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Schulportrait Lessingsstraße _Viertel__Korr1 - Ganztägig Lernen ...

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Die Ganztagsgrundschule im <strong>Viertel</strong><br />

Ein Portrait der Schule an der Lessingstraße<br />

Das <strong>Viertel</strong> genießt wohl unter den Stadtteilen eine Sonderstellung: Kein Stadtteil ist so bunt<br />

und lebendig. Untypisch für Bremen, bekommt man hier oft das Gefühl, die Stadt schläft nicht.<br />

Und doch hat der Trubel seine Grenzen. Die Schule an der Lessingstraße liegt abseits des<br />

Knotenpunktes Sielwall-Kreuzung in einer Nebenstraße. Es ist nichts zu hören von<br />

Straßenbahn, Autohupen, Fahrradklingeln. Es ist ruhig. Eine Voraussetzung für gutes <strong>Lernen</strong>.<br />

Grundsätzliches<br />

Damals als Volksschule gegründet besteht die Schule an der Lessingsstraße seit 1877.<br />

Leitung der Ganztagsgrundschule ist seit 2006 die 54-jährige Kornelia Martens. Stellvertretend<br />

fungiert Benita Buchheim (ab 1.2.2011). Gemeinsam mit 18 Lehrerinnen und Lehrern, einer<br />

Referendarin und 12 sozialpädagogischen Fachkräften (, die entweder eine Erzieher- oder eine<br />

Sozialpädagogenausbildung genossen) stehen sie für 244 Schüler beziehungsweise 13 Klassen<br />

zur Verfügung. Erstmalig sind alle Stufen im Ganztagsbetrieb, der 2007 anlief.<br />

Unterrichtszeit + Früh- und Spätdienste<br />

Morgens ab halb 8 greift an der Schule in der Lessingstraße die Frühbetreuung bis acht Uhr.<br />

Angenommen wird das nicht unbedingt gut. „Kurz nach der Einschulung melden noch relativ<br />

viele Eltern ihre Kinder für die Frühbetreuung. Weil sie nicht ganz genau wissen, wie sie den<br />

Alltag geregelt bekommen. Nach einem halben Jahr hat sich das meist aber eingependelt und<br />

kaum ein Kind kommt noch.“ Überraschend viele Kinder, werden laut Martens morgens von<br />

ihren Eltern persönlich gebracht, obwohl die berufstätig sind. „Das wundert mich auch immer<br />

wieder.“ Aber der Schulalltag der Kinder passt ganz gut zu dem Arbeitsalltag eines<br />

Berufstätigen. Für die Kinder heißt es: von 8 Uhr bis 16 Uhr für alle. Wahlweise anschließend<br />

noch eine Stunde Spätbetreuung bis 17 Uhr. „Wenn Eltern ihre Kinder in Früh- UND<br />

Spätbetreuung geben wollen, dann fragen wir schon noch einmal nach und fangen an zu<br />

diskutieren: Das machen wir eigentlich nicht.“<br />

Eine Ausnahme im Tagesablauf bilden Dienstag und Freitag. Letzterer ist sogenannter<br />

Familientag, an beiden Tagen ist bis in den späten Nachmittag eine Betreuung der Kinder in<br />

der Schule gewährleistet, nur besteht die Möglichkeit an beiden Tagen die Kinder ab 14 Uhr<br />

abzuholen. „Freitags, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass berufstätige Eltern ihre<br />

Kinder doch sehr gerne mit ins Wochenende nehmen wollen – und da die Spätbetreuung so gut<br />

wie gar nicht angenommen wird.“ Die Kinder können Freitags ohne Anmeldung zwischen 14<br />

und 16 Uhr abgeholt werden. Die Kinder befinden sich während dieser Zeit nicht in den<br />

Klassen, sondern in der Aula, wo sie in klassenübergreifenden Gruppen betreut werden.<br />

„Dienstags bleibt Raum für die Aktivitäten der Kinder, die sonst nicht mehr in die Wochen<br />

passen würden – wie der Logopäde oder Reitunterricht.“ Die Schule bietet den Kindern in<br />

dieser Zeit ein breit gefächertes AG-Band in Zusammenarbeit mit der Sportakademie, dem<br />

Mädchenkulturhaus und Casa della Musica an. Lehrkräfte und Pädagogische Fachkräfte nutzen<br />

die Zeit für Teambesprechungen.<br />

„Manche Schulen machen schon um 15 Uhr dicht. Das war uns zu früh. Wir wollten den<br />

Unterrichtsalltag bis 16 Uhr, weil wir dachten, dass wir anders keine vernünftige<br />

Rhythmisierung hinbekämen.“<br />

Rhythmisierung<br />

Die hält nicht nur Frau Martens und ihr Kollegium weitestgehend für sehr gelungen, sie merkt<br />

es auch an den Reaktionen der Kinder. „Besonders der Rhythmisierungsplan der 1. und 2.<br />

Klassen ist gelungen. Das geht zum Beispiel morgens los mit zwei Blöcken Unterricht.<br />

Dazwischen ist eine halbe Stunde Bewegungszeit. Nicht nur durchlüften, sondern richtig raus<br />

und toben. Während die 1. und 2. Klassen bereits um 11.30 Uhr in den Klassen essen, haben<br />

der 3.und 4.Jahrgang noch 60 Minuten Projekt- oder Unterrichtszeit..“ Die Mensa ist sehr klein.<br />

Somit essen die Kleinen in den Klassen, was jedes Mal einen logistischen Aufwand bedeutet<br />

und „klebrige Tischkanten“. Die 3. und 4. Klassen müssen in drei Schichten essen, jeweils<br />

immer zwei Klassen zusammen. Trotz dieser Schwierigkeit sehen alle Stundenpläne einen Plan


vor: eine Verzahnung von Unterrichts- und Freizeitangebot. So ist es von hoher Wichtigkeit,<br />

dass die 1.und 2. Klassen nach dem Mittagessen noch eine 90 Minuten Freizeit haben. Eine<br />

Zeit in der die Kinder in kleinen Arbeitsgemeinschaften zu bestimmten Themen spielen,<br />

basteln, toben oder auch die Möglichkeit haben, im Klassenverband zu bleiben, ist ebenfalls<br />

Bestandteil einer Unterrichtswoche.<br />

Die Projektzeit der dritten Klassen<br />

Als eine Art festen Unterrichtsblock gibt es für die dritten Klassen an Montagen vor dem<br />

Mittagessen die Projektzeit. Entwickelt wurde dieses Projekt aufgrund der Tatsache, dass<br />

Fächer wie Textiles Gestalten keine festen Stundenplaninhalte mehr sind. In der Projektzeit<br />

gibt es sechs Angebote, die alle unter anderem die manuellen Fähigkeiten der Schülerinnen<br />

und Schüler schulen sollen. Jeder Schüler durchläuft im Laufe des dritten Schuljahres jedes<br />

Angebot verpflichtend: Werken, Textiles Gestalten, Leseclub, Kunst, Bewegung, Kochen<br />

(gesunde Ernährung).<br />

Die vierten Klassen haben statt der Projektzeit eine Wahlmöglichkeit. Für jeweils ein halbes<br />

Jahr wählen sie zwischen Kochen, Garten , Theater, Leselust, Hockey und Schach.<br />

Beide Klassenstufen haben natürlich ebenfalls, wie die 1. und 2. Klassen ein Freizeitangebot:<br />

Sei es ein Samba- oder Computerkurs, sie können auch einige Wochen neue Sportarten<br />

ausprobieren, angeboten von Werder Bremen.<br />

Kooperationen<br />

Seit vielen Jahren pflegt die Ganztagsschule eine Kooperation mit den Kindergärten im <strong>Viertel</strong><br />

und der Evangelischen Friedensgemeinde. Die Kinder können bereits im Kindergarten an<br />

bestimmten Tagen einen Ausflug in die Schule machen. Sie erleben ihre erste Mathe- Deutschund<br />

Sportstunde, lernen das Schulgelände kennen sowie einige Lehrer. Im Gegenzug gehen<br />

Schüler der 3. und 4. Klassen von Zeit zu Zeit in die Kindergärten und lesen dort vor.<br />

Sportliche Kooperationen bestehen mit dem Sportgarten Bremen, Sportliche Kooperationen<br />

bestehen mit dem Sportgarten Bremen, der Sportakademie Bremen und dem SV Werder<br />

Bremen. So wird den Kindern ein breites, sportliches Angebot zum Erproben und <strong>Lernen</strong><br />

verschiedenster Sportarten zur Verfügung gestellt. Die Sportakademie bietet es fast alles -<br />

über Handball, Schwimmen, Leichtathletik. Es ist aber auch möglich, im Tier- und<br />

Landschaftsprojekt Garten und Tiere im Sportgarten zu pflegen. In Kooperation mit dem<br />

Mädchen-Kulturhaus Bremen können Schülerinnen den Kampftanz Capoeira lernen. So bleibt<br />

es also ganz sicher nicht nur bei einem Angebot traditioneller Sportarten. Die Schule legt einen<br />

großen Schwerpunkt auf Bewegung, Ernährung und zudem auf Musik. Durch die Kooperation<br />

mit der Privatmusikschule Casa della musica ist es den Kindern möglich, im<br />

Instrumentenschnupperkurs zahlreiche Instrumente auszuprobieren, anzulernen und zu<br />

diesem Zweck auch teilweise mit nach Hause zu nehmen. Viele Kinder entscheiden sich<br />

anschließend für einen Instrumentalkurs, den professionelle Musiklehrer von casa della musica<br />

in der Schule anbieten. Für eine weitere musische Komponente sorgt die Kooperation mit der<br />

Bremer Schuloffensive, die Kunstprojekte ins Rollen bringt. Wissenschaftlich kreativ werden<br />

können die Kinder im Forscherhaus, einer Werkstatt, die in Zusammenarbeit mit dem Uni-<br />

Labor aufgebaut wurde.<br />

Für den etwas längeren Weg zu den Sportanlagen steht im Übrigen auf dem Schulhof ein<br />

Schuppen voller Roller bereit, mit denen sich die Kinder von der ersten Klasse an auf den Weg<br />

machen.<br />

Schwerpunkte der Schule<br />

Bewegung, nicht nur als Pflichtveranstaltung, auch im Alltag wird groß geschrieben. „Gerade<br />

für einen Innenstadtschule ist das wichtig“, so Martens.<br />

Daneben sieht die Schule einen wichtigen Teil ihrer Aufgaben darin, Lesen zu fördern. „Lesen<br />

ist eine Schlüsselqualifikation für die schulische Laufbahn. Aber nicht nur deshalb ist es<br />

wichtig, mit Büchern aufzuwachsen, Lesen hat auch eine eigene Qualität: Es ist gut fürs Herz.“<br />

Die Ganztagsgrundschule ist „Leseschule“ und beteiligt sich am KMK-Projekt „proLesen“..


Einzugsgebiet und Publikum<br />

Es ist eine bunte Mischung an der Schule. Es sind Kinder dabei aus dem vornehmsten<br />

Schwachhausen wie aus sozial schwachen Familien. „Sowohl bildungsferne als auch sehr<br />

bildungsinteressierte Eltern wählen unsere Schul Das macht es schwierig und interessant<br />

zugleich.“ Die Kinder kommen aus dem <strong>Viertel</strong>, Schwachhausen, der östlichen Vorstadt.<br />

Anwahlen kommen aber auch aus Hastedt oder Gröpelingen.<br />

Förderung und Forderung<br />

Leistungsdifferenzierung im Unterricht wird groß geschrieben: Häufig sind Lehrkraft und<br />

sozialpädagogische Fachkraft gemeinsam eingesetzt, um die Schüler individuell zu fördern.<br />

Darüber hinaus gibt es aber auch klassenübergreifende Impuls-Fördergruppen.. Jeder Schüler<br />

kann dadurch individueller betreut werden.<br />

Durch den Ganztag haben viele Eltern häufig das Gefühl, den Überblick zu verlieren über das,<br />

was ihr Kind lernt. Es ist an der Schule inzwischen fester Bestandteil, die Eltern immer wieder<br />

über den Stand der Kinder und dem, was sie lernen, zu informieren: Portfolio, Schüler- und<br />

Elternsprechtage gehören zur Feedback-Kultur an der Schule. Verantwortung bekommen die<br />

Kinder bereits im Klassenrat auferlegt, in dem Probleme klassenintern möglichst eigenständig<br />

gelöst werden sollen. Die Schüler haben stets die Möglichkeit Wünsche zu äußern – zum<br />

Beispiel darüber, welche Wahlmöglichkeiten es für die Freizeit-Nachmittagsangebote geben<br />

soll.<br />

Die Schule an der Lessingstraße ist Sinusschule für Mathematik und Naturwissenschaften.<br />

Neben Sozialem und Sport kommt also auch das nicht zu kurz. Auf dem Schulgelände befindet<br />

sich ein gut ausgestattetes Forscherhaus mit Mikroskopen und Raum zum Forschen und<br />

Experimentieren.<br />

Es gibt seit Jahren eine Schülerzeitung für Leseratten und Schreiberlinge,<br />

Zum Wissenschaftlichen bleibt zu sagen, dass die Schule vor Kurzem den Wettbewerb<br />

„Geistesblitze“ gewonnen hat.<br />

Räumlichkeiten<br />

Die Klassenräume der Schule haben entweder einen Differenzierungs- und Ganztagsraum<br />

direkt eingegliedert oder zwei Klassen teilen sich einen. Die ersten und zweiten Klassen sind<br />

jeweils in einem Gebäude (Humboldstraße) und die dritten und vierten (Lessingstraße).<br />

Letztere haben wunderbar hohe Altbauräume, die ersten und zweiten Klassen werden in einer<br />

alten Villa neben dem Hauptgebäude unterrichtet, weshalb jeder Klassenraum anders, und oft<br />

schuluntypisch geschnitten ist. Besonders an ihnen ist außerdem, dass jeder Raum eine Art<br />

Hochebene - eine Versteck- und Kuscheletage innerhalb des Raumes zur Verfügung hat. Die<br />

Klassen der älteren Schüler sind dafür mit Sofas und Liegewiesen ausgestattet. An einem<br />

Ruheraum wird noch gearbeitet.<br />

Es gibt eine Kinderküche für Kochexperimente der Schüler, eine sehr gut ausgestattete<br />

Bücherei, einen Computerraum, eine Aula, die Turnhalle, 2 Werkräume, einen Bastel- bzw.<br />

Kreativraum, eine Tonbrennerei, einen großen Schulhof, das Forscherhaus, Musikräume und<br />

einen Schulgarten.<br />

Zum Schluss<br />

Man fühlt sich gleich wohl, wenn man die hellen Räume der Schule an der Lessingstraße<br />

betritt. Eine Tatsache, die sicher nicht unwichtig ist, wenn ein Kind hier einen Großteil des<br />

Tages verbringen soll. Auch Frau Martens fühlt sich wohl. Zurücklehnen wird sie sich trotzdem<br />

nicht. Rhythmisierung sowie die Entwicklung und Verbesserung des Unterrichts, so sagt sie,<br />

wird auch in Zukunft ein Thema bleiben, wenn sie auch schon jetzt stolz sei auf die derzeitige<br />

Situation.

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