MDR1 beim Shetland Sheepdog An alle Sheltie ... - Cfbrh-berlin.de
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E. Woltersdorf , Seligenstädter Str. 94 , D-63073 Offenbach<br />
<strong>An</strong> <strong>alle</strong><br />
<strong>Sheltie</strong>-Züchter im<br />
Club für Britische Hütehun<strong>de</strong> e.V.<br />
Elke Woltersdorf<br />
Seligenstädter Str. 94<br />
63073 Offenbach / Main<br />
Tel.: +49(0)69 894202<br />
Fax: +49(0)69 98935490<br />
eMail Info@Rassebetreuer-<strong>Sheltie</strong>.<strong>de</strong><br />
Offenbach, 01.07.2009<br />
<strong>MDR1</strong> <strong>beim</strong> <strong>Shetland</strong> <strong>Sheepdog</strong><br />
Liebe <strong>Sheltie</strong>züchter,<br />
seit 2 Wochen ist ein Schreiben <strong>de</strong>s VDH im Umlauf, das immer wie<strong>de</strong>r für Empörung und hoch<br />
emotionale Reaktionen sorgt. Noch gestern spät abends erhielt ich <strong>An</strong>fragen von verunsicherten<br />
Züchtern, die dieses Schreiben wie<strong>de</strong>r von an<strong>de</strong>ren Züchtern erhalten hatten.<br />
Der Begleittext ist immer <strong>de</strong>r gleiche: es wird zum Protest an <strong>de</strong>n Club für Britische Hütehun<strong>de</strong> und<br />
<strong>de</strong>n VDH aufgerufen. Ich halte dieses Vorgehen für falsch, da diese Aufrufe klare sachliche<br />
Argumente vermissen lassen. In diesem Fall können uns diese Emails und Briefe nur scha<strong>de</strong>n. Das<br />
Thema <strong>MDR1</strong> wird auf <strong>de</strong>n Züchtertagungen <strong>de</strong>r betroffenen Rassen das Hauptthema sein, und<br />
diese aufgeheizte Stimmung trägt sicher nicht zu sachlichen und klaren Diskussionen und<br />
Beschlüssen bei.<br />
Um Ihnen ein wenig Sicherheit zu geben und Ruhe in die Diskussion zu bringen gebe ich Ihnen<br />
hiermit meine Stellungnahme zu <strong>de</strong>m Thema ab:<br />
Das Thema „Medikamentenunverträglichkeit“ bei Collie und <strong>Sheltie</strong> ist so alt wie die Rassen selbst.<br />
Alle langjährigen Züchter wussten darüber Bescheid und haben es an ihre Welpenkäufer und<br />
Neuzüchter weitergegeben. Wenn trotz<strong>de</strong>m ein Hund an Ivermectin-Präparaten starb, so hatte <strong>de</strong>r<br />
Tierarzt die Konsequenzen zu tragen, da diese Mittel für Hun<strong>de</strong> nicht zugelassen waren.<br />
Vor einigen Jahren fand eine pharmakologische Forschergruppe das dazugehören<strong>de</strong> Gen, nämlich<br />
<strong>MDR1</strong>. Für uns Züchter war das ein Meilenstein in <strong>de</strong>r Entwicklung, konnten wir nun unsere Hun<strong>de</strong><br />
darauf testen und die Ergebnisse in unsere Zucht mit einfließen lassen. Die Uni Giessen trug mit<br />
mo<strong>de</strong>raten Preisen dazu bei, dass viele Züchter von <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>s Testens Gebrauch machten.<br />
Herr Prof. Geyer aus <strong>de</strong>r Uni-Klinik Gießen hielt Vorträge und sorgte damit für weitere Aufklärung<br />
aber auch für sehr kontroverse Diskussionen. Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n auch die Medien regelrecht<br />
„hochgepuscht“ mit <strong>de</strong>m Thema <strong>MDR1</strong>, und <strong>de</strong>r VDH sah sich in <strong>de</strong>r Pflicht, zu han<strong>de</strong>ln. Statt nun<br />
sachlich und kompetent darauf zu antworten, ging er <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>s geringsten Wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s und<br />
entschied am „grünen Tisch“.
B90701 Schreiben <strong>An</strong>sprech re <strong>MDR1</strong>, Seite 2 von 2<br />
Unser <strong>Sheltie</strong>-Kollegialverein ging mit zweifelhaftem Beschluss voran und hat voreilig beschlossen,<br />
keine +/- x -/- und +/- x +/- Paarungen mehr zu genehmigen. Als Begründung gaben sie das<br />
Tierschutzgesetz und das Gewährleistungsrecht an. Meiner Meinung nach ein sehr gefährliches<br />
Argument. Es suggeriert <strong>de</strong>n Welpenkäufern, dass <strong>MDR1</strong> betroffene Hun<strong>de</strong> min<strong>de</strong>rwertig und krank<br />
sind. Es wur<strong>de</strong> sogar bereits das Qualzuchtgesetz ins Gespräch gebracht.<br />
<strong>MDR1</strong> betroffene Hun<strong>de</strong> sind gesun<strong>de</strong> Hun<strong>de</strong> und haben keinerlei Einschränkungen. Die<br />
Medikamentenunverträglichkeit gibt es <strong>beim</strong> Menschen genauso wie bei <strong>de</strong>n Tieren. Wenn in <strong>de</strong>r<br />
Humanmedizin ein Medikament entwickelt wird, das gesundheitliche Probleme bringt o<strong>de</strong>r sogar zu<br />
To<strong>de</strong>sfällen führt, wird es vom Markt genommen und verboten. Bei <strong>de</strong>n Tieren ist es umgekehrt – wir<br />
Züchter müssen pharmaverträgliche Hun<strong>de</strong> züchten. Ein Absurdum!!!!!<br />
Ein weiteres Problem sind in diesem Fall die Tierärzte. Die meisten Ärzte wissen überhaupt nicht,<br />
was <strong>MDR1</strong> ist und an<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>rum kennen die Medikamente nicht, die für -/- Hun<strong>de</strong> verträglich sind,<br />
da in <strong>de</strong>n Universitäten nur Medikamente verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die von <strong>de</strong>r Pharmaindustrie billig<br />
abgegeben wer<strong>de</strong>n. Das sind dann immer die neuesten und ungetestetsten. Die jungen Tierärzte<br />
können, wenn sie keinen erfahrenen und älteren Kollegen zur Seite haben, die verträglichen<br />
Medikamente gar nicht kennen. Beispielhaft fin<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>n Standpunkt eines Tierarztes, <strong>de</strong>r sagt, <strong>alle</strong><br />
Collies und <strong>Sheltie</strong>s seien für ihn -/- und so behan<strong>de</strong>le er sie auch.<br />
Der VDH sollte, bevor er uns Züchtern immer mehr Fesseln anlegt, die Tierärzte in die Pflicht<br />
nehmen. Meiner Meinung nach haben die Tierärzte die Verantwortung für die Gesundheit <strong>de</strong>r Tiere<br />
und damit auch die Verantwortung für die Medikamente, die sie anwen<strong>de</strong>n. In diesem Fall verweise<br />
ich auf die Veröffentlichung über <strong>MDR1</strong> in unserem Club-Report April 2007 o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Club-<br />
Homepage.<br />
Dass wir Züchter weiterhin unsere Hun<strong>de</strong> untersuchen lassen, ist wohl für fast <strong>alle</strong> schon<br />
selbstverständlich. Kein Züchter wird bewusst eine -/- x -/- Verpaarung vornehmen und auch +/- x -/-<br />
wird nicht die Regel sein. Wenn wir Züchter aber <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s VDH folgen müssen, so ist es mit<br />
<strong>de</strong>r Genvielfalt bei unseren <strong>Sheltie</strong>s bald vorbei. Diskutiert wer<strong>de</strong>n kann, dass -/- Hun<strong>de</strong> mit +/+<br />
verpaart wer<strong>de</strong>n sollen, <strong>alle</strong> an<strong>de</strong>ren Verpaarungen müssen in <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>s Züchters<br />
bleiben. Bei einigen Würfen im CfbrH, bei <strong>de</strong>nen +/- x +/- Verpaarungen vorgenommen wur<strong>de</strong>n,<br />
waren <strong>alle</strong> Welpen +/- und +/+.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren ist mir bereits aufgef<strong>alle</strong>n, dass mehr Hündinnen mit +/+ bewertet wur<strong>de</strong>n als<br />
Rü<strong>de</strong>n. Es ist daher für mich völlig unverständlich, dass in einem Verein <strong>alle</strong> Deckrü<strong>de</strong>n +/+<br />
Ergebnisse haben sollen. Meine <strong>An</strong>gst besteht darin, dass, wenn die Verpaarung +/- x +/- verboten<br />
wer<strong>de</strong>n soll, <strong>de</strong>m Betrug Tür und Tor geöffnet wird.<br />
Wir sind <strong>alle</strong> daran interessiert, gesun<strong>de</strong> und langlebige Hun<strong>de</strong> zu züchten, aber die Eigenschaften<br />
und das Aussehen unserer Rasse muss weiterhin im Zuchtziel verankert bleiben.<br />
Ich for<strong>de</strong>re daher <strong>alle</strong> <strong>Sheltie</strong>-Züchter auf, am 05.07.09 an <strong>de</strong>r Züchtertagung teilzunehmen, um zu<br />
einem repräsentativen Beschluss beizutragen.<br />
Ich freue mich auf Ihre zahlreiche Teilnahme und einen regen und fruchtbaren Verlauf.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Elke Woltersdorf