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FITNESS & FORSCHUNG<br />
ERKRANKUNGEN A BIS Z TEIL 27<br />
HEADSHAKING<br />
Es bringt Reiter zum Verzweifeln und beeinträchtigt die Lebensqualität<br />
der <strong>Pferd</strong>e: das Headshaking. Seine Ursachen sind<br />
vielfältig – von unpassender Ausrüstung über Allergien bis hin<br />
zu Nervenreizungen. Eine Heilung ist nicht immer möglich<br />
Text: Karina Müller<br />
Kopf hoch,<br />
Kopf runter<br />
Das Shaken reicht von<br />
ein fachem hektischem Zucken<br />
bis hin zu kräftigem Schlagen,<br />
meist in vertikaler Richtung<br />
Eine gute Zusammenarbeit<br />
Gemeinsam mit der bekannten<br />
<strong>Pferd</strong>eklinik Burg Müggenhausen<br />
aus dem rheinländischen Weiler swist<br />
geht <strong>Mein</strong> <strong>Pferd</strong> den wichtigsten<br />
Erkrankungen des Reitpferdes auf<br />
den Grund – von A wie Atemwege<br />
bis Z wie Zahnerkrankungen. In<br />
jeder Ausgabe beschreiben wir<br />
Symptome und Ursachen, erklären<br />
bewährte und neue Behandlungsmethoden<br />
sowie die modernsten<br />
technischen Möglichkeiten und<br />
zeigen, was Sie <strong>als</strong> <strong>Pferd</strong>ebesitzer<br />
tun können, um richtig vorzubeugen.<br />
Alle Folgen der Serie können Sie auf<br />
unserer Homepage <strong>herunterladen</strong>:<br />
www.mein-pferd.de/medizin<br />
38 www.mein-pferd.de 9/2011 9/2011<br />
www.mein-pferd.de<br />
39
FITNESS & FORSCHUNG<br />
Krankheitsbild<br />
ie Krankheit heißt nicht umsonst „Head-<br />
D shaking“, auf Deutsch: Kopfschütteln,<br />
denn sie äußert sich vornehmlich in Kopfbewegungen,<br />
die von einem einfachen hektischen<br />
Zucken bis hin zum heftigen Schlagen reichen.<br />
Diese Bewegung fi ndet zumeist in vertikaler<br />
Richtung – rauf und runter – statt, sie kann<br />
aber auch horizontal oder kreisend verlaufen.<br />
Kopfschlagen ist zwar generell ein normales<br />
Verhalten; <strong>Pferd</strong>e zeigen es, wenn sie<br />
von Insekten gestört werden oder aufgeregt<br />
sind. Tritt das Kopfschlagen jedoch ohne<br />
erkennbaren äußeren Reiz auf, handelt es sich<br />
mit großer Wahrscheinlichkeit um das Headshaking-Syndrom.<br />
<strong>Pferd</strong>e können es sowohl<br />
bei der Nutzung – dem Reiten und anderer<br />
Arbeit – <strong>als</strong> auch im Stall oder auf der Weide<br />
zeigen. Häufi g ist das Ausmaß auch saisonal<br />
40 www.mein-pferd.de 9/2011<br />
Das Kopfschlagen kann<br />
so heftig sein, dass<br />
Reiten unmöglich wird<br />
Headshaker zucken oder schlagen ohne erkennbaren Reiz mit dem Kopf. Nur selten handelt<br />
es sich dabei um eine Untugend, häufi ger sind gesundheitliche Mängel die Ursache<br />
DER TRIGEMINUSNERV IM QUERSCHNITT<br />
Oberkiefernerv<br />
Augapfelnerv<br />
Unterkiefernerv<br />
verschieden. Manches <strong>Pferd</strong> shakt sogar so<br />
heftig, dass eine Nutzung – zum Leid des<br />
Reiters – unmöglich wird.<br />
Früher hatte man das Verhalten lediglich <strong>als</strong><br />
Untugend abgetan. Heute differenziert man<br />
zwischen: Kopfschlagen <strong>als</strong> gesundheitlicher<br />
Mangel, <strong>als</strong> Verhaltensstörung und <strong>als</strong> Zeichen<br />
eines Reiterfehlers oder fehlerhafter Ausrüstung.<br />
In vielen Fällen ist eine Reizung des<br />
Trigeminusnervs – des fünften Gehirnnervs –<br />
schuld. Bis heute ist das Headshaking-<br />
Syndrom medizinisch jedoch immer noch<br />
nicht völlig umgrenzt, obwohl die Symptomatik<br />
in der Literatur bereits um 1809 auftaucht.<br />
Betroffen sind <strong>Pferd</strong>e aller Rassen und<br />
jeden Alters. Gehäuft beobachtet man die<br />
Erkrankung aber ab einem Alter von sieben<br />
Jahren beziehungsweise bei Wallachen.<br />
Der Trigeminusnerv (fünfter Gehirnnerv)<br />
ist der größte Gehirnnerv. Er<br />
hat sensible und motorische Funktionen:<br />
Der Nerv versorgt unter<br />
anderem die Haut sowie tiefere<br />
Gewebe des Gesichts und ist für die<br />
Kaumuskeln zuständig. Er teilt sich<br />
in drei Äste: Nervus ophthalmicus<br />
(Augapfelnerv), Nervus maxillaris<br />
(Oberkiefernerv) und Nervus mandibularis<br />
(Unterkiefernerv). Für das<br />
Headshaking-Syndrom ist besonders<br />
der sensible Teil verantwortlich.<br />
Ursache<br />
Oftm<strong>als</strong> führt eine<br />
Trigeminusreizung zum<br />
Headshaking-Syndrom<br />
eadshaking kann ver-<br />
H schiedenste Ursachen<br />
haben. Rund 70 gesundheitliche<br />
Mängel sind<br />
bekannt. Viele betreffen den<br />
<strong>Pferd</strong>ekopf, etwa das Auge,<br />
die Maul- oder Nasenhöhle,<br />
den Gehörgang oder H<strong>als</strong>.<br />
Möglich sind Zahnprobleme,<br />
Flüssigkeitsansammlungen<br />
in den Nasennebenhöhlen,<br />
Verletzungen der H<strong>als</strong>muskulatur<br />
oder Pilzinfektionen<br />
des Luftsacks. Zudem<br />
kommen Allergien – ausgelöst<br />
z. B. durch Pollen,<br />
Schimmelpilze oder Insekten<br />
–, Rückenprobleme und<br />
Lahmheiten <strong>als</strong> Ursache in<br />
Betracht.<br />
Häufi g ist eine Reizung<br />
oder Schädigung des<br />
Nervensystems Schuld.<br />
Betroffen ist vor allem der<br />
Trigeminusnerv, welcher<br />
sich über den gesamten<br />
<strong>Pferd</strong>ekopf erstreckt. Wird<br />
er geschädigt, kommt es<br />
zu einer Überempfi ndlichkeit,<br />
und der Patient<br />
reagiert auf leichteste<br />
Berührungsreize, wie<br />
Wind, Staub, Pollen oder<br />
Schneefl ocken. Es juckt<br />
oder schmerzt.<br />
Eine Verbindung des<br />
Trigeminusnervs mit dem<br />
Sehnerv kann ebenfalls<br />
zum Headshaking führen.<br />
Es führt zu einer Lichtempfi<br />
ndlichkeit (photisches<br />
Headshaking). Nervenschädigungen<br />
können<br />
durch Viren (z. B. Herpesviren),<br />
Bakterien (wie<br />
Borreliose) oder zufällig<br />
degenerative Veränderungen<br />
(abweichend von der<br />
Norm) ausgelöst werden.<br />
Einige <strong>Pferd</strong>e shaken<br />
ohne gesundheitlichen<br />
Schaden. Fehlerhaftes<br />
Zaumzeug, ein unpassender<br />
Sattel, starke Reitereinwirkung,<br />
Stress oder<br />
schlechte Haltungs- und<br />
Futterbedingungen können<br />
hier die Auslöser sein.<br />
Symptome<br />
Auffälligstes Merkmal des Headshakings ist mehr oder weniger heftiges Kopfschlagen<br />
oder -schütteln. Dazu kommt starkes Schnauben oder Ausschlagen der Vorhand<br />
ypischstes Symptom des Headshaking-<br />
T Syndroms ist das plötzliche, stoßweise<br />
und zwanghaft wirkende Schlagen mit dem<br />
Kopf – in den meisten Fällen rauf und runter.<br />
Kreisende oder horizontale Kopfbewegungen<br />
sind aber auch möglich. Oft lässt sich das<br />
Verhalten durch nichts unterbrechen.<br />
Die Intensität, Dauer, das Auftreten und<br />
weitere Begleitsymptome variieren je nach Ursache<br />
und in einigen Fällen je nach Jahreszeit.<br />
So beginnt bei einigen <strong>Pferd</strong>en die Erkrankung<br />
immer im Frühjahr, während sie im Winter<br />
weitgehend symptomfrei sind. Manche <strong>Pferd</strong>e<br />
zeigen nur kurzweilig ein leichtes Zucken,<br />
andere wiederum heftiges, anhaltendes Schlagen<br />
mit dem Kopf. Es ist in der Bewegung –<br />
unter dem Reiter, beim Longieren oder beim<br />
Freilauf, meist in gesteigerter Gangart –, aber<br />
auch in der Box oder auf der Weide möglich.<br />
Die <strong>Pferd</strong>e sind unkonzentriert und gestresst.<br />
Patienten mit einer Trigeminusreizung reiben<br />
zudem gerne ihre Nüstern an den Vorderbeinen,<br />
der Wand oder auf dem Boden. Sie<br />
schnauben stark und häufi g, schlagen refl exartig<br />
mit der Vorhand oder verstecken ihren<br />
Kopf unter dem Schweif anderer <strong>Pferd</strong>e.<br />
Viele betroffene<br />
<strong>Pferd</strong>e reiben ihre<br />
Nüstern an den<br />
Vorderbeinen<br />
DIAGNOSE<br />
Weil das Krankheitsbild<br />
eines Headshakers so<br />
komplex ist, ist eine genaue<br />
Diagnose schwierig und<br />
langwierig. Deshalb sollte<br />
zwingend ein Tierarzt zu<br />
Rate gezogen werden.<br />
Am Anfang steht stets<br />
eine ausführliche Berichterstattung<br />
durch den<br />
<strong>Pferd</strong>e besitzer. Er informiert<br />
den Tierarzt über<br />
seine Beobachtungen im<br />
Hinblick auf Verhalten,<br />
Verlauf, Zeitpunkt und Ort,<br />
schildert die Haltungs-<br />
sowie Fütterungsbedingungen<br />
und trägt damit zu<br />
einer genauen Diagnose<br />
bedeutend bei. Tritt das<br />
Kopfschlagen nur in den<br />
Sommermonaten oder das<br />
ganze Jahr, bei der Arbeit<br />
oder auch in Ruhe auf?<br />
Können Sonne, Staub oder<br />
Pollen eine Rolle spielen?<br />
Oder Sattel, Zaumzeug und<br />
Gebiss ungeeignet sein?<br />
Diese und weitere Fragen<br />
sollten geklärt werden.<br />
Darauf folgt eine klinischeRundum-Untersuchung<br />
durch den Tierarzt.<br />
Er beobachtet das <strong>Pferd</strong><br />
im Stehen sowie in der Bewegung,<br />
begutachtet und<br />
untersucht unter anderem<br />
Augen, Ohren, Maul und<br />
Nasengang; röntgt H<strong>als</strong>,<br />
Wirbelsäule und Beine. Er<br />
kann den Trigeminusnerv<br />
betäuben, einen Allergietest<br />
durchführen und das<br />
Blut auf eventuelle Viren<br />
untersuchen lassen.<br />
Schritt für Schritt werden<br />
so mögliche Ursachen<br />
ausgeschlossen und die<br />
Auslöser für das Kopfschlagen<br />
eingekreist. Je<br />
nach Diagnose folgen<br />
unterschiedliche<br />
Therapiemethoden.<br />
www.mein-pferd.de<br />
41
FITNESS & FORSCHUNG<br />
Mit dunklen<br />
Gesichts masken<br />
kann man photischen<br />
Head shakern helfen<br />
FACHLEXIKON<br />
Carbamacepin – ein Anti-Epileptikum aus der Humanmedizin,<br />
das die Aktivität des Trigeminusnervs dämpft bzw. den<br />
Schmerz unterdrückt. Es ist für <strong>Pferd</strong>e nicht offi ziell zugelassen,<br />
daher bedarf es einer Umwidmung durch den Veterinär (Epilepsie:<br />
Funktionsstörung im Gehirn, die zu Krampfanfällen führt).<br />
degenerativ – von der Norm abweichend. Dies kann die Form<br />
oder/und die Funktion eines Organs betreffen.<br />
Photisches Headshaking – eine neurologische „Überempfi<br />
ndlichkeitsreaktion“ auf Lichtreize. Sie tritt bei <strong>Pferd</strong>en häufi g<br />
saisonal und witterungsbedingt auf. Beim Menschen ist das<br />
Phänomen mit einem Niesrefl ex vergleichbar, der durch die<br />
Sonne oder andere helle Lichtquellen ausgelöst wird.<br />
Stereotopie – eine Verhaltensstörung bzw. Untugend wie<br />
Weben, Koppen oder Barrenwetzen. Sie entsteht häufi g durch<br />
fehlerhafte Haltung (z. B. Boxenhaft) und Fütterung.<br />
Trigeminusnerv – Bestandteil des Nervensystems. Der Nerv<br />
sitzt am <strong>Pferd</strong>ekopf und teilt sich in drei Äste auf.<br />
Behandlung<br />
Die Therapien reichen von Zahnkorrekuren über eine Beruhigung<br />
der Nerven bis hin zu technischen Hilfsmitteln<br />
U nterschiedlichste<br />
Behandlungsmethoden<br />
kommen in Betracht, sie richten<br />
sich je nach der Ursache.<br />
Eine vollständige Beseitigung<br />
der Headshaking-Auslöser ist<br />
jedoch nicht immer möglich.<br />
Deshalb zielen die Therapien<br />
vielmehr darauf, die Auslöser<br />
weitgehend zu minimieren.<br />
Bei vielen betroffenen <strong>Pferd</strong>en<br />
sind mehrere Maßnahmen<br />
gleichzeitig einzusetzen.<br />
Sind zum Beispiel organische<br />
Erkrankungen im Maul-,<br />
Nasen- oder Ohrenbereich,<br />
Lahmheiten oder Rückenprobleme<br />
die Ursache für das<br />
Kopfschlagen, richtet sich die<br />
Behandlung jeweils nach der<br />
Grunderkrankung. Eine entzündete<br />
Zahnwurzel bedarf<br />
zum Beispiel einer Zahnbehandlung,<br />
und Flüssigkeit<br />
in den Nasennebenhöhlen<br />
muss abgeleitet werden.<br />
Beruht das Headshaking auf<br />
einer Allergie, sind Allergene<br />
wie Staub, Pollen oder Pilzsporen<br />
zu vermeiden. Achten<br />
Sie auf einwandfreie Einstreu,<br />
füttern Sie nasses Heu und<br />
orientieren Sie sich an speziellen<br />
Pollenfl ugkalendern. Ist<br />
ein Nerv gereizt, so kann er<br />
medikamentös beruhigt werden.<br />
Verwendet werden dazu<br />
Arzneimittel wie Carbamacepin<br />
aus der Humanmedizin.<br />
In vielen Fällen kann dem<br />
Headshaker aber auch<br />
bereits mit Nasennetzen oder<br />
Ähnlichem wesentlich geholfen<br />
werden. Denn sie rufen<br />
mit ihrer ständigen Berührung<br />
eine Überstimulierung<br />
des Trigeminusnervs hervor<br />
und schirmen gegen äußere<br />
Reize wie Wind ab. Seit dem<br />
28. April dieses Jahres sind<br />
Nasennetze (Abbildung siehe<br />
LPO) in allen LPO-Prüfungen<br />
über Hindernisse erlaubt.<br />
Weiterhin nicht zugelassen<br />
sind sie jedoch in Dressurprüfungen.<br />
Der photische<br />
Headshaker kann mit einer<br />
dunklen Gesichtsmaske vor<br />
direkter Sonneneinstrahlung<br />
geschützt werden. Zudem<br />
befi nden sich auch abgedun-<br />
kelte Kontaktlinsen für <strong>Pferd</strong>e<br />
im Test. Ungeeignete Ausrüstung,<br />
wie Gebiss oder Sattel<br />
ist so schnell wie möglich<br />
zu ersetzen, eine fehlerhafte<br />
Reitweise zu verbessern. Hilfreiche<br />
Begleittherapien sind<br />
zudem Akupunktur, Chiropraxis<br />
und Osteopathie.<br />
Generell sollte die Arbeit<br />
mit dem <strong>Pferd</strong> während der<br />
Behandlung vorläufi g eingestellt<br />
werden. Stress ist in allen<br />
Formen zu vermeiden und<br />
die Haltungsbedingungen<br />
sind zu optimieren, das heißt:<br />
viel Weidegang, ausreichend<br />
Raufutter und Sozialkontakt.<br />
Als Begleittherapie eignet sich<br />
unter anderem Akupunktur<br />
Vorbeugung<br />
Vermeiden Sie Stress,<br />
unpassende Ausrüstung<br />
und schlechtes Futter<br />
ie beste Vorbeugung<br />
D ist eine artgerechte<br />
Haltung mit ausreichend<br />
Bewegung, Futter und<br />
Artgenossen. Sie trägt<br />
zur Gesunderhaltung bei<br />
und vermeidet Verhaltensstörungen.<br />
Jedes <strong>Pferd</strong><br />
sollte artgerecht gehalten<br />
werden, so sieht es auch<br />
das Tierschutzgesetz vor.<br />
Darüber hinaus sind unnötiger<br />
Stress und Allergene<br />
wie Pollen, Staub, Sporen<br />
und Insekten zu vermeiden.<br />
Achten Sie <strong>als</strong>o stets auf<br />
staub- und schimmelfreies<br />
Prognose<br />
Je genauer die Diagnose, desto besser stehen die Chancen. Einige<br />
<strong>Pferd</strong>e können später wieder problemlos geritten werden<br />
ine Aussicht auf Heilung<br />
E ist nicht immer gegeben.<br />
Sie ist aber bedeutend besser<br />
<strong>als</strong> vor Jahren. Denn während<br />
früher die Euthanasie häufi g in<br />
Betracht gezogen wurde, können<br />
heute einige <strong>Pferd</strong>e nach<br />
erfolgreicher Therapie sogar<br />
wieder ohne Probleme geritten<br />
werden. Bei anderen <strong>Pferd</strong>en<br />
lassen sich die Symptome mit<br />
einer Behandlung wenigstens<br />
so weit reduzie ren, dass sie<br />
wieder gut leben können,<br />
Heu bzw. qualitative Einstreu.<br />
Bei herpesinfi zierten <strong>Pferd</strong>en<br />
ist eventuell auf eine Herpesimpfung<br />
zu verzichten. Denn<br />
die künstliche Infektion kann<br />
die innewohnenden Herpesviren<br />
aktivieren. Das Immunsystem<br />
wird geschwächt<br />
oder geschädigt. Und die<br />
Anfälligkeit für neue Erkrankungen<br />
wird damit erhöht.<br />
Manches <strong>Pferd</strong> shakt bei<br />
unpassendem Zaumzeug<br />
oder Sattel und scharfen<br />
Gebissen, die Druck auf das<br />
<strong>Pferd</strong> ausüben. Dem können<br />
Sie mit regelmäßigen Kontrollen<br />
durch ein geschultes<br />
Auge wie das eines Sattlers<br />
vorbeugen. Reiterfehler, wie<br />
scharfe Zügeleinwirkung,<br />
lassen sich zudem mit einer<br />
stetigen Kontrolle durch einen<br />
Ausbilder vermeiden.<br />
das heißt, ihre Lebensqualität<br />
kann weit gehend wiederhergestellt<br />
werden.<br />
Je genauer die Beobachtung<br />
des <strong>Pferd</strong>ebesitzers und<br />
die Diagnose durch den Tierarzt,<br />
umso besser stehen die<br />
Chancen für ein angenehmes<br />
<strong>Pferd</strong>eleben. Wie viel Zeit<br />
Diagnose und Therapie in<br />
Anspruch nehmen, ist je nach<br />
Ursache individuell. Wichtig:<br />
Geben Sie Ihrem Vierbeiner<br />
die Zeit, die er braucht.<br />
Staubiges Futter ist bei <strong>Pferd</strong>en<br />
unbedingt zu vermeiden<br />
<strong>Mein</strong>e Tipps<br />
• Beobachten Sie Ihr <strong>Pferd</strong><br />
genau und unterscheiden<br />
Sie zwischen einem normalen<br />
Kopfschütteln und<br />
den Symptomen des Headshaking-<br />
Syndroms. Jedes<br />
<strong>Pferd</strong> kann durch äußerliche<br />
Reize wie eine Fliege mit dem<br />
Kopf zucken oder schlagen.<br />
Bei Headshakern tritt das<br />
Symptom aber ohne erkennbaren<br />
Auslöser gehäuft und<br />
immer wiederkehrend auf.<br />
• Häufi g stellt man <strong>als</strong> Ursache<br />
für das Kopfschlagen eine<br />
Störung des Wohlbefi ndens<br />
fest. Der Auslöser liegt dann<br />
haltungsbedingt zumeist in<br />
einem zu hohen Allergen-<br />
Kontakt. Oft sind aber auch die<br />
Ausrüstung oder die eigene<br />
Reitweise fehlerhaft. Deshalb<br />
sind eine artgerechte Haltung<br />
und qualitative Reiter- bzw.<br />
<strong>Pferd</strong>eausbildung eine gute<br />
Methode, um dem Headshaking-Syndrom<br />
vorzubeugen.<br />
• Ist Ihr <strong>Pferd</strong> dennoch<br />
betroffen, so empfehle ich<br />
ein gezieltes Ausschlussverfahren<br />
durch den Tierarzt.<br />
Veterinäre haben Erfahrung<br />
mit erkrankten <strong>Pferd</strong>en.<br />
IN DER NÄCHSTEN AUSGABE:<br />
Alles zum Thema atypische Weidemyopathie<br />
42 www.mein-pferd.de 9/2011 9/2011 www.mein-pferd.de<br />
Deshalb<br />
können sie<br />
häufi g schon<br />
durch die Art<br />
und Weise<br />
des Kopfschlagens<br />
Für Zufriedenheit und<br />
innere Ruhe sind<br />
Weidepartner wichtig<br />
Thomas Stöckl,<br />
Tierarzt<br />
und durch die Vorgeschichte<br />
auf mögliche Ursachen schließen<br />
und diese dann abklären.<br />
Nur kleinste Probleme wie<br />
spitze Haken ganz hinten in<br />
der Maulhöhle, Entzündungen<br />
der Nasennebenhöhlen oder<br />
Luftsäcke können die Ursache<br />
sein. In solchen Fällen kann<br />
den <strong>Pferd</strong>en schnell geholfen<br />
werden. Und spielen mehrere<br />
Ursachen eine Rolle oder sind<br />
Allergien beteiligt, können Sie<br />
die Symptome mithilfe eines<br />
optimierten Haltungsmanagements<br />
häufi g bereits deutlich<br />
reduzieren.<br />
• Bei genauer Diagnose und<br />
konsequenter Behandlung<br />
kann vielen betroffenen<br />
<strong>Pferd</strong>en geholfen werden.<br />
Je länger das Headshaking-<br />
Syndrom jedoch besteht,<br />
desto schwieriger erscheint<br />
es, das Kopfschlagen aus dem<br />
Verhalten des <strong>Pferd</strong>es später<br />
wieder herauszubekommen.<br />
43<br />
Fotos: Ilja v.d. Kasteele, pa/dpa, Privat, www.slawik.com, www.stuewer-tierfoto.de - Grafi k: Annette Schiedermair