Niedergelassene Psychologische Psychotherapeuten/innen und ...
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<strong>Niedergelassene</strong> <strong>Psychologische</strong> <strong>Psychotherapeuten</strong>/<strong>innen</strong> <strong>und</strong><br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendlichenpsychotherapeuten/<strong>innen</strong><br />
Arbeitskreis in Hagen <strong>und</strong> Umgebung<br />
Wilhelmsplatz 2 , 58089 Hagen, Tel. 02331/331826, Fax 377795<br />
e-Mail:akpthagen@t-online.de<br />
Sekretariatszeiten: Mo, Di, Do, Fr, 9.00 bis 11.30 Uhr<br />
Sprecherin: G<strong>und</strong>ula Meyer<br />
OFFENER BRIEF<br />
29.11.2001<br />
An den<br />
Direktor des<br />
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe<br />
Herrn Wolfgang Schäfer<br />
Feiherr-vom-Stein-Platz 1<br />
48133 Münster<br />
Der Ratgeber des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe: „Wenn die Psyche Hilfe sucht ...“<br />
Sehr geehrter Herr Schäfer!<br />
In den vergangenen Wochen wurden auch den niedergelassenen <strong>Psychologische</strong>n <strong>Psychotherapeuten</strong><br />
jeweils einige Exemplare des von Ihrer Institution herausgegebenen Ratgebers „Wenn die Psyche Hilfe<br />
sucht ...“ zugeschickt. Wir haben uns über diese Einbeziehung in den Verteilerkreis gefreut - haben Sie<br />
vielen Dank dafür.<br />
Wir begrüßen es auch sehr, dass uns für unsere Arbeit nun ein Verzeichnis der Kliniken vorliegt,<br />
einschließlich der detaillierten Informationen über das Angebot in den einzelnen Einrichtungen. Oft hat<br />
man trotz der Zusammenarbeit mit den geografisch nahegelegenen Kliniken doch nicht den Überblick über<br />
den aktuellen Stand der dortigen therapeutischen Möglichkeiten. Auch die Hinweise zur Erreichbarkeit der<br />
Kliniken (Telefon / Fax / Lageplan) sind sicherlich sehr nützlich.<br />
Wir - d. h. die Kolleg<strong>innen</strong> <strong>und</strong> Kollegen unseres Arbeitskreises - haben uns nach näherer Lektüre des<br />
Ratgebers aber entschieden, diese Broschüre nicht in unseren Wartezimmern auszulegen <strong>und</strong> sie auch nicht<br />
unseren Patienten zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren haben wir uns aus einer beträchtlichen<br />
Verärgerung heraus dazu entschlossen, nicht nur Sie als Direktor des Landschaftsverbandes persönlich<br />
anzusprechen, sondern in Form dieses Offenen Briefes auch Kolleg<strong>innen</strong> <strong>und</strong> Kollegen sowie Institutionen<br />
über die Nachteile dieses Ratgebers zu informieren.<br />
Da sind zum einen zahlreiche fachliche Mängel, die uns in den Kapiteln ‘Typische Krankheitsbilder’<br />
auffielen. Wir möchten hier nicht alle Einzelheiten aufführen, sondern nur beispielhaft 2 Punkte nennen:<br />
- Die sehr große Gruppe der psychogenen depressiven Verstimmungen wird unter der Überschrift<br />
‘Gemütserkrankungen’ gemeinsam mit den manisch-depressiven Erkrankungen besprochen; letztere<br />
werden im Untertitel sogar an erster Stelle genannt. Wir finden diese mangelnde Differenzierung der<br />
Krankheitsbilder, die sich durch den ganzen Artikel zieht, sachlich nicht angemessen <strong>und</strong> für Patienten<br />
verunsichernd <strong>und</strong> beängstigend.<br />
- Es hat uns erstaunt, dass des öfteren der Neurose-Begriff im Ratgeber auftaucht. Unter <strong>Psychotherapeuten</strong><br />
ist es seit langem üblich, diesen Begriff beim Patienten zu vermeiden, da er schillernd <strong>und</strong><br />
mißverständlich ist <strong>und</strong> im Lauf der Zeit einen eher abwertenden Beiklang bekommen hat. Nun feiert<br />
dieser Begriff in diesem ja auch für die Allgemeinheit bestimmten Ratgeber ein fröhlich-unbedarftes<br />
Comeback. An einer Stelle ist sogar von „neurotisch veranlagten Menschen“ die Rede - dies ist fachlich<br />
ein Widerspruch in sich.
2<br />
Diese <strong>und</strong> andere Einzelheiten haben uns verw<strong>und</strong>ert, manchmal auch amüsiert, so etwa, wenn die<br />
Fachleute Ihres Hauses die psychopathologische Nomenklatur um den Begriff der „selbstverliebten“<br />
Persönlichkeit erweitert haben. (Wir wissen ja, was gemeint ist, aber so darf man den Narzißmus-Begriff<br />
nun wirklich nicht übersetzen.)<br />
Ausgesprochen geärgert hat uns nun aber die berufspolitische Tendenz des Ratgebers, die schon bei<br />
flüchtigem Lesen ins Auge springt: Durchgängig wird die Bezeichnung „Psychotherapeut“ in erster Linie<br />
für die ärztliche Seite reklamiert. In völliger Verkehrung der tatsächlichen Gegebenheiten wird der<br />
Eindruck geweckt, als sei das <strong>Psychotherapeuten</strong>gesetz vor allem für die ärztlichen <strong>Psychotherapeuten</strong><br />
gemacht worden <strong>und</strong> dass nur am Rande, unter bestimmten Bedingungen, auch die psychologischen<br />
<strong>Psychotherapeuten</strong> betroffen seien.<br />
Im „Glossar“ schließlich, <strong>und</strong> hier wird die tendenziös-falsche berufspolitische Darstellung besonders<br />
deutlich, taucht unter der Begriffserklärung ‘Psychotherapeut’ die psychologische Seite überhaupt nicht<br />
mehr auf, sondern dieser Begriff wird allein für die Fachärzte reserviert!<br />
Sehr geehrter Herr Direktor Schäfer, auf diese Weise werden keine guten Bedingungen für eine fruchtbare<br />
Zusammenarbeit geschaffen. Dabei wird in Ihrem Ratgeber ja doch des öfteren die Bedeutung der<br />
Verzahnung zwischen dem stationären <strong>und</strong> dem ambulanten Bereich betont <strong>und</strong> als eine Notwendigkeit<br />
geschildert. Wenn aber derjenigen Berufsgruppe, die ja doch mit Abstand den größten Teil der<br />
psychotherapeutischen Versorgung abdeckt, deutlich gemacht wird, wie sehr sie im Bereich des<br />
Landschaftsverbandes <strong>und</strong> den dazugehörigen Kliniken geringgeschätzt wird, wie soll dann diese<br />
Zusammenarbeit zustandekommen? Hier zeichnen sich vielmehr Entwicklungen ab, die von bestimmter<br />
Seite sicherlich gewollt sind, die aber nicht nur den Interessen der <strong>Psychologische</strong>n Psychotherapeut<strong>innen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Psychotherapeuten</strong> zuwiderlaufen, sondern die auch den Patienten schaden, die unter seelischen<br />
Erkrankungen leiden.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />
<strong>und</strong> der Hoffnung auf eine verbesserte zweite Auflage,<br />
M. Schumacher, <strong>Psychologische</strong>r Psychotherapeut,<br />
im Namen des Arbeitskreises