Freiheit im Neuen Testament und in Freien ... - Jesus.de
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<strong>Freiheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Neuen</strong> <strong>Testament</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Freien</strong> evangelischen Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />
22<br />
Christse<strong>in</strong> Heute 11/2011
Verb<strong>und</strong>en<br />
Dr. Wilfrid Haubeck ist Dozent <strong>de</strong>s<br />
Theologischen Sem<strong>in</strong>ars Ewersbach.<br />
Die <strong>Freiheit</strong> ist für Freie evangelische<br />
Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n e<strong>in</strong> hoher Wert, <strong>de</strong>r wohl<br />
auch <strong>de</strong>shalb an erster Stelle <strong>in</strong> ihrem<br />
Namen steht. Gerne begrün<strong>de</strong>t man ihn auch<br />
biblisch. Ich nenne dafür beispielhaft zwei Stellen.<br />
Hartmut Weyel schreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch<br />
„So stell’ ich mir Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> vor“: „Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n,<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Geist <strong>de</strong>s Herrn wirkt, gewähren<br />
‚die herrliche <strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r Gottes‘ (Römer<br />
8,21) allen ihren Glie<strong>de</strong>rn“ (Seite 107). In Römer<br />
8,21 ist allerd<strong>in</strong>gs mit <strong>de</strong>r herrlichen <strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>r<br />
K<strong>in</strong><strong>de</strong>r Gottes die Befreiung von <strong>de</strong>r Vergänglichkeit<br />
<strong>und</strong> ihre Verherrlichung geme<strong>in</strong>t, die<br />
<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Herr bei <strong>de</strong>r endgültigen<br />
Erlösung an <strong>de</strong>n Glauben<strong>de</strong>n offenbart. Diese<br />
<strong>Freiheit</strong> kann ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> gewähren. Häufig<br />
wird die <strong>Freiheit</strong> bzw. Unabhängigkeit <strong>in</strong> <strong>Freien</strong><br />
evangelischen Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n mit 2. Kor<strong>in</strong>ther 3,17<br />
begrün<strong>de</strong>t: „Der Herr aber ist <strong>de</strong>r Geist. Wo <strong>de</strong>r<br />
Geist <strong>de</strong>s Herrn ist, da ist <strong>Freiheit</strong>.“ Auch hier<br />
wird selten gefragt, was <strong>im</strong> Textzusammenhang<br />
eigentlich mit <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> geme<strong>in</strong>t ist, <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r Regel wird nur <strong>de</strong>r zweite Teil <strong>de</strong>s Verses zitiert.<br />
2. Kor<strong>in</strong>ther 3,17 bezieht sich auf Vers 16, <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>m Paulus Exodus 34,34 zitiert: „Sobald sie sich<br />
aber <strong>de</strong>m Herrn zuwen<strong>de</strong>n, wird die Decke h<strong>in</strong>weg<br />
genommen.“ In Vers 17 <strong>de</strong>utet er dann „<strong>de</strong>n<br />
Herrn“ aus diesem Zitat. Paulus sagt mit diesen<br />
Versen, dass Gott durch <strong>de</strong>n Heiligen Geist „<strong>de</strong>nen,<br />
die an Christus glauben, das Herz für <strong>de</strong>n<br />
wahren S<strong>in</strong>n <strong>de</strong>r Schrift <strong>und</strong> die Herrlichkeit<br />
Christi“ öffnet. Die <strong>Freiheit</strong> bezieht sich also<br />
zunächst darauf, von <strong>de</strong>r Verstockung <strong>und</strong> Bl<strong>in</strong>dheit<br />
für das Ziel <strong>und</strong> das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s alten B<strong>und</strong>es<br />
befreit zu wer<strong>de</strong>n. Zur <strong>Freiheit</strong> bzw. Unabhängigkeit<br />
<strong>de</strong>r Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> wird hier nichts ausgesagt.<br />
Deshalb frage ich zuerst, wie Paulus gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
<strong>Freiheit</strong> versteht, <strong>de</strong>nn das neutestamentliche<br />
Verständnis unterschei<strong>de</strong>t sich gr<strong>und</strong>legend<br />
vom neuzeitlichen <strong>Freiheit</strong>sverständnis.<br />
Danach ist zu be<strong>de</strong>nken, was dies für die <strong>Freiheit</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> be<strong>de</strong>utet. <strong>Freiheit</strong> wird <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Neuzeit vor allem als <strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>s E<strong>in</strong>zelnen verstan<strong>de</strong>n.<br />
Frei ist, wer unabhängig von an<strong>de</strong>ren<br />
se<strong>in</strong> Leben nach eigenen Wünschen <strong>und</strong> Vorstellungen<br />
gestalten <strong>und</strong> fuhren kann, wer tun <strong>und</strong><br />
lassen kann, was er will. Dagegen setzt Paulus<br />
die <strong>Freiheit</strong> <strong>in</strong> Galater 5,13-25 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Beziehung<br />
zur Liebe. Be<strong>im</strong> bürgerlichen <strong>Freiheit</strong>sbegriff<br />
gilt: Die <strong>Freiheit</strong> e<strong>in</strong>er Person geht so weit, wie<br />
die <strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren nicht tangiert bzw.<br />
verletzt wird. Oft sagen wir es <strong>im</strong> christlichen<br />
Raum <strong>in</strong> ähnlicher Weise: Unsere <strong>Freiheit</strong> wird<br />
begrenzt durch die Rücksicht auf <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren.<br />
In bei<strong>de</strong>n Fällen wird die Rücksichtnahme bzw.<br />
die Liebe als E<strong>in</strong>schränkung bzw. Grenze me<strong>in</strong>er<br />
<strong>Freiheit</strong> verstan<strong>de</strong>n. Um <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren willen<br />
verzichte ich auf me<strong>in</strong>e <strong>Freiheit</strong>. Dah<strong>in</strong>ter steht<br />
das neuzeitliche Verständnis von <strong>Freiheit</strong> als<br />
Unabhängigkeit von an<strong>de</strong>ren. Paulus versteht<br />
<strong>Freiheit</strong> dagegen an<strong>de</strong>rs <strong>und</strong> sieht sie mit „<strong>de</strong>m<br />
an<strong>de</strong>ren <strong>in</strong> Liebe dienen“ zusammen (Galater<br />
5,13). Das weist auf e<strong>in</strong> an<strong>de</strong>res Verständnis von<br />
<strong>Freiheit</strong> h<strong>in</strong>. Die <strong>Freiheit</strong>, zu <strong>de</strong>r Christus uns<br />
befreit hat, verdanken wir <strong>de</strong>r gnädigen Zuwendung<br />
Gottes. Nur durch se<strong>in</strong>e Zuwendung s<strong>in</strong>d<br />
wir frei von <strong>de</strong>n Mächten, die uns versklaven:<br />
Sün<strong>de</strong>, Gesetz <strong>und</strong> Tod. Wenn <strong>Jesus</strong> Christus<br />
<strong>de</strong>r Lebensgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> ist, gehört die Zuwendung<br />
zum an<strong>de</strong>ren zur <strong>Freiheit</strong>. Dann ist die<br />
<strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>r Raum, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m ich die Zuwendung<br />
<strong>und</strong> Liebe Gottes erfahre. Aus dieser erfahrenen<br />
Liebe lebe ich <strong>im</strong> Raum <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong>. Die Liebe,<br />
die Zuwendung zum an<strong>de</strong>ren, gehört <strong>de</strong>shalb<br />
zum Wesen christlicher <strong>Freiheit</strong>. Im Raum <strong>de</strong>r<br />
<strong>Freiheit</strong> ist die Liebe geboten. Sie ist das Wesen<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Anspruch <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong>. Wie ich die<br />
<strong>Freiheit</strong> durch die Zuwendung Gottes erfahren<br />
habe, so soll ich <strong>im</strong> Raum <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> nach <strong>de</strong>m<br />
Maßstab bzw. <strong>de</strong>r Norm <strong>de</strong>r Liebe leben. Wer <strong>in</strong><br />
<strong>Freiheit</strong> lebt, ist vom Zwang befreit, zuerst für<br />
sich selbst zu sorgen, weil Gott für ihn sorgt.<br />
Deshalb stellt diese <strong>Freiheit</strong> an mich <strong>de</strong>n Anspruch,<br />
für an<strong>de</strong>re da zu se<strong>in</strong>, ihnen <strong>in</strong> Liebe zu<br />
dienen. Nur dann lebe ich als e<strong>in</strong> von Christus<br />
zur <strong>Freiheit</strong> befreiter <strong>und</strong> berufener Mensch,<br />
<strong>de</strong>nn die christliche <strong>Freiheit</strong> ist nicht ohne <strong>de</strong>n<br />
Mitmenschen zu <strong>de</strong>nken. Sonst g<strong>in</strong>ge es bei <strong>de</strong>r<br />
<strong>Freiheit</strong> nur um <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>zelnen, das Individuum,<br />
das frei für sich entschei<strong>de</strong>t, was es tun will. Deshalb<br />
ist die Liebe nicht die Beschränkung o<strong>de</strong>r<br />
Grenze menschlicher <strong>Freiheit</strong>, son<strong>de</strong>rn vielmehr<br />
ihr konsequenter Vollzug. Sie ist die Norm, die <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> gilt. Ohne die Liebe kann wirkliche<br />
<strong>Freiheit</strong> nicht gelebt wer<strong>de</strong>n.<br />
Was be<strong>de</strong>utet das neutestamentliche Verständnis<br />
von <strong>Freiheit</strong> nun für die Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>?<br />
Ich nenne e<strong>in</strong>ige Impulse <strong>im</strong> Blick auf die Ortsgeme<strong>in</strong><strong>de</strong><br />
<strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esgeme<strong>in</strong>schaft. Für<br />
die Ortsgeme<strong>in</strong><strong>de</strong> be<strong>de</strong>utet es, dass nicht <strong>de</strong>r<br />
e<strong>in</strong>zelne Glauben<strong>de</strong> <strong>und</strong> die freie Entfaltung<br />
se<strong>in</strong>er Persönlichkeit <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen.<br />
Vielmehr verwirklicht sich die Berufung zur<br />
<strong>Freiheit</strong> durch Christus <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Geme<strong>in</strong>schaft.<br />
Dies entspricht auch <strong>de</strong>m Schöpfungsbericht,<br />
nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mensch zur Geme<strong>in</strong>schaft geschaffen<br />
ist (Genesis 1,26-28; 2,18-25). Aus<br />
<strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>s Glauben<strong>de</strong>n vom Zwang zur<br />
Sün<strong>de</strong> <strong>und</strong> Selbstbehauptung erwächst die<br />
Frucht <strong>de</strong>s Geistes (Galater 5,22f. ), die <strong>de</strong>r Liebe<br />
als Norm <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> entspricht. So kann<br />
Im Raum <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong><br />
ist die Liebe<br />
geboten. Sie ist<br />
das Wesen <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Anspruch <strong>de</strong>r<br />
<strong>Freiheit</strong>.<br />
Christse<strong>in</strong> Heute 11/2011 23
Verb<strong>und</strong>en<br />
Auf Erklärungen<br />
<strong>de</strong>s Namensteils<br />
„Freie“ mit <strong>de</strong>m<br />
Begriff „Unabhängigkeit“<br />
sollte <strong>de</strong>shalb <strong>in</strong><br />
Zukunft verzichtet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
die Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> e<strong>in</strong> Raum <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> se<strong>in</strong>, wo<br />
<strong>de</strong>r E<strong>in</strong>zelne se<strong>in</strong>er Best<strong>im</strong>mung <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Gaben<br />
entsprechend leben <strong>und</strong> mitarbeiten kann,<br />
<strong>und</strong> zwar e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft.<br />
Für die Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n <strong>im</strong> B<strong>und</strong> FeG be<strong>de</strong>utet die<br />
neutestamentliche <strong>Freiheit</strong>, dass sie ke<strong>in</strong>eswegs<br />
unabhängige Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d, die tun <strong>und</strong> lassen<br />
können, was sie wollen, <strong>und</strong> die die an<strong>de</strong>ren<br />
nicht brauchen. Vielmehr verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t Christus<br />
die Ortsgeme<strong>in</strong><strong>de</strong>n gr<strong>und</strong>sätzlich mit <strong>de</strong>r Vielzahl<br />
an<strong>de</strong>rer Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Das spricht nicht<br />
gegen selbstständige Ortsgeme<strong>in</strong><strong>de</strong>n, die ihre<br />
Angelegenheiten eigenverantwortlich regeln.<br />
Aber sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>in</strong> „e<strong>in</strong>e geistliche Lebens-<br />
<strong>und</strong> Dienstgeme<strong>in</strong>schaft“, die für sie e<strong>in</strong>e<br />
„verpflichten<strong>de</strong> Geme<strong>in</strong>schaft“ ist (Präambel<br />
<strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es Freier evangelischer<br />
Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n von 1995, Artikel 1 <strong>und</strong> 4). In <strong>de</strong>r<br />
Liebe nehmen sie Anteil ane<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r, arbeiten zusammen<br />
<strong>und</strong> for<strong>de</strong>rn sich gegenseitig. Das zeigt<br />
sich beispielsweise auch bei <strong>de</strong>r f<strong>in</strong>anziellen Verantwortung<br />
für die geme<strong>in</strong>samen Aufgaben <strong>de</strong>s<br />
B<strong>und</strong>es.<br />
Bis heute wird <strong>de</strong>r Namensteil „Freie“ unterschiedlich<br />
erklärt. Am ehesten ist me<strong>in</strong>es Erachtens<br />
noch Hermann He<strong>in</strong>rich Grafe <strong>de</strong>r neutestamentlichen<br />
<strong>Freiheit</strong> gerecht gewor<strong>de</strong>n. Er betont<br />
die „freie Gna<strong>de</strong>“. Menschen wer<strong>de</strong>n von Gott<br />
durch se<strong>in</strong>e Gna<strong>de</strong> frei, d. h. umsonst, gerechtfertigt<br />
<strong>und</strong> angenommen. Es geht also darum, dass<br />
wir durch Christus zur <strong>Freiheit</strong> befreit s<strong>in</strong>d.<br />
Ke<strong>in</strong>en Gegensatz zur neutestamentlichen <strong>Freiheit</strong><br />
sehe ich auch dar<strong>in</strong>, dass die <strong>Freiheit</strong> vom<br />
Staat hervorgehoben wird. Denn <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Verb<strong>in</strong>dung<br />
von Staat <strong>und</strong> Kirche lag <strong>im</strong>mer die Gefahr,<br />
dass die Kirche entgegen <strong>de</strong>m Evangelium von<br />
ihr frem<strong>de</strong>n Pr<strong>in</strong>zipien best<strong>im</strong>mt wur<strong>de</strong>. Diese<br />
<strong>Freiheit</strong> ist allerd<strong>in</strong>gs nicht gr<strong>und</strong>legend für die<br />
Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn auch e<strong>in</strong>e unterdrückte <strong>und</strong> verfolgte<br />
Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> kann die <strong>Freiheit</strong> leben, zu <strong>de</strong>r<br />
Christus sie befreit. An<strong>de</strong>re Erklärungen <strong>de</strong>s Namensteils<br />
„Freie“ entsprechen dagegen zwar <strong>de</strong>m<br />
neuzeitlichen <strong>Freiheit</strong>sverständnis <strong>und</strong> damit<br />
<strong>de</strong>m Individualismus unserer Zeit. Sie entsprechen<br />
aber nicht <strong>de</strong>r christlichen <strong>Freiheit</strong>. Dazu<br />
zähle ich die Aussage: Ortsgeme<strong>in</strong><strong>de</strong>n seien autonom<br />
o<strong>de</strong>r unabhängig von an<strong>de</strong>ren Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Diese bei<strong>de</strong>n Begriffe entsprechen nicht <strong>de</strong>m<br />
neutestamentlichen Verständnis von <strong>Freiheit</strong>.<br />
Ebenso wenig entsprechen sie <strong>de</strong>m biblischen<br />
Menschenbild o<strong>de</strong>r beschreiben angemessen die<br />
Beziehung <strong>de</strong>r Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> zu ihrem Herrn sowie<br />
die Beziehungen von Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n untere<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r.<br />
Gleiches gilt für die Aussage: „Die <strong>im</strong> Namen betonte<br />
freiheitliche Stellung bezieht sich auch auf<br />
die Unabhängigkeit <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>zelgeme<strong>in</strong><strong>de</strong> von allen<br />
kirchenähnlichen B<strong>in</strong>dungen, von e<strong>in</strong>em Kirchenreg<strong>im</strong>ent<br />
<strong>und</strong> von Kirchengesetzen“. So formulierte<br />
es 1960 <strong>de</strong>r damalige B<strong>und</strong>esgeschäftsführer<br />
He<strong>in</strong>z-Adolf Ritter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Die<br />
<strong>Freien</strong> evangelischen Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n“ (Seite 28f.)<br />
Diese Aussage spiegelt das neuzeitliche <strong>Freiheit</strong>sverständnis<br />
wi<strong>de</strong>r. Dagegen lässt sich aus <strong>de</strong>m<br />
neutestamentlichen Verständnis <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> ke<strong>in</strong>e<br />
Folgerung für e<strong>in</strong>e Kirchen- o<strong>de</strong>r Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>struktur<br />
ableiten, es sei <strong>de</strong>nn die Verantwortung<br />
füre<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>r von Christus begrün<strong>de</strong>ten<br />
Geme<strong>in</strong>schaft se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> <strong>und</strong> die Liebe<br />
zue<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r. Auf Erklärungen <strong>de</strong>s Namensteils<br />
„Freie“ mit <strong>de</strong>m Begriff „Unabhängigkeit“ sollte<br />
<strong>de</strong>shalb <strong>in</strong> Zukunft verzichtet wer<strong>de</strong>n. Positiv<br />
kann man <strong>de</strong>n Namensteil „Freie“ so füllen: Freie<br />
evangelische Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n wollen e<strong>in</strong> Raum <strong>de</strong>r<br />
<strong>Freiheit</strong> se<strong>in</strong> – jenseits von Individualismus <strong>und</strong><br />
Kollektivismus −, e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r sich<br />
die Menschen gegenseitig annehmen <strong>und</strong> wo<br />
je<strong>de</strong>r sich mit se<strong>in</strong>en Gaben <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen kann. In ihr s<strong>in</strong>d Menschen befreit<br />
von <strong>de</strong>r Sorge um sich selbst <strong>und</strong> können <strong>de</strong>shalb<br />
für An<strong>de</strong>re sorgen. Sie s<strong>in</strong>d befreit von <strong>de</strong>r Herrschaft<br />
<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb frei zur Liebe als<br />
<strong>de</strong>r Norm <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong>, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r man e<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r dient.<br />
Ich habe e<strong>in</strong>en Traum, dass dies „typisch FeG“<br />
se<strong>in</strong> könnte.<br />
Zum Weiterlesenjetzt<br />
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Wilfrid Haubeck <strong>und</strong><br />
Wolfgang He<strong>in</strong>richs (Hg.)<br />
Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zukunft –<br />
Zukunft <strong>de</strong>r Geme<strong>in</strong><strong>de</strong><br />
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of Church <strong>im</strong> <strong>in</strong>ternationalen Kontext<br />
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An Gottes Mission teilhaben mit unterschiedlichen<br />
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• Ralf Dziewas: Warum Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich verän<strong>de</strong>rn –<br />
Theologische <strong>und</strong> soziologische Überlegungen zur<br />
Wandlungsfähigkeit von Ortsgeme<strong>in</strong><strong>de</strong>n <strong>im</strong> Kongregationalismus<br />
• Markus Iff: Was s<strong>in</strong>d Freie evangelische Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n?<br />
Systematisch-theologische Gr<strong>und</strong>züge zum Selbstverständnis<br />
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Christse<strong>in</strong> Heute 11/2011