Interview mit Eddy Scharf: Braceletverleih bei der WSOP?

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Australien Open an einem Tisch. Mizzi sitzt links von mir, spielt super-aggressiv und sehr stark. Es war eine sehr interessante Partie, weil auch Stefan Rapp mit am Tisch saß. Das hat viel Spaß gemacht. Irgendwie kam das Gespräch auf Online-Poker und Sorel erzählt, wie er unglaublich viele Tische gleichzeitig spielt. Darauf sage ich zu ihm: Du sagst, Du spielst immer 20 Tische parallel, weil Du da eine höhere Gewinnerwartung hast. Zwar nicht zwanzigfach so hoch, aber zehn bis zwölf Mal so hoch. Wenn ich vier Tische spiele, geht meine Gewinnerwartung in Verlust über. Und dann frage ich Sorel, ob er wisse, womit das zusammenhängt. Sorel darauf: „Ja, ihr seid nicht mit dem Internet aufgewachsen.“ Worauf ich ihn korrigiere: „Nein, Sorel, nur weil wir älter sind, heißt das nicht, dass wir verblödet sind. Wir konnten früher auch mehr aufnehmen. Ich sehe das in meinem Beruf. Ich sehe, wie ein junger Co-Pilot Dinge doppelt so schnell aufnimmt wie ich. In seinem Alter war ich allerdings genau so schnell. Damals. Nur heute eben nicht mehr.“ Dann fragt mich Sorel: „Glaubst Du denn, dass ich, wenn ich in Deinem Alter bin, nicht mehr 20 Tische parallel spielen kann?“ Und da habe ich gesagt, „Nein, Sorel, das glaube ich nicht, das weiß ich. Und das Schöne ist: Du wirst es gar nicht merken. Du wirst gar nicht merken, wenn es so weit ist. Du wirst Dir sagen, das ist ein Downswing oder die Varianz. Du wirst Ausreden suchen, weil Du plötzlich zu einem Verlierer geworden bist.“ Er wurde nachdenklich und sagte: „Vielleicht hast Du recht.“ Der Typ wird es weit bringen – und hat es ja schon weit gebracht. Weil er ein bisschen nachdenken kann. Und nicht glaubt, dass er die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. BLUFF Noch einmal zur WSOP. Wie im letzten Jahr werden 2008 zahlreiche Deutsche, Schweizer und Österreicher dabei sein. Ein deutsches Pokermagazin veröffentlichte sogar eine WSOP-Chancenanalyse, in der aufgrund von Erfahrung und Form die Chancen für das Erreichen eines Finaltisches bewertet werden. Deine Erwartung für das Erreichen eines Final Tables wird dort auf 61 Prozent geschätzt, die von Markus Golser bei 73 Prozent, Ivo Donev kommt auf 64 Prozent, Florian Langmann nur auf 28 Prozent. Eddy Scharf: Ich frage mich, welche Kriterien bei der Chancenbewertung genau heran gezogen wurden. Wenn ich eine Prognose für die genannten Personen geben sollte, würden die Erwartungschancen deutlich niedriger ausfallen. Es freut mich, dass ich mit einer Erwartungshaltung von über 60 Prozent zur WSOP fahre. Ich glaube nicht, dass ich doppelt so gute Chancen habe, einen Final Table zu erreichen wie Florian Langmann. Er ist unterbewertet. Ich glaube, Markus Golser hat eine große Chance. Ich glaube nicht, dass Ivo Donev so eine große Chance hat. Das hängt natürlich Bluff Europe - deutschsprachig JULI 2008 BLUFF EUROPE 33 MAIN_STORY.indd 97 14/5/08 19:59:33
auch davon ab, wie viele Turniere man spielt. Je mehr Turniere jemand spielt, desto größer sind natürlich seine Chancen auf einen Finaltisch. Vielleicht sind 60 Prozent bei mir eine gute Schätzung. Wenn ich bei der WSOP 50 Turniere spiele, dann hoffe ich doch, dass ich irgendwo einen Finaltisch erreiche. Aber ob ich das mache, weiß ich nicht. Und ob einer dieses Jahr ein Bracelet holt – Stu Ungar hat einmal gesagt, man kann einmal mit Glück ein Bracelet holen, zwei Mal nicht. Ich bin Stu für diesen Satz dankbar (schmunzelt). Deswegen habe ich ja auch zwei gewonnen; aber Spaß beiseite. Man kann eins gewinnen, aber man muss ein bisschen Glück dabei haben. Das schmälert die Leistung derjenigen, die eins gewonnen haben, überhaupt nicht. Das ist in jedem Fall ein Riesenerfolg, auf den jeder stolz sein kann. Sollte ich noch eins gewinnen, wäre ich sehr stolz darauf. BLUFF Wie ich gehört habe, wirst Du in diesem Jahr das $ 1.500, das $ 3.000 und das $ 10.000 No Limit Hold’em Main Event spielen. Eddy Scharf: Ach ja. Grundsätzlich weiß ich eigentlich nie, was ich nächste Woche machen werde. Dafür wissen andere immer sehr gut, was ich in einem halben Jahr machen werde. Ich habe mit Pokern unter anderem deshalb angefangen, weil ich mich nicht mehr irgendwelchen Regeln unterwerfen möchte. Doch jetzt erwarten alle von mir ein Statement, was ich in Zukunft machen werde. Das weiß ich doch nicht. Ich werde sicherlich das eine oder andere Turnier spielen und ich möchte auch das 10.000 Main Event spielen. Gerne auch das $ 10.000 Pot Limit Omaha. Doch es hängt immer davon ob, wie es gerade läuft. BLUFF Einer Chancenanalyse nach giltst Du als Favorit für das 10.000 Pot Limit Omaha Event, Event # 50. Eddy Scharf: In einem Turnier, das ich vielleicht gar nicht spiele, bin ich Favorit? Pot Limit Omaha, Buy-in $ 10.000, Event #50. Gut, wenn mir jemand die 10.000 Dollar Buy-in gibt, dann spiele ich das Turnier sofort. Aber weil ich für mein Geld arbeiten muss und das Buy-in aus eigener Tasche bezahle, nehme ich mir die Freiheit, vor Ort und einen Tag vor Beginn des Turniers zu entscheiden, ob ich mitspiele spiele oder nicht. Eins stimmt aber: Bei diesem Turnier wäre ich gerne dabei. Und was die Chancenanalysen betrifft, so möchte ich folgendes dazu sagen: Die Mathematiker haben vielleicht mathematisch gesehen recht. Aber der Mensch ist keine Maschine. Und wenn ich das Gefühl habe, es läuft nicht, dann spiele ich auch nicht. Ich bin zum Beispiel nach Salzburg gefahren und habe eine Hand gespielt und wieder nach Hause gefahren. 34 BLUFF EUROPE JULI 2008 www.bluffeurope.com MAIN_STORY.indd 98 14/5/08 19:59:36
Seite 1 und 2: 28 BLUFF EUROPE JULI 2008 www.bluff
Seite 3 und 4: Eddy Scharf: Die meisten Leute schw
Seite 5: gewaltig über dem Durchschnitt. Do

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