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Das Gartenreich Dessau-Wörlitz als Wirtschaftsfaktor

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<strong>Gartenreich</strong>-RZ 28.03.2002 11:38 Uhr Seite 66<br />

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DAS GARTENREICH DESSAU-WÖRLITZ<br />

ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR<br />

Cluster 2: Die Besuchergruppe der „Kulturbesucher“<br />

<strong>Das</strong> nächste identifizierte Segment ist das der „Kulturbesucher“<br />

mit einem Anteil von 15,4 vH der Befragten. Charakteristisch<br />

ist der eindeutig motivierte Kulturbezug. <strong>Das</strong><br />

Segment dieser Gäste kommt schwerpunktmäßig aus den<br />

alten Bundesländern und dem Ausland. Allerdings ist auch<br />

die Gruppe der Tagesausflügler aus Berlin und Brandenburg<br />

beachtlich hoch. Es handelt sich hauptsächlich um<br />

ein Publikum mittleren Alters (30-60 Jahre), das mit dem<br />

Partner oder alleine anreist. 28 Auch der Anteil an Eltern<br />

mit Kindern ist überdurchschnittlich ausgeprägt. Ein Teil<br />

dieser Gruppe ist im Rahmen der Ferien mit dem Fahrrad<br />

unterwegs. Gemein ist den Besuchern, dass sie die <strong>Wörlitz</strong>er<br />

Anlagen i.d.R. das erste Mal besuchen. Die Gruppe<br />

weist das mit Abstand höchste Bildungsniveau (Studium:<br />

60 vH) und ein dementsprechendes Berufsbild auf (leitende<br />

Berufe, akademische Berufe und Studenten). Die Kulturbesucher<br />

informieren sich im Vergleich zu den anderen<br />

Segmenten deutlich stärker durch Reise- und Kulturführer<br />

sowie allgemeine Literatur. Weitere überdurchschnittlich<br />

ausgeprägte Informationsmedien in Bezug auf den Besuch<br />

der Anlagen sind das Fremdenverkehrsbüro/Reisebüro,<br />

Broschüren und die Nutzung des Internets, aber auch<br />

Berichte in Zeitungen und der Besuchsanstoß durch Hinweisschilder<br />

oder Landkarten. 29 Letzteres korreliert mit<br />

der Erkenntnis, dass die Anlagen von einem Teil dieser<br />

Gruppe „zufällig“ aufgesucht wurden. Auch diese Besuchergruppe<br />

ist ausgabefreudig. <strong>Das</strong> Ausgabeverhalten<br />

konzentriert sich im Vergleich zu den anderen Segmenten<br />

auf Ausgaben für Besichtigungen und den Kauf von<br />

Andenken/Kleinigkeiten. Wie nicht anders zu erwarten,<br />

fallen bei dieser Gruppe auch Ausgaben für die Unterbringung<br />

ins Gewicht.<br />

Die Zahlungsbereitschaft für den Besuch der Anlagen liegt<br />

eindeutig im oberen Bereich. Betrachtet man das Freizeitverhalten<br />

dieser Gruppe, bestätigt sich, dass es sich um ein<br />

hochkulturelles Publikum handelt mit den abgefragten<br />

28 Die Besucher aus dem Ausland sind zum Großteil mit einer<br />

organisierten Gruppe unterwegs.<br />

29 Absolut betrachtet spielt allerdings auch bei diesem Segment die<br />

informelle Kommunikation <strong>als</strong> Informationsquelle die größte Rolle.<br />

Schwerpunkten Museum/Oper/Theater und dem Besuch<br />

historischer Orte. Überdurchschnittliches Interesse wird<br />

auch an den Sehenswürdigkeiten Lutherstadt Wittenberg<br />

und Bauhaus <strong>Dessau</strong> geäußert, die „kulturell“ geprägte<br />

Industrielandschaft der Region ist nur von geringem Interesse.<br />

Interessant erscheint, dass die Aufnahme des <strong>Gartenreich</strong>s<br />

in das Weltkulturerbe der UNESCO bei dieser<br />

Besuchergruppe nicht wesentlich bekannter ist <strong>als</strong> bei den<br />

anderen Gruppen. Der Besuch der <strong>Wörlitz</strong>er Anlagen<br />

steht neben dem Besuch anderer Gärten und Sehenswürdigkeiten.<br />

Cluster 3: Die Besuchergruppe der<br />

„Erlebnisorientierten Besucher“<br />

<strong>Das</strong> nächste ermittelte Cluster umfasst 26,2 vH der befragten<br />

Personen und lässt sich <strong>als</strong> das Segment der „Erlebnisorientierten<br />

Besucher“ beschreiben. Es zeichnet sich<br />

durch überdurchschnittlich ausgeprägte Werte in der<br />

Motivdimension „Interaktivität“ und stark unterdurchschnittlich<br />

ausgeprägte Werte der Dimension Kultur aus.<br />

Die Besucher dieses Segments kommen vergleichsweise<br />

häufig aus Sachsen-Anhalt und Thüringen in Begleitung<br />

von Familienangehörigen und Bekannten. <strong>Das</strong> Fahrrad <strong>als</strong><br />

Verkehrsmittel spielt auch bei diesem Segment eine überdurchschnittliche<br />

Rolle. Es handelt sich um ein junges<br />

Besuchersegment (bis 29 Jahre und 40-49 Jahre), das die<br />

Anlagen bereits kennt.<br />

Kennzeichnend für das Cluster ist die durchschnittliche<br />

Mischung der Besucher aller Bildungsniveaus und Berufsstände<br />

(mit Ausnahme von Rentnern) mit einem leicht<br />

über dem Durchschnitt liegenden Anteil von Abiturienten<br />

und Studierten. Es handelt sich um Personen, die etwas<br />

mit der Familie unternehmen wollen oder Gästen die<br />

<strong>Wörlitz</strong>er Anlagen zeigen. Die Gruppe nutzt allgemein<br />

das Internet überdurchschnittlich häufig zu Informationszwecken,<br />

bezüglich des Besuchs der Anlagen spielt das<br />

Medium allerdings auch bei diesem Segment keine Rolle.<br />

Ausgaben treten vermehrt für die Nutzung von Gondeln<br />

auf. Im Gegensatz zu den beiden ersten Clustern haben die<br />

Personen dieser Gruppe allerdings insgesamt geringere<br />

Ausgaben. Sie sind eher abgeneigt, für den Besuch der<br />

Anlagen höhere Eintrittsgelder zu zahlen. <strong>Das</strong> Interesse an<br />

anderen Sehenswürdigkeiten der Region ist unterdurchschnittlich<br />

ausgeprägt. Die Freizeitaktivitäten dieses Clusters<br />

orientieren sich stärker <strong>als</strong> die der anderen Gruppen<br />

auf den Besuch von Erlebniswelten, Zoos/Tiergehegen<br />

und Sportveranstaltungen <strong>als</strong> Zuschauer. Die Einschätzung<br />

des Parks <strong>als</strong> „nur“ regional bedeutend wird von dieser<br />

Gruppe am häufigsten vertreten. So ist auch nicht<br />

erstaunlich, dass dieser Gruppe die Aufnahme des <strong>Gartenreich</strong>s<br />

in das Weltkulturerbe am wenigsten bekannt ist.<br />

Cluster 4: Die Besuchergruppe der „Erholungsbesucher“<br />

Die vierte und zugleich größte Besuchergruppe (31,3 vH<br />

der befragten Personen) der <strong>Wörlitz</strong>er Anlagen, ist<br />

gekennzeichnet durch den Besuchsgrund „Natur und<br />

Erholung“. Als vorwiegend erholungssuchend können die<br />

mit dem Auto anreisenden Besucher aus Sachsen und Berlin<br />

identifiziert werden. Charakterisiert wird diese Gruppe<br />

auch durch Reisende mit dem Wohnwagen/-mobil. Es<br />

handelt sich um Besucher ab 30 Jahre, die zum Großteil<br />

mit dem Partner in den <strong>Wörlitz</strong>er Anlagen unterwegs sind.<br />

Bei der Betrachtung der Daten fällt auf, dass neben dem<br />

Anlass, etwas mit „Kindern/Familie/Partner“ zu unternehmen,<br />

das „schöne Wetter“ <strong>als</strong> Triebfeder für einen<br />

Besuch ausschlaggebend ist. 30 Es zeigt sich bei diesen<br />

Besuchern ein höheres Interesse an dem Biosphärenreservat<br />

Flusslandschaft Mittlere Elbe <strong>als</strong> weitere Sehenswürdigkeit,<br />

die Industrielandschaft der Region reizt diese<br />

Gruppe hingegen kaum. Auffallend ist die Ausprägung der<br />

Erholungsuchenden in Erstbesucher der <strong>Wörlitz</strong>er Anlagen<br />

einerseits und solche, die bereits mehr <strong>als</strong> zehnmal<br />

dort waren.<br />

30 Dies ist nicht verwunderlich, da Sachsen-Anhalt das niederschlagsärmste<br />

Bundesland Deutschlands ist.<br />

Zusammenfassung der zentralen<br />

Ergebnisse der Untersuchung<br />

67<br />

MARKTANALYSE DES GARTENREICHS<br />

Wie groß ist das sich aus der Erreichbarkeitsanalyse<br />

ergebende Tagesbesucherpotenzial des <strong>Gartenreich</strong>s?<br />

Im zwei Stunden Anfahrtszeit umfassenden Einzugsgebiet<br />

für Tagesausflüge ins <strong>Gartenreich</strong> <strong>Dessau</strong>-<strong>Wörlitz</strong><br />

leben rund 10,85 Mio. Menschen. Dieses große Potenzial<br />

ist durch eine für die Nachfrage nach Besuchen in historischen<br />

Gärten günstige Alterstruktur geprägt, denn die 40bis<br />

59-jährigen nehmen einen relativ hohen Anteil an der<br />

Bevölkerung im Einzugsgebiet ein. Die Kaufkraft und die<br />

Pkw-Mobilität der Bevölkerung im gesamten 2-Stunden-<br />

Einzugsgebiet des <strong>Gartenreich</strong>s sind jedoch im Vergleich<br />

zum Bundesdurchschnitt geringer ausgeprägt und stellen<br />

somit eher einen beschränkenden Faktor für die Etablierung<br />

hochwertiger Freizeitangebote für Tagesausflüge<br />

dar.<br />

Wie ausgeprägt ist die bundesweite Bekanntheit des<br />

<strong>Gartenreich</strong>s?<br />

Etwa ein Viertel der bundesdeutschen Bevölkerung ab 14<br />

Jahren kennt das <strong>Gartenreich</strong>, wobei es insbesondere bei<br />

den älteren Altersgruppen und bei höher Qualifizierten<br />

auf Bekanntheit stößt. In den neuen Bundesländern ist das<br />

<strong>Gartenreich</strong> sehr deutlich bekannter <strong>als</strong> in Westdeutschland.<br />

Etwa jeder achte Deutsche ab 14 Jahren hat das <strong>Gartenreich</strong><br />

bereits besucht. Historische Gärten allgemein<br />

genießen ein hohes Besuchsinteresse, denn annähernd die<br />

Hälfte der Bevölkerung hat in den letzten fünf Jahren<br />

mindestens einmal einem historischen Garten einen<br />

Besuch abgestattet. Mehr <strong>als</strong> ein Drittel der Bevölkerung<br />

ist bereit, für den Besuch eines historischen Gartens mehr<br />

<strong>als</strong> 11/2 Stunden Anfahrtszeit auf sich zu nehmen.<br />

Wer sind die Besucher der <strong>Wörlitz</strong>er Anlagen?<br />

Die erhobenen strukturellen Befunde zu den Besuchern<br />

der <strong>Wörlitz</strong>er Anlagen beschreiben ein prägnantes Besucherbild.<br />

Bezeichnend für die Anlagen ist ein sehr hoher<br />

Anteil von Besuchern aus der Region im Vergleich zu<br />

Gästen aus den alten Bundesländern oder dem Ausland.

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