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zaubErlEhrling - Roger Schaeli

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Zauberlehrling«<br />

Zauberlehrling<br />

wie Harry Potter – die<br />

Zauberlehrlings Prüfung<br />

bestanden<br />

Im Juni 2012 gelingt <strong>Roger</strong> Schäli in den Dolomiten eine Eintages-Rotpunkt- Begehung<br />

der Route «Zauberlehrling». Unterstützt wird er vom jungen Bündner Gian Sebregondi.<br />

Dabei setzen die beiden Alpinisten alles auf eine Karte, lassen ihre Rucksäcke zurück und<br />

meistern bei Gewitter den Abstieg mit Kletterfinken.<br />

<strong>Roger</strong> und Gian Sebregondi, ein 22-jähriges Nachwuchstalent<br />

aus Lenzerheide, gelang am 21. Juni 2012<br />

eine Eintages-Rotpunkt-Begehung der Route «Zauberlehrling»<br />

in den Dolomiten. Genau 24 Stunden nachdem<br />

die beiden losgegangen waren, standen sie hundemüde<br />

in ihren Kletterfinken wieder beim Auto. In Kletterfinken<br />

hatten sie den ganzen Abstieg, zum Teil über<br />

Schnee, hinter sich gebracht, weil sie in der dunklen<br />

Nacht das zweite Band mit den Rucksäcken nicht mehr<br />

finden konnten. «Wir hatten uns entschieden, zu biwakieren,<br />

um dann am Morgen unser Material zu holen.<br />

Doch um zwei Uhr morgens begann es so stark zu gewittern,<br />

dass wir uns nass und frierend zum Abstieg in<br />

Kletterschuhen entschieden. Ebenfalls eine Geschichte,<br />

die dieses Abenteuer unvergesslich macht!»<br />

Kletterei, die Nerven erfordert<br />

<strong>Roger</strong> hatte die Route «Zauberlehrling» zusammen mit<br />

Erstbegeher Christoph Hainz bereits im Sommer 2011<br />

ausgecheckt. Schon die dritte Seillänge ist mit einem<br />

Schwierigkeitsgrad von 9- bewertet, die fünfte dann<br />

mit 9. Doch <strong>Roger</strong> wusste an diesem Tag, dass die<br />

Hauptschwierigkeit nicht sein würde, die dritte und<br />

fünfte Seillänge sturzfrei zu klettern, sondern all die<br />

vielen Seillängen im sechsten, siebten und achten<br />

Grad. Denn in diesen Seillängen steckt oft wenig bis<br />

kein Material und die Wegfindung und Kletterei erfordert<br />

dort Nerven. Herausforderungen stellten sich<br />

<strong>Roger</strong> jedoch bereits vor dem Einstieg in die Wand.<br />

Eine davon war die lange Reise nach Italien, eine andere<br />

die Suche nach einem idealen Kletterpartner. «Am<br />

Tag x den idealen Kletterpartner zu finden, ist manchmal<br />

fast so schwierig, wie die Kletterei selber. Meistens<br />

habe ich Glück», sagt <strong>Roger</strong>, «aber diesmal war es fast<br />

unmöglich, jemanden zu finden, da die meisten Kletterpartner<br />

als Bergführer unterwegs waren oder sie die<br />

Reise und/oder die Kletterei zu anstrengend empfanden.»<br />

Schliesslich wandte er sich an das SAC-Expeditionsteam,<br />

das er zusammen mit Denis Burdet betreut.<br />

Da es aber demnächst auf die Expedition nach Peru<br />

ging, auf die sich alle vorbereiteten, rechnete er nicht<br />

mehr mit einer positiven Antwort. Doch gerade als er<br />

sich schon damit abgefunden hatte, diesmal niemanden<br />

zu finden, meldete sich der Bündner Gian Sebregondi.<br />

Am nächsten Mittag befanden sich die beiden<br />

bereits in <strong>Roger</strong>s Bus und fuhren Richtung Dolomiten.<br />

Zauberei in der Wand<br />

Nach dem Kaffee aus der Mocca-Maschine um vier Uhr<br />

früh ging es los zum Wandfuss. «Mit den ersten Klettermetern<br />

verschwand wie auf Knopfdruck meine Nervosität.<br />

Als ich auf Anhieb die dritte und die fünfte Seillänge<br />

mit Schwierigkeitsgraden von 9- und 9 hinter<br />

mich brachte, spürte ich plötzlich, dass ich heute wirklich<br />

eine Chance haben könnte, etwas zu zaubern»,<br />

sagt <strong>Roger</strong>.<br />

Zwei Fragezeichen gab es aber noch: Zum einen begann<br />

es ringsherum zu regnen und gewittern. Zum andern<br />

wusste <strong>Roger</strong> zu diesem Zeitpunkt nicht, ob sein<br />

Kletterpartner Gian bereit war, durchzustarten. Denn<br />

die Quergänge mit Rucksack nachzusteigen, ist nicht<br />

ohne. Auf dem ersten Band, nach zehn Seillängen,<br />

gönnten sich die beiden Kletterer eine erste verdiente<br />

Pause. Die Gewitter entluden sich lautstark an der benachbarten<br />

Sella-Gruppe, sie selber blieben bis auf ein<br />

paar Tropfen aber trocken. «Um eine Diskussion über<br />

den weiteren taktischen Verlauf zu vermeiden, kletterte<br />

ich, zugegeben ziemlich egoistisch, und fokussierte weiter»,<br />

erzählt <strong>Roger</strong>. Im mittleren Wandteil gibt es einige<br />

sehr exponierte Quergänge, die Gian im Nachstieg souverän<br />

kletterte. Kurz unter dem zweiten Band erreichte<br />

die Gewitteraktivität im Val Badia scheinbar ihren<br />

Höhe punkt. Die Jacke war angezogen und der Biwak-<br />

Sack griffbereit am Gurt baumelnd, um bei Niederschlag<br />

sofort Schutz zu haben. Eine Situation, die für beide Kletterer<br />

sehr stressig war. Auf dem zweiten Band angekom-<br />

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