TOM GRAMENZ SWEN GIPPA A FILM BY STÃPHANE RIETHAUSER

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PRORA Die etwa 4,5 km lange Anlage Prora wurde im Auftrag der "NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude" zwischen 1936 und 1939 gebaut. 20 000 Menschen sollten hier Urlaub machen. Die Arbeiten wurden 1939 eingestellt, der "Koloss von Rügen" blieb unvollendet. Während des Krieges diente Prora als Lazarett und Flüchtlingslager. 1945 übernahm die Rote Armee das Gebäude. Zu Zeiten der DDR war Prora militärisches Sperrgebiet und wurde erst 1991 für die Öffentlichkeit zugänglich. Prora (Latein), πρῷρα (Griechisch): der Bug eines Schiffes.
ANMERKUNG DES AUTORS Während der Arbeit an einem Drehbuch über zwei Jungen, die Ihre Identität konfrontieren, las ich in der Süddeutschen Zeitung einen Artikel über Prora. Ich dachte sofort, dass das ehemalige KdF Seebad auf der Insel Rügen die perfekte Kulisse für meine Geschichte wäre. Proras unendliche Größe erlaubte grandiose kinematographische Möglichkeiten, und seine massive Architektur sowie seine Geschichte enthielten starke symbolische Kraft. Ebenso gefiel mir der Name “Prora”: Auf Griechisch und Lateinisch bedeutet es den Bug eines Schiffes. Trotz ihrer verschiedenen Herkunft und Persönlichkeiten fühlen sich die zwei Freunde Jan und Matthieu, der eine aus Deutschland, der andere aus Frankreich, immer mehr voneinander angezogen, bis sie unerwartet zusammen zum ersten Mal Sex haben. Wie zahlreiche Heranwachsende durch ihre Erziehung in Verhaltensnormen eingeengt, werden Jan und Matthieu vom Gesetz der Begierde eingefangen: Ihr Sexualakt sprengt die Grenzen ihrer Normen, die Konturen ihrer Beziehung verschwimmen, und die Vorstellung von ihrer eigenen Männlichkeit wird ins Wanken gebracht. Das Gebäude von Prora, ein riesengroßer, trostloser, zerstörter Bau mit einer schicksalsschweren Geschichte, ist der dritte Darsteller des Films. Aufgrund seiner kantigen, schweren und bedrückenden Architektur ist er ein spannender Gegensatz zu den zerbrechlichen Gefühlen der beiden Jungen und reflektiert sowohl Jans Zweifel und Angst sowie die heftigen Emotionen von Matthieu. Mit seinen unendlichen Perspektiven spiegelt er die Gefühle der Personen wider und enthüllt gleichzeitig die zwischen ihnen entstehenden Spannungen und wird im weiteren Sinne zum Symbol der strengen Gesellschaftsregeln, welche die beiden Jungen erdrücken. Schließlich die Ostsee als zusätzliches Dekor, die in ihrer Grenzenlosigkeit auch die Personen beeinflusst. Am Strand, zwischen dem Riesenklotz aus Beton und dem Horizont, erscheinen Jan und Matthieu winzig und einfach menschlich, mit ihrer Zerbrechlichkeit und auch ihrer ganzen Mächtigkeit. Prora erzählt von dem Verlust von Jungfräulichkeit, der überraschend erfolgt und die Identität der Jugendlichen in Frage stellt und schließlich über eine Aussöhnung, welche die Freundschaft der beiden verstärkt und ihnen neue Perspektiven eröffnet. Ob schwul oder hetero, Jan und Matthieu werden dieses Erlebnis nie vergessen: Sie hierdurch werden zu Männer. Prora ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, eine parabolische Konfrontation zwischen die Natur und die Kultur, eine zarte Fabel über Männlichkeit, Liebe und Freundschaft. Stéphane Riethauser
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Seite 9: PRODUKTIONSZETTEL Produktion Koprod

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