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Die Rote Karte des Tages Platzverweis für Totalversagen

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Lan<strong>des</strong>elternausschuss Berlin<br />

bei der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung<br />

Lan<strong>des</strong>elternaussschuss Berlin<br />

Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung • Otto-Braun-Str. 27 • D-10178 Berlin<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rote</strong> <strong>Karte</strong> <strong>des</strong> <strong>Tages</strong><br />

<strong>Platzverweis</strong> für <strong>Totalversagen</strong><br />

Vorsitzender<br />

Geschäftsstelle<br />

Zimmer<br />

Otto-Braun-Str. 27<br />

10178 Berlin-Mitte<br />

U+sAlexanderplatz<br />

Günter Peiritsch<br />

Gabriele Safferthal<br />

5A09<br />

Telefon 030 90227 5684<br />

Zentrale • intern 030 90227 50 50 • 9227<br />

Fax +49 30 90227 6444<br />

E-Mail<br />

rotekarte@lea-berlin.de<br />

Homepage www.LEA-Berlin.de<br />

gabriele.safferthal<br />

@senbwf.berlin.de<br />

<strong>Rote</strong> <strong>Karte</strong> <strong>des</strong> <strong>Tages</strong>: Mehr Lehrkraft!<br />

Datum 13. April 2011<br />

Wir dokumentieren einen weiteren Brief <strong>des</strong> GEV-Vorsitzenden der Integrierten Sekundarschule<br />

Wilmersdorf an den Lan<strong>des</strong>elternausschuss.<br />

07.04.2011<br />

Sehr geehrter Herr Peiritsch,<br />

im Nachgang zu meinem Schreiben vom 19. Dezember 2010 kann ich Ihnen Folgen<strong>des</strong><br />

mitteilen:<br />

Durch den zuständigen Schulrat erhielt ich kurzfristig eine Antwort. In diesem Antwortschreiben<br />

wurden nicht alle von mir angesprochenen Aspekte behandelt. Insbesondere wurden keine<br />

konkreten Lösungsansätze für die komplexen Probleme, die sich aus der Schulfusion und<br />

gleichzeitiger Einführung der ISS mit ihren eigenen neuen Schwierigkeiten ergeben, angeboten.<br />

Es wurde jedoch das Wohlwollen, die Unterstützung und positive Begleiten der Fusion und<br />

Einführung der ISS zugesichert.<br />

Mein Schreiben wurde auch im Schulausschuss der BVV <strong>des</strong> Bezirkes Anfang Januar<br />

behandelt. Ich erhielt ein entsprechen<strong>des</strong> Antwortschreiben durch die Ausschussvorsitzende<br />

Frau Klose. Dort wurde beschlossen, die nächste Ausschusssitzung am 1. März 2011 am<br />

Standort Eisenzahnstraße durchzuführen.<br />

Fragen die sich aus dem Antwortschreiben <strong>des</strong> Schulrats ergaben wurde mit der Schulleitung<br />

besprochen. Offensichtlich wurde dabei, dass die dargestellten Sachverhalte nicht immer mit<br />

der Realität übereinstimmten. So gab es zum Beispiel unterschiedliche Auffassungen zur<br />

Personalberechnung. Wie sich wohl herausstellte wurde im Schulamt zu Ungunsten der Schule<br />

die Personalberechnung durchgeführt.


— 2 —<br />

Als Sofortmaßnahme wurde das Sekretariat in der Prinzregentenstr. (ehemalige Rudolf-<strong>Die</strong>sel-<br />

OS) mit einer halben Stelle besetzt. Durch eine teilweise Besetzung noch offener Stellen bzw.<br />

durch den Einsatz von PKB-Mitteln konnte der Unterrichtsausfall vorübergehend reduziert<br />

werden.<br />

Wie jedoch befürchtet, musste eine weitere 7. Klasse (jetzt 8 7.-Klassen) aus Rückläufern von<br />

den Gymnasien aufgemacht werden. Dadurch wurden wieder Stellenanteile von Lehrkräften<br />

gebunden, die bis jetzt nicht ausgeglichen werden konnten.<br />

Insgesamt ist festzuhalten, dass über das gesamte Schuljahr durchschnittlich 2 Lehrkräfte<br />

fehlen. <strong>Die</strong> Schule kann zwar noch 2 Stellen besetzten, dies ist jedoch auf Grund <strong>des</strong> Mangels<br />

entsprechender Bewerber (Chemie, Musik, Sonderschulpädagogik) zur Zeit nicht möglich. <strong>Die</strong>s<br />

hat mit Sicherheit auch mit den generellen Bedingungen für neue Lehrkräfte im Land Berlin zu<br />

tun. Berlin ist halt nicht so sexy, dass auch erhebliche Nachteile (beruflich, finanziell) in Kauf<br />

genommen werden.<br />

<strong>Die</strong> Sitzung <strong>des</strong> Schulausschusses der BVV wurde am 1. März am Standort Eisenzahnstraße<br />

durchgeführt.<br />

Es wurde der Schulleitung und mir als Elternvertreter die Möglichkeit gegeben, die<br />

augenblickliche Situation an der Schule mit ihren besonderen Schwierigkeiten durch die<br />

Schulfusion mit drei Standorten und gleichzeitiger Einführung der ISS mit allen erforderlichen<br />

begleitenden Maßnahmen darzustellen. Besonders beeindruckend war die Schilderung<br />

mehrerer der ISS-Einführung gegenüber sehr positiv und motiviert eingestellter LehrerInnen der<br />

7. Klassen über ihre Erfahrung und Erlebnisse im ersten Halbjahr ISS. Es wurde in<br />

erschreckender Weise deutlich, dass die Realität in der ISS nicht mit den bildungspolitischen<br />

Zielen in Einklang zu bringen sind.<br />

Wie sieht die Realität aus. Von knapp 200 Schülern in den siebten Klassen gibt es nur ein<br />

gymnasialempfohlenen Schüler. <strong>Die</strong> Klassen sind überwiegend mit 26 Schülern besetzt. Damit<br />

gibt es deutlich mehr Schüler in einer Klasse als früher in den Hauptschulen (durchschnittlich 19<br />

Schüler/7.Klasse).<br />

Bildungsferne SchülerInnen bestimmen zum Teil selbst wann, wie oft und wie lange sie in die<br />

Schule kommen und ob und wie sie am Unterricht teilnehmen wollen. Durch solche Schüler wird<br />

erhebliches Lehrkräftepotential in einer bis dahin nicht bekannten Qualität gebunden. Bisher ist<br />

nicht erkennbar, dass schwache Schüler durch stärkere Schüler mitgezogen werden können.<br />

Es scheint eher das Gegenteil einzutreten, da unter solchen Lernbedingungen ein an den<br />

Rahmenplänen orientierter Unterricht kaum möglich ist. <strong>Die</strong>s wird besonders kritisch gesehen,<br />

da alle Schüler entsprechend gut auf den zentralen gesteuerten MSA vorbereitet werden sollen.<br />

Es wurde deutlich, dass nur an Tagen wo ein erheblicher Teil der Schüler fehlte (ca. 1/5)<br />

überhaupt Unterricht in angemessener Qualität und Effektivität möglich war. Hieraus ergibt sich<br />

ganz klar die Forderung, dass die Klassenfrequenzen in der ISS reduziert werden müssen,<br />

wenn diese zum Erfolg geführt werden soll.<br />

In diesem Zusammenhang wird auch deutlich, dass eine ISS ohne eigene Oberstufe einen<br />

erheblichen Wettbewerbsnachteil hat, da bildungsorientierte Eltern ihre Kinder eher auf<br />

Gymnasien oder ISS mit eigener gymnasialer Oberstufe anmelden werden. Vor diesem<br />

Geburtsfehler der ISS Wilmersdorf wurde bereits vor 1,5 Jahren durch die Elternvertreter der<br />

Otto-v.-Guericke OS gewarnt.<br />

Interessant waren auch die Ausführungen <strong>des</strong> zuständigen Bezirksstadtrates Herr Naumann<br />

auf der Ausschusssitzung zu den Möglichkeiten von „Schule“ besondere Elternvorstellungen zu<br />

erfüllen bzw. zur veränderten „Qualität“ der Schüler in den siebten Klassen.


— 3 —<br />

Herr Naumann forderte in der Sitzung alle an Schule Beteiligten auf, sich besonders vor den<br />

Wahlen mit den Bildungsprogrammen der verschiedenen Parteien zu beschäftigen. In diesem<br />

Zusammenhang führte er aus, dass Eltern sicherlich nicht erwarten können noch einen „dritten<br />

Yogakurs“ als Sahnehäubchen in der staatlichen Schule angeboten zu bekommen. Wer so<br />

etwas möchte müsse dann den Weg in die Privatschule gehen und diese Leistungen<br />

entsprechend bezahlen. Auf der anderen Seite erklärte er ausdrücklich, dass er über die neue<br />

Qualität von Schülern in der ISS Wilmersdorf, wie sie die Lehrer schilderten, nicht wundert. <strong>Die</strong><br />

Ausgaben in den Familienhilfen seien in den letzten Jahren deutlich gestiegen, auch in<br />

verschiedenen Kietzgebieten <strong>des</strong> Bezirks. Es sei geradezu zu erwarten gewesen, dass Kinder<br />

aus diesem Problemkomplex auch in den Schulen und jetzt in der ISS auftauchen würden. Er<br />

sei <strong>des</strong>halb nicht überrascht über die sehr eindrucksvollen Schilderungen der Lehrer.<br />

Andererseits müsse auch deutlich gemacht werden, dass vor dem Hintergrund der<br />

verfassungsmäßigen Schuldenbremse in Zukunft nicht mehr Mittel für die Schulen / Bildung zur<br />

Verfügung stehen werden.<br />

Über diese Ausführungen war ich dann doch sehr erschrocken, da sie deutlich machten, dass<br />

eine Schulreform in Kenntnis <strong>des</strong> zunehmenden bildungsfernen Problemklientels durchgeführt<br />

wurde, die gleichzeitig mit einer erheblichen Erhöhung der Klassenfrequenzen einhergeht, die<br />

zu den geschilderten Schwierigkeiten führen (11% eines Jahrgangs in Berlin verlässt die Schule<br />

ohne Abschluss). Andererseits wurde auf die zukünftigen Haushaltslagen verwiesen,<br />

gewissermaßen als Ankündigung, dass erforderliche Korrekturmaßnahmen, wie z. B: eine<br />

deutlich Senkung der Klassenfrequenz, nicht mehr möglich sein werden. Damit droht aus<br />

meiner Sicht vor allem den ISS, die keine eigene Oberstufe habe, eine den Hauptschulen<br />

vergleichbare Stigmatisierung, wenn auf Grund der bisher gemachten Erfahrungen nicht<br />

rechtzeitig (also jetzt) gegengesteuert wird.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dr. Buchholz

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