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Martin Filitz, Der ungeliebte Katechismus – Der Heidelberger ...

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Noch allgemeiner aber sind die Gedanken seiner Zeit im Hinblick auf den<br />

<strong>Katechismus</strong>. Zusammenfassend äußert Heinrich Heine sich in seiner Schrift „Über<br />

Religion und Philosophie in Deutschland (1834).<br />

„Von dem Augenblick an wo eine Religion bei der Philosophie Hülfe begehrt,<br />

ist ihr Untergang unabwendlich. Sie sucht sich zu verteidigen und schwatzt<br />

sich immer tiefer ins Verderben hinein. Die Religion, wie jeder Absolutismus,<br />

darf sich nicht justifizieren. Prometheus wird an den Felsen gefesselt von der<br />

schweigenden Gewalt. ja, Aeschylus läßt die personifizierte Gewalt kein<br />

einziges Wort reden. Sie muß stumm sein. Sobald die Religion einen<br />

räsonierenden <strong>Katechismus</strong> drucken läßt, sobald der politische Absolutismus<br />

eine offizielle Staatszeitung herausgibt, haben beide ein Ende. Aber das ist<br />

eben unser Triumph: wir haben unsere Gegner zum Sprechen gebracht und<br />

sie müssen uns Rede stehn.“ 6<br />

Heinrich Heine spricht sicherlich nicht nur für seine Zunft der jungen, aufgeklärten,<br />

auch atheistischen Autoren des Vormärz, wenn er schon den <strong>Katechismus</strong> an sich<br />

als Sündenfall der Religion ansieht. Viele zeitgenössische Theologen haben es<br />

ähnlich gesehen, so dass zumindest der <strong>Heidelberger</strong> <strong>Katechismus</strong> bis über die Mitte<br />

des 18. Jahrhunderts hinaus auch in Theologie und Gemeinde keinerlei Bedeutung<br />

mehr hatte. In diesem Sinne reflektiert die Literatur das Bild, das ihr die Theologie<br />

von sich selbst und ihren Grundlagen bietet.<br />

III.<br />

Auch die historische Bewertung des <strong>Katechismus</strong> ist in der<br />

Regel negativ<br />

Die Erwähnung des (<strong>Heidelberger</strong>) <strong>Katechismus</strong> in historischen Zusammenhängen<br />

lässt sich kaum umgehen, wenn von der Befreiung der Spanischen Niederlande oder<br />

auch vom Schicksal der Lieselotte von der Pfalz gehandelt wird. Aber auch in diesem<br />

Zusammenhang wird der <strong>Heidelberger</strong> <strong>Katechismus</strong> in polemischer Absicht erwähnt.<br />

Friedrich Schiller schreibt:<br />

6 Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (1834), in: Heinrich Heine, vierter Band, Schriften über Deutschland,<br />

hg. von Helmut Schanze, Frankfurt 1968, S. 108.

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