EmmanuEllE BEart • Karin Viard • MariE Gillain - Sven Assmann
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Im Gespräch mit Emmanuelle <strong>BEart</strong><br />
Die drei Schwestern sind durch die Schuld verbunden.<br />
Sophie, die Älteste, fühlt sich besonders verantwortlich<br />
für das Drama, das sich in der Familie abgespielt hat.<br />
Als kleines Mädchen hat sie ihrem Vater nicht geöffnet,<br />
als er bei seiner Rückkehr aus dem Gefängnis an die Tür<br />
des Kinderzimmers klopfte. Stattdessen hat sie die Musik<br />
aufgedreht, um den sich vor der Tür abspielenden Streit<br />
zu übertönen. Sie wollte ihre beiden jüngeren Schwestern<br />
schützen, die wie gelähmt die gewalttätige Auseinandersetzung<br />
ihrer Eltern durch die Tür hören konnten. Später<br />
muss sich Sophie dann gesagt haben, dass die Dinge einen<br />
weniger tragischen Verlauf genommen hätten, wenn sie<br />
sich anders verhalten und eingegriffen hätte.<br />
Diese Kinder, deren Vater sich umgebracht hat, haben das<br />
Gefühl, aufgegeben worden zu sein. Da sie auch mit ihrer<br />
Mutter keinen Frieden geschlossen haben, sind sie sich gegenseitig<br />
fremd geworden. In dieser zerbrochenen Familie<br />
versucht jeder, sich und sein Leben wieder aufzubauen,<br />
indem er die Vergangenheit verdrängt. Das funktioniert<br />
aber nicht. In diesem Krieg gegen sich selbst haben sie sich<br />
bewaffnet – und sind trotzdem völlig schutzlos.<br />
In der Gegenwart wird Sophie von ihrem Mann betrogen,<br />
der sich in seiner Beziehung eingerichtet hat und gleichzeitig<br />
ein Doppelleben mit einer anderen Frau führt. Instinktiv<br />
und schrittweise zieht sie den Vorhang auf und<br />
entdeckt die Lügen. Dieser Verrat trifft sie besonders hart,<br />
weil sie darin das Gefühl des Verlassenseins findet, das sie<br />
schon in ihrer Kindheit schmerzlich erlebt hat. Sie ist in<br />
einer derartig zerstörerischen Phase, in der man die Lust<br />
am Leben verliert. Sie steht morgens nicht mehr auf, lässt<br />
sich gehen und kümmert sich auch nicht mehr um ihre<br />
Kinder. Dieses Verhalten ist sehr menschlich und körperlich:<br />
Man kann einfach nicht mehr. Sie hat Angst, ihren<br />
Kindern weh zu tun, da sich das alte Schema ihrer eigenen<br />
Kindheit zu wiederholen scheint. In diesen Momenten, in<br />
denen man sich kaum noch auf den Beinen hält, sind es<br />
paradoxerweise unsere Kinder, die uns retten. Wir Frauen<br />
wissen das. Die Kinder schenken Sophie wieder Lust<br />
am Leben und helfen ihr beim Neuanfang. Das alles kann<br />
man nicht unbedingt im Film sehen, aber so hatte ich es<br />
beim Drehen im Kopf.<br />
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