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FRÜHKINDLICHE BILDUNG - CDU Baden-Württemberg

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FRÜHKINDLICHE<br />

<strong>BILDUNG</strong><br />

FORUM<br />

I<br />

Moderation:<br />

• Andrea Krueger<br />

weitere Diskussionsteilnehmer:<br />

• Tobias Wald MdL<br />

• Mathias Vogel, Fachbereichsleitung,<br />

Kindertagesstätte, Stuttgart<br />

• Gerhard Menrad,<br />

Schulleiter GWRS Ostheim, Stuttgart<br />

• Dr. Donate Kluxen-Pyta<br />

Leitfragen für das Forum:<br />

• Frage 1<br />

Frühkindliche Bildung findet zunehmend außerhalt der Familie statt. Wie wollen wir die Qualität<br />

hierbei sichern? Welche inhaltlichen und organisatorischen Anforderungen sind damit verbunden?<br />

• Frage 2<br />

Frühkindliche Bildung als öffentliche Aufgabe – welche Rolle kommt den Eltern bei einer zunehmend<br />

institutionalisierten frühkindlichen Bildung zu?<br />

• Frage 3<br />

Wie kann individuelle Förderung, insbesondere Sprachförderung im Kindergarten gelingen?<br />

Welche politischen Forderungen leiten wir daraus ab?<br />

• Frage 4<br />

Hat das Bildungshaus, das Kindergarten und Grundschule als Partner auf Augenhöhe verbindet,<br />

Zukunft?<br />

• Frage 5<br />

Die Anforderungen an Erzieher/innen und Lehrer/innen haben sich verändert. Welche Konsequenzen<br />

sind daraus zu ziehen?


2<br />

Ludwigsburg: Änderungsanträge zum Leitantrag des Bundesvorstandes der<br />

<strong>CDU</strong> Deutschlands an den 24. Parteitag im November 2011 in Leipzig<br />

Zeile 86:<br />

Streichung des Wortes „können“<br />

Begründung:<br />

Wenn Eltern ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, ist es Aufgabe des Staates, einzugreifen. Es darf<br />

sich nicht um eine „Kann-Aufgabe“ des Staates handeln sondern der Staat muss in einem solchen Fall<br />

zum Wohle des Kindes eingreifen.<br />

Zeile 272:<br />

nach „…zur Verfügung steht.“ folgende Sätze einfügen: „Der Begriff Betreuung darf hierbei nicht im<br />

Sinne von „Aufbewahrung“ verstanden werden. Vielmehr stehen auch die Betreuungsplätze unter<br />

dem vorschulischen Bildungsanspruch der Kinder.“<br />

Begründung:<br />

Der Begriff „Betreuung“ wird häufig mit der Aufbewahrung von Kindern gleichgesetzt. Mit den beiden<br />

ergänzenden Sätzen soll der Bildungsaspekt der Betreuungseinrichtungen für Kinder unter drei Jahren<br />

und damit die Verantwortung der Kommunen und Eltern für die Entwicklung der Kinder unterstrichen<br />

werden.<br />

Zeile 305:<br />

nach „…räumliche und materielle Ausstattung).“ folgenden Satz einfügen: „ Frühpädagogische Einrichtungen<br />

mit sozial schwierigem Umfeld bedürfen besserer Richtgrößen.“<br />

Begründung:<br />

In sozialen Brennpunkten bedürfen Kinder zur Behebung ihrer Entwicklungsdefizite besonderer Förderung.<br />

Zeilen 331 bis 334 ersetzen durch:<br />

…Vorbilder fehlen. Dadurch erleben sie beide Geschlechter in ihrem Alltag in der Erziehung nicht als<br />

gleichermaßen wichtig. Wir treten deshalb dafür ein, neben jungen Frauen verstärkt auch junge Männer<br />

für den Beruf des Erziehers und des Grundschullehrers zu gewinnen. Eine ausreichende gesellschaftliche<br />

Akzeptanz muss dafür aktiv betrieben werden.<br />

Zeilen 337 bis 340<br />

ab: „...Interkulturelle …“ diesen Satz ersetzen durch:<br />

Die einwandfreie Beherrschung der deutschen Sprache ist dafür jedoch eine unabdingbare Voraussetzung.<br />

Begründung:<br />

Diese Selbstverständlichkeit scheint nicht bei allen Absolventen der Ausbildungsgänge für den Erzieher-<br />

und Lehrerberuf gegeben zu sein. Sprachkompetenz kommt vor interkultureller Erziehungskompetenz.


3<br />

Zeilen 368-371:<br />

den Satz „Wir prüfen…zu ermöglichen.“ streichen und dafür den Satz einfügen: Deshalb befürworten<br />

wir eine Reduzierung der Gruppengröße.“<br />

Begründung:<br />

Ein verpflichtendes Vorschuljahr überfordert die finanziellen Möglichkeiten vieler Kommunen. Da<br />

bereits 95% - 98% aller Kinder einen Kindergarten besuchen, ist die Verpflichtung zum Besuch auch<br />

nicht erforderlich. Aufsuchende Elternarbeit mit intensiver Beratung stärkt dagegen die Verantwortung<br />

der wenigen bildungsfernen Eltern, die ihr Kind nicht im Kindergarten anmelden.<br />

Zeilen 476 bis 489 ersetzen durch:<br />

Das differenzierte Schulsystem hat sich bewährt. Es bietet den Schülerinnen und Schülern eine optimale<br />

schulische Ausbildung und Förderung, gerade weil es sich an ihren jeweils vorliegenden unterschiedlichen<br />

Fähigkeiten und Begabungen orientiert. Dadurch können Kinder, Jugendliche und junge<br />

Erwachsene individuell erzogen und differenziert nach ihren Möglichkeiten ausgebildet werden. Die<br />

spezifische Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer für die einzelnen Schularten schafft die Grundlage<br />

für eine angemessene, auf die unterschiedliche Ausrichtung der jungen Menschen zugeschnittene<br />

Pädagogik und Didaktik. Die <strong>CDU</strong> lehnt die Einführung einer Einheitsschule ab. Sie widerspricht nicht<br />

nur unserem christlichen Menschenbild, weil sie eine widerverständliche Vereinheitlichung unserer<br />

Kinder als ideologisches Ziel hat. Die politisch Verantwortlichen haben in der Zukunft ausreichend<br />

dafür zu sorgen, dass die einzelnen Schularten weiterentwickelt, in ihrer wertvollen Arbeit unterstützt<br />

und ausreichend gewürdigt werden. Dies hat in besonderem Maße für die Hauptschule zu geschehen.<br />

Dagegen ist eine einseitige Bevorzugung einzelner Schularten abzulehnen.<br />

Zeile 536:<br />

nach „…privater Trägerschaft stehen“ das Wort „auch“ einfügen und das Wort „besonderen“ streichen.<br />

Begründung:<br />

Schule in freier und privater Trägerschaft stehen für die Bildung in sozialen Brennpunkten in der gleichen<br />

Verantwortung wie die öffentlichen Schulen und nicht in einer „besonderen Verantwortung“.<br />

Zeilen 607-611:<br />

Beide Sätze streichen und durch folgenden Satz ersetzen: „Für Schülerinnen und Schüler, die nicht am<br />

evangelischen oder katholischen Religionsunterricht teilnehmen soll sukzessive Ethikunterricht ab<br />

Klasse 1 eingeführt werden.<br />

Begründung:<br />

1. Der islamische Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen verändert langfristig die christlichabendländische<br />

Prägung unserer Schulen.<br />

2. Fundamentalistisch gesinnte muslimische Eltern schicken ihre Kinder trotz des islamischen Religionsunterrichts<br />

weiterhin in die Koranschulen.<br />

3. Die Ausübung der deutschen Schulaufsicht über den islamischen Religionsunterricht ist unrealistisch.<br />

4. Für die Einführung des islamischen Religionsunterrichts fehlen die bislang für den christlichen Religionsunterricht<br />

erforderlichen Voraussetzungen (Kirche bzw. Religionsgemeinschaft als Ansprechpartner<br />

u.a.).<br />

5. Im Ethikunterricht werden alle Schülerinnen und Schüler, die nicht am evangelischen oder katholischen<br />

Religionsunterricht teilnehmen die Werthaltungen unseres Grundgesetzes vermittelt. Diese<br />

Notwendigkeit ergibt sich nicht zuletzt im Blick auf die zunehmende Zahl religionsloser Kinder und<br />

Jugendlichen.


4<br />

Zeile 674<br />

Kopfnoten ersetzen durch: "Förderung und Bewertung der Sozialkompetenz".<br />

Zeilen 693 bis 706 ersetzen durch:<br />

Ganztagesschulen bedarfsgerecht ausbauen<br />

Die Grundschulen und die weiterführenden Schulen des Sekundarbereichs sollen dann bedarfsgerecht<br />

zu Ganztagesschulen ausgebaut werden, wenn Schul- und Elterngremien dies beschließen; das kann<br />

zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen. Damit einher geht die Erwartung an einen<br />

pädagogisch strukturierten Tagesrhythmus, der Lernen sowohl in den klassischen Schulfächern<br />

als auch in Sport, in musisch-künstlerischen-technischen-handwerklichen Feldern und die Vermittlung<br />

sozialer Kompetenzen umfasst. Die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern – zum Beispiel mit Vereinen,<br />

Kirchen, Bibliotheken oder Beratungsstellen und anderen Einrichtungen – ist ausdrücklich erwünscht.<br />

Die Einführung flächendeckender, verpflichtender Ganztagesschulen aller Schularten wird hingegen<br />

abgelehnt. Eltern/Erziehungsberechtigte müssen die Möglichkeit haben, ihren Kindern in Eigenverantwortung<br />

außerhalb des Regelunterrichts individuelle Förderung zukommen zu lassen.<br />

Begründung:<br />

In Deutschland besteht seit Jahrzehnten eine gewachsene Kultur von Vereinen aller gesellschaftlicher<br />

Bereiche, kirchlicher und weltlicher Organisationen und Schulen, die sich erfolgreich der außerschulischen<br />

Erziehung, Förderung und Weiterbildung von Kindern und Jugendlichen widmen. Hier werden<br />

neben fachlichen auch soziale Kompetenzen erworben und gefördert. Die <strong>CDU</strong> schätzt diese hochwertigen<br />

und vielfältigen Angebote für Kinder und Jugendliche außerhalb der Schule ganz besonders.<br />

Die verpflichtende Ganztagesschule wäre ein weiterer Schritt hin zu einer Vereinheitlichung unserer<br />

Kinder und Jugendlichen und würde zu einer Einschränkung ihrer Freiheit beitragen, die nicht gewollt<br />

werden kann. Individualität ist der Schlüssel für eine lebendige und reichhaltige Kinder- und Jugendgesellschaft,<br />

von der derzeitige und künftige Generationen profitieren.<br />

Wenn Eltern/Erziehungsberechtigte in der Lage und willens sind, ihre Kinder außerhalb des Regel-<br />

Schulunterrichts zu betreuen und zu fördern, werden sie ihre Verantwortung nicht an den Staat abgeben<br />

wollen, deshalb setzt die <strong>CDU</strong> auf Freiwilligkeit und nicht auf Zwang.<br />

Zeilen 889-895<br />

streichen. Neuer Text:<br />

Berufsausbildung stärken<br />

Wir wollen die bewährte Form der dualen Ausbildung beibehalten. Die Einführung von zweijährigen<br />

Berufen darf nur dann erfolgen, wenn eine Durchlässigkeit in einen dreijährigen Beruf gewährt ist.<br />

Begründung:<br />

Die duale Berufsausbildung in der Bundesrepublik ist weltweit anerkannt und vorbildlich. Die Verbindung<br />

von betrieblicher und schulischer Ausbildung schafft hervorragende Fachkräfte, die zur Sicherung<br />

unserer handwerklichen und industriellen Spitzenposition zwingend gebraucht werden. Diese<br />

gute und bewährte Praxis darf nicht durch zu viel Flexibilisierung zur Beliebigkeit hin entwickelt werden.<br />

Ebenso ist grundsätzlich der Schwerpunkt der dualen Ausbildung in dreijährige Berufe zu intensivieren<br />

und manifestieren. Eine qualifizierte Ausbildung braucht Zeit. Die Tendenz zur zweijährigen<br />

Ausbildung ist gerade vor dem Hintergrund der heutigen Zukunftsbedingungen (steigendes Rentenalter,<br />

Hochlohnland) nicht zu propagieren.


5<br />

Anträge der <strong>CDU</strong> Südbaden zum Papier „Bildungsrepublik Deutschland“<br />

Ziffer 8, Zeile 97, zweiter Satz<br />

Ergänzung: „Ein differenziertes Bildungssystem bietet eine Vielfalt an Bildungswegen, die Durchlässigkeit,<br />

Anschlussfähigkeit und Übergänge auch zu Schularten des beruflichen Schulwesens gewährleisten.“<br />

Begründung:<br />

Die Schularten des beruflichen Schulwesens haben sich seit Jahrzehnten hervorragend bewährt. Darauf<br />

hat das Kultusministerium oft hingewiesen und die beruflichen Schulen mit Lob überschüttet. Die<br />

beruflichen Schulen sind leistungsfähig und anerkannt. Wenn es keine Übergangsmöglichkeiten aus<br />

den allgemein bildenden Schularten zu Vollzeitschularten des beruflichen Schulwesens gibt, ist die<br />

Existenz dieser Schularten und sind Schulstandorte gefährdet.<br />

Ziffer 9, Zeile 113, erster Satz<br />

Streichung: „...,vor allem die duale Ausbildung...“<br />

Begründung:<br />

Berufliche Bildung darf man nicht auf duale Ausbildung reduzieren. Berufliche Bildungsangebote gibt<br />

es in der Teilzeitschule und in der Vollzeitschule.<br />

Ziffer 9, ab Zeile 121<br />

Änderung und Ergänzung: „Die Qualität und Attraktivität der beruflichen Bildung steigt durch eine<br />

laufende Modernisierung der Ausbildungsberufe und die Weiterentwicklung der beruflichen Vollzeitschulen.<br />

Allgemeine und berufliche Bildung sind gleichwertig.“<br />

Begründung<br />

Berufliche Bildung findet in der Teilzeitschule und in den unterschiedlichen vollzeitschulischen Bildungsangeboten<br />

statt. Die Ergänzung „Weiterentwicklung der beruflichen Vollzeitschulen“ stellt dies<br />

klar. Außerdem sind zwei Sätze verständlicher als ein Bandwurmsatz. Die einfache Feststellung und<br />

das einfache Bekenntnis zur Gleichwertigkeit der allgemeinen und beruflichen Bildung reichen vollständig<br />

aus. Das Füllwort „konkrete“ ist überflüssig und sagt nichts aus.<br />

Ziffer 11, Zeile 145<br />

Ergänzung eines weiteren Satzes<br />

„Die dazu erforderlichen Mittel für Erweiterungsinvestitionen und Ergänzungsinvestitionen an und in<br />

Schulgebäuden sind den Kommunen zweckgebunden zur Verfügung zu stellen.“<br />

Begründung<br />

Die Bauweise vieler Schulgebäude ist nicht geeignet, behinderte Schülerinnen und Schüler zu unterrichten.<br />

Ziffer 17, Zeilen 218-228:<br />

Ergänzungen nach Zeile 228:<br />

„ Flächendeckende Frühförderstellen oder Bildungsangebote sollen eingerichtet werden, monatelange<br />

Wartezeiten müssen vermieden werden. Die individuelle Frühförderung muss niederschwellig angeboten<br />

werden, z.B. durch Übernahme von Fahrtkosten, da gerade im ländlichen Bereich oft große<br />

Distanzen zu überwinden sind. Die Einführung eines verpflichtenden und kostenfreien 3. Kindergartenjahres<br />

ist vorzusehen“.<br />

„Flächendeckend müssen für unter Dreijährige bedarfsgerechte „Bildungseinrichtungen“ bzw. Bildungsmöglichkeiten<br />

in angemessener Zahl angeboten werden.“


6<br />

Zeile 232<br />

Ergänzen: „..unersetzlich und verantwortlich.“<br />

Zeile 268<br />

Voran stellen:<br />

„Ziel unserer Gesellschaftspolitik ist es, Wahlfreiheit in der Kindererziehung zu schaffen. Familie und<br />

Beruf müssen miteinander zu vereinbaren sein. Gleichzeit wollen wir, dass auch die Erziehung des<br />

Kindes zu Hause möglich ist.“<br />

Punkt 23 (ab Zeile 297)<br />

Ergänzung zu Zeile 301: „die auf Grundlage der bundesweit einheitlichen Standards festgelegt sind“.<br />

Punkt 24 (ab Zeile 313)<br />

Ergänzung in Zeile 316: „ ,auch in finanzieller Hinsicht. Bei der Erzieherausbildung im dualen System<br />

sind Ausbildungsvergütungen und für ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher sind höhere Vergütungen<br />

vorzusehen.“<br />

Zeile 334<br />

Änderung „und des Grundschullehrers einzustellen“.<br />

Punkt 27 (ab Zeile 357)<br />

Ergänzung zu Zeile 363: „…, der für alle verbindlich ist.“<br />

Punkt 33 (ab Zeile 409)<br />

Ergänzung zu Zeile 413: „Zulassung und Erhaltung kleiner wohnortnaher…“ Ergänzung: „Das in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

erfolgreiche Modell der Bildungshäuser sollte weiter ausgebaut werden, um die<br />

Existenz der Bildungseinrichtungen im ländlichen Raum zu sichern.“<br />

Ergänzung nach Zeile 432:<br />

„Ausbau individueller Förderung in Deutsch und Mathematik in der Grundschule.“ Wir setzen uns für<br />

eine stärkere individuelle Förderung in den Fächern Deutsch und Mathematik in der Grundschule ein.<br />

Wir wollen deshalb die Zahl der Förderstunden in diesen Fächern erhöhen.“<br />

Ergänzung nach Zeile 450:<br />

„Dennoch hat die Wahlfreiheit der Eltern für uns einen besonders hohen Stellenwert. Deshalb treffen<br />

die Eltern eigenständig die Entscheidung über den Besuch einer Ganztags-Kindertagesstätte.“<br />

Anmerkung: Gleichzeitig wird in ZEILE 369 ff. das letzte Kindertagesstättenjahr in ein verpflichtendes<br />

Vorschuljahr umgewandelt. Dadurch wird eine Förderung aller Kinder besser gewährleistet.


7<br />

Ziffer 39 (Zeilen 461 bis 474)<br />

Änderungen bzw. Ergänzungen:<br />

„Die Schulen in Deutschland haben an Qualität gewonnen. Das zeigen die internationalen Vergleichsstudien.<br />

Vertiefende nationale Studien zeigen dabei deutlich, dass die Qualität des Bildungssystems<br />

in den Bundesländern sehr unterschiedlich ist. Nach wie vor ist insbesondere ein enger Zusammenhang<br />

zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg feststellbar. Zu den großen bildungspolitischen<br />

Aufgaben der nächsten Jahre gehört es, diesen Zusammenhang und diese Unterschiede zu<br />

überwinden.<br />

Auf Grund dieser wachsenden Anforderungen an die Schulen in allen Regionen unseres Landes, auch<br />

im Blick auf den demografischen Wandel, brauchen wir eine qualitative und nachhaltige Weiterentwicklung<br />

unseres Bildungssystems. Wir wollen nach wie vor ein differenziertes, anschlussfähiges und<br />

durchlässiges Schulsystem, in dem Kinder und Jugendliche bestmöglich entsprechend ihren Begabungen<br />

und Neigungen individuell gefördert werden.“<br />

Zeile 476 streichen: "zu"<br />

Zeilen 476-484<br />

Ersetzen: „… die Eltern, Schüler und Lehrer gleichermaßen verwirren…“ (Zeile 476/477) bis<br />

„...miteinander verbindet. Er…" (Zeile 484)<br />

durch: "Für die <strong>CDU</strong> ist die Qualität der Bildung in den Schulen entscheidend, nicht die Schulstruktur.<br />

Die Qualität wird in einem differenzierten Schulsystem mit Hauptschule, Realschule und Gymnasium<br />

gewährleistet. Sie kann auch gewährleistet werden in einem Zwei-Wege-Modell aus Gymnasium und<br />

Oberschule, wobei in der Oberschule unter einem Dach der Hauptschul- und der Realschulgang unterrichtet,<br />

aber nicht miteinander verschmolzen werden. Sie …“<br />

Zeilen 484-487<br />

Ersetzen: „Er ermöglicht beide Bildungswege…“ bis „...dem Elternwillen entspricht."<br />

durch: „.Die Oberschule beinhaltet keine Bildungsgänge der Sekundarstufe 2 und führt nicht zur<br />

Hochschulreife. Die Hochschulreife kann durch Wechsel in die Oberstufe eines allgemein bildenden<br />

oder eines beruflichen Gymnasiums erworben werden. Die Gesamtschule bzw. Einheitsschule, bei der<br />

nicht zwischen unterschiedlichen Schulgängen differenziert wird, lehnen wir ab. Sie wird den individuellen<br />

Begabungen der Schülerinnen und Schüler nicht gerecht. Die Qualität des Schulsystems kann<br />

so nicht aufrechterhalten werden. Die auf der Grundschule aufbauenden Schulen müssen Übergänge<br />

zu Schularten des beruflichen Schulwesens vorsehen.“


8<br />

Zeilen 495-510<br />

Streichen und nach „erschöpfen“, Zeile 495 ersetzen durch:<br />

„Deshalb ist die KMK aufgefordert, Maßstäbe für eine bessere Vergleichbarkeit der<br />

einzelnen Prüfungen in den Ländern zu erarbeiten, zur Sicherung einer besseren Mobilität.“<br />

Begründung:<br />

Die Kulturhoheit der Länder wird durch die Einführung eines „Bundesabiturs“ schrittweise ausgehöhlt.<br />

Die KMK ist das geeignete Gremium, sich auf verbindliche Richtlinien zwischen den Ländern zu einigen.<br />

Nur wenn die Kulturhoheit der Länder erhalten wird, kann der Bildungsföderalismus den Wettbewerb<br />

um die beste Bildungsqualität leisten.<br />

Zeilen 496/497<br />

Ändern in„…hinaus bundeseinheitliche Prüfungen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch<br />

in Gymnasien und Oberschulen (Sekundarschulen) erreichen.“<br />

Zeile 515:<br />

Ändern in „Bildungsstandards in Deutsch, Mathematik und Englisch geben…“<br />

Zeilen 567/568<br />

Streichung: "sowie die Konzentration.... und die Oberschule."<br />

Zeile 621<br />

Ergänze nach „… naturwissenschaftlichen Fächern gelten.“: „Für die Werteerziehung der Kinder, die<br />

keinen Religionsunterricht besuchen, ist Ethikunterricht ab Klasse fünf wichtig.“<br />

Punkt 51 (ab Zeile 631)<br />

Ergänzung: „Auch ist die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben zu intensivieren.“<br />

Punkt 54 (ab Zeile 673)<br />

Ergänzung nach Zeile 679:<br />

„Dazu befürworten wir Kopfnoten in allen Schulklassen und Schulformen.“<br />

Zeile 697<br />

streichen: „verpflichtender“<br />

Begründung:<br />

Das Bildungspapier der <strong>CDU</strong> Deutschland enthält in Zeile 697 die Forderung eines Ausbaus der Ganztagsschulbetreuung<br />

in verpflichtender Form. Richtig ist, dass die Ganztagsbetreuung von Kindern<br />

entscheidend für den Bildungserfolg ist und ein solches Angebot vielfach dem Wunsch der Eltern entspricht.<br />

Deshalb spricht sich die <strong>CDU</strong> Südbaden für den Ausbau eines entsprechenden Angebots aus,<br />

das sich an der Nachfrage der Eltern orientiert. Dies soll allerdings ausschließlich ein Angebot und<br />

keine Verpflichtung zum Besuch einer solchen Einrichtung darstellen. Die <strong>CDU</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

bekennt sich zur Wahlfreiheit, die für uns bedeutet, dass Eltern selbst entscheiden sollen, ob beide<br />

Elternteile einen Beruf aufnehmen und daher ein solches Angebot wahrnehmen oder ob ein Elternteil<br />

sich ausschließlich der Erziehung widmet und daher ein solches Angebot nicht in Anspruch nimmt.<br />

Damit wollen wir den unterschiedlichen individuellen Lebenskonzepten von Familien einen möglichst<br />

großen Freiraum gewähren.


9<br />

Ziffer 70, ab Zeile 890<br />

Ergänzen nach „Wir wollen die Berufsausbildung flexibler gestalten und dazu mit mehr Möglichkeiten<br />

versehen.“:<br />

„Wir wollen die Berufsausbildung hinsichtlich der Ausbildungsdauer und der Vermittlung von Zusatzqualifikationen<br />

flexibler gestalten und dazu mit mehr Möglichkeiten versehen.“<br />

Begründung<br />

Durch die Ergänzung wird klargestellt, was flexiblere Gestaltung der Berufsausbildung bedeutet. Flexibilität<br />

sollte die Berufsausbildung nicht nur hinsichtlich der Ausbildungsdauer, sondern Zeile B. auch<br />

hinsichtlich der Vermittlung von Zusatzqualifikationen aufweisen. Die Verknüpfung von Erst- und<br />

Weiterbildung, Erwerb höherer Bildungsabschlüsse (Fachhochschulreife, Abitur), anrechenbare Teilqualifikationen<br />

für ein anschließendes Studium – das sind Bereiche, wo sich die duale Ausbildung sehr<br />

flexibel zeigen müsste und zeigen können müsste.<br />

Ziffer 72, ab Zeile 912<br />

Ergänzung: „Angesichts der mehr als 350 Ausbildungsberufe treten wir dafür ein, einzelne Berufe in<br />

Berufsgruppen bzw. Berufsfamilien zusammenzufassen, um damit Splitterberufe zu Hauptberufen<br />

zu vereinigen.“<br />

Ziffer 74, ab Zeile 932<br />

Änderung:„Wir wollen Berufsschulen im dualen System stärken.“<br />

Begründung<br />

Berufsschulen sind Teil der Beruflichen Schulen. Diese sind operativ eigenständig. Der Begriff „Selbstständigkeit“<br />

könnte als „rechtlich selbstständig“ missverstanden werden. Berufsschulen sind weiterhin<br />

öffentliche Schulen (nichtrechtsfähige öffentliche Anstalten), die ihre Aufgaben im Rahmen eines<br />

öffentlich-rechtlichen Rechtsverhältnisses erfüllen.<br />

Die Berufsschulen sind nicht nur Dienstleister der Betriebe, sondern tragen auch Verantwortung für<br />

die Auszubildenden, also für unsere Schüler. Der Auftrag der Berufsschule geht über den „Dienstleistungsauftrag“<br />

für die Betriebe hinaus. Nur so rechtfertigt sich die Vermittlung allgemeiner Bildungsinhalte<br />

in der Berufsschule.<br />

Ziffer 74, ab Zeile 939<br />

Ergänzung: „Um Ausbildungsstandorte zu stärken, sollen diese möglichst zu „Zentren der Berufsausbildung“<br />

mit guter Ausstattung zusammengefasst werden.<br />

Ziffer 75, ab Zeile 946<br />

Ergänzung: „Abitur und qualifizierte Ausbildungsberufe sollen dazu der Stufe 4, Bachelor, Meister,<br />

Techniker und der staatlich geprüfte Betriebswirt der Stufe 6 zugeordnet werden.“<br />

Begründung<br />

Die Verordnung des Kultusministeriums über die Ausbildung und Prüfung an den zweijährigen Fachschulen<br />

für Wirtschaft (Betriebswirtverordnung – BetriebswirtVO) regelt die Ausbildung<br />

zum „Staatlich geprüften Betriebswirt“. Der zweijährige Ausbildungsgang umfasst insgesamt 2.400<br />

Stunden Unterricht. Qualitativ und quantitativ ist diese Ausbildung mit den genannten Abschlüssen<br />

mindestens gleichwertig. Daher sollte dieser Abschluss in die Aufzählung aufgenommen werden.


10<br />

Ziffer 86, Zeile 1085<br />

Ergänzung:<br />

„Daher fordern wir die Unternehmen und die Bundesregierung zusammen mit der Bundesagentur für<br />

Arbeit, den Bildungsdienstleistern der Wirtschaft und des Staates auf, entsprechende Konzepte und<br />

Programme zu entwickeln.“<br />

Begründung<br />

Auch staatliche Schulen sollten Anbieter für Weiterbildung sein können. Wenn die Weiterbildung für<br />

Ältere einem öffentlichen Bedürfnis entspricht, muss der Staat ebenfalls Angebote unterbreiten.<br />

Antrag des Arbeitskreises Bildung der <strong>CDU</strong> Mannheim zum Thema Bildungspolitik<br />

anlässlich des <strong>CDU</strong> Landesparteitags am 15.10.2011 in Stuttgart<br />

Der Landesparteitag möge beschließen:<br />

Die <strong>CDU</strong> Mannheim fordert<br />

1. Die frühkindliche Bildung muss stärker gefördert werden (insbesondere Sprachförderung mit dem<br />

Ziel der Beherrschung der deutschen Sprache).<br />

2. Die individuelle Förderung jedes Kindes muss im Mittelpunkt der Bildungsanstrengungen stehen.<br />

Talente müssen früh erkannt werden, ebenso wie Defizite, die möglichst früh ausgeglichen werden<br />

sollten.<br />

3. Eine organisatorische Zusammenlegung von Haupt- und Realschule mit einer Differenzierung der<br />

unterschiedlichen Bildungsgänge Hauptschule und Realschule unter Beibehaltung des Hauptschulabschlusses<br />

muss dort möglich sein, wo die Schülerzahlen eine Zusammenlegung notwendig erscheinen<br />

lassen.<br />

4. Der AK-Bildung empfiehlt, den Namen "Mittelschule" für ein organisatorisch integriertes Modell<br />

zwischen Hauptschule/Werkrealschule und Realschule. Der vom Bundesvorstand vorgeschlagene<br />

Begriff "Oberschule" hat u. E. eine andere Bedeutung.<br />

5. Das Bildungsniveau muss gesichert werden. Das Erreichen des Niveaus der bundesweiten Bildungsstandards<br />

muss gegeben sein.<br />

Begründung:<br />

Die aktuellen Zahlen aus dem Bildungsbericht <strong>Baden</strong>-Württemberg 2011 zeigen, dass die Hauptschule<br />

immer weniger Zulauf von Schülerinnen und Schülern erhält. Laut Bildungsbericht entwickeln sich die<br />

Zahlen an Hauptschulen/Werkrealschulen, Realschulen und Gymnasium gegenläufig. Die Zahl der<br />

Schüler an HS/WRS nimmt stetig ab, im Durchschnitt in BW um rund 26% seit dem Schuljahr<br />

2000/2001. In manchen Landkreisen beträgt der Rückgang der Schülerzahlen an Hauptschulen 39,5%.<br />

Die Entwicklung der Schülerzahlen an Realschulen und Gymnasien folgt einem Aufwärtstrend:<br />

- seit dem Schuljahr 2000/2001 ist ein Zuwachs von 7 % der Zahlen der Schüler an Realschulen zu<br />

verzeichnen,<br />

- bei den Gymnasien betrug der Zuwachs im o.g. Zeitraum 18%.<br />

Aufgrund der demographischen Entwicklung wird eine Verstärkung der Trends erwartet, sodass im<br />

Jahr 2030 voraussichtlich weniger als 100.000 Schüler eine Hauptschule besuchen werden, ca.<br />

250.000 Schüler eine Realschule und 350.000 ein Gymnasium. Die vorliegenden Berechnungen basieren<br />

noch auf der verbindlichen Grundschulempfehlung: Die Zahl der Schüler an Hauptschulen könnte<br />

noch weiter einbrechen, wenn die Grundschulempfehlung abgelöst wird durch ein Elternwahlrecht<br />

bezüglich der Schulform nach Klasse 4 der Grundschule.


11<br />

Neben sinkenden Schülerzahlen, weist die Hauptschule eine besondere Situation bezüglich der insgesamt<br />

1194 Schulstandorte der Hauptschulen im Land auf. So wurden im Schuljahr 2009/2010 an 342<br />

Standorten öffentlicher Hauptschulen weniger als 85 Schüler unterrichtet. Der größte Teil der Standorte<br />

hatte zwischen 85 und 200 Schüler, 194 Standorte hatten zwischen 200 und 399 Schüler.<br />

Lediglich an vier öffentlichen Hauptschulen im Land wurden mehr als 400 Schüler gezählt. Es finden<br />

sich damit eine große Anzahl sehr kleiner und kleiner Hauptschulen im Land, was sich als ein finanzielles<br />

Problem für Schulträger darstellen kann, da für eine sehr geringe Schülerzahl eigene Gebäude,<br />

Turnhallen, Personal etc. finanziert und unterhalten werden müssen.<br />

Anträge der <strong>CDU</strong> Stuttgart zum Antrag „Bildungsrepublik Deutschland" an<br />

den Bundesparteitag am 14./15. November 2011 in Leipzig<br />

Zeile 185<br />

Ergänzen: „Dafür setzen wir uns in den Haushaltsberatungen im Bund, in den Ländern und in den<br />

Kommunen ein."<br />

Begründung:<br />

Die „demografische Rendite“ wird im vorliegenden Passus nur beschrieben, es fehlt aber ein Bekenntnis<br />

dazu, die frei werdenden Mittel auch tatsächlich im Bildungsbereich verwenden zu wollen. Dieses Bekenntnis<br />

halten wir jedoch für richtig und wichtig.<br />

Zeile 272<br />

Ergänzen: „...zur Verfügung steht. Die unterschiedlichen Bedürfnisse im städtischen und ländlichen<br />

Raum sind dabei zu berücksichtigen. Damit erfüllen wir..."<br />

Begründung:<br />

Die „öffentlichen Anerkennungsinstrumente“ sind meistens nett, nützen aber den ehrenamtlich engagierten<br />

Mitarbeitern selten konkret. Insbesondere der öffentliche Dienst (auch die Landesverwaltung, nicht nur<br />

Städte und Gemeinden) sollte hierbei mit gutem Beispiel voran gehen.<br />

Zeile 295<br />

Ergänzen: „...und Grundschulen als Bildungseinrichtungen ist in den...“<br />

Zeile 369<br />

Umformulieren: „Wir fordern, das letzte Kindertagesstättenjahr...“<br />

Begründung:<br />

Abgesehen davon, dass wir das verpflichtende letzte Kindergartenjahr schon mehrfach beschlossen haben<br />

und ein Prüfauftrag hinter die bisherige Beschlusslage zurückfiele, sind in einem Parteiprogramm grds.<br />

Positionierungen und politische Zielsetzungen gefragt, nicht Prüfaufträge an die Verwaltung. Wenn wir<br />

eine gezielte Aufwertung der frühen Jahre und eine systematische Hinführung zur Schule haben wollen,<br />

muss dies als politische Willenserklärung auch deutlich sein.


12<br />

Zeile 378<br />

Ergänzen: „...lebenslanger Weiterbildung. Die Bildung in der Kindertagesstätte muss auf eine ganzheitliche<br />

und individuelle Förderung der Kinder zielen. Dazu gehören vor allem erste Basiskompetenzen<br />

wie Gemeinschafts- und Bindungsfähigkeit, Selbstständigkeit, Kreativität und Lernfreude“.<br />

Begründung:<br />

Bei der Auflistung der Bildungsziele fehlen die Basiskompetenzen.<br />

Zeile 392<br />

Punkt ergänzen: "Bewegungserziehung stärken<br />

• Im Vorschulalter kann die Bewegungserziehung der natürlichen Bewegungsfreude des Kindes<br />

Raum geben, das Wohlbefinden und die motorischen Fähigkeiten stärken und eine gesunde Entwicklung<br />

gewährleisten. Deshalb ist die Bewegungserziehung als fester Bestandteil in den Alltag<br />

von Kindertagesstätten zu implementieren. Außerdem sollen die Kooperationen "Kindertagesstätte<br />

und Verein" weiter ausgebaut werden."<br />

Begründung:<br />

Experten beklagen, dass sich die körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder gegenüber früher deutlich verschlechtert<br />

hat. So werden bei einem erheblichen Anteil der eingeschulten Kinder Haltungs- und Organleistungsschwächen<br />

festgestellt und immer mehr Kinder leiden unter einer gestörten Körperkoordination. Gerade<br />

in der frühen Kindheit hat deshalb die Förderung der motorischen Fertigkeiten eine Bedeutung, die<br />

weit über die körperliche Gesundheit hinausreicht und die Gesamtentwicklung (emotional, geistig und<br />

sozial) des Kindes betrifft.<br />

Zeilen 417 und 420<br />

Ersetzen: „Klasse 1“ durch "Klasse 3"<br />

Begründung:<br />

Der bisherige Fremdsprachenunterricht ab Klasse 1 hat sich nicht bewährt. Die Lernerfolge sind gering, das<br />

Lernen bleibt unverbindlich. Ein Start scheint sinnvoller, wenn Kinder schriftlich und allgemein sprachlich<br />

schon weiter sind.<br />

Zeilen 433-450<br />

Ergänzen: An dieser Stelle des Antrags sollten konkrete Verfahren dargestellt und entsprechende<br />

Sanktionsmöglichkeiten aufgeführt werden.<br />

Begründung:<br />

Wie soll die verpflichtende Sprachförderung stattfinden? Welche Möglichkeiten der Verpflichtung gibt es?<br />

Was passiert, wenn Eltern ihre Kinder nicht in die Sprachförderung bzw. in die Kindertagesstätte geben? An<br />

dieser Stelle bleibt der Antrag viel zu vage und unkonkret.<br />

Zeile 480<br />

Ersetzen: „...lichten dieses Dickicht nicht. Deshalb treten wir für mehr Gemeinsamkeiten zwischen den<br />

Ländern und ihre gemeinsame Verpflichtung auf verbindliche hochwertige Standards und vergleichbare<br />

Abschlüsse ein. Eine Änderung der Schulformen muss sich an den Kriterien der Effizienz, der Sicherung<br />

der Leistungsfähigkeit des Bildungssystems – vor allem der mittleren Reife – sowie der<br />

Transparenz und Durchlässigkeit orientieren. Die Reduzierung der Schulformen auf zwei Wege kann<br />

dabei je nach Bildungssystem und demografischer Lage sinnvoll sein. Am Gymnasium als Schulform<br />

halten wir fest. Eine Auflösung funktionierender Hauptschulen oder Realschulen lehnen wir ab.“


13<br />

Begründung:<br />

Die Eingangsanalyse ist zutreffend und auch ehrlich. Die politische Schlussfolgerung ist allerding nicht<br />

zwingend, sondern würde sogar für eine bundesweite Einheitsschule sprechen, in der die genannten Probleme<br />

alle „gelöst“ wären. Eine Mobilität und Vergleichbarkeit werden durch die gemeinsame Verpflichtung<br />

der Länder auf bestimmte, verbindliche und hochwertige Standards hergestellt, nicht aber durch Umbenennung<br />

von Schulen. So sieht es aus, als solle die nicht mehr nachgefragte Hauptschule in der Realschule<br />

bzw. einer übergreifenden Oberschule lediglich verschwinden. Die Sicherung der bewährten mittleren Reife<br />

wird dabei nicht problematisiert. Zudem muss an dieser Stelle der unterschiedlichen Situation und Tradition<br />

der Bundesländer Rechnung getragen werden.<br />

Zeile 561<br />

Ergänzen: „...Unternehmen und Vereinen. Unverzichtbar ist aber ebenso die Vermittlung von sozialem<br />

Verhalten und klaren Regeln in der Schule. Jede Schule, egal welcher Schulform, ist aufgefordert, ein<br />

Leitbild mit Werten und Normen zu formulieren und den Schülerinnen und Schülern – wie den Eltern<br />

und weiteren Beteiligten – zu vermitteln. Der wirksamste Schutz vor Vandalismus in der Schule ist<br />

eine hohe Identifikation mit der Schule und auch die Möglichkeit zur Mitwirkung und eigenen Mitgestaltung<br />

des Schulumfeldes."<br />

Begründung:<br />

Nicht alleine Sauberkeit macht eine gewaltfreie Schule, sondern mehr noch die Einstellung der Schüler zu<br />

ihrem Umfeld. Viele Schulen sind hier vorbildlich tätig, aber längst nicht alle. Jede Schule ist gehalten, den<br />

Schülern entsprechende Verhaltensweisen klar zu machen.<br />

Zeilen 613 und 621<br />

Ergänzen: „Kulturelle und historische Bildung fördern"<br />

"...naturwissenschaftlichen Fächern gelten. Die Kenntnis der Geschichte unseres Landes und seiner<br />

Entwicklung in Europa und der Welt ist elementarer Bestandteil des Bildungsauftrags der Schule. Erst<br />

historisches Wissen verleiht Urteilskraft und Verständnis für unser politisches System, insbesondere<br />

auch für junge Menschen mit Migrationshintergrund."<br />

Begründung:<br />

Bei einer Auflistung der Fächer darf Geschichte nicht fehlen.<br />

Zeile 672<br />

Ergänzen: „...zusätzliche Nachhilfemöglichkeiten an den Schulen. Ihnen muss von den Lehrkräften<br />

oder von Kooperationspartnern der Schule besondere Aufmerksamkeit und aktive Unterstützung zukommen“.<br />

Begründung:<br />

Es reicht nicht, wenn Privatpersonen die Kinder zusätzlich unterstützen. Die Schule selbst muss sie mehr als<br />

bisher an die Hand nehmen, kann dabei aber auch Kooperationen, Zeile B. mit außerschulischen Bildungsträgern,<br />

eingehen.<br />

Zeilen 732-749 streichen.<br />

Begründung:<br />

Gerade in Brennpunktschulen macht eine Schwerpunktsetzung keinen Sinn. Hier gilt es vielmehr, Basiskompetenzen<br />

zu vermitteln und solide Grundlagen in den Hauptfächern zu verschaffen, um so dafür zu<br />

sorgen, dass möglichst viele Schüler einen Schulabschluss schaffen.


14<br />

Zeile 842<br />

Umformulieren: „Das gilt auch für den Erhalt ihrer physischen und psychischen Gesundheit."<br />

Begründung:<br />

"Physisch und psychisch" beschreibt den kompletten Gesundheitszustand eines Menschen, auch seinen<br />

emotionalen, und umfasst alle gesundheitliche Probleme, die durch Stress - welcher Art auch immer - entstehen<br />

können.<br />

Zeilen 881-887<br />

Ersetzen: „Alle Schülerinnen und Schüler mit Ausbildungsreife sollen einen Ausbildungsplatz erhalten<br />

können. Es ist Aufgabe der Schule, allen Schülerinnen und Schülern die notwendige Ausbildungsreife<br />

zu vermitteln. Die Zahl der Schulabbrüche muss weiter gesenkt werden, ohne das Leistungsniveau zu<br />

mindern. Für leistungsschwache Jugendliche sind kürzere und einfachere Ausbildungsgänge sowie<br />

eine individuelle Begleitung ihrer beruflichen Bildung notwendig. Der frühzeitige Einstieg in die Praxis<br />

und ausbildungsbegleitende Hilfen im Betrieb und an den Berufsschulen sind wirksamer als das unübersichtliche<br />

und teure Übergangssystem“.<br />

Begründung:<br />

Das Versprechen einer Ausbildungsgarantie in der Überschrift wird im Text nicht eingelöst. Die „geeigneten<br />

Wege“ sind undeutlich, zumal sich das sogenannte Übergangssystem (Berufsgrundbildungsjahr, Berufsvorbereitungsjahr,<br />

Berufseinstiegsjahr) nicht bewährt hat, aber ca. 5 Mrd. € pro Jahr kostet. Oft bringt es auch<br />

nicht viel, gerade lernschwache Schüler noch länger in die Schule zu zwingen. Genau diese Schüler haben<br />

bessere Chancen in einer einfachen Ausbildung mit möglichst viel Praxisbezug.<br />

Außerdem erhält schon heute jeder ausbildungswillige und –fähige Jugendliche einen Ausbildungsplatz,<br />

wenn auch nicht unbedingt im Beruf seiner ersten Wahl. Aufgrund des demografischen Wandels hat sich<br />

der Trend inzwischen völlig umgekehrt: Es gibt mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. Das spiegelt sich hier<br />

nicht wieder.<br />

Zeile 928<br />

Ergänzen: „...zu verhindern. Unverzichtbare Voraussetzung ist aber auch eine frühzeitige, gezielte und<br />

umfassende Berufsorientierung in der Schule, die das Berufswahlverhalten einschließt."<br />

Begründung:<br />

Falsche Vorstellungen vom Beruf sind ein wichtiger Abbruchgrund.<br />

Zeilen 1114-1119<br />

Umformulieren: „Deshalb fordern wir eine qualifizierte, zielorientierte und kompetente Beratung bei<br />

der Studienwahl und eine überzeugende Gestaltung der Studieneingangsphase. Jugendliche aus Elternhäusern,<br />

in denen es bisher keine akademische Bildungstradition gibt, müssen ebenfalls verstärkt<br />

über konkrete Beratungsangebote für ein Hochschulstudium gewonnen werden. Die (betrieblichen)<br />

Ausbildungsberufe dürfen künftig in ihrer Bedeutung nicht abgewertet werden; gleichwohl sollen<br />

diese Berufe nicht unnötigerweise akademisiert werden.<br />

Zeile 1134<br />

Ergänzen: „...über deren Wettbewerbsfähigkeit. Zudem sind die Arbeitsbedingungen der Wissenschaftler/-innen<br />

an den Hochschulen weiter zu verbessern. Nur wenn diese internationalen Standards<br />

(Zeile B. Österreich, Schweiz) genügen, können die deutschen Hochschulen im „Kampf um die besten<br />

Köpfe“ wettbewerbsfähig sein."


15<br />

Zeile 1142<br />

Ergänzen: „...zum Studium gelangen. Für den Hochschulzugang ist neben einem qualifizierten Berufsabschluss<br />

aber auch das Bestehen einer Studieneignungsprüfung erforderlich. Auch die Bologna-<br />

Reform,..."<br />

Zeilen 1165-1167<br />

Umformulieren: "Es ist anzustreben, dass in den nächsten Jahren ein höherer Teil der Studierenden<br />

einen Teil des Studiums im Ausland oder zumindest einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt absolviert.<br />

Dies soll jedoch keine studienverlängernde Wirkung haben und muss inhaltlich zum Studienerfolg<br />

beitragen. Dabei geht es,..."<br />

Zeilen 1176-1179<br />

Ergänzen: "Mobilität innerhalb Deutschlands und international verlangt die Vergleichbarkeit von Studienleistungen<br />

und Abschlüssen. Darüber hinaus muss der Übergang der Bachelorabsolventen in ein<br />

weiteres Studium durch eine bessere Abstimmung zwischen den Hochschulen erleichtert werden. Da<br />

dies noch nicht überall gelingt, ist bei der weiteren Umsetzung der Bologna-Reform darauf besonders<br />

zu achten. Unternehmen müssen den Bachelor- und Masterabschluss in ihre Rekrutierungsstrategien<br />

und Personalentwicklungskonzepten integrieren. Der Berufseinstieg der Absolventen ist seitens der<br />

Unternehmen gleichrangig, d. h. unabhängig vom Hochschultyp zu fördern."<br />

Zeilen 1181+1187<br />

Ersetzen: "Universitäts-Kollegs" durch "Hochschul-Kollegs"<br />

Zeile 1197<br />

Ergänzen: „...treten Hochschulverträge, die dem Postulat der höheren Selbstständigkeit der Hochschulen<br />

entsprechen."<br />

Antragsteller: <strong>CDU</strong> Sozialausschüsse (CDA) <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Betreff: Leitantrag Bildungsrepublik Bundesparteitag<br />

Der Landesparteitag möge beschließen, dass nachfolgende Anträge für den <strong>CDU</strong>-Bundesparteitag<br />

am 14./15. November eingebracht werden:<br />

Zeilen 369-371 Neufassung:<br />

Um eine bessere Verzahnung von Kindergarten und Grundschule zu ermöglichen, muss ein obligatorisches,<br />

beitragsfreies Vorschuljahr eingeführt werden, für welches das Land; da es sich um eine Bildungsaufgabe<br />

handelt, die Kosten trägt.<br />

Begründung:<br />

Trotz aller Bemühungen in der Sprachföderung weisen noch immer rund 25 Prozent der Kinder bei der<br />

Einschulung erhebliche Sprachdefizite auf.


16<br />

Zeilen 480-487 Neufassung:<br />

Deshalb treten wir für die überfällige Reduzierung der Schulformen noch in diesem Jahrzehnt ein.<br />

Neben dem Gymnasium sollte es künftig mindestens einen weiteren und gleichwertigen Bildungsweg<br />

mit mehreren Bildungsabschlüssen geben. Diese können weiterhin den Zugang in die berufliche Bildung<br />

eröffnen oder bis hin zur allgemeinen Hochschulreife führen.(Zeilen 487 bis 489 bleiben unverändert)<br />

Begründung:<br />

Sowohl das Zwei- Wege- Modell wie die Begrifflichkeit Oberschule sind missverständlich und engen<br />

die Länder bei ihrem Gestaltungsauftrag in der Bildungspolitik ein.<br />

Zeile 1415 ergänzen:<br />

Zur Durchlässigkeit des Studiums gehört für uns, dass jeder Bachelor-Absolvent unmittelbar anschließend<br />

Zugang zum Masterstudium hat.<br />

Begründung:<br />

Für jeden Abschluss muss es einen Anschluss geben.<br />

Anträge <strong>CDU</strong> Kreisverband Heidelberg an den Bundesparteitag<br />

Zeile alt neu<br />

220<br />

221<br />

222<br />

Jedes Kind braucht den Zugang zur Bildung<br />

und soll seine Talente entwickeln können,<br />

unabhängig von seiner sozialen und kulturellen<br />

Herkunft. [...]<br />

Jedes Kind braucht den Zugang zur Bildung und<br />

soll seine Talente kindgerecht entwickeln können,<br />

unabhängig von seiner sozialen und kulturellen<br />

Herkunft. [...]<br />

Begründung:<br />

Der Staat sollte gerade im frühen Kindesalter darauf achten, dass dem Kind zunächst die Möglichkeit<br />

gegeben ist, seine Kindheit zu erleben. Es muss sich in seinen ersten Lebensjahren mit sich und seiner<br />

direkten Umwelt vertraut machen. Den Eltern hierbei hilfreich zur Seite zu stehen und diesen Entwicklungsprozess<br />

zu fördern, muss zugleich Ziel aber auch Grenze staatlicher Tätigkeit sein.<br />

Zeile alt Neu<br />

306<br />

307<br />

308<br />

Besonders vorbildliche Kindertagesstätten,<br />

die die entsprechenden Standards<br />

erfüllen, werden mit einem nationalen<br />

Gütesiegel ausgezeichnet.<br />

ersatzlos streichen<br />

Begründung:<br />

Die Auszeichnung von Kindertagesstätten und speziellen Förderprogrammen mit einem „nationalen<br />

Gütesiegel” stellt nicht nur eine erhebliche bürokratische und finanzielle Belastung bei der Ermittlung<br />

und Überprüfung der entsprechenden Kriterien dar. Durch eine solche „Auszeichnung” werden einheitliche<br />

Anforderungen an die Betroffenen gestellt, die kreative und innovative Konzepte verhindern<br />

können. Entsprechende Anreize und Auszeichnungen sollten vielmehr nach individueller Beurteilung<br />

auf Landes- oder Kommunalebene erfolgen.


17<br />

Zeile alt neu<br />

vor<br />

395<br />

Erzieherinnen und Erzieher verdienen mehr<br />

gesellschaftliche Anerkennung. Sie sind elementarer<br />

Bestandteil des Bildungssystems und bereiten<br />

gemeinsam mit den Eltern den Nährboden<br />

für die Zukunft des Kindes.<br />

Begründung:<br />

Eine ähnliche Formulierung findet sich auch in den Zeilen 796 ff. hinsichtlich des Lehrerberufs. Die gleiche<br />

gesellschaftliche Anerkennung bedarf es auch für die Erzieherinnen und Erzieher.<br />

Zeile alt neu<br />

nach<br />

432<br />

Auch die Förderung nichtdeutscher Muttersprachen<br />

ist ausschlaggebend für den Bildungserfolg.<br />

Daher sollte die Teilnahme an<br />

komplementärem Muttersprachenunterricht<br />

im Zeugnis ausgewiesen werden.<br />

Begründung<br />

Im Einklang mit der EU-Richtlinie 77/486/EWG findet in <strong>Baden</strong>-Württemberg flächendeckend muttersprachlicher<br />

Zusatzunterricht zur Förderung ausländischer Schüler in Form sogenannten Konsulatsunterrichts<br />

statt. Ein Nachweis über die erfolgreiche Teilnahme an diesem Unterricht im Zeugnis wäre<br />

für ins Heimatland rückkehrende Schüler wichtig und könnte auch die Teilnahme fördern. Zurzeit sind<br />

solche Einträge nur auf Nachfrage möglich.<br />

Zeile alt neu<br />

436<br />

437<br />

Wir brauchen eine verbindliche, einheitliche<br />

und fortlaufende Sprachstandserhebung<br />

für alle Kinder im Alter ab drei Jahren.<br />

Wir brauchen eine verbindliche, einheitliche<br />

und fortlaufende Sprachstandserhebung für<br />

alle Kinder im Kindergarten und zu Beginn des<br />

verpflichtenden Vorschuljahres.<br />

Begründung:<br />

Verbindliche Sprachstandserhebungen bei allen Kindern ab drei Jahren sind schwerlich durchführbar,<br />

da nicht alle Kinder in diesem Alter Kindergärten besuchen und eine Besuchspflicht unter Ausnahme<br />

des verpflichtenden Vorschuljahres nicht vorgesehen ist. Aus diesem Grunde erscheint eine<br />

Sprachstandserhebung nur innerhalb der Kindergärten und zum verpflichtenden Vorschuljahr praktikabel.


18<br />

Zeile alt neu<br />

444<br />

445<br />

446<br />

447<br />

448<br />

449<br />

450<br />

Sollen die unterstützenden Maßnahmen<br />

Wirkung zeigen, müssen die Kinder mit<br />

einem besonderen Förderbedarf täglich<br />

über einen längeren Zeitraum in der Kindertagesstätte<br />

anwesend sein. Deshalb<br />

treten wir für einen Ausbau von Ganztags-<br />

Kindertagesstätten vor allem in sozialen<br />

Brennpunkten und in einer für die Kinder<br />

erreichbaren Nähe ein.<br />

Sollen die unterstützenden Maßnahmen Wirkung<br />

zeigen,(ersatzlos gestrichen) (ersatzlos<br />

gestrichen) so ist für einen Ausbau von Ganztags-Kindertagesstätten<br />

vor allem in sozialen<br />

Brennpunkten und unter besonderer Berücksichtigung<br />

der für das Kind zurückzulegenden Wegstrecke<br />

Sorge zu tragen.<br />

Begründung:<br />

Das Papier lässt offen, ob und für wen es den verpflichtenden Kindergartenbesuch vorsieht. Frühkindliche<br />

Entwicklung vollzieht sich jedoch nicht nur in Kindergärten sondern vornehmlich zu Hause. Kinder<br />

sollten Kindergärten dann besuchen dürfen, wenn sie und ihre Eltern bereit hierzu sind und nicht<br />

eher. Daher lehnen wir jeglichen Anklang eines Pflichtbesuchs im Vorfeld des verpflichtenden Vorschuljahrs<br />

ab.<br />

Zeile alt neu<br />

nach<br />

672<br />

Von verpflichtenden bzw. bindenden Schullaufbahnempfehlungen<br />

nehmen wir ausdrücklich<br />

Abstand.<br />

Begründung:<br />

Selbstverantwortung zu fördern ist zentrales Anliegen unserer Politik; Räume zur Wahrnehmung von<br />

Selbstverantwortung zu schaffen daher unsere Aufgabe. Nimmt der Staat den Schülerinnen und Schülern<br />

die Entscheidung über ihren künftigen Werdegang ab, so stellt er deren Fähigkeit zur Selbstverantwortung<br />

in Frage. Ein verbindliches Empfehlungsmodell für die Schullaufbahn ist daher abzulehnen.<br />

Zeile alt neu<br />

674 Kopfnote ersatzlos streichen<br />

Begründung:<br />

Die Überschrift "Kopfnoten" wird gestrichen, weil hierdurch ausdrücklich eine Benotung in Bereichen<br />

(z.B. Verhalten oder Mitarbeit) festgeschrieben wird, in denen eine objektive Bewertung schwierig ist.<br />

Es soll außerdem weiterhin statt einer Note eine schriftliche Darstellung möglich sein.


19<br />

Zeile alt neu<br />

694<br />

695<br />

696<br />

697<br />

698<br />

699<br />

Die Grundschulen und die weiterführenden<br />

Schulen des Sekundarbereichs<br />

sollen bedarfsgerecht zu Ganztagsschulen<br />

ausgebaut werden. Für alle Schüler, ob<br />

leistungsstark oder leistungsschwach, ist<br />

der Ausbau verpflichtender ganztagsschulischer<br />

Angebote in erreichbarer Nähe<br />

von entscheidender Bedeutung für ihren<br />

Bildungserfolg. [...]<br />

Die Grundschulen und die weiterführenden Schulen<br />

des Sekundarbereichs sollen flächen-deckend<br />

zu Ganztagsschulen ausgebaut werden. Für alle<br />

Schüler, ob leistungsstark oder leistungs-schwach,<br />

ist der Ausbau freiwilliger ganztags-schulischer<br />

Angebote in erreichbarer Nähe von entscheidender<br />

Bedeutung für ihren Bildungserfolg. [...]<br />

Begründung:<br />

Es sollen flächendeckend Ganztagesschulen angeboten werden, damit jedes Kind die Möglichkeit hat,<br />

eine Ganztagesschule zu besuchen bzw. damit für Eltern eine Ganztagesbetreuung ihres Kindes gewährleistet<br />

ist. Die Ganztagesbetreuung soll jedoch freiwillig sein, da eine Verpflichtung zu weit in die<br />

Erziehungsrechte der Eltern eingreifen würde.<br />

Zeile alt neu<br />

vor<br />

807<br />

807<br />

808<br />

[...]. Der Aus- und Weiterbildung der Lehrerinnen<br />

und Lehrer kommt eine hohe Bedeutung<br />

zu.<br />

Zur Unterstützung des Lehrkörpers hat jede Schule<br />

Zugriff auf ein Team von Schulpsychologen,<br />

Sozialarbeitern und Hilfskräften für Verwaltungstätigkeiten.<br />

Jede Lehrkraft soll Anspruch auf<br />

ausreichend Raum zur Erledigung ihrer administrativen<br />

Tätigkeit und Unterrichtsvorund -<br />

Nachbereitung haben. Ferner kommt der Ausund<br />

Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer<br />

eine hohe Bedeutung zu.<br />

Begründung:<br />

An Lehrerinnen und Lehrer wird der berechtigte Anspruch gestellt, nicht nur Wissen im Fach, sondern<br />

auch als Erzieher und wichtige Bezugsperson Grundhaltungen und Werte zu vermitteln. Dies kann nur<br />

durch eine vertrauensvolle Bindung zwischen Lehrer/Lehrerinnen und Schülern möglich werden<br />

(„Bildung setzt Bindung voraus“). Kinder aller Schulformen kommen zunehmend aus schwierigen<br />

sozialen Verhältnissen, Kinder in der Pubertät haben Mühe sich mit den zahlreichen Angeboten einer<br />

pluralistischen Gesellschaft auseinanderzusetzen. Wollen Lehrer eine Bindung zu diesen Kindern aufbauen,<br />

müssen sie sich in ihre Lage einfühlen können und sie verstehen. Dies erfordert Zeit zum Gespräch,<br />

dauernde Begleitung aber auch soziologisches und psychologisches Wissen. Dieses Wissen<br />

wird im allgemeinen nicht bei der Lehrerausbildung vermittelt. Lehrern muss es deshalb jederzeit<br />

möglich sein, Kontakte zu Schulpsychologen und Sozialarbeitern aufzunehmen und von Ihnen unterstützt<br />

zu werden. (Die meisten Schulen, besonders die Gymnasien haben diese Stellen nicht und wenn<br />

es sie gibt, dann nur in sozialen Brennpunkten). Zudem finden Lehrer kaum Unterstützung bei der<br />

immer stärker werdenden administrativen Tätigkeiten (eine Schulsekretärin bei 1000 Schülern und 90<br />

Lehrern!), Arbeitsplätze für Lehrer sind auch im Ganztagsbetrieb meist nicht vorhanden.


20<br />

Zeile alt neu<br />

840<br />

841<br />

Ferner müssen die Lehrerinnen und Lehrer<br />

durch Fort- und Weiterbildungen systematisch<br />

und ständig unterstützt werden.<br />

Ferner müssen die Lehrerinnen und Lehrer an<br />

verpflichtenden Fort- und Weiterbildungen teilnehmen,<br />

durch welche sie systematisch und<br />

ständig unterstützt werden.<br />

Begründung:<br />

Die Fort- und Weiterbildung der Lehrer ist für ihren Lehr- und Erziehungsauftrags unerlässlich. Damit<br />

sie den Herausforderungen im Alltag gewachsen sind, müssen sie – vergütet, vgl. Änderungsantrag 13<br />

– zu Fort- und Weiterbildungen verpflichtet werden.<br />

Zeile alt neu<br />

849<br />

850<br />

851<br />

852<br />

853<br />

854<br />

Hervorragende Ausbildung, Auslandsaufenthalte,<br />

flexible Arbeitszeiten, die verstärkte<br />

Aufnahme von Leistungselementen<br />

ins Besoldungs- bzw. Tarifrecht und Freistellungsphasen<br />

sind wichtige Hebel, die<br />

den Lehrerberuf attraktiver machen und<br />

junge Menschen motivieren, diesen Beruf<br />

zu ergreifen. [...]<br />

Hervorragende Ausbildung, Auslandsaufenthalte,<br />

flexible Arbeitszeiten, die verstärkte<br />

Aufnahme von Leistungselementen (hierzu<br />

zählen insbesondere die Teilnahme an zusätzlichen<br />

Fortbildungen, an zusätzlichen schulischen<br />

Aktivitäten, Beteiligung an schulischen Gremien<br />

etc.) ins Besoldungs- bzw. Tarifrecht und Freistellungsphasen<br />

sind wichtige Hebel, die den<br />

Lehrerberuf attraktiver machen und junge<br />

Menschen motivieren, diesen Beruf zu ergreifen.<br />

[...]<br />

Begründung:<br />

Besondere Leistungen der Lehrkräfte sind keine Selbstverständlichkeit aber wünschenswert. Um Anreize<br />

für mehr Engagement zu schaffen, soll überobligatorischer Einsatz angemessen belohnt werden,<br />

sofern er von Seiten des Schulträgers gewünscht ist. Hierbei gilt der Grundsatz: Mehr Leistung, mehr<br />

Lohn.<br />

Zeile alt neu<br />

nach<br />

Integrationsmaßnahmen sind zwingend erforderlich.<br />

975<br />

Begründung:<br />

Damit die qualifizierte Zuwanderung auch gelingt, sind entsprechende Integrationsangebote – im<br />

Einklang mit dem nationalen Integrationsplan –erforderlich. Am 10. Februar 2011 hat die Stadt Heidelberg<br />

mit seinem einstimmigen Votum den Heidelberger „Kommunalen Integrationsplan“ auf den<br />

Weg gebracht, der auf konkrete Integrationsmaßnahmen hinweist.


21<br />

Zeile alt neu<br />

1051<br />

1052<br />

1053<br />

Berufliche und auch akademische Weiterbildungsangebote<br />

sollen auf die spezifischen<br />

Belange von Erwerbstätigen zugeschnitten<br />

werden.<br />

Berufliche und akademische Bildungsangebote<br />

sollen auf die spezifischen Belange von Erwerbstätigen<br />

zugeschnitten werden.<br />

Begründung:<br />

„Akademische Weiterbildungsangebote“ bezieht sich auf Angebote der Universitäten und Fachhochschulen<br />

zur weiteren Bildung im erlernten Beruf. Bedingt durch Veränderungen in den Berufsbildern,<br />

dem steigenden Bedarf an akademisch Ausgebildeten und der demographische Entwicklung wird es<br />

zunehmen notwendig werden, dass auch Menschen die bereits im Beruf stehen sich durch ein Studium<br />

weiter qualifizieren. Studiengänge sind aber meist so aufgebaut, dass Vorlesungen, Übungen und<br />

die zeitliche Beschränkung der Semesterzahl die Ausübung eines Beruf oder die Erfüllung familiärer<br />

Pflichten nicht möglich machen. Akademische Angebote sollen deshalb nicht nur Weiterbildungsangebote<br />

sein, sondern auch bei einem Fachstudium auf die speziellen Belange von Erwerbstätigen zugeschnitten<br />

werden.<br />

Zeile alt neu<br />

1100 Internationalisierung des Wissenschaftssystems<br />

Wissenschaftssystem<br />

Begründung:<br />

Die Überschrift wird an den nachfolgenden Inhalt angepasst. Die Internationalisierung ist hier nur ein<br />

Aspekt unter vielen, es folgen bspw. auch Ausführungen zur Exzellenzintiative und zu Studiengebühren.<br />

Zeile alt neu<br />

1179 Internationalisierung des Wissenschaftssystems<br />

Bisherige Formen des Abschlusses, welche noch<br />

nicht auf Bachelor und Master umgestellt worden<br />

sind, werden beibehalten.<br />

Begründung:<br />

Von der Bologna-Reform bisher noch nicht erfasste Studienabschlüsse betreffen überwiegend die auf<br />

besondere Leistungsprofile zugeschnittenen Staatsexamina. Im Bereich Rechtswissenschaft kann<br />

bspw. von einer Vergleichbarkeit der Abschlüsse infolge der Heterogenität der Rechtsordnungen<br />

nicht die Rede sein. Zudem beinhalten die Staatsexamina für den Staatsdienst relevante Elemente, die<br />

im Falle der Umstellung auf Bachelor- und Master entweder zusätzlich vor Berufseinstieg absolviert<br />

werden müssten oder aber ganz wegfallen, was nicht zwingend ein Gewinn sein mag, da man auf diese<br />

Elemente bisher und zu Recht nicht verzichten wollte. Gerade die Kernargumente der Bologna-<br />

Reform, nämlich Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit und Mobilität, greifen bei diesen Ausbildungsgängen<br />

nicht, da bspw. deutsche Medizinabsolventinnen und Absolventen europaweit ohnehin<br />

gefragt sind und juristisches Wissen auf Grund der Heterogenität der Rechtsordnungen schwerlich<br />

flächendeckende, europaweite Nachfrage weckt.


22<br />

<strong>CDU</strong> Bezirksverband Nordwürttemberg<br />

Stellungnahme zum Leitantrag der Bundes-<strong>CDU</strong> „Bildungsrepublik Deutschland“<br />

Der Landesparteitag möge die Stellungnahme aufnehmen:<br />

I. Vorbemerkungen:<br />

1. Im Grundgesetz und in den Landesverfassungen ist die Verteilung der Kompetenzen für die Bildungspolitik<br />

zwischen der Bundes- und der Länderebene klar geregelt:<br />

Für alle Entscheidungen im Bereich des Schulwesens sind die Länder zuständig. Diese Kompetenzzuordnung<br />

ist im Rahmen der Föderalismusreform 1 nochmals ausdrücklich bestätigt und bekräftigt<br />

worden. Weder für die Bundesregierung noch für den Deutschen Bundestag noch für die <strong>CDU</strong> als<br />

Bundespartei gibt es daher Raum für verbindliche Festlegungen und für Vorgaben zum Schulwesen.<br />

Eine Änderung dieser Zuständigkeitszuordnung - und damit eine Vorgabe für Schulstrukturen - wird<br />

abgelehnt. Diesbezügliche Entscheidungen können nur länderbezogen auf den einzelnen Landesparteitagen<br />

der <strong>CDU</strong> gefällt werden. Diese Ablehnung gilt auch für Absichten des Bundes, indirekt<br />

über steuernde finanzielle Angebote auf die Bildungspolitik in den Ländern Einfluss nehmen zu wollen.<br />

(Eine ‚Antwort‘ auf diesen Vorwurf wie: „Der Föderalismus ist richtig, aber so wie er praktiziert<br />

wird, fällt er aus der Zeit. Wir machen uns in Europa lächerlich.“(dpa, 10-9-2011) ist eine wohlklingende<br />

Ansammlung von Worten, die aber auch rein gar nichts erklärt. Man bezeichnet so etwas auch<br />

als hohle Phrase.)<br />

Deshalb kann das vorgelegte Papier „Bildungsrepublik Deutschland“ der Bundesregierung/ des Bundesvorstandes<br />

allenfalls eine Diskussionsgrundlage und d. h. ohne jegliche Verbindlichkeit für die<br />

<strong>CDU</strong> der einzelnen Bundesländer sein.<br />

2. Die Kriterien: Recht des Kindes auf Bildung, Differenzierung verbunden mit Durchlässigkeit und<br />

Anschlussmöglichkeit, Wettbewerb der Bildungssysteme und Wahlfreiheit für die Eltern entsprechen<br />

den Grundsätzen der <strong>CDU</strong>.<br />

3. Im Folgenden wird von zeilengetreuen Änderungsanträgen abgesehen, weil dies zu einer unüberschaubaren<br />

Flut von Anträgen (mit fällig werdenden Folgeanträgen) führen würde. Vielmehr sollen<br />

(anhand von einigen Schwerpunkten) Meinungen bzw. Zielvorstellungen des BFA Nord-Württemberg<br />

dargestellt werden, die jeweils zu einer Überarbeitung des Papiers auffordern.<br />

Da das Bundespapier relativ unstrukturiert und von floskelhaften Formulierungen durchzogen ist,<br />

kommt man nicht umhin, insgesamt eine neue, klare Struktur zu unterlegen und es von allen ‚Polit-<br />

Floskeln‘ zu befreien, damit es für alle Mitglieder lesbar und verständlich wird.<br />

Deshalb sollte der nächste Landesparteitag in BW diese Diskussion zum Inhalt haben (und keine<br />

Reden vorweg und kein zweites Thema dazu!).<br />

Die Ergebnisse müssten dann in eine Auswertung der von den interessierten <strong>CDU</strong>-Landesverbänden<br />

vorgelegten Vorstellungen einfließen. (Leider scheinen ja in vielen Ländern die <strong>CDU</strong>-Regierungen<br />

das Interesse an der Bildungspolitik vollends verloren zu haben. Wie erklärt sich sonst die Tatsache,<br />

dass sie das fast einzige Ressort, das in Länderkompetenz liegt, irgendwelchen anderen Fraktionen<br />

überlassen haben? Wäre hier nicht einmal die Bundes-<strong>CDU</strong> gefragt, sich darum zu kümmern?? Oder<br />

ist das als ein deutliches Zeichen der „Ermüdung“ der <strong>CDU</strong> zu interpretieren?)<br />

Auf einem Bundesparteitag im Frühjahr 2012 könnte dann das Ergebnis der Meinungsbildung relativ<br />

schnell und ohne langwierige Diskussionen, aber im Einverständnis mit den Ländern präsentiert werden.<br />

II.<br />

Für den BFA stehen folgende Themen im Vordergrund. Sie sollen auf dem nächsten Bezirksparteitag<br />

diskutiert werden und der Bundes-<strong>CDU</strong> in dieser Tendenz übermittelt werden. Die dabei gefundenen<br />

Positionen sollen – als Antrag formuliert – beim Landesparteitag eingebracht und dort diskutiert


23<br />

werden. Daraus ergibt sich dann möglicherweise eine Antrag für den Bundesparteitag:<br />

1. Subsidiarität gegenüber zentralistischen Eingriffen aus Berlin<br />

-Die Verantwortung der Kommunen für die frühkindliche Bildung (127ff) ist Ländersache<br />

(-Es kann nicht vorgeschrieben werden, wo bzw. in welchem Ministerium die Bereiche Kindertagesstätten<br />

und/oder Grundschulen anzusiedeln sind (294ff).<br />

-die Größe der Gruppen, die Erzieher – Kind – Relation, die räumliche und materielle Ausstattung der<br />

Kindergärten (302ff) ist Sache der Kommunen)<br />

-Kap. „Stärkung des Schulprofils“ (511ff) ist insgesamt Ländersache! Insbesondere<br />

die Erstellung von Bildungsplänen (512) und die Frage der Spielräume im Bereich von Budget- und<br />

Personalfragen (523f) zumal auch das Beamtenrecht nicht in die Kompetenz des Bundes fällt.<br />

-Unter Kap. „Zusammenarbeit fördern“ (759ff) wird die wahre Absicht verkündet. Streichen!!<br />

-Magnetschulen (751ff) lehnen wir ab (genauso wie „Bundesuniversitäten“)<br />

-Einen Bildungsrat lehnen wir ab (751ff)<br />

- „Einheitlichkeit“ bzw. Vergleichbarkeit innerhalb Deutschlands, Rolle der KMK<br />

- bundesweites zentrales (schriftliches) Abitur/andere Abschlussprüfungen:<br />

Es ist neben bundeseinheitlichen Prüfungsstandards insbesondere eine Frage der Anforderungen<br />

und vor allem der Bewertung durch die Lehrer. Zentrale Prüfungen benötigen immer eine Zweit- bzw.<br />

Drittkorrektur<br />

Begründung: In dem Bundespapier sind genügend Hinweise darauf, dass der Bund beabsichtigt, unmittelbar<br />

in die Länderhoheit einzugreifen. Dies soll wohl durch den Leitantrag abgesichert werden.<br />

Es ist deshalb wichtig, dass wir unsere Position zu dieser ungeheuerlichen Änderung der Grundlagen<br />

abstimmen und deutlich kundtun.<br />

2. Mehrgliedriges Schulsystem mit Durchlässigkeit (horizontal und vertikal) gegenüber Zweigliedrigkeit<br />

-die Begründungen für die Notwendigkeit von Oberschulen, nämlich Verbesserung der Mobilität und<br />

der Akzeptanz des föderalen Systems sind in Frage zu stellen.<br />

-Politische Gründe für Ablehnung: uralter SPD- und Grünen-Vorschlag; Ergebnisse der Gesamtschulen<br />

in HE, NI, NRW u.a. haben keine Vorteile gebracht; sind bei letzter Pisa-Studie wegen erbärmlicher<br />

Ergebnisse gar nicht eingerechnet worden; Neue Studien zeigen, dass gerade Kinder aus schwachen<br />

sozialen Schichten letztendlich nicht positiv beeinflusst werden;<br />

-Grundschulempfehlung muss hier diskutiert werden<br />

-Notwendigkeit von horizontaler und vertikaler Durchlässigkeit muss eingebracht werden<br />

Begründung: Mit dieser Forderung wird das Herzstück der <strong>CDU</strong>-Bildungspolitik zerstört. Die <strong>CDU</strong><br />

läuft damit alten Forderungen der SPD und der Grünen hinterher. Hier ist es unabdingbar, dass wir<br />

uns durch die Diskussion vergewissern, für welche Modelle bzw. für welches Schulsystem die <strong>CDU</strong><br />

steht und welche Aufgaben/Ziele sie den jeweiligen Schularten zuweist.<br />

3. Frühkindliche Erziehung, Grundschule und Ganztagesschule<br />

-Wahlfreiheit für die Eltern gegenüber einer verpflichtenden Teilnahme an GTS<br />

-verpflichtendes Vorschuljahr<br />

-Umsetzung des Orientierungsplanes<br />

-Beherrschung der deutschen Sprache<br />

-Beherrschung der Grundfertigkeiten im Lesen, Rechnen und Schreiben<br />

-Fremdsprachenunterricht in der Grundschule<br />

Begründung: Die frühkindliche Erziehung ist in BW in den letzten Jahren erheblich verbessert worden<br />

und hat sich den gesellschaftlichen Anforderungen (Veränderung des traditionellen Familienbildes<br />

bes. im städtischen Umfeld, Notwendigkeit für beide Eltern zu arbeiten, etc.) angepasst. Wir<br />

müssen uns fragen, inwieweit wir bereit sind, den Forderungen des Bundespapiers nach obligatori-


24<br />

scher staatlicher Betreuung/Bildung in diesem Alter nachzugeben. Es ist dringend erforderlich, die<br />

Pflichten der Eltern bei der Erziehung Ihrer Kinder einzufordern – dies findet in dem Papier überhaupt<br />

keine Erwähnung. In diesen Zusammenhang müssen auch die Tageseltern in die Diskussion<br />

einbezogen werden.<br />

4. Differenzierte Lehrerausbildung gegenüber dem Einheitslehrer (ergibt sich aus der Entscheidung<br />

zu Thema 2.)<br />

Die Neustrukturierung der Lehrerausbildung wurde von der letzten Landesregierung bereits maßgeblich<br />

auf den Weg gebracht. Die Lehramtsstudierenden sollen auf die steigenden beruflichen Herausforderungen<br />

und ihre verantwortungsvollen Aufgaben durch ein theoretisch fundiertes, praxisnahes<br />

und kompetenzorientiertes Studium vorbereitet werden.<br />

Begründung: Wenn wir auf die Vielfalt der Begabungen mit einem mehrgliedrigen Schulsystem reagieren,<br />

so muss auch die Lehrerausbildung auf die Verschiedenartigkeit der Schüler abheben. Die<br />

Lehrerausbildung hat sich an dem zu orientieren, was die Schüler brauchen, nicht am Prestigedenken.<br />

Letzterem kann durch eine gerechtere Bezahlung wenigstens ein Stück weit begegnet werden.<br />

5. Berufliches Schulwesen<br />

Auch hierzu ist – besonders wegen unseres international gelobten Systems- einiges zu sagen.<br />

6. Hochschule<br />

Es ist zu diskutieren, ob eine Hochschulfinanzierung auch privaten Hochschulen zugutekommen soll,<br />

weil sie durch zusätzliche Studienplätze dazu beitragen, dass auch ein Personenkreis studiert, der<br />

sonst womöglich nie ein Studium aufgenommen hätte.<br />

Die Initiativen der über 100 privaten und kirchlichen Hochschulen, das staatliche Hochschulsystem<br />

zu bereichern und zu ergänzen, werden anerkannt. Wir setzen uns deshalb für faire Rahmenbedingungen<br />

für private Hochschulen ein, besonders für bundesweit vergleichbare Zulassungsregelungen<br />

und ein rechtsstaatlich einwandfreies Akkreditierungssystem.<br />

Begründung für die vorgeschlagene Verfahrensweise:<br />

Wie in den Vorbemerkungen bereits ausgeführt, fühlen sich die <strong>CDU</strong>-Gliederungen und die <strong>CDU</strong>-<br />

Mitglieder von dem Leitantrag der Bundesregierung/des Bundesvorstandes überfahren und nicht in<br />

der Lage, zumindest vielen darin enthaltenen Positionen zuzustimmen.<br />

Wenn die <strong>CDU</strong> eine Partei sein will, die ihre Mitglieder ernst nimmt und die die Lehren aus den letzten<br />

sechs Monaten zieht, dann kann sie ihre Mitglieder nicht so überfahren sondern muss genügend<br />

Zeit geben, einen Antrag mit solch gravierenden Folgen – nämlich der Außerkraft-Setzung der Länderhoheit<br />

im Bildungsbereich und der Abschaffung zentraler Vorstellungen der <strong>CDU</strong> im Bildungsbereich<br />

– zumindest zur Diskussion zu stellen.<br />

Die <strong>CDU</strong> tät gut daran, die Positionen ihrer Mitglieder zu diesen beiden Affronts zu hören und zu<br />

bedenken. Wir meinen, dass der Zustand der Partei nicht so ist, dass man hier leichtfertig in zwar<br />

bequemen aber nicht mehr angemessenen Verhaltensmustern weitermachen kann.<br />

Anträge <strong>CDU</strong> Kreisverband Rastatt<br />

Zeile bisher Änderungsvorschlag<br />

60-61 Bildung stärkt Menschen, ihre vielfältigen<br />

Begabungen zu entfalten …<br />

Bildung stärkt den Menschen, seine vielfältigen<br />

Begabungen zu entfalten …<br />

153 …, damit Deutschland attraktiv ist für<br />

Talente aus aller Welt.<br />

…, damit Deutschland attraktiv bleibt für Talente<br />

aus aller Welt.<br />

177 Hierfür gilt es jetzt geeignete Lösungen<br />

zu finden.<br />

Hierfür gilt es bereits jetzt geeignete Lösungen<br />

zu finden.<br />

188 Die Schülerschaft wird noch vielfältiger<br />

werden.<br />

Die Schülerschaft ist vielfältiger geworden.


25<br />

Zeile bisher Änderungsvorschlag<br />

368-371 Wir prüfen das letzte Kindertagesstättenjahr<br />

in ein verpflichtendes Vorschuljahr<br />

umzuwandeln, …<br />

418-419 Angesichts der zunehmenden Internationalisierung<br />

der Bildungsgänge<br />

fordern wir die Einführung einer<br />

Fremdsprache ab Klasse 1…<br />

476-478 Derzeit haben wir zu viele Schulformen,<br />

die Eltern, Schüler und Kinder<br />

gleichermaßen verwirren, …<br />

Wir fordern das letzte Kindertagesstättenjahr<br />

in ein verpflichtendes Vorschuljahr umzuwandeln,<br />

insbesondere zur Sprachförderung.<br />

Angesichts der zunehmenden Internationalisierung<br />

der Bildungsgänge fordern wir die<br />

Einführung einer Fremdsprache als Wahlpflichtfach<br />

ab Klasse 1…<br />

streichen, Widerspruch zu Zeile 480f.<br />

480-484 Deshalb treten wir für eine Reduzierung<br />

der Schulformen und die Einführung<br />

des Zweiwegemodells in allen<br />

Die <strong>CDU</strong> fordert den Erhalt des bewährten,<br />

mehrgliedrigen und individuell differenzierten<br />

Schulsystems mit den tragenden Säulen<br />

Ländern ein: Gymnasium und Oberschulele/Werkrealschule.<br />

Gymnasium, Realschule und Hauptschu-<br />

497+568 …Oberschulen… Oberschule ersetzen durch… Realschule,<br />

696-699 Für alle Schüler, ob leistungsstark oder<br />

leistungsschwach, ist der Ausbau verpflichtender<br />

ganztagsschulischer Angebote<br />

in erreichbarer Nähe von entscheidender<br />

Bedeutung für ihren Bildungserfolg.<br />

798 Die Wertschätzung für das Lehramt<br />

beeinflusst nicht zuletzt die Berufswahl<br />

junger Menschen.<br />

891-892 Die Einführung von zweijährigen Berufen<br />

muss sich dabei an den Berufsperspektiven<br />

der Jugendlichen orientieren.<br />

Hauptschule/Werkrealschule<br />

Für alle Schüler, ob leistungsstark oder leistungsschwach,<br />

ist der Ausbau ergänzender,<br />

bedarfsgerechter, sowohl offener als auch<br />

gebundener ganztags-schulischer Angebote<br />

(Begabtenförderung, Förderunterricht, Hausaufgabenbetreuung,<br />

AGs, etc.) in erreichbarer<br />

Nähe von entscheidender Bedeutung für ihren<br />

Bildungserfolg.<br />

Die Wertschätzung für die Lehrerinnen und<br />

Lehrer muss sich deutlich erhöhen, da sie<br />

nicht zuletzt die Berufswahl junger Menschen<br />

beeinflusst.<br />

Die Einführung von zweijährigen Berufen<br />

muss sich dabei an den Berufsperspektiven<br />

der Jugendlichen in der Haupt-/Werkrealschule<br />

orientieren.<br />

928 ff. Um die Abbrecherquote in Schule und Ausbildung<br />

zu senken, fordern wir die Einführung<br />

„Berufspädagogischer Assistenten (BPA)“, die<br />

Schüler an beruflichen Schulen individuell<br />

fördern und beraten und das reguläre Unterrichtsangebot<br />

sinnvoll ergänzen.<br />

930-932 … Berufsschulen …<br />

+ 936<br />

936-939 Wir wollen die Berufsschulen mit den<br />

notwendigen Ressourcen ausstatten,<br />

damit sie als starke Partner und<br />

Dienstleister an der Seite der Betriebe<br />

ihren Aufgaben nachkommen können.<br />

… Berufliche Schulen …<br />

Wir wollen die beruflichen Schulen mit den<br />

notwendigen Ressourcen ausstatten und sie<br />

zu leistungsstarken Kompetenzzentren ausbauen,<br />

damit sie als starke Partner und<br />

Dienstleister an der Seite der Betriebe ihren<br />

Aufgaben nachkommen können.<br />

1056 ff. Im Bereich der Weiterbildung, der Kooperation<br />

mit den Dualen Partnern und Berufsberatungsinstitutionen<br />

kommt den Berufspädagogischen<br />

Assistenten (BPA) eine weitere wichtige<br />

Bedeutung zu.


26<br />

Gisela Plagmann in puncto frühkindliche Bildung:<br />

Mit dem „Orientierungsplan“ und dem Projekt Schulreifes Kind wurde zwar im Bereich der vorschulischen<br />

Bildung und Erziehung schon viel Wichtiges auf den Weg gebracht, doch bin ich der Meinung,<br />

dass wir dahin kommen sollten, dass zumindest im letzten Jahr vor der Einschulung der Besuch eines<br />

Kindergartens zur Pflicht gemacht werden sollte.<br />

Dies würde natürlich bedeuten, dass dieses Jahr beitragsfrei gestellt werden müsste. Aber nur so<br />

könnten einigermaßen gleiche Grundlagen für alle Kinder geschaffen werden. Außerdem muss besonders<br />

in diesem Jahr die Zusammenarbeit bzw. die Mitarbeit der Eltern verstärkt eingefordert werden,<br />

denn nach wie vor sollte Erziehung auch in der Familie stattfinden.<br />

Der <strong>CDU</strong> Ortsverband Tettnang spricht sich für die Erhaltung des<br />

dreigliedrigen Schulsystems in <strong>Baden</strong>-Württemberg aus<br />

Die <strong>CDU</strong> Tettnang ist für die Erhaltung des dreigliedrigen Schulsystems in Verbindung mit den beruflichen<br />

Schulen aus mit der Begründung, dass<br />

• das dreigliedrige Schulsystem in allen innerdeutschen Bildungsvergleichsstudien stets die vordersten<br />

Plätze einnimmt (Bundesländervergleich 2010, Bildungsmonitor 2011) und besser als das Gesamtschulsystem<br />

abschneidet,<br />

• die Vielschichtigkeit und Differenziertheit unseres Bildungssystems – gymnasiale Bildung zur<br />

Vorbereitung aufs Hochschulstudium, mittlerer Bildungsabschluss, hoher Praxisbezug in den Hauptund<br />

Werkrealschulen - den speziellen Begabungsprofilen und Talenten der Schüler effizienter gerecht<br />

wird als das Bildungsmodell der Gesamtschule, die nach Einheitslösungen sucht und Gefahr läuft, die<br />

Qualität für alle abzusenken,<br />

• die Jugendarbeitslosigkeit die niedrigste in Europa ist, weil die unterschiedlichen Schulabschlüsse<br />

eine erstklassige Eintrittskarte in das Berufsleben sind, was insbesondere auch für die Hauptschule<br />

gilt, die auf praxisnahe Fächer angelegt ist und die Vorbereitung auf die Berufswelt ins Zentrum stellt<br />

, wodurch sie den Schülern Interessenfindung und Berufswahl erleichtert,<br />

• das dreigliedrige Schulsystem in Ländern wie <strong>Baden</strong>-Württemberg und Bayern auch aufgrund der<br />

gegebenen demografischen und ökonomischen Strukturen ein Erfolgsmodell darstellt, was wiederum<br />

bestätigt, dass Bildungspolitik - aus gutem Grund - Ländersache ist .<br />

Um weitere Fortschritte auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit zu erzielen, brauchen wir<br />

• den Ausbau von individueller Lernförderung an allen Bildungseinrichtungen und im<br />

Vorschulbereich<br />

• erweiterte Fördermaßnahmen für Zuwandererkinder und Kinder aus sozial<br />

schwierigen Verhältnissen<br />

• die weitere Senkung des Klassenteilers<br />

• mehr professionelle Aus- und Weiterbildungsangebote für Lehrer<br />

• weniger Unterrichtsausfall für unsere Schulkinder an allen Schulen.


27<br />

Jochen Schwarz: Schule in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Der Begriff „Bildung“ wird politisch und gesellschaftlich missbraucht. Was ist denn damit gemeint?<br />

Sach- und Fachwissen? Verstehen? Erziehung? Anstand und Wertehaltung? Staats- oder Elternrolle?<br />

Alle reden mit, aber leider nicht miteinander, sondern in kommunikativer Beziehungslosigkeit. Die<br />

Eltern haben ihre eigenen Kinder vor Augen, die Lehrer ihre jeweilige Schulerfahrung, die Gewerkschaftler<br />

das, was sie für die Interessen ihrer Mitglieder halten, die Politiker den nächsten Wahltag.<br />

Alle wollen sie Strukturen definieren. Man spricht von Systemen, man meint und belastet im Ergebnis<br />

die Schüler.<br />

Die Bildungsstruktur in <strong>Baden</strong>-Württemberg war und ist sehr gut. Sie hat uns den vorhandenen Wohlstand<br />

und die gesellschaftliche Stabilität beschert. Wer die gewachsenen Strukturen über Gebühr<br />

schleift, versündigt sich an unseren Kindern und damit an unserer Zukunft! Wer gar ideologische Versuche<br />

an den Schulstrukturen ausleben möchte, handelt gegen unser verfasstes Gemeinwesen.<br />

1) Schule ist Leben<br />

Schule ist Teil der Gesellschaft. Sie lebt mit uns. In der Schule leben unsere Kinder. In der Schule arbeiten<br />

Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft in verschiedenen Funktionen. Nur mit diesen Beteiligten<br />

darf Veränderung der Schule stattfinden. Die Bedürfnisse von Schülern, Eltern und Gesellschaft<br />

müssen berücksichtigt werden, von der frühkindlichen Betreuung bis hin zum Abitur. In der<br />

Schule werden Fachinhalte und Verhalten unterrichtet. Die Schule bietet Klassengemeinschaft. Die<br />

Schule bietet Zeitmanagement. Die Schule bietet Perspektive durch das Beweisen von eigenem Vermögen<br />

und der daraus folgenden Konsequenz, nämlich der Note, der Versetzung, des Schulabschlusses.<br />

Alle drei Begriffe „Gemeinschaft“, „Zeitmanagement“, „Perspektive“ sind vorbereitend auf das<br />

weitere Leben.<br />

Schüler lernen Erfolg. Schüler lernen ebenso das Scheitern und den fruchtbaren Umgang mit dieser<br />

negativen Erfahrung. Schule ist Vorbild für das Leben. Die Schule lässt die Schüler in einer immer<br />

formloseren Welt Struktur erfahren.<br />

2) Dreigliedrigkeit<br />

Gleichheit verhindert Gerechtigkeit. Das <strong>Baden</strong>-Württembergische Schulsystem beruht auf der<br />

grundsätzlichen Dreigliedrigkeit von Hauptschule, Realschule, Gymnasium. Dazu kommen Mischformen<br />

wie die in jüngster Vergangenheit ausgebauten Werkrealschulen, Zweijährige Berufsfachschulen,<br />

Berufskollegs u.a. Damit wird jedem Schüler die für ihn geeignete Schulart angeboten. Der prägende<br />

Bestandteil dieser Gliederung ist die Durchlässigkeit durch die Schularten. Diese muss erhalten und<br />

wo nötig ausgeweitet werden.<br />

Es gilt weiterhin der Grundsatz: Kein Abschluss ohne Anschluss. Aus diesem Grund, eben wegen der<br />

vorhandenen Wechselmöglichkeiten zwischen den Schularten, ist am achtjährigen Gymnasium (G8)<br />

festzuhalten. Kein anderes System, gleich ob Gesamtschule, Oberschule oder Einheitsschule genannt,<br />

vermag durch eine wie auch immer geartete Binnendifferenzierung die Qualität des bestehenden<br />

dreigliedrigen Schulsystems auch nur annähernd zu erreichen, vor allem im Vergleich des Aufwands,<br />

der bei den neu erdachten Strukturen zu betreiben wäre.<br />

Den demographischen Veränderungen muss Rechnung getragen werden. Das wurde in <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg bereits mit der Ausweitung der Werkrealschulkonzepte getan. Aber: Der Rückgang der<br />

Schülerzahlen, besonders in den Hauptschulen, wird zu Schulschließungen vor Ort führen. Deshalb ist<br />

jedoch weder das Konzept der Hauptschule noch das der Dreigliedrigkeit hinfällig. Wie jede andere<br />

weiterführende Schule, so kann auch die Hauptschule in größeren Gemeinden/Städten zentral angeboten<br />

werden.


28<br />

Es bieten sich hier besonders die beruflichen Schulen, meist als große Schulzentren organisiert, an.<br />

Zum einen, weil diese in den kommenden Jahren ebenfalls mit zurückgehenden Schülerzahlen leben<br />

müssen und dadurch bestehende Kapazitäten und Einrichtungen weiter genutzt werden. Zum andern,<br />

weil die meisten Hauptschulabsolventen ohnehin im Anschluss eine Berufsschule besuchen. Dadurch,<br />

dass berufliche Schulen auch in der Fläche des Landes vorhanden sind, wäre die Hauptschule im ländlichen<br />

Raum gesichert. Es ist ebenfalls ein Teil der Wahrheit, dass in den kommenden Jahren auch eine<br />

Anpassung der Anzahl von Realschulen und Gymnasien an die zurückgehenden Schülerzahlen geleistet<br />

werden muss: Es wird weniger Schulen aller Schularten geben.<br />

3) Frühkindliche und Grundschulbildung<br />

Die Schwäche der Gemeinden bezüglich ihrer Schulen besteht zurzeit im Kampf um das Überleben<br />

ihrer Haupt- und Werkrealschulen. Dabei bestünde ihre Stärke im Bereich der Betreuung und Bildung<br />

der Kinder bis zur 4. Klasse. Es hat sich sehr viel verändert in den Kindergärten und Grundschulen des<br />

Landes. Die Betreuung für Kinder unter drei Jahren wurde und wird weiter ausgebaut. Infrastruktur<br />

wird geschaffen, Fachkräfte werden pädagogisch aus- und fortgebildet. Hier sind – neben dem Land –<br />

weiterhin die Gemeinden gefordert. Nach dem Leitsatz „Kurze Beine – kurze Wege“ wird es auch in<br />

Zukunft in allen Gemeinden, die dieses wollen, Kinderkrippen, Kindergärten und Grundschulen bis<br />

einschl. 4. Klasse geben. Der Besuch des Kindergartens und der Kinderkrippe bleibt vollständig kostenpflichtig.<br />

Eine planvolle fundierte pädagogische Arbeit wäre nicht mehr möglich, wenn der Besuch der Einrichtungen<br />

beliebig und ungeordnet wäre. Ob ein Kind die Kinderkrippe besucht oder nicht, bleibt den<br />

Eltern überlassen. Der Besuch des letzten Kindergartenjahrs wird Pflicht. Um den Zweck dieser Bestimmung,<br />

nämlich die Förderung der Kinder, denen die notwendige Bildungserziehung zu Hause<br />

verweigert wird, zu gewährleisten, sind entsprechende Unterstützungssysteme bereitzustellen<br />

(Sprachförderung, psychologische Betreuung). Die entsprechende Erstdiagnose obliegt grundsätzlich<br />

den Erzieherinnen.<br />

Nur in besonderen Fällen wird zusätzlich die Diagnose durch die Gesundheitsämter vollzogen. Die<br />

Grundschulzeit beträgt weiterhin 4 Jahre. Der sich verstärkende Trend zur Früheinschulung muss hinterfragt<br />

werden, Eltern müssen entsprechend beraten werden. Der Weg in die Grundschule beginnt<br />

bereits in den der Schule vorhergehenden Einrichtungen. Hier werden die Grundlagen gelegt, aber<br />

auch die Einschätzungen getroffen, ob es die für das Kind richtige Entscheidung ist, dass es im Alter<br />

von 5, 6 oder 7 Jahren eingeschult wird.<br />

Die Entwicklung von Bildungsplänen für die Kinderbetreuung und die Grundschule muss straffer koordiniert<br />

werden. Die Betreuungs- und Lehrkräfte erfahren entsprechende Ausbildungen. Das Wohl<br />

des Kindes steht über individuellen, gemeinschaftlichen oder politischen Ambitionen.<br />

4) Professionalisierung der Lehrkräfte<br />

Gute Schule ist guter Unterricht. Guter Unterricht entsteht durch gute Lehrer. Pädagogik ist die<br />

oberste aller Lehrerqualifikationen. Das Lehrerbild verändert sich mit dem altersbedingten Personalwechsel<br />

in den Lehrerzimmern. Hinzu kommt, dass junge Lehrer ebenfalls wie ihre Altersgenossen<br />

anderer Fachbereiche in den Grundfertigkeiten häufig weniger qualifiziert sind, als es wünschenswert<br />

und notwendig wäre. Die Erfahrungen der Universitäten belegen diese für unsere Gesellschaft gefährliche<br />

Tatsache. Die nachfolgenden Kolleginnen und Kollegen müssen also unterstützt werden. Von<br />

Anfang an ist den Junglehrern wie besonders auch den „Seiteneinsteigern“ eine enge Unterrichtsbegleitung<br />

und -Beratung beizugeben. Diese regelmäßige Unterrichtsberatung durch hierfür geschulte<br />

Pädagogen muss für alle Lehrenden im gesamten Berufsleben verpflichtend sein.


29<br />

Die Schülergenerationen verändern sich in immer kürzeren Abständen. Die Schule ist weniger als früher<br />

Mittelpunkt des Schülerlebens. Die Schüler tragen Probleme und Einflüsse in Dimensionen mit<br />

sich, deren sich viele Lehrer nicht bewusst sind. Dieser Veränderung muss das Unterrichts- und Lehrverhalten<br />

der Lehrpersonen Folge leisten. Die Schule und die Lehrer müssen mit den äußeren Veränderungen<br />

der Lebenswirklichkeit der Schüler mitgehen, gleichzeitig jedoch Ruhe und Stärke aus einem<br />

klaren und beständigen Inneren vermitteln.<br />

Um dafür Unterstützungsmaßnahmen ermöglichen zu können, müssen Potenziale, die derzeit noch in<br />

den Schulentwicklungssystemen gebunden sind, umgeleitet werden. Die Lehrer müssen befreit werden<br />

von allen Belastungen und Aufgaben, die sie daran hindern, guten Unterricht zu leisten. Zur Professionalisierung<br />

der Lehrkräfte gehört die Anerkennung des Berufs des Lehrers und der Personen, die<br />

diese verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen, durch die Gesellschaft.<br />

So ist die Abschaffung der verpflichtenden Grundschulempfehlung falsch. Der Grundschullehrer kann<br />

den Schüler einschätzen. Er weiß um den besten weiteren Schulweg des Schülers Bescheid. Er kann<br />

den Schüler durch seine Empfehlung davor schützen, ein oder zwei Jahre später auf der falschen Schule<br />

gelandet und der falschen Entscheidung folgend kläglich gescheitert, damit frustriert und entmutigt<br />

zu sein.<br />

5) Professionalisierung der Schulverwaltung<br />

Ziel ist eine schlanke, schnelle, ideologiefreie Schulbehörde. Schulversuche je nach politischer Ausrichtung<br />

sind zu unterlassen. Das Bewährte und Bestehende ist zu stärken. Den modernen Verwaltungsmöglichkeiten<br />

entsprechend werden Vorgänge, die bisher in den Abteilungen 7 der 4 Regierungspräsidien<br />

angesiedelt sind, zentral verwaltet bzw. in den Schulen vor Ort realisiert.<br />

Die Rolle des Schulleiters ist zu stärken: Ähnlich wie in anderen Einrichtungen (z.B. Krankenhäusern)<br />

ist an größeren Schulen – die es aufgrund der zurückgehenden Schülerzahlen zunehmend geben wird<br />

– dem Schulleiter ein qualifizierter Verwaltungsangestellter an die Seite zu geben, dem gegenüber der<br />

Schulleiter weisungsbefugt ist. Dadurch wird der Schulleiter von untergeordneten Aufgaben befreit,<br />

um sich seiner auch pädagogischen Leitungsfunktion widmen zu können. Durch die Neudefinition der<br />

Schulleiterfunktion wird die Stelle des Schulleiters auch wieder für besser qualifizierte Personen attraktiv.<br />

Einer damit einhergehenden Leitungsqualifikation der Schulleiter, wie sie für <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg an der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen am Standort<br />

Comburg angeboten wird, sind fundierte Kenntnisse im Bereich der Führung öffentlicher Haushalte<br />

einzugliedern.<br />

Zukünftig müssen Schulen über eigene Budgets verfügen, über deren Verwendung sie jedoch auch<br />

gewissenhaft Rechenschaft zu geben haben. Bei der Besetzungsentscheidung für Leitungsfunktionen<br />

muss neben der nachweislich vorbildlichen pädagogischen Leistung verstärkt auf die der neuen Aufgabe<br />

entsprechende Qualifikation geachtet werden. Schule braucht Führung. Schulleiter brauchen<br />

Führungskompetenzen. Schulleiter müssen Führungspersönlichkeiten sein, besonders, wenn sie zukünftig<br />

„operativ eigenständig“ handeln sollen.<br />

Außerunterrichtliche Tätigkeiten, die bislang von dafür vom Unterricht freigestellten Lehrern vollbracht<br />

werden (Bücherverwaltung, Betreuung der PC- und Netzwerksysteme u.v.m.), werden von anderen<br />

dem Schulleiter weisungsgebundenen Personen durchgeführt.<br />

Wer in eine Funktion kommt, ist zeitgleich zu befördern und der Stellung entsprechend zu besolden.<br />

Es gibt keine Beförderungssperren. Die Praxis, dass die Junglehrer in den ersten Jahren ihres Berufslebens<br />

zu Beginn des Schuljahres eingestellt, zum Ende des Schuljahres wieder entlassen werden, obwohl<br />

sie die Zusage auf Wiedereinstellung zum darauf folgenden Schuljahr erhalten haben, wird beendet.


30<br />

6) Bildungsföderalismus<br />

Bildungspolitik ist Landespolitik. Das Land kommt seiner Verpflichtung nach, die Bildungspolitik in<br />

Grundzügen zu gestalten. Zum Ausgleich der Bildungsstrukturdifferenzen zwischen den Bundesländern<br />

wird eine Vergleichbarkeit der Abschlüsse in Inhalt und Bewertung hergestellt.<br />

7) Leistung<br />

Es werden weiterhin Schülerleistungen mit Schulnoten bewertet. Noten geben Rückmeldung über die<br />

Leistung des Schülers, nicht über seine Persönlichkeit. Noten sind die transparenteste Möglichkeit,<br />

den Leistungsstand des Schülers abzufragen, ihn darzustellen und Schlüsse daraus zu ziehen. Die<br />

Möglichkeit der Wiederholung eines Schuljahres („Sitzenbleiben“) bleibt bestehen.<br />

Die starken, nicht „bildungsfernen“ Häusern entspringenden Schüler (die klare Mehrheit im Land)<br />

werden gefördert, so dass sie ihre Höchstleistung erbringen können. Sie setzen die Bildungsstandards.<br />

An ihnen muss die Bildungspolitik des Landes ausgerichtet werden. Sie sichern Wohlstand und gesellschaftliche<br />

Stabilität. Sie haben das Recht, ihre Leistung erbringen zu dürfen.<br />

Alle Schüler haben das Recht auf gute Schulen und gute Lehrer. Leistungsschwache Schüler müssen<br />

die Förderung erfahren, die sie auf den ihrem persönlichen Vermögen entsprechenden Leistungsstand<br />

bringt. Das gilt besonders für den Bereich der Sprachkompetenz. Bildungsleistung ist auch eine gesellschaftliche<br />

Verantwortung. Früher waren die Familien der Ort, an dem erworbenes Wissen und<br />

Lebenserfahrung über die Generationen weitergegeben und vermehrt wurde. Heute soll diese Rolle<br />

der damit zuweilen überforderte Staat übernehmen. Das kann er ohne die Eltern und Familien aber<br />

nicht leisten.<br />

Paul Wätzig: Gedanken zur Struktur des Systems der Schulen in Deutschland<br />

(veranlasst durch den Beschluss des <strong>CDU</strong>-Vorstandes über die Existenz der Hauptschulen)<br />

1. Teil: Kritik<br />

a)<br />

Die Kritik in der öffentlichen Meinung an der Rolle der Hauptschulen währt schon mehrere Jahre und<br />

stellt fest, dass der Abschluss an der Hauptschule (HS) angeblich keinen Erfolg in der Berufsausbildung<br />

verheißt.<br />

Tatsächlich stehen die Absolventen der HS in diesem Ruf. Ihnen fehlten angeblich Kenntnisse, Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten, die eine erfolgreiche Bewältigung einer Ausbildung auch in Berufen mit geringeren<br />

Anforderungen nicht sichern.<br />

(Es fehlten vor allem Leseverständnis, schriftliche Ausdrucksfähigkeit, minimale Beherrschung der Deutschen<br />

Rechtschreibung, Zahlverständnis, Grundrechenarten, Prozentrechnung, Raumvorstellung, Umgang mit Maßeinheiten).<br />

Diese Mängel sind statistisch nicht hinreichend erfasst und nachgewiesen. Meines Wissens gibt es<br />

keine Studie oder Untersuchung nur über ganz Deutschland. Die internationalen PISA -Studien erfassen<br />

sie wohl nicht speziell genug für das vernichtende Urteil. Die Kultusministerkonferenz hat nichts<br />

unternommen. Es gibt aber zahlreiche Äußerungen in dieser Richtung über Hauptschulen in den<br />

Großstädten von dortigen Ausbildern. Sie erstrecken sich oft nicht nur auf die HS, sondern beklagen<br />

die allgemeine Null-Bock-Haltung und fehlende Lernbereitschaft bei Jugendlichen.


31<br />

Viele Stimmen widersprechen der Kritik an den HS. Erfahrene Hauptschullehrer besonders aus ländlichen<br />

Bezirken z.B. aus <strong>Baden</strong>-Württemberg, wo Hauptschulen ausgezeichnet funktionieren, sehen vor<br />

allem die Schwierigkeiten in der mangelnden Integration der Ausländerkinder bzw. der Zuwanderer<br />

aus der ehemaligen Sowjetunion.<br />

b)<br />

Im Zusammenhang mit Pisa-Studien erscheint die Feststellung, dass besonders in Deutschland bildungsnahe<br />

und finanzkräftige Familien Vorteile für den Übergang ihrer Kinder ins Gymnasium genießen.<br />

c)<br />

Die privaten Nachhilfeeinrichtungen gehören zum Alltag der deutschen Schüler. Sie sprechen nicht<br />

für unser Schulsystem und vermitteln die Illusion, man könne bei uns Bildung kaufen.<br />

d)<br />

Die Bevorzugung der Privatschulen durch Eltern in den letzten Jahren ist bedenklich. Privatschulen<br />

kosten. Das führt auch zu dem Gedanken, dass manche Eltern glauben, der Einsatz von finanziellen<br />

Mitteln könnte den Kindern Vorteile verschaffen. Das weist auch darauf hin, dass man den öffentlichen<br />

Schulen misstraut.<br />

e)<br />

Es gibt politische Kräfte, die fordern die Einrichtung eines Schulsystems, in dem die Kinder „länger<br />

gemeinsam lernen“, weil sie meinen, das gegliederte Schulsystem würde soziale Gegensätze verursachen<br />

oder pflegen, die für die Entwicklung in der Gesellschaft schädlich seien. Außerdem würden Kinder<br />

voneinander besser lernen.<br />

f)<br />

Kinder, Erziehung, Bildung, Werte sind Themen, die heute in den Medien recht häufig vorkommen,<br />

weil die technischen Kommunikationsmittel in unserer modernen Welt perfekt sind und uns immer<br />

mehr umgeben. Allgemeinplätze und pseudowissenschaftliche Schlagwörter werden zur Agitation<br />

benutzt, um die öffentliche Meinung zu manipulieren. In Wahrheit sind diese Themen Stiefkinder unserer<br />

Gesellschaft, in der ein erhöhter Bedarf an objektiver und sachlicher Information besteht.<br />

Besonders in den letzten Jahren wurde in den obersten Etagen der Politiker die Bedeutung der Bildung<br />

für unser Land betont und wohl auch erkannt. Es ist dabei aber feststellbar, dass man immer<br />

zuerst an die Universitäten und Hochschulen denkt. Von den Schulen findet allenfalls das Gymnasium<br />

die gebührende Beachtung, während von allen anderen Schulen – als letztes die Hauptschule – angenommen<br />

wird, sie würden sich schon irgendwie regeln lassen. Die Sonderschulen werden offenbar<br />

ganz vergessen.<br />

Der Zeitgeist geht jedoch über die Parteien hinweg, bis sie nach der nächsten Wahl abgelöst werden.<br />

Es bedarf der Besinnung auf die gemeinsamen Grundlagen unserer Existenz und der Bereitschaft,<br />

diese langfristig zu sichern und zwar objektiv, sachlich, ohne Ideologie, Parteiengezänk, Eitelkeit und<br />

Kleinlichkeit.<br />

Teil 2: Vorschlag einer kritischen und objektiven Untersuchung des derzeitigen<br />

Schulsystems<br />

Es scheint geraten, die Situation der Schulen in Deutschland gründlich zu untersuchen.<br />

a)<br />

Diese Untersuchung müsste die Verhältnisse in den letzten 40 Jahren darstellen und zwar nach den<br />

Bundesländern und zu verschiedenen Zeitpunkten getrennt.


32<br />

b)<br />

Folgende Fragestellungen müsste diese Untersuchung beantworten:<br />

War das Ziel des Unterrichts und der Erziehung die individuell optimale Ausstattung des einzelnen<br />

Kindes mit Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Wohle der Allgemeinheit?<br />

Galten alle Bemühungen um das einzelne Kind ohne Ansehen des Standes, des religiösen Bekenntnisses,<br />

der individuellen Merkmale und seiner Herkunft?<br />

Gab es eine Bevorzugung von irgendwelchen Gruppen mit historischen oder politischen Profilen, oder<br />

die einem politischen Gesellschaftsmodell, außer dem im Grundgesetzt festgelegten, besonders entsprechen?<br />

Welche Reformvorhaben und ausgeführte Reformen gab es, wer hat sie betrieben und welche Wirkungen<br />

hatten sie?<br />

Stimmten die Leistungsanforderungen an die Schüler in den verschiedenen Bundesländern überein?<br />

Wurden diese Anforderungen in der Praxis verwirklicht?<br />

Teil 3: Suche nach den Ursachen der kritisierten Missstände<br />

zu Teil 1, a)<br />

Die - wohl künftig bleibende oder sich verstärkende - Immigration fremdländischer Kinder aus anderen<br />

Kulturen, die besonders sprachliche aber auch Verhaltensprobleme in Grundschulklassen verursacht<br />

und das Unterrichtsgeschehen je nach dem Anteil der Immigranten stark beeinflusst, wurde<br />

unverantwortlich von den entsprechenden Stellen viel zu wenig beachtet. Vielleicht ist diese der<br />

stärkste Faktor für die kritikwürdige Entwicklung der Hauptschulen in Deutschland. Dieses Problem<br />

überragt den Aufgabenbereich der Schule und muss auf höchster Ebene behandelt werden. Dazu gehört<br />

auch eine Erholung der Deutschen bezüglich Vitalität, sprich Geburtenziffern.<br />

zu Teil 1, a)<br />

Die „moderne“ Vorverlegung des Übergangs des Kindes aus der totalen Abhängigkeit von den Eltern<br />

zur autoritätsfreien Unabhängigkeit, die eine Überforderung bedeutet, die Motivation zur Schule einschränkt<br />

und später die Reifung zum Erwachsensein verhindert und das Verständnis zwischen den<br />

Generationen erschwert.<br />

zu Teil 1, a)<br />

Die nicht hinreichende Koordinierung des Schulwesens der Länder durch die Kultusministerkonferenz,<br />

die bei aller Akzeptierung der Kulturhoheit der Länder aus Gründen der Praktikabilität für das ganze<br />

Deutschland einfach notwendig war und ist.<br />

Zu Teil 1, a)<br />

Die Zerstörung einer früher in der Öffentlichkeit allseits bewussten festen Skala, die zur Beurteilung<br />

von Leistungen jeder Art, besonders aber der Schulleistungen, herangezogen wurde. Zu dieser Skala<br />

gehört, dass die Leistungen aller Schüler und - angenähert - einer einzelnen Gruppe sich über ihr in<br />

Form einer Normalverteilung (Glockenkurve) nach Gauß abbilden. Obwohl in Deutschland die Skala<br />

von 1 bis 6 reicht, war z.B. der Leistungsdurchschnitt einer Abiturientengruppe im Jahr 2011 die Zahl<br />

2,2. Beim Abitur in etwa 1950 wird der entsprechende Durchschnitt vielleicht 3,2 gewesen sein, obwohl<br />

die Anforderungen anderer Art aber gewiss nicht niedriger waren. Diese sinnwidrige Anwendung<br />

der Skala bedeutet eine Inflation der Notenvergabe, die zur Unsicherheit in der Einschätzung<br />

der Schülerleistungen in allen Schulformen führt. Sie hat dabei auch den Effekt, den Lehrer zur „schülerfreundlichen“<br />

Beurteilung zu verführen, wenn es z.B. um den Übergang zur weiterführenden Schule<br />

oder um Studienplätze beim Numerus clausus geht.


33<br />

zu Teil 1 b)<br />

Die Untersuchung (Teil 2) müsste die Richtigkeit dieses Kritikpunktes ergeben. Er wurde bisher verstärkt<br />

im Zusammenhang mit PISA – Studien behauptet, Kinder bildungsnaher und finanzstärkerer<br />

Familien würden z.B. erheblich größere Chancen haben, ein Gymnasium zu besuchen. Wenn die Statistik<br />

zeigt, dass der Anteil solcher Kinder unter den Schülern der Gymnasien verhältnismäßig größer ist<br />

als der ihrer Eltern an der Gesamtbevölkerung, dann ist das auch eine Folge der Vererbung von Begabung.<br />

Die Agitatoren für die Gleichheit sprechen davon nicht. Der objektive Betrachter kennt die Absicht<br />

und ist verstimmt. Allgemein lautet die Erfahrung, dass das Milieu, in das ein Kind hineingeboren<br />

wurde, nicht wesentlich wirksam wird, wenn es nicht die entsprechenden Anlagen geerbt hat.<br />

Die vererbte Anlage aber ist ein schicksalhafter Faktor für die Entwicklung eines Kindes.<br />

Zu Teil 1 e)<br />

Diese These berücksichtigt nicht die pädagogischen Erkenntnisse über die äußere Differenzierung. Es<br />

gibt keine allseits anerkannte wissenschaftliche Arbeit oder Studie, die sie unterstützt. Hier handelt es<br />

sich um parteipolitische Bemühungen um ein bestimmtes Gesellschaftsmodell, das zu Lasten des Zieles<br />

einer optimalen Ausbildung zum höchsten erreichbaren Niveau geht.<br />

Teil 4: Einige aktuelle Merkmale eines gewünschten Schulsystems<br />

Aus der Kenntnis der von der öffentlichen Meinung kritisch bewerteten Situation des deutschen<br />

Schulwesens und deren Ursachen ist es wohl ratsam, die Merkmale eines wünschenswerten Schulsystems<br />

zu erörtern.<br />

Kindgerechte Erziehung<br />

Die absolute Abhängigkeit des Säuglings von der Mutter ist natürlich und eine Folge der menschlichen<br />

Kultur. Schon früh zeigt das Kleinstkind eigenen Willen. Die Mutter kann diesem nicht entsprechen.<br />

Ihr pädagogisches Naturtalent lenkt das Baby in die nützliche Richtung. Das Naturwesen Kleinkind<br />

speichert die Selbsterfahrung nach der Berührung mit der heißen Herdplatte und reagiert erschrocken<br />

und hilflos. Verhaltensmuster werden als Fremderfahrung unter Anleitung der Eltern nicht<br />

ohne Widerstand der Kinder eingeübt. Es gibt Entwicklungsphasen, in denen dieser besonders heftig<br />

ist. Mit wachsendem Alter und der Entwicklung entstehen natürliche Spannungen zwischen Kindern<br />

bzw. Jugendlichen einerseits und Eltern, Erziehern, Lehrern andererseits, die nicht vermeidbar sind.<br />

Die Schule arbeitet an der Übergabe von Generation zu Generation unserer Menschenkultur, die als<br />

Fremderfahrung über den Intellekt übernommen werden muss. Durch Verzicht der Erwachsenengeneration<br />

auf diese Einwirkung entstünde Schaden für die Heranwachsenden. Ihre Reifung ist das stetige<br />

Anwachsen der Bereitschaft zur Übernahme von Fremderfahrung über den Intellekt. Eltern irren,<br />

wenn sie die überforderten Kinder bei Entscheidungen allein lassen und diesen Fehler für eine pädagogische<br />

Spitzenleistung halten.<br />

Unsere heranwachsenden Kinder und Jugendlichen müssen erzogen werden<br />

Sie sollen freilich selbständig werden und eine allmähliche Lösung von der Autorität ihrer Elterngeneration<br />

erleben. Die Ausstattung mit Wertvorstellungen und auch Verhaltensnormen soll bewirken,<br />

dass sie sich eigene Ziele setzen können und Verlockungen, denen sie in unserer modernen Zeit immer<br />

mehr ausgesetzt sind, nicht zum Opfer fallen. Solche kommen aus dem Bereich des Konsums,<br />

dem Umgang mit modernen technischen Geräten wie Handys, dem Kontakt mit dem anderen Geschlecht,<br />

von religiösen und politischen Gruppierungen und können sehr gefährlich sein für ihr künftiges<br />

Schicksal.<br />

Sinnvolle föderalistische Struktur<br />

Die Diktatur der Nationalsozialisten hat Deutschland in die größte Katastrophe der Geschichte geführt.<br />

Deshalb ist es eine große Errungenschaft der Deutschen, dass sie nach dem 2.Weltkrieg eine


34<br />

föderalistische Struktur Deutschlands aufbauten, die den Eigencharakter der deutschen Länder und<br />

ihrer Bevölkerungen bewahren hilft und gleichzeitig gefährliche Tendenzen zu einem schädlichen<br />

Zentralismus abwehrt. Auch im Bereich der Erziehung und Bildung hat das Gültigkeit. Gleichzeitig hat<br />

aber die wirtschaftliche Struktur der Bundesrepublik Deutschland, die die Länder zusammenfasst,<br />

Formen angenommen, die ein häufiges Umziehen der Familien in ein anderes Bundesland erforderlich<br />

macht. So gibt es praktische Gründe, auch im Schulbereich Einheitlichkeiten anzustreben, die Wohnungswechsel<br />

möglich machen. Dem soll die Einrichtung einer „Ständigen Konferenz der Kultusminister<br />

der Länder“ Rechnung tragen. Durch gegensätzliche parteipolitische Ambitionen ist leider diese<br />

Einrichtung im Laufe der Jahre immer wirkungsloser geworden. Es ist dringend erforderlich, hier eine<br />

ganz wesentliche Änderung zu erzwingen.<br />

Äußere Differenzierung<br />

Es ist eine unumstößliche, uralte Erkenntnis, dass Kinder – auch derselben Eltern – sehr verschieden<br />

sind und dass alle Erzieher, Lehrer und Ausbilder auf diese Individuen eingehen müssen. Aus dieser<br />

Sicht müsste jedes Kind einen eigenen Lehrer haben. Der Staat ist aber aus pädagogischen und finanziellen<br />

Gründen zur Bildung von Gruppen der Zöglinge veranlasst. Diese „Schulklassen“ werden im<br />

Unterricht je einem Lehrer zugeordnet. Das ist auch unverzichtbar für die Motivation der Kinder, die<br />

immer im natürlichen Wettbewerb stehen. Es entsteht sofort ein Leistungsgefälle in der Gruppe, das<br />

der Lehrer sorgfältig beachten muss. Es darf nicht zu groß und nicht zu klein sein. weil der Spannungsbogen<br />

zwischen den besten und den weniger leistungsfähigen Schülern abreißen oder verschwinden<br />

könnte. Die pädagogische Maßnahme zur Bewältigung dieser Schwierigkeiten ist jedem<br />

Lehrer bekannt, sie heißt Differenzieren. Innere Differenzierung findet innerhalb der Gruppe statt und<br />

ihr Erfolg ist vom Geschick des Pädagogen abhängig. Die äußere Differenzierung führt zur Bildung<br />

von Leistungsgruppen verschiedenen Niveaus oder zu verschiedenen Schulformen. Die negativen<br />

Erfahrungen mit der Gesamtschule begründen auch diese Notwendigkeit, weil die Stellung des Einzelnen<br />

innerhalb der anderen Einheit ihm ein größeres Gewicht verschafft.<br />

Kooperation der Schulen<br />

Damit die Kooperation intensiver wird als heute, muss sie sinnvoll durch Bildung regionaler Schulämter<br />

für alle Schulformen verstärkt werden. Dem entspricht auch eine Annäherung der Ausbildung der<br />

Lehrer und deren Fortbildung. Für das Nebeneinander der Schulformen muss gelten: Soviel Verbindung<br />

wie möglich, soviel Trennung wie nötig.<br />

Zusammenfassung<br />

Wenn man also heute die Struktur eines Schulsystems in Deutschland schaffen wollte, so müsste dieses<br />

folgende Merkmale haben: Der Schulbeginn und die Schulbesuchsdauer sind für alle Kinder einheitlich.<br />

Die Lehrpläne pro Schuljahr und Leistungsanforderungen wenigstens in den Hauptfächern<br />

müssen sich so entsprechen, dass der begonnene Bildungsweg bei Umzug in ein anderes Bundesland<br />

fortgesetzt werden und kein größerer Zeitverlust als ein Schuljahr eintreten kann. Zwecks äußerer<br />

Leistungsdifferenzierung sind Schulformen mit verschiedenen Leistungsanforderungen zu schaffen,<br />

die einen Übergang zur anderen Schulform am Ende eines jeden Schuljahres ermöglichen (Durchlässigkeit).<br />

Die Anforderungen in den Schulformen sind so zu gestalten, dass sich die gesamte Schülerpopulation<br />

gleichmäßig auf die Schulformen verteilt und über alle folgenden Schülerjahrgänge erhalten bleibt.<br />

Ein einheitliches Beurteilungssystem der schulformspezifischen Anforderungen soll dafür sorgen. Der<br />

Abschluss in jeder Schulform berechtigt in der Regel zu einer Fortführung der Ausbildung in einem<br />

Beruf, aus einer dieser Schulform zugeordneten Liste von Berufen. Sie ergeben sich aus den Bedürfnissen<br />

der Gesellschaft. Angebot und Nachfrage führen natürlich zur Bewertung der in diesen Berufen<br />

Tätigen. Ihr Lebensunterhalt ist individuell gesichert. Nur in seltenen Fällen sollte ein Schüler die<br />

Schule ohne Abschluss verlassen müssen.


35<br />

Andere Bildungswege sollten durch Ausnahmeregelungen möglich sein, die aber keine Sonderrechte<br />

verleihen dürfen.<br />

Ergebnis<br />

Das oben skizzierte Schulsystem haben wir schon, fast. Es ist das tradierte System aus Grundschule, in<br />

der eine äußere Differenzierung noch vermeidbar ist. Realschule und Gymnasium. Auf die 4- jährige<br />

Grundschule folgt eine differenzierende Mittelstufe, die sich in Gymnasium, Realschule und Hauptschule<br />

über 6 Jahre gliedert. Danach folgen 2 Jahre Abiturstufe des Gymnasiums und 2 Formen der<br />

Berufsschule, die auf Realschule und Hauptschule aufbauen und zu spezieller Studierfähigkeit führen.<br />

Die Jahrzehnte, ja Jahrhunderte alte Form unserer Schulen in Deutschland hat sich so entwickelt, dass<br />

sie noch heute Weltgeltung hat. 135 Deutsche Auslandsschulen und 825 entsprechende Einrichtungen<br />

bestehen in der Welt und verraten, dass das deutsche Erziehungs- und Bildungssystem auch heute<br />

noch die Anerkennung der ausländischen Eltern genießt. Die Pisa-Studien der letzten Jahre haben<br />

vielfach bewiesen, dass das gegliederte Schulsystem am besten funktioniert. Trotz des Immigrantenproblems,<br />

der Spätfolgen der 68er-Pädagogik und der Meinungsmanipulation für ein anderes Gesellschaftsmodell<br />

wurden diese Erfolge erzielt. Es wäre töricht, alles über den Haufen zu schmeißen. Natürlich<br />

bedarf es der Anpassung an soziale Veränderungen der Gesellschaft, an die Erkenntnisse der<br />

Wissenschaften und Errungenschaften der Technik. Sie vollzieht sich nicht automatisch sondern muss<br />

erfolgen durch verantwortungsbewusste Gestaltung in Freiheit unabhängig von modischen Erscheinungen<br />

oder manipulierter öffentlicher Meinung.<br />

Die in den „neuen Ländern“ entstandene „Zweizügigkeit“ ist aus historischen Gründen nur dort die<br />

richtige Struktur des Schulsystems. Die Parteien haben die Pflicht an der Meinungsbildung des Volkes<br />

mitzuwirken und nicht zu lauschen, welche Tendenz besteht und dieser nachzulaufen.<br />

(Verfasser: Paul Wätzig, geb. 13.04.1928, Abitur 1947 Fürsten-und Landesschule St.Augustin in Grimma, 1948-<br />

1953 Neulehrer Sachsen (Gs: in Meißen, OS: in Nossen (Mathematik ,Latein, Internatsleiter), 1953-1954 Studium<br />

in Weilburg, 1954-55 Studium in Ffm, wiss.Hilfskraft am Institut für Sozialforschung, 1956-1972 Lehrer in<br />

Hessen (VS Oelshausen, RS Hofgeismar, Bundeswehrfachschule Hofgeismar, RS Gladenbach) 1972-1990 Realschulkonrektor<br />

in Ehingen/Donau, 2002 Verfasser des Taschenbuchs „So entstand die Mauer in den Köpfen“)

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