna. Wenn er in Betrieb ist, dringen die Dampfschwaden<br />

aus den Augenhöhlen des Totenschädels. Dieser steht für Vergnügen und Gesundheit sowie Eitelkeit und Dekadenz. Die Arbeit<br />

weist auf das Sterben und Vergehen hin, sie symbolisiert den Tod, den Glauben an das Danach und das Ende des Lebens.

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