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BACHELOR- KONZERT - Musik-Akademie Basel

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Bachelor-<br />

Konzert<br />

Bachelor of Arts Klassik<br />

Joseph-Maurice Weder,<br />

Klavier<br />

Klasse Prof. Adrian Oetiker<br />

Donnerstag, 23.6.2011 17.30<br />

Neuer Saal<br />

Hochschule für <strong>Musik</strong><br />

<strong>Basel</strong>


Programm<br />

s. Rachmaninov Variationen über ein Thema von Corelli d-Moll Op. 42<br />

(1873-1943) (1931)<br />

Thema<br />

Variationen I-XIII<br />

Intermezzo<br />

Variationen XIV-XX<br />

Coda<br />

G. Ligeti aus „Etudes pour piano“: Arc-en-ciel (1985)<br />

(1923-2006) Andante con eleganza, with swing<br />

L. v. Beethoven Klaviersonate Nr. 31 As-Dur Op. 110 (1821)<br />

(1770-1827) Moderato cantabile molto espressivo<br />

Allegro molto<br />

Arioso (Adagio ma non troppo)-Fuga (Allegro ma non<br />

troppo)-Tempo del’arioso-Tempo della Fuga-Coda


Rachmaninov-Ligeti-Beethoven<br />

Ein historisches Ereignis unterteilt das Leben<br />

Rachmaninovs in zwei Hälften: die russische Revolution. In<br />

den ersten Zeitabschnitt fällt der Großteil seiner<br />

Tätigkeit als Komponist sowie seine erfolgreiche<br />

Laufbahn als Dirigent von Orchesterwerken und Opern.<br />

Nach der Oktoberrevolution von 1917 war er für den Rest<br />

seines Lebens aus seiner geliebten Heimat verbannt.<br />

Während der ihm noch verbleibenden 25 Jahre vollendete<br />

er – abgesehen von Transkriptionen – lediglich fünf eigene<br />

Werke und wandte sein Hauptaugenmerk darauf, eine<br />

„neue“ Karriere als Klaviervirtuose einzuschlagen.<br />

Rachmaninovs Briefen und persönlichen Erinnerungen<br />

können wir allerdings entnehmen, dass der Erfolg seiner<br />

Kompositionen ihn persönlich weitaus mehr befriedigte<br />

als der euphorische Beifall, den er als darbietender<br />

Künstler erhielt.<br />

Dem Spätstil Rachmaninovs – wie ihn die Variationen über<br />

ein Thema von Corelli op. 42 repräsentieren – haftet ein<br />

gewisser Klassizismus an.<br />

Das Thema dieses Zyklus, stammt freilich gar nicht aus<br />

der Feder Arcangelo Corellis (1653–1713), sondern ist eine<br />

alte Melodie aus dem spanisch-französichen Volkstanz,<br />

deren sich der italienische Komponist bedient hatte.<br />

Rachmaninov nahm die 20 Variationen samt Intermezzo und<br />

Coda im Mai 1931 in Angriff und vollendete sie wenige<br />

Monate später.<br />

Der Bau der Melodie ist sehr einfach: eine neunmalige<br />

Wiederholung der ersten Phrase mit einem fünftönigen<br />

Ambitus. Aber gerade diese Statik ergibt eine Unzahl von<br />

Variationsmöglichkeiten. Wie alle bedeutenden Werke<br />

Rachmaninovs steht aus dieses in einer Molltonart: d-<br />

Moll (!).Aus den dreiteiligen, sonatenhauptsatz-ähnlichen<br />

Corelli-Variationen spricht insgesamt eine wehmütige<br />

Stimmung – war sich der Emigrant bewusst geworden, dass<br />

sich eine mögliche Rückkehr nach Russland endgültig<br />

erledigt hatte?<br />

Die Etude „Arc-en-ciel“ (Regenbogen) ist ein<br />

polyrhythmisches Werk: 3 / 4 in der rechten Hand mit 6 / 8 in<br />

der linken Hand, dabei sind die Achtel und Sechzehntel die<br />

ganze Zeit hindurch gleichmässig, jedoch nicht die<br />

Betonungen. Diese Strukturierung ist für die gesamte<br />

Bewegung des Werkes verantwortlich. Die Rhythmen<br />

stellen Ligetis Auseinandersetzung mit der afrikanischen<br />

<strong>Musik</strong> dar, doch nur die technische Idee der<br />

Bewegungskultur aus Afrika, nicht die <strong>Musik</strong> selbst. Das<br />

Konzept hinter der <strong>Musik</strong> ist ziemlich kompliziert, die<br />

Wirkung von Arc-en-ciel allerdings sehr natürlich. Das<br />

extrem langsame Tempo (Sechzehntel = ca. 84) in Verbindung<br />

mit der Anweisung "die Metronomangabe stellt einen<br />

Mittelwert dar, die Sechzehntelbewegung oszilliert frei<br />

um diesen Mittelwert herum, wie im Jazz“ sorgen dafür,<br />

dass die verschiedensten rhythmischen Strukturen so<br />

überlagert werden, dass sie zusammen eine homogene<br />

Klangmasse bilden.


Mit seinem so persönlich geprägten Genie hat Beethoven<br />

die Sonate einen gewaltigen Sprung vollziehen lassen,<br />

indem er sich über die etablierte Form hinwegsetzte oder<br />

ihre Proportionen ins nahezu Grenzenlose ausdehnte. Die<br />

riesige Sonate in As-Dur Op. 110 vollendete der Komponist<br />

am 18. Dezember 181, als er, eingeschlossen in seine<br />

Taubheit, eine physisch und psychisch schwere Zeit<br />

durchlebte und an seiner Missa solemnis arbeitete. Das<br />

Werk beeindruckt durch die die ineinander<br />

verflochtenen Gedanken und die Komplexität der Sätze.<br />

Die elegisch-schwärmerische Stimmung ist kennzeichnend<br />

für die Sonate, die sich im Adagio zu tiefer Trauer<br />

verdüstert und am Ende durch einen grossartigen ,<br />

begeisterten Gefühlsaufschwung überwunden wird.<br />

Der erste Satz, „Moderato cantabile molto espressivo“, ein<br />

Gebilde, das als Dankgesang des Genesenen aufzufassen<br />

ist, von hoher, ruhiger Feierlichkeit, und welches man<br />

sich von einem Streichquartett gespielt vorstellen kann.<br />

Das Allegro molto in f-moll ist nichts anderes als ein für<br />

Beethoven typisches Scherzo, mit seinen Synkopen<br />

ziemlich sprunghaft mit einem eigenartigen Trio in Des-<br />

Dur, welches dem Ganzen wieder etwas Weichheit gibt. In<br />

dem weiträumigen Finale verbindet Beethoven zwei<br />

Adagios und zwei Fugen miteinander. Das Rezitativ des<br />

ersten Adagios, klagend und von immenser Schwere, wird<br />

mit einer dichten dreistimmigen Fuge verkettet, deren<br />

Motiv aus dem Thema des ersten Satzes hergeleitet ist und,<br />

wie der Komponist bemerkte, an den Kampf des Menschen<br />

gegen das Leid erinnert. Die Fuge geht nahtlos über in ein<br />

weiteres Adagio, das schmerzvoll um Luft ringt (Ermattet,<br />

klagend) und mit Akkorden in G-Dur endet, die zehnmal mit<br />

wachsender Lautstärke angeschlagen werden. In<br />

Dreiklang in G-Dur verbindet das Adagio mit der zweiten<br />

Fuge, die mit der Umkehrung des Themas „ nach und nach<br />

wieder auflebend“ einsetzt. Mit dem Erreichen der<br />

Grundtonart As-Dur und dem Bass-Eintritt des Themas in<br />

der Grundgestalt wird „die Grenze des einfach nur<br />

Schönen überschritten, um in die Sphäre des absolut<br />

Erhabenen zu gelangen“ . (Camille Benoit, 1884)<br />

Joseph-Maurice Weder, Mai 2011

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