NETWORX 61 | Linguistische Aspekte zur ... - Mediensprache.net
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22 3 Gästebucheintrag an eine beste Freundin<br />
Ebenen statt, die von den Mädchen meist als »eigener Style« umfasst werden.<br />
Der Bezug zwischen der Gestaltung des Textkörpers und der beabsichtigten<br />
Suggestion des Typus »Schulmädchen« mit all ihren vielschichtigen emotiven<br />
Signifikationsmechanismen kann im Rahmen dieser Veröffentlichung nicht<br />
vertiefend angesprochen werden. Dennoch sollten diese allgemeinen Hinweise<br />
ausreichen, die morphologischen Normabweichungen, den syntaktischen Stil<br />
und sonstige irritierende Auffälligkeiten folgender Textausschnitte als stilistisch<br />
relevant im Sinne des habituellen Leitmotivs »doing schoolgirl« zu interpretieren.<br />
4 Analyse des »Beziehungsphrasen«-Stils<br />
Auf rein innhaltlicher bzw. denotativer Ebene ist es das Hauptanliegen eines<br />
GBs im Zeitraum August bis Oktober 2009, 21 die Empfindungen für die beste<br />
Freundin auszudrücken. Hierbei greifen die Mädchen auf eine begrenzte Menge<br />
an Phrasen <strong>zur</strong>ück, die mit wenigen Ausnahmen in jedem GB vorkommen.<br />
Das heißt, eine bestimmte Grundaussage der Beziehungsphrasen, wie etwa<br />
du bedeutest mir viel, die sich in vielen unterschiedlichen Formulierungen ausdrücken<br />
ließe, taucht hauptsächlich in äußerst festgelegten Formen auf, was<br />
Wortwahl und syntaktische Struktur betrifft. Dabei handelt es sich allerdings<br />
nur noch entfernt um Redewendungen und gebräuchliche Formulierungen,<br />
wie sie beispielsweise in einem persönlichen Brief an bestimmten Stellen, wie<br />
im Bereich Anrede, Gruß usw., üblich sind und wie sie Höflichkeit und gesellschaftliche<br />
Konvention im Sinne einer universellen Norm fordern.<br />
Aufgrund ihrer aktuellen Beliebtheit und hochfrequenten Einbindung in<br />
den Text gewähren die Phrasen und Floskeln Einblicke in sprachliche Veränderungen,<br />
die gerade vonstatten gehen, da solche Sprachtypizitäten wie ein<br />
Indikator den kommunikativen Stil in der Peergroup als Ganzes repräsentieren.<br />
Das heißt, anhand der Themen, die im Sprachgebrauch der Mädchen so<br />
präsent sind, dass sich immer wieder vorkommende Strukturen und Muster zu<br />
Phrasen und Floskeln verdichten können, oder deren Wahrnehmung in externen<br />
Texten auf so lebendige Resonanz stößt, dass sie in das Phrasenrepertoire<br />
aufgenommen werden, lassen sich Rückschlüsse auf das Denken und Fühlen<br />
der Mädchen ziehen.<br />
21 Das Korpus, aus dem für diesen Beitrag in Kapitel 3 Beispiele zitiert werden, besteht aus<br />
teils mehreren GBs 160 verschiedener Schreiberinnen. Die folgenden Textauszüge stammen<br />
von jeweils unterschiedlichen Schreiberinnen, erhalten hier jedoch keine fortlaufende<br />
Nummerierung. Die Beispiele aus YouTube dienen als Ergänzung.