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Coachs auf der Couch Chance für Unternehmer ... - Administration

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gump<br />

Zeitung <strong>für</strong> Mutanfälle<br />

Schweissen nach Feierabend<br />

Ginard Willi ist kein Mann aus dem Weltall. Er kommt<br />

aus den Bündner Bergen. Er möchte Ihnen nach Feierabend<br />

die Schönheiten des Schweissens lehren. Da<strong>für</strong><br />

zeigt er auch sein wahres Gesicht. Seite 8<br />

<strong>Coachs</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Couch</strong><br />

Mehr zur Kür im Gump- & Drahtesel. Seite 6<br />

<strong>Chance</strong> <strong>für</strong> <strong>Unternehmer</strong><br />

Jobtimum nutzt den Grauen Markt. Seite 25<br />

Zuckerbrot und Peitsche<br />

Neue Hausordnung am Weierbühlweg. Seite 27<br />

!15<br />

Neu! mit


Liebe Leserin.<br />

Lieber Leser.<br />

Der neue gump! ist fertig. Jetzt noch<br />

diese ersten Zeilen an Sie. An<br />

Menschen, die uns seit Jahren, wenn<br />

nicht Jahrzehnten, immer wie<strong>der</strong><br />

aktiv unterstützt haben – o<strong>der</strong> zumindest<br />

wohlgesinnt sind.<br />

Erste Zeilen aber auch an all jene, die<br />

diese «Zeitung <strong>für</strong> Mutanfälle» erst<br />

jetzt, vielleicht per Zufall o<strong>der</strong> <strong>auf</strong> Anregung<br />

von Freunden in Händen<br />

halten.<br />

Willkommen so o<strong>der</strong> so. Schön, dass<br />

Sie da sind und dass Sie gleich bei den<br />

nächsten Premieren mit dabei sind.<br />

Pioniertaten könnte man auch sagen.<br />

Pioniertaten, die unsere langjährigen<br />

Weggefährtinnen und ­gefährten<br />

von uns schon fast erwarten, weil sich<br />

die Stiftung <strong>für</strong> soziale Innovation<br />

und ihre Unternehmen Gump­ &<br />

Drahtesel (mit lokalem Pico Bollo­<br />

Laden und globalem «Velos <strong>für</strong><br />

Afrika»­Projekt) und Wege Weierbühl<br />

aus Tradition nicht nur um die<br />

verordneten Pflichten im sozialen<br />

Netzwerk kümmern.<br />

Die Kür ist uns allen genauso wichtig,<br />

eine Angelegenheit des Herzens.<br />

Von solchen Kürprogrammen sollen<br />

Sie hier lesen dürfen. In einer Zeitung,<br />

die an sich ja schon eine Kür ist. Mehr<br />

als <strong>der</strong> jährliche Geschäftsbericht.<br />

Den haben die Stiftungs<strong>auf</strong>sicht, die<br />

Sozialpartner und die Geldgeberinnen<br />

pflichtgemäss zugut. Wir<br />

s chicken ihn übrigens <strong>auf</strong> Wunsch<br />

auch Ihnen gerne zu.<br />

Aber eben. Viel lieber erzählen wir<br />

Ihnen natürlich hier im gump! mutig<br />

Geschichten aus unserem Alltag. Wir<br />

stellen Ihnen Menschen vor, die bei<br />

uns o<strong>der</strong> mit uns am gleichen Strick<br />

ziehen. Von <strong>der</strong> einen wie von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />

Seite des Seils. Das ist ja eh immer<br />

wie<strong>der</strong> eine Frage des Blickwinkels,<br />

des persönlichen Standpunkts<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> aktuellen Ausgangslage.<br />

Womit wir wie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Kür wären.<br />

Das Lesen <strong>der</strong> folgenden 30 Seiten<br />

soll <strong>für</strong> Sie bitte keine Pflicht, son<strong>der</strong>n<br />

reine Kür sein.<br />

Da<strong>für</strong> verehren wir Sie!<br />

Herzlich.<br />

Beat Hugi<br />

gump!­Redaktor<br />

beathugi@bluewin.ch<br />

2<br />

3 «Scharfer Dreh» im Pico Bollo<br />

Unikate und Sürprisen à discrétion.<br />

5 Sagen Sie j-aah!<br />

Avancen zur Patenschaft.<br />

6 <strong>Coachs</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Couch</strong><br />

Pflicht und Kür im Gump­ & Drahtesel.<br />

8 Schweissen nach Feierabend<br />

Kurse <strong>für</strong> alle: Arbeiten mit Metall.<br />

9 Neu: nord_süd<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» aktuell.<br />

11 Velospenden per Bahn<br />

Gratistransport <strong>auf</strong> Schiene und Schiff.<br />

12 Für Afrika <strong>auf</strong> Achse<br />

Planzer fährt Velos durch die Schweiz.<br />

13 Ab 50 Franken nach Afrika<br />

Schicken Sie Velos <strong>auf</strong> die Reise.<br />

14 Unser Mann <strong>für</strong> den Süden<br />

Michel liebt das afrikanische Gewusel.<br />

17 Velomechanik in <strong>der</strong> Schule<br />

Neuer Stundenplan in Kukurantumi.<br />

22 Kirchen machen mobil<br />

Sammeln am Sonntag.<br />

23 Luxuspedalen <strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong> Afrika»<br />

Lange Tour durch Amerika.<br />

25 <strong>Chance</strong> <strong>für</strong> <strong>Unternehmer</strong><br />

Jobtimum setzt <strong>auf</strong> den Grauen Markt.<br />

27 Zuckerbrot in <strong>der</strong> Wege<br />

Entschlackte Hausordnung am Weierbühlweg.<br />

29 Zehn Jahre später<br />

Alex ist wie<strong>der</strong> da.<br />

31 Testament <strong>für</strong> Taten<br />

Spenden in die Zukunft.<br />

32 Emils Gala in <strong>der</strong> Werkstatt<br />

Grosser Auftritt <strong>für</strong> eine gute Sache.<br />

8 Bei Ginard Willi aus Donat/<br />

Ems lernen Sie nach Feierabend<br />

das Bearbeiten von Metall als<br />

erholsames Handwerk kennen.<br />

Schweissen, Löten, Schmieden<br />

<strong>für</strong> alle. Die Kurse in <strong>der</strong> Metallwerkstatt<br />

von Gump- & Drahtesel<br />

eignen sich <strong>für</strong> Frauen wie <strong>für</strong><br />

Männer.<br />

Partnerschaft<br />

<strong>auf</strong> Augenhöhe<br />

Der Mann <strong>für</strong> den Süden,<br />

Seite 14<br />

Velomechanik<br />

in <strong>der</strong> Schule<br />

Neuer Stundenplan<br />

in Ghana, Seite 17<br />

Spenden<br />

per Bahn<br />

öV spediert Velos<br />

nach Afrika, Seite 11<br />

01/2010<br />

9 In <strong>der</strong> neuen gump!-<br />

Beilage «nord-süd/Velos <strong>für</strong><br />

Afrika» bündeln wir <strong>auf</strong> 16 Seiten<br />

all das, was uns im hauseigenen<br />

Engagement <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

aktuell berührt,<br />

bewegt und beschäftigt. Schön,<br />

wenn «Velos <strong>für</strong> Afrika» auch <strong>für</strong><br />

Sie ein Thema ist. Sie machen so<br />

mehr möglich.


«Scharfer Dreh» am Berner Bollwerk 35<br />

Pico Bollo am Bollwerk 35 in Bern ist immer <strong>für</strong> eine Überraschung gut: Zum einen werden<br />

Sie im Verk<strong>auf</strong>sladen von Gump- & Drahtesel von Menschen ohne Erwerbsarbeit bedient und<br />

betreut, die dank Ihnen das Verk<strong>auf</strong>en in <strong>der</strong> Praxis lernen. Sie machen sich so fit <strong>für</strong> ihren<br />

nächsten Arbeitsplatz im Detailhandel. Zum an<strong>der</strong>n finden Sie hier geniale Unikate, schlichte<br />

Sürprisen und liebevoll <strong>auf</strong>bereitete Spielsachen als Geschenk <strong>für</strong> sich und an<strong>der</strong>e.<br />

Dank dem «Scharfen Dreh» zum<br />

Beispiel schaffen Jugendliche aus<br />

dem Abseits die soziale und berufliche<br />

Kurve. Im Projekt Trampolin<br />

<strong>der</strong> Stadt Winterthur arbeiten sie<br />

unter an<strong>der</strong>em in einer Werkstatt.<br />

Sie haben dort unter kundiger<br />

Führung eine Pfeffermühle entwickelt,<br />

die es so noch nicht gab. Sie<br />

heisst schlicht «Scharfer Dreh».<br />

Wichtigstes Teil an jedem Stück,<br />

das es im Pico Bollo-Laden <strong>für</strong> 78<br />

Franken zu k<strong>auf</strong>en gibt: die Velonabe.<br />

Für die ersten Kleinserien <strong>der</strong><br />

Trampolin-Produktion plün<strong>der</strong>te<br />

die Velo-Recyclingwerkstatt Gump-<br />

& Drahtesel noch ihr Ersatzteillager.<br />

Heute müssen die Winterthurer<br />

Jugendlichen mehrheitlich mit<br />

neuen Naben aus Taiwan arbeiten,<br />

um die grosse Nachfrage nach<br />

ihren exklusiven Pfeffermühlen<br />

befriedigen zu können. Die Mahlwerke<br />

werden weiterhin in <strong>der</strong><br />

Schweiz hergestellt. Die frechen<br />

schwarzen und roten Drehgriffe<br />

giessen die Jugendlichen in <strong>der</strong><br />

Trampolin-Werkstatt selbst. Der<br />

Betrieb ist ein nie<strong>der</strong>schwelliges<br />

Integrations- und Präventionsprojekt<br />

mit Tagesstruktur <strong>für</strong> Jugendliche<br />

ohne Ausbildung und ohne<br />

geregelte Beschäftigung. Das Projekt<br />

bietet ihnen während maximal<br />

12 Monaten Unterstützung<br />

und Begleitung an.<br />

Nachhaltige<br />

Produktion<br />

Gut zu wissen: Pico Bollo verk<strong>auf</strong>t<br />

mehrheitlich Produkte, die unter<br />

ganz speziellen Vorzeichen gefertigt<br />

wurden, sei es in sozialen Institutionen<br />

wie dem Trampolin, in<br />

den eigenen Gump- & Drahtesel-<br />

Werkstätten mit Menschen ohne<br />

Erwerbsarbeit o<strong>der</strong> in Werkhäusern<br />

von Behin<strong>der</strong>tenheimen. Gutes<br />

Beispiel da<strong>für</strong> sind die Produkte<br />

von tät-tat, dem mehrmals schon<br />

preisgekrönten Design- und Qualitätslabel<br />

<strong>für</strong> kleine Geschenke von<br />

Brigitta und Benedikt Martig-<br />

Imhof. Das Designer-Paar hat sich<br />

seit 1994 <strong>auf</strong> die Entwicklung und<br />

den Vertrieb von Produkten aus sozialer<br />

Produktion spezialisiert. Das<br />

Unternehmen basiert nach eigenem<br />

Bekunden <strong>auf</strong> einem ein-<br />

Foto: Janosch Hugi<br />

fachen Grundgedanken: «Inspiriert<br />

von den Fähigkeiten <strong>der</strong><br />

Menschen und den technischen<br />

Möglichkeiten in den Werkstätten<br />

werden gestalterisch und quali tativ<br />

hochwertige Produkte entwickelt,<br />

produziert und über den konventionellen<br />

Handel vertrieben. Nicht<br />

<strong>auf</strong> Mitleid hoffen, son<strong>der</strong>n erfolgreich<br />

sein durch Innovation, das<br />

ist die Devise.» Aus scheinbarer<br />

Schwäche eine Stärke machen, das<br />

ist das Ziel. Pico Bollo und Gump-<br />

& Drahtesel arbeiten seit Jahren im<br />

Verk<strong>auf</strong> wie in <strong>der</strong> Produktentwicklung<br />

und Produktion eng mit «tättat»<br />

zusammen.<br />

Veloteile<br />

zum Schenken<br />

Erfolgreiche Folge dieser Partnerschaft<br />

ist <strong>der</strong> Auf- und Ausbau einer<br />

Produktlinie, die <strong>auf</strong> alten Veloteilen<br />

basiert. Ein Beispiel von vielen:<br />

<strong>der</strong>«gabel-stapler». Eine unikate<br />

Gar<strong>der</strong>obe aus <strong>der</strong> Gabel und<br />

Rückstrebe eines alten Fahrradrahmens<br />

samt praktischer Magnethalterin<br />

<strong>für</strong> den Schlüsselbund. Der<br />

«gabel-stapler» wird als limitierte<br />

Kleinserie in den Metallwerkstätten<br />

von Gump- & Drahtesel hergestellt.<br />

Zu k<strong>auf</strong>en gibt es ihn im Pico Bollo.<br />

Genauso wie alle an<strong>der</strong>en tät-tat-<br />

Geschenkideen aus alten Veloteilen<br />

und sozialen Werkstätten: «speicher»,<br />

«haken», «öffner», «lichtig»,<br />

«pyrad» o<strong>der</strong> «plattfuss». Sie<br />

finden die schmucken Teile <strong>auf</strong><br />

einen Blick und rund um die<br />

Uhr im Pico Bollo-Onlineshop <strong>auf</strong><br />

www.picobollo.ch.<br />

Gezupfte Notizen<br />

Im Pico Bollo-Laden sind zudem<br />

neu die witzigen Notizblöcke von<br />

tät-tat zu haben. Sie heissen<br />

«zupf» und sind gefädelt. Wie<br />

Blütenblätter wird Blatt <strong>für</strong> Blatt<br />

vom Block gezupft.<br />

Es gibt die Blöcke in verschiedenen<br />

Grössen, mit mindestens<br />

100 Blatt Papier, verziert mit<br />

Pompons aus Merinowolle, frechen<br />

Gummiteilchen aus alten<br />

Fahrradschläuchen o<strong>der</strong> zarten<br />

Papierpflanzen. Klein, fein, genial<br />

und sozial: Alle «zupf» werden in<br />

!<br />

«Scharfer Dreh»<br />

und «gabel-stapler»<br />

im Pico Bollo:<br />

nachhaltige Sürprisen<br />

und Unikate<br />

aus alten Veloteilen<br />

à discrétion.<br />

Das alles und noch viel<br />

mehr finden Sie bei Pico<br />

Bollo am Berner Bollwerk<br />

35 in Bern. Die<br />

Öffnungszeiten: Dienstag<br />

bis Freitag durchgehend<br />

von 9 bis 18.30<br />

Uhr, Montagnachmittag<br />

ab 13 Uhr und am Samstag<br />

von 10 bis 16 Uhr.<br />

Einen Teil des Angebots<br />

können Sie rund um die<br />

Uhr <strong>auf</strong> www.picobollo.ch<br />

im Internet-Shop anschauen<br />

und bestellen.<br />

3


!<br />

Bunte Kin<strong>der</strong>gar<strong>der</strong>obe<br />

aus <strong>der</strong><br />

Vollzugsanstalt.<br />

Blanko-Ringbücher<br />

aus <strong>der</strong> Papierwerkstatt<br />

Tapa.<br />

4<br />

den Heimstätten Wil hergestellt und<br />

in eine transparente Geschenkverpackung<br />

gesteckt.<br />

In den Werkstätten des Bernischen<br />

Massnahmezentrums «St.<br />

Johannsen» entstehen im Strafvollzug<br />

farbige Kin<strong>der</strong>gar<strong>der</strong>oben,<br />

die Diana Grossrie<strong>der</strong>, Fachleiterin<br />

Verk<strong>auf</strong> im Pico Bollo, <strong>auf</strong> Anhieb<br />

begeistert haben. Die mit grosser<br />

Liebe zum Detail und viel Sorgfalt<br />

in <strong>der</strong> Verarbeitung hergestellten<br />

Holzteile mussten einfach ins Pico<br />

Bollo-Sortiment. Mit allen bunten<br />

Sujets, die es davon zu k<strong>auf</strong>en gibt:<br />

Wasser, Luft, Wiese... In den Zinn-<br />

und Holz-Ateliers von St. Johannsen<br />

stellen Strafgefangene solide,<br />

originelle Spielsachen aus natürlichen<br />

Mate rialien her.<br />

Der Zupf-Block<br />

von tät-tat.<br />

An geschützten Arbeitsplätzen werden<br />

auch die 11�18 cm grossen<br />

Blanko-Ringbücher mit verschie-<br />

Im Sous-sol:<br />

Schöne Sachen zum Spielen<br />

Foto: Janosch Hugi<br />

denen Motiven hergestellt, die Pico<br />

Bollo vom Tapa-Atelier individuell<br />

anfertigen lässt.<br />

Das Atelier in Riedikon bei<br />

Uster ist eine Werkstatt <strong>für</strong> Papier.<br />

Die Werkstatt ist eine Einrichtung<br />

des Vereins Noveos.<br />

Sie bietet Menschen mit einer<br />

psychischen Beeinträchtigung<br />

einen geschützten Arbeitsplatz.<br />

Im Atelier werden Buchbinde-<br />

und Papierarbeiten ausgeführt.<br />

Die Werkstatt bietet Arbeitsplätze<br />

mit flexiblen Arbeitszeiten an.<br />

Die Stellen stehen Frauen<br />

und Männern zur Verfügung, die<br />

wegen psychischer Erkrankung in<br />

ihrer Erwerbsfähigkeit beeinträchtigt<br />

sind.<br />

Durch sinnvolle, vielseitige<br />

Arbeit sollen die vorhandenen<br />

Fähigkeiten erhalten und geför<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

gump!<br />

Im Sous-sol von Pico Bollo finden Erwachsene und Kin<strong>der</strong><br />

schönste Recycling-Sachen zum Schenken und Spielen. Exklusive<br />

Eigenproduktionen <strong>der</strong> Holzwerkstatt von Gump- & Drahtesel<br />

gibt es solange Vorrat. Kaum ausgehen werden die restaurierten<br />

Würfel- und Gesellschaftsspiele aller Art, Holzautos,<br />

Legosteine, Playmobil-Ersatzteile o<strong>der</strong> Holzklötze per Gramm<br />

o<strong>der</strong> Kilo. Pico Bollo nimmt auch gerne Ihre alten Holzspielsachen<br />

und Gesellschaftsspiele als Geschenk entgegen. Sie<br />

werden wenn nötig in <strong>der</strong> Gumpesel-Spielsachen-Recyclingwerkstatt<br />

revidiert und dann im Pico Bollo-Laden verk<strong>auf</strong>t. Der<br />

Erlös fliesst in das Projekt zurück.<br />

Für Firmen<br />

von Flores<br />

Francisco Flores ist vor 15 Jahren<br />

bei Umbau- und Isolationsarbeiten<br />

ohne Selbstverschulden verunfallt.<br />

Die Ärzte im Zieglerspital operierten<br />

eine komplizierte Fraktur<br />

des linken Unterschenkels und<br />

Fussgelenks sofort. Das Handicap<br />

blieb bis heute – und die Schmerzen,<br />

sobald er lange steht. Trotzdem<br />

will er arbeiten. Zum Glück<br />

lassen sich die exklusiven Riesenbüroklammern<br />

«speicher» in <strong>der</strong><br />

Metallwerkstatt von Gump- &<br />

Drahtesel sitzend biegen.<br />

> Die aus Recycling-Velospeichen<br />

gebogenen Riesenbüroklammern<br />

«speicher» gibt es einzeln verpackt<br />

in einem Kunststoffbeutel <strong>auf</strong> individuell<br />

bedruckbarem Trägerkarton<br />

o<strong>der</strong> lose in je<strong>der</strong> Menge zum<br />

Gebrauchen und Verschenken.<br />

> Mit dem «speicher» können Sie<br />

Akten o<strong>der</strong> Geldscheine bündeln,<br />

Rechnungen sammeln, Postkarten<br />

sortieren, Rezepte sichern, Bussenzettel<br />

ablegen – und eine schöne<br />

Geschichte erzählen.<br />

> Gerne beraten wir Sie bei<br />

<strong>der</strong> individuellen Gestaltung<br />

Ihres «speicher»-Geschenks an<br />

Kund Innen o<strong>der</strong> MitarbeiterInnen.<br />

Setzen Sie Ihr Firmenlogo und<br />

Ihre Botschaft ein.<br />

> Ein «speicher» kostet Fr. 4.10,<br />

einzeln im Kunststoffbeutel <strong>auf</strong><br />

individuell bedruckbarem Trägerkarton<br />

verpackt Fr. 4.50. Natürlich<br />

gewähren wir Ihnen bei grösseren<br />

Mengen Rabatt.<br />

Lassen Sie sich Ihre gewünschte<br />

Stückzahl «speicher» offerieren.<br />

Kontaktieren Sie direkt<br />

gianfranco.martina@<br />

gump-drahtesel.ch,<br />

Telefon 031 979 70 70.


Als Mitglied des För<strong>der</strong>vereins<br />

j-aah! pro Gump- & Drahtesel<br />

sagen Sie Ja zu den sozialen,<br />

kulturellen, ökologischen und<br />

entwicklungspolitischen Anliegen<br />

<strong>der</strong> Recycling-Werkstätten<br />

Gump- & Drahtesel in Bern-<br />

Liebefeld mit Pico Bollo, dem<br />

Verk<strong>auf</strong>sladen <strong>für</strong> Unikate und<br />

Sürprisen am Bollwerk in Bern.<br />

Sie för<strong>der</strong>n mit Ihrer Paten-<br />

und Partnerschaft o<strong>der</strong> einer<br />

Spende aktiv <strong>der</strong>en nachhaltige<br />

Umsetzung.<br />

Mehr dazu <strong>auf</strong> www.sozinn.ch.<br />

O<strong>der</strong> in diesem gump! –<br />

<strong>der</strong> Zeitung <strong>für</strong> Mutanfälle.<br />

Der För<strong>der</strong>verein j-aah! pro<br />

Gump- & Drahtesel beschafft<br />

dank Ihnen und mit Ihnen wirt-<br />

Sagen Sie<br />

Ja zu j-aah!<br />

Patenschaft und Partnerschaft<br />

Werden Sie Mitglied des För<strong>der</strong>vereins<br />

pro Gump- & Drahtesel mit Pico Bollo<br />

schaftliche Mittel und sorgt sich<br />

um die nötige Publizität und<br />

nachhallende Beachtung in<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit wie in befreundeten<br />

und begleitenden<br />

Institu tionen, Verbänden,<br />

staat lichen Behörden, privatwirtschaftlichen<br />

Betrieben und<br />

politischen Parteien.<br />

Sie werden regelmässig über<br />

den Gang <strong>der</strong> Arbeiten in <strong>der</strong><br />

Schweiz wie von Velos <strong>für</strong> Afrika<br />

informiert. Sie werden zu exklusiven<br />

Veranstaltungen und<br />

Festen eingeladen. Sie profitieren<br />

von speziellen j-aah!-<br />

Aktionen und -Angeboten.<br />

Als verdienendes Einzelmitglied<br />

machen Sie mit Fr. 50.– jährlich<br />

als Patin/Pate und Partnerin/<br />

Partner mehr möglich. Nichtverdienende<br />

zahlen Fr. 20.–, Firmen<br />

und Institutionen Fr. 200.–.<br />

Danke <strong>für</strong> Ihre weitsichtige<br />

Partnerschaft und Ihre Patenschaft.<br />

Sie können sich mit Ihrer<br />

Einzahlung <strong>auf</strong> PC 30-736791-5<br />

<strong>für</strong> j-aah! pro Gump- & Drahtesel,<br />

3097 Liebefeld, direkt<br />

anmelden. O<strong>der</strong> Sie for<strong>der</strong>n <strong>auf</strong><br />

www.jaah.ch alle Unterlagen an.<br />

Wir freuen uns <strong>auf</strong> Ihr Zeichen.<br />

5<br />

pro Gump- und Drahtesel


!<br />

Christine Holenweger<br />

Corinne Kläy<br />

Ju<strong>der</strong>ico Friedli<br />

6<br />

«Hier ist nie etwas <strong>für</strong> nüt»<br />

Im Gump- & Drahtesel arbeiten Menschen ohne Erwerbsarbeit <strong>auf</strong> Zeit an ihrer Gegenwart und<br />

Zukunft – bei Bedarf unter Einbezug <strong>der</strong> Vergangenheit. Sie werden in den Werkstätten und in<br />

<strong>der</strong> <strong>Administration</strong> von Fachleitern und Fachleiterinnen begleitet und während ihrer temporären<br />

Anstellung und Ausbildung von <strong>Coachs</strong> persönlich beraten. Christine Holenweger leitet den<br />

Bereich Beratung & Bildung. Zu ihrem Team von SozialarbeiterInnen gehören unter an<strong>der</strong>em<br />

Corinne Kläy und Ju<strong>der</strong>ico Friedli. Sie verfassen im Auftrag <strong>der</strong> Arbeitslosenkasse und an<strong>der</strong>er<br />

zuweisen<strong>der</strong> Stellen Berichte und Empfehlungen. Das ist ein anspruchsvoller Teil ihrer Pflicht.<br />

Zur Klärung <strong>der</strong> Kür bat gump! die drei <strong>Coachs</strong> an den Tisch und <strong>auf</strong> die <strong>Couch</strong>.<br />

Für alle drei ist eines klar: Die Basis ihrer Haltung<br />

bilden Begriffe wie Wertschätzung, Achtsamkeit,<br />

Klarheit, Echtheit und Transparenz.<br />

Die Teilnehmenden stehen im Zentrum. Einige<br />

fühlen sich von Beginn an wohl, an<strong>der</strong>e brauchen<br />

etwas Zeit, bis sie ankommen und wie<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e versuchen, das Programm zu absolvieren,<br />

ohne dass es sie betrifft.<br />

Für alle drei <strong>Coachs</strong> erstaunlich ist, wie<br />

viele <strong>der</strong> Teilnehmenden hier in Bewegung kommen,<br />

sich bewegen und bewegen lassen, <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />

Suche nach dem eigenen Weg. Zentral ist aus<br />

ihrer Sicht die Frage, ob jemand etwas nicht kann<br />

o<strong>der</strong> nicht will. Bei den meisten steht das För<strong>der</strong>n<br />

im Mittelpunkt, im zweiten Fall konzentrieren<br />

sie sich <strong>auf</strong> das For<strong>der</strong>n. Und Ju<strong>der</strong>ico Friedli ergänzt:<br />

«Es ist eine Haltung, die wir leben. Und<br />

die musst du auch gerade in unangenehmen<br />

Drei <strong>Coachs</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Couch</strong><br />

Situationen leben können. Das gehört zu<br />

unserem Auftrag. Mit Leuten aus verschiedensten<br />

Kulturen, mit unterschiedlichstem Hintergrund,<br />

Frauen, Männern, Jugendlichen und Menschen<br />

kurz vor <strong>der</strong> Pensionierung, arbeiten zu<br />

können.» Aber es sei hier drin nie etwas <strong>für</strong> nüt,<br />

ist Corinne Kläy überzeugt. Auch wenn man es<br />

<strong>auf</strong> den ersten Blick vielleicht nicht wahrnimmt.<br />

Pflicht und Kür<br />

Die <strong>Coachs</strong> im Bereich Beratung & Bildung des<br />

Gump- & Drahtesel arbeiten <strong>für</strong> verschiedene<br />

zuweisende Stellen – mehrheitlich <strong>für</strong> die<br />

Arbeitslosenkasse – Berichte zu den Teilnehmenden<br />

und <strong>der</strong>en Einsatz aus. Corinne<br />

Kläy: «Die zuweisenden Stellen wollen wissen,<br />

wie sich die Leute verhalten, wie sie arbeiten, wo<br />

Christine Holenweger leitet das Team Beratung & Bildung im Gump- & Drahtesel seit<br />

bald 3½ Jahren. Sie hat zuvor vier Jahre lang <strong>auf</strong> einem polyvalenten Sozialdienst gearbeitet.<br />

Sie ist von Haus aus Sekundarlehrerin, hat die Schule <strong>für</strong> Sozialarbeit gemacht<br />

und früher in unterschiedlichsten Bereichen gearbeitet: als Übersetzerin in <strong>der</strong> Bundeskanzlei,<br />

als Ausstellungsmacherin, als rechte Hand <strong>der</strong> Marketingleiterin eines wissenschaftlichen<br />

Verlags, als Assistentin des Ombudsmannes <strong>der</strong> Stadt Bern.<br />

Corinne Kläy arbeitet seit Februar 2006 als Coach im Gump- & Drahtesel. Zuerst im<br />

Pico Bollo am Bollwerk Bern, heute an <strong>der</strong> Waldeggstrasse 27 in Bern-Liebefeld. Sie<br />

ist in einer Grossfamilie <strong>auf</strong>gewachsen und wollte an sich nie in einen Sozialberuf einsteigen.<br />

Sie hat nach <strong>der</strong> Ausbildung zur Primarlehrerin noch Landwirtin gelernt, später<br />

in <strong>der</strong> Migros und bei Coop an <strong>der</strong> Kasse gejobbt, als Miterzieherin in einem Heim<br />

gearbeitet und in <strong>der</strong> Blindenschule Zollikofen Schule gegeben. Später doch noch Schule<br />

<strong>für</strong> Sozialarbeit in Bern, u.a. mit Praktikum im Pico Bollo. Corinne Kläy wird den Gump-<br />

& Drahtesel <strong>auf</strong> Herbst 2010 verlassen – sie nimmt sich eine Auszeit, u.a. zum Reisen.<br />

Ju<strong>der</strong>ico Friedli ist gelernter Automechaniker, ist durch Zentral- und Südamerika gereist,<br />

hat die Berufsmatur gemacht, an <strong>der</strong> Schule <strong>für</strong> Sozialarbeit studiert (mit Praktikum im<br />

To do, Motivationssemester <strong>für</strong> Jugendliche und in <strong>der</strong> Psychiatrie Münsingen) und<br />

als Sozialarbeiter abgeschlossen. Er arbeitet seit März 2009 im Gump- & Drahtesel,<br />

zuerst im Pico Bollo-Laden, jetzt im Mutterhaus Gump- & Drahtesel Bern-Liebefeld.<br />

ihre Möglichkeiten und Grenzen liegen. Was<br />

darüber hinaus passiert ist das, was den Betrieb<br />

hier ganz speziell auszeichnet. Wir schauen<br />

individuell mit den Leuten, wer welche Begleitung<br />

und Beratung braucht.»<br />

Das könne in Einzelfällen weit gehen. «Es<br />

betrifft nicht nur den beruflichen Bereich. Wie<br />

sieht es finanziell aus, in welchen Beziehungen<br />

steckt die Person im Moment, wie geht es ihr gesundheitlich,<br />

usw.», sagt Ju<strong>der</strong>ico Friedli, «aus<br />

all dem ergeben sich dann individuelle Zielsetzungen,<br />

in die alle diese Themen in die gemeinsame<br />

Arbeit miteinbezogen werden. Ohne<br />

das eine ist das an<strong>der</strong>e kaum möglich.»<br />

Professionelle Nähe<br />

Für Christine Holenweger, die das Coaching-<br />

Team seit Februar 2007 leitet, liegt die Stärke<br />

im Gump- & Drahtesel vor allem auch in <strong>der</strong><br />

Art <strong>der</strong> Beziehungsgestaltung: «Rein räumlich<br />

schon. Wir sehen und treffen die Leute in <strong>der</strong><br />

Pause, am Mittagstisch im Bistro – es gibt<br />

immer wie<strong>der</strong> ganz viele kleine, aber wichtige<br />

Interaktionen. Feinstoffliche Dinge, Gespräche<br />

über den Tellerrand, Blicke, über die viel passiert.»<br />

Für und mit Menschen, bei denen neben<br />

<strong>der</strong> beruflichen teilweise auch eine soziale Integration<br />

Thema ist, die zurzeit nicht gut zwäg<br />

sind. Es geht auch darum, sie langsam wie<strong>der</strong><br />

<strong>auf</strong>zubauen, ihnen das nötige Selbstwertgefühl<br />

zurückzugeben: «Wir schauen, wo jemand<br />

steht. Und wohin jemand möchte. Wir arbeiten<br />

schon im ersten Gespräch mit Perspektiven, mit<br />

Ideen, Wünschen, Visionen und Vorstellungen.<br />

Was braucht es denn, um diese Wünsche wahr<br />

werden zu lassen...» Das zeichne diesen Betrieb<br />

aus, das mache ihre eigene Arbeit so wertvoll<br />

und reich: «Dass von oben bis unten immer und<br />

immer wie<strong>der</strong> <strong>auf</strong> die Ressourcen jedes Einzelnen<br />

geschaut wird. Als Basis dient die tragfähige<br />

Arbeitsbeziehung. Dies gilt auch <strong>für</strong> das Team.»<br />

Dabei ist es <strong>für</strong> Corinne Kläy wichtig, dass die


Rollen und Möglichkeiten im Haus klar <strong>auf</strong> den<br />

konkreten Arbeitsplatz <strong>der</strong> Teilnehmenden und<br />

das begleitende Coaching verteilt sind: «Wenn<br />

<strong>der</strong> Auftrag nur aus Beratung bestehen würde,<br />

liessen sich die gesteckten Ziele so nicht erreichen.<br />

Was die Teilnehmenden während <strong>der</strong><br />

Woche mehrheitlich in den Werkstätten, <strong>der</strong><br />

<strong>Administration</strong> und im Verk<strong>auf</strong> am Arbeitsplatz<br />

erleben, sind Dinge, die ihnen viel geben. Dort<br />

lernen und tanken sie...» – «...in den Arbeitsbereichen<br />

findet die fachliche Qualifikation<br />

statt», nimmt Ju<strong>der</strong>ico Friedli den Faden gerne<br />

<strong>auf</strong>: «Die Qualifikation im Fachbereich passiert<br />

über die Lernsequenzen, im Fachkurs am Freitag,<br />

im Arbeitsalltag in den Werkstätten. Wir begleiten<br />

diesen Prozess. Die KollegInnen in den<br />

Fachbereichen sind quasi die ArbeitgeberInnen.<br />

Sie müssen z. B. ein <strong>auf</strong>fälliges Verhalten bei den<br />

Teilnehmenden ansprechen und weiter leiten.<br />

Wir im Coaching loten dann aus, was es braucht,<br />

damit <strong>der</strong> Teilnehmende sich arbeitsmarktkonform<br />

verhalten kann. Wir können und wollen<br />

mit ihnen die Zeit <strong>auf</strong>wenden, um das zu klären.<br />

Und zu än<strong>der</strong>n. So ergänzen wir uns ideal.»<br />

«Komische» Fragen<br />

<strong>der</strong> <strong>Coachs</strong><br />

Corinne Kläy nickt zustimmend: «Ihre kleinen,<br />

wichtigen Erfolgserlebnisse holen sich die Leute<br />

hier am Arbeitsplatz. Im Coaching kann es auch<br />

mühsam sein. Einige Leute sind sich nicht gewohnt,<br />

mit den ‹komischen› Fragen <strong>der</strong> SozialarbeiterInnen<br />

konfrontiert zu werden. Es ist entscheidend<br />

<strong>für</strong> ein gutes Gelingen, dass die<br />

Teilnehmenden aus <strong>der</strong> Coaching-Situation wie<strong>der</strong><br />

zurück in die Werkstatt können, in ein handfestes<br />

Umfeld, das sie kennen. Ein Umfeld, in dem<br />

kleine und konkrete Dinge möglich sind, wo kleine<br />

Schritte vorwärts ihren Wert haben. Dort finden<br />

sie Sicherheit und können sich <strong>auf</strong>bauen.»<br />

Es sei aber auch wichtig, meint Chris tine<br />

Holenweger, dass ihnen jemand sagt: «Du hast<br />

es in <strong>der</strong> Hand, es liegt in deiner Verantwortung,<br />

was du wie machst. Es ist wun<strong>der</strong>bar, wenn die<br />

Teilnehmenden die Verantwortung <strong>für</strong> sich<br />

(wie<strong>der</strong>) übernehmen!»<br />

Druckstellen des Lebens<br />

Viele Menschen, die im Gump- & Drahtesel<br />

Arbeit <strong>auf</strong> Zeit finden, plagt noch etwas an<strong>der</strong>es,<br />

als nur die Erwerbslosigkeit. Christine Holenweger:<br />

«In jedem Leben gibt es Auf und Ab. Das<br />

liegt in <strong>der</strong> Natur. Der Verlust <strong>der</strong> Arbeit ist ein<br />

massiver Einschnitt, <strong>der</strong> vieles in Frage stellen<br />

und auslösen kann. Es sind Themen, die in diesen<br />

Situationen problematisch werden, zu an-<br />

<strong>der</strong>en Zeiten aber auch ohne direkte Folgen bleiben<br />

können. Vielfach gibt es neben strukturellen<br />

Gründen <strong>für</strong> die Kündigung zusätzliche auslösende<br />

Faktoren, eine ganzheitliche Thematik,<br />

Probleme in Beziehungen, bei den Finanzen,<br />

<strong>der</strong> Gesundheit usw. Es sind immer wie<strong>der</strong> sehr<br />

komplexe Lebenssituationen, in denen die Teilnehmenden<br />

hier stehen.» Eine Aufgabe <strong>der</strong><br />

<strong>Coachs</strong> sei es gerade auch, diese Dinge zu spiegeln<br />

und zu benennen: «Es mag komisch tönen,<br />

aber wir haben die Leute und ihre Geschichten<br />

gern. Das scheint mir ganz wichtig. Wir haben<br />

ein Interesse an den Menschen, an den Entwicklungen,<br />

die sie machen, an den Themen, die sie<br />

beschäftigen. Diese Interaktionen lösen auch<br />

bei uns immer wie<strong>der</strong> Bewegung und Weiterentwicklung<br />

aus.»<br />

Netzwerk <strong>für</strong> die Zukunft<br />

Die <strong>Coachs</strong> im Gump- & Drahtesel rufen bei Bedarf<br />

auch mal einen Arzt an, frühere Arbeit geber<br />

o<strong>der</strong> persönliche Beziehungspersonen <strong>der</strong><br />

Teilnehmenden. Sie vernetzen sich mit einem<br />

Psychiater, einem möglichen Arbeitgeber, sie<br />

arbeiten sehr eng und intensiv mit den RAV-<br />

BeraterInnen o<strong>der</strong> betreuenden Sozialarbeiter-<br />

Innen zusammen. Mit all jenen Bezugspersonen<br />

halt, die wichtig sind <strong>für</strong> das momentane<br />

und zukünftige Netz des Teilnehmenden.<br />

Kommt <strong>für</strong> Corinne Kläy dazu, dass unsere<br />

Sozialsysteme heute hochkomplex und oft sogar<br />

<strong>für</strong> Professionelle schwer durchschaubar<br />

sind. «Das ist auch <strong>für</strong> uns eine ständige<br />

Heraus for<strong>der</strong>ung. Mit <strong>der</strong> ALV, <strong>der</strong> IV, all den Versicherungen.<br />

Was spielt wo wie zusammen.<br />

!<br />

Schnittstellenarbeit ist angesagt. Die einzelnen<br />

Systemgrenzen sind trotz Interinstitutioneller<br />

Zusammenarbeit (IIZ) rigi<strong>der</strong> geworden, auch<br />

<strong>auf</strong> Kosten <strong>der</strong> Leute, die lange in unklaren Verhältnissen<br />

leben müssen. Dies ist <strong>für</strong> alle Beteiligten<br />

nicht einfach, da wir wissen, dass Unsicherheit<br />

krank machen kann. Umso wichtiger<br />

ist es, die Teilnehmenden im Umgang mit diesen<br />

Systemen zu unterstützen. Natürlich sind<br />

diese Systeme starr, trotzdem gibt es immer<br />

wie<strong>der</strong> Spielräume. Auch solche Grenzen und<br />

Räume gilt es übrigens in unserer Arbeit mit <strong>der</strong><br />

nötigen Hartnäckigkeit und Fachlichkeit auszuloten.»<br />

Corinne Kläy schaut dabei keck in die<br />

Fotos: Janosch Hugi<br />

Runde. Sie lächelt verschmitzt. Sie weiss, was<br />

die an<strong>der</strong>n am Tisch jetzt grad denken. Dass<br />

Christine diesbezüglich eine <strong>der</strong> Versiertesten im<br />

Team sei.<br />

Auf den Weg bringen<br />

Sie würden die Leute in ihren Möglichkeiten unterstützen,<br />

sagt auch Ju<strong>der</strong>ico Friedli: «Sie sind<br />

mehrheitlich drei Monate hier. Wir dürfen und<br />

wollen uns nicht als Angelpunkt in ihrem<br />

Sys tem einbringen. Sonst werden sie zu sehr von<br />

uns abhängig. Es geht darum, sie zu begleiten<br />

und mehr Möglichkeiten <strong>für</strong> sie zu schaffen, sie<br />

zu befähigen, mehr aus ihren eigenen Ressourcen<br />

zu gestalten. Sie sollen sich dieser Ressourcen<br />

bewusst werden und sie auch künftig abrufen<br />

und einsetzen können. Selbst abrufen<br />

können.» Leute gern zu haben, heisse, ihre<br />

Selbstständigkeit zu för<strong>der</strong>n: «Nicht klammern,<br />

son<strong>der</strong>n begleiten, för<strong>der</strong>n, ermutigen.»<br />

gump!<br />

Drei <strong>Coachs</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Couch</strong>: Sie<br />

sorgen mit <strong>für</strong> die<br />

vielseitige Kür im<br />

«Gump- & Drahtesel».<br />

7


!<br />

Fotos: Janosch Hugi<br />

Für Frauen wie<br />

Männer: Coach<br />

Corinne Kläy beim<br />

Probeschweissen<br />

mit Ginard Willi.<br />

8<br />

Neue Schweisskurse nach Feierabend<br />

Das Arbeiten mit Eisen fasziniert die Menschen seit sie das Feuer, die verschiedenen Metalle<br />

und ihre beson<strong>der</strong>en Eigenschaften entdeckt haben. In <strong>der</strong> Industrie wird Metall heute vorwiegend<br />

mit computergesteuerten Maschinen bearbeitet. Die Gump- & Drahtesel-Recyclingwerkstätten<br />

bieten Ihnen mit «Ysebügu» und Ginard Willi nach Feierabend die Möglichkeit,<br />

das Bearbeiten von Metall als Handwerk kennen, spüren und schätzen zu lernen. Alle Kurse<br />

eignen sich <strong>für</strong> Frauen und <strong>für</strong> Männer.<br />

Ginard Willi stammt aus Domat/Ems GR. Er<br />

spricht so ruhig, wie er arbeitet. Je<strong>der</strong> Griff sitzt,<br />

die Worte sind bedacht gewählt. Ein geduldiger<br />

Bündner im bedächtigen Bern. Einer aus den<br />

Bergen im Tal. Ginard lebt seit fünf Jahren hier.<br />

In den ersten Monaten hatte er noch Mühe,<br />

nach dem Besuch bei seinen Töchtern in<br />

Domat/Ems wie<strong>der</strong> den Zug nach Bern zu besteigen.<br />

Bald einmal war es grad umgekehrt: Er<br />

lockte die Töchter an Wochenenden zunehmend<br />

nach Bern, wo es ihm immer wohler wurde.<br />

Ginard Willi arbeitet seit Januar 2010 zu 70<br />

Prozent als Fachleiter in <strong>der</strong> Metallwerkstatt von<br />

Gump- & Drahtesel. Vor drei Jahren hatte er<br />

schon mal als Ferienablösung von Werkstatt-<br />

Ihr Einstieg ist l<strong>auf</strong>end möglich<br />

leiter Mark Rolli hier gejobbt. Ginard Willi ist<br />

gelernter Maschinenschlosser. Nach <strong>der</strong> Zeit als<br />

selbstständiger Monteur von Rollläden arbeitete<br />

er als Vorsorgeberater einer Versicherung und<br />

später als Betriebsmechaniker in einer Zementfabrik.<br />

«In dieser Stelle als Freelancer habe ich<br />

dann auch noch zu Beginn meiner Berner Zeit<br />

<strong>für</strong> zwei Tage pro Woche weitergemacht. In den<br />

restlichen drei Tagen studierte ich an <strong>der</strong> Pädagogischen<br />

Hochschule in Bern, um mich zum<br />

Werklehrer ausbilden zu lassen. Ich habe das<br />

Studium abgebrochen. Es war mir damals einfach<br />

zuviel.» Der Wunsch, Menschen das Fachwissen<br />

zu vermitteln und am Werkbank zu<br />

arbeiten, ging dabei aber nicht verloren. «Zumal<br />

ich schon in <strong>der</strong> Zementfabrik sehr gerne<br />

mit den Lehrlingen gearbeitet habe.»<br />

Er vertrat vor drei Jahren nicht nur den<br />

Fachleiter Mark Rolli in <strong>der</strong> Werkstatt, son<strong>der</strong>n<br />

übernahm während dessen Urlaub auch gleich<br />

die Aufgabe als Kursleiter <strong>der</strong> Migros-Schweisskurse.<br />

Die beiden Basiskurse betreut er bis heute.<br />

Für an<strong>der</strong>e Lehrmodule zum Thema Schweissen,<br />

die Ginard Willi bald einmal zur Prüfung<br />

und Einführung vorgeschlagen hatte, mochte<br />

sich die Schulleitung aber nicht erwärmen.<br />

Keine Kurse <strong>für</strong> Fortgeschrittene. Er wollte sich<br />

selbst darum kümmern: «Denn nach diesem<br />

Basiskurs können die Teilnehmenden praktisch<br />

wenig selbst umsetzen. Zudem fehlt den meisten<br />

die eigene Werkstatt und das Schweissgerät, um<br />

konkret etwas aus Eisen bauen zu können.»<br />

Das aktuelle Kursangebot «Arbeiten mit Eisen» von «Ysebügu» und Gump- & Draht-<br />

esel umfasst neun Module. So können Sie Ihr Lernprogramm individuell zusammen-<br />

stellen. Als Einstieg in die Metallverarbeitung empfiehlt Ginard Willi das Modul 1,<br />

«Metall als Herausfor<strong>der</strong>ung». Zu jedem Modul gehören jeweils zwei dreistündige<br />

Abendkurse, 18 bis 21 Uhr, o<strong>der</strong> eintägige Samstagskurse, 9 bis 16 Uhr. Die neun<br />

Module stehen l<strong>auf</strong>end mit neuen Terminen im Angebot. Der Einstieg ist (fast) immer<br />

möglich. Alle Kurse finden in <strong>der</strong> Metallwerkstatt von Gump- & Drahtesel an <strong>der</strong><br />

Waldeggstrasse 27 in Bern-Liebefeld statt. Alle Kursinhalte, Termine und Anmelde-<br />

möglichkeiten <strong>auf</strong> einen Blick: www.ysebuegu.ch<br />

Ginard Willi entwarf neun neue Kursmodule,<br />

gab seinem Kind einen Namen und<br />

schaltete mit www.ysebuegu.ch eine Internetseite<br />

<strong>auf</strong>. Alles Vorarbeiten, die nach seinem<br />

Stellenantritt im Gump- & Drahtesel am Mittagstisch<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Begeisterung <strong>auf</strong>genommen<br />

wurden.<br />

Hier steht nach Arbeitsschluss um 17 Uhr<br />

von Montag bis Freitag eine komplett eingerichtete<br />

Metallwerkstatt leer. Hier ist das Metall, das<br />

Löten und Schweissen seit jeher ein erfolgreicher<br />

Schwerpunkt des integrativen Arbeitens<br />

mit Menschen ohne Erwerbsarbeit. Ein Nabel<br />

dieser Welt, neben den Naben <strong>der</strong> Velowerkstatt.<br />

Handfester Ausgleich<br />

Ginard Willi und Kollege Rolli kennen zudem<br />

die Bedürfnisse <strong>der</strong> FreizeithandwerkerInnen<br />

aus den Migros-Kursen: «Viele Leute, die tagsüber<br />

im Büro sitzen, suchen in ihrer Freizeit den<br />

Ausgleich. Sie wollen etwas mit ihren Händen<br />

machen. Das gilt speziell auch <strong>für</strong> Frauen. Die<br />

Arbeit mit Eisen fasziniert, weckt aber auch Berührungsängste.<br />

Mit Holz lässt sich zu Hause<br />

schnell einmal arbeiten, ganz an<strong>der</strong>s mit Feuer<br />

und mit Metall.» Da braucht es den passenden<br />

Rahmen. Dazu gehört eben auch, dass man sich<br />

in <strong>der</strong> Arbeit mit Metall Schritt <strong>für</strong> Schritt<br />

weiterentwickeln kann, ist Ginard Willi überzeugt,<br />

dass man selbst etwas planen, konstruieren<br />

und bauen kann: «Mit dem Schweissen<br />

einer Naht ist es nicht getan.» Mit seinem ausgeklügelten<br />

Kursangebot können Mann und<br />

Frau in Etappen alles lernen, was es zum guten<br />

Gelingen braucht. Das gilt übrigens auch <strong>für</strong><br />

jene, die von sich sagen, sie hätten zum Handwerken<br />

zwei linke Hände. Beat Hugi<br />

Wenn Sie sich <strong>für</strong> eine massgeschnei<strong>der</strong>te<br />

Lösung interessieren – beispielsweise<br />

eine Teamweiterbildung in <strong>der</strong> Firma o<strong>der</strong><br />

Institution, nehmen Sie bitte Kontakt mit<br />

uns <strong>auf</strong>. Besuchen Sie uns im Internet <strong>auf</strong><br />

www.ysebuegu.ch o<strong>der</strong> schreiben Sie an<br />

an Ginard Willi: info@ysebuegu.ch


Partnerschaft<br />

<strong>auf</strong> Augenhöhe<br />

Der Mann <strong>für</strong> den Süden,<br />

Seite 14<br />

Velomechanik<br />

in <strong>der</strong> Schule<br />

Neuer Stundenplan<br />

in Ghana, Seite 17<br />

Spenden<br />

per Bahn<br />

öV spediert Velos<br />

nach Afrika, Seite 11<br />

01/2010


Gemeinsam mehr<br />

möglich machen.<br />

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht<br />

eine Pioniertat möglich wird. Um<br />

nicht zu sagen: ein Wun<strong>der</strong> geschieht.<br />

Wobei ein Blick <strong>auf</strong> die letzten<br />

17 Jahre «Velos <strong>für</strong> Afrika»<br />

zeigt: Wun<strong>der</strong> sind dann möglich,<br />

wenn man sie macht.<br />

Wenn Menschen von einer Idee begeistert<br />

sind und sich <strong>für</strong> eine gemeinsame<br />

Sache engagieren, weil<br />

sie davon überzeugt sind, dass es<br />

sein muss.<br />

Das ist «Velos <strong>für</strong> Afrika». Ein Projekt<br />

<strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit.<br />

1993 in <strong>der</strong> Velorecycling­<br />

Werkstatt Gump­ & Drahtesel in<br />

Bern­Liebefeld gestartet. Heute<br />

schweizweit nachhaltig mitgetragen<br />

von vielen sozialen Partnerbetrieben.<br />

Ein bestechendes lokales Engagement,<br />

das global Bestand hat:<br />

Jährlich werden Tausende von ausgemusterten<br />

Schweizer Velos gesammelt,<br />

wenn nötig geflickt und<br />

dann in grossen Containern an vertrauensvolle,<br />

initiative Partnerorganisationen<br />

in verschiedene Län<strong>der</strong><br />

Afrikas verschifft. Ladungen mit<br />

Perspektiven. Neue Mobilität ohne<br />

CO2­Ausstoss. Neue Möglichkeiten<br />

von Erwerbsarbeit und <strong>für</strong> ein besseres<br />

Leben. So gut es eben besser<br />

geht <strong>auf</strong> diesem Kontinent. In Burkina<br />

Faso. In Ghana. In Zimbabwe.<br />

In Eritrea. In Tansania.<br />

Zum guten Gelingen dieser Kür<br />

tragen immer wie<strong>der</strong> Menschen aus<br />

dem Norden und aus dem Süden<br />

bei. Sie machen eines schönen Tages<br />

kostenlose Transporte <strong>auf</strong> Schiene<br />

und Strasse möglich. Sie spenden an<br />

die Exportkosten. Sie arbeiten in sozialen<br />

Velowerkstätten schweizweit<br />

<strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong> Afrika». Sie sammeln<br />

und spenden Velos.<br />

Mehr zu allem lesen Sie <strong>auf</strong> den<br />

nächsten Seiten. Für mehr von<br />

allem finden Sie einen Einzahlungsschein<br />

<strong>auf</strong> Seite 13.<br />

Merci, dass Sie mit uns im Süden<br />

(und Norden) mehr möglich machen.<br />

Beat Hugi<br />

nord_süd­Redaktor<br />

beathugi@bluewin.ch<br />

10<br />

11 Spenden mit <strong>der</strong> Bahn<br />

öV spediert Velos nach Afrika.<br />

12 Auf Achse <strong>für</strong> Afrika<br />

Planzer transportiert mit Herz.<br />

13 Machen Sie mehr möglich<br />

Mit 50 Franken nach Afrika.<br />

14 Partnerschaft <strong>auf</strong> Augenhöhe<br />

Michel, <strong>der</strong> Mann <strong>für</strong> den Süden.<br />

17 Velomechanik in <strong>der</strong> Schule<br />

Neuer Stundenplan in Ghana.<br />

19 Partner im Süden<br />

Unser Ziel: Wertschöpfung in Afrika.<br />

21 Sammelrekord an Afro-Pfingsten<br />

Winterthur bricht Bestmarke on tour.<br />

22 Ihre Namen machen Mut<br />

Prominente BotschafterInnen im Boot.<br />

22 Kirchen greifen in den Topf<br />

Ihre Spenden machen mobil.<br />

23 Luxusradler fährt <strong>für</strong> Afrika<br />

Race Across America <strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong> Afrika».<br />

24 Soziale Allianz im Norden<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika»­Bewegung schweizweit.<br />

14 Das ist <strong>der</strong> Erdnussmann.<br />

Er fährt mit den gerösteten<br />

Nüssen täglich ein- bis zweimal<br />

<strong>auf</strong> den Markt. Michel Ducommun<br />

von «Velos <strong>für</strong> Afrika» hat<br />

ihn in Tansania kennen und<br />

schätzen gelernt. Was er sonst<br />

noch an Afrika liebt, sagt er hier.<br />

21 «Velos <strong>für</strong> Afrika on<br />

tour» bricht 2010 viele Rekorde:<br />

An Afro-Pfingsten in Winterthur<br />

wurden 368 Velos <strong>für</strong> den Export<br />

in den Süden gespendet. Ende<br />

März waren es in <strong>der</strong> Markthalle<br />

Langenthal 300. Wo und<br />

wann Sie nachlegen können,<br />

erfahren Sie hier und <strong>auf</strong><br />

www.velosfuerafrika.ch.<br />

Bitte Button «Velos spenden»<br />

beachten.


Spenden Sie Ihre Velos per Bahn<br />

Der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) mit den Bundesbahnen SBB, Privatbahnen, Bus und<br />

Schifffahrt för<strong>der</strong>t ab sofort auch das nachhaltige Mobilitäts-Projekt «Velos <strong>für</strong> Afrika».<br />

Marco Leuenberger und seine Tochter Rahel aus Herzogenbuchsee waren mit die ersten, die ihre<br />

Velos <strong>für</strong> Afrika kostenlos per Bahn nach Bern spedieren liessen. Eine Bil<strong>der</strong>buchgeschichte.<br />

Wenn Sie alte, ausgediente Velos<br />

<strong>für</strong> den nachhaltigen Gebrauch in<br />

Afrika spenden wollen, können Sie<br />

Ihre Drahtesel natürlich wie bis anhin<br />

bequem und direkt an einer <strong>der</strong><br />

schweizweit installierten Sammelstellen<br />

abgeben o<strong>der</strong> bei einem <strong>der</strong><br />

verschiedenen temporären Sammelevents<br />

von «Velos <strong>für</strong> Afrika»<br />

und Gump- & Drahtesel vorbeibringen.<br />

Liegt aber das eine wie an<strong>der</strong>e<br />

nicht gleich in <strong>der</strong> Nähe o<strong>der</strong><br />

am Weg, bietet sich ab sofort eine<br />

dritte Möglichkeit an, Ihre gute Tat<br />

umgehend umzusetzen. Die Kooperation<br />

von «Velos <strong>für</strong> Afrika» mit<br />

dem Verband öffentlicher Verkehr<br />

(VöV) machts möglich.<br />

Wichtig zu wissen: Wo, was, wie<br />

Wer sein altes Velo <strong>für</strong> Afrika <strong>auf</strong> einem bedienten Bahnhof in<br />

seiner Nähe <strong>auf</strong>geben will, kann das ab sofort kostenlos tun.<br />

Dabei bitten wir Sie, folgendes Vorgehen zu beachten:<br />

1. Die Transportgutscheine <strong>für</strong> Ihre Velos können nicht direkt<br />

am Bahnschalter, son<strong>der</strong>n nur per Mail an matthias.maurer@<br />

gump-drahtesel.ch o<strong>der</strong> über Telefon 031 979 70 70 beim<br />

Gump- & Drahtesel in Bern-Liebefeld bezogen werden. Wir<br />

bitten Sie, uns im Mail-Mitteilungsfeld zusätzlich anzugeben,<br />

wie viele Velos Sie von welchem Bahnhof aus spedieren wollen.<br />

Wir schicken Ihnen dann umgehend die nötigen Etiketten zu.<br />

2. Die mit <strong>der</strong> speziellen Transport-Etikette markierten Velos<br />

können in allen bedienten Bahnhöfen (mit Gepäck<strong>auf</strong>gabe)<br />

<strong>der</strong> Schweiz abgegeben werden. Eine Liste finden Sie <strong>auf</strong><br />

www.velosfuerafrika.ch als pdf zum Herunterladen.<br />

Marco und Rahel<br />

Leuenberger<br />

bringen zwei alte<br />

Velos mit Buchsis<br />

Bahnhofvorstand<br />

<strong>auf</strong> die Schiene<br />

nach Afrika.<br />

Fotos: Janosch Hugi<br />

11


Nils Planzer lässt<br />

seine Lastwagenflotte<br />

neu kostenlos<br />

<strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong><br />

Afrika» durch die<br />

Schweiz rollen.<br />

Ein flotter Einsatz<br />

mit Herz.<br />

12<br />

Planzers Flotte <strong>für</strong> Afrika <strong>auf</strong> Achse<br />

Die Planzer Transport AG unterstützt das nachhaltige Handeln von Gump- & Drahtesel / Velos<br />

<strong>für</strong> Afrika tatkräftig. Ihre Camions transportieren seit Frühling 2010 kostenlos gesammelte und/<br />

o<strong>der</strong> gespendete Velos von permanenten Sammelstellen und temporären Sammelevents<br />

schweizweit in die Verarbeitungswerkstätten und zu den «Velos <strong>für</strong> Afrika»-Partnerbetrieben.<br />

Ein Engagement mit Herz.<br />

«Diese Hilfe ist uns wichtig, weil<br />

‹Velos <strong>für</strong> Afrika› zahlreichen Menschen<br />

eine neue Perspektive bietet<br />

und <strong>auf</strong> unterschiedlichen Wirtschaftsstufen<br />

einen sinnvollen<br />

Mehrwert schafft: Mittellose Menschen<br />

in <strong>der</strong> dritten Welt erhalten<br />

wertvolle Mobilität, benachteiligte<br />

Personen in unserem Land finden<br />

eine passende Beschäftigung, und<br />

nicht zuletzt werden verbrauchte<br />

Güter aus allen Winkeln <strong>der</strong><br />

Schweiz umweltschonend in den<br />

Warenkreisl<strong>auf</strong> zurückgeführt»,<br />

begründet Nils Planzer, Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> Planzer Transport AG,<br />

das neuste soziale Engagement<br />

des Familienbetriebs: «Als verantwortungsbewusstes<br />

Unternehmen<br />

legen wir Wert dar<strong>auf</strong>, dass unsere<br />

sozialen Engagements einer breiten<br />

Anspruchsgruppe zugute kommen<br />

und dabei nicht nur einfach<br />

Geld fliesst.»<br />

Regional verankert<br />

Nils Planzers Onkel Max senior<br />

gründete 1936 ein Fuhrunternehmen<br />

in Dietikon. Seither haben<br />

Menschen mit Fleiss, Offenheit und<br />

Redlichkeit das Unternehmen geprägt.<br />

Heute arbeiten 3300 Mitarbeitende<br />

<strong>für</strong> den Schweizer<br />

Marktführer von Transport- und<br />

Lagerlogistik-Dienst leistungen. Die<br />

Ausrichtung <strong>auf</strong> Stabilität trägt wesentlich<br />

zum nachhaltigen Markterfolg<br />

bei. Die Firmen <strong>der</strong> Planzer-<br />

Holding sind schweizweit <strong>auf</strong> 47<br />

Standorte verteilt. Diese Regionalität<br />

garantiert Nähe zum Kunden<br />

und macht vieles einfacher. Ganz<br />

gleich, wo und wann ein Kunde das<br />

Netzwerk betritt: Es steht ihm überall<br />

ein breit gefächertes Logistik-<br />

Angebot zur Verfügung.<br />

Vom Versen<strong>der</strong><br />

zum Empfänger<br />

Planzer begleitet die Kundenware<br />

von <strong>der</strong> Herstellung bis zum Verk<strong>auf</strong>.<br />

Das Serviceangebot umfasst<br />

die Planung, die Ausführung und<br />

das Controlling von Transport, Lagerung<br />

und Handling. Mo<strong>der</strong>nste<br />

IT-Systeme tragen dem Anspruch<br />

an Effizienz, Convenience und<br />

Sicherheit Rechnung. Trotz <strong>der</strong><br />

aktuellen Grösse ist Planzer ein<br />

hun<strong>der</strong>prozentiges Familienunternehmen<br />

geblieben. Dank einfacher<br />

Hierarchien ist <strong>der</strong> Konzern<br />

übersichtlich organisiert und<br />

pflegt eine teamorientierte Loyalität.<br />

Entscheide werden im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Gesamtziele weitgehend direkt<br />

in den Tochtergesellschaften gefällt.<br />

Gut zur Umwelt<br />

Planzer trägt <strong>der</strong> Umwelt Sorge. So<br />

werden die Güter zu 60 Prozent <strong>auf</strong><br />

den CO2-neutralen Schienenverkehr<br />

verlagert, Ökodiesel eingesetzt<br />

und die Fahrer <strong>auf</strong> ökonomisches<br />

Fotos: Planzer<br />

Fahren geschult. Ein hoher Auslastungsgrad<br />

und strenge Sicherheitsvorkehrungen<br />

tragen ebenfalls<br />

zur Schonung <strong>der</strong> Umwelt bei.<br />

Mit mehr als 1100 eigenen Fahrzeugen<br />

und 360 Vertragsfahrern<br />

im Exklusiveinsatz bewegt Planzer<br />

jeden Tag 9000 t durch die Schweiz.<br />

Dabei gilt: heute abgeholt, morgen<br />

zugestellt. Dank <strong>der</strong> nachhaltigen<br />

Kombination von Schiene und<br />

Strasse bleibt die Lieferbereitschaft<br />

auch bei Stau, Schnee o<strong>der</strong> Nachtfahrverbot<br />

garantiert.<br />

Planzer ist per LKW, Zug o<strong>der</strong><br />

Luftfracht-Ersatzverkehr (AirCargo)<br />

auch im Ausland unterwegs.<br />

Meistens handelt es sich um<br />

Import- o<strong>der</strong> Exportfahrten über<br />

mehrere Stationen. Dabei wird<br />

immer die effizienteste Transportkombination<br />

gesucht.<br />

Ausgeklügelte<br />

Lagerlogistik<br />

Mit über 800 Spezialisten, 700 000<br />

m 2 Lagerfläche, neun Hochregallagern,<br />

zwei Speziallagern und<br />

einer starken IT stellt die Planzer-<br />

Lagerlogistik die Güter pünktlich<br />

und fertig ausgerüstet am gewünschten<br />

Ort bereit. Standort,<br />

Lagertyp und Know-how werden<br />

<strong>auf</strong> die Kundenbedürfnisse abgestimmt.<br />

Für die Konfektionierung<br />

und das Co-Packing steht ein vielfältiger<br />

Maschinenpark im Einsatz.<br />

Über eine kluge IT-Lösung<br />

können die Kunden den Warenbestand<br />

online bewirtschaften.<br />

Imposante<br />

Spezial transporte<br />

Von überlang bis extra-schwer, von<br />

hier bis ins hinterste Tal: Dank<br />

Son<strong>der</strong>fahrzeugen und speziell geschulter<br />

Ch<strong>auf</strong>feure ist je<strong>der</strong> Transportwunsch<br />

möglich. Eine weitere<br />

Spezialität ist <strong>der</strong> 2-Personen-<br />

Lieferservice: Von neun Standorten<br />

aus werden Privat- und Geschäftsumzüge<br />

sowie Neumöbeltransporte<br />

durchgeführt.


Ihre Spende<br />

macht im Süden<br />

mehr möglich<br />

Mit 50 Franken nach Afrika.<br />

Schenken Sie Ihrem alten, ausgedienten<br />

Velo ein zweites Leben als Transportmittel<br />

in Afrika. O<strong>der</strong> sorgen Sie mit Ihrer Geldspende<br />

<strong>für</strong> die nötigen Mittel zum Export<br />

von Fahrrä<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>er in den Süden.<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» arbeitet schweizweit<br />

eng mit lizenzierten sozialen Institutionen,<br />

Werkstätten, gemeinnützigen Vereinen,<br />

Firmen und Gemeinden zusammen. Die<br />

einen sammeln Velos, an<strong>der</strong>e bereiten<br />

sie zusätzlich <strong>für</strong> den Export in den Süden<br />

<strong>auf</strong> o<strong>der</strong> demontieren Ersatzteile.<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» konzentriert sich im<br />

Süden <strong>auf</strong> langfristige Partnerschaften<br />

mit gemeinnützigen Organisationen<br />

und privaten Initiativen. Diese bauen<br />

lokale Velokreisläufe <strong>auf</strong> und betreiben<br />

Velo- und Ausbildungsstätten.<br />

Mit Ihrem alten Drahtesel o<strong>der</strong> einer<br />

Investition von mindestens 50 Franken<br />

<strong>auf</strong> PC 30-7391-3 von Velos <strong>für</strong> Afrika <strong>der</strong><br />

Stiftung <strong>für</strong> soziale Innovation machen<br />

Sie Menschen im Süden mobil. Sie machen<br />

Ihnen Mut. Sie bauen Werkstätten und<br />

Netzwerke mit <strong>auf</strong>.<br />

Wie Sie praktisch und bequem alte Velos<br />

spenden können, lesen Sie <strong>auf</strong> den<br />

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14<br />

«Partnerschaft <strong>auf</strong> Augenhöhe»<br />

Michel Ducommun ist kein Downhillbiker. Er fährt Velo im Alltag. So ist er nach einem dreijährigen<br />

Einsatz in Tansania mit Partnerin Flurina Derungs quer durch Afrika und später solo<br />

von Portugal heim nach Solothurn pedalt. Und das, obwohl er in seinen jungen Jahren als<br />

Buechibärger Töfflibueb Motoren frisiert hat. Seit ein paar Monaten arbeitet <strong>der</strong> studierte<br />

Sozialwissenschaftler und praktizierende Fachmann <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit in den<br />

Recycling-Werkstätten Gump- & Drahtesel. Er betreut als Projektleiter «Velos <strong>für</strong> Afrika» die<br />

Kooperationen im Süden. Er baut in Burkina Faso, Ghana o<strong>der</strong> Tansania neue Velowerk stätten<br />

und lokale Produktionskreisläufe mit <strong>auf</strong>.<br />

Michel Ducommun spricht Swahili. Neulich<br />

kam ihm das auch in Bern zugut. Vor einem<br />

Konzert <strong>der</strong> weltweit angesagten Band aus<br />

Kongo. Staff Benda Bilili. Brillante Musiker. Auf<br />

<strong>der</strong> Bühne sitzen sie alle in Rollstühlen. Im Alltag<br />

in Kinshasa sind sie <strong>auf</strong> dreirädrigen Velo-<br />

Voiturettes o<strong>der</strong> Töff-Tricycles unterwegs. In<br />

Swahili kam er mit den körperbehin<strong>der</strong>ten<br />

Musikern direkt ins Gespräch. Die versammelten<br />

Kulturjournalisten mussten sich mit englischen<br />

Statements des Bandmanagers begnügen.<br />

Michel versteht auch, wie und warum man<br />

dem ältes ten Musiker <strong>der</strong> Gruppe beim Rotwein<br />

die Ehre erweisen muss.<br />

Einsatz in Tansania<br />

Michel Ducommun hat die Sprache und manche<br />

Sitte Ostafrikas in Tansania gelernt. Dort arbeitete<br />

er <strong>für</strong> ein Projekt von Terre des Hommes<br />

Schweiz mit Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen. In <strong>der</strong><br />

selbstorganisierten Waisenorganisation VSI, <strong>auf</strong><br />

Swahili: Vijana Simama Imara – Jugend, die<br />

standhält. Heute sind in Nshamba, im äussersten<br />

Nordwesten Tansanias, über 4500 Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche in 17 Dorfeinheiten vereint.<br />

Innerhalb dieser Dorfgemeinschaften gibt es jeweils<br />

Gruppen von drei bis sechs Jugendlichen,<br />

die sich ihr Einkommen mit kleinen Projekten<br />

selbst verdienen: zum Beispiel Gemüseanbau,<br />

Fischverk<strong>auf</strong>, das Halten von Hühnern und <strong>der</strong><br />

Verk<strong>auf</strong> von Eiern. In regelmässigen Meetings<br />

organisieren die Jugendlichen ihre eigenen<br />

Aktivitäten. Zusätzlich führen sie <strong>für</strong> alte,<br />

kranke Menschen Arbeiten aus, holen Wasser,<br />

sammeln Brennholz, kochen. Die Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugend lichen erhalten da<strong>für</strong> einen monatlichen<br />

Beitrag, <strong>der</strong> zu ihrer Verfügung steht und teilweise<br />

in die Kasse <strong>der</strong> Dorfgemeinschaften geht.<br />

«Diese Partizipation, nicht nur als Teilnahme<br />

an einem Training verstanden, son<strong>der</strong>n<br />

als Ansatz <strong>der</strong> Selbstorganisation und Selbstentscheidung,<br />

ermöglicht den Waisen, innerhalb<br />

ihrer Lebenswelt im Dorf ihr soziales Netzwerk<br />

<strong>auf</strong>zubauen und durch die gegenseitige Unterstützung<br />

schwierige Situationen im Leben<br />

meis tern zu können», sagt Ducommun. Er<br />

engagierte sich im Auftrag von Interteam 2½<br />

Jahre in diesem Projekt. Seine Lebenspartnerin<br />

Flurina Derungs, heute Gleichstellungsbe<strong>auf</strong>tragte<br />

des Kantons Luzern, arbeitete gleichzeitig<br />

<strong>für</strong> WOSCA, die Women Savings and Credit<br />

Association. Diese Organisation setzt sich <strong>für</strong> die<br />

Ermächtigung von Frauen im Nordwesten von<br />

Tansania ein. Mikrofinanzierung, häusliche<br />

Gewalt und Landwirtschaft sind die Schwerpunktbereiche.<br />

Michel Ducommun konnte in dieser Zeit<br />

viele seiner alten Leidenschaften ausleben. Auf<br />

einer alten brasilianischen Akustikgitarre hat er<br />

nach Jahren <strong>der</strong> Abstinenz wie<strong>der</strong> zu spielen begonnen,<br />

heute übt er regelmässig den Blues <strong>auf</strong><br />

<strong>der</strong> Stromgitarre. O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fussball. In Bern ist<br />

er im Besitz einer Saisonkarte von YB. Er besucht<br />

auch immer öfters die Erstliga-Spiele des<br />

FC Breitenrain. Weil er da näher am Spielfeld<br />

sitzt. Und weil die Frau an <strong>der</strong> Theke rät, doch<br />

ein grosses Bier zu nehmen, das koste nur einen<br />

Franken mehr, biete aber 2,5 Dezi mehr Bier.<br />

Während des Studiums <strong>der</strong> Sozialarbeit<br />

und Sozialpolitik, Zeitgeschichte und Umweltwissenschaften<br />

an <strong>der</strong> Uni Fribourg gründete er<br />

die alternative Plausch-Fussballmeisterschaft La<br />

Liga mit. In Tansania ist er stundenlang <strong>für</strong> ein<br />

Spiel <strong>der</strong> Afrikanischen Champions League angestanden:<br />

«Bis schwerbewaffnete Polizisten erst<br />

kurz vor Spielbeginn die Tickets an die Kassen<br />

gebracht haben, aus Angst vor Raubkopien.»<br />

In Tansania werde überall und unter allen<br />

Umständen gekickt. Im hohen Gras, zwischen<br />

Kühen, <strong>auf</strong> hügeligem Terrain, egal! Kein<br />

Wun<strong>der</strong> also auch, dass Michel Ducommun<br />

während <strong>der</strong> Fussball-WM in Deutschland 2006<br />

in Nshamba mit einer Handvoll Jugendlicher<br />

ein erstes VSI-Turnier von den Gruppenspielen<br />

bis zum Endspiel <strong>auf</strong>gezogen und damit<br />

Hun<strong>der</strong>te von Mitspielern und Tausende von Zuschauerinnen<br />

und Zuschauern bewegt und begeistert<br />

hat. Michel hatte zuvor Schweizer Clubs<br />

um ihren Support gebeten. Im Final standen<br />

sich die beiden Mannschaften in gesponserten<br />

Leibchen des FC Schaffhausen und des FC Basel<br />

gegenüber. «Schaffhauser Nachrichten» gegen<br />

Novartis. Seine Sammlung digitaler Fotos hält<br />

das Erlebnis bis heute wach.<br />

Der Erdnussmann<br />

Michel strahlt beim Durchclicken. Auch bei den<br />

Bil<strong>der</strong>n, die vom Ausleben seiner Velo-Leidenschaft<br />

zeugen. Er zeigt <strong>auf</strong> ein Bild eines alten<br />

Mannes mit einem ebenso alten Velo. «Das ist <strong>der</strong><br />

Erdnussmann. Mein liebstes Velobild aus<br />

Nshamba. Der Mann heisst Mzee Amada, ist weit<br />

über achtzig, wohnt alleine in einer kleinen Hütte<br />

inmitten <strong>der</strong> Bananenplantagen in einem Dorf<br />

in <strong>der</strong> Nähe von Nshamba», erzählt Michel: «Jeden<br />

Morgen röstet er die Erdnüsse zu Hause und<br />

macht sich dann mit dem Velo <strong>auf</strong> den Weg. Er<br />

verk<strong>auf</strong>t die Erdnüsse <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Strasse – direkt ab<br />

Velo sozusagen. Mit einem Löffeli wird Mass genommen.<br />

Ein Löffeli kostet so um die zwei bis drei<br />

Rappen. Bestellen kann man so: Ninaomba kwa<br />

shillingi mia moja...das heisst, dass ich gern <strong>für</strong><br />

100 Schillinge Nüsse haben möchte. Er nimmt<br />

dann den Löffel, greift 10-mal in die blaue Box.<br />

Wo die Erdnüsschen frisch und immer noch<br />

warm gelagert sind. Er verpackt sie <strong>auf</strong> Wunsch<br />

in ein kleines Säcklein o<strong>der</strong> legt sie direkt in die<br />

Hand <strong>der</strong> Käufer. Am Nachmittag geht er wie<strong>der</strong><br />

nach Hause und röstet neue. Am Abend, wenn viel<br />

los ist in Nshamba, kommt er wie<strong>der</strong> <strong>für</strong> den<br />

Verk<strong>auf</strong>. Sein wichtigster Tag ist natürlich <strong>der</strong><br />

Samstag, da ist Markttag in Nshamba.»<br />

An<strong>der</strong>e Fotos zeigen Michel selbst <strong>auf</strong> dem<br />

Velo. Nach Abschluss des Engagements in Tansania<br />

ist er mit Freundin Flurina und den Velos<br />

vor dem Haus, in dem sie gelebt haben, zur<br />

Heimfahrt gestartet. Zusammen mit Flurina via


Uganda, Ruanda, Burundi, Malawi, Sambia<br />

und Namibia bis nach Kapstadt. «Dort nahm<br />

Flurina das Flugzeug nach Hause, weil sie anschliessend<br />

nochmals <strong>für</strong> einen Einsatz nach<br />

Kampala, Uganda, musste. Ich hatte Zeit und<br />

wollte trotz bevorstehenden Wintermonaten unbedingt<br />

mit dem Velo durch jene Län<strong>der</strong> und<br />

Gebiete zurück, die ich früher schon besucht<br />

habe und die mir viel bedeuten. Das het eifach<br />

müesse sy.» Michel flog nach Portugal, stieg<br />

wie<strong>der</strong> <strong>auf</strong>s Velo und radelte über Lissabon und<br />

Barcelona durch Spanien und Frankreich in ein<br />

paar Wochen bis Weihnachten nach Solothurn,<br />

wo er vor seiner Abreise nach Tansania kurz bei<br />

einem Kollegen gewohnt hatte.<br />

Grossevents<br />

<strong>für</strong> Euroschools<br />

Zurück in <strong>der</strong> Schweiz heuerte er bei Euroschools,<br />

dem offiziellen Schul- und Jugendprojekt<br />

<strong>der</strong> Euro 08 an. Er organisierte u. a. als<br />

Projektleiter grosse Fair-Play-Fussballturniere<br />

mit kleinen Goals und Spielfel<strong>der</strong>n <strong>für</strong> Jugendliche<br />

aus ganz Europa und <strong>der</strong> Schweiz. Im<br />

April 2009 kehrte er als Coach in den Gump- &<br />

Fotos: Janosch Hugi / Michel Ducommun<br />

Michel Ducommun: leidenschaftlicher Velofahrer und «Velos <strong>für</strong> Afrika»-Projektleiter Süd.<br />

Drahtesel Bern-Liebefeld zurück. Hier hatte er<br />

nach dem Studium 2002 schon mal Zivildienst<br />

geleistet. In <strong>der</strong> Velowerkstatt, um endlich<br />

wie<strong>der</strong> einmal mit den Händen arbeiten zu<br />

können, wie er sagt, und in <strong>der</strong> damals im kleinen<br />

initiierte Bewerbungswerkstatt, weil dort<br />

seine Ressourcen gefragt waren – und heute<br />

wie<strong>der</strong> gefragt sind: Vor wenigen Monaten wechselte<br />

Michel Ducommun im Gump- & Drahtesel<br />

vom Coaching-Team als Projektleiter Süd<br />

zu «Velos <strong>für</strong> Afrika». Bald wird er sein Nachdiplomstudium<br />

<strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

an <strong>der</strong> ETH abschliessen.<br />

Zauber <strong>der</strong> Geschichten<br />

Wie<strong>der</strong> bündeln sich seine grössten Leidenschaften<br />

in einem neuen Engagement. Seine<br />

Affinität zu Afrika. Sein Faible <strong>für</strong> die Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Seine Liebe zum Velo.<br />

Seine Lust <strong>auf</strong> Arbeit mit Menschen, «die unter<br />

irgendwelchen Umständen an Orten und in Bedingungen<br />

<strong>auf</strong>wachsen, wo das Leben kompliziert<br />

ist.» Michel fasziniert an Afrika «dieses<br />

unbeschreibliche Gewusel, das Lebendige, ein<br />

Zauber, <strong>der</strong> uns hier im Norden längst abhan-<br />

den gekommen ist, <strong>der</strong> aber sehr wohl auch zu<br />

uns gehören würde.» Hat ihn Afrika nicht überfor<strong>der</strong>t?<br />

«Nur bis ich wusste, wie es funktioniert.<br />

Bis ich mich in diesem Gewusel zurechtfand.<br />

Bis man weiss, dass <strong>der</strong> Händler mit den Rüebli<br />

<strong>auf</strong> dem Markt einem vor allem eine Geschichte<br />

<strong>auf</strong>tischt. Wer die bessere Geschichte<br />

bieten kann, löst den besten Preis. Und du musst<br />

beim Eink<strong>auf</strong>en mit deiner Geschichte dagegenhalten.<br />

Je<strong>der</strong> weiss, dass die Geschichten so nicht<br />

stimmen können, aber wer sie als Lügen wahrnimmt,<br />

hat schon verloren.» Es sei wirklich eine<br />

Art Zauber: «Du weisst nie, ob das, was ist, wirklich<br />

so ist o<strong>der</strong> so wird. Bei uns sind die meisten<br />

Dinge geregelt und fix, beim Eink<strong>auf</strong>en ist alles<br />

angeschrieben, im Umgang vieles festgeschrieben.<br />

Das ist die Entzauberung <strong>der</strong> Welt. Natürlich<br />

finde ich mich darin gut zurecht. In Afrika<br />

lebt <strong>für</strong> mich all das Unbestimmte, dieser<br />

Zauber, wie<strong>der</strong> <strong>auf</strong>. Als ich letzten September <strong>für</strong><br />

einen mehrwöchigen Besuch in Tansania aus<br />

dem Flugzeug stieg, wusste ich, wie mir dieser<br />

Zauber gefehlt hat.»<br />

Arbeit <strong>auf</strong> Augenhöhe<br />

Dass wir im Norden eine Verantwortung gegenüber<br />

Afrika haben, ist ihm zu moralisch. Eine<br />

Zusammenarbeit <strong>auf</strong> Augenhöhe sei in <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

unabdingbar. «Wir<br />

müssen den gemeinsamen Weg fair und ehrlich<br />

aushandeln. Partnerschaft ist nicht nur Schulterklopfen,<br />

nicht nur Geben. Man muss in <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit auch for<strong>der</strong>n, nur so kann<br />

man sich gegenseitig ernst nehmen. Solche<br />

Partnerschaften sind <strong>für</strong> uns und <strong>für</strong> Afrika<br />

wichtig und möglich.» Vor allem wenn sie den<br />

lokalen Bedarf mehr gewichten als den Nutzen<br />

<strong>für</strong> den globalen Export. «Hier kann ‹Velos <strong>für</strong><br />

Afrika› wirklich einen grossen Beitrag leisten.<br />

Das Rohmaterial kommt mehrheitlich aus dem<br />

Norden, weil es hier bei uns einen Markt hat,<br />

<strong>der</strong> es weggibt. Vor Ort gibt es einen grossen Bedarf<br />

nach diesem Rohmaterial, nach Erwerbsarbeit,<br />

Möglichkeiten zum regionalen und lokalen<br />

Handel in Kleinstrukturen mit Kapazitäten<br />

zur Verarbeitung, zum Verk<strong>auf</strong>. Es ist spannend,<br />

diese Systeme lesen, verstehen und mitgestalten<br />

zu können. Das Velo eignet sich bestens dazu,<br />

diese kleinen lokalen Kreisläufe nachhaltig weiterzuentwickeln.»<br />

Man könne nie davon ausgehen,<br />

alles an Afrika zu verstehen. Er glaube aber,<br />

mit den Erfahrungen <strong>der</strong> letzten Jahre «einen<br />

Zugang, ein Gespür <strong>für</strong> das Handeln von<br />

Menschen zu haben, die ich dort kenne. Ich<br />

kann auch in an<strong>der</strong>en Situationen erahnen,<br />

dass es so o<strong>der</strong> so ist.» Und Michel Ducommun<br />

kann Swahili. Beat Hugi<br />

15


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14-10


Velos <strong>für</strong> Afrika <strong>auf</strong> dem Stundenplan<br />

Kurt Wüthrich und Maurice Brunner sind zufrieden. Die beiden Mitarbeiter <strong>der</strong> Berner Fachhochschule<br />

Architektur, Bau und Holz BFH betreuen von Biel aus im Auftrag einer Schweizer<br />

Stiftung das Fitnessprogramm <strong>der</strong> St. Paul Technical School SPATS in Kukurantumi, Ghana.<br />

In diesem Projekt aktiv dabei ist «Velos Afrika». Die im Sommer 2009 in Kukurantiumi eingerichteten<br />

Velowerkstätten dienen ab sofort nicht nur wie geplant <strong>der</strong> Weiterbildung ehemaliger<br />

SPATS-Absolventen: Das Fach Velomechanik ist jetzt schon Teil <strong>der</strong> Fachausbildung <strong>der</strong> Schule.<br />

Verk<strong>auf</strong>, Vertrieb und Marketing stehen zudem aktuell <strong>auf</strong> dem Stundenplan von drei Lehrern<br />

aus Kukurantumi, die sich im Juli 2010 <strong>für</strong> fünf Wochen in den Gump- & Drahtesel-Werkstätten<br />

Bern-Liebefeld weiterbilden.<br />

Maurice Brunner kehrte kurz nach<br />

Ostern mit beruhigenden Botschaften<br />

aus Ghana zurück: «An<br />

<strong>der</strong> Techniker-Schule SPATS läuft<br />

alles nach Plan. Sie haben die gemeinsam<br />

gesteckten Ziele erreicht.<br />

Der Ausbildungsbetrieb in <strong>der</strong> Velowerkstatt<br />

läuft rund. Die ersten 350<br />

Velos aus Bern wurden bis <strong>auf</strong><br />

wenige verk<strong>auf</strong>t. Die Verk<strong>auf</strong>spreise<br />

von etwa 45 Cedi, das sind<br />

rund 40 Franken, wurden lei<strong>der</strong><br />

noch zu tief angesetzt. Die Velos<br />

wurden vor allem an Leute aus <strong>der</strong><br />

Umgebung und an die Studenten<br />

<strong>der</strong> Schule abgegeben. Daran wird<br />

gearbeitet. Die Probleme sind erkannt.<br />

Die Leute sind hochmotiviert.<br />

Die Grundausbildung <strong>der</strong><br />

Lehrkräfte ist abgeschlossen.»<br />

Besuch aus Biel<br />

Maurice Brunner ist in Kumasi,<br />

Ghana, geboren. Seine Mutter ist<br />

Ghanaerin, sein Vater war Schweizer.<br />

Er ist früh gestorben. Maurice<br />

hat in <strong>der</strong> Schweiz studiert. Er reist<br />

als Schweizer SPATS-Projektleiter<br />

alternierend mit seinem Kollegen<br />

Kurt Wüthrich mehrmals pro Jahr<br />

nach Kukurantumi. Brunner ist<br />

heute Dozent <strong>für</strong> Baustatik an <strong>der</strong><br />

Berner Fachhochschule <strong>für</strong> Architektur,<br />

Bau und Holz BFH. Holzingenieur<br />

Kurt Wüthrich betreut in<br />

<strong>der</strong> BFH Projekte <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Die beiden<br />

beraten seit zwei Jahren im Auftrag<br />

einer Schweizer Stiftung die Leitung<br />

<strong>der</strong> St. Paul Technical School<br />

SPATS bei <strong>der</strong> Optimierung ihrer<br />

Ressourcen und Angebote. Erklärtes<br />

Ziel aller Beteiligten im<br />

Süden wie im Norden ist es, mit<br />

Zusatzangeboten in den Bereichen<br />

Weiterbildung, Dienstleistungen<br />

und Produktentwicklung neue<br />

Einnahmen <strong>für</strong> die Schule zu generieren.<br />

Zu diesem Zweck wurde auch<br />

das Projekt einer Velowerkstatt mit<br />

Ausbildung, Verk<strong>auf</strong> und Vertrieb<br />

in die Jahrespläne 2009 und 2010<br />

<strong>auf</strong>genommen. Im Sommer 2009<br />

lieferte «Velos <strong>für</strong> Afrika» einen<br />

ersten Container mit rund 350<br />

Schweizer Recycling-Velos und<br />

Einrichtungsgegenständen <strong>für</strong> die<br />

Arbeitsplätze nach Ghana. Beim<br />

Ausladen waren Matthias Maurer<br />

und Kaspar Gyger von Gump- &<br />

Drahtesel schon vor Ort. Sie bildeten<br />

anschliessend in einem ersten<br />

Workshop den Leiter des<br />

Mechanik-Bereichs und sechs seiner<br />

Lehrer in Velomechanik aus.<br />

Ein Energieeffort mit unerwarteten<br />

Folgen, wie Brunner bei<br />

seinem Besuch im Frühling mit<br />

Verblüffung mitbekam: «Noch im<br />

Herbst haben frühere Absolventen<br />

<strong>der</strong> Schule Velomechanik-Workshops<br />

als Weiterbildung besucht.<br />

Der Betrieb ist gut und stabil angel<strong>auf</strong>en.»<br />

Man habe ja <strong>für</strong> die l<strong>auf</strong>ende<br />

Periode genau solche Weiterbildungsmodule<br />

initiieren wollen,<br />

kaum aber schon an eine feste<br />

Inte gration <strong>der</strong> Velomechanik in<br />

die Grundausbildung <strong>der</strong> Schule<br />

zu denken gewagt. «Zu meinem<br />

Erstaunen steht die Velomechanik<br />

aber heute schon zum Schluss <strong>der</strong><br />

regulären Ausbildung <strong>für</strong> die Studenten<br />

<strong>der</strong> SPATS <strong>auf</strong> dem festen<br />

Stundenplan. Wir haben also ein<br />

eher mittelfristiges Ziel kurzfristig<br />

erreicht. Das zeigt die grosse Akzeptanz,<br />

die <strong>der</strong> Bereich Velomechanik<br />

in kurzer Zeit erreicht hat.»<br />

Das sei denn auch die beste<br />

Basis, früher und intensiver als<br />

vorge sehen die Entwicklung in <strong>der</strong><br />

Produktion von neuen Produkten<br />

<strong>auf</strong> Velobasis voranzutreiben, ist<br />

Kurt Wüthrich überzeugt.<br />

Wettbewerb<br />

und Voiturettes<br />

Wüthrich hatte SPATS kurz vor<br />

Weihnachten besucht. Schon damals<br />

ist im Lehrkörper darüber<br />

diskutiert worden, welche Spezialprodukte<br />

man <strong>der</strong>einst in den<br />

Werkstätten entwickeln und produzieren<br />

könnte: «Die Schule hat<br />

dazu einen Wettbewerb lanciert.<br />

Lehrer, Assistenten und Studenten<br />

können <strong>auf</strong> Papier Konzepte und<br />

Vorschläge einreichen. Eine Jury<br />

entscheidet, welche Projekte weiterverfolgt<br />

und als Prototypen gebaut<br />

werden sollen. Drei Projekte<br />

sollen dann realisiert werden.»<br />

Gleichzeitig wird auch die <strong>für</strong><br />

2011 geplante Produktion von Voiturettes,<br />

den dreirädrigen Velofahrzeugen<br />

<strong>für</strong> körperlich Behin<strong>der</strong>te,<br />

konkretisiert. Erste Prototypen, die<br />

Gump- & Drahtesel speziell <strong>für</strong> die<br />

Produktion im Süden entwickelt<br />

hat, stehen <strong>für</strong> den Export bereit.<br />

Dazu gibts Konstruktionspläne und<br />

spezielle Schweisslehren. Mit <strong>der</strong>en<br />

Hilfe werden die alten Velorahmen<br />

präzise zu neuen Voiturettes verbaut.<br />

Kurt Wüthrich: «Die Leute in<br />

Kuku rantumi freuen sich <strong>auf</strong> die<br />

neue Herausfor<strong>der</strong>ung. Sie sollen<br />

und wollen die neuen Fahrzeuge<br />

nach den individuellen Bedürfnissen<br />

potenzieller Nutzerinnen und<br />

Oben im Bild<br />

das Bieler Duo<br />

Brunner/Wüthrich,<br />

unten das Workshop-Team<br />

2009<br />

in Ghana. Mit dem<br />

Gump-& Drahtesel-Duo<br />

Maurer/<br />

Gyger.<br />

17


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zum Glück sehr gross. Sie denken<br />

auch an die Neukonstruktion von<br />

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Veloflicken und Velover k<strong>auf</strong>en ist<br />

<strong>für</strong> Lehrer nach einer gewissen<br />

Zeit keine Herausfor<strong>der</strong>ung mehr.»<br />

Wirtschaftlich<br />

nachhaltig<br />

Gerade im betriebswirtschaftlichen<br />

Bereich liegen aber viel Entwicklungspotenzial<br />

und Hoffnung.<br />

Geht es doch darum, die Velos zu<br />

<strong>der</strong>art kalkulierten Preisen zu verk<strong>auf</strong>en,<br />

dass nicht nur <strong>der</strong> K<strong>auf</strong><br />

von neuen Velos möglich wird,<br />

son<strong>der</strong>n auch ein guter Batzen in<br />

die Kassen <strong>der</strong> Schule fliesst. Mit<br />

dem Geld sollen in Zukunft neue<br />

Projekte lanciert und alte Maschinen<br />

und Werkzeuge ersetzt werden.<br />

So werden sich die drei<br />

Lehrer <strong>der</strong> SPATS, die jetzt im Juli<br />

zur Fortbildung im Gump- &<br />

Draht esel arbeiten, auch intensiv<br />

mit Budgets, Kennzahlen, Marktanalysen<br />

und dem Festlegen von<br />

sinnvollen Verk<strong>auf</strong>spreisen beschäftigen<br />

müssen. Kurt Wüthrich:<br />

«Das war <strong>für</strong> die Lehrer bisher nie<br />

ein Thema. Sie haben unterrichtet<br />

und sich nicht um Produktionsmöglichkeiten<br />

und das Erwirtschaften<br />

<strong>der</strong> Finanzmittel kümmern<br />

müssen. Im letzten Sommer<br />

ging es erst einmal darum, das<br />

technische Know-how zu vermitteln<br />

und die Velomechanik als<br />

solches in den Griff zu kriegen.<br />

O<strong>der</strong> mehr noch: die Leute vom<br />

Velo zu begeistern. Das ist uns gut<br />

gelungen. Jetzt sind die Tücken<br />

und Regeln von Verk<strong>auf</strong> und Vertrieb<br />

an <strong>der</strong> Reihe.»<br />

Darin sind sich die Berater<br />

aus dem Norden und die Schulleitung<br />

im Süden einig. Klar, dass<br />

die 350 ersten Velos etwas zu schnell<br />

zu Einheitspreisen unters Volk gebracht<br />

wurden. Geprüft wird jetzt<br />

auch die Eröffnung eines SPATS-<br />

Veloladens mit geregelten Öffnungszeiten.<br />

Vorbild dazu könnte<br />

<strong>der</strong> Drahtesel-Laden von Gump- &<br />

Drahtesel im Liebefeld sein. In<br />

Ghana durften nämlich die rund<br />

350 Velos aus Bern einzig und<br />

allein vom Chef <strong>der</strong> Mechanikerabteilung<br />

verk<strong>auf</strong>t werden. Gab er<br />

Schule o<strong>der</strong> war sonst unterwegs,<br />

mussten potenzielle Käufer unverrichteter<br />

Dinge wie<strong>der</strong> ab ziehen.<br />

Der zweite Container mit<br />

Velos <strong>für</strong> Afrika ist übrigens bei<br />

Redaktionsschluss dieses gump!<br />

schon in Tema, dem Hafen von<br />

Accra in Ghana eingetroffen. Er<br />

wird dann <strong>auf</strong> dem Landweg nach<br />

Kukurantumi gefahren.<br />

Start mit Start ups<br />

«Gut möglich, dass ein Teil dieser<br />

Velos als Start-up-Paket an neu<br />

ausgebildete Veloagenten <strong>der</strong><br />

SPATS in Kommission gegeben<br />

werden», sagt Maurice Brunner.<br />

Denn darüber hätten sie sich im<br />

Frühjahr ebenfalls intensiv unterhalten:<br />

«Geplant sind erste Velomechanikkurse<br />

<strong>für</strong> interessierte<br />

Auswärtige, die dann die Velos in<br />

ihrer Region verk<strong>auf</strong>en und in<br />

einer eigenen kleinen Velowerkstatt<br />

<strong>für</strong> den Unterhalt <strong>der</strong> verk<strong>auf</strong>ten<br />

Velos sorgen.» Diesen Partnern<br />

soll als Startkapital eine Handvoll<br />

Velos anvertraut und ein Satz<br />

Werkzeuge zu einem Spezialpreis<br />

mitgegeben werden. Brunner: «Es<br />

ist in Ghana üblich, dass die Händler<br />

Waren in Kommission nehmen<br />

und erst nach dem Verk<strong>auf</strong> bezahlen.<br />

Dass dabei <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e abtaucht, gehört zum Geschäft.»<br />

Wobei die meisten <strong>der</strong><br />

potenziellen Partner ja seit längerem<br />

schon mit <strong>der</strong> SPATS in<br />

Kontakt stünden, ergänzt Kurt<br />

Wüthrich, «und damit auch ein<br />

gewisses Vertrauensverhältnis vorhanden<br />

ist.» Beat Hugi<br />

Wertschöpfung<br />

im Süden<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» konzentriert sich im Süden<br />

wie im Norden <strong>auf</strong> langfristige Partnerschaften<br />

mit gemeinnützigen Organisationen und<br />

privaten Initiativen. Diese bauen lokale<br />

Velokreisläufe <strong>auf</strong> und betreiben Velo- und<br />

Ausbildungsstätten. Hier weitere Beispiele:<br />

> Gebana afrique arbeitet in<br />

Burkina Faso mit Bauerngenossenschaften<br />

zusammen. Die Kleinbauern<br />

bauen unter an<strong>der</strong>em<br />

Mango und Cashew-Nüsse an. Als<br />

Teil <strong>der</strong> Fairtrade-Prämie beliefert<br />

sie Gebana aus <strong>der</strong> Schweiz mit<br />

Recycling-Velos von Gump- &<br />

Drahtesel und «Velos <strong>für</strong> Afrika».<br />

> Die Eritrean National War<br />

Disabled Veterans Associa tion<br />

ENWDVA – eine Kriegsversehrten-Vereinigung<br />

in Eritrea –<br />

wird vom Hilfswerk <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Kirchen Schweiz HEKS und<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» mit Velos und<br />

Ersatzteilen beliefert. Sie machen<br />

damit nicht nur Menschen mobil,<br />

son<strong>der</strong>n helfen auch mit, in Eritrea<br />

ein funktionierendes Velohandelsnetz<br />

<strong>auf</strong>zubauen. Es sichert Arbeit<br />

und Verdienst.<br />

> Das Youth Ahead Zimbabwe<br />

YAZ-Jugend-Projekt in Kuwadzana,<br />

einem Township bei Harare,<br />

<strong>der</strong> Hauptstadt von Zimbabwe<br />

bildet arbeitslose junge<br />

Menschen im Alter von 16 bis 30<br />

Jahren handwerklich aus. Fepa, ein<br />

Schweizer Fonds <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

in Afrika, und<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» beliefern YAZ mit<br />

Velos und Ersatzteilen aus <strong>der</strong><br />

Schweiz. Geplant ist auch <strong>der</strong> Aufbau<br />

einer Velowerkstatt mit Ausbildungsplätzen<br />

<strong>für</strong> die Jugendlichen.<br />

> «Etre comme les autres/<br />

ECLA» ist eine Nichtregierungsorganisation<br />

im Norden von<br />

Burkina Faso. ECLA unterstützt<br />

Behin<strong>der</strong>te, Arbeitslose und Strassenkin<strong>der</strong><br />

durch Hilfe zur Selbsthilfe.<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» arbeitet<br />

seit Projektstart mit ECLA zusammen.<br />

Die beiden Organisationen<br />

erhielten <strong>für</strong> ihre Kooperation und<br />

ihr Engagement im Süden wie im<br />

Norden 2002 den renommierten<br />

«Nord/Süd-Preis» <strong>der</strong> Bethlehem-<br />

Mission und des Romerohauses<br />

Luzern.<br />

19


20<br />

Dieses Kultstück kriegt nicht je<strong>der</strong><br />

Dieser Bogen war eigentlich <strong>für</strong> ultramo<strong>der</strong>ne Felgen robuster Rä<strong>der</strong> von Downhill-Bikes<br />

gedacht. Ein Produktionsfehler mit Bruchgefahr machte es zum kostbaren Recyclingmaterial.<br />

Produzent DT Swiss liess die Felgen aber nicht einschmelzen. Die Recycling-Werkstätte<br />

von Gump- & Drahtesel durfte daraus diesen einzigartigen Klei<strong>der</strong>bügel in limitierter Auflage<br />

entwickeln. Der Reinerlös fliesst in die Kassen von «Velos <strong>für</strong> Afrika».<br />

> Der Klei<strong>der</strong>bügel «drahtesel kult» wird von<br />

Francisco Flores und Kollegen in den Recyclingwerkstätten<br />

Gump- & Drahtesel mehrheitlich in<br />

Handarbeit gefertigt. Zum Trocknen <strong>der</strong> Schutzmaterialien<br />

an den Eckkanten kommt eine<br />

eigens <strong>für</strong> diesen Arbeitsprozess entwickelte und<br />

gebaute Trocknungsmaschine zum Einsatz.<br />

> Den Kult-Klei<strong>der</strong>bügel aus DT-Swiss-Felgen<br />

gibt es solange Vorrat in den Trendfarben<br />

Schwarz und Rot.<br />

Die Stückzahl ist limitiert. Der Reinerlös<br />

aus dem Verk<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Bügel fliesst in das Nord/<br />

Süd-Projekt «Velos <strong>für</strong> Afrika» von Gump- &<br />

Drahtesel Bern-Liebefeld.<br />

Aus <strong>der</strong> prächtigen Bieler Taubenlochschlucht und <strong>der</strong> Schüss<br />

fl iesst sauberer Ökostrom «naturemade star» <strong>auf</strong> Wunsch<br />

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Ein Klei<strong>der</strong>bügel «drahtesel kult» kostet<br />

Fr. 24.–, das Fünfer-Set gibts <strong>für</strong> Fr. 100.–.<br />

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Spendefreude nicht nur in Winterthur, son<strong>der</strong>n auch in Langenthal: 300 Velos verladen!<br />

Sammelrekord an Afro-Pfingsten:<br />

368 Schweizer Velos <strong>für</strong> Afrika<br />

Quantitativer und qualitativer Grosserfolg <strong>der</strong> Sammlung von<br />

alten Velos aus Winterthur und Umgebung <strong>für</strong> Afrika an Afro-<br />

Pfingsten 2010. An diesem Mai-Wochenende kamen <strong>auf</strong> dem<br />

Winterthurer Kirchplatz 310 Velos zusammen. 58 wurden per<br />

öV nachgeschickt. Mit 368 Velos wird die Rekordmarke aus<br />

dem letzten Jahr um acht Velos <strong>für</strong> Afrika übertroffen. Wochen<br />

zuvor schon wurden bei «Velos <strong>für</strong> Afrika on tour» in Langenthal<br />

300 Velos gespendet.<br />

Ob prächtiger Oldtimer, ultraleichte Rennvelos,<br />

stabile City- und Mountainbikes, Kin<strong>der</strong>velos<br />

o<strong>der</strong> viele solide Dreigänger-Damen- und<br />

Herrenvelos: Die Spen<strong>der</strong>innen und Spen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

368 Velos <strong>für</strong> Afrika nahmen <strong>auf</strong> dem Winterthurer<br />

Kirchplatz zwar oft mit etwas Wehmut,<br />

aber immer auch mit grossem Herzen <strong>für</strong> Afrika,<br />

Abschied von ihrem langjährigen Weg- und<br />

Reise gefährten. Sie brachten die Velospenden<br />

am Freitag und Samstag aus <strong>der</strong> ganzen Agglomeration,<br />

aber auch von weiter her zu Fuss, Bus,<br />

Bahn o<strong>der</strong> im Auto zum Sammelort am fairfair-<br />

Markt von Afro-Pfingsten.<br />

Alle Winterthurer Velos <strong>für</strong> Afrika werden<br />

in den Recycling- und Integrationswerkstätten<br />

WTL in Rapperswil-Jona und Gump- & Drahtesel<br />

Bern-Liebefeld <strong>für</strong> den Export fahrtüchtig<br />

<strong>auf</strong>bereitet und dann nach Ghana, Burkina Faso,<br />

Simbabwe o<strong>der</strong> Eritrea verschifft. Speziell kostbare<br />

Stücke können auch in <strong>der</strong> Schweiz verk<strong>auf</strong>t<br />

o<strong>der</strong> versteigert werden – <strong>der</strong> Erlös fliesst vollumfänglich<br />

in den kontrollierten «Velos <strong>für</strong><br />

Afrika»-Fonds <strong>der</strong> Stiftung <strong>für</strong> soziale Innovation<br />

als Trägerorganisation von Velos <strong>für</strong> Afrika.<br />

Er kommt so <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

mit Werkstätten, Arbeits- und Ausbildungsplätzen<br />

<strong>für</strong> Velomechanik im Süden zugut.<br />

Erfolgreich war auch das Sammeln von<br />

Velos <strong>für</strong> Afrika anlässlich <strong>der</strong> «re-Cycle» vom<br />

Samstag, 27. März, in <strong>der</strong> Markthalle Langenthal.<br />

Hier kamen über 300 Velos aus dem<br />

ganzen Oberaargau und sogar dem Emmental<br />

zusammen. Aarwangens Wegmeister René<br />

Müller karrte gleich zwölf Stück vorbei.<br />

In Langenthal und Winterthur wurde<br />

das «Velos <strong>für</strong> Afrika»-Team übrigens von Mitarbeiterinnen<br />

<strong>der</strong> UBS, Abteilung Community<br />

Affairs Switzerland, im Freiwilligeneinsatz<br />

unterstützt. Die in Langenthal gespendeten<br />

Velos wurden von Planzer kostenlos nach Bern<br />

transportiert.<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika on tour» sammelt mit<br />

ProjektpartnerInnen wie Pro Velo, Veloplus,<br />

Velowerkstätten, Gemeinden,<br />

Vereinen und Fachhändlern an Velobörsen<br />

o<strong>der</strong> Bring-, Hol- und Sammeltagen punktuell<br />

Velos <strong>für</strong> Afrika. Die aktuellen Daten<br />

finden Sie im Internet. Ebenso die<br />

ständigen Sammelpunkte, wo Sie Ihr altes<br />

Velo (fast) je<strong>der</strong>zeit abgeben können:<br />

www.velosfuerafrika.ch, Button «Velos<br />

spenden».<br />

Bekannte<br />

Botschafter<br />

Persönlichkeiten aus Kultur, Politik,<br />

Gesellschaft und Sport unterstützen<br />

das Projekt «Velos <strong>für</strong> Afrika» als<br />

Botschafter. Unter ihnen die Kabarettisten<br />

EMIL Steinberger und Franz<br />

Hohler mit ihren Frauen Niccel und<br />

Ursula, OL-Spitzenläuferin Simone<br />

Niggli-Lu<strong>der</strong> mit Mann Matthias,<br />

Künstler Matthias Winkler mit Frau<br />

Paula Hiltbrunner und Clown PIC.<br />

21


Das kleine Bild<br />

rechst zeigt den<br />

Prototyp eines<br />

Voiturettes.<br />

Gebaut von<br />

Gump- &<br />

Draht esel und<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika»<br />

mit Gel<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Kirchen.<br />

22<br />

Kirchgemeinden machen mobil<br />

Ein aktuelles Beispiel von vielen: Die reformierte Kirchgemeinde Uetikon am See sammelt bis<br />

Anfang 2011 Geld <strong>für</strong> das entwicklungspolitische Engagement «Velos <strong>für</strong> Afrika». Spenden<br />

können <strong>auf</strong> das Konto <strong>der</strong> reformierten Kirchenpflege (PC 87-4412-2) einbezahlt werden. Zudem<br />

sind die Kollekten <strong>der</strong> elf Gottesdienste vom 2. April, 2. Mai, 27. Juni, 25. Juli, 15. August,<br />

26. September, 24. Oktober, 21. November, 19. Dezember sowie 2. Januar und 6. Februar 2011<br />

<strong>für</strong> das Projekt bestimmt. Es macht die Menschen im Süden mobil.<br />

Die Kirchenpflege Uetikon am See<br />

wählt <strong>für</strong> die jährliche Hilfsaktion<br />

jeweils sehr sorgfältig ein Inland-<br />

und ein Auslandprojekt aus. Im<br />

Inland wird die Genossenschaft<br />

Fontana Passugg unterstützt. Sie<br />

widmet sich <strong>der</strong> Integration von<br />

hörbehin<strong>der</strong>ten Menschen. Mit<br />

Überzeugung empfiehlt die Kirchenpflege<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung, die jeweiligen<br />

Projekte zu unterstützen.<br />

Bis Ende Februar 2011 machen<br />

sich so die Kirchgängerinnen und<br />

Kirchgänger <strong>der</strong> Gemeinde und die<br />

Kirche <strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong> Afrika» und<br />

damit <strong>für</strong> mehr Mobilität ohne<br />

CO2-Ausstoss im Süden stark.<br />

Pioniertaten<br />

ermöglicht<br />

Genauso wie die Kirchgänger-<br />

Innen <strong>der</strong> ev.-ref. Kirchgemeinde<br />

Köniz. Sie zahlten zur Jahressammlung<br />

08/09 1690 Franken<br />

<strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong> Afrika» ein. 2008<br />

gingen aus Illnau-Effretikon 7500<br />

Franken als Teil des Erlöses aus<br />

dem traditionellen «Illnauer Ad-<br />

Die Sekundarschule Hatzenbühl<br />

in <strong>der</strong> zürcherischen Gemeinde<br />

Nürensdorf wurde 2009 als<br />

velofreundlichste Schule ausgezeichnet<br />

und mit dem «bike to<br />

work»-Preis geehrt. Das Preisgeld<br />

solle gespendet werden, entschied<br />

die Schulkonferenz. «Der Schülerrat<br />

<strong>der</strong> Sekundarschule Hatzenbühl<br />

wählte dar<strong>auf</strong>hin drei gemeinnützige<br />

Organisationen aus,<br />

die das Preisgeld – von <strong>der</strong> Schule<br />

vents-Basar» an «Velos <strong>für</strong> Afrika».<br />

Seit Beginn 1993 kann «Velos <strong>für</strong><br />

Afrika» landesweit immer wie<strong>der</strong><br />

<strong>auf</strong> die Unterstützung durch die<br />

Kirchen zählen. Sie erachten das<br />

Engagement <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

als nachhaltig<br />

und för<strong>der</strong>ungswürdig. So haben<br />

Kirchgemeinden immer wie<strong>der</strong><br />

zukunftsweisende Pioniertaten finanziell<br />

unterstützt: wie den Aufbau<br />

von Werkstätten in Côte d’Ivoire,<br />

Burkina Faso o<strong>der</strong> Ghana.<br />

HEKS, das Hilfswerk <strong>der</strong> evangelischen<br />

Kirchen Schweiz, hat zusammen<br />

mit einer Kriegsversehrtenorganisation<br />

den Aufbau einer<br />

Velowerkstatt und ein Vertriebsnetz<br />

in Eritrea ermöglicht. HEKS liefert<br />

periodisch neue Container voller<br />

Schweizer Recyclingvelos nach.<br />

Die lokale Partnerorganisation<br />

verk<strong>auf</strong>t die begehrten Fahrrä<strong>der</strong><br />

<strong>auf</strong> dem Markt und generiert damit<br />

Einkommen und kurzfristig<br />

auch Arbeitsplätze <strong>für</strong> behin<strong>der</strong>te<br />

Velomechaniker. Mit dem Gewinn<br />

aus dem Verk<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Velos werden<br />

lokale eigene Projekte finanziert.<br />

<strong>auf</strong> Fr. 3000.– <strong>auf</strong>gestockt – erhalten<br />

sollten», berichtet Co-Schulleiter<br />

Thomas Obrist. Unter den Begünstigten<br />

befand sich auch das<br />

Nord-Süd-Projekt «Velos <strong>für</strong> Afrika»<br />

(VfA) von Gump- & Drahtesel<br />

und Partnerbetrieben schweizweit.<br />

Gump- & Drahtesel ist ein soziales<br />

Unternehmen <strong>der</strong> Stiftung<br />

<strong>für</strong> soziale Innovation. Die Recycling-Werkstätten<br />

in Bern-Liebefeld<br />

exportieren seit 17 Jahren Schwei-<br />

Zudem wird ein Mikrokredit-Fonds<br />

gespiesen, aus dem 100 Frauen<br />

einen Kleinkredit beziehen können,<br />

um Geschäftsaktivitäten <strong>auf</strong>zunehmen.<br />

Voiturettes<br />

neu erfunden<br />

Die römisch-katholische Gesamtkirchgemeinde<br />

von Bern und Umgebung<br />

hat 2009 mit 30 000 Franken<br />

die Entwicklung und den Bau<br />

von neuen Prototypen dreirädriger<br />

Transportfahrzeuge <strong>für</strong> Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen mehrheitlich<br />

zer Recycling-Velos in den Süden.<br />

Unter an<strong>der</strong>em deshalb wurden das<br />

Unternehmen und sein Grün<strong>der</strong><br />

Paolo Richter 2009 von einer hochkarätigen<br />

Jury um Nationalratspräsidentin<br />

Pascal Bru<strong>der</strong>er zum<br />

«Swiss Social Entrepreneur» gekürt.<br />

Die Nürensdorfer Sekschüler<br />

liessen es übrigens nicht bei ihrer<br />

Geldspende bewenden. Sie halfen<br />

zusammen mit Schulsozialarbeiter<br />

Jürg Gilly Mitte April mit, bei <strong>der</strong><br />

aus Schweizer Recyclingmaterial<br />

finanziert. In Afrika heissen die<br />

Vehikel Voiturettes. Ziel <strong>der</strong> Entwicklungsarbeit<br />

im Norden ist es,<br />

die Schwachstellen <strong>der</strong> bisherigen<br />

Fahrzeuge auszumerzen und möglichst<br />

viel Fahr- und Sitzkomfort<br />

mit einem guten Design zu kombinieren.<br />

Die Voiturettes werden<br />

dann aus alten Veloteilen in Betrieben<br />

im Süden nach den individuellen<br />

Bedürfnissen <strong>der</strong> Nutzer-<br />

Innen weiterentwickelt und produziert.<br />

So sollen nicht nur<br />

nachhaltige Fahrzeuge <strong>für</strong> Handicapierte<br />

gebaut, son<strong>der</strong>n auch<br />

nachhaltig neue Arbeitsplätze geschaffen<br />

werden. Ruth Hugi<br />

Schön, wenn auch Sie sich <strong>für</strong><br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» in Vereinen,<br />

Gemeinden o<strong>der</strong> ganz privat<br />

engagieren wollen. Kontaktieren<br />

Sie Ruth Hugi. Sie koordiniert<br />

Mittelbeschaffung von<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» <strong>der</strong> Berner<br />

Stiftung <strong>für</strong> soziale Innovation.<br />

Telefon 062 922 91 56, E-Mail<br />

hugiruth@bluewin.ch<br />

Sekschüler spendeten Geld und spielten mit den Muskeln<br />

VfA-Partnerwerkstatt WTL in Rapperswil/Jona<br />

einen Container mit<br />

Hun<strong>der</strong>ten Recyclingvelos zu füllen.<br />

Werkstattleiter Christian Fäh<br />

zu gump!: «Die Schülerinnen und<br />

Schüler trugen die exportfertig demontierten<br />

Velos 100 m weit vom<br />

Lager zum Container. 460 Velos<br />

fanden Platz im Container. Nach<br />

drei Stunden fuhr <strong>der</strong> Tiefla<strong>der</strong><br />

Richtung Rheinhafen Basel ab.»<br />

Ruth Hugi


«Luxusradler» fährt<br />

alte Velos nach Afrika<br />

Ein Münsinger Berufschullehrer startet 2011 zum legendären Race<br />

Across America. Das härteste Radrennen <strong>der</strong> Welt führt quer durch<br />

den nordamerikanischen Kontinent und zieht Ultralangdistanzfreaks<br />

aus allen Kontinenten an. Nik Zeindler und sein Team werden mit<br />

einem Teil <strong>der</strong> Supporter- und Sponsorenbeiträge «Velos <strong>für</strong> Afrika»<br />

von Gump- & Drahtesel unterstützen. Für gump! beschreibt er sich<br />

und sein Abenteuer:<br />

Eigentlich bin ich ja ein Bergsteiger<br />

und schaue am liebsten von<br />

<strong>der</strong> ausgesetzten Spitze eines<br />

hohen Gipfels in die Nie<strong>der</strong>ungen<br />

des Lebens. Bis zu meinem ersten<br />

Radmarathon im Jahr 2004 suchte<br />

ich also die Herausfor<strong>der</strong>ungen vor<br />

allem im steilen Fels und den kombinierten<br />

Wänden unserer atemberaubenden<br />

Alpen. Begonnen hat<br />

die Zwei radleidenschaft in den<br />

frühen 1980er Jahren des vergangenen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts mit einer<br />

längeren Radtour rund um Europa:<br />

10 000 km mit Sack und Pack,<br />

damals aber in gemütlichen sechs<br />

Monaten. Geblieben ist mir davon<br />

die Zuversicht, dass mit genügend<br />

Enthusiasmus und Zeit fast jede<br />

Ecke <strong>der</strong> Erde mit Muskelkraft erreicht<br />

werden kann.<br />

Race Across<br />

America (RAAM)<br />

Das härteste Radrennen <strong>der</strong> Welt<br />

startet an <strong>der</strong> Westküste <strong>der</strong> USA<br />

und führt über 4800 km und<br />

30 000 Höhenmeter an die Ostküste.<br />

Den Solofahrern stehen<br />

lediglich 12 Tage zur Verfügung,<br />

viel Schlaf liegt also nicht drin,<br />

und tägliche Fahrzeiten von 20<br />

Stunden sind die Regel. Je<strong>der</strong> Teilnehmer<br />

und jede Teilnehmerin<br />

(ja, nicht nur Männer machen sowas)<br />

organisiert sich sein Team<br />

von 7 bis 9 Begleitpersonen selber,<br />

welches im Pacecar direkt hinter<br />

dem Rennfahrer o<strong>der</strong> im Wohnmobil<br />

mitfährt.<br />

Ziemlich strapaziös<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an Team und<br />

Fahrer sind sehr hoch, denn <strong>auf</strong><br />

den fast 5000 km Rennstrecke<br />

können vielfältige Schwierigkeiten<br />

<strong>auf</strong>treten: Sattel- und Gelenkprobleme,<br />

Durchfall, Infektionen,<br />

Dehydration, Stürze, Schlafmangel<br />

aller Beteiligten mit entsprechenden<br />

Folgen und vieles mehr.<br />

Kein Wun<strong>der</strong>, dass aus Erfahrung<br />

nur gerade die Hälfte <strong>der</strong> 20 bis 25<br />

Startenden aus eigener Kraft im Ziel<br />

in Annapolis, Maryland, einfährt.<br />

Luxusradeln <strong>für</strong><br />

guten Zweck<br />

Irgendwann während einer längeren<br />

Fahrt über etliche Emmentaler<br />

Höger kreisten meine Gedan-<br />

ken um den ewigen Zwiespalt<br />

zwischen Luxusradeln und Weltverbessern.<br />

Für jeden halbwegs<br />

grün-rot angehauchten Zeitgenossen<br />

ist ja so ein 4800-km-Rennen<br />

drüben in den USA ein Graus, völlig<br />

unverantwortbar...und trotzdem<br />

eine Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Aus diesem Dilemma heraus<br />

haben wir uns entschlossen, im Bewusstsein<br />

unseres Überflusses und<br />

auch aus Dankbarkeit einen Teil<br />

<strong>der</strong> uns zufliessenden Supporter-<br />

und Sponsorenbeiträge an das Projekt<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» weiterzugeben.<br />

Uns ist klar, dass wir damit<br />

nicht die Welt vor dem Untergang<br />

retten, aber doch einen kleinen<br />

Schritt in Richtung besseres Leben<br />

unterstützen. Nik Zeindler<br />

Nik Zeindler, geboren am<br />

16. Januar 1960, ist verheiratet,<br />

Vater von drei Kin<strong>der</strong>n.<br />

Er lebt als Berufschullehrer in<br />

Münsingen. Mehr Informationen<br />

zu seinem Abenteuer<br />

RAAM finden Sie <strong>auf</strong><br />

www.nikzeindler.ch.<br />

Mehr zu seinen selbstgebauten<br />

Wind rä<strong>der</strong>n <strong>auf</strong><br />

www.zeindler-windrae<strong>der</strong>.ch<br />

Virtuos<br />

und virtuell<br />

Schon während <strong>der</strong> Preisverleihung<br />

«Swiss Social Entrepreneur 2009»<br />

an Paolo Richter von Gump- &<br />

Drahtesel und «Velos <strong>für</strong> Afrika»<br />

war <strong>für</strong> Gast Lutz Schlange eine<br />

Blitzidee beschlossene Sache: Der<br />

Marketing-Dozent und Experte <strong>für</strong><br />

Social Entrepreneurship an <strong>der</strong><br />

Churer Hochschule <strong>für</strong> Technik<br />

und Wirtschaft HTW wollte seine<br />

StudentInnen unbedingt <strong>für</strong> «Velos<br />

<strong>für</strong> Afrika» wirken lassen. Sein Auftrag<br />

als Abschlussarbeit «Kampagnenmanagement»:<br />

Entwickeln<br />

Sie als professionelle Agentur eine<br />

Kampagne zum Internet<strong>auf</strong>tritt<br />

von «Velos <strong>für</strong> Afrika» im Web 2.0.<br />

Das heisst: Wie kann das Projekt <strong>auf</strong><br />

den neuen, freien Internetplattformen<br />

Facebook, YouTube usw.<br />

mehr Aufmerksamkeit und Spenden<br />

gewinnen. Und wie lässt sich<br />

das digitale Wun<strong>der</strong> mit realen Wirkungsfel<strong>der</strong>n<br />

wie aktuelle Velosammelevents,<br />

traditionelles Spendenverhalten<br />

usw. verbinden.<br />

Die Latte lag zugegebenermassen<br />

hoch. Das Resultat begeistert.<br />

Fünf ad hoc formierte<br />

«Agenturen» setzten sich von<br />

Februar bis April 2010 intensiv mit<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» und mit den<br />

<strong>Chance</strong>n und Gefahren <strong>der</strong> neuen<br />

sozialen Netzwerken, im Internet<br />

auseinan<strong>der</strong>. Sie klärten die Vorgaben,<br />

entwickelten eigene Strategien,<br />

erkannten Stolperdrähte,<br />

entschieden sich <strong>für</strong> klare Konzepte<br />

und setzen diese praxisnah<br />

<strong>auf</strong> Papier und virtuos virtuell im<br />

Internet um. Zum Schluss präsentierten<br />

sie ihre Konzepte und Kampagnen<br />

höchst professionell ihrem<br />

Kunden, den Kommunikationsverantwortlichen<br />

von «Velos <strong>für</strong> Afrika».<br />

Mehr dazu hoffentlich bald<br />

im Web. «Velos <strong>für</strong> Afrika» bedankt<br />

sich schon heute ganz herzlich bei<br />

den beteiligten Agenturen RGW<br />

communications, Smar(t)keting,<br />

AHA marketing solutions, SunShine<br />

und Nyoka <strong>für</strong> ihr gespendetes<br />

Engagement, ihren Arbeitseinsatz<br />

und die bestechenden Ideen.<br />

23


Soziale Einrichtungen und Betriebe<br />

PROJEKT-WERKSTATT<br />

24<br />

Sinnstiftende Arbeit im Norden<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» arbeitet schweizweit eng mit privat lizenzierten sozialen Institutionen,<br />

Werkstätten, gemeinnützigen Vereinen, Firmen und Gemeinden zusammen. Sie sammeln Velos,<br />

bereiten sie <strong>für</strong> den Export in den Süden <strong>auf</strong>, verladen sie teilweise direkt in die Container o<strong>der</strong><br />

demontieren Ersatzteile. Das sind die aktuell wichtigsten «Velos <strong>für</strong> Afrika»-Verarbeitungspartner:<br />

> Im Metallbereich Basisbeschäftigung<br />

des Sozialdienstes<br />

<strong>der</strong> Stadt Zürich bereiten die 25<br />

Teilzeitmitarbeiter unter Leitung<br />

von Werkstattleiter Christian Juchli<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» <strong>auf</strong> und füllen<br />

hier an <strong>der</strong> Aemtlerstrasse auch<br />

jährlich zwei bis vier Container <strong>für</strong><br />

die Schiffsreise nach Afrika.<br />

> In <strong>der</strong> Recycling- und Velowerkstatt<br />

des WTL Werk- und<br />

Technologiezentrums Linthgebiet<br />

Rapperswil-Jona werden<br />

mehrheitlich Velos <strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong><br />

Afrika» <strong>auf</strong>bereitet. Im WTL werden<br />

stellenlose Menschen aus den umliegenden<br />

Gemeinden am Oberen<br />

Seebecken «wie<strong>der</strong> fit <strong>für</strong> den ersten<br />

Arbeitsmarkt gemacht».<br />

> Die Velo-Werkstatt des Lern-<br />

Werks Turgi sammelt in <strong>der</strong><br />

Grossregion Aarau-Baden Velos zur<br />

Verarbeitung o<strong>der</strong> kann sie in<br />

Werkhöfen, Polizeidepots und bei<br />

Versicherungen <strong>der</strong> Region abholen.<br />

Rund 1500 pro Jahr kommen<br />

in «Velos <strong>für</strong> Afrika»-Container.<br />

> Die Velorecycling-Werkstatt<br />

des Sozialdienstes <strong>der</strong> Stadt<br />

Thun sammelt Velos aus <strong>der</strong> Stadt<br />

und Region Thun und dem Berner<br />

Oberland und bereitet sie <strong>für</strong> den<br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika»-Transport in<br />

den Süden <strong>auf</strong>.<br />

Das Impressum<br />

nord_süd ist eine Beilage/ein Son<strong>der</strong>druck<br />

von gump! Zeitung <strong>für</strong> Mutanfälle;<br />

erscheint 2� jährlich; Auflage: 25 000 Ex.<br />

Redaktion 01/2010 im Juli:<br />

Paolo Richter, Ruth und Beat Hugi (Leitung)<br />

Ob St. Gallen o<strong>der</strong> Rapperswil: Engagement <strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong> Afrika».<br />

> In Andy Franks Projekt-Werkstatt<br />

St. Gallen werden seit<br />

Oktober 2009 in einem Einsatzprogramm<br />

von Menschen ohne Erwerbsarbeit<br />

gespendete und gesammelte<br />

Fahrrä<strong>der</strong> <strong>für</strong> «Velos<br />

<strong>für</strong> Afrika» und Partnerorganisationen<br />

<strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

<strong>auf</strong>bereitet.<br />

> In den Velowerkstätten von<br />

Caritas Luzern in Littau und<br />

Sursee werden jährlich rund 1500<br />

Velos <strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong> Afrika» gesammelt<br />

und <strong>auf</strong>bereitet. Zum Verlad<br />

in die Container werden sie nach<br />

Bern zum Gump- & Drahtesel<br />

transportiert.<br />

> Das Arbeitsintegrationsprogramm<br />

HEKS TG job unterstützt<br />

erwerbslose Frauen, Männer und<br />

junge Erwachsene. Sie sammeln<br />

und reparieren u. a. in <strong>der</strong> ganzen<br />

Inserate, Redaktion & Produktion:<br />

hugis, Postfach, 4901 Langenthal<br />

Telefon 062 923 15 57<br />

beathugi@bluewin.ch<br />

Layout & Druck:<br />

Stefan Zimmerli;<br />

Schürch Druck und Medien, Huttwil<br />

Ostschweiz ausrangierte Fahrrä<strong>der</strong><br />

und bereiten einen Teil davon <strong>für</strong><br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika» <strong>auf</strong>.<br />

> Die Velostation Bödeli des<br />

Schweizerischen Arbeiterhilfswerks<br />

SAH in Interlaken sammelt<br />

Velos und bereitet eine kleinere Menge<br />

auch <strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong> Afrika» <strong>auf</strong>.<br />

Die <strong>für</strong> den Export bereiten Fahrrä<strong>der</strong><br />

werden von Gump- & Drahtesel<br />

in Bern in Container verladen.<br />

> Die Velostation Burgdorf<br />

Dienst leistungen ist ein lizenzierter<br />

Partnerbetrieb. Die Recyclingwerkstatt<br />

ist sowohl Sammelstelle<br />

von «Velos <strong>für</strong> Afrika», wie<br />

auch Aufbereitungspartner.<br />

> Im Werkhaus des Wohnheims<br />

Riggisberg nehmen Bewohner bei<br />

definitiv ausgemusterten Velos die<br />

noch nutzbaren Teile <strong>für</strong> das Ersatzteillager<br />

heraus. Werkhaus-<br />

Leiter Andreas Schmocker hat eigens<br />

<strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong> Afrika» und<br />

diese Arbeiten eine Velowerkstatt<br />

einrichten lassen.<br />

Mehr Hintergrundinformationen<br />

zum Projekt «Velos<br />

<strong>für</strong> Afrika» und News zu den<br />

aktuellen Sammelstellen und<br />

Möglichkeiten <strong>für</strong> Spenden<br />

finden Sie <strong>auf</strong><br />

www.velosfuerafrika.ch<br />

Herausgeberin:<br />

Stiftung <strong>für</strong> soziale Innovation<br />

www.sozinn.ch<br />

www.velosfuerafrika.ch


«<strong>Unternehmer</strong> finden hier gute Mitarbeiter»<br />

Seit fünf Jahren leitet Eva Maria Thür das Jobtimum im Gump- & Drahtesel. Mit einem starken<br />

Team von <strong>Coachs</strong> begleitet sie seither erfolgreich Menschen ohne Erwerbsarbeit während<br />

maximal zwei Monaten zurück an den Arbeitsplatz. Ein Weg, <strong>der</strong> immer häufiger über den<br />

Grauen Arbeitsmarkt gelingen soll. Im Sommer 2009 hat das beco Berner Wirtschaft als Zeichen<br />

<strong>der</strong> Zustimmung dieses Programm zur Beruflichen Integration um 13 Plätze <strong>auf</strong>gestockt.<br />

Eva Maria Thür sieht sich trotz des Erfolgs und<br />

<strong>der</strong> guten Resultate noch nicht ganz am Ziel. Sie<br />

würde gerne noch mehr <strong>der</strong> Teilnehmenden<br />

schon während o<strong>der</strong> bald nach ihrem Einsatz im<br />

Jobtimum in einer neuen Stelle wissen. Letztes<br />

Jahr waren es 36 Prozent, im Vorjahr 43 Prozent.<br />

Die Pionierphase sei abgeschlossen, jetzt gehe es<br />

um den Feinschliff. Natürlich freut sich Thür<br />

über die positive Resonanz in den zuweisenden<br />

Stellen: von den RAV-PersonalberaterInnen an<br />

<strong>der</strong> Front genauso wie von den EntscheidungsträgerInnen<br />

in <strong>der</strong> Schaltzentrale <strong>für</strong> Arbeitsloseneinsätze,<br />

dem beco Berner Wirtschaft.<br />

Unnötiger Raubbau<br />

an allen Ressourcen<br />

Der Entscheid, im Sommer 2009 schon kurzfristig<br />

Ausbildungsplätze <strong>auf</strong>zustocken, ist ein gutes<br />

Zeichen. Der Auftrag, Menschen ohne Erwerbsarbeit<br />

möglichst rasch wie<strong>der</strong> in die Arbeitswelt<br />

zu integrieren, wird mit grossem persönlichem<br />

Engagement und mo<strong>der</strong>nen Methoden gut erfüllt.<br />

Auch und gerade mitten und nach all den<br />

Verwerfungen, die die Wirtschafts- und Finanzwelt<br />

in den letzten Monaten geschüttelt hat. Eva<br />

Maria Thür kennt die Probleme. Hat sie doch vor<br />

Jahren schon, damals persönliche Ausbildnerin<br />

von Ka<strong>der</strong>leuten <strong>der</strong> Wirtschaft, erkannt: «In<br />

meinem eigenen Lernfeld habe ich von guten<br />

Leuten erfahren, wie man mit Menschen umgeht,<br />

damit sie gute Leistungen erbringen, einen<br />

guten Job machen und möglichst erfolgreich<br />

sind. Wir haben letztes Jahr <strong>auf</strong> dem Arbeitsmarkt<br />

ein Riesendesaster erlebt. Das wäre doch alles<br />

nicht nötig gewesen, wenn es nicht so viele<br />

Firmen gäbe, die am Ausbeuten sind: die Raubbau<br />

an <strong>der</strong> Natur betreiben, die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter verbrauchen.» Die Stärke <strong>der</strong><br />

<strong>Coachs</strong> im Jobtimum sei es gerade, die Stärken<br />

<strong>der</strong> Menschen, ihre privaten Ressourcen und<br />

beruflichen Fähigkeiten zu erkennen, notfalls<br />

wie<strong>der</strong> freizulegen und <strong>für</strong> eine tragfähige Entwicklung<br />

zu sorgen.<br />

Freiwilligkeit<br />

als Schlüssel<br />

Integrieren, inspirieren und optimieren<br />

Ziel ist es, dass die Teilnehmenden aus all den<br />

Dingen und Kontakten, die sie hier einfädeln<br />

und erkennen, eine neue Stelle finden. «Wer<br />

hier reinkommt, geht meistens an<strong>der</strong>s raus.»<br />

Das bedinge aber, dass sie beim Einstieg o<strong>der</strong><br />

spätestens ein paar Tage danach weiterkommen<br />

Jobtimum von Gump- & Drahtesel bietet professionelle Beratung und Unterstützung<br />

in <strong>der</strong> Optimierung des Selbstmarketings an. Die Teilnehmenden lernen, ihre eigenen<br />

Fähigkeiten zu analysieren, Perspektiven und Kompetenzen zu entwickeln, sich ambi-<br />

tionierte, aber realistische Ziele zu setzen, eine persönliche Bewerbungsstrategie zu<br />

gestalten, verschiedenartige Bewerbungsaktivitäten zu verfolgen. Sie lernen den Ar-<br />

beitsmarkt besser kennen und diesen aktiv zu bearbeiten und auszuschöpfen.<br />

Im Jobtimum wird geübt und ausgewertet, was <strong>für</strong> die erfolgreiche Stellensuche von<br />

Bedeutung ist. Während zwei Monaten erhöhen die Teil nehmenden mit Eigeninitiative<br />

und Durchhaltevermögen ihre Selbstwirksamkeit. In <strong>der</strong> Gruppe sowie im individuellen<br />

Coaching erhalten sie wertvolle Impulse und Rück meldungen zu massgebenden<br />

Themen wie Bewerbungsschreiben, wirkungsvolle Anrufe, Vorstellungsgespräch und<br />

persönliche Wirkung.<br />

Mehr Informationen erhalten Sie von Eva Maria Thür, Leiterin Berufliche Integration/<br />

Jobtimum, Telefon 031 979 70 75, E-Mail evamaria.thuer@gump-drahtesel.ch<br />

und an sich arbeiten wollen. Ob Handwerker,<br />

Büezer o<strong>der</strong> Ka<strong>der</strong>mitarbeiter.<br />

Eva Maria Thür unterscheidet nach fünf<br />

Jahren Erfahrung grob drei Arten von Motivation.<br />

Die zwangsweise Zugewiesenen: Sie übernehmen<br />

zu Beginn kaum selbst Verantwortung<br />

und sitzen die Stunden vorerst ab. Die Besucher-<br />

Innen: Sie sind offener und abwartend. Sie<br />

nehmen sich, was sie können und steigern mit<br />

<strong>der</strong> Zeit die Eigeninitiative. Die KundInnen: Sie<br />

wollen gleich weiterkommen. Mit ihnen ist viel<br />

möglich und das gemeinsame Arbeiten fällt<br />

leicht. Die drei Kategorien besetzen übers Jahr<br />

je einen Drittel <strong>der</strong> 33 Jobtimum-Plätze.<br />

Fit <strong>für</strong> den<br />

nächsten Auftritt<br />

Alle Teilnehmenden haben im Jobtimum ihren<br />

persönlichen Coach. In den ersten zehn Tagen<br />

wird die eigene Strategie erarbeitet, in <strong>der</strong><br />

Gruppe vorgetragen, analysiert und reflektiert.<br />

!<br />

Fotos: Janosch Hugi<br />

Eva Maria Thür und ein Teil ihres Jobtimum-Coachingteams.<br />

Kompetenzen und Perspektiven<br />

25


!<br />

Kompetenzen und Perspektiven<br />

26<br />

Wichtig dabei, dass die Einzelnen aus dieser<br />

Gruppe intensiv Feedback erhalten. Thür: «In<br />

<strong>der</strong> Strategie werden natürlich auch die nächsten<br />

Handlungsschritte festgelegt. Wir legen<br />

grossen Wert dar<strong>auf</strong>, dass die dann auch umgehend<br />

in <strong>der</strong> Praxis umgesetzt werden. In dieser<br />

individuellen Phase werden die Teilnehmenden<br />

täglich von ihren <strong>Coachs</strong> unterstützt. Es stehen<br />

ihnen auch sogenannte Trainingsinseln offen,<br />

<strong>auf</strong> denen sie bestimmte Bereiche des Vorgehens<br />

schulen und trainieren können.»<br />

Glücksmomente<br />

im Grauen Markt<br />

Ein Meilenstein des Fitnessprogramms im<br />

Jobtimum ist das Nutzen des Grauen Marktes.<br />

Die TeilnehmerInnen sollen sich <strong>auf</strong> Stellen<br />

bewerben, die nirgendwo ausgeschrieben sind.<br />

Sie sollen sich selbst darüber klar werden, bei<br />

welcher Firma sie warum arbeiten wollen. Sie<br />

sprechen dort vor und wollen die Unternehmen<br />

ihrer Wahl davon überzeugen, dass sie im<br />

Unternehmen gebraucht werden und <strong>für</strong> das<br />

Unternehmen wichtig sind. Eva Maria Thür<br />

weiss aus Erfahrung: «Solche Bewerbungen<br />

werden <strong>für</strong> die Unternehmen von Tag zu Tag<br />

wichtiger. Die Personalverantwortlichen werden<br />

in Ausbildungen intensiv mit den Glücksmomenten<br />

des Grauen Marktes vertraut gemacht.<br />

Es gibt heute zunehmend Unternehmen,<br />

die ganz gezielt sagen: Graumarktbewerbungen<br />

sind uns willkommen, und wir setzen uns mit<br />

solchen Bewerbungen intensiv auseinan<strong>der</strong>.»<br />

Umgekehrt werde den Stellensuchenden<br />

klar: «Ich bin mein eigenes Personalbüro, ich<br />

muss <strong>für</strong> mich schauen. Ich nehme die Verantwortung<br />

selbst in die Hand und besuche die<br />

Firmen gut vorbereitet, in die ich passe.»<br />

Die Teilnehmenden filtern ihre Wunschfirmen<br />

selbst heraus. Allein schon dieser Prozess<br />

helfe, eine Art inneres und äusseres Resonanzfeld<br />

<strong>auf</strong>zubauen.<br />

Die aktuellen Zahlen beeindrucken: Zwei<br />

Drittel aller Stellensuchenden, die während o<strong>der</strong><br />

kurz nach ihrem Training im Jobtimum einen<br />

neuen Arbeitgeber haben, sind dank ihrem persönlichen<br />

Einsatz und <strong>der</strong> Bearbeitung des<br />

Graumarkts fündig geworden. «Das sei also bei<br />

dieser Gelegenheit allen mitlesenden <strong>Unternehmer</strong>innen<br />

und <strong>Unternehmer</strong>n gesagt», setzt<br />

Eva Maria Thür lachend nach: «Wir haben im<br />

Jobtimum viele gute Leute <strong>für</strong> interessierte<br />

Unternehmen. Vom Journalist über die Produktionsmitarbeiterin,<br />

den Schreiner bis zur Ingenieurin.<br />

Schauen Sie vorbei und überzeugen Sie<br />

sich selbst, bevor Sie teure Stelleninserate<br />

schalten.» Beat Hugi<br />

«Das Jobtimum<br />

ist praxisnah»<br />

Beat Kuhn aus Köniz hat Mitte Januar bis Anfang März 2010<br />

im Jobtimum von Gump- & Drahtesel an sich und seinen beruflichen<br />

Möglichkeiten gearbeitet. Nach 14 Jahren als Lokalredaktor<br />

beim «Zürcher Unterlän<strong>der</strong>/Anzeiger von Uster» fiel<br />

er in einer Reorganisation aus dem Rennen. Unsere Fragen hat<br />

<strong>der</strong> Journalist aus Leidenschaft schriftlich beantwortet:<br />

gump!: Beat Kuhn, wie hast du die<br />

Zeit im Jobtimum erlebt?<br />

Beat Kuhn: Mir haben die acht Wochen im<br />

Jobtimum gut gefallen. Primär, weil ich da<br />

wie<strong>der</strong> Sozialkontakte hatte unter dem Tag, also<br />

weniger allein war. Das ist etwas, was einem erst<br />

so recht bewusst wird, wenn man mal arbeitslos<br />

ist: dass einem ein Arbeitsplatz auch ein<br />

soziales Biotop bietet.<br />

Deine letzte Stelle?<br />

Ich war 14 Jahre Lokalredaktor beim «Zürcher<br />

Oberlän<strong>der</strong>/Anzeiger von Uster» gewesen. Ich<br />

hätte mir gut vorstellen können, dort sogar mal<br />

noch pensioniert zu werden, in etwa 20 Jahren.<br />

Doch erstens kommt es im Leben manchmal<br />

an<strong>der</strong>s und zweitens als man denkt: Konkret<br />

kam in meinem Fall eine neue Redaktionsleitung,<br />

die praktisch alle, die das 40. Altersjahr<br />

überschritten haben, <strong>auf</strong> die Strasse stellte.<br />

Hat dir das Jobtimum<br />

etwas gebracht?<br />

Es hat mir durchaus etwas gebracht. Durch die<br />

vielen Feedbacks, die man da bekommt – von<br />

den <strong>Coachs</strong>, aber auch von den an<strong>der</strong>en Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern – habe ich so<br />

einiges mitnehmen können. Bei zwei Vorstellungsgesprächen,<br />

zu denen ich während<br />

meiner Jobtimum-Zeit eingeladen wurde, habe<br />

ich feststellen können, dass da sehr praxisnah<br />

geschult wird. Es wurden nämlich haargenau<br />

jene Fragen gestellt, die auch in den Trainingsgesprächen<br />

im Kurs gestellt werden. Dass ich<br />

dies zunächst im Rahmen einer Wette mit zwei<br />

<strong>Coachs</strong> angezweifelt hatte, musste ich dann mit<br />

zwei Büchsen «Feldschlösschen Premium»<br />

büssen... Ich denke, man darf einfach keine<br />

unrealistischen Vorstellungen haben: Arbeitsplätze<br />

kann niemand herzaubern. Tröstlich ist<br />

immerhin, dass im Kapitalismus <strong>auf</strong> jede<br />

Rezession immer wie<strong>der</strong> eine Konjunktur folgt<br />

und die Schweiz traditionell eine sehr tiefe<br />

Arbeitslosenquote hat. Die <strong>Chance</strong>n, wie<strong>der</strong> einen<br />

Job zu finden, also real sind.<br />

Hast du schon eine Anstellung<br />

gefunden?<br />

Nein, ich habe noch keine neue Stelle. Und es<br />

ist schon bitter, trotz grossen Anstrengungen<br />

immer und immer wie<strong>der</strong> Briefe mit Absagen<br />

im Briefkasten vorzufinden. Das nagt ordentlich<br />

am Selbstvertrauen. Ein Aufsteller waren <strong>für</strong><br />

mich die Einladungen zu den besagten Vorstellungsgesprächen,<br />

auch weil es sich da um<br />

absolute Top-Jobs handelte!<br />

Wer mehr über die Person und die<br />

Fähigkeiten von Beat Kuhn wissen will,<br />

weil er ihm möglicherweise eine Stelle<br />

hat, meldet sich bitte bei gump!-Redaktor<br />

Beat Hugi, Natel 079 228 02 63,<br />

E-Mail: beathugi@bluewin.ch


Mehr Zeit, sich einzuleben<br />

Letzten Sommer hiess es in <strong>der</strong> Wege Weierbühl viel zu oft: Zimmer frei. Eine höchst ungewohnte<br />

Situation, mit <strong>der</strong> das Wege-Team um Manuela Diethelm, die Stiftung <strong>für</strong> soziale<br />

Innovation, aber auch die Gemeinde Köniz gelassen und gekonnt umzugehen wussten. Das<br />

sanfte Entschlacken <strong>der</strong> Hausordnung brachte zum 20. Geburtstag zwar zuerst einige Verunsicherung,<br />

dann aber auch neue Klarheiten und viel Schwung ins Traditionshaus. Seit Anfang<br />

Jahr lebt in den meisten <strong>der</strong> zwölf ausgebuchten Zimmer die altbekannte Klientel, vereinzelt<br />

wohnen aber auch Personen mit neuem Hintergrund und Umfeld am Weierbühlweg 4 in Köniz.<br />

Warum die Wege Weierbühl und<br />

an<strong>der</strong>e Angebote <strong>für</strong> Betreutes<br />

Wohnen in Bern und Umgebung<br />

im Sommer 2009 anhaltende Unterbelegung<br />

vermelden mussten,<br />

sei nicht wirklich in Fakten und<br />

Erkenntnisse zu fassen, winkt<br />

Manuela Diethelm kopfschüttelnd<br />

ab. Das gehe übrigens auch ihren<br />

leitenden KollegInnen an<strong>der</strong>er<br />

Institutionen und den Fachleuten<br />

im Suchtbereich so. Hier wie dort<br />

herrscht gefasstes Staunen. Man<br />

spricht von Fluktuationen und<br />

Wellenbewegungen, die immer<br />

mal wie<strong>der</strong> vorkommen könnten.<br />

Konkrete Zahlen fehlen. Fakt hingegen<br />

ist und bleibt: Die Wege hat<br />

die leeren Zimmer dazu genutzt,<br />

im 20. Jahr ihres Bestehens über<br />

die eigenen Bücher zu gehen.<br />

Neuralgische<br />

Stellen<br />

Dabei sind, wie schon im letzten<br />

gump! angekündigt, Verände-<br />

Wechsel an <strong>der</strong> Wege-Spitze<br />

rungen an neuralgischen Stellen<br />

vorgenommen und umgesetzt worden.<br />

Diethelm: «Wir haben uns<br />

nicht nur verbal, son<strong>der</strong>n auch inhaltlich<br />

und in <strong>der</strong> Praxis von <strong>der</strong><br />

Doktrin einer möglichen Reintegration<br />

unserer Klientel verabschiedet.<br />

Unsere Bewohnerinnen<br />

müssen nicht mehr, wie zuvor,<br />

mindestens an vier Halbtagen pro<br />

Woche ausserhalb arbeiten gehen<br />

und da<strong>für</strong> einen Nachweis vorlegen.»<br />

Haben sie das nämlich nicht<br />

getan o<strong>der</strong> gekonnt, mussten sie<br />

die Wege wie<strong>der</strong> verlassen. «Heute<br />

entscheiden wir nach dem Eintritt<br />

zusammen mit den Bewohner-<br />

Innen und dem weiteren Helfernetz,<br />

wer welche Arbeiten wann<br />

ausserhalb freiwillig machen will<br />

und machen kann. Die Bewohner-<br />

Innen haben so mehr Zeit, sich<br />

einzuleben und weiterzuentwickeln.<br />

Das Ziel, im besten Fall freiwillig<br />

arbeiten zu gehen, bleibt.»<br />

Ein entschlacktes System,<br />

das laut Manuela Diethelm nach<br />

Manuela Diethelm wird das Wege-Team im Herbst <strong>auf</strong> eige-<br />

nen Wunsch verlassen. Sie will zuerst <strong>auf</strong> Reisen gehen und<br />

später eine neue berufliche Herausfor<strong>der</strong>ung suchen – ob wei-<br />

terhin im Dienste <strong>der</strong> Stiftung <strong>für</strong> soziale Innovation ist offen.<br />

Der Stiftungsrat hat jüngst Barendjan van Harskamp (40) als<br />

Nachfolger gewählt. Er übernimmt die Leitung <strong>der</strong> Wege Wei-<br />

erbühl am 1. Oktober 2010. Der Sozialpädagoge mit Zusatz-<br />

ausbildung in System- und Familientherapie arbeitet seit 1994<br />

in Bern als therapeutischer Mitarbeiter <strong>für</strong> Contact Netz im Be-<br />

reich Prisma – Suchttherapie in Gastfamilien. Er ist verheiratet,<br />

Vater von zwei Töchtern. Die Familie lebt in Bern. Mehr zu<br />

allem im nächsten gump!. Er erscheint im November.<br />

erstem Stottern bestens angel<strong>auf</strong>en<br />

ist: «Nach Abschaffen <strong>der</strong> Arbeitspflicht<br />

ging in den ersten Wochen<br />

Ende letzten Jahres niemand mehr<br />

freiwillig arbeiten. Heute aber treffen<br />

sich die Leute morgens nach<br />

sieben Uhr immer zahlreicher vor<br />

dem Ausschwärmen zur Arbeit<br />

beim Morgenkaffee und <strong>der</strong> ersten<br />

Zigarette im Raucherraum.»<br />

Entschlacktes<br />

System<br />

Genauso erfreulich greife das Prinzip<br />

«Weniger Sanktionen, mehr<br />

Belohnungen» auch in an<strong>der</strong>en<br />

Bereichen des Zusammenlebens<br />

und im individuellen Umgang mit<br />

dem eigenen Leben jedes Einzelnen.<br />

Manuela Diethelm ist überzeugt:<br />

«Eine Aufbauarbeit ist nötig.<br />

Mit unserem alten Sanktionssystem<br />

haben wir viel zu schnell<br />

die Notleine ziehen müssen. Die<br />

Erfahrung <strong>der</strong> letzten Monate<br />

zeigt: Es war ein weiser und wegweisen<strong>der</strong><br />

Entscheid, die fixe Anfor<strong>der</strong>ung<br />

Arbeitsnachweis fallen<br />

zu lassen.»<br />

Ein Entscheid, <strong>der</strong> natürlich<br />

im Betrieb des Hauses noch an<strong>der</strong>e<br />

neue Verän<strong>der</strong>ungen mit sich<br />

bringen sollte. Musste doch mit<br />

mehr Leuten untertags im Haus<br />

gerechnet werden. «Wir hatten uns<br />

als Team, aber auch gemeinsam<br />

mit den BewohnerInnen, mit einer<br />

neuen Tagesstruktur im Haus<br />

selbst auseinan<strong>der</strong>zusetzen und<br />

neue Abläufe umzusetzen.» Das<br />

habe seine Zeit gedauert und ab<br />

und zu mächtig <strong>für</strong> Verunsicherung<br />

gesorgt. Bis es soweit kam,<br />

!<br />

Fotos: Janosch Hugi<br />

27


28<br />

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dass die BewohnerInnen selbst<br />

nach mehr klaren Regeln und sogar<br />

nach Sanktionen bei Nichterfüllen<br />

riefen.<br />

Zuckerbrot<br />

und Peitsche<br />

Heute ruhe das System auch da in<br />

einer wohltuenden Balance. «Wir<br />

gehen sogar soweit, dass wir sozusagen<br />

einen wöchentlichen Bonus<br />

an all jene vergeben, die alle<br />

eingeführten Haus<strong>auf</strong>gaben lösen<br />

und erfüllen: von <strong>der</strong> Ordnung im<br />

eigenen Zimmer über das Putzen<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaftsräume bis hin<br />

zum Ausführen fixer Tagesämtli.»<br />

Wer pro Woche fünf Kreuze<br />

sammelt, ist nicht nur aus dem<br />

Schnei<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n wird mit zehn<br />

Franken belohnt. Das belastet<br />

übrigens das Budget nicht übermässig,<br />

beruhigt Manuela Diethelm<br />

gleich lachend, «weil <strong>der</strong><br />

erste Boom <strong>der</strong> Kreuzchensammler<br />

bald vorüber war.»<br />

Heute sind es vielleicht zwei<br />

Bewohner, die ihre Belohnung regelmässig<br />

einholen. Die Haus<strong>auf</strong>gaben<br />

werden aber dennoch von allen<br />

mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> regelmässig<br />

erledigt. Wenn nicht, werden Nacharbeitsstunden<br />

verbucht. Sind zehn<br />

beieinan<strong>der</strong>, müssen die Bewohner-<br />

Innen das Haus von 8 bis 12 Uhr<br />

vormittags verlassen. «Wobei auch<br />

diese 10er-Grenze schon hilft»,<br />

weiss Manuela Diethelm aus Erfahrung,<br />

«die Leute machen sich spätestens<br />

bei neun Stunden <strong>auf</strong> dem<br />

Strafkonto ans Aufräumen und an<br />

die Arbeit.» Das zeige aber, dass es<br />

nicht nur mit dem Zuckerbrot zu<br />

machen sei, ab und zu brauche es<br />

auch die Peitsche. Auch wenn sie<br />

nur virtuell an <strong>der</strong> Wand hänge.<br />

Erfolgreiches<br />

Probewohnen<br />

Seit <strong>der</strong> Umstellung im Dezember<br />

2009 sind die zwölf Zimmer <strong>der</strong><br />

Wege Weierbühl ohne grosse Unterbrüche<br />

bewohnt. Die Eigendynamik<br />

innerhalb <strong>der</strong> Gruppe habe<br />

sich wohltuend stabilisiert. Die soziale<br />

Selbstkontrolle spiele. Und ab<br />

und zu sei es gar zu einer kurzzeitigen<br />

Überbelegung gekommen. So<br />

wurde etwa <strong>für</strong> ein dreitägiges Probewohnen<br />

einer Person aus dem<br />

psychiatrischen Dienst <strong>der</strong> Waldau<br />

das inoffizielle 13. Wege-Zimmer<br />

aktiviert. Die Waldau-Klientin wurde<br />

nach dem Austritt eines Bewohners<br />

kurz dar<strong>auf</strong> als offizielle<br />

Bewohnerin mit herkömmlicher<br />

Probezeit <strong>auf</strong>genommen. Manuela<br />

Diethelm: «Wir haben uns mit <strong>der</strong><br />

Umstrukturierung auch gegenüber<br />

neuen Klienten und zuweisenden<br />

Stellen mit an<strong>der</strong>en Bedürfnissen<br />

als gewohnt geöffnet und aktiv angeboten.<br />

So wohnt seit Monaten<br />

schon ein an<strong>der</strong>er früherer Patient<br />

<strong>der</strong> Waldau bei uns. Ihn hätten wir<br />

früher wohl nicht <strong>auf</strong>nehmen können.<br />

Wir arbeiten auch im Team an<br />

und mit dieser neuen Durchmischung.<br />

Das ist zugegebenermassen<br />

höchst anspruchsvoll. Es<br />

erfor<strong>der</strong>t auch l<strong>auf</strong>end neue Kompetenzen<br />

im Team. Bis jetzt ist es<br />

uns aber gut gelungen, damit<br />

umzugehen.» Beat Hugi<br />

Mehr zu den Angeboten <strong>für</strong><br />

Menschen mit Suchtproblemen<br />

o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Notlagen <strong>der</strong><br />

Wege Weierbühl lesen Sie <strong>auf</strong><br />

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über 031 971 80 00.<br />

«Ich weiss, wie schön<br />

das normale Leben ist»<br />

Alex war vor zehn Jahren schon mal hier.<br />

Jetzt wohnt er wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wege Weierbühl.<br />

Mit 36 Jahren, die ihm keiner ansieht. Nach<br />

20 Jahren Sucht, die seine Gesundheit nicht<br />

ruinieren konnte. Er will auch jetzt nicht <strong>auf</strong>geben.<br />

Er wisse doch, wie schön das normale<br />

Leben sei. Er will es nach <strong>der</strong> kontrollierten<br />

Auszeit am Weierbühlweg 4 in eine eigene<br />

Wohnung schaffen.<br />

«Wenn ich heute in den Spiegel<br />

schaue, greife ich mir manchmal<br />

an den Kopf: Gopf, schau dich an,<br />

hee, gib Gas und mach endlich<br />

vorwärts.» Wenn Alex in den Spiegel<br />

schaut, sieht er ein junges Gesicht,<br />

intakte Zähne, wache Augen<br />

und kaum Zeichen seiner letzten<br />

20 eher selbstzerstörerischen Jahre.<br />

Seinen Vater, ein Italiener,<br />

kennt er nicht. Seine Mutter war<br />

<strong>für</strong> ihn schon Jahre vor ihrem Tod<br />

kein Thema. Mit seinen sieben Geschwistern<br />

hat er kaum je Kontakt.<br />

Mit 15 kam er von Biel nach Bern.<br />

Er wollte wissen, ob «Sugar» wirklich<br />

besser ist als Sex, was seine damalige<br />

Freundin behauptet hat. Da<br />

habe es ihn gepackt. Auch wenn das<br />

Gift nicht schöner ist, aber das Gefühl<br />

war warm genug. Dann <strong>der</strong><br />

Teufelskreis: Gasse, Spital, Jugendgericht,<br />

Heim, Entzug, Arbeitsstelle,<br />

Absturz, Gasse... «Kaum zu erwarten,<br />

dass du weiterhin so viel<br />

Glück wie bisher hast», lässt Alex<br />

sein Spiegelbild wissen.<br />

Blut und Dreck<br />

Seine <strong>Chance</strong>n seien nachweislich<br />

intakt, nur packen müsse er sie<br />

endlich: «Ich habe meine Geschichte<br />

<strong>für</strong> mich schon so oft auseinan<strong>der</strong>genommen.<br />

Ich weiss eigentlich,<br />

wie es läuft, <strong>auf</strong> was ich<br />

achten muss, dass ich nicht wie<strong>der</strong><br />

abstürze.»<br />

!<br />

Wege-Teamchefin<br />

Manuela Diethelm<br />

und Bewohner<br />

Alex.<br />

29


!<br />

Alex liebt die<br />

Arbeit am Computer.<br />

Und seine<br />

Schuhsammlung.<br />

In Reih und Glied.<br />

30<br />

Trotzdem ist es in den letzten<br />

Jahrzehnten immer wie<strong>der</strong> passiert.<br />

Nach jedem <strong>der</strong> unzähligen<br />

Entzugsversuche. Nach je<strong>der</strong> stabilen<br />

Phase in Heimen o<strong>der</strong> geschützten<br />

Wohnräumen. Monate<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Gasse. Wochen ohne Dusche,<br />

mit Blut, Gestank und Dreck<br />

am ganzen Körper. Er lacht. «Ich<br />

sah ja wirklich nicht immer so ge-<br />

sund aus wie heute», sagt er, «ich<br />

war nicht selten bis <strong>auf</strong> 50 Kilo abgemagert,<br />

habe Zustände erlebt,<br />

die bei an<strong>der</strong>n Langzeitschäden<br />

am Körper hinterlassen haben.»<br />

Aber er habe sich nie <strong>auf</strong>gegeben.<br />

Jetzt erst recht nicht. «Langsam<br />

finde ich mich einfach zu alt <strong>für</strong><br />

diesen Scheiss.»<br />

Alex ist 36. Das sehen ihm<br />

oft auch die Verkäuferinnen am<br />

Kiosk nicht an, wollen von ihm<br />

den Ausweis wegen dem Alter<br />

sehen, wenn er Zigaretten k<strong>auf</strong>t.<br />

Das ist ein Kompliment und nervt<br />

zugleich.<br />

Gift aus dem Koda<br />

Alex fühlt sich wohl in <strong>der</strong> Wege.<br />

Er sitzt viel am Computer, ohne<br />

Internetanschluss und Games. Er<br />

versucht, mit jenen Arbeitsprogrammen<br />

besser umzugehen, die<br />

er noch nicht kennt. «Open Office»<br />

zum Beispiel. Das ECDL-Diplom<br />

aus dem Computerkurs hat er<br />

schon im Sack. Er sagt, er könne<br />

hier gut zur Ruhe kommen. Wie<br />

vor zehn Jahren, aber mit besseren<br />

Voraussetzungen. Er ist im Koda in<br />

Behandlung. Er bekommt dort<br />

täglich seine Rationen Heroinersatz<br />

Diafin. «Das Koda ist neu <strong>für</strong><br />

mich. Mehr brauche ich nicht zum<br />

Leben. Keinen Zusatzkonsum seit<br />

Monaten, das war früher neben<br />

dem Metadon ganz an<strong>der</strong>s. Das<br />

Koda sättigt mich, was das Gift anbelangt.<br />

Wenn ich den richtigen<br />

Zeitpunkt sehe, gehe ich in den<br />

Entzug.» Das sei wohl nicht heute<br />

o<strong>der</strong> morgen, aber übermorgen:<br />

«Dieser Schritt ist ein Wagnis.<br />

Da<strong>für</strong> will ich mir Zeit lassen. Er<br />

ist mir früher allzu oft nicht gelungen.»<br />

Nur eben. Langsam gehe<br />

ihm <strong>der</strong> Schn<strong>auf</strong> aus, soviel <strong>Chance</strong>n<br />

stünden wohl nicht mehr offen<br />

<strong>für</strong> ihn. «Hepatitis habe ich seit<br />

15 Jahren im Blut, aber noch nie<br />

etwas davon gemerkt, kein HIV,<br />

gesunde Zähne! Irgendwann sagt<br />

dann aber auch mein Körper<br />

stopp.»<br />

Natürlich weiss er, dass er<br />

auch im Koda «giftelet», wenn<br />

auch kontrolliert. «Damit will ich<br />

mich nicht einfach abfinden. Das<br />

kann es nicht gewesen sein. Ich<br />

weiss, wie schön das normale<br />

Leben ist. Ich will wie<strong>der</strong> dahin.»<br />

In einen festen Job, den er<br />

einst schon bei Nestlé als Lagerist<br />

hatte. In eine feste Beziehung, wie<br />

damals mit <strong>der</strong> Freundin, die ihn<br />

heiraten wollte.<br />

Überdosis<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Gasse<br />

Vor einer Überdosis, nach <strong>der</strong> er in<br />

<strong>der</strong> Insel <strong>auf</strong>gewacht war und in<br />

<strong>der</strong> Waldau <strong>auf</strong>gepäppelt wurde,<br />

lebte Alex in St. Gallen. Er hatte die<br />

Frau im Facebook kennengelernt.<br />

«In St. Gallen hatte ich aber keine<br />

Arbeit und kein soziales Umfeld. Es<br />

ging alles zu schnell. Ich war rasch<br />

überfor<strong>der</strong>t. Ich hing herum. Ich<br />

war nach einem Entzug zuerst<br />

sauber, kam dann aber mit <strong>der</strong><br />

lokalen Szene in Kontakt.»<br />

Erste Rückfälle folgten, mit<br />

denen seine neue Partnerin nicht<br />

umgehen konnte und umgehen<br />

wollte. Alex kehrte Hals über Kopf<br />

nach Bern zurück. Angemeldet<br />

blieb er aber in St. Gallen. So lebte<br />

er während Monaten ohne Begleitung<br />

eines zuständigen Sozialdienstes<br />

in Bern <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Gasse. Bis<br />

zur Überdosis, die ein Zufall war.<br />

Unabsichtlich, sagt er: «Ich hatte<br />

einfach zuviel verschiedenes Zeug<br />

in mich hineingepumpt.»<br />

Pläne und Träume<br />

Die Sozialdienste <strong>der</strong> Waldau und<br />

<strong>der</strong> Stadt Bern haben ihm nach <strong>der</strong><br />

gesundheitlichen Genesung das<br />

Begleitete Wohnen in <strong>der</strong> Wege<br />

Weierbühl empfohlen. Für Alex ist<br />

es eine Übergangslösung: «Ich will<br />

mir nächstes Jahr eine eigene<br />

Wohnung suchen und mich dort<br />

noch ambulant von <strong>der</strong> Wege<br />

Weierbühl begleiten und nachbetreuen<br />

lassen. Ich werde eine Stelle<br />

finden, ob <strong>auf</strong> dem Bau o<strong>der</strong> in<br />

einem Magazin wie früher, egal.<br />

Ich möchte mein Leben weiterleben.<br />

Das ist an<strong>der</strong>en schon gelungen.<br />

Warum also nicht auch mir?»<br />

Er könne aber auch niemand<br />

an<strong>der</strong>em die Schuld geben,<br />

«falls ich meinen Hochmut, mit<br />

den Drogen locker umgehen zu<br />

können, einmal mehr nicht in<br />

den Griff kriegen sollte.» Und <strong>der</strong><br />

nächste Absturz dann vorprogrammiert<br />

scheint, wenn das Geld<br />

locker im Sack sitzt: «Es liegt einzig<br />

und allein an mir.»<br />

Beat Hugi


Ein Testament <strong>für</strong> gute Taten<br />

Wir Menschen sind vergänglich. Aber die Werte, die uns wichtig sind, leben weiter. In Ihrem<br />

Testament können Sie einen Teil Ihres Vermögens in Form eines Legats <strong>für</strong> gute Taten und sinnvolle<br />

Wohn- und Arbeitsplätze <strong>für</strong> Menschen am Rande einsetzen. Wenn Sie die Stiftung <strong>für</strong><br />

soziale Innovation o<strong>der</strong> eines ihrer Unternehmen in Ihrem Testament berücksichtigen, garantieren<br />

Sie, dass soziale, ökologische und entwicklungspolitische Werte gepflegt und da<strong>für</strong> einstehende<br />

Projekte bestehen bleiben – o<strong>der</strong> neu entstehen können.<br />

Die Stiftung <strong>für</strong> soziale Innovation<br />

und ihre Unternehmen Wege Weierbühl in<br />

Köniz und Gump- & Drahtesel mit Pico Bollo<br />

in Liebefeld und Bern arbeiten gemeinnützig.<br />

Die Stiftungsunternehmen schaffen Perspektiven<br />

<strong>für</strong> Menschen ohne Erwerbsarbeit und <strong>für</strong><br />

Suchtkranke.<br />

In <strong>der</strong> Wege Weierbühl finden Menschen<br />

mit Suchtproblemen Ruhe, Halt und ein<br />

Dach über dem Kopf. Neben zwölf Einzelzimmern<br />

gehören eine Werkstatt und ein grosser<br />

Garten zur Infrastruktur des Hauses Weierbühlweg<br />

4 in Köniz. Mit <strong>der</strong> Angebotspalette «Wege<br />

zum selbstständigen Wohnen» versucht Wege<br />

Weierbühl aktuell, auch eine Lücke im sozialen<br />

Netz zu schliessen. Sie ermöglicht ihren Klient-<br />

Innen so konsequent, sich das selbst verantwortete<br />

und damit mündige Mieten einer eigenen<br />

Wohnung schrittweise zu erarbeiten.<br />

Im Recycling-Projekt «Velos <strong>für</strong><br />

Afrika» setzt das Stiftungsunternehmen<br />

Gump- & Drahtesel neben seinem Tagesgeschäft<br />

zur sozialen und beruflichen Ingegration einen<br />

ökologischen und entwicklungspolitischen<br />

Schwerpunkt. Gump- & Drahtesel sammelt in<br />

<strong>der</strong> Schweiz alte Velos.<br />

Diese werden in Werkstätten in Zürich,<br />

Rapperswil/Jona, Amriswil, Turgi, Littau und<br />

Sursee, Burgdorf, Thun, Interlaken, Riggisberg<br />

Wir freuen uns, wenn Sie weiterhin mit uns gumpen!<br />

und Bern-Liebefeld <strong>für</strong> den Versand <strong>auf</strong>bereitet<br />

und in Containern in den Süden verschifft. Partner<br />

und Partnerorganisationen im Süden betreiben<br />

Velowerkstätten, welche die Recycling-Velos<br />

verk<strong>auf</strong>en o<strong>der</strong> nutzbringend einsetzen und innovative,<br />

neue Transportfahrzeuge herstellen<br />

<strong>für</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen. Das Velo-<br />

Recy cling von Gump- & Drahtesel ist ein einzigartiges<br />

Netzwerk zwischen Nord und Süd.<br />

Diese Engagements brauchen Ihre<br />

finan zielle Unterstützung. Tragen Sie zum Erfolg<br />

bei, machen Sie das ökologische, völkerverbindende<br />

und innovative Engagement <strong>auf</strong> lange<br />

Sicht möglich. Setzen Sie die Stiftung <strong>für</strong> soziale<br />

Innovation in Ihrem Testament o<strong>der</strong> in Ihrem<br />

Erbvertrag ein.<br />

Die Stiftung <strong>für</strong> soziale Innovation wird<br />

den Wert einer Erbschaft o<strong>der</strong> eines Vermächtnisses<br />

erhalten und nutzen.<br />

Haben Sie den gump! heute zum ersten Mal aus Ihrem Briefkasten gefischt? Haben Sie ihn irgendwo unterwegs in die Hand gedrückt<br />

bekommen? O<strong>der</strong> sind Sie längst schon eine treue Leserin o<strong>der</strong> ein treuer Leser, aber haben eben die Adresse gewechselt?<br />

Wenn Sie so o<strong>der</strong> so weiterhin mit gump! – Der Zeitung <strong>für</strong> Mutanfälle <strong>der</strong> Stiftung <strong>für</strong> soziale Innovation beschickt werden wollen<br />

(o<strong>der</strong> auch nicht), füllen Sie doch bitte diesen Talon aus. Das hilft. Dazu Ihr Kreuzchen im gewünschten Punkt – und ab die Post.<br />

Siehe unten.<br />

O Ich erhalte gump! erstmals und möchte ihn weiterhin im Briefkasten finden.<br />

O Ich bekomme gump! im Kuvert zugeschickt und habe eine neue Adresse.<br />

O Ich bitte Sie, Ihren gump! neu auch an die notierte Adresse zu schicken.<br />

O Ich bitte Sie, mir den gump! nicht mehr zu schicken.<br />

Ruth Hugi berät und betreut Sie gerne.<br />

Name: Vorname:<br />

Strasse/Nummer: PLZ/ORT:<br />

E-Mail: Telefon:<br />

Schicken Sie den Talon nach dem Ausfüllen bitte an folgende Adresse:<br />

<strong>Administration</strong> gump!, Cornelia Weber, Gump- & Drahtesel, Waldeggstrasse 27, 3097 Liebefeld. Merci.<br />

gump gump!<br />

✂<br />

!<br />

Ruth Hugi berät Sie<br />

gerne. Nehmen Sie bitte<br />

Kontakt mit ihr <strong>auf</strong>:<br />

Telefon 062 922 91 56,<br />

hugiruth@bluewin.ch.<br />

Ihre Angaben werden<br />

absolut vertraulich<br />

behandelt.<br />

31


!<br />

Wege Weierbühl<br />

Weierbühlweg 4<br />

3098 Köniz<br />

Telefon 031 971 80 00<br />

Fax 031 971 80 10<br />

team@wege­weierbuehl.ch<br />

www.wege­weierbuehl.ch<br />

Gump­ & Drahtesel<br />

Recycling­Werkstätten<br />

Waldeggstrasse 27<br />

3097 Liebefeld<br />

Telefon 031 979 70 70<br />

Fax 031 979 70 79<br />

info@gump­drahtesel.ch<br />

www.gump­drahtesel.ch<br />

Pico Bollo, Verk<strong>auf</strong>sladen<br />

Bollwerk 35, 3011 Bern<br />

Telefon 031 312 97 73<br />

Fax 031 332 38 34<br />

info@picobollo.ch<br />

www.picobollo.ch<br />

Velos <strong>für</strong> Afrika<br />

c/o Gump­ & Drahtesel<br />

Recycling­Werkstätten<br />

Waldeggstrasse 27<br />

3097 Liebefeld<br />

Tel. 031 979 70 70<br />

Fax 031 979 70 79<br />

info@gump­drahtesel.ch<br />

www.velosfuerafrika.ch<br />

Stiftung <strong>für</strong> soziale<br />

Innovation, c/o<br />

Treuhand U. Müller GmbH<br />

Postfach, 3000 Bern 14<br />

info@sozinn.ch<br />

www.sozinn.ch<br />

32<br />

EMIL in <strong>der</strong> Velowerkstatt<br />

Grosse Benefiz-Gala mit «Velos <strong>für</strong> Afrika»-Botschafter Emil Steinberger in <strong>der</strong> Velowerkstatt<br />

Gump- & Drahtesel: Am Mittwoch, 10. November, 20 Uhr, gastiert <strong>der</strong> Doyen <strong>der</strong> Schweizer<br />

Kleinkunst mit seinem feinen Programm «Drei Engel!» an <strong>der</strong> Waldeggstrasse 27 in Liebefeld.<br />

Karten zu 40 Franken gibt es hier zu k<strong>auf</strong>en: Im Pico Bollo-Laden am Berner Bollwerk 35,<br />

Telefon 031 312 97 73, E-Mail info@picobollo.ch. Die Einnahmen des Abends fliessen voll ins<br />

Projekt «Velos <strong>für</strong> Afrika». Hier Emils persönliche Einladung:<br />

«Vor acht Jahren hat alles<br />

mit einer Lesung begonnen. Im<br />

L<strong>auf</strong>e <strong>der</strong> Jahre verän<strong>der</strong>te sich<br />

diese Lesung immer mehr zu<br />

einem neuen Bühnenprogramm,<br />

bei dem ich immer wie<strong>der</strong> mit drei<br />

erhobenen Fingern und dem Ausspruch<br />

«Drei Engel!» dem Publikum<br />

den Wahrheitsgehalt einer<br />

Geschichte versichere.<br />

Während meinem 100-minütigen<br />

Bühnenprogramm lese<br />

ich höchstens noch 15 Minuten.<br />

Der frühere EMIL hat sich nämlich<br />

zu mir ins Programm geschlichen.<br />

Und so kann man in meinem Programm<br />

den STEINBERGER und<br />

den EMIL gemeinsam <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />

Bühne erleben.<br />

Glauben Sie, dass Sie die beiden<br />

auseinan<strong>der</strong>halten können?<br />

Versuchen Sie’s doch herauszufinden,<br />

und kommen Sie in die<br />

Lesung – pardon! – in mein Programm<br />

«Drei Engel!» Ich freue<br />

mich <strong>auf</strong> Sie!»<br />

Das Impressum<br />

gump! Zeitung <strong>für</strong> Mutanfälle;<br />

erscheint 2� jährlich; Auflage: 20 000 Ex.<br />

Redaktion Heft 15 // Juli 2010:<br />

Manuela Diethelm, Paolo Richter,<br />

Ruth Hugi, Beat Hugi (Leitung)<br />

Inserate, Redaktion & Produktion:<br />

hugis, Postfach, 4901 Langenthal<br />

Telefon 062 923 15 57<br />

beathugi@bluewin.ch<br />

Layout & Druck:<br />

Stefan Zimmerli;<br />

Schürch Druck und Medien, Huttwil<br />

Chapeau <strong>für</strong><br />

«Velos <strong>für</strong> Afrika»<br />

Der Doyen <strong>der</strong> Schweizer<br />

Kabarettwelt war begeistert,<br />

als er unlängst <strong>auf</strong> Blitzbesuch<br />

in den Velo-Werkstätten<br />

von Gump- & Draht esel<br />

kam. Emil Steinberger und<br />

seine Frau Niccel sind<br />

Botschafter <strong>für</strong> «Velos <strong>für</strong><br />

Afrika». Für Niccel Stein-<br />

berger ist ihr Engagement<br />

eine Selbstverständlichkeit<br />

und Ehre: «Das Projekt ist<br />

genial. Velos, die sonst <strong>auf</strong><br />

dem Schrott landen o<strong>der</strong> im<br />

Keller stehen bleiben, brin-<br />

gen Arbeit im Norden und<br />

Arbeit, Einkommen und<br />

Mobilität im Süden. Was<br />

will man noch mehr?» Emil<br />

doppelt gerne nach: «Es ist<br />

von A bis E eine ehrliche<br />

Sache. Einfach und effizi-<br />

ent. Vom Sammeln über<br />

das Reparieren bis zum<br />

Verschiffen und Verwen-<br />

den in Afrika. Je<strong>der</strong> Mensch<br />

kann sich die Hilfe rasch<br />

vorstellen. Chapeau!»<br />

Herausgeberin:<br />

Stiftung <strong>für</strong> soziale Innovation<br />

www.sozinn.ch

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