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Das neue Medienhaus des SWR - FKTG

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Gastgeber und Referenten (v.l.n.r.): Prof. Axel Hartz, Heike Wieland,<br />

Michael Eberhard, Hartmut Lehmann<br />

Regionalgruppe Stuttgart<br />

<strong>Das</strong> <strong>neue</strong> <strong>Medienhaus</strong> <strong>des</strong> <strong>SWR</strong><br />

Am 11. Dezember letzten Jahres lud die Regionalgruppe Stuttgart in<br />

den Neubau <strong>des</strong> <strong>SWR</strong>-Funkhauses ein. Die Teilnehmer erfuhren in<br />

zahlreichen Vorträgen viel über Planung und Ausführung und konnten<br />

anschließend auch an einer Führung durch den Neubau teilnehmen.<br />

„Ein Rückblick auf die Planungsgeschichte<br />

der <strong>neue</strong>n Fernsehstudios<br />

zeigt, wie schnell die<br />

Vorstellung von einem modernen<br />

Fernsehstudio und die technische<br />

Entwicklung immer wieder überrollt<br />

wurden“. Mit diesem Zitat<br />

eröffnete <strong>FKTG</strong>-Regionalgruppenleiter<br />

Stuttgart Hartmut Lehmann<br />

die letzte große Veranstaltung der<br />

<strong>FKTG</strong> gemeinsam mit dem <strong>SWR</strong> in<br />

2012. Allerdings stammt besagtes<br />

Zitat aus dem Jahr 1965 anlässlich<br />

eines Berichtes von J. Bühler zur<br />

Eröffnung <strong>des</strong> Fernsehstudiokomplexes<br />

Villa Berg <strong>des</strong> damaligen<br />

SDR. Nach über 47 Jahren wurde<br />

dieser Komplex im Juni 2012<br />

außer Betrieb genommen, und<br />

der <strong>SWR</strong> eröffnete im Mai „eines<br />

der modernsten Medienhäuser<br />

Mitteleuropas“, so formulierte es<br />

die Fachpresse – und zwar direkt<br />

neben dem angestammten Hörfunkkomplex<br />

in der Neckarstraße<br />

230. Grund genug, sich diesem<br />

<strong>Medienhaus</strong> und <strong>des</strong>sen derzeit<br />

modernster Produktionstechnik<br />

genauer zu widmen und zu sehen,<br />

ob obiges Zitat für den aktuellen<br />

Status quo und auch in Zukunft<br />

gilt.<br />

Alle Medien<br />

unter einem Dach<br />

Die Vortragsreihe mit über 110<br />

Zuschauern eröffnete der Produktionschef<br />

für den <strong>SWR</strong>-Standort<br />

Stuttgart, Michael Eberhard, mit<br />

der damaligen generellen Fragestellung:<br />

Sanierung <strong>des</strong> Altbaus<br />

oder Neubau? Schließlich habe<br />

man sich für einen Neubau entschieden.<br />

Dieser ist direkt neben<br />

dem Hörfunkmutterhaus angesiedelt<br />

und garantiert kurze Wege.<br />

Außerdem vereine damit der<br />

Neubau als sogenanntes <strong>Medienhaus</strong><br />

Hörfunk, Fernsehen, und<br />

Online-Redaktion unter einem<br />

Dach, betonte Eberhard und sagte<br />

weiter: „Diese Trimedialität war<br />

eine zentrale Vorgabe für die Produktionstechnik<br />

<strong>des</strong> Neubaus.“<br />

Allerdings musste sich der Studiokomplex<br />

aufgrund der zukünftigen<br />

Anforderungen notgedrungen verkleinern,<br />

und zwar um mehr als<br />

die Hälfte. Weiterhin musste auch<br />

die Frage, wie wird heute gearbeitet<br />

und wie soll morgen und<br />

in Zukunft gearbeitet werden, im<br />

Rahmen der Planung beantwortet<br />

werden.<br />

Nach einer akribischen, auf-<br />

wändigen Analyse aller Prozessabläufe<br />

entschied sich der<br />

<strong>SWR</strong> im Neubau den kompletten<br />

Workflow durchgängig im HD-Format<br />

XDCAM-HD422 in 1080i25<br />

filebasiert zu realisieren, und<br />

zwar medien- und standortübergreifend.<br />

Weiterhin war auch die<br />

gesamte Studiotechnik und Infrastruktur<br />

in HD auszuführen. Nicht<br />

zu vergessen: der Einsatz virtueller<br />

Studiotechnik und Automation für<br />

die tägliche Nachrichtensendung.<br />

Auf dieser Basis erfolgten dann<br />

die technischen Ausschreibungen<br />

in Form von vier Vergabepaketen:<br />

Bandlose Produktion, Schaltraum<br />

und Studioregien, <strong>SWR</strong> 1 Baden-<br />

Württemberg Sende- und Produktionstechnik<br />

und Studioausbau<br />

Licht.<br />

Projektleiterin Heike Wieland,<br />

seit Jahren zuständig für die Realisierung<br />

der Produktionstechnik<br />

im Neubau, erklärte, dass<br />

unzählige Prozessanalysen und<br />

langwierige Planungsperioden<br />

den Vergaben vorausgingen und<br />

legte dar, warum der <strong>SWR</strong> fast<br />

ausschließlich mit eigener Personalkapazität<br />

und Know-how die<br />

Planung vornahm. Sie skizzierte<br />

die Projektstruktur und den Projektablauf.<br />

Weiter referierte Wieland,<br />

wie in den zur Verfügung stehenden<br />

baulichen Gegebenheiten<br />

die produktionstechnischen Einrichtungen,<br />

wie Studios, Regien,<br />

Videoschnittplätze, Ingest, Grafik<br />

und Tonbearbeitung einschließlich<br />

Sprecherräume, angeordnet<br />

sind. Dann erläuterte sie das Zusammenwirken<br />

zwischen Technik,<br />

Disposition und Redaktionen und<br />

das damit verbundene Raumkonzept<br />

unter dem Aspekt der<br />

Trimedialität. Besonders ging sie<br />

auf den bimedialen Schaltraum<br />

für Fernsehen und Hörfunk, den<br />

frei den Studios zuordenbaren<br />

Regien, den sogenannten Kombischnittplätzen,<br />

und die Tonbearbeitungsräume<br />

ein.<br />

Umstellung auf<br />

bandlose Produktion<br />

In weiteren Vorträgen referierten<br />

die <strong>SWR</strong>-Projektleiter und Vertreter<br />

der Auftragnehmer der vier<br />

Vergabepakete. Hier wurden auch<br />

die Erfahrungen während der Realisierung<br />

und Inbetriebnahme und<br />

die Herausforderungen dargelegt.<br />

Auch wurde über die Havarie-Strategien<br />

und -Konzepte berichtet.<br />

Pierre Montagne, Projektleiter<br />

<strong>des</strong> umfangreichsten Vergabepaketes<br />

1, erklärte, dass eine<br />

bandlose Produktion die Umstellung<br />

ganzer Systeme und Prozesse<br />

bedeute. Kernsystem sei ein zentraler<br />

Speicher der Firma Omneon,<br />

der über eine Speicherkapazität<br />

von rund 10.000 Stunden Material<br />

in XDCAM-HD-422-Qualität<br />

verfügt. Bisher sind etwa 15.000<br />

Files eingespielt worden. Bei dieser<br />

Menge an Daten ist <strong>des</strong>halb<br />

ein geeignetes und leistungsfähiges<br />

Tool erforderlich, das<br />

alles verwaltet und organisiert.<br />

Hier implementierten die Planer<br />

die Software VPMS (Video Production<br />

Management System),<br />

das sämtliche Prozesse von der<br />

Materialverwaltung, Recherche<br />

mit Browsing-Funktionalität und<br />

den Proxi-Schnitt überwacht und<br />

steuert. Weitere Features, so Montagne,<br />

seien der Austausch von<br />

Metadaten und Keyframes und<br />

die Steuerung von Ingest und Outgest.<br />

Außerdem vermag VPMS bisher<br />

sequentielle Arbeitsschritte<br />

wie Ingest, Transfer vom und zum<br />

Speicher, LoRes-Kopieherstellung<br />

im Proxi-Format (H.264 im MXF-<br />

Container) und Browsing in fast<br />

parallel ablaufende Prozesse zu<br />

überführen, so dass ein Redakteur<br />

schon nach ca. einer Minute das<br />

Material sichten und in Proxymanier<br />

bearbeiten kann. Hier stellte<br />

das Problem der „wachsenden<br />

Files“, also das Sichten und Bearbeiten<br />

bevor das File komplett<br />

eingespielt ist, eine besondere<br />

Herausforderung dar.<br />

Udo Fettig, zuständig für Automation<br />

und Projektmanagement<br />

(ebenfalls Vergabepaket 1), erläuterte<br />

das vorhandene Redaktionsund<br />

Planungstool OpenMedia als<br />

Basis für die Studioautomation<br />

„Astra Studio 2“ vom Hersteller<br />

Aveco. Mit dieser Automation<br />

können sämtliche Systeme wie<br />

z. B. der Omneon Spectrum Videoserver,<br />

Video- und Audiomischer,<br />

VizRT, der Kameraroboter (Camrobot-System),<br />

die Kamerastative<br />

8<br />

3/2013


Im <strong>SWR</strong> Studiosaal erklärte Pierre Montagne vor über 100 Teilnehmern<br />

u.a. Strukturen der bandlosen Produktion<br />

Einblicke in das Virtuelle Studio mit Kameraroboter (links)<br />

und ferngesteuerter Kamera<br />

Fotos: Kribus<br />

sowie Licht- und Grafiksysteme<br />

angesteuert und kontrolliert werden<br />

und ermöglicht unterschiedliche<br />

Automationstiefen. Danach<br />

wurde das Umschaltkonzept mit<br />

den Tools KSC-Manager und KSC-<br />

Commander der Firma BFE erläutert.<br />

Es ermöglicht, je<strong>des</strong> Studio<br />

jeder Regie in unterschiedlichen<br />

Betriebskonstellationen zuzuordnen.<br />

Die Regien sind unter<br />

anderem mit sechs Kanälen <strong>des</strong><br />

zentralen Videoservers für Aufnahme<br />

und Wiedergabe sowie mit<br />

vier Kanälen <strong>des</strong> Grafiksystems<br />

ausgestattet. Bei der Vorproduktion<br />

kann auf zwei Kanälen mit<br />

Anschnittmöglichkeit einschließ-<br />

lich entsprechender Steuerung<br />

<strong>des</strong> Pre-rolls und Umschaltung der<br />

Monitorsenke im Studio aufgezeichnet<br />

werden. Nach Abschluss<br />

der Aufnahme werden je Kanal<br />

durchgängige Clips erzeugt, deren<br />

EDL-Daten Infos zu Start-, Endund<br />

Anschnittzeiten enthalten.<br />

<strong>Das</strong> Problem<br />

„wachsender Files“<br />

Norman Tettenborn vom Generalunternehmer<br />

Wellen + Nöthen in<br />

Köln erörterte danach die technischen<br />

Herausforderungen, die mit<br />

dem Großprojekt der bandlosen<br />

Produktion verbunden waren,<br />

Leiter der Lan<strong>des</strong>- und Regionalgruppen<br />

Lan<strong>des</strong>gruppe Österreichische<br />

Wien:P. Steyskal (peter.steyskal@orf.at)<br />

Prof. Dr. Jakob Wassermann<br />

(wasserma@technikum-wien.at)<br />

St.Pölten: FH-Prof. Thiemo Kastel, FH<br />

St.Pölten (Thiemo.Kastel@fhstp.ac.at)<br />

Lan<strong>des</strong>gruppe Schweiz:<br />

R. Liebold<br />

(roberto.liebold@htwchur.ch)<br />

Regionalgruppe Berlin-Brandenburg:<br />

W. Sommerhäuser<br />

(WF.Sommerhaeuser@t-online.de)<br />

Regionalgruppe Nord:<br />

Tim Kader (t.kader@ndrmobil.de)<br />

K. A. Graumann<br />

(klaus_graumann@yahoo.de)<br />

Regionalgruppe Mitteldeutschland:<br />

Prof. Dr. A. Finger<br />

(finger@ifn.et.tu-dresden.de)<br />

André Guthannß<br />

(andre.guthannss@mdr.de)<br />

Regionalgruppe Köln:<br />

S. Wiezorek (suswiez@gmx.de)<br />

Volker Dräther<br />

(volker.draether@cbc.de)<br />

Regionalgruppe München:<br />

Prof. D. Sauter<br />

(dietrich.sauter@beenen.de)<br />

M. Vogelbacher (markus.vogelbacher<br />

@bavaria-film.de)<br />

Regionalgruppe Rhein-Main:<br />

M. Dworatzek<br />

(manfred-dworatzek@t-online.de)<br />

L. Ening (ening.L@zdf.de)<br />

Regionalgruppe Stuttgart:<br />

Prof. A. Hartz<br />

(hartz@hdm-stuttgart.de)<br />

H. Lehmann<br />

(hartmut.lehmann@swr.de)<br />

Regionalgruppe Thüringen:<br />

K. Sandig<br />

(klaus.sandig@media-mobil.net)<br />

Prof. Dr. H.-P. Schade<br />

(schade@tu-ilmenau.de)<br />

nämlich vor allem ein kompletter<br />

XDCAM-Workflow mit „wachsenden<br />

Files“, einem zentralen<br />

Speicher, Transfersystemen für<br />

LoRes- und HiRes-Editing über<br />

den Avid Media Composer bis hin<br />

zum Playout. Transferzeiten von<br />

unter 45 Sekunden vom Ingest<br />

bis zum Avid-Schnitt waren eine<br />

der Vorgaben. Nicht zu vergessen<br />

die Situation, dass ungefähr 300<br />

Redakteure auf LoRes-Material<br />

und über 100 HiRes-Transfers<br />

bzw. -Prozesse einen Datentransfer<br />

von etwa 1 GB pro Sekunde<br />

verursachen könne. Die Partner<br />

für diese technischen Umsetzungen<br />

dazu fand Wellen & Nöthen<br />

in den Firmen Amberfin, MOG,<br />

Omneon und arvato. Heraus<br />

kamen dabei u.a. Innovationen<br />

wie der erwähnte XDCAM-Workflow<br />

einschließlich Proxi-Format<br />

und -Generierung, der Omneon<br />

Mediaport 7000, Transcoding<br />

von AFN 100 wachsender HiRes,<br />

Mediagrid 3000 mit Replicaton<br />

über RAID, Hardlinks Löschschutz<br />

sowie MOG Transfer Systeme für<br />

wachsende XDCAM-Clips (bei<br />

Transfer, Wrapping und Stitching)<br />

und last but not least die Studio 2<br />

Automation von Aveco.<br />

Regieausstattung<br />

im Detail<br />

Torsten Andresen von MCI skizzierte<br />

das Vergabepaket 2, das<br />

den Neubau der Fernsehregien,<br />

der Sprecherräume und den<br />

gemeinsamen Schaltraum für Hörfunk<br />

und Fernsehen beinhaltet.<br />

Dazu gehören auch zwei getrennte<br />

KVM-Systeme für Service- und Studioanwendungen,<br />

ein bereichsübergreifen<strong>des</strong><br />

Steuerungssystem<br />

(KSC-Commander und KSC-Manager<br />

von BFE) und die komplette<br />

Kommandoanlage von der Firma<br />

Riedel. Im Schaltraum kann das<br />

Betriebspersonal die vier Studios<br />

den drei Regien nach Bedarf<br />

zuordnen, was im Havariefall<br />

bedeutet, dass eine Sendung bzw.<br />

Produktion innerhalb kurzer Zeit<br />

aus einer anderen Regie weitergefahren<br />

werden kann. Die Regien A,<br />

B und C arbeiten alle mit folgenden<br />

Kernkomponenten: 3D-fähige<br />

Bildmischer MVS 8000X von<br />

Sony, Audiomischer mc²66 von<br />

Lawo, Videokreuzschienen und<br />

Multiview-Systeme von Miranda,<br />

Monitore von TV Logic, Audiokreuzschienen<br />

Dallis von Lawo,<br />

Audiomonitore von Genelec, Sony<br />

HDCU 1000 Kameras, im Studio<br />

C speziell Kamerapumpen von<br />

Vinten und Radmec, Kameraroboter<br />

von Camrobot, der im virtuellem<br />

Studio von VizRT mit dem<br />

Ultimatte Chroma Keyer seinen<br />

Dienst tut. Sämtliche Komponenten<br />

Video, Audio, Netzwerk, Time-<br />

Code, Schaltkontakt, Kommando,<br />

KVM, Tally und Remote werden<br />

über den Kreuzschienen Controller<br />

von BFE gesteuert. Dann erläuterte<br />

Thorsten Andresen das virtuelle<br />

System und seine Funktionsweise<br />

im Studio C. Marc-Oliver Brehm,<br />

Projektleiter <strong>des</strong> Vergabepaketes<br />

2 referierte anschließend über<br />

den bimedialen Schaltraum, der<br />

zentral gelegen und somit kurze<br />

3/2013 9


Wege zum IvD garantiert. Die<br />

nahezu identischen Bedienoberflächen<br />

für Hörfunk und Fernsehen<br />

ermöglichen es, dass ein<br />

identischer Personenkreis daran<br />

arbeiten könne.<br />

Licht- und Sendetechnik<br />

Anschließend sprach Bernhard<br />

Schreiber über das Vergabepaket<br />

4 und <strong>des</strong>sen Funktionsblöcke.<br />

Dazu gehören vor allem<br />

die Lichttechnik einschließlich<br />

Medienzüge und Punktzüge mit<br />

Steuerung, der Studiohorizont<br />

mit LED-Technik im Raster von<br />

10 cm x 10 cm, die besondere<br />

Ausstattung und Ausführung <strong>des</strong><br />

grünen Hintergrun<strong>des</strong> <strong>des</strong> virtuellen<br />

Studios sowie die dazugehörigen<br />

Audio- und Videokomponenten<br />

aller Studios. So hat zum<br />

Beispiel das größte Studio A mit<br />

424 m² 135 motorisierte, dimmund<br />

fokussierbaren Scheinwerfer<br />

(hauptsächlich 1 kW), 180 Dimmerkreise,<br />

12 Medienhänger und<br />

24 Punktzüge. In den Studios A,<br />

B und C existiert eine vollautomatisierte<br />

Beleuchtungsanlage,<br />

die jeweils ein Lichtstellpult von<br />

grandMA steuert. Die Einstellungen<br />

und Konstellationen sind<br />

speicherbar und können somit<br />

reproduziert werden. Ein weiteres<br />

Lichtstellpult steht jeweils in den<br />

Regien A und B. In Studio D wird<br />

weiterhin lichttechnisch manuell<br />

gearbeitet.<br />

<strong>Das</strong> Vergabepaket 3 wurde<br />

als Letztes präsentiert, weil es in<br />

erster Linie das Medium Hörfunk<br />

betrifft. Jürgen Pfeiffer stellte die<br />

räumlichen Voraussetzungen,<br />

den Aufbau und die Funktion<br />

<strong>des</strong> <strong>SWR</strong>1-Baden-Württemberg-<br />

Sendezentrum und <strong>des</strong>sen Sendeund<br />

Produktionstechnik vor. Projektvorgaben<br />

waren die Vereinigung<br />

von Technik und Redaktion<br />

in einem Komplex, verbunden<br />

mit dem Selbstfahrerbetrieb von<br />

täglichen Sendungen, den Nachrichten<br />

und den Verkehrsmeldungen.<br />

Sendungen wie z. B. „<strong>SWR</strong>1-<br />

Leute“ und Sportsendungen mit<br />

zusätzlichem Toningenieur – wie<br />

früher üblich – sind ebenfalls<br />

möglich. Multimedial genutzt wird<br />

unter anderem das angegliederte<br />

Fernsehstudio D nebenan, in dem<br />

die „<strong>SWR</strong>1-Leute“-Sendung produziert<br />

wird, um dann sowohl im<br />

Hörfunk als auch im Fernsehen<br />

zeitversetzt gesendet zu werden.<br />

Gesendet wird in Sichtweite der<br />

Programm- und Musikredakteure.<br />

Der Komplex besteht aus einer<br />

zentralen Regie mit großem Mischpult,<br />

angegliedertem Redakteurstisch<br />

plus PC. Links und rechts<br />

davon flankieren zwei sogenannte<br />

„Discos“, technisch identisch ausgestattet,<br />

für Selbstfahrerbetrieb<br />

oder mit Regieanbindung. Ausgestattet<br />

mit Audiomischpulten von<br />

DHD, dem Sen<strong>des</strong>ystem Radiomax,<br />

Cartmax-Zuspielern und dem<br />

Digas Schnittsystem. Eine weitere<br />

Forderung ist die Anbindung der<br />

Nachrichten, deren Redaktion<br />

eine Etage höher arbeitet. Dort findet<br />

der Redakteur zwei identisch<br />

ausgebaute Sprecherkabinen mit<br />

eigener, einfach zu bedienender<br />

Selbstfahrtechnik mit kleinem<br />

Mischpult und Zuspieler. Hier werden<br />

die Nachrichten für <strong>SWR</strong>1 BW<br />

und <strong>SWR</strong>4 BW zugeliefert.<br />

Viele Fragen und<br />

Einsichten<br />

Nach den Vorträgen sprachen die<br />

Redakteurin und Programmkoordinatorin<br />

Sabine Linke und<br />

Technikchef Michael Eberhard<br />

über die seit der Inbetriebnahme<br />

gemachten Erfahrungen im aktuellen<br />

Sendebetrieb. Man sei nicht<br />

mit einem Studio auf Sendung<br />

gegangen, sondern mit einem<br />

ganzen Fernsehsender, so Eberhard.<br />

<strong>Das</strong> sei ein enormer Entwicklungsschritt,<br />

vor allem wenn<br />

man bedenkt, dass er auch ältere<br />

Kollegen noch an den PC und die<br />

<strong>neue</strong> Technik hätte bringen müssen.<br />

Die Präferenz <strong>des</strong> Sendebetriebes<br />

sei bis jetzt auf Sicherheit<br />

und Redundanz gelegen, jetzt<br />

müsse die Schnelligkeit noch verbessert<br />

werden.<br />

Frau Linke stimmte dem zu,<br />

dass nahezu alle Redakteure<br />

mit dem VPMS glücklich sind,<br />

unabhängig davon, ob sie aktuelle<br />

Nachrichten oder Features<br />

produzierten. Alle Programmacher<br />

könnten jetzt flexibel und<br />

unabhängig am PC arbeiten, da<br />

das verlässliche funktionierende<br />

Media Asset Management sie gut<br />

unterstütze und die Arbeitsabläufe<br />

stark verkürzt.<br />

In der Abschlussrunde fragten<br />

einige Zuhörer aus dem Publikum<br />

u. a., wie sich die Arbeitsplätze<br />

und Prozesse für die Mitarbeiter<br />

verändert hätten? Eberhard<br />

erklärte, dass es heute nicht<br />

mehr um Abteilungsorientierung,<br />

sondern um Prozessorientierung<br />

gehe. Deshalb werden die Mitarbeiter<br />

breitbandiger geschult<br />

und ausgebildet, so zum Beispiel<br />

im Redakteursschnitt auf LoRes-<br />

Basis. Im Notfall seien Benutzeradministratoren<br />

zur Stelle,<br />

die eingreifen können, ergänzte<br />

Sabine Linke.<br />

Termine<br />

München, 11.03.2013<br />

Zeit und Ort: 15:30–17:00 Uhr, IRT,<br />

Floriansmühlstraße 60,<br />

80938 München<br />

Referent: Alexander Sacher<br />

(SES ASTRA)<br />

SAT>IP<br />

Der Vortrag vermittelt den Hintergrund<br />

zu SAT>IP, einer <strong>neue</strong>n<br />

IP-basierten Technik für die Verteilung<br />

von Live-Satellitensignalen<br />

im Haushalt. Gezeigt praktische<br />

Anwendungsfälle, und gibt eine<br />

kurze Übersicht zu ersten verfügbaren<br />

Produkten.<br />

Eine Veranstaltung der<br />

Regionalgruppe München<br />

Stuttgart, 12.03.2013<br />

Zeit und Ort: 15:30–17:00 Uhr,<br />

<strong>SWR</strong> Funkhaus, Studiosaal,<br />

Neckarstraße 230, 70190 Stuttgart<br />

Referent: Josef Weingand<br />

(IBM Deutschland)<br />

Nach der Diskussions- und Fragerunde<br />

bedankte sich Prof. Axel<br />

Hartz im Namen der <strong>FKTG</strong> für die<br />

mehrstündige, sehr facettenreiche,<br />

informative und gelungene<br />

Veranstaltung bei allen Referenten,<br />

dem <strong>SWR</strong> und speziell bei<br />

Hartmut Lehmann für die Organisation<br />

und Moderation. In vier<br />

kleinen Gruppen besichtigten<br />

die Teilnehmer abschließend den<br />

Neubau mit seinen <strong>neue</strong>n Fernseh-<br />

und Hörfunkstudios. Dabei<br />

konnten sie interessante Einblicke<br />

zum täglichen Sendebetrieb im<br />

<strong>SWR</strong> und der Medienproduktion<br />

der Zukunft sammeln.<br />

Dr. Felix Kribus<br />

Mehr Nutzen aus digitalen Tapes<br />

Der Vortrag zeigt, wie digitale Tapes<br />

im LTO5-Standard als kostengünstiges<br />

Archivmedium eingesetzt<br />

werden können.<br />

Eine Veranstaltung der<br />

Regionalgruppe Stuttgart<br />

Leipzig, 28.03.2013<br />

Zeit und Ort: 14:00–16:00 Uhr,<br />

MDR Hochhaus, Kantstraße 71–73,<br />

04275 Leipzig<br />

Referent: Dr. Christoph Kloth<br />

(ProSiebenSat.1 Media AG)<br />

Herausforderungen einer<br />

integrierten, file-basierten<br />

Fernsehproduktion<br />

Der Vortrag stellt die Einführung<br />

eines <strong>neue</strong>n file-basierten<br />

Produktionsarchivs für die aktuelle<br />

Produktion bei ProSiebenSat.1-<br />

Großprojekten vor.<br />

Eine Veranstaltung der<br />

Regionalgruppe Mitteldeutschland<br />

Für Auskünfte in <strong>FKTG</strong>-Angelegenheiten wenden Sie sich bitte an:<br />

<strong>FKTG</strong> e. V.<br />

c/o G. Bergfried (Geschäftsführer)<br />

Eschenallee 36, 14050 Berlin<br />

Tel.: (030) 33007170, Fax: (030) 30614911, E-Mail: GF@fktg.de<br />

Die Teilnahme an den Regionalveranstaltungen ist für alle – Nichtmitglieder<br />

und Mitglieder der <strong>FKTG</strong> – kostenlos. Es ist, falls nicht ausdrücklich vermerkt,<br />

keine Voranmeldung erforderlich. Erfahrungsgemäß gibt es wegen <strong>des</strong> zeitlichen<br />

Abstands zum Redaktionsschluss mehr Veranstaltungen, als hier aufgeführt<br />

sind. Den aktuellen Stand – und möglicherweise auch sich kurzfristig ergebende<br />

Änderungen – finden sich unter www.fktg.de in der Rubrik Veranstaltungen.<br />

10<br />

3/2013


Foto: Bücken<br />

Moderierten und referierten beim MDR ein „wunderbar spannen<strong>des</strong><br />

Thema“: Hartmut Opfermann (Dimension Data), André Guthannß<br />

(Regionalgruppenleiter), Madeleine Keltsch (IRT) und Thomas Will (Cisco)<br />

Regionalgruppe Mitteldeutschland<br />

IP-Netze – Realität und Zukunft<br />

Die Regionaltagung am 13. Dezember vergangenen Jahres im MDR<br />

in Leipzig hatte es in sich. <strong>Das</strong> Thema war so schwergewichtig, dass<br />

sich gleich drei Referentinnen und Referenten um eine kompetente<br />

Vermittlung dieses „wunderbar spannenden Themas“ bemühten, wie<br />

Regionalleiter André Guthannß, seines Zeichens Referent für Technische<br />

Planung beim MDR, anmoderierte.<br />

Rund 50 Zuhörer, die meisten vom<br />

MDR, waren gekommen, um sich<br />

über Möglichkeiten und Grenzen<br />

von IP-Netzwerken zu informieren.<br />

Zuerst trat Thomas Will von Cisco<br />

Systems vor das Auditorium, um<br />

die Grundlagen einer filebasierten<br />

Produktionsumgebung darzustellen.<br />

Den Anfang machte ein kurzer,<br />

vertretbarer Werbeblock über<br />

die verschiedenen Werkzeuge <strong>des</strong><br />

Unternehmens für die Bereiche<br />

Akquisition, Kontribution, Produktion,<br />

Distribution und schließlich<br />

Consumer. Cisco arbeitet mit<br />

vielen Unternehmen zusammen,<br />

um Komplettlösungen zum Video-<br />

File-Transfer anzubieten. Und da<br />

spielt Cisco als IT-Infrastruktur-<br />

Ausstatter mit seinem Switchingund<br />

Routing-Portfolio sowie <strong>neue</strong>rdings<br />

auch der NEXUS-Serverplattform<br />

eine Hauptrolle. Will ist<br />

in beiden Lagern zu Hause, kennt<br />

sich aus in der Videowelt ebenso<br />

wie in Sachen IP, also den Netzwerkinfrastrukturen.<br />

Filetransfer mit Tücken<br />

Erste Installationen der Cisco<br />

Nexus-Plattform sind im Einsatz,<br />

und zwar bei VRT Medialab in<br />

Belgien, dem MDR, RBB, <strong>SWR</strong><br />

und dem IVZ, dem Informations-<br />

Verarbeitungs-Zentrum beim RBB.<br />

Zusammen mit dem IRT, Dimension<br />

Data und Avid wurde vor zwei<br />

Jahren ein „Proof-of-Concept“ aufgesetzt,<br />

das 2012 abgeschlossen<br />

werden konnte. „Damit haben<br />

wir bewiesen, dass die Technik<br />

bereits heute eine gangbare und<br />

sehr effiziente Möglichkeit bietet,<br />

das Ganze auf einer IP-Ebene<br />

abzubilden“, so Will. Doch der<br />

File-Transfer hat so seine Tücken,<br />

denn es kommt in NLE-Systemen<br />

beim Abrufen von Videodateien<br />

aus Speichern über Netzwerke<br />

immer wieder zu heftigen Störungen,<br />

wenn nicht gar zu Abbrüchen.<br />

Aufklärung sollte daher das<br />

Testprojekt im IRT bringen, über<br />

das Madeleine Keltsch unter<br />

dem Titel „Design und Test von<br />

IP-Netzen für Produktions- und<br />

Speicherumgebungen“ referierte.<br />

An den Tests im IRT waren Cisco,<br />

Dimension Data, CandIT Media<br />

sowie Avid beteiligt. Video stellt<br />

nun einmal deutlich höhere Anforderungen<br />

an IP-Netze als normaler<br />

Datenverkehr wie E-Mails oder<br />

Office-Anwendungen. Keine Paketverluste,<br />

geringe Latenz, geringer<br />

Jitter, hohe Bandbreiten – gerade<br />

bei HD oder auch 4K – und viele<br />

„Schnittsysteme erzeugen beim<br />

Abrufen von Videomaterial von<br />

einem (entfernten) Speicher<br />

über IP-Netze eine hohe Anzahl<br />

schnell aufeinander folgende<br />

Bursts. <strong>Das</strong> ist eine Folge von<br />

Paketen, die quasi ohne zeitlichen<br />

Abstand auf einem Übertragungsmedium<br />

gesendet werden“,<br />

so die IRT-Expertin. Und weiter:<br />

„Nun könnte man denken, Video<br />

hat 116 Mbit/s und bei einer<br />

1 Gbit/s-Ethernet- Verbindung ist<br />

dann noch jede Menge Platz auf<br />

der Leitung. Aber lassen Sie sich<br />

überraschen…“ Und dann ging es<br />

Schlag auf Schlag. Zunächst wurde<br />

der Media Composer über 1 Gbit/s<br />

mit dem Warp-Cluster verbunden.<br />

<strong>Das</strong> dann abgespielte Videomaterial<br />

kam von DVCpro HD 1080i/25<br />

mit 116 Mbit/s und führte am<br />

Anfang zu einem relativ hohen<br />

Ausschlag, der dann in eine relativ<br />

gleichmäßige Linie überging, eben<br />

116 Mbit/s. Doch der Schein trügt.<br />

Während im ersten Fall nur jede<br />

Sekunde ein Sample genommen<br />

wurde, kam es danach zu dichteren<br />

Messungen – und aus der<br />

glatten Linie wurde eine gezackte.<br />

Dann gab es keinen gleichmäßigen<br />

Datenfluss mehr. Vor allem bei<br />

Beginn der Wiedergabe kam es zu<br />

relativ vielen Bursts, wodurch die<br />

Applikation zunächst ihre Puffer<br />

mit vielen Frames füllte. „<strong>Das</strong><br />

macht sie immer, und wenn ich<br />

dann in der Timeline hin und her<br />

springe, kommen wir im Endeffekt<br />

schnell auf 800 Mbit/s. Die Leitung<br />

ist dann während eines<br />

Bursts gut gefüllt. Wird durch<br />

Messungen im Milli- und Nanosekundenbereich<br />

noch weiter<br />

reingezoomt, ist erkennbar, dass<br />

ein Burst aus einzelnen TCP-<br />

Paketen (Transmission Control<br />

Protocol) besteht“, so die Referentin.<br />

Nun ist das laut Madeleine<br />

Keltsch möglicherweise noch kein<br />

Problem, laufen aber im Netzwerk<br />

Leitungen zusammen oder treffen<br />

unterschiedliche Geschwindigkeiten<br />

zusammen, wird es gefährlich.<br />

Mehrere Bursts von jeweils 800<br />

Mbit/s passen nicht über eine<br />

1-Gbit/s-Strecke, so dass zwisimultane<br />

Zugriffe sind gefordert,<br />

da im Produktionsnetz viele Personen<br />

an einer Datei arbeiten,<br />

wodurch viele große Dateien über<br />

so ein Netzwerk fließen.<br />

„Wir haben uns auf eine Applikation<br />

beschränkt, nämlich den<br />

non-linearen Videoschnitt, der<br />

ein sehr besonderes, aggressives<br />

burst-artiges Verhalten aufweist.<br />

Und daher müssen alle<br />

Komponenten im Netzwerk wie<br />

Speicher, das Netzwerk selbst<br />

und die Switche diesen Anforderungen<br />

gerecht werden“, erklärte<br />

die IRT-Mitarbeiterin. Die Idee für<br />

die Tests entstand bereits vor zwei<br />

Jahren während eines IST-K-Workshops<br />

zum Thema „Speicher und<br />

Netzwerke in der Produktion“. So<br />

wurde eine möglichst reale Testumgebung<br />

geschaffen – mit allen<br />

nötigen Komponenten wie Speicher,<br />

Schnittsysteme, Switche<br />

und Netzwerke. Damit sollte dieses<br />

burst-artige Verhalten nachgewiesen<br />

und analysiert werden.<br />

„Wir wollten wissen, wie sich das<br />

Ganze auf das Netzwerk auswirkt,<br />

eben auf die Performanz. Auch<br />

sollten die Anforderungen für<br />

ein Netzwerk festgelegt werden,<br />

um effizient non-lineares Editing<br />

durchzuführen“, so Keltsch. Zudem<br />

sollte auch ein möglicher<br />

Einsatz von preiswerter Standard-<br />

Netzwerktechnik geprüft werden.<br />

Zunächst aber waren Messmethoden<br />

und Messtools zu entwickeln,<br />

um diese Verkehre überhaupt<br />

analysieren zu können, keine triviale<br />

Angelegenheit. Der Testaufbau<br />

bestand im Wesentlichen aus drei<br />

Teilen, dem Nexus 7000 Switch<br />

als Kernstück, einem Produktions-<br />

Campus mit vielen Schnitt-Clients,<br />

zwei Media Composern und einem<br />

Final Cut-Schnittsystem, um nicht<br />

nur eine Schnittsoftware nutzen<br />

zu müssen, sowie weiteren PCs<br />

und Transfermanager als Lastgeneratoren.<br />

Als Speicher wurde<br />

einmal der Avid ISIS sowie, alternativ,<br />

das so genannte WARP-<br />

Cluster von CandIT Media genutzt.<br />

<strong>Das</strong> alles war in einer „wilden Verdrahtung“<br />

installiert, schließlich<br />

sind Tests nur für eine begrenzte<br />

Dauer. Die Komponenten waren<br />

mit 1 Gbit/s- und 10 Gbit/s-Strecken<br />

verbunden.<br />

Bursts – kleine Ursache,<br />

große Wirkung<br />

3/2013 11


Foto: IRT<br />

Testaufbau: Mit fliegender Verdrahtung waren Madeleine Keltsch<br />

vom IRT und Hartmut Opfermann von Dimension Data Paketverlusten<br />

beim Filetransfer auf der Spur<br />

schengepuffert werden muss. Da<br />

das Speichersystem zudem mit<br />

10 Gbit/s angebunden ist, der Client<br />

aber nur über 1 Gbit/s, muss<br />

im Switch zwischengespeichert<br />

werden. Sind dann noch mehr<br />

Clients angeschlossen, kommt es<br />

zum Überlauf der Puffer, Pakete<br />

werden verworfen und müssen<br />

neu angefordert werden. Damit<br />

sinkt der allgemeine Durchsatz –<br />

mit entsprechenden Auswirkungen<br />

auf die Applikation selbst,<br />

angefangen von einzelnen Freeze<br />

Frames, also ruckelndem Video,<br />

bis hin zum Stoppen der Applikation<br />

oder gar dem Absturz. „Deshalb<br />

ist die Wahl der Switches<br />

sehr wichtig“, so das Resümee<br />

der Vortragenden. Bei der Wahl<br />

<strong>des</strong> Switches ist vor allem auf die<br />

Puffergrößen pro Port zu achten –<br />

beim Nexus 7000 sind es großzügige<br />

6,15 MByte, während ein normaler<br />

Switch meist nur mit einigen<br />

KByte daherkommt.<br />

Nutzung von<br />

Standard-Komponenten<br />

Damit ging der Staffelstab weiter<br />

an Hartmut Opfermann von<br />

Dimension Data, der dann über<br />

„Praktische Anwendung der Erkenntnisse<br />

und Details zu dem<br />

verwendeten Speichersystem“ berichtete.<br />

Dimension Data ist inzwischen<br />

eine Tochter von NTT und<br />

hat die Zentrale in Südafrika. <strong>Das</strong><br />

Unternehmen ist nicht nur Systemintegrator<br />

für Netzwerksysteme,<br />

sondern beackert auch die Data-<br />

Center-Problematik. Opfermann<br />

war zuvor bei Dimetis und BFE<br />

tätig. Für die Tests im IRT wählte<br />

Opfermann einen besonders<br />

großen und schnellen Produktionsspeicher,<br />

der mit 10 Gbit/s<br />

angebunden ist. Die Schnittsysteme<br />

waren über ein zweistufiges<br />

Netzwerk verbunden. Beim weiteren<br />

Ausbau kam es zu Paketverlusten<br />

auf den Client-Rechnern,<br />

was arithmetisch nicht zu erklären<br />

ist, denn pro Stream bleibt es<br />

ja nicht bei den 116 Mbit/s. Vor<br />

allem sind Übergänge von 10 auf<br />

1 Gbit/s kritisch, sog. Retransmissions<br />

verschärfen die Lage, die<br />

Puffer laufen zu und noch mehr<br />

Pakete gehen verloren. Nötig sind<br />

daher genügend große Puffer, wie<br />

z. B. beim Nexus 7000 mit über<br />

6 MByte pro Port.<br />

Hartmut Opfermann offeriert<br />

als Lösung ein WARP-Cluster-<br />

System. „Beim Design <strong>des</strong><br />

WARP-Clusters geht es darum,<br />

alle Bestandteile <strong>des</strong> Systems zu<br />

analysieren, um eine Vorhersage<br />

zur erwartenden Performanz zu<br />

treffen“, so der Dimension Data-<br />

Mann. <strong>Das</strong> WARP-System basiert<br />

auf ganz normalen Datacenter-<br />

Switchen, benötigen noch nicht<br />

einmal besonders große Puffer.<br />

„Wir wollten mit Standardkomponenten<br />

ein System für den Broadcast-Produktionsbereich<br />

schaffen,<br />

das die hohen vorhersagbaren<br />

Performance-Anforderungen garantiert“,<br />

erklärte Opfermann.<br />

CandIT Media hat dazu von allen<br />

Komponenten Modelle gebildet,<br />

angefangen von Festplatten<br />

über die Datenübertragung via<br />

Ethernet bis hin zur erwartenden<br />

Performanz, eben eine streng<br />

wissenschaftliche Herangehensweise.<br />

Zentraler Punkt ist die Einführung<br />

der Fluss-Kontrolle nach<br />

dem 802.3x-Standard. Pa-kete<br />

gehen erst dann auf Reisen, wenn<br />

entsprechende Puffer zur Verfügung<br />

stehen. Trotzdem wird damit<br />

noch nicht der optimale Durchsatz<br />

garantiert. Und so kam das<br />

nächste Thema, Priority-based<br />

Flow Control (PFC, 802.1 Qbb).<br />

Damit lassen sich innerhalb eines<br />

Links unterschiedliche Cues anlegen<br />

und unterschiedlich starten<br />

und stoppen, so dass die Clients<br />

die maximal mögliche Bandbreite<br />

erhalten und das System linear<br />

skalierbar wird.<br />

Die Standard-IT-Komponenten,<br />

also Standard-Server, -Switch<br />

und -Speicher, stehen alle unter<br />

dem Regime der Priority-based-<br />

Flow-Control. Verwendet wird das<br />

GPFS-Filesystem von IBM (General<br />

Parallel File System), das für die<br />

Anwendung optimiert und mit<br />

einem Auto-Installer ebenso ver-<br />

<strong>FKTG</strong>-Mitglieder<br />

Michael Mücher<br />

Unser Mitglied Michael Mücher<br />

hat in seinem Verlag BET die 17.<br />

Neuauflage <strong>des</strong> Broadcast Fachwörterbuchs<br />

vorgestellt: Mit nun<br />

insgesamt über 7.000 Begriffen<br />

und etwa 28.000 Verzweigungen<br />

auf knapp 600 Seiten wurde das<br />

Buch stark erweitert und umfangreich<br />

aktualisiert. Insbesondere<br />

die Fachbegriffe der Themen<br />

Datenreduktion, File-, Datei- und<br />

Containerformate, 35mm und<br />

High Definition wurden wesentlich<br />

überarbeitet und neu definiert.<br />

<strong>Das</strong> Fachwörterbuch ist für<br />

alle technisch und nichttechnisch<br />

vorgebildeten, aber interessierten<br />

Medienschaffenden seit vielen<br />

Jahren das Standardwerk.<br />

Michael Mücher, Dipl.-Ing. FH<br />

der Medientechnik in Stuttgart,<br />

absolvierte eine ARD/ZDF-interne<br />

Ausbildung zum Bildtechniker<br />

und studierte Physik und Elektrotechnik<br />

in Tübingen. Zunächst war<br />

er als Produktionsingenieur für<br />

Rundfunkanstalten und Produktionsfirmen<br />

tätig. Später zog es<br />

ihn in die Richtung der Fort- und<br />

Weiterbildung, wo er u. a. von<br />

sehen wurde wie mit Connection<br />

Daemons, um u.a. Datenverkehr<br />

und Speicherzugriff zu optimieren.<br />

Die ersten Installationen<br />

derartiger WARP-Cluster gibt es im<br />

Post-Productions-Markt. So wies<br />

Opfermann auf eine Installation<br />

in Manchester mit 160 Schnittplätzen<br />

hin, bei der alle 160 Clients<br />

gleichzeitig drei Streams mit<br />

100 Mbit/s AVCintra abspielen<br />

können, was auch getestet wurde.<br />

Die Gesamtkapazität <strong>des</strong> Servers<br />

beträgt 142 Terabyte, der garantierte<br />

Durchsatz 66 Gbit/s. Zudem<br />

gibt es auch zwei Installationen<br />

in Deutschland bei Pixomondo.<br />

Nach einer Zusammenfassung<br />

durch Thomas Will gab es dann<br />

noch eine sehr fachliche Diskussion,<br />

die für alle wohl sehr, sehr<br />

nützlich war.<br />

Rainer Bücken<br />

Michael Mücher<br />

Broadcast Fachwörterbuch<br />

17. Auflage 2013<br />

Ca. 600 Seiten/Broschur<br />

BET Verlag (www.bet.de)<br />

19,90 EUR<br />

einer internen Trainer-Ausbildung<br />

bei der BBC profitierte. Mit diesem<br />

Wissen gründetet er sein eigenes<br />

Unternehmen BET, in dem er als<br />

kreativer Kopf nicht nur für alle<br />

Seminare verantwortlich ist, sondern<br />

für das er nach wie vor als<br />

Bildingenieur in der Produktion<br />

tätig ist.<br />

Redaktion der<br />

<strong>FKTG</strong>-Seiten<br />

Egin Altenmüller<br />

Postfach 60 24 62<br />

22234 Hamburg<br />

Telefon 040-28054040<br />

Telefax 03212-5115115<br />

E-Mail redaktion@fktg.de<br />

12<br />

3/2013

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