Giraffenland - filmab!
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<strong>Giraffenland</strong><br />
Giraffenrennen! Im Wurm?<br />
Wer dies bezweifelt mag<br />
nicht Unrecht haben: Man<br />
stelle es sich bildlich vor! Dann<br />
kann der Kakerlakenmacher<br />
nicht mehr weit sein.<br />
Nagut, zugegeben, dazu ist<br />
der Wurm zu niedrig gebaut.<br />
So hat der clevere Leser natürlich<br />
gleich mitbekommen, dass<br />
es sich bei dem<br />
„Giraffenrennen“ in der letzten Ausgabe nur um eine<br />
Verwechselung gehandelt haben kann. Es sei uns bei so<br />
viel Ablenkung verziehen:<br />
Durch das Fenster unserer Redaktion scheint das Licht der<br />
Capitol-Leuchtreklame. Wenn man am Monitor vorbeisieht,<br />
kann man das große C sehen. „Locomotive Breath“<br />
wird auf einem Klavier unter freiem Himmel gespielt, der<br />
Kerzenständer lernt fliegen und der Applaus klingt zu uns<br />
herauf. Schwerin kann so schön sein! Es macht Spaß darüber<br />
zu berichten und daran teilzuhaben.<br />
Während für unsere Leser das FilmKunstFest noch im voll-<br />
FILMab! - Redaktion von links: Anne, Anika, Karen, Falko, Caro, Erik, Andreas, Alex, Antje, Jule<br />
2 E D I T O R I A L
len Gange ist, packen wir so langsam unsere<br />
Sachen.<br />
Mit der heutigen Ausgabe verabschiedet<br />
sich die Redaktion der FILMab! von der<br />
Festbühne. Wir hoffen, dass wir mit unserer<br />
Arbeit ein wenig zum Flair des Festivals beitragen<br />
konnten und blicken nun mit freudiger<br />
Erwartung auf das nächste Jahr, wenn<br />
es zum 14. Mal heißt: „ Film, Kunst und<br />
Fest“ in Schwerin. Ein großes Dankeschön<br />
schicken wir an das gesamte Team des<br />
FilmKunstFest-Büros, das sich gerne unseren<br />
Fragen stellte, uns mit Preview-Videos und<br />
Informationen versorgte und immer für<br />
einen kleinen Schnack zu haben war. Neu<br />
war für uns der Kontakt zu den jungen<br />
Kollegen des Festival-TV. Wir hoffen ganz<br />
stark, diese Beziehungen im nächsten Jahr<br />
weiter vertiefen zu können. Ebenfalls<br />
bedanken wir uns für die tolle<br />
Unterstützung bei der Druckerei, dem<br />
Jugendhaus, Frau Christen, der<br />
Psychiatercrew (insbesondere Bäumchen),<br />
Carlemann, Toasty, Bobble, dem SJR HWI<br />
und all den anderen. Wir denken, dass wir<br />
auf eine interessante, aber auch anstrengende<br />
Woche zurückblicken können, die in<br />
uns, aber hoffentlich auch für Sie, liebe<br />
Leser, einen bleibenden Eindruck hinterlasssen<br />
wird.[am]<br />
&IMPRESSUMINHALT<br />
Titel 1<br />
Wir sagen Danke! 2<br />
Inhalt & Impressum 3<br />
Die Macher vom FilmFestBüro 4<br />
Jury Vorstellung 6<br />
Gisela Steineckert liest 7<br />
Filmparty im Party Speicher 8<br />
SF: Ernstfall Havanna 10<br />
DF: Herr Wichmann von der CDU 11<br />
SF: Mein erstes Wunder 12<br />
KF: David Kloterjahn 13<br />
SF: Gebürtig 14<br />
Mit Rollerskates durchs Arbeitsamt 15<br />
Programm fürs Wochenende 16<br />
FILMab! unabhängige Seminarzeitung des JMMV<br />
zum FilmKunstFest<br />
Leitung: Caroline Arndt, Juliane Schirmann,<br />
Falko Fleischmann<br />
Kontakt: Wismarsche Str. 126, 19055<br />
Schwerin, Fon: (0179) 503 65 90,<br />
E-Mail: <strong>filmab</strong>@jmmv.de,<br />
Homepage: <strong>filmab</strong>.jmmv.de<br />
Herausgeber: Jugendmedienverband Mecklenburg-<br />
Vorpommern e.V., Budapester Str. 7,<br />
18057 Rostock<br />
V.i.S.d.P: Caroline Arndt<br />
Redaktion: Caroline Arndt [ca] , Falko<br />
Fleischmann [ff], Erik Jalowy [ej],<br />
Anika Lampe [al], Alexander Masche<br />
[am], Anne-Christin Mook [acm],<br />
Karen Obenauf [ko], Juliane<br />
Schirmann [ju], Antje Witting [aw]<br />
Layout: Andreas Mulsow [amu], Karen<br />
Obenauf<br />
Gastredakteur: Johannes Barthen [jb]<br />
Belichtung & c/w Obertritendruck, Münzstr. 3,<br />
Druck: 19055 Schwerin<br />
Auflage: 400 - 500<br />
Ausgabe: 4 / 2003<br />
Erste Ausgabe: 3. Mai 1995<br />
I N H A L T 3
Besuch bei den<br />
Machern<br />
Barbera Zickermann:<br />
„Wie viele Leute hier arbeiten?<br />
Da hab' ich die Übersicht<br />
verloren."<br />
Ein Kommen und Gehen im FilmKunstFest-Büro. Im<br />
Minutentakt bimmelt das Telefon. Die Tür muss geöffnet<br />
werden. Das Klingeln ist Synonym für die ständige<br />
Bewegung hier. Woher wir das wissen? Frech wie wir<br />
sind, haben sich zwei von uns für ´ne Stunde im Büro<br />
eingenistet. Gleich beim Betreten des Raumes lachten<br />
uns drei dicke Stapel unserer ersten Ausgaben entgegen.<br />
Als man uns dann noch sagte, dass Festivalleiter<br />
Hartmann die Zeitung als "guten Jahrgang" bezeichnet<br />
hat, huschte auch uns ein stolzes Lächeln übers Gesicht.<br />
Auf die Idee, einen Artikel über die Fleißigen hinter den<br />
Kulissen in die nächste FILMab! zu bringen, reagierten<br />
diese etwas verlegen - als wenn sie total unwichtig<br />
wären. Dabei hält das Team doch die Fäden in der Hand.<br />
Ständig knarrt das Parkett unter den schnellen Schritten<br />
der unzähligen Mitarbeiter. Das Klacken der<br />
Rechenmaschine, das Zuschnappen der Ordner, Gäste<br />
und andauernde Telefonate geben den Ton an. Die unermüdlichen<br />
Arbeitsbienchen müssen manchmal wirklich<br />
aufpassen, dass sie nicht über einen der vielen Kartons -<br />
vollgestopft mit alten und neuen Plakaten, Katalogen<br />
4 F E S T T
und Prospekten - fliegen. Von Januar bis Ende Mai sind<br />
sie hier rundum mit dem Festival beschäftigt. So richtig<br />
beginnt die heiße Phase dann einige Tage vor der<br />
Festeröffnung. " Willst `n Kaffee?" heißt es dann immer<br />
öfter. Und den haben sie auch nötig.<br />
In einer ruhigen Minute hatten wir etwas Zeit die zahlreichen<br />
Räume zu erkunden: Hoppla, ein Kasten<br />
Mineralwasser! Fast hätten wir die Sammlung der<br />
Festplakate der vergangenen Jahre aus der<br />
Froschperspektive betrachtet. Von diesem Lebenselixier<br />
stehen viele weitere Kästen im FilmKunstFest-Büro<br />
herum. Am Ende eines Flures entdecken wir den<br />
Kopierraum - in Regalen stapeln sich die Ordner und<br />
Flyer der vergangenen Jahre bis unter die Decke. Auf<br />
dem Boden drängen sich Kisten voll eingerollter<br />
Filmplakate. Nach der Erkundungstour schlichen wir vorsichtig<br />
zurück zu unseren Plätzen. Rrinngrinng - das<br />
Telefon mal wieder: Pressematerial musste zum<br />
InterCityHotel gebracht werden. Aber keiner schien Zeit<br />
zu haben. So blieb die Aufgabe an uns hängen auch<br />
wenn wir nicht zur Mannschaft gehörten. Wir packten<br />
unsere Sachen und waren schon fast aus der Tür, als uns<br />
folgender Satz hinterher gerufen wurde: "Wer hier sitzt<br />
kriegt gleich `ne Aufgabe!" Und so wurden wir mit<br />
einem Lächeln verabschiedet. [ca + am]<br />
Hasso Hartmann<br />
K F E S T 5
Auf die Plätzebitte<br />
-... 3, 2, 1,<br />
Film<br />
ab!<br />
Hasso Hartmann mit dem „Fliegendem<br />
Ochsen“.<br />
Die Jury - die vielleicht wichtigste<br />
Institution beim FilmKunstFest,<br />
denn die Mitglieder entscheiden wer<br />
den Hauptpreis „Fliegender Ochse“<br />
gewinnt. Diese Menschen rennen<br />
durch alle Filme und sind praktisch<br />
nie zu erreichen. Also hatte ich auf<br />
der Suche nach den Jurymitgliedern<br />
fast keine Chance sie zu bekommen.<br />
Wohl auch ein Grund, dass<br />
der lang geplante und gewünschte<br />
Artikel über die Jury erst in dieser letzten Ausgabe<br />
der FILMab! 2003 erscheint. Als Leser kann man sich<br />
die Suche ungefähr so vorstellen:<br />
Im FilmKunstFestBüro: „Jury! Nicht hier, sind wohl in<br />
Filmen.“ Also auf ins Capitol. Im Foyer hat man<br />
jedenfalls keine Chance, und ich finde nur einige<br />
Doubles. So geht's auf zu den Sälen, hoffen dass<br />
sich jemand vor oder nach der Vorstellung zeigt.<br />
Doch erkennen Sie erst mal jemanden, den Sie von<br />
einem Bild kennen. Ich jedenfalls hatte Glück, denn<br />
ich traf die unscheinbar wirkende Christine Schorn,<br />
die nach fünf Sätzen sofort wieder zum nächsten<br />
Film musste. Und daraus schreiben Sie mal bitte<br />
einen etwa 250 Wörter langen Artikel!<br />
Trotzdem soll erwähnt werden, dass die Mitglieder<br />
der Jury sich bereits vor den Vorführungen absprechen<br />
worauf man sich konzentriert, um so endlose<br />
Diskussionen auf der Endkonferenz zu vermeiden.<br />
Außerdem wird trotz des genauen Betrachtens die<br />
endgültige Entscheidung mehr aus dem Bauch heraus<br />
getroffen: „Es muss eine Message dahinterstekken,<br />
der Film soll mitreißen und schön sein“, so Frau<br />
Schorn.<br />
Ich jedenfalls wünsche der Jury noch eine Schöne<br />
Zeit in den Kinosesseln und den Kollegen viel Spaß<br />
bei der Suche. [ej]<br />
6 F E S T
Ehefrau, Mutter, Großmutter,<br />
Weiberverbündete, Schriftstellerin<br />
„Gisela Steineckert liest“<br />
Mit diesen Worten beschreibt sich<br />
Gisela Steineckert, die im<br />
Rahmen des FilmKunstFestes um 20.00<br />
Uhr ihre Werke in einer Lesung in der<br />
Buchhandlung Weiland vorstellte.<br />
Als wir kurz vor acht Uhr in der<br />
Leseecke der Buchhandlung Weiland<br />
ankommen, ist es noch ruhig und leer.<br />
So nutzen wir die Gelegenheit für einen<br />
kleinen Plausch mit der 72-jährigen<br />
Buchautorin. Stolz erzählt sie uns gleich<br />
von ihrer Großfamilie mit Mann, fünf<br />
Töchtern und einer Enkeltochter.<br />
Deshalb freut es sie besonders, wenn<br />
ihre Lesungen von Jugendlichen besucht<br />
werden. Auf Anfrage der Direktorin des<br />
Gymnasiums Güstrow willigte sie sofort<br />
ein, die Ansprache des letzten<br />
Abiturjahrgangs zu halten.<br />
In der Einleitung ihrer Lesung ging Frau<br />
Steineckert auf soziale und politische<br />
Probleme ein, die sie selbst nicht unberührt<br />
lassen. Dazu gehört die aktuelle<br />
Kriegssituation, wie auch die hohe<br />
Jugendarbeitslosigkeit trotz guter<br />
Ausbildungen. Sichtlich beeindruckt von<br />
ihrem sozialen Engagement verlassen wir die<br />
Lesung. [acm & ko]<br />
Gisela Steineckert (Foto ko)<br />
F E S T 7
Filmparty im Party<br />
Warum am Tage<br />
Schauspielern und<br />
Regisseuren aufspüren , wenn<br />
man sie alle auf einem Haufen<br />
haben kann... auf der Filmparty<br />
im Partyspeicher. Also nix wie<br />
hin. Und wirklich, alle waren sie<br />
da:<br />
Robert Schindel, Regisseur vom<br />
Wettbewerbsfilm “Gebürtig”,<br />
Stefan Krohmer (“Sie haben<br />
Stefan Trampe, Regisseur „54 Grad“<br />
Knut”), Jochen Alexander Freydank vom Kurzfilm<br />
“Dienst”, Thomas Luft (“David Kloterjahn”) und noch<br />
viele viele andere Namen des FilmKunstFestes.<br />
Die kulturelle Filmförderung M-V lädt zur Filmparty<br />
ein. Es gab eine gemütliche Feier mit leckerem Buffet<br />
und Musik, anläßlich der Premieren “No Exit”, “54<br />
Grad” und den Filmen “Mein erstes Wunder”,<br />
“Baumnarren” und der “Giraffenmacher”.<br />
Wir ließen uns die Chance nicht entgehen und<br />
schnappten uns auch gleich Stefan Trampe, Regisseur<br />
von „54 Grad“. Trampe dokumentiert seine Reise<br />
durch M-V immer den 54. Breitengrad 200 km entlang,<br />
mithilfe eines GPS Systems.<br />
Ohne zu recherchieren und sich die Leute rauszusuchen,<br />
überließ er alles dem Zufall. “Ich wollte zeigen,<br />
wie das Leben ist und nicht die Perlen herauspicken.”<br />
So Trampe über den Beweggrund den Film zu drehen.<br />
Insgesamt waren er und sein Team 14 Tage in<br />
M-V und noch einige Tage in Holland unterwegs. Für<br />
den gebürtigen Rostocker war es überraschend, dass<br />
die Leute ihm offen und gastfreundlich gegenüberstanden.<br />
54 Grad ist sein erster Dokumentarfilm. Er<br />
ist zum zweiten Mal beim Schweriner FilmKunstFest<br />
dabei.<br />
Nach dem Interview war erst einmal eine Stärkung<br />
angebracht. Während wir unser delikates<br />
Eierbrötchen aßen, huschten Andreas Dresen und<br />
Thorsten Mertens, letztes Jahr Hauptdarsteller in<br />
Dresens Spielfilm “Halbe Treppe”, an uns vorbei.<br />
Und schon waren sie im Getümmel verschwunden.<br />
8 F E S T
- Speicher<br />
Viel Zeit sich am Buffet zu laben blieb nicht, denn wir<br />
sahen Frau Tenner am Eingang stehen.<br />
“Frau Tenner, haben sie Zeit für ein kleines Interview?”-<br />
“Ja klar, aber draußen, da kann ich rauchen.” Und so<br />
setzten wir uns auf eine Bank im Hof des Partyspeichers.<br />
Ihr Dokumentarfilm “No Exit” feierte gestern Premiere<br />
und viele Leute blieben, um sich im anschließenden<br />
Gespräch näher mit den Hintergründen des Films auseinander<br />
zu setzen. Es freute sie, dass besonders junge<br />
Leute die Veranstaltung besuchten.<br />
Tenner hat seit 13 Jahren Erfahrung mit der rechten<br />
Szene. Sie wollte zeigen, was Jugendliche suchen, was sie<br />
bewegt. Der Film war Konsequenz und einzige Chance,<br />
die Leute für die persönliche Annäherung an das Thema<br />
zu sensibilisieren.<br />
Das Problem liegt darin, dass Leute den Rechten nicht<br />
nahe kommen wollen. Sie wollen Klischees. Und politische<br />
Sprüche, nicht das arme Schwein hinter den hohlen<br />
Phrasen sehen. “Die Rechten nicht als Menschen wahrnehmen.”<br />
Schritt für Schritt hat sich das Geschehen für Tenner in<br />
den anderthalb Jahren Filmarbeit eröffnet. Mit “No Exit”<br />
hat sie die “90 Minuten Schallmauer” durchbrochen, fügt<br />
sie lächelnd hinzu.<br />
Ein nächster Spielfilm ist in Planung. Was wird nicht verrraten.<br />
Hat es wieder mit dem Thema Rechtsextremismus<br />
zu tun? “O Gott nein, ich lebe auch noch woanders”,<br />
lacht sie .<br />
Danke Frau Tenner für die Unterhaltung. Ein Blick auf die<br />
Uhr. Oh nein! Schon so spät... [ju & acm]<br />
Lichtinstallation (Foto acm)<br />
F Ê S T 9
DF „Herr Wichmann von der CDU“<br />
Szenenbild<br />
Soviel Aufmerksamkeit ist Liebe<br />
oder Mitleid<br />
Gepeinigt von der Angst gelangweilt<br />
oder als politische Nullnummer bloßgestellt<br />
zu werden, meiden die meisten Bürger<br />
die Nähe zu Volksvertretern. Letztere treten<br />
schüchtern den Rückzug in die<br />
Parteizentralen an – ein Trauerspiel, dass auf<br />
dem Konstrukt der Demokratie wie ein<br />
Schatten lastet. Allein unter dem Deckmantel<br />
eines Wahlkampfes schlüpfen Bürger in die<br />
Rolle der erstarkten Wählerschaft und<br />
Politiker erblühen zu kommunikationsfreudigen<br />
Volksvertretern. Plötzlich dreht sich das<br />
Politikkarussell wieder und alles erscheint<br />
rot, grün, schwarz, blau oder gelb.<br />
Der Regisseur Andreas Dresen hat eine<br />
Dokumentation erschaffen, die weder mit<br />
Häme noch mit Mitleid auf das<br />
Wahlgesche-hen schaut. Als unsichtbares<br />
Anhängsel des Provinzpolitikers Henryk<br />
Wichmann, führt er die Zuschauer durch<br />
einen ermüdenden und von vornherein<br />
aussichtslosen Straßenwahlkampf. Er zeigt<br />
den CDU Kandidaten als isolierten<br />
Einzelkämpfer, der bei Wind und Wetter<br />
mit Werbeschirm und Infostand durch<br />
den Wahlkreis zieht – Stets das Bild des<br />
sozialdemokratischen Gegenkandidaten<br />
Markus Meckel vor Augen.<br />
Mit „Herr Wichmann von der CDU” legt<br />
Andreas Dresen erstmals seit 1994 wieder<br />
einen Dokumentarfilm vor. Dresen: „Wir<br />
wollten gestalterisch sehr pur sein, ohne<br />
Kommentar, mit einer Figur, die durch<br />
den Film führt und mit unterschiedlichen<br />
Menschen in Kontakt kommt. Wir wolllten,<br />
dass sich die Situationen im Film<br />
organisch ergeben.“ Wie es aussieht hat<br />
Dresen mit seinem Vorhaben mehr Glück<br />
gehabt als Herr Wichmann. [aw]<br />
1 0 F I L M
SF Ernstfall in Havanna<br />
Der erfolgreichste Schweizer Film des<br />
Jahres 2002 spielt auf der<br />
Sonneninsel Kuba. Dort arbeitet Stefan<br />
Balsinger als stellvertretender Leiter der<br />
Schweizer Botschaft, die auch die USA in<br />
Kuba vertritt. Eigentlich kein aufregender<br />
Job, doch als sein Vorgesetzter in den<br />
Urlaub geht, kommt alles anders als<br />
gedacht.<br />
Ob nun der Drehort mehr wegen seiner<br />
Geschichte oder wegen des guten<br />
Wetters gewählt wurde, bleibt offen. Die<br />
zweite, im Film heraufbeschworene,<br />
„Kubakrise“ hätte als<br />
Spannungselement genau so gut zwischen<br />
zwei anderen Ländern mit latenten<br />
diplomatischen Schwierigkeiten<br />
stattfinden können.<br />
Dennoch ist die Komödie witzig, sind die<br />
Charaktere und ihre Dialoge gut durchdacht.<br />
Hasso Hartmann, künstlerischer<br />
Festivalleiter, gefiel besonders, dass die<br />
Satire „höchst amüsant“ sei und dass<br />
„jeder sich wiedererkennen kann.“<br />
Es kam einem teilweise jedoch so vor, als<br />
hörte man im Film eine unbekannte<br />
Fremdsprache. Selbst ohne die Untertitel<br />
wären die englischen Dialoge für den<br />
deutschen Zuschauer verständlicher, als<br />
das gewöhnungsbedürftige Schweitzer<br />
Szenenbild<br />
Deutsch. Auch ist es der landestypische Humor,<br />
der schwer nachzuvollziehen ist und sich größtenteils<br />
auf Klischees und Problematiken des<br />
Landes bezieht.<br />
Dies können die Gründe dafür sein, dass dieser<br />
Film nur ein nationaler Erfolg bleiben wird. Ein<br />
ähnlicher Durchbruch in deutschen<br />
Standardkinos ohne Synchronisation scheint<br />
schwer möglich. Ein Kompromiss könnte die<br />
Untertitelung sein, wie sie im Kurzfilm<br />
„Geranienfrieden“ vorhanden ist. [ej]<br />
F I L M<br />
1 1
SF: „Mein erstes Wunder“<br />
Anna Wild<br />
Eine außergewöhnliche<br />
Freundschaft<br />
Mein erstes Wunder - ist eine Liebesgeschichte.<br />
Aber Dole und Hermann sind ein seltsames<br />
Paar.<br />
Während eines Urlaubs lernen sich die beiden kennnen.<br />
Für ihre elf Jahre ist Dole schon recht erwachsen,<br />
der dreifache Vater Hermann hingegen verhält<br />
sich mit seinen 40 Jahren noch recht kindlich. Beide<br />
sind dem Unverständnis ihrer Umwelt ausgesetzt und<br />
schotten sich immer mehr ab. Letztendlich reißen sie<br />
aus, verfolgt von Doles Mutter und Hermanns Frau.<br />
„Mein erstes Wunder“ beeindruckt durch die einfühlsame<br />
Weise, wie der Film die Geschichte erzählt.<br />
Zuerst fällt es dem Zuschauer schwer dem<br />
Geschehen zu folgen, da sich Rückblenden und<br />
Echtzeitszenen ständig kreuzen. Diese Art der<br />
Chronologie erhöht die Spannung auf den Lauf der<br />
Geschichte. Die Bilder strotzen vor Ideen. Sie sind<br />
stark und detailreich. Unterwasserbilder ziehen sich<br />
wie ein roter Faden durch den Film.<br />
Das Drehbuch zu „Was tun, wenn’s brennt“ ist das<br />
letze Projekt der Regisseurin Anne Wild gewesen, die<br />
mit „Mein erstes Wunder“ ihr Spielfilmdebüt präsentiert.<br />
Der Film ist seit dem 8. Mai in den Kinos und lief<br />
bereits erfolgreich auf dem Filmfestival Saarbrücken<br />
und bekam dort den Max Ophüls Preis. Wird es ihm<br />
gelingen, in Schwerin an diesen Erfolg anzuknüpfen?<br />
[al]<br />
1 2 F I L M
KF: „David Kloterjahn“<br />
Blasen machen<br />
Aiga ist jung und will raus aus dem<br />
Dorf, das ihr nur Kohl, einen kleinen<br />
Imbiss und einen unsymphatischen<br />
Verehrer zu bieten hat. David<br />
hingegen stört das einsame Dorfleben<br />
wenig. Sein Glück ist eine rostige<br />
Badewanne, deren heißes Wasser er<br />
durch seine Fürze zum blubbern<br />
bringt. Und er liebt Aiga. Die hat<br />
plötzlich nur noch Augen für den<br />
schönen Sascha, der sie mit in die<br />
Stadt nehmen will - Das weiß David<br />
allerdings zu verhindern.<br />
Der Kurzfilm „David Kloterjahn“ ist die<br />
erste Regiearbeit des Schauspielers<br />
Thomas Luft. Er erzählt auf eine sehr<br />
charmante und unterhaltsame Weise<br />
von der Liebe, vom Glücklichsein und<br />
Glücklichwerden. Es geht um den<br />
Wunsch auszubrechen aus der Enge<br />
der kleinen Welt, um die Hoffnung auf<br />
eine größere Welt. Auch wenn Aiga<br />
sich vorerst auf die Reise macht, weiß<br />
sie doch: Heimat ist dort, wo man<br />
Freunde hat. [al]<br />
Szenenbild<br />
Szenenbild<br />
F I L M 1 3
SF: „Gebürtig“<br />
Szenenbild<br />
Gebürtig - ist eine Literaturverfilmung von Luka<br />
Stepanik und Robert Schindel. Der Film basiert<br />
auf den gleichnamigen Roman von Robert Schindel<br />
aus dem Jahr 1992.<br />
Unter www.gebuertig.com können Interessierte<br />
nachlesen, dass „Gebürtig“, voller Melancholie, Witz, Ironie<br />
und sarkastischem Schmäh von der „Befangenheit, die sich als<br />
gläserne Wand immer wieder zwischen Juden und Nichtjuden,<br />
Überlebende und Nachgeborene stellt“ erzählt.<br />
Leben im<br />
Schatten der<br />
Vergangenheit<br />
So umworben zieht es den ein oder die andere in den<br />
Kinosaal. Dort lernt der Zuschauer fünf Protagonisten kennen,<br />
die den Lauf der Geschichte bestimmen: Hermann Gebirtig ist<br />
längst Komponist in New York, als ihn die Journalistin Susanne<br />
Ressel überredet nach Wien zurückzukehren. Er soll ihr helfen<br />
gegen den ehemaligen KZ-Aufseher, Rudolf Pointner vorzugehen.<br />
Auf der anderen Seite vergnügt sich ihr Ex, Danny<br />
Demant, längst mit der Notärztin Crissie Kalteisen. Der<br />
Kabarett-, Lebenskünstler und Frauenfreund heuert als<br />
Komparse in einer amerikanischen Filmproduktion an. Dort<br />
trifft er auf den Journalisten Konrad Sachs...Der aufmerksamen<br />
Leserschaft wird nicht entgangen sein, dass sich ein räumlich<br />
und zeitlich verwinkeltes Beziehungskonstrukt aufbaut, das<br />
schwer durchschaubar ist.<br />
Der Film als Ganzes strapaziert die Aufnahmefähigkeit der<br />
Zuschauer. Doch kann bei einer Thematik, die selbst die dritte<br />
Nachkriegsgeneration in Atem hält, nichts anderes erwartet<br />
werden. [aw]<br />
1 4 F I L M
Mit Rollerskates durchs Arbeitsamt<br />
Schüler und<br />
Auszubildende zeigen<br />
Alltagsprobleme<br />
per Video<br />
Vier junge Ausbildungsplatzabbrecher<br />
haben neue Wege beschritten. In dem<br />
Projekt XenosMedia des Landesfilmzentrums<br />
Mecklenburg-Vorpommern haben vier<br />
Jugendliche, die zur Zeit ein freiwilliges soziales<br />
Trainingsjahr in Stralsund absolvieren,<br />
einen Videofilm produziert. In diesem interviewen<br />
sie nicht nur sich selber, sondern<br />
auch den Pressesprecher des Arbeitsamtes<br />
und einen ehemaligen Lehrer.<br />
Die Fragen, die sie beantwortet haben wolllen,<br />
sind ihre eigenen Fragen. So wollen sie<br />
wissen, warum die Schule viel zu wenig<br />
berufsvorbereitend agiert oder was das<br />
Arbeitsamt für Ausbildungsplatzabbrecher<br />
tun kann. Gegenseitig fragen sie sich nach<br />
den Gründen für das Scheitern ihrer<br />
Berufsausbildung und lernen sich damit auf<br />
einmal besser kennen, wachsen als Team<br />
zusammen.<br />
In routierender Verteilung besetzten die vier<br />
jeweils die Positionen Kamera, Ton, Regie,<br />
making-of und probieren sich mit verschiedenen<br />
Drehtechniken aus. So wurde auch<br />
auf Rollerskates, durch einen Flur des<br />
Arbeitsamtes in Stralsund rollend, gedreht.<br />
Der Film war eines von drei Videoprojekten,<br />
die sich am Freitag im Café Dr. K. vorgestellt<br />
haben.<br />
Mit XenosMedia wurde neben den<br />
Stralsunder Ausbildungsplatzabbrechern<br />
auch mit Realschülern aus Greifswald,<br />
Wismar und Lassan Videos hergestellt. Die<br />
Zwischenpräsentation des Wismarer Projekts<br />
war zum Leidwesen der von dort angereisten<br />
Jugendlichen nicht fertig. Die endgültige<br />
Version wird jedoch zu einem Lehrmaterial<br />
aufbereitet und wird ab Herbst über das<br />
Landesinstitut für Schule und Ausbildung zu<br />
beziehen sein. [jb]<br />
Junge Filmemacher aus Stralsund<br />
F I L M 1 5
Samstag<br />
12:00 SF Rosa und Elisabeth -<br />
mehr als eine Begegnung C 3<br />
12:30 SF Prinzessin von Pál Erdöss C 4<br />
13:30 SF Comeback für Freddy Baker C 3<br />
14:00 Video- und Filmmeeting MV DrK<br />
14:30 DF No Exit C 2<br />
14:30 SF Kinderfilmparty - Kletter Ida C 1<br />
15:30 SF Chico C 2<br />
16:00 KF Snipers Alley C 5<br />
16:13 SF Gebürtig C 5<br />
16:00 KO Kinderfilmparty - Konzert C 1<br />
16:30 DF B-52 C 2<br />
17:00 KO Konzert - Film & Musical Wu<br />
17:00 KF Du und ich, wir könnten<br />
einander gehören C 4<br />
17:07 SF Baby C 4<br />
18:00 SF Die Zeit bleibt stehn C 3<br />
18:30 KF David Kloterjahn C 5<br />
18:45 SF Befreite Zone C 5<br />
19:00 DF Herr Wichmann von der CDU C 1<br />
19:30 KF Geranienfrieden C 4<br />
19:35 SF Ernstfall in Havanna C 4<br />
20:00 SF Stahlnetz: Ausgelöscht C 3<br />
20:00 SF Epsteins Nacht C 2<br />
20:30 SF Nachts, wenn der Teufel kam C 1<br />
21:00 KF 15 Jahre C 5<br />
21:15 SF Wir C 5<br />
21:45 SF Stalker C 2<br />
22:00 KF Kurz-Film-Nacht Spe<br />
22:00 KF Do It Like Michael Caine C 4<br />
22:15 SF Mein erstes Wunder C 4<br />
22:15 DF Das Kakerlakenrennen C 3<br />
23:00 SF Roter Psalm C 1<br />
23:30 SF Rossini C 5<br />
24:00 KF Das Kakerlakenrennen<br />
und Musik<br />
Wu<br />
Sonntag<br />
10:00 SF Karlson vom Dach C 1<br />
10:00 DF B-52 C 4<br />
10:30 SF Nostalghia C 2<br />
11:00 SF Familie Tóth C 3<br />
11:00 LE Das Schwingen ist ein<br />
langer ruhiger Fluß SHH<br />
12:00 SF Die zeit bleibt stehn C 5<br />
12:30 SF Prinzessin C 4<br />
13:00 SF Der Spiegel C 2<br />
13:15 SF Comeback<br />
für Freddy Baker C 3<br />
14:30 SF Tsatsiki 2 -<br />
Freunde für immer C 1<br />
14:30 KF Geranienfrieden C 5<br />
14:35 SF Ernstfall in Havanna C 5<br />
15:00 DF Der Giraffenmacher C 3<br />
15:00 KF Do it Like Michael Caine C 4<br />
15:15 SF Mein erstes Wunder C 4<br />
16:00 SF Opfer C 2<br />
16:30 DF Herr Wichmann<br />
von der CDU C 5<br />
17:00 KF Du und ich, wir könnten<br />
einander gehören C 4<br />
17:07 SF Baby C 4<br />
17:15 DF Das Treffen C 3<br />
18:00 SF Hukkie C 5<br />
19:30 Abschlussveranstalltung C 1<br />
SF Spielfilm<br />
KF Kurzfilm<br />
DF Dokumentarfilm<br />
LE Lesung<br />
KO Konzert<br />
C1 bis C5 Capitol 1 - 5<br />
Wu Wurm<br />
DrK Cafè Dr. K<br />
SHH<br />
LEGENDE<br />
Schleswig-Holstein-Haus<br />
P R O G R A M M