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Jahrestagung_2013 - SOJA Sachsen

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Arbeitsfragen – Termine<br />

• <strong>SOJA</strong>-Mittel für 2014 bis 31.03.2014 im Landesjugendpfarramt, Rolf<br />

Schmidt beantragen<br />

• Regionalgruppen<br />

- Westsachsen am 02. Dezember <strong>2013</strong>, 10 Uhr – 12.30 Uhr in der H 2,<br />

in Glauchau<br />

- Raum Dresden am 04. Dezember <strong>2013</strong>, 10 – 12.30 Uhr in Coswig,<br />

CVJM<br />

- Raum Leipzig am 05. November <strong>2013</strong>, 10 -12.30 Uhr, CVJM Leipzig<br />

- Ostsachsen am 26. November <strong>2013</strong>, 10.00 Uhr – 12.30 Uhr, in Zittau,<br />

in der Jugendberatung<br />

• Nächste LAG <strong>SOJA</strong> Vorstandssitzung am 25.11. <strong>2013</strong>, in Radebeul<br />

• Frühjahrskonvent am 10. März 2014, Zwickau, CVJM Zwickau<br />

• <strong>SOJA</strong>-<strong>Jahrestagung</strong> vom 06. – 08. Oktober 2014, Ort ???<br />

• Kommunikationstraining für Paare am 28.02. – 01.03. 2014 in DD<br />

• Pilgern 01.11. – 07.11.<strong>2013</strong> (von Großenhain – Merseburg)<br />

• Meißner Thesen – Wir brauchen einen neuen Dialog über die<br />

Jugendarbeit!<br />

Forum Jugendarbeit braucht… am 13.11.13 in der DKK in Dresden<br />

• Trägerkonferenz für die Verantwortlichen von <strong>SOJA</strong>-Projekten, am<br />

12.05.14 im Landeskirchenamt DD, von 10 – 13 Uhr<br />

• Zertifikatschulung für Fachkräfte zum Thema: “Kinder aus<br />

suchbelasteten Familien entdecken ihre Stärken“; am 26.-27. Juni 2014 in<br />

Dresden<br />

• Tour Offene Arbeit – Arbeitskreis Jugendsozialarbeit CVJM <strong>Sachsen</strong>, vom<br />

04.-05.11.<strong>2013</strong>


Lehrstuhl für Philosophie IV, Prof. Nida-Rümelin, LMU München<br />

Dr. Rebecca Gutwald<br />

Der Capability Approach – die Ethik von Martha<br />

Nussbaum und Amartya Sen am Beispiel von<br />

Resilienz und Bildung<br />

„gelingendes Leben – in der Arbeit mit Kindern<br />

und Jugendlichen / Befähigungs- &<br />

Verwirklichungschancen“<br />

<strong>Jahrestagung</strong>/ Fachtagung der LAG <strong>SOJA</strong><br />

gemeinsam mit dem DW Radebeul/ Jugendhilfe<br />

und dem CVJM <strong>Sachsen</strong><br />

Kohren Salis, 24.09.<strong>2013</strong>


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Inhalt<br />

• Einführung: Ethik und Praxis<br />

• Der Capability Approach – worum geht es?<br />

Historisches: Amartya Sen und Martha Nussbaum<br />

Zentrale Elemente: Freiheit und Gerechtigkeit<br />

Anwendung – zentrale Capabilities und Praxisbeispiele<br />

• Der Capability Approach und der Resilienzbegriff<br />

Bilder und Assoziationen<br />

Definitionsvorschläge<br />

Resilienz durch Capabilities definiert<br />

• Bildung und Soziale Arbeit im Capability Approach<br />

Politische Maßnahmen<br />

Potentieller Mehrwert des CA für soziale Arbeit?<br />

Perspektive


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Ethik und Praxis<br />

• Ethik als Reflexionswissenschaft: keine vorgefertigten<br />

Lösungen, sondern Analyse, Klären und Kritisieren<br />

• Unterliegende Werte aufzeigen, auch versteckte normativen<br />

Gehalte, ggf. Wertkonflikte<br />

• Handlungsempfehlungen gemeinsam mit den betroffenen<br />

Gebieten: Ethik ist auf den Input und die Erklärung von<br />

Sachwissen angewiesen<br />

• Praxis vor Ethik bzw. Ethik ist praxisbegleitend<br />

• Ethik existiert nicht im „luftleeren Raum“


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Amartya Sen<br />

• *1933 in Shatiniketan,<br />

Westbengalen, Indien<br />

• Wirtschaftswissenschafter und<br />

Philosoph<br />

• U.a. Prof. in Harvard<br />

• Nobelpreis für Ökonomie 1998<br />

• Mitbegründer der Human<br />

Development and Capabilities<br />

Association 2004


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Martha Nussbaum<br />

• *1947 in New York City, USA<br />

• Philosophin und Altphilologin<br />

• Derzeit Prof. für Recht und<br />

Ethik an der Universität<br />

Chicago<br />

• Research Advisor am World<br />

Institute for Development<br />

Economics Research (WIDER)<br />

(1987 -1993)<br />

• Mitbegründerin der Human<br />

Development and Capabilities<br />

Association 2004


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Erreichtes und Mögliches I<br />

Ressource: Fahrrad<br />

Voraussetzungen:<br />

Fahren können,<br />

Radwege, soziale<br />

Anerkennung,<br />

Ersatzteile….<br />

Mögliche<br />

Funktionsweisen:<br />

mobil sein, zur<br />

Arbeit fahren,<br />

Freizeit...<br />

7


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Erreichtes und Mögliches II<br />

Fasten oder Hungern<br />

Beide: gleicher aktueller Zustand<br />

Fasten:<br />

freiwillige Entscheidung,<br />

Möglichkeit, wieder zu essen<br />

Hungern:<br />

keine andere Möglichkeit, keine<br />

freiwillige Entscheidung<br />

Alternative Funktionsweisen<br />

8


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Erreichtes und Mögliches III<br />

Adaption<br />

Zufriedenheit durch Anpassung an<br />

widrige Umstände<br />

Möglichkeiten werden nicht<br />

wahrgenommen bzw. kein Wissen<br />

vorhanden<br />

Möglichkeiten nicht real<br />

9


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Funktionen und Verwirklichungschancen<br />

• Funktionen: Was ein Mensch<br />

sein bzw. tun kann (Functioning)<br />

• Verwirklichungschancen:<br />

Menge der Funktionen, die einem<br />

Menschen real zur Verfügung<br />

stehen (Capability Set)<br />

• Konversionsfaktoren: Faktoren,<br />

die relevant zur Umwandlung von<br />

Gütern in Ressourcen sind.<br />

Soziales Problem: Mangel an Verwirklichungschancen<br />

10


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Infrastruktur<br />

- Umwelt<br />

- Geographie<br />

...<br />

Individuum<br />

-Gesundheit<br />

-Alter<br />

-Geschlecht<br />

….<br />

Soziales<br />

-Gesetze<br />

-Staatsform<br />

-Kultur<br />

-Familie<br />

…<br />

Entscheidungsfaktoren<br />

-Werte<br />

-Informationen<br />

…<br />

Güter/<br />

Ressourcen<br />

Konversion<br />

Alle möglichen<br />

Funktionen =<br />

Capabilities/<br />

Verwirklichungs<br />

-chancen<br />

Wahl<br />

Erreichte<br />

Funktionen<br />

Mittel Freiheit Erreichtes<br />

Schaubild in Anlehnung an Robeyns, Ingrid „The Capability Approach: a theoretical survey”, Journal of Human Development, Vol.. 6. Iss. 1, 2005, S. 93-117


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Mensch als Akteur (agent)<br />

Capabilities als<br />

Substantielle Freiheiten<br />

Freiheit als zentraler<br />

Aspekt des menschlichen<br />

Lebens


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Soziale Gerechtigkeit<br />

• Multidimensionale Bemessungsgrundlage für<br />

menschliches Wohlergehen<br />

• Partizipation: Keine substantielle Definition von<br />

Gerechtigkeit, sondern im Diskurs festgelegt<br />

• Berücksichtigung von Ungleichheiten: in Fähigkeiten,<br />

Voraussetzungen, sozialer Bedingungen…<br />

• Anspruch auf Capabilities (nicht „nur“ Rechte)<br />

• Güter als Mittel, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen<br />

(extrinsischer Wert)<br />

Ziel: Menschen in die Lage versetzen, selbst ein adäquat<br />

gutes Leben zu führen


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Beispiele – was sind wertvolle Capabilities?<br />

Sen<br />

- Politische Freiheit<br />

- Ökonomische Mittel<br />

- Soziale Möglichkeiten<br />

- Transparenz<br />

- Sicherheit<br />

Nussbaum<br />

Central Human Capabilities<br />

1. Leben<br />

2. Körperliche Gesundheit<br />

3. Körperliche Integrität<br />

4. Sinne, Emotionen, Denken<br />

5. Vorstellungskraft<br />

6. Praktische Vernunft<br />

7. Soziale Zugehörigkeit<br />

8. Beziehungen zu anderen Spezies<br />

9. Spiel<br />

10. Kontrolle über die Umwelt


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Beispiel Armutsmessung<br />

Armut als<br />

Mangel an<br />

(monetären)<br />

Ressourcen<br />

Armut als<br />

Mangel an<br />

Chancen und<br />

Möglichkeiten


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

CA in der Praxis: HDI / HPI<br />

• Human Development Index (HDI):<br />

Messung der Verwirklichungschancen einer<br />

Person in 3 Dimensionen<br />

Lebenserwartung<br />

Ausbildung<br />

Einkommen<br />

• Human Poverty Index:<br />

Indikatoren, z.B. Überlebensfähigkeit, fehlendes<br />

Wissen, soziale Ausgrenzung


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Assoziationen zur Resilienz<br />

• „Erholungsfähig, schwimmend, spannkräftig,<br />

widerstandsfähig…


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Assoziationen zur Resilienz<br />

• „…Stärke, Aktivierung, Krisenfestigkeit….“


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Assoziationen zur Resilienz<br />

• „… fähig, sich selbst zu helfen, Beständigkeit,<br />

Anpassung, Kreativität….“


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Resilienzdefinitionen<br />

• Lexikonbespiel und Walker <strong>2013</strong>


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Resilienzdefinitionen<br />

• Murphy 1987


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Resilienz definiert durch capabilities<br />

• Verknüpfung von Resilienz und Capabilities<br />

• Selbstwirksamkeit: Resiliente Menschen sind Menschen,<br />

die selbst wirksam handeln und auch darauf vertrauen. Der<br />

CA fordert entsprechend, dass der Mensch in die Lage<br />

versetzt werden soll, selbst sein Leben zu gestalten.<br />

Wertvolle capabilities zu besitzen, bedeutet demnach, für<br />

sein eigenes Leben wirksam zu sein – auch in der Krise.


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Resilienz definiert durch capabilities<br />

• Innerhalb von Sens Konzept der<br />

Verwirklichungschancen unterscheidet man<br />

zwischen zwei Bestimmungsfaktoren:<br />

– individuelle Verwirklichungschancen<br />

(Kompetenzen, Fähigkeiten): können bzw.<br />

müssen grundsätzlich bei jedem vorhanden<br />

sein, etwa Alter, Geschlecht, Gesundheit,<br />

Intelligenz, Einkommen, Güterausstattung<br />

– gesellschaftlich bedingte Chancen: diese<br />

hängen von der Ausgestaltung der Gesellschaft<br />

wesentlich ab, z.B. Zugang zu Bildung,<br />

Gesundheitsvorsorge


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Resilienz definiert durch capabilities<br />

• Dies hilft bei der Frage nach „nature or nurture“: d.h., ob die<br />

Fähigkeit zu Resilienz (natürlich) im Individuum angelegt ist<br />

oder sie ein Produkt eines guten Sozialisationsprozesses ist<br />

oder beides. Der CA behauptet letzteres.<br />

‣ Arbeitsdefinition: ein Mensch ist dann resilient, wenn er im<br />

Sinne des CA angemessene wertvolle capabilities, d.h.<br />

Verwirklichungschancen und Fähigkeiten, besitzt.


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Bildungspolitik im CA<br />

• Erfolg von Bildung: oft<br />

Messung an<br />

Zufriedenheit mit dem<br />

Erreichten (Präferenzen)<br />

Zahl von<br />

Einrichtungen/Schuljahre/Zahl<br />

der<br />

Abschlüsse<br />

(Ressourcen)


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Bildungspolitik im CA<br />

• CA: in der Lage sein, eine kritische, auf ausreichendem<br />

Wissen und Können gegründete Wahl zwischen<br />

Lebensalternativen zu treffen<br />

“Learning is not development; however, properly<br />

organized learning results in mental development and sets<br />

in motion a variety of developmental processes that would<br />

be impossible apart from learning” (Vygotsky, 1978).<br />

• 3 Rollen von Bildung<br />

Instrumentell<br />

Empowerment<br />

Umverteilend<br />

• Link zwischen kritischem Denken und Demokratie


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Potentieller Mehrwert des CA für die soziale Arbeit<br />

• Freiheitszentrierung und Multidimensionalität:<br />

Fokussierung auf die Selbstbestimmung des Individuums<br />

• Partizipation durch Einbindung<br />

der Betroffenen in Problemdefinition<br />

• Offenheit für Pluralismus<br />

• Nimmt Staat in die Pflicht:<br />

Anspruch auf<br />

Bereitstellung von capabilities<br />

• Nähe zu etablierten<br />

Konzepten in der sozialen Arbeit:<br />

Empowerment, Aktivierung,<br />

Individueller Wille, Sozialraumorientierung


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Perspektive bzw. innere Haltung<br />

Weg vom<br />

- Objekt<br />

- Bedürftigen<br />

Individuum<br />

- Problem<br />

- Empfänger<br />

Hin zu<br />

- Subjekt<br />

- Akteur<br />

- Selbstbestimmung<br />

- Befähigung<br />

- Partizipation<br />

- Wissen<br />

- Chancen


Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


Handout zum Vortrag „Der Capability Approach – die Ethik<br />

von Martha Nussbaum und Amartya Sen am Beispiel von<br />

Resilienz und Bildung“ – Dr. Rebecca Gutwald<br />

Begriffsgrundlagen<br />

Capabilities / Verwirklichungschancen:<br />

Messinstrument für Wohlergehen eines Menschen:<br />

1. was er tatsächlich tut und ist (die sog. functionings)<br />

2. was er zu tun in der Lage ist (die sog. capabilities, d.h. die Menge von<br />

functionings, welche er potentiell erreichen kann)<br />

Dr. Rebecca Gutwald, LMU München<br />

Infrastruktur<br />

- Umwelt<br />

- Geographie<br />

...<br />

Individuum<br />

-Gesundheit<br />

-Alter<br />

-Geschlecht<br />

….<br />

Soziales<br />

-Gesetze<br />

-Staatsform<br />

-Kultur<br />

-Familie<br />

…<br />

Entscheidungsfaktoren<br />

-Werte<br />

-Informationen<br />

…<br />

Güter/<br />

Ressourcen<br />

Konversion<br />

Alle möglichen<br />

Funktionen =<br />

Capabilities/<br />

Verwirklichungs<br />

-chancen<br />

Wahl<br />

Erreichte<br />

Funktionen<br />

Mittel Freiheit Erreichtes<br />

Schaubild in Anlehnung an Robeyns, Ingrid „The Capability Approach: a theoretical survey”, Journal of Human Development, Vol.. 6. Iss. 1, 2005, S. 93-117<br />

- Von Systemen, Gruppen, Individuen ….<br />

Resilienzbegriff:<br />

Walker <strong>2013</strong><br />

Murphy 1987


Diskussion<br />

Verknüpfung von Resilienz und Capabilities<br />

1. Selbstwirksamkeit: Resiliente Menschen sind Menschen, die selbst wirksam handeln und<br />

auch darauf vertrauen. Der CA fordert entsprechend, dass der Mensch in die Lage versetzt<br />

werden soll, selbst sein Leben zu gestalten. Wertvolle capabilities zu besitzen, bedeutet<br />

demnach, für sein eigenes Leben wirksam zu sein – auch in der Krise.<br />

2. Innerhalb von Sens Konzept der Verwirklichungschancen unterscheidet man zwischen zwei<br />

Bestimmungsfaktoren:<br />

a. individuelle Verwirklichungschancen (Kompetenzen, Fähigkeiten): können bzw.<br />

müssen grundsätzlich bei jedem vorhanden sein, etwa Alter, Geschlecht, Gesundheit,<br />

Intelligenz, Einkommen, Güterausstattung<br />

b. gesellschaftlich bedingte Chancen: diese hängen von der Ausgestaltung der<br />

Gesellschaft wesentlich ab, z.B. Zugang zu Bildung, Gesundheitsvorsorge<br />

Dies hilft bei der Frage nach „nature or nurture“: d.h., ob die Fähigkeit zu Resilienz<br />

(natürlich) im Individuum angelegt ist oder sie ein Produkt eines guten<br />

Sozialisationsprozesses ist oder beides. Der CA behauptet letzteres.<br />

Arbeitsdefinition: ein Mensch ist dann resilient, wenn er im Sinne des CA angemessene<br />

wertvolle capabilities, d.h. Verwirklichungschancen und Fähigkeiten, besitzt.<br />

Denkfragen<br />

1. Ist Resilienz (immer) etwas Gutes? Ist Resilienz ein deskriptiver Begriff?<br />

2. Welche Befähigungen bzw. Verwirklichungschancen braucht ein resilienter Mensch?<br />

3. Was kann ein Staat bzw. eine Institution tun, um entsprechende Chancen zur Verfügung zu<br />

stellen?<br />

4. Wie muss ein Klient der Sozialen Arbeit behandelt werden, um resilient(er) zu werden?<br />

Welche innere Haltung muss man dem Gegenüber einnehmen?<br />

5. Ist eine Gesellschaft mit resilienten Menschen auch eine gute und nachhaltige?


"Das gelingende Leben"<br />

Versuch einer biblischen Orientierung<br />

Kohren-Sahlis- 07.1 0.<strong>2013</strong><br />

Direkt oder indirekt durchzieht das gesamte biblische Zeugnis die Fragestellung, unter welchen<br />

Bedingungen menschliches Leben gelingen kann. Auf unterschiedlichste Weise wird reflektiert,<br />

welche Bedeutung dabei Lebensumstände und Lebensführung, Selbstbild und Fremdbild sowie<br />

Gottesbezug und Selbstverwirklichung haben.<br />

1. Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf<br />

sie als Mann und Frau (Gen 1, 27).<br />

Mit Genesis 1 kann davon gesprochen werden, dass es so etwas wie eine Grundbestimmung<br />

des Menschseins gibt. Demnach ist für gelingendes Leben entscheidend, dassMännerund<br />

Frauen (auf je eigene Art) ihr Leben zu Gott in Beziehung setzen. So verstanden kann<br />

menschliches Leben unabhängig von den konkreten Lebensumständen als gelingendes Leben<br />

verstanden werden, wenn in dieser Grundbestimmung gelebt wird.<br />

2. Und Abraham verschied und starb in einem guten Alter, als er alt und lebenssatt war,<br />

und wurde zu seinen Vätern versammelt. Und es begruben ihn seine Söhne lsaak und<br />

lsmael in der Höhle Machpela (Gen 25,8f).<br />

Nach alttestamentlichem Verständnis ist gelingendes Leben damit verbunden, dass es zu einem<br />

guten Alter geführt und ausreichend sättigende Lebenserfahrungen beinhaltet hat. Genauso<br />

große Bedeutung hat die Einordnung in eine Generationenfolge.<br />

3. Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und meiden das Böse, das ist Einsicht.<br />

(Hiob 28, 28)<br />

Die Bibel beschäftigt sich intensiv mit dem "Tun-Ergehens-Zusammenhang". Das geschieht<br />

besonders in Verarbeitung von Leid und Todeserfahrungen. Dabei hält sie zwar aufrecht, dass<br />

die Lebensführung Auswirkungen auf die persönliche Befindlichkeit hat, schließt aber im Blick<br />

auf sogenannte "Schicksalsschläge" einen unmittelbaren Zusammenhang aus.<br />

4. Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder (und Schwestern) einträchtig beieinander<br />

wohnen! Es ist wie das feine Salböl auf dem Haupte Aarons, das herabfließt in seinen<br />

Bart, das herabfließt zum Saum seines Kleides, wie der Tau, der vom Hermon herabfällt<br />

auf die Berge Zions! Denn dort verheißt der Herr den Segen und Leben bis in Ewigkeit.<br />

(Ps 133)<br />

Gelingende Beziehungen zu anderen Menschen spielen für das Grundgefühl eines gelingenden<br />

Lebens eine überaus wichtige Rolle. Sie sind gewissermaßen der Himmel auf Erden.<br />

5. Armut und Reichtum gib mir nicht; lass mich aber mein Teil Speise dahinnehmen, das<br />

du mir beschieden hast. (Spr 30, 3) So habe ich nun das gesehen, dass es gut und fein<br />

sei, wenn man isst und trinkt und guten Mutes ist bei allem Mühen, das einer sich<br />

macht unter der Sonne in der kurzen Zeit seines Lebens, die ihm Gott gibt; denn das ist<br />

sein Teil. '"Denn wenn Gott einem Menschen Reichtum und Güter gibt und lässt ihn<br />

davon essen und trinken und sein Teil nehmen und fröhlich sein bei seinem Mühen, so<br />

ist das eine Gottesgabe. (Koh 5, 1 7f)<br />

ln der Weisheitsliteratur wird immer wieder deutlich gemacht, dass maßvolles Leben ein<br />

besonderes Glück ist. Es wird davon ausgegangen, dass Gott das schenkt und übergroßer<br />

Ehrgeiz eher unangemessen ist. Ebenso wird auf ein ausgewogenes Verhältnis von Mühe und<br />

Genuss großer Wert gelegt. jederzeit kann sich das Schicksal eines Menschen wenden.


6.<br />

3<br />

Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.<br />

4<br />

Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.<br />

5<br />

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.<br />

6<br />

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt<br />

werden.<br />

7<br />

Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.<br />

8<br />

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.<br />

9<br />

Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.<br />

10<br />

Selig sind, die um der Gerechtigkeitwillen verfolgt werden; denn ihrer ist das<br />

Himmelreich. (Mt 5)<br />

Die Seligpreisungen thematisieren auf einzigartige Weise neutestamentliche Lebensweisheit<br />

Ihnen ist es besonders wichtig, dass auf bestimmten Haltungen und Lebenserfahrungen eine<br />

Verheißung für Zeit und Ewigkeit liegt.<br />

Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht<br />

um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der<br />

Leib mehr als die Kleidung? (Mt 6, 25)<br />

Sorgen gelten als eine der stärksten Gefährdungen für ein zufriedenes Leben. ln der Bergpredigt<br />

wird versucht, die übermäßige Sorgenlast zu reduzieren. Dafür sind Gottvertrauen,<br />

Prioritätensetzung und Konzentration auf den Augenblick wichtige Schlüssel.<br />

7. jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich<br />

gesandt hat, und vollende sein Werk. (Joh 4, 34)<br />

jesus Christus hatte eine klare Vorstellung davon, wozu er auf der Weit ist. Diese hat er aus<br />

seiner Gottesbeziehung gewonnen. Diese Lebensführung hat ihn "lebenssatt" gemacht und<br />

zugleich das Leben gekostet.<br />

8. Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von<br />

dem wird man umso mehr fordern. (Lk 14, 48)<br />

Dieses jesuswort nimmt in den Blick, dass Menschen mit unterschiedlichen<br />

Startvoraussetzungen ihr Leben gestalten müssen. Daraus ergibt sich notwendigerweise, dass<br />

auch an die Lebensbilanz unterschiedliche Maßstäbe zu legen sind. Gaben werden damit als<br />

Geschenk und Auftrag zugleich verstanden.<br />

9. Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede<br />

und Freude in dem Heiligen Geist. Wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig<br />

und bei den Menschen geachtet. (Röm 14, 17f)<br />

Paulus geht es hier um das Befolgen von Gesetzen und um die Fähigkeit, einer "inneren<br />

Orientierung" zu folgen. Für ihn steht außer Zweifel, dass diejenigen, die in der Lage sind dem<br />

Heiligen Geist auf diese Weise zu folgen, ein gesegnetes Leben haben.<br />

1 0. Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den jesus lieb hatte. Als Petrus<br />

diesen sah, spricht er zu jesus: Herr, was wird aber mit diesem? jesus spricht zu ihm:<br />

Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!<br />

(Joh 21, 20ff)<br />

Über die Grundbestimmung des Menschen (als gegenüber Gottes zu leben) hinaus, gibt es<br />

offensichtlich die Herausforderung, in Abhängigkeit von jesus Christus der je eigenen<br />

Bestimmung zu folgen.<br />

Fragen als Anregung für das Gespräch:<br />

1. Deckt sich diese Lebensweisheit mit meinen persönlichen Erfahrungen?<br />

2. Gibt es Ansätze zur Umsetzung in meinem Arbeitsbereich I<br />

3. Wodurch ist dieser Aspekt gelingenden Lebens besonders gefährdet?<br />

Tobias Bilz, 07.10.<strong>2013</strong>


Konsequenzen aus dem bisherigen Zukunftsprozess<br />

Auf der Basis des bisherigen Zukunftsprozesses und der Ergebnisse des Kongresses können erste<br />

Handlungsrichtungen für einen Veränderungsprozess gesehen und in die weitere Diskussion eingebracht<br />

werden:<br />

Ziel des Zukunftsprozesses:<br />

"Vergewisserang darüber; was Ev. Jugendarbeitangesichts empfundenen Veränderungsdruckes<br />

ist und sein möchte. Davon abgeleitet die Bestimmung von Rollen und Verantwortlichkeilen<br />

sowie die Klärung von Strukturen und die Zuordnung von Ressourcen!"<br />

1. Es gibt (mit Unterstützung des Landesjugendpfarramtes) eine Initiative des<br />

Landesjugendkonventes zur Gründung von Gemeindejugendkonventen! Dieser hat die<br />

Funktion, vor Ort Struktur, Präsenz und Unterstützung für die Belange der Jugendarbeit<br />

zu gewinnen. Die Kampagne soll zeitgleich mit dem Beginn der neuen<br />

Legislaturperiode der Kirchenvorstände 2014 greifen.<br />

in den ländlichen Regionen- besonders dort, wo vor Ort keine Jugendgruppe gebildet<br />

werden kann- wird ein Fahrdienst entwickelt. Dazu gehört eine Grundausstattung an<br />

Fahrzeugen und Finanzen für Fahrtkosten.<br />

jeder jugendkreis braucht einen Raum, den er eigenverantwortlich gestaltet und<br />

verwaltet. Dieser Bedarf wird deutlich kommuniziert.<br />

jede Kirchgemeinde hält einen finanziellen Basisbetrag für die Jugendarbeit bereit,<br />

dessen Verwendung von den Jugendlichen (mit)verantwortet wird (siehe KGO).<br />

2. Die Entwicklung neuer Projekte und Formate der Jugendarbeit wird dadurch befördert,<br />

dass in den Stellenplänen I Tätigkeitsbeschreibungen der Hauptberuflichen auf<br />

Kirchenbezirksebene dafür ein Zeitbudget reserviert wird. Wir empfehlen V. der zur<br />

Verfügung stehenden Arbeitszeit. Die Verwendung und die daraus entstehenden<br />

Projekte I Angebote sind (wie auch die etablierte Arbeit) regelmäßig zu evaluieren.<br />

Möglich ist auch die Einrichtung einer "Entwicklungsabteilung". Die Einbeziehung der<br />

Gemeindepädagogen wird gesondert bedacht.<br />

Mentaring und Coachingwerden selbstverständliche Instrumente zur<br />

Weiterentwicklung von Kompetenzen Hauptberuflicher und Ehrenamtlicher.<br />

Ausbildungsangebote bzw. -module werden dafür (neu) entwickelt und vorgehalten.<br />

Darüber hinaus gibt es Supervision (einzeln und im Team) zur Weiterentwicklung der<br />

Dienststellen. Auf diesem Wege werden Hauptberufliche und erfahrene Ehrenamtliche<br />

in die Lage versetzt, ihre Rolle alsErmöglicherund Fachberater, Multiplikator und<br />

Unterstützer zu entwickeln.<br />

3. Für die Beratung und Unterstützung der Iugendarbeit in den Kirchenbezirken entwickelt<br />

das Landesjugendpfarramt eine Form kollegialer Beratung. Sie ergänzt die (im Rahmen<br />

der Bischofsvisitation übliche) bisherige Visitations- und Konventspraxis. Sie zielt auf<br />

die Weiterentwicklung ephoraler Konzeptionen, Stellenbeschreibungen, persönlicher<br />

Kompetenzen und Teamarbeit. So verstandene kollegiale Beratung fördert besonders die<br />

Wirksamkeit der Angebote.<br />

Neben der Entwicklung milieuspezifischer Angebote wird neu überlegt, wie<br />

Milieugrenzen überwunden werden können. Der Ausbau der Kooperation mit der<br />

sozialdiakonischen, offenen Jugendarbeit ist hier Chance und Herausforderung


zugleich. Damit das gelingt, müssen grundsätzliche Aufmerksamkeit für einander und<br />

ein struktureller Rahmen geschaffen werden.<br />

4. Die Mitarbeiterbildung in den Kirchenbezirken wird konzeptionell gemeinsam gedacht<br />

und ausgerichtet. Für ein qualitativ hochwertiges Angebot wird ein<br />

Unterstützungssystem entwickelt (landesweit abrufbare Module, gegenseitige<br />

Unterstützung der Kirchenbezirke, Einbindung der juleica, Stärkung der<br />

trägerspezifischen Inhalte ... ). Unterschiedliche Bildungsstandards (z.B. Cards) werden<br />

harmonisiert. Dazu wird ein "Fachkreis Mitarbeiterbildung" einberufen.<br />

Für die motivierte Mitarbeit Ehrenamtlicher müssen wichtige Fragen geklärt werden:<br />

Ziel der Mitarbeit, Autorisierung durch die Leitung, Bedingungen (Zeitaufwand,<br />

Begleitung, Ausrüstung), Erwartungen an die Akteure, Grenzen des Engagements,<br />

Unterstützung durch Hauptberufliche, Gestaltungsfreiheit im Rahmen der Zuständigkeit,<br />

offizieller Beginn (Einführung I Segnung I Verabredung) und festgeschriebener Abschluss<br />

(Beurteilung I Entlastung I Würdigung).<br />

5. Exklusivität (bis hin zur Isolation) wird dadurch abgebaut, dass strategische "Knoten" für<br />

Information und Begegnung geknüpft werden. Dadurch verbinden sich Orte<br />

( Gemei nden-Regionen-Ki rchenbezi rke-Landesebene, Heimatorte­<br />

Schui/Ausbildungsorte-Jugendzentren), altersspezifische Angebote (Kinder­<br />

Konfirmanden-jugend-junge Erwachsenenarbeit) und Anbieter von Jugendarbeit (Ev.<br />

lugend-Jugendverbände CVJM/VCP/EC-<strong>SOJA</strong>-nichtkonfessionelle Vereine).<br />

Das Thema Kleingruppen I Vergemeinschaftung unter postmodernen Bedingungen rückt<br />

dabei in den Fokus. Gemeinsam mitjugendlichen werden neue, unterschiedliche<br />

Formen von Begegnungsangeboten und Gruppenbildungsmöglichkeiten entwickelt.<br />

Die digitale Vernetzung- etwa über ein evjusa-lntranet- wird ein nützliches Werkzeug,<br />

welches schnellen Zugriff auf Informationen /Materialien und die Pflege von Kontakten<br />

ermöglicht. Die verschiedenen Bereiche der Jugendarbeit müssen nach den je aktuellen<br />

Möglichkeiten miteinander im Austausch sein (können).<br />

Kernteam des Zukunftsprozesses, 04.1 0.2014

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