der Herr der masten Thomas Lanzenberger hält im Westallgäu das Mittel- und Niederspannungsnetz der VKW in Schuss. 10 magazin
Hühner hat Thomas Lanzenberger zwar keine. Aber hätte er welche, wäre der 52-Jährige schon auf den Beinen, bevor der Hahn kräht. Um halb sechs in der Früh ist auf dem Hof des gebürtigen Lindenbergers Tagwache. Im Stall warten immerhin mehr als 20 Reitpferde und Esel, die versorgt werden wollen. Bei einer solchen Morgenroutine ist es ein Segen, dass der Arbeitsplatz nur einen Katzensprung entfernt liegt. Und dies nun schon seit fast 38 Jahren. Im August 1972 begann Lanzenberger bei der VKW in Lindenberg seine Lehre als Starkstromelektriker. „Während der Ausbildung durchliefen wir die verschiedenen Bereiche im Unternehmen, vom Kabelbau über den Stationsbau bis hin zum Freileitungsbau“, erzählt Lanzenberger. Bei den Freileitungsmonteuren sei er dann „einfach hängengeblieben“. ScHWiNDelFRei uND KoNZeNtRieRt. Kurz nach sieben Uhr belädt der Partieführer in der VKW- Betriebsstelle in der Sedanstraße mit seinen Kollegen Johannes Schneider und Johannes Sonnleiter den Unimog, einen allradgetriebenen Kleinlastkraftwagen, mit allem nötigen Werkzeug und Material. Jetzt geht es für die drei Freileitungsmonteure raus. Wie jeden Tag. Der Trupp ist für die Freileitungen des Nieder- und Mittelspannungsnetzes im Westallgäu mit insgesamt 2.100 Masten zuständig. „Hauptsächlich übernehmen wir Instandhaltungsarbeiten“, berichtet Thomas Lanzenberger. „Das heißt, wir kontrollieren regelmäßig die Drähte, Isolatoren und Masten und tauschen sie gegebenenfalls aus.“ Seit einiger Zeit stehen außerdem vermehrt Abbrucharbeiten auf dem Programm. Denn nicht zuletzt für eine höhere Versorgungssicherheit verschwinden Stromleitungen zunehmend in der Erde. Sind die Kabel dann einmal unterirdisch in Betrieb, bauen die Freileitungsmonteure oberirdisch die nunmehr überflüssige Infrastruktur ab. Bis zu 20 Meter ragen die Masten in den Himmel. Wer nicht schwindelfrei ist, wird in diesem Beruf wohl kaum sein Glück finden. Lanzenberger bereiten solche Höhen natürlich längst kein Herzklopfen mehr. „Auf den Masten zu arbeiten, ist unser täglich Brot“, sagt er und fügt hinzu, dass dabei bei aller Routine die Sicherheit im Mittelpunkt stehe. „Zum einen wäre ein Sturz aus solcher Höhe fatal. Andererseits muss man sich auch immer bewusst sein, dass in der Regel Strom durch die Leitungen fließt. Deshalb muss jeder einzelne Handgriff sitzen.“ RAuS Bei WiND uND WetteR. Mehr als 200 Tage im Jahr ist das eingespielte Team im Versorgungsgebiet der VKW unterwegs. Bei Wind und Wetter. Tagsüber – und wenn Not am Mann ist sogar nachts. Die härtesten Einsätze, so Thomas Lanzenberger, gäbe es im Winter. Wenn beispielsweise infolge eines „ Um Schäden zu beheben, legen wir schon mal eine Nachtschicht ein “ Schneesturms ein Baum in eine Leitung stürzt, rückt seine Partie sofort aus und kämpft sich durch den mitunter meterhohen Schnee. „Um die entstandenen Schäden so schnell wie möglich zu beheben, legen wir schon mal eine Nachtschicht ein“, so der sympathische Anlagenelektriker. Mit dem steigenden Verkabelungsgrad im Westallgäu – mittlerweile verlaufen bereits 88 Prozent des Niederspannungsnetzes und 48 Prozent des Mittelspannungsnetzes im Boden – sind die Stromleitungen jedoch immer besser gegen Witterungseinflüsse geschützt. Im selben Maße wie die Freileitungen aus dem Ortsbild verschwinden, verändert sich auch das Betätigungsfeld der Monteure. So lernen die VKW-Lehrlinge wie zu Lanzenbergers Zeiten zwar noch heute die verschiedenen Stationen im Unternehmen kennen. „Wir zeigen Jugendlichen auch nach wie vor, wie man auf Masten steigt“, so der 52-Jährige. „Aber Tatsache ist, dass Instandhaltungsarbeiten in Zukunft irgendwann nur noch unter der Erde passieren werden.“ Dies wird aber noch eine Weile dauern und bis dahin halten Fachleute wie Thomas Lanzenberger die Freileitungen perfekt in Schuss. Vor fast vier Jahrzehnten hat der Lindenberger seine beruflichen Weichen gestellt und sich für den Arbeitgeber VKW entschieden. Und damit wirklich die „beste Wahl“ getroffen, wie er meint. „Einen krisensicheren und dabei abwechslungsreichen Job weiß man in Zeiten wie diesen besonders zu schätzen.“ » PERSÖNLICHKEITEN Zur Person Thomas Lanzenberger Alter: 52 Familie: Lebensgefährtin, zwei erwachsene Töchter Wohnort: Lindenberg Bei der VKW seit: 1972 Ausbildung: Lehre als Starkstromelektriker Hobbys: seine Ranch („Dort gibt’s immer etwas zu tun!“) und Motorradfahren magazin 11