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Ein fürstliches Landhaus von innen - IZEA - Martin-Luther ...

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<strong>Ein</strong> fürstliches <strong>Landhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>innen</strong> –<br />

und wie es bis heute eindrucksvoll nach außen strahlt<br />

Christiane Holm / Heinrich Dilly (Hg.): Innenseiten des Gartenreichs. Inside the Gardens,<br />

Halle 2011, 272 Seiten, 36,95 Euro, ISBN: 978-3-89812-777-6<br />

Im September 2009 war der historische Gasthof „Zum Eichenkranz“ der ideale Ort für eine<br />

gemeinsame Tagung der Dessau-Wörlitz-Kommission der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität Halle-<br />

Wittenberg und der Kulturstiftung DessauWörlitz. Das Thema: „Die Wörlitzer Interieurs im<br />

englisch-deutschen Kulturvergleich“. Tagungsbände brauchen, vor allem wenn sie so sorgfältig<br />

zusammengestellt und prächtig bebildert sind wie dieser, viel Zeit für ihr Entstehen. Deshalb<br />

erschienen die in deutscher und englischer Sprache präsentierten „Innenseiten des Gartenreichs<br />

/ Inside the Gardens“ erst mehr als zwei Jahre nach dem genannten Event im Mitteldeutschen<br />

Verlag.<br />

Insgesamt 24 reich illustrierte Beiträge – und eine den Leseappetit wirkungsvoll anregende<br />

<strong>Ein</strong>leitung – <strong>von</strong> 21 Autoren unterschiedlicher Provenienz verlocken zu neugierigem Blättern,<br />

sich Festlesen und schwelgendem Bildgenuss. Zu den Autoren zählen vier emeritierte Professoren<br />

der Universitäten Cardiff (Wales), Gießen und Halle-Wittenberg. Ebenfalls vier sind der<br />

Alma Mater Halensis als Alumni und/oder Universitätsprofessoren verbunden: Erhard Hirsch,<br />

Heinrich Dilly, Ralf-Torsten Speler und Margitta Hensel. Die Texte der deutschen Beiträger<br />

sind mit englischen Summaries versehen, die der englischsprachigen Autoren mit deutschen<br />

Kurzfassungen.<br />

Vielfache Wechselverhältnisse werden lebendig: zwischen Räumen und ihren Bewohnern,<br />

zwischen höfischem Alltag und seiner Widerspiegelung in musikalischen, künstlerischen und<br />

literarischen Ausdrucksformen, zwischen niederländischen, englischen und deutschen Vorbildern<br />

im Reich der Interieurs und ihrer konkreten Aufnahme im und ins Wörlitzer Gartenreich,<br />

zwischen <strong>Ein</strong>samkeit und Geselligkeit, zwischen männlichen und weiblichen Lebensidealen<br />

im 18. Jahrhundert wohl auch.<br />

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Antworten werden gesucht und gefunden auf die Frage: Wie lebte das Monarchenpaar mit<br />

seinen Söhnen im Wörlitzer Schloss? Welche Rolle fiel der Hofgesellschaft zu? Was wurde<br />

Besuchern gezeigt, und wie wirkten die ausgewählten Interieurs auf sie?<br />

Im ersten Kapitel geht es um „Das Interieur in bildender Kunst, Musik und Literatur um<br />

1800“ und um die Wurzeln einer speziellen Wohnkultur. BEATE SÖNTGEN schreibt dazu „Die<br />

Erfindung des Interieurs als Rahmen einer bürgerlich verfassten Kultur der Innerlichkeit findet<br />

in Frankreich statt.“ Deutlich wird die Relation zwischen Innen und Außen in den beliebten<br />

und aussagestarken „Fensterbildern“ vieler Maler jener Zeit. Die bildende Kunst stellt<br />

HEINRICH DILLY vor: als Gipsabguss des Apoll <strong>von</strong> Belvedere im Entree des Wörlitzer<br />

Schlosses – das Original wurde Fürst Franz in Rom <strong>von</strong> keinem Geringeren als Johann Joachim<br />

Winckelmann erklärt. Musik ist in Wörlitz, so ANDREAS BÜTTNER, wohl vor allem im<br />

Floratempel erklungen. Die poetische Dimension der Innenräume erschließen u.a. GÜNTER<br />

OESTERLE (Sophie <strong>von</strong> La Roche: „Briefe an Lina“) und SABINE DÖRING, die zwei zeitgenössische<br />

Beschreibungen des Wörlitzer Schlosses analysiert.<br />

Im zweiten Kapitel wird der Leser durch „Englische Interieurs und Dessau-Wörlitzer Innenseiten“<br />

geführt. Englische Country Houses (Chiswick, Stourhead, Middlesex, Stowe House,<br />

Marble Hill) und Wörlitz selbst stehen im Mittelpunkt. Auch auf die legendäre „Grand Tour“<br />

(1765–1767) geht ANDREAS BÜTTNER ein. ERHARD HIRSCH als Wörlitzkenner par excellence<br />

listet – mit 28 Abbildungen! – zwölf Bauten im Gartenreich auf, die allesamt „<strong>von</strong> Franz nach<br />

englischen Reiseeindrücken oder nach englischen Vorlagewerken errichtet worden“ sind. RO-<br />

LAND KANZ rückt die Wörlitzer Bibliothek in den Focus, HEINRICH DILLY das Luisium. Am<br />

Ende lernt der Leser drei andere deutsche Fürsten-Wohnsitze in Deutschland kennen: Schloss<br />

Monrepos in Ludwigsburg, das Fasanenschlösschen in Moritzburg, das Weimarer Wittumspalais<br />

und ihre Korrespondenz zum Wörlitzer Gartenreich. Viele Zusatzinformationen und zahlreiche<br />

Vorschläge für weiterführende Lektüre lassen sich aus den Anmerkungen zu den Beiträgen<br />

entnehmen.<br />

Herausgegeben wurde der Tagungsband <strong>von</strong> Christiane Holm, die seit 2009 als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin an der Klassik Stiftung Weimar tätig ist, und <strong>von</strong> Heinrich Dilly, der <strong>von</strong><br />

1997 bis 2006 Professor für Kunstgeschichte an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Universität Halle-<br />

Wittenberg war.<br />

Quelle:<br />

URL: http://www.alumni.uni-halle.de/2012/10/rezensionen-maneros-und-dilly/[22.10.2012]<br />

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