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Freiheit im Neuen Testament und in Freien ... - Jesus.de

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Verb<strong>und</strong>en<br />

Dr. Wilfrid Haubeck ist Dozent <strong>de</strong>s<br />

Theologischen Sem<strong>in</strong>ars Ewersbach.<br />

Die <strong>Freiheit</strong> ist für Freie evangelische<br />

Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n e<strong>in</strong> hoher Wert, <strong>de</strong>r wohl<br />

auch <strong>de</strong>shalb an erster Stelle <strong>in</strong> ihrem<br />

Namen steht. Gerne begrün<strong>de</strong>t man ihn auch<br />

biblisch. Ich nenne dafür beispielhaft zwei Stellen.<br />

Hartmut Weyel schreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch<br />

„So stell’ ich mir Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> vor“: „Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n,<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Geist <strong>de</strong>s Herrn wirkt, gewähren<br />

‚die herrliche <strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r Gottes‘ (Römer<br />

8,21) allen ihren Glie<strong>de</strong>rn“ (Seite 107). In Römer<br />

8,21 ist allerd<strong>in</strong>gs mit <strong>de</strong>r herrlichen <strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>r<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r Gottes die Befreiung von <strong>de</strong>r Vergänglichkeit<br />

<strong>und</strong> ihre Verherrlichung geme<strong>in</strong>t, die<br />

<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Herr bei <strong>de</strong>r endgültigen<br />

Erlösung an <strong>de</strong>n Glauben<strong>de</strong>n offenbart. Diese<br />

<strong>Freiheit</strong> kann ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> gewähren. Häufig<br />

wird die <strong>Freiheit</strong> bzw. Unabhängigkeit <strong>in</strong> <strong>Freien</strong><br />

evangelischen Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>n mit 2. Kor<strong>in</strong>ther 3,17<br />

begrün<strong>de</strong>t: „Der Herr aber ist <strong>de</strong>r Geist. Wo <strong>de</strong>r<br />

Geist <strong>de</strong>s Herrn ist, da ist <strong>Freiheit</strong>.“ Auch hier<br />

wird selten gefragt, was <strong>im</strong> Textzusammenhang<br />

eigentlich mit <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> geme<strong>in</strong>t ist, <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Regel wird nur <strong>de</strong>r zweite Teil <strong>de</strong>s Verses zitiert.<br />

2. Kor<strong>in</strong>ther 3,17 bezieht sich auf Vers 16, <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>m Paulus Exodus 34,34 zitiert: „Sobald sie sich<br />

aber <strong>de</strong>m Herrn zuwen<strong>de</strong>n, wird die Decke h<strong>in</strong>weg<br />

genommen.“ In Vers 17 <strong>de</strong>utet er dann „<strong>de</strong>n<br />

Herrn“ aus diesem Zitat. Paulus sagt mit diesen<br />

Versen, dass Gott durch <strong>de</strong>n Heiligen Geist „<strong>de</strong>nen,<br />

die an Christus glauben, das Herz für <strong>de</strong>n<br />

wahren S<strong>in</strong>n <strong>de</strong>r Schrift <strong>und</strong> die Herrlichkeit<br />

Christi“ öffnet. Die <strong>Freiheit</strong> bezieht sich also<br />

zunächst darauf, von <strong>de</strong>r Verstockung <strong>und</strong> Bl<strong>in</strong>dheit<br />

für das Ziel <strong>und</strong> das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s alten B<strong>und</strong>es<br />

befreit zu wer<strong>de</strong>n. Zur <strong>Freiheit</strong> bzw. Unabhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> wird hier nichts ausgesagt.<br />

Deshalb frage ich zuerst, wie Paulus gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

<strong>Freiheit</strong> versteht, <strong>de</strong>nn das neutestamentliche<br />

Verständnis unterschei<strong>de</strong>t sich gr<strong>und</strong>legend<br />

vom neuzeitlichen <strong>Freiheit</strong>sverständnis.<br />

Danach ist zu be<strong>de</strong>nken, was dies für die <strong>Freiheit</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> be<strong>de</strong>utet. <strong>Freiheit</strong> wird <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Neuzeit vor allem als <strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>s E<strong>in</strong>zelnen verstan<strong>de</strong>n.<br />

Frei ist, wer unabhängig von an<strong>de</strong>ren<br />

se<strong>in</strong> Leben nach eigenen Wünschen <strong>und</strong> Vorstellungen<br />

gestalten <strong>und</strong> fuhren kann, wer tun <strong>und</strong><br />

lassen kann, was er will. Dagegen setzt Paulus<br />

die <strong>Freiheit</strong> <strong>in</strong> Galater 5,13-25 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Beziehung<br />

zur Liebe. Be<strong>im</strong> bürgerlichen <strong>Freiheit</strong>sbegriff<br />

gilt: Die <strong>Freiheit</strong> e<strong>in</strong>er Person geht so weit, wie<br />

die <strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren nicht tangiert bzw.<br />

verletzt wird. Oft sagen wir es <strong>im</strong> christlichen<br />

Raum <strong>in</strong> ähnlicher Weise: Unsere <strong>Freiheit</strong> wird<br />

begrenzt durch die Rücksicht auf <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren.<br />

In bei<strong>de</strong>n Fällen wird die Rücksichtnahme bzw.<br />

die Liebe als E<strong>in</strong>schränkung bzw. Grenze me<strong>in</strong>er<br />

<strong>Freiheit</strong> verstan<strong>de</strong>n. Um <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren willen<br />

verzichte ich auf me<strong>in</strong>e <strong>Freiheit</strong>. Dah<strong>in</strong>ter steht<br />

das neuzeitliche Verständnis von <strong>Freiheit</strong> als<br />

Unabhängigkeit von an<strong>de</strong>ren. Paulus versteht<br />

<strong>Freiheit</strong> dagegen an<strong>de</strong>rs <strong>und</strong> sieht sie mit „<strong>de</strong>m<br />

an<strong>de</strong>ren <strong>in</strong> Liebe dienen“ zusammen (Galater<br />

5,13). Das weist auf e<strong>in</strong> an<strong>de</strong>res Verständnis von<br />

<strong>Freiheit</strong> h<strong>in</strong>. Die <strong>Freiheit</strong>, zu <strong>de</strong>r Christus uns<br />

befreit hat, verdanken wir <strong>de</strong>r gnädigen Zuwendung<br />

Gottes. Nur durch se<strong>in</strong>e Zuwendung s<strong>in</strong>d<br />

wir frei von <strong>de</strong>n Mächten, die uns versklaven:<br />

Sün<strong>de</strong>, Gesetz <strong>und</strong> Tod. Wenn <strong>Jesus</strong> Christus<br />

<strong>de</strong>r Lebensgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> ist, gehört die Zuwendung<br />

zum an<strong>de</strong>ren zur <strong>Freiheit</strong>. Dann ist die<br />

<strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>r Raum, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m ich die Zuwendung<br />

<strong>und</strong> Liebe Gottes erfahre. Aus dieser erfahrenen<br />

Liebe lebe ich <strong>im</strong> Raum <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong>. Die Liebe,<br />

die Zuwendung zum an<strong>de</strong>ren, gehört <strong>de</strong>shalb<br />

zum Wesen christlicher <strong>Freiheit</strong>. Im Raum <strong>de</strong>r<br />

<strong>Freiheit</strong> ist die Liebe geboten. Sie ist das Wesen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Anspruch <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong>. Wie ich die<br />

<strong>Freiheit</strong> durch die Zuwendung Gottes erfahren<br />

habe, so soll ich <strong>im</strong> Raum <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> nach <strong>de</strong>m<br />

Maßstab bzw. <strong>de</strong>r Norm <strong>de</strong>r Liebe leben. Wer <strong>in</strong><br />

<strong>Freiheit</strong> lebt, ist vom Zwang befreit, zuerst für<br />

sich selbst zu sorgen, weil Gott für ihn sorgt.<br />

Deshalb stellt diese <strong>Freiheit</strong> an mich <strong>de</strong>n Anspruch,<br />

für an<strong>de</strong>re da zu se<strong>in</strong>, ihnen <strong>in</strong> Liebe zu<br />

dienen. Nur dann lebe ich als e<strong>in</strong> von Christus<br />

zur <strong>Freiheit</strong> befreiter <strong>und</strong> berufener Mensch,<br />

<strong>de</strong>nn die christliche <strong>Freiheit</strong> ist nicht ohne <strong>de</strong>n<br />

Mitmenschen zu <strong>de</strong>nken. Sonst g<strong>in</strong>ge es bei <strong>de</strong>r<br />

<strong>Freiheit</strong> nur um <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>zelnen, das Individuum,<br />

das frei für sich entschei<strong>de</strong>t, was es tun will. Deshalb<br />

ist die Liebe nicht die Beschränkung o<strong>de</strong>r<br />

Grenze menschlicher <strong>Freiheit</strong>, son<strong>de</strong>rn vielmehr<br />

ihr konsequenter Vollzug. Sie ist die Norm, die <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> gilt. Ohne die Liebe kann wirkliche<br />

<strong>Freiheit</strong> nicht gelebt wer<strong>de</strong>n.<br />

Was be<strong>de</strong>utet das neutestamentliche Verständnis<br />

von <strong>Freiheit</strong> nun für die Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>?<br />

Ich nenne e<strong>in</strong>ige Impulse <strong>im</strong> Blick auf die Ortsgeme<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esgeme<strong>in</strong>schaft. Für<br />

die Ortsgeme<strong>in</strong><strong>de</strong> be<strong>de</strong>utet es, dass nicht <strong>de</strong>r<br />

e<strong>in</strong>zelne Glauben<strong>de</strong> <strong>und</strong> die freie Entfaltung<br />

se<strong>in</strong>er Persönlichkeit <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen.<br />

Vielmehr verwirklicht sich die Berufung zur<br />

<strong>Freiheit</strong> durch Christus <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Geme<strong>in</strong>schaft.<br />

Dies entspricht auch <strong>de</strong>m Schöpfungsbericht,<br />

nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mensch zur Geme<strong>in</strong>schaft geschaffen<br />

ist (Genesis 1,26-28; 2,18-25). Aus<br />

<strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> <strong>de</strong>s Glauben<strong>de</strong>n vom Zwang zur<br />

Sün<strong>de</strong> <strong>und</strong> Selbstbehauptung erwächst die<br />

Frucht <strong>de</strong>s Geistes (Galater 5,22f. ), die <strong>de</strong>r Liebe<br />

als Norm <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong> entspricht. So kann<br />

Im Raum <strong>de</strong>r <strong>Freiheit</strong><br />

ist die Liebe<br />

geboten. Sie ist<br />

das Wesen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Anspruch <strong>de</strong>r<br />

<strong>Freiheit</strong>.<br />

Christse<strong>in</strong> Heute 11/2011 23

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