streifzug - Wetterauer Zeitung
streifzug - Wetterauer Zeitung
streifzug - Wetterauer Zeitung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
REpORTAGE<br />
INTERvIEW<br />
AufeinenBlick<br />
219 Wohneinheiten<br />
123 WG-Appartement-Zimmer<br />
60 Einzelappartements<br />
18 Doppelappartements<br />
Internet-, Telefon- und TV-Anschluss<br />
Waschmaschinen und Trockner im<br />
Keller<br />
Basketballplatz, Tischtennisplatten<br />
Lebt spartanisch: Khalid Amini.<br />
Für ein Haus, in dem über 200 junge Leute<br />
wohnen, ist es gespenstisch ruhig – und<br />
sauber. Keine laute Musik, keine leeren<br />
Bierflaschen, keine überquellenden Mülleimer<br />
– selbst die Küche sieht aus wie geleckt.<br />
»Es sind Semesterferien. Die meisten<br />
Studenten sind zu Hause«, erklärt Susanne<br />
Gerisch. Als die Pressesprecherin des Studentenwerks<br />
gerade eines der Zimmer zeigen<br />
will, taucht doch noch ein Student auf.<br />
»Guten Morgen«, grüßt Khalid Amini etwas<br />
verdutzt und stellt einen dreckigen Teller in<br />
die Küche. Anschließend trottet er ins<br />
Wohnzimmer und macht es sich gemütlich.<br />
Amini wohnt in einem der 123 WG-Appartements<br />
des Wohnheims. Der 28-Jährige<br />
macht gerade seinen Master in Wirtschaftsinformatik.<br />
Ob’s ihm in Friedberg gefällt?<br />
»Naja, es gibt spannendere Städte.« Zugegeben,<br />
in Sachen Flair und Tanzflächendichte<br />
kann die <strong>Wetterauer</strong> Kreisstadt nicht<br />
mit Metropolen mithalten. Trotzdem hat es<br />
rund 4800 junge Leute nach Friedberg verschlagen,<br />
um mehr oder weniger regelmäßig<br />
die Vorlesungsräume der Technischen<br />
Hochschule Mittelhessen aufzusuchen.<br />
Zum Wintersemester 2013/2014, das am 7.<br />
Oktober mit einer feierlichen Begrüßung<br />
beginnt, kommen noch mal 1130 »Erstis«<br />
hinzu. Neben Amini können noch 218 weitere<br />
Studenten im THM-Wohnheim eine<br />
Bleibe finden – zumindest wenn sie schnell<br />
sind. »Zu Hochzeiten sind wir ausgelastet.<br />
Die Situation in Friedberg ist im Vergleich<br />
zu anderen Hochschulen aber noch relativ<br />
okay«, sagt Ralph Vogtmann, beim Studentenwerk<br />
Gießen für studentisches Wohnen<br />
zuständig. Doch das gelte nicht für alle<br />
Zimmer, betont seine Kollegin Susanne Gerisch.<br />
»Wer eines der 60 Einzelappartements<br />
haben will, muss sich zwischen<br />
sechs bis acht Monaten gedulden.« Wenn<br />
es nicht gleich das Traumobjekt sein müsse,<br />
fände sich jedoch was, ist die Pressesprecherin<br />
des Studentenwerks überzeugt.<br />
Neben den Einzelzimmern und 18 Doppelappartements<br />
gibt es noch 123 Zimmer, die<br />
in achter WGs zusammengeschlossen sind.<br />
Neben den Zimmern, die spartanisch mit<br />
Schreibtisch, Bett und Kleiderschrank ausgestattet<br />
sind, gehören eine Küche, Balkon,<br />
Bad und ein kleines Wohnzimmer dazu.<br />
Das spartanische Leben hat einen bedeutenden<br />
Vorteil: Laut Vogtmann ist das<br />
Wohnheim unschlagbar günstig. »Die Studenten<br />
zahlen 182 Euro im Monat. Strom,<br />
Heizung, Internet – alles inklusive.« Er erzählt<br />
auch, dass jeden Werktag eine Putzfrau<br />
kommt. Daher also die saubere Küche.<br />
Damit es den Studenten nicht allzu langweilig<br />
wird, gibt es auf dem Wohnheimgelände<br />
die ein oder andere Freizeitbeschäftigung.<br />
Neben dem Hauptgebäude<br />
gibt es einen kleinen Basketballplatz, auf<br />
Tischtennisplatten kann der Unifrust weggeschmettert<br />
werden. »Außerdem können die<br />
Studenten auf der großen Grünanlage grillen«,<br />
sagt Vogtmann.<br />
Alles in allem wirkt das gesamte Areal recht<br />
modern und freundlich – lässt man mal die<br />
alten Steintreppen im Inneren des Wohnheims<br />
außen vor. »Das Gebäude ist vor drei<br />
bis vier Jahren saniert worden«, betont<br />
Bernd Rötering, beim Studentenwerk für<br />
das Qualitätsmanagement zuständig. »Wärmedämmung,<br />
Fassade, Einrichtung – alles<br />
neu.« Auch Student Amini lobt das Wohnheim,<br />
das sich über fünf Häuser verteilt. Mit<br />
seinen Mitbewohnern habe er ebenfalls keine<br />
Probleme – im Gegenteil. »Hier wohnen<br />
viele Austauschstudenten. Leute aus Kamerun,<br />
Marokko, Kuba und Nepal.« Es sei immer<br />
spannend, Menschen aus anderen Ländern<br />
kennenzulernen. »Alles Multikulti<br />
hier.« Und wenn es doch mal Ärger gebe,<br />
sagt Vogtmann, gebe es ja die Wohnheimtutoren.<br />
»Das sind Studenten, die sich um<br />
Probleme und Streitigkeiten kümmern. Sie<br />
geben aber auch Informationen weiter, hängen<br />
Hinweise aus und geben Neuerungen<br />
bekannt.« Wer schon mal in einem Wohnheim<br />
war – sei es zu Besuch oder als Bewohner<br />
– weiß, dass dort nicht die schlechtesten<br />
Partys gefeiert werden. Auch in<br />
Friedberg? »Eher nicht«, sagt Amini. Im<br />
Friedberger Wohnheim gehe es meist ruhig<br />
zu. Die leere Tequila-Flasche auf dem Balkon<br />
erzählt jedoch eine andere Geschichte.<br />
Auch Amini fällt dann doch noch etwas ein.<br />
»Die beiden Austauschstudenten aus Nepal<br />
feiern gerne. Und die Punks von unten. Die<br />
sind total in Ordnung.«<br />
Problematisch sei es hingegen, in Friedberg<br />
auszugehen. »Hier gibt es kaum etwas.<br />
Wenn man feiern will, muss man nach Gießen<br />
fahren.« Auch die Erstsemester-Party in<br />
Friedberg lasse zu wünschen übrig. »Da<br />
laufen fast keine Frauen rum.« Das hat einen<br />
einfachen Grund. Elektrotechnik, Maschinenbau,<br />
Physikalische Technik oder<br />
Wirtschaftsinformatik sind eben nicht unbedingt<br />
klassische Mädchenfächer. Jungs, die<br />
Tiermedizin studieren, haben es da besser.<br />
Der Männerüberschuss in Friedberg hat<br />
auch Einfluss auf das Essen in der Mensa,<br />
die am Campus in der Wilhelm-Leuschner-<br />
Straße angesiedelt ist.<br />
»In Gießen, wo mehr Frauen studieren, ist<br />
die Nachfrage nach veganen und vegetarischen<br />
Gerichten deutlich größer«, erzählt<br />
Studentenwerk-Sprecherin Gerisch. Jungs<br />
scheinen da anders zu ticken: Keine Experimente,<br />
wenn es in der Mensa Schnitzel<br />
gibt.<br />
Christoph Hoffmann<br />
Steinkaute 4<br />
61169 Friedberg-Fauerbach<br />
Das Wohnheim in Friedberg-Fauerbach bietet Platz für 219 Studenten.<br />
10/2013 <strong>streifzug</strong> 5