gt - Barbara Bierach
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Titel<br />
<strong>Barbara</strong> <strong>Bierach</strong> machte sich<br />
nach vielen Jahren bei der<br />
„WirtschaftsWoche“ selbstständig,<br />
<strong>Barbara</strong> <strong>Bierach</strong> machte sich<br />
nach vielen Jahren bei der<br />
„WirtschaftsWoche“ selbstständig,<br />
um Bücher zu schreiben und<br />
aus dem Ausland füei der<br />
„WirtschaftsWoche“ selbstständig,<br />
um Bücher zu schreiben ur deut-<br />
lange, vierspurige Trasse. Vor deren Fertigstellung Ende 2005 bedeutete<br />
ein Trip vom Norden in den Süden der Metropole eine Tour<br />
quer durch die Stadt, durch verstopfte Tunnels, am Flughafen vorbei.<br />
Wer Pech hatte, brauchte allein dafür 90 Minuten. Auf dem WestLink<br />
schaffe ich es in der gleichen Zeit bis an meinen Lieblings-Beach in<br />
Jarvis Bay. Schließlich werden mir mal eben 48 Ampeln erspart.<br />
Zahler sind Kunden<br />
In Thüringen entsteht der erste private<br />
Autobahnneubau Deutschlands. Die Strecke wird über<br />
die Lkw-Maut finanziert – eine Regelung mit Folgen<br />
Australien<br />
<strong>Barbara</strong> <strong>Bierach</strong> auf dem<br />
WestLink M7, rund um Sydney<br />
Die Tage am Strand von Jarvis Bay waren schön, doch nun ist Sonntagabend.<br />
Und ich muss rund 180 Kilometer Australiens Ostküste<br />
hoch, heimwärts in Sydneys Norden. Aus meinem Autoradio quaken<br />
Staumeldungen, die ganze Stadt ist ziemlich dicht. Die Ironie dabei<br />
ist: Wer in dieser Blechlawine festsitzt, hat vermutlich auf Tausenden<br />
von Kilometern in alle Richtungen die einzig staugefährdete<br />
Gegend erwischt – so weitläufig und leer ist Australien. Nur nicht in<br />
Sydney: Hier drängeln sich mit mir noch 4,5 der insgesamt 21 Millionen<br />
Einwohner des Kontinents. Doch heute stört mich das nicht,<br />
ich donnere gerade über die größte Straßenkreuzung der südlichen<br />
Hemisphäre, um die Stadt auf der M7 westlich zu umfahren.<br />
Mir freie Fahrt zu verschaffen, war eine echte Herausforderung für<br />
die Regierung. Nur etwa elf Millionen Bürger zahlen in Australien<br />
Steuern, und mit diesen spärlichen Einnahmen muss sie die Infrastruktur<br />
für einen gewaltigen Kontinent erstellen. Das geht nur in<br />
Public-Private-Partnerships (PPP): Staat und Industrie müssen sich<br />
zusammentun, um große Projekte zu stemmen. Wie das im Optimalfall<br />
geht, zei<strong>gt</strong> die Westumfahrung Sydneys, die lokal schlicht West-<br />
Link heißt und mir die Sonntagabend-Laune rettet. Im Auftrag der<br />
staatlichen Roads and Traffic Authority (RTA) erstellte ein Joint Venture<br />
der HOCHTIEF-Beteiligung Leighton Holdings eine 40 Kilometer<br />
Die Strecke gefällt mir. Nicht nur, weil sie so angenehm zu fahren ist,<br />
sondern auch wegen des Spaßfaktors. Wenn ich Zeit habe, lädt am<br />
Rande des Geschehens der Sydney Regional Park zum Ausruhen<br />
ein; habe ich den Nachwuchs im Auto, ist ein Stopp beim Mitmach-<br />
Bauernhof Fairfield City Farm ein Muss. Alternativ geht’s zum Eastern<br />
Creek International Raceway, dem lokalen Autorenn-Parcours.<br />
Zurück auf dem WestLink muss ich schauen, dass ich mich nicht<br />
aufführe wie Michaela Schumacher, denn trotz Maut-System komme<br />
ich flott voran. Ich brauche nämlich nicht an Stationen zu halten<br />
und mit Kleingeld herumzufummeln, sondern kassiert wird vollelektronisch.<br />
Als ich nach Sydney zog, habe ich mich und mein Auto<br />
online bei der RTA registriert. Seither klebt ein “e-tag” ¬– ein<br />
etwa zigarettenschachtelkleiner Funkapparat – hinter meinem<br />
Rückspiegel und kommuniziert mit Mautstellen auf dem WestLink.<br />
So weiß die RTA, welche Strecken ich genutzt habe, und holt sich die<br />
Gebühren von meinem Konto. Umgerechnet 30 Euro monatlich<br />
kommen so zusammen, denn in Sydney sind auch viele Tunnel und<br />
die berühmte Harbour Bridge gebührenpflichtig.<br />
<strong>Barbara</strong> <strong>Bierach</strong> machte sich<br />
nach vielen Jahren bei der<br />
„WirtschaftsWoche“ selbstständig,<br />
um Bücher zu schreiben und<br />
aus dem Ausland für deutsche<br />
Printmedien zu berichten.<br />
Inzwischen arbeitet sie in Sydney.<br />
Sind PPP-Autobahnen die besseren Straßen? Gianluca Beraldo,<br />
Geschäftsführer der Via Solutions Thüringen ist davon<br />
überzeu<strong>gt</strong>. Die A4 ist die erste Autobahn in Deutschland, die<br />
als Public Private Partnership (PPP) realisiert wird. 42 Kilometer<br />
lang ist die Trasse zwischen Eisenach und Gotha heute. Etwas<br />
mehr als die Hälfte davon wird nach Norden um Eisenach<br />
und die Hörselberge verle<strong>gt</strong>. Dafür werden zirka zwei Kilometer<br />
verbreitert und 22,5 Kilometer völlig neu gebaut. Die alte<br />
Trasse wird teils zurückgebaut, teils zur Ortsumgehung Eisenach<br />
umfunktioniert Ausgeführt werden die Arbeiten von der<br />
Projektgesellschaft Via Solutions Thüringen, bei der HOCH-<br />
TIEF PPP Solutions federführend ist. Um seine Investitionen in<br />
den Bau und die Erhaltung refinanzieren zu können, erhält das<br />
Konsortium statt eines Festpreises die Lkw-Maut, die auf dieser<br />
Strecke eingenommen wird. Auf diese Weise wird auch der<br />
Betrieb finanziert.<br />
So wird die Straße zum „Produkt“ – und der Spediteur zum<br />
Kunden. Für die Via Solutions Thüringen kann dieses Geschäft<br />
nur zum Erfolg werden, wenn das Produkt attraktiv ist. „Wenn<br />
keiner fährt“, sa<strong>gt</strong> Beraldo, „haben wir ein Problem“. Das ist<br />
hauptsächlich von der Konjunktur in Deutschland und Europa<br />
abhängig, der Zustand der Strecke spielt ebenfalls eine Rolle.<br />
„Bei den üblichen Vergabeverfahren“, so der HOCHTIEF-Experte,<br />
„werden Bau, Erhaltung und Betrieb als völlig getrennte<br />
Einheiten betrachtet. Bei Ausschreibungen wird dann das Billigste<br />
vom Billigen bevorzu<strong>gt</strong>,<br />
die Gesamtwirtschaftlichkeit<br />
über den Lebenszyklus des Projekts<br />
dagegen nicht oder kaum<br />
betrachtet“. Bei der A4 aber<br />
wird schon beim Bau akribisch<br />
auf Qualität geachtet, weil die<br />
Via Solutions Thüringen auch<br />
für den langfristigen Erhalt der<br />
Strecke verantwortlich ist. Voraussichtlich<br />
Anfang 2010 heißt<br />
HOCHTIEF #02/2008<br />
#02/2008 HOCHTIEF