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GALLEN - Mein Pferd

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FITNESS & FORSCHUNG<br />

Fotos: Ilja v.d. Kasteele, pa/dpa, Privat, www.slawik.com, www.stuewer-tierfoto.de<br />

42 www.mein-pferd.de 11/2011<br />

Das Kühlen der <strong>Pferd</strong>ebeine<br />

mit Wasser ist in<br />

einigen Fällen förderlich<br />

Zur Entlastung<br />

sollten Stellungsfehler<br />

permanent<br />

korrigiert werden<br />

Behandlung<br />

Die Therapien sind von Fall zu Fall verschieden.<br />

Manchmal ist eine Operation unabdingbar.<br />

b eine medizinische<br />

O Behandlung erforderlich<br />

ist und welche Therapie<br />

infrage kommt, hängt von<br />

der Lage, dem Auslöser und<br />

dem Umfang der Gallen ab.<br />

Kleine, weiche Gallen, die<br />

den Bewegungsablauf des<br />

<strong>Pferd</strong>es nicht stören, erfordern<br />

häufi g nur eine Beobachtung<br />

und Forschung nach dem<br />

Auslöser, nicht aber einen<br />

medizinischen Eingriff. Lahmt<br />

ein <strong>Pferd</strong> jedoch, ist eine<br />

Therapie nach Abklärung der<br />

Ursache unerlässlich.<br />

Ist ein Chip zum Beispiel<br />

der Grund für die Verdickung<br />

und Lahmheit, so kann dieser<br />

operativ entfernt werden.<br />

Auch schmerzende Sehnenscheidengallen,<br />

die vom<br />

Fesselringband deutlich nach<br />

oben und unten gedrückt<br />

werden, versucht man, durch<br />

eine Operation zu beheben.<br />

Dabei wird das Fesselringband<br />

durchtrennt. Darüber hinaus<br />

besteht die Möglichkeit, Gallen<br />

zu punktieren. Dadurch fl ießt<br />

die Gelenkfl üssigkeit ab. Im<br />

Anschluss daran sollen unter<br />

Vorbeugung<br />

Gallen können Sie mit einer ausgewogenen Fütterung,<br />

ausreichend Einstreu und korrekter Arbeit vermeiden<br />

ferde sollten vom Fohlen-<br />

P alter an artgerecht gehalten<br />

werden: Sie brauchen<br />

ausreichend Bewegung,<br />

damit ihre Knochen, Sehnen<br />

und Bänder sanft gestärkt<br />

werden. Denn unregelmäßiger<br />

Auslauf führt häufi g zu Chips.<br />

Eine ausgewogene Fütterung<br />

ohne Defi zite oder Überschuss<br />

wirkt sich ebenfalls<br />

positiv auf den Knochenbau<br />

aus und beugt Gallen vor.<br />

Regelmäßige Wurmkuren<br />

verhindern zudem<br />

starken Wurmbefall, welcher<br />

schlimmstenfalls dem<br />

Organismus bedeutende<br />

Mineralien und Vitamine<br />

anderem Kortisonspritzen<br />

verhindern, dass sich die<br />

Schwellungen von neuem<br />

füllen. Zudem sind Verbände<br />

und Boxenruhe erforderlich.<br />

Manchmal hilft es auch, junge<br />

Gallen mit Franzbranntwein<br />

einzureiben, da es die Durchblutung<br />

anregt. Die Synovia soll dadurch<br />

schneller aus dem Gelenk<br />

transportiert werden. In anderen<br />

Fällen ist es förderlich, die Gliedmaßen<br />

für längere Zeit – einige<br />

Wochen – zu bandagieren<br />

und/oder mehrmalig mit kaltem<br />

Wasser abzuspritzen.<br />

Bei Stellungsfehlern muss<br />

unbedingt der Hufschmied in<br />

die Behandlung mit einbezogen<br />

werden. Er versucht, das<br />

<strong>Pferd</strong> dann langsam mit Hilfe<br />

mehrerer Korrekturen richtig<br />

zu stellen. Außerdem sollten<br />

Futter und Arbeit stets im<br />

Auge behalten werden, damit<br />

das <strong>Pferd</strong> weder über- noch<br />

unterversorgt ist und nicht<br />

überanstrengt wird.<br />

Trotz unterschiedlicher Behandlungsmöglichkeiten<br />

lassen<br />

sich jedoch vor allem einige<br />

ältere Gallen nicht beheben.<br />

entziehen kann. Darüber hinaus<br />

sollten <strong>Pferd</strong>e schonend<br />

an die Arbeit herangebracht<br />

und Überanstrengungen auf<br />

hartem Boden gemieden<br />

werden. Regelmäßiges Abspritzen<br />

der <strong>Pferd</strong>ebeine mit<br />

kaltem Wasser massiert und<br />

regt zudem die Durchblutung<br />

an. Das Durchreiten von Gewässern<br />

kann für <strong>Pferd</strong>ebeine<br />

ebenfalls angenehm sein.<br />

Gut eingestreute <strong>Pferd</strong>eboxen<br />

sind eine Selbstverständlichkeit<br />

und beugen vor allem<br />

Stollbeulen und Piephacken<br />

vor. Gummimatten an den<br />

Wänden wirken dämpfend,<br />

wenn <strong>Pferd</strong>e gegen sie treten.<br />

FACHLEXIKON<br />

Chips – abgespaltene Knochen-<br />

bzw. Knorpelstücke<br />

im Gelenk, die an ihrem Ort<br />

verbleiben oder wandern<br />

können. Sie lösen häufi g<br />

Bewegungsstörungen aus<br />

Fesselringband – hält die<br />

Beugesehnen im Bereich<br />

des Fesselkopfes in Position.<br />

Kann bei chronischen<br />

Entzündungen operativ<br />

durchtrennt werden<br />

Franzbranntwein – eine<br />

alkoholische Lösung mit<br />

Menthol, Kampfer und<br />

Duftstoffen wie Latschenkieferöl.<br />

Wird überwiegend<br />

zur äußerlichen Anwendung<br />

(Einreiben) verwendet<br />

Gallen – beulenartige Verdickungen<br />

an Gelenken, Sehnen<br />

und Schleimbeuteln. Sie<br />

bestehen aus einer Flüssigkeitsansammlung,hervorgerufen<br />

durch eine Reizung<br />

Punktion – gezielt gesetzte<br />

Nadeln zur Einspritzung oder<br />

Entnahme von Flüssigkeit<br />

Synovia – eine klare<br />

Körperfl üssigkeit, die in<br />

Gelenken, Sehnen und<br />

Schleimbeuteln gebildet<br />

wird. Sie dient der Schmierung,<br />

dem Abtransport von<br />

Stoffwechselprodukten und<br />

der Ernährung der Gelenke<br />

Außerdem sollten die Hufe<br />

von Beginn an von einem<br />

Schmied bearbeitet und<br />

korrigiert werden – möglicherweise<br />

auch mit einem<br />

Spezialbeschlag. So kann<br />

angeborenen Gliedmaßenfehlstellungen,<br />

die häufi g zu<br />

Überbelastungen bestimmter<br />

Gelenke oder Sehnen führen,<br />

entgegengewirkt werden.<br />

Eine weiche Einstreu sollte<br />

selbstverständlich sein<br />

Prognose<br />

Viele Gallen sind harmlos. Schmerzhafte Beulen<br />

bedürfen jedoch eines schnellen Eingriffs<br />

ie meisten Gallen sind harmlos und bereiten<br />

D keine gesundheitlichen Probleme. Sie stören<br />

häufi g nur das Auge des Betrachters und nicht<br />

das <strong>Pferd</strong>. Das ist besonders bei weichen Verdickungen<br />

an Gelenken der Fall.<br />

Gallen entstehen häufi g durch wiederkehrende<br />

Reizungen (Entzündungen). Auslöser sind unter<br />

anderem mangelhafte Fütterung, Überanstrengung<br />

junger Tiere, häufi ge Arbeit auf hartem Boden oder<br />

fehlerhafte Ausrüstung. Die Reizungen können<br />

allerdings auch über Jahre hinweg nicht präsent<br />

sein. Denn auch ohne aktuelle Entzündung bleiben<br />

die beulenartigen Verdickungen an den Gelenken,<br />

Sehnen oder Schleimbeuteln zurück, da sich die<br />

Flüssigkeitsräume einmal ausgedehnt und damit<br />

das Gewebe in den Bereichen geweitet haben.<br />

Harte Gallen an ungünstigen Stellen können<br />

jedoch die Beweglichkeit des <strong>Pferd</strong>es einschränken<br />

und zu Lahmheiten führen. Hier ist eine schnelle<br />

tierärztliche Therapie notwendig. Bei frühzeitiger<br />

medizinischer Behandlung stehen die Chancen auf<br />

eine Heilung besser als bei spätem Therapiebeginn.<br />

<strong>Mein</strong>e Tipps<br />

• Gallen müssen nicht zu einem<br />

Problem werden, können es aber.<br />

Vorbeugen lässt sich durch eine<br />

gesunde Haltung mit gleichmäßiger<br />

Bewegung. Ein gesundes<br />

<strong>Pferd</strong> bandagiert in den Stall zu<br />

stellen ist nicht sinnvoll. Denn das<br />

Gewebe verliert dadurch seine<br />

Thomas Stöckl,<br />

Tierarzt<br />

eigene Stützfunktion, und die Entstehung von<br />

Gallen wird eventuell beschleunigt.<br />

• Eine tägliche Kontrolle der Beine beim Putzen ist<br />

sinnvoll, um den Zustand der Gallen im Blick zu haben.<br />

Weiche Gallen ohne Wärme und Druckempfi ndlichkeit<br />

(feststellbar durch leichten Druck mit den<br />

Fingern) sind häufi g unproblematisch. Verändern<br />

sich diese, werden sie hart, warm oder druckempfi<br />

ndlich, sollte der Tierarzt zurate gezogen werden.<br />

Bei jungen <strong>Pferd</strong>en mit Gallen empfehle ich eine<br />

Untersuchung der betroffenen Bereiche mittels Ultraschall<br />

oder Röntgen, um z. B. Chips auszuschließen.<br />

• Die meisten Gallen bedürfen keiner Behandlung.<br />

Dauerhaftes Einreiben etc. führt häufi g zu einer<br />

starken Reizung der Haut und hilft nur kurzfristig.<br />

Auch die Injektion hilft insbesondere bei lange<br />

bestehenden Gallen selten. Eine Einschränkung der<br />

Bewegung ist nur bei Lahmheit und auf Anweisung<br />

des Tierarztes notwendig, da zu wenig Bewegung<br />

häufi g zu einer Vergrößerung der Gallen führt.<br />

IN DER NÄCHSTEN AUSGABE:<br />

Alles zum Thema Schlundverstopfung<br />

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