Die Wildnis - Christian Weidmann
Die Wildnis - Christian Weidmann
Die Wildnis - Christian Weidmann
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<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong><br />
Mitgliederzeitschrift des Internationalen <strong>Wildnis</strong>führer Verbandes e.V.<br />
Ausgabe 29 – 2/2012
Ausgabe 1/2012<br />
Alle Ausgaben der WILDNIS auf einer DVD!<br />
1987 bis 2012 – 29 Ausgaben<br />
Von der ersten bis zur aktuellen<br />
«<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong>» – alle auf einer DVD<br />
und dazu noch viele Bilder!<br />
Und so bekommst du deine eigene<br />
IWV-DVD:<br />
C5 Briefumschlag mit deiner<br />
Adresse versehen und zusammen<br />
mit einem 10 Euroschein<br />
einschicken an:<br />
<strong>Christian</strong> <strong>Weidmann</strong><br />
Redaktion «<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong>»<br />
Hohmattring 5<br />
CH-8488 Turbenthal<br />
Schweiz<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong><br />
Mitgliederzeitschrift des Internationalen <strong>Wildnis</strong>führer Verbandes e.V.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong><br />
Mitgliederzeitschrift des Internationalen <strong>Wildnis</strong>führer Verbandes e.V.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong><br />
Mitgliederzeitschrift des Internationalen <strong>Wildnis</strong>führer Verbandes e.V.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong><br />
Mitgliederzeitschrift des Internationalen <strong>Wildnis</strong>führer Verbandes e.V.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong><br />
Mitgliederzeitschrift des Internationalen <strong>Wildnis</strong>führer Verbandes e.V.<br />
Ausgabe Nr. 1/ 2011<br />
Ausgabe Nr. 2/ 2011<br />
Ausgabe 29 – 2/2012<br />
Ausgabe Nr. 1 / 2010
Editorial<br />
Liebe Mitglieder<br />
Was haben Goethes «Faust», die «Buddenbrooks»<br />
von Thomas Mann und die WILDNIS<br />
gemeinsam? <strong>Die</strong> Antwort liegt – ich gebe<br />
es zu – nicht direkt auf der Hand. Unsere<br />
Mitgliederzeitschrift ist (noch?) nicht in<br />
Reime gefasst, sie hat auch nicht mehrere<br />
Hundert Seiten, sie beschreibt weder Teufelswerk<br />
noch Familiensaga.<br />
Am Anfang trat unsere WILDNIS noch ganz<br />
bescheiden auf: ein paar fotokopierte Blätter<br />
in farbigen Pappdeckeln; dann nahmen<br />
im Laufe der Jahre sowohl Anspruch als<br />
auch Qualität zu. Fotos, Texte, Tipps wurden<br />
besser und umfangreicher. Schon bald erreichte<br />
das Layout professionelles Niveau.<br />
Und wer all das nachverfolgen möchte, für<br />
den gibt es jetzt die WILDNIS als Gesamtausgabe<br />
auch auf CD.<br />
Was also vereint unsere Zeitschrift nun<br />
auch noch mit den renommiertesten<br />
Werken der deutschsprachigen Literatur?<br />
Sie wird in den Bestand der Deutschen<br />
Nationalbibliothek in Frankfurt und Leipzig<br />
aufgenommen! Von jeder Publikation, die<br />
in deutscher Sprache in einer Auflage von<br />
mehr als 25 Stück erscheint, werden dort<br />
zwei Exemplare gesammelt – und unsere<br />
WILDNIS gehört ab sofort dazu. So kann es<br />
durchaus passieren, dass in mehr als hundert<br />
Jahren ein Wissenschaftler eines dieser<br />
Heftchen in die Hand nimmt und feststellt:<br />
Aha, so hat also der große und weltbekannte<br />
IWV einst angefangen...<br />
Inhalt<br />
<strong>Die</strong> Natur<br />
Überm deutschen Wald 4<br />
Open Air Festivals x 6 7<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
Der Wifü als Arbeitgeber 13<br />
Zwischen Bären und Beeren 16<br />
Wenn Dir die Luft weg bleibt 20<br />
<strong>Die</strong> IWV-Infos<br />
Regionalgruppen 24<br />
Anschlagbrett 27<br />
Impressum / Mitwirkende 27<br />
Mit wilden Grüßen<br />
Uwe
<strong>Die</strong> Natur<br />
Überm deutschen Wald!<br />
Hajo Späthe – Man kann ja neidisch werden,<br />
wenn man die Berichte in der «<strong>Wildnis</strong>»<br />
liest. Berichte über Skandinavien, Kanada<br />
oder die Antarktis. In Deutschland<br />
ist schon der Besuch eines Kletterparks<br />
oder das Zelten im Wald ein Abenteuer,<br />
oder halt die Ausbildung bzw. Treffen<br />
beim IWV. Da ich in letzter Zeit weder in<br />
Skandinavien noch bei einer IWV Ausbildung<br />
dabei war, ist mir ein Lagerfeuer<br />
im deutschen Wald einen Bericht wert.<br />
Ja, tatsächlich, ich durfte letzten Sommer<br />
legal im Niedersächsischen Forst zelten,<br />
Auto fahren und morgens und abends am<br />
Feuer grillen. Anders als in der «richtigen<br />
<strong>Wildnis</strong>» waren wir keine zwei Kilometer<br />
vom nächsten Dorf entfernt. <strong>Die</strong> nächste<br />
Landstraße führte sogar nur 500 Meter an<br />
unserem Lager vorbei. Ist halt doch nicht<br />
die einsame <strong>Wildnis</strong> Kanadas, sondern<br />
das dichtbesiedelte Deutschland. Allerdings<br />
kann ich stolz verkünden, dass ich<br />
trotzdem eine Woche weder geduscht<br />
habe, noch von anderen Menschen als<br />
dem Förster und meinen Campgenossen<br />
gesehen wurde.<br />
Bevor ich jetzt als Verrückter und Gesetzwidriger<br />
aus dem IWV rausgeworfen<br />
werde, alles von vorne: Als Hamburger,<br />
der in der Stadt aufgewachsen ist, muss<br />
man sich die Gelegenheiten, Abenteuer<br />
zu erleben, suchen. Angefangen mit<br />
einem Job im Kletterpark, über einige<br />
Module beim IWV, entdeckte ich über<br />
einen Baumkletterkurs von Globetrotter<br />
einen wunderbaren Job. Viele Baumpfleger<br />
schwärmen von ihrer Arbeit als den<br />
«geilsten» Job der Welt (Ich denke Roland<br />
wird diese Meinung bestätigen). Ein Wochenende<br />
mit Seilen in den Bäumen sowie<br />
das Buch «<strong>Die</strong> Roten Riesen» und es<br />
war auch um mich geschehen. Keine zwei<br />
Wochen nach dem Baumklettercamp<br />
wunderte sich der Ausbildungsleiter der<br />
fsb Oerrel Seilkletterschule nicht schlecht,<br />
als ein frischgebackener dahergelaufener<br />
Abiturient einfach mal so eine sehr<br />
kostenspielige SKT A Ausbildung mitmachen<br />
wollte. Eine harte Woche später und<br />
um ein paar tausend Euro ärmer war ich<br />
Baumpfleger. Auf jeden Fall auf dem Papier.<br />
Denn in die Bäume kam ich diesen<br />
Winter nur ein Mal - eine vierstündige<br />
Totholzentastung in einer Eiche. Danach<br />
war ich trotzdem total fertig, aber es ist<br />
wirklich der schönste Job der Welt!<br />
In den meisten Fällen leider ein Winterjob,<br />
mit Ausnahme der Zapfenernte. <strong>Die</strong><br />
Bekletterung eines Redwood´s ist wahrscheinlich<br />
der Traum eines jeden Baumpflegers.<br />
Für mich war es ein zweiwöchiger<br />
Traum.<br />
Mein zweiter Baum, nach der Eiche im<br />
Winter, sollte also gleich einer der höchsten<br />
Bäume Hamburgs bzw. Deutschlands<br />
sein! (Der höchste Baum Deutschlands ist<br />
eine 63,33 m hohe Douglasie nahe Freiburg.)<br />
Der Revierförster vom Harburger<br />
Rosengarten präsentierte uns voller Stolz<br />
seinen über 50 Meter hohen Bestand.<br />
«Und hoch da!» Beim Hochstiefeln eines<br />
30 Meter hohen Stammes, kommen einen<br />
die Schweißperlen, aber wenn man<br />
dann nach einem fast einstündigen Kraftakt<br />
oben in der Spitze der Douglasie sitzt<br />
und über den ganzen Wald gucken kann,<br />
ist das schon ein großartiges Gefühl!<br />
Pause! ... Von wegen: Jetzt beginnt die<br />
Arbeit erst. Man schneidet ein paar Zapfen<br />
auf, um zu gucken, ob auch gute Samen<br />
darin sind. Wenn das nicht der Fall<br />
ist, gibt es dreißig Euro für den Fehlaufstieg.<br />
Bei meinem ersten Baum hatte ich<br />
Glück. Sonst wäre es wahrscheinlich auch<br />
4<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> Natur<br />
eginnt die Arbeit der erst. letzte Man schneidet Baum ein des paar Tages Zapfen gewesen. auf, um zu So An meinem ersten Tag meinte es<br />
nnen sind. Wenn das jedoch nicht saß der Fall ich ist, fröhlich gibt es auf dreißig meinem Euro für Baum den «mein Baum» zum Glück gut mit mir. Der<br />
Baum hatte ich Glück. Sonst wäre es wahrscheinlich auch der letzte<br />
und pflückte fleißig meine ersten Douglasienzapfen.<br />
des Tages mit Zapfen gefüllt ist, das heißt, mehr als heil und meine ersten Zapfen konnten am<br />
Sack blieb trotz beängstigenden Pfeifen<br />
doch saß ich fröhlich auf meinem Baum und pflückte fleißig meine<br />
der Sack am Ende<br />
Inhalt nennen<br />
er Litermenge<br />
nend. Der<br />
aßen:<br />
zu.<br />
Zapfensack“<br />
mit aller Kraft<br />
der<br />
m Zischen<br />
ihn schlecht<br />
auf seinem<br />
h ein paar laut<br />
Sack am<br />
Waldboden<br />
Abend «gelitert» werden. Eine Litermessung<br />
sind immer 40 Liter. Meine ersten<br />
beiden Tage zusammen ergaben 62 Liter.<br />
<strong>Die</strong> erste Woche lebten wir noch nicht<br />
im Wald, sondern auf dem Hof des «Forstamtes<br />
Rosengarten» mit all dem Luxus,<br />
den man hier genießen konnte. <strong>Die</strong> Zapfensäcke<br />
lagen in der Scheune und verströmten<br />
einen angenehmen Orangenduft.<br />
In der Kühlkammer lagerte unser<br />
Essen. Wir hatten sogar eine Dixi-Toilette<br />
und eine Solar-Warmwasser-Dusche. Am<br />
Abend erzählte uns der Forstamtsleiter<br />
bei Feuer und Bier Geschichten über den<br />
Harburger Forst und Riesenkeiler (das Gewicht<br />
habe ich nicht mehr im Kopf, aber<br />
es sei kein Jägerlatein, so versicherte er).<br />
Am Mittwoch machte ich eine Pause.<br />
Nach zwei Tagen in den Bäumen tat mir<br />
alles weh und ich merkte jeden Muskel.<br />
Da kam es mir sehr gelegen, dass ich meine<br />
Schwester am Flughafen verabschieden<br />
konnte für einen Au-pair Aufenthalt<br />
in Irland. Aber am Donnerstag ging es<br />
dann wieder motiviert in die Bäume!<br />
Doch schon am Donnerstagabend wäre<br />
es beinahe schon wieder nach Hause gegangen.<br />
Schuld war Megastigmus sper-<br />
ßt er an einem Ast und man kann seine Zapfen auf dem Waldboden<br />
Wenn der Sack am Ende des Tages mit<br />
öchstens die Hälfte wieder findet. An meinem ersten Tag meinte es<br />
mir. Der Sack blieb Zapfen trotz beängstigenden gefüllt ist, das Pfeifen heißt, heil mehr und meine als 50<br />
d „Gelitert“ werden. Liter harziger Zapfen seinen Inhalt nennen<br />
darf auf dem und Hof mindesten des „Forstamtes die Rosengarten“ Hälfte der<br />
0 Liter. Meine ersten beiden Tage zusammen ergaben 62 Liter.<br />
nicht im Wald, sondern<br />
genießen konnte. Litermenge <strong>Die</strong> Zapfensäcke wiegt, lagen wird in der es Scheune noch und einmal<br />
Orangenduft. In der spannend. Kühlkammer Der lagerte Spannungsablauf unser Essen. Wir hatten ist folgendermaßen:<br />
den Harburger Forst und Riesenkeiler ( das<br />
e Solar- Warmwasser-Dusche. Am Abend erzählte uns der<br />
er Geschichten über<br />
Kopf, aber es sei 1. kein Man Jägerlatein, knote den so versicherte Sack gut er). zu.<br />
s meine erste Pause. 2. Man Nach zwei rufe Tagen laut: «Achtung im Baum tat Zapfensack»<br />
mir alles weh und<br />
ut man sich, wenn man seine kleine Schwester am Flughafen auf<br />
d verabschieden 3. darf. Man Am wartet! Donnerstag ging es dann wieder motiviert<br />
4. Man wuchtet den Sack mit aller Kraft<br />
d wäre es beinahe schon wieder nach Hause gegangen. Schuld war<br />
so weit wie möglich aus der Douglasie<br />
e Douglasiensamenwespe, die dieses Jahr als Schädling viele<br />
tte, was dazu führte, raus. dass ein Großteil der Zapfen keine Samen<br />
5. Der Sack fliegt mit einem Zischen nach motrophus, die Douglasiensamenwespe,<br />
m die Nachricht rumgegangen war, dass die Ernte vielleicht schon am<br />
unten.<br />
die dieses Jahr als Schädling viele Douglasienbestände<br />
befallen hatte, was dazu<br />
amp um ein paar Zapfenpflücker geschrumpft.<br />
e Dusche! Wenn man ihn schlecht geworfen hat,<br />
ritt im Camp. Damit nimmt die Ernte er auf abgeschlossen seinem Weg werden Richtung konnte und Erde die führte, dass ein Großteil der Zapfen keine<br />
, fehlten noch zwei Bäume.<br />
ss immer eine bestimmte<br />
noch ein<br />
Anzahl<br />
paar<br />
von<br />
laut<br />
Bäumen<br />
krachende<br />
im Erntegebiet<br />
Äste mit. Samen enthielten. Innerhalb kürzester<br />
25 Bäume. Wir hatten Wenn 23. alles So durfte gut geht, wir am schlägt Freitag noch der mal Sack ein am Zeit, nachdem die Nachricht rumgegangen<br />
war, dass die Ernte vielleicht schon<br />
ei Douglasien einnehmen. Ende wie eine Bombe auf dem Waldboden<br />
auf. Wenn nicht alles gut geht, zer-<br />
am Freitag zu Ende wäre, war das Camp<br />
hatten ein unverhofftes, verlängertes Wochenende.<br />
reißt er an einem Ast und man kann seine um ein paar Zapfenpflücker geschrumpft.<br />
Zapfen auf dem Waldboden zusammen Am Freitag waren wir noch zu dritt im<br />
suchen, wobei man höchstens die Hälfte Camp. Damit die Ernte abgeschlossen<br />
wieder findet.<br />
und die Parzelle gewertet werden konn-<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
5
Baumüberstiege verzichtete.<br />
<strong>Die</strong> Natur<br />
ine Woche, in der man morgens auf seine Bäume stieg, nur um jeden Abend etwas müder<br />
fallen. So vergingen die Tage. Aufgrund des sonnigen Wetters, reiften die Zapfen jedoch se<br />
, wurden braun te, fehlten und platzten noch zwei auf, Bäume. sodass Um wir die nach sehr einer schnell, Woche wurden am braun Samstag und platzten zum letzten ma<br />
me stiegen. Ernte Inzwischen zu zertifizieren hatte sich muss die immer Pflückeranzahl eine auf, so dass wieder wir nach auf drei einer reduziert. Woche, am<br />
ten Samstag bestimmte war ich Anzahl von 8-20 von Uhr Bäumen auf im zwei Ern-Bäumentegebiet Samstag zum Der letzten erste Baum Mal auf hatte die Bäume zwar sehr viele<br />
h sehr kleine harzige<br />
beerntet<br />
Zapfen,<br />
werden.<br />
sodass<br />
So durften<br />
ich immer<br />
wir stiegen.<br />
wieder<br />
Ich<br />
zum<br />
war von<br />
Babyöl<br />
8–20<br />
greifen<br />
Uhr auf zwei<br />
musste.<br />
am Freitag noch mal in die Wipfeln von Bäumen. Der erste hatte zwar sehr viele,<br />
h, dass es noch keine Babyölwerbung mit Zapfenpflückern gibt: „Egal wie alt, egal wie har<br />
zwei Douglasien klettern. Um 14 Uhr war aber auch sehr kleine, harzige Zapfen, so<br />
ist, die Haut bleibt weich, wie am ersten Tag.“ Ich werde mir fürs nächste Mal wohl einen<br />
Schluss und wir hatten ein unverhofftes, dass ich immer wieder zum Babyöl greifen<br />
musste. Liter Komisch, Babyöl dass pro es Woche noch keine finde ich<br />
ponsor suchen, verlängertes denn ein Wochenende. Verbrauch von über einem<br />
beeindruckend. Unser Ernteteam war als einziges und Babyölwerbung mit Zapfenpflückern gibt:<br />
ite Baum, mein größtes letzter Ernteteam Baum Niedersachsen`s für das Jahr übrig 2011, «Egal war wie perfekt. alt, egal wie Ich hart saß der von Job 13-20 ist, die Uhr im Bau<br />
ckte durchgehend, geblieben bis und es am dunkel Montag wurde. konnten wir Haut bleibt weich, wie am ersten Tag». Ich<br />
kte ich an meinem Waldgebiet letzten bei Tag Rothenburg die 200 Litermarke. ob der werde Ich mir hatte für‘s nächste tatsächlich Mal wohl genau einen 200 Liter<br />
Wümme, zwischen Hamburg und Bremen.<br />
Und jetzt erst begann die richtige brauch von über einem Liter Babyöl pro<br />
Babyölsponsor suchen, denn ein Ver-<br />
t.<br />
gs war es inzwischen dunkel und ich war sehr müde, sodass ich nicht, wie ursprünglich<br />
Ernte: Wir schlugen unsere Zelte in einer Woche finde ich ziemlich beeindruckend.<br />
nach Hause<br />
Douglasienmonokultur<br />
gefahren bin, sondern<br />
auf und<br />
am<br />
konnten<br />
Feuer schlief.<br />
Der zweite<br />
Das Zelt<br />
und letzte<br />
hatte<br />
Baum<br />
ich schon<br />
an diesem<br />
in Norddeutschland Tag war auch mein zu letzter Ende. für das<br />
am Morgen<br />
t. So ging ein somit wunderschönes vom Frühstück direkt Erlebnis in die mitten Bäume.<br />
<strong>Die</strong>se so selten sind hier Masternten etwas kleiner, tragen, zwi-<br />
Jahr sodass 2011. ich Er war vielleicht perfekt und erst ich wieder saß von in sieben Jah<br />
dass Douglasien<br />
Douglasie schen klettern 30 kann. und 40 Meter hoch. Das war<br />
mich drauf! eine Auf wunderschöne eines Woche im deutschen<br />
benteuer in<br />
Wald!<br />
Deutschland!<br />
Morgens ein gemeinsames Rührei-<br />
Frühstück, danach waren wir teilweise bis<br />
zu 10 Stunden auf den Bäumen. Trotzdem<br />
schaffte ich pro Tag nicht mehr als 3 Bäume,<br />
wobei ich allerdings im Gegensatz<br />
13 – 20 Uhr im Baum und pflückte durchgehend,<br />
bis es dunkel wurde. So knackte<br />
ich an meinem letzten Tag die 200 Litermarke.<br />
Ich hatte tatsächlich genau 200<br />
Montag ging es in ein Waldgebiet bei Rothenburg ob de Wümme, zwischen Hamburg un<br />
zu den erfahreneren Baumpflegern auf<br />
Baumüberstiege verzichtete.<br />
Bremen. Unser Ernteteam war als einziges u<br />
größtes Ernteteam Niedersachsen`s übrig ge<br />
Und jetzt erst begann die richtige Ernte: Wir<br />
schlugen unsere Zelte in einer Douglasienmo<br />
auf, d.h. vom Frühstück direkt in die Bäume<br />
Bäume waren auch etwas kleiner, zwischen<br />
40 Meter hoch. Es folgte eine wunderschöne<br />
im deutschen Wald. Morgens ein gemeinsam<br />
Letzter Tag: Nach Liter gepflückt 12 Stunden – erschöpft, auf dem Baum; aber glücklich! 200 Liter Douglasienz<br />
Rührei-Frühstück, danach waren wir teilwei<br />
Erschöpft aber Am glücklich! Feuer schlafend ging ein wunderschönes<br />
10 Stunden Erlebnis auf mitten den in Bäumen. Norddeutschland<br />
pro zu Tag Ende! nicht mehr als 3 Bäume, wobei ich a<br />
Trotzdem scha<br />
im Schade, Gegensatz dass Douglasien zu den erfahreneren so selten Baumpfle<br />
Es war eine Woche, in der man morgens<br />
auf seine Bäume stieg, nur um jeden erst wieder in sieben Jahren auf eine Dou-<br />
Masternten<br />
Baumüberstiege<br />
tragen, so<br />
verzichtete.<br />
dass vielleicht<br />
war eine Woche, in der man morgens auf seine Bäume stieg, nur um jeden Abend etwas m<br />
Abend etwas müder ins Zelt zu kriechen. glasie klettern kann. Ich freue mich jetzt<br />
tt zu fallen. So vergingen die Tage. Aufgrund des sonnigen Wetters, reiften die Zapfen jedo<br />
So vergingen die Tage. Aufgrund des sonnigen<br />
schon drauf – auf eines der letzten Abenteuer<br />
nach in Deutschland! einer Woche am Samstag zum letzte<br />
nell., wurden braun<br />
Wetters,<br />
und<br />
reiften<br />
platzten<br />
die Zapfen<br />
auf, sodass<br />
jedoch<br />
wir<br />
Bäume stiegen. Inzwischen hatte sich die Pflückeranzahl wieder auf drei reduziert.<br />
letzten Samstag war ich von 8-20 Uhr auf zwei Bäumen. Der erste Baum hatte zwar sehr<br />
6<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
r auch sehr kleine harzige Zapfen, sodass ich immer wieder zum Babyöl greifen musste.
<strong>Die</strong> Natur<br />
Open Air Festivals x 6<br />
Evelin Goldmann – Sicherlich ist dies kein<br />
typischer Outdoorbericht, aber irgendwie<br />
hat das Ganze doch was Abenteuerliches<br />
an sich.<br />
Einige, die mich kennen, wissen, dass<br />
ich der Musik der härteren Gangart zugetragen<br />
bin, so dass ich mich seit einigen<br />
Jahren hauptsächlich auf dem Wacken<br />
Open Air einfinde. Doch dieses Jahr nahm<br />
die ganze Sommersaison andere Dimensionen<br />
an. Von Ende Mai bis Mitte August<br />
standen 6 Open Air Festivals an.<br />
Wie eigentlich auch bei einer Tour ist<br />
die Vorplanung wichtig. Was muss mit,<br />
wer ist mit dabei, was könnte uns vor Ort<br />
erwarten? Gerade die Frage was könnte<br />
uns vor Ort erwarten kann nur beantwortet<br />
werden, wenn die Internetseite des<br />
Veranstalters mit Angaben zum Festivalgelände<br />
gespeist wurde – Sanitäre Anlagen,<br />
Verpflegungsmöglichkeiten, Infrastruktur.<br />
Bei etablierten Veranstaltungen<br />
ist dies schon möglich, aber nicht Voraussetzung.<br />
Das W:O:A ist da schon High<br />
Level, aber die anderen haben immer<br />
wieder Überraschungen parat. Sanitäre<br />
Anlagen beschränken sich auf Dixis oder<br />
ähnliches. Hier sollte man keine Skrupel<br />
haben auch mal hinter einen Baum zu<br />
gehen, sofern einer da ist. Wir haben bei<br />
Globetrotter Ausrüstungen für diesen Fall<br />
ein Pappklo ausfindig gemacht. Super Lösung<br />
für kleines Geld. Hat sich aber auch<br />
nach dem ersten Open Air in Österreich<br />
wegen zuviel Nässe von außen nicht behaupten<br />
können. 2 Stapelklappkisten in<br />
kleinem Format machen da einen besseren<br />
<strong>Die</strong>nst. Einmal als Transportkisten und<br />
dann umfunktioniert als Klo.<br />
Verpflegung beschränkt sich bei solchen<br />
Veranstaltungen i.d.R. auf Bier, härtere<br />
Alkoholika, Met (Honigwein) und für den<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
letzten Tag auf nichtalkoholische Getränke<br />
– die Kontrollen bei der Abreise werden<br />
immer schärfer. Grillgut für 2 Tage und das<br />
schon in Schweden bewährte Tütengericht.<br />
Frühstück als Tagesgrundlage mit Kaffee ist<br />
schon wichtig (Brot, Belag, Konfitüre und<br />
Nutella – alles in Plastikbehältnissen wegen<br />
Glasverbot auf den Festivalgeländen und<br />
natürlich Gewicht!).<br />
So, und nun mal rein ins Vergnügen. Vergesst<br />
die Ohrenstöpsel nicht. Es wird laut!<br />
1 Metalfest Schloss Mamling bei<br />
Braunau (AT) 30.5.–3.6.12<br />
Wetter wie erwartet REGEN! Parken des<br />
Autos außerhalb des Geländes, da der Platz<br />
nicht mehr befahrbar ist. Zeltplatz im Matsch<br />
suchen und Zelt im Dunklen aufbauen.<br />
Donnerstag: Frühstücken, erste Bands ab<br />
12 Uhr ansehen und genießen. Campground<br />
na ja, der Boden wird immer tiefer. Gegen<br />
19.15 h stellen wir uns zum M&G für die<br />
Band Eluveite an. Es zieht ein Hagelsturm<br />
ohne Ankündigung auf. Wir sind ca. 20 Leute<br />
die ausharren und wissen im Anschluss wie<br />
Hagel schmerzt. Auf massive Intervention<br />
meiner Tochter dürfen wir uns dann doch in<br />
der Bude unterstellen.<br />
Zur Belohnung bekommen wir dann auch<br />
noch unsere Autogramme der Band. Auf<br />
dem Rückweg zu unserem Zelt schwant uns<br />
Böses. Hoffentlich steht unser Zelt noch??<br />
7
<strong>Die</strong> Natur<br />
8<br />
Ja es steht, aber es sind zwei Stangen<br />
im Dachbereich geborsten – werden notdürftig<br />
mit Panzertape geflickt. Hält. <strong>Die</strong><br />
Überschwemmung in der Apsis wird beseitigt<br />
und der Grill angeschmissen.<br />
<strong>Die</strong> Konzerte für Beginn ab 19:50 h<br />
mussten abgesagt werden, da auch die<br />
Bühne in Mitleidenschaft gezogen wurde.<br />
Ich kann hier nur sagen, wie kann man<br />
eine Bühne so ausrichten, dass diese nach<br />
Westen offen ist! Von hier kommt das<br />
Wetter zu 90 % in Mitteleuropa. Gegen<br />
23.00 Uhr kommt von der Polizei / Feuerwehr<br />
eine weitere Unwetterwarnung<br />
für die Nacht. In diesem Moment steht<br />
für uns fest: Sofort Abbauen und alles<br />
ins Auto laden, da das Zelt nicht noch einem<br />
Sturm standhalten wird. Hier bin ich<br />
Mike Semisch für die Bärennachtübung<br />
dankbar. Wir hatten nach ca. 1,5 h alles<br />
eingepackt, abgebaut und ins Auto verladen<br />
– dies stand ja auf dem entfernten<br />
Parkplatz abgestellt. So war es überhaupt<br />
noch möglich das Gelände zu verlassen,<br />
denn da stand mittlerweile der Schlamm<br />
knöcheltief. Nass, müde und voller Adrenalin<br />
sind wir dann nach München zurück<br />
gefahren. Am Morgen alle nassen Sachen<br />
zum Trocknen aufgehängt, Hotel in Braunau<br />
gebucht und wieder los. 2,5 h Fahrt,<br />
dann sollten wir wieder da sein – so die<br />
Annahme… Bis Braunau sind wir ohne<br />
Vorkommnisse gekommen, dort brach<br />
uns dann aber an unserem Fahrzeug<br />
der linke vordere Achsschenkel und das<br />
Auto war bewegungsuntüchtig. Scheiße.<br />
ÖAMTC, Werkstatt, Mietwagen und weiter.<br />
Unser Ziel war zum M&G von der Band<br />
In Extremo, um 17.00 Uhr, wieder auf dem<br />
Gelände zu sein. Geschafft. Viele Bands<br />
u.a. Blind Guardian, W.A.S.P., Moonspell,<br />
Fear Factory gesehen und gehört. Matsch<br />
getreten, Freunde getroffen, Bier und Met<br />
verköstigt…<br />
Fazit: Ob wir nächstes Jahr zum 4. Mal<br />
dieses Festival besuchen? Sicher nicht,<br />
denn das Gelände ist definitiv zum Zelten<br />
und Befahren ungeeignet. <strong>Die</strong> Vorkehrungen<br />
und Rahmenbedingungen des<br />
Veranstalters wurden von Jahr zu Jahr<br />
schlechter.<br />
2 Graspop Metal Meeting (BE) vom<br />
20.–25.6.12<br />
Nach unserer «Niederlage» in Österreich<br />
geht es auf nach Belgien zum GMM.<br />
Durch Informationen von Leidensgenossen<br />
in Mining hatten wir erfahren, dass<br />
wir uns in Dessel auf jeden Fall mit einer<br />
Sackkarre bewaffnen sollten, da das Gepäck<br />
und alle weiteren Utensilien mindestens<br />
2 km vom Parkplatz aus geschleppt<br />
werden müssen. Also gut, wir haben alles<br />
kompakt in unseren Rucksäcken verstaut<br />
und uns auch sonst auf das Minimalste –<br />
aber doch mit Komfort – beschränkt und<br />
eine relativ leichte Sackkarre beschafft.<br />
Unser Highlight bei der Ausrüstung war<br />
diesmal unser eigenes Klo – zwei Einkaufsklappboxen<br />
übereinander mit Beuteln<br />
ausgestattet und Heimtierstreu gefüllt.<br />
Brille drauf – fertig. Gegen jeden<br />
Regen gewappnet.<br />
Am Donnerstag startete das Open Air<br />
mit Musik. Wir hatten uns unseren Plan<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> Natur<br />
gelegt und sahen Acts wie Ozzy Osbourne,<br />
Slash, Amon Amarth, Eluveitie, Limp Bizkit,<br />
Europe, Gotthard, Hatebreed und am<br />
Sonntagabend Guns´n Roses. Verpflegung<br />
wie Essen und Trinken waren recht teuer,<br />
aber – bereits gewusst – hatten wir uns<br />
dagegen super eingedeckt. Irgendwie<br />
zwischendurch wurde gegrillt, gekocht,<br />
Miniaturraclette gemacht. Außerdem haben<br />
wir die Vorräte an Flüssigkeiten vernichtet.<br />
Vom Wetter her hatten wir Sonne,<br />
starken Wind, Sand überall und Regen,<br />
aber keinen Matsch. Gott sei dank. Alles<br />
in Allem ist das Fazit dieses Festival bei<br />
entsprechendem Billing: Das machen wir<br />
wieder.<br />
Jetzt hieß es zu Hause die Sachen ausräumen,<br />
trocknen, lüften und neu sortieren<br />
für das nächste Festival in 2 Wochen.<br />
3 Extremfest in St. Pölten (AT)<br />
5.–8.7.12<br />
Als wir am Donnerstag zur Campöffnung<br />
um 8.00 Uhr ankamen, suchten wir erst<br />
einmal die angekündigte Ausschilderung.<br />
Fehlanzeige bis zur Einfahrt auf das Messegelände.<br />
Campground mehr Schotter<br />
als Wiese. Super. Aber Bäume und Büsche<br />
zur Abtrennung der einzelnen Areale der<br />
Parkharfe. Wir sicherten uns einen Platz<br />
im Schatten. Jetzt Zelt aufbauen und Heringe<br />
im brettharten Boden versuchen zu<br />
befestigen. Eine Hilti-Bohrmaschine wäre<br />
jetzt nicht schlecht. Es hörte sich überall<br />
an wie nach dem Mauerfall in Berlin<br />
– Mauerspechte – Tack Tack. Letztendlich<br />
stand das Zelt. <strong>Die</strong> Tage versprachen heiß<br />
zu werden – immer um und über 30 Grad.<br />
Eigentlich zu heiß für ein Festival, aber<br />
bei Extrem muss es auch extrem sein.<br />
<strong>Die</strong> Musik war es allemal. Vom Metal war<br />
es die härtere und heftigere Gangart. Im<br />
Vorwege hatte der Bischof von St. Pölten<br />
zum Verbot der Veranstaltung aufgerufen,<br />
da man Angst hatte, hier werden «satanische<br />
Dinge» ablaufen. Es laufen ja alle<br />
in schwarz rum, da kann nichts Gutes bei<br />
raus kommen. Aber die Stadt wurde wie<br />
schon so oft bei solchen Veranstaltungen<br />
eines Besseren belehrt. Nette Menschen,<br />
die keinem was tun, Geld im nahegelegenen<br />
Einkaufszentrum und Baumarkt für<br />
den täglichen Bedarf ausgeben. <strong>Die</strong> Wirtschaft<br />
wird sogar angekurbelt.<br />
Es wurde heiß und der Veranstalter hat<br />
es sogar ermöglicht, dass das Gelände<br />
zu einem nahegelegenen kanalisierten<br />
Gebirgsbach geöffnet wurde. Welch eine<br />
Abkühlung und das mit Bier.<br />
Am Freitag baute sich zum späten Nachmittag<br />
ein Gewitter auf. Jetzt der Test für<br />
die Zeltbefestigungen. Leider hielten mal<br />
wieder die Pavilions dem Sturm nicht<br />
stand. Bei einigen nützten 4 Mann und<br />
vier Ecken was, aber da wo die Inhaber<br />
bei der Musik waren, leider Pech. Auch<br />
einige Überzelte machten sich selbstständig,<br />
aber konnten dann doch noch gerettet<br />
werden. Panzertape hilft auch hier um<br />
wieder einiges in Stand zu setzen.<br />
Das Beste an diesem «Campground»<br />
waren die Wasseranschlüsse in den einzelnen<br />
Harfen. Dadurch kamen wieder<br />
die irrwitzigsten Ideen: Planschbecken im<br />
Baumarkt kaufen, befüllen, Füße und Bier<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
9
<strong>Die</strong> Natur<br />
kühlen. Müllsäcke mit Wasser befüllen<br />
und Freiluftduschen!<br />
Alles in Allem ein gutes Festival, nur<br />
halt der Untergrund.<br />
4 Wacken Open Air (WOA) in<br />
Schleswig Holstein 31.7.–05.8.12<br />
Es steht bei uns der Jahresurlaub an.<br />
<strong>Die</strong>ser wird verbunden mit dem WOA und<br />
der Summerbreeze. Wir hatten auf dem<br />
Extremfest noch einen Flyer eines Festivals<br />
im Osten von Tschechien gesehen.<br />
Machen? Zeitlich passt das. Nach dem<br />
Tagen des Familienrates fiel die Entscheidung<br />
auf Machen. Jetzt galt es die Tage<br />
darum sinnvoll zu planen, damit auch der<br />
Urlaub mit Erholung nicht zu kurz kommt.<br />
Wir haben somit Hamburg, Breslau und<br />
Prag als Servicepoints gewählt. Es musste<br />
also alles für 3 Wochen dabei sein.<br />
Lebensmittel konnten wir unterwegs<br />
auffüllen, aber andere Ausrüstungsdinge<br />
mussten schon von zu Hause aus mit.<br />
Letzter Servicecheck für den Oldie – unser<br />
Metalmobil – in der Werkstatt. Alles i.O.<br />
In der Nacht von <strong>Die</strong>nstag auf Mittwoch<br />
haben wir uns vereinbarungsgemäß mit<br />
unseren Freunden auf einem Parkplatz<br />
der A23 um 0.00 Uhr getroffen. So sind<br />
wir mit 4 Fahrzeugen und einem 40 Jahre<br />
alten Wohnanhänger auf das Campgelände<br />
gefahren. Es hatte Tage vorher<br />
nur geregnet, die Aussichten sollten aber<br />
besser werden. So war das gesamte Areal<br />
von Wacken sehr labil. Bei der Einweisung<br />
sollten wir unsere Autos abstellen und<br />
die Zelte woanders aufbauen. <strong>Die</strong>s widerstrebte<br />
uns allen. Vor allem weil der<br />
Wohnwagen dann woanders stehen würde,<br />
als wir zelten. Irgendwie waren aber<br />
auch die vielen anderen Ankömmlinge<br />
nicht bereit zu wandern – es gab von den<br />
Securities auch keine richtige Ansage wohin:<br />
«Ja da hinten irgendwo». Wir haben<br />
vorsichtig unseren Pavillon aufgebaut,<br />
kein Einspruch, also alle Zelte dazu.<br />
Bis Freitagvormittag hatte der Boden<br />
richtig gut abgetrocknet, aber dann kam<br />
ein mächtiges Gewitter und alles war zu<br />
Nichte. Der Boden war komplett aufgeweicht.<br />
Nachbarn von uns wurden durch<br />
den Regen total überrascht. <strong>Die</strong> haben<br />
dann einen Müllsack mit ihren kompletten<br />
Sachen gepackt und sind an ihren<br />
Zelten nackend angekommen, aber die<br />
Klamotten trocken! War schon eine Show.<br />
In der Nacht hatten wir Nebel für tolle<br />
Fotomotive. In dieser Nacht haben wir<br />
dann noch die schönen heißen Duschen<br />
aufgesucht, um uns richtig aufzuwärmen.<br />
Welch eine Wohltat. Sanitäre Anlagen<br />
sind in Wacken absolut klasse.<br />
Wir haben alle auf diesem Festival<br />
durch den immer fester und tiefer wer-<br />
10<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> Natur<br />
denden Schlamm das Sportstudio gespart.<br />
Es gab kostenloses Training für<br />
Oberschenkel und Po. Als Bands waren für<br />
uns Highlights: Volbeat, Maschine Head,<br />
In Flames, Sepultura, Leningrad Cowboys<br />
und viele viele mehr.<br />
Am Montag, 06.08. sind wir dann über<br />
Berlin Richtung Polen gestartet. Bei Forst<br />
passierten wir die Grenze, welch ein<br />
Schock mit der Autobahn. Ein absolut desolater<br />
Zustand der Fahrbahn – mehr als<br />
30 – 50 km/h waren nicht möglich. Wir<br />
waren so damit beschäftigt unser vollgepacktes<br />
Auto über die gefühlt 70 Jahre<br />
alte Betonpiste zu lenken, dass wir vergaßen<br />
ein paar Fotos zu machen. Breslau<br />
– eine schöne Stadt, gut restauriert,<br />
gut erschlossen. <strong>Die</strong> Gehwege und einige<br />
Häuser abseits der Touristenströme<br />
lassen noch den Sozialismus leben. Lohnenswert.<br />
Von Breslau aus haben wir uns südwärts<br />
nach Jaromer in CZ aufgemacht. <strong>Die</strong><br />
Landschaft hier gleicht der im deutschen<br />
Mittelgebirge.<br />
5 Brutal Assault, Jaromer an der<br />
Labe (Elbe), Tschechien 8.–12.8.12<br />
<strong>Die</strong> Zahl der schwarz Gekleideten erhöht<br />
sich schlagartig bei der Ankunft in<br />
Jaromer.<br />
Erst einmal nur Zelt mitnehmen und<br />
aufbauen, Lage checken und dann alles<br />
weitere. Wir hatten hier das Angebot des<br />
VIP-Campings vorab gebucht. <strong>Die</strong>s erwies<br />
sich mit unserem großen Zelt auch als<br />
sinnvoll, denn es stand auf dem Gelände<br />
– eine alte Festungsanlage – nur der Festungswall<br />
und sonstige Kleinflächen im<br />
Gebüsch zur Verfügung.<br />
Nachdem das Zelt aufgebaut war, kümmerten<br />
wir uns um unsere Bändchen. Ewige<br />
Schlange, 2 Stunden anstehen. Nervig.<br />
Zumal sich dann kurz vor dem Ziel rausstellte,<br />
dass für in Deutschland gekaufte<br />
Karten eine extra Abfertigung da ist!<br />
<strong>Die</strong>s ist eine beschauliche und nette<br />
Location. Musik ist dort nichts für Mainstreamer.<br />
<strong>Die</strong> Organisation und die Preise<br />
für Verpflegung und Getränke vor Ort<br />
waren für uns echt günstig. Ein Bier 0,5 l<br />
Budweiser, Kronen umgerechnet 1,20<br />
Euro, auf den anderen Festivals bis 3,50<br />
Euro für nur 0,4 l. Von daher hätten wir<br />
uns auch gern dort auf dem Gelände mit<br />
Essen verpflegen können. Beim nächsten<br />
Mal wissen wir es und kaufen dann nur<br />
die Hälfte ein.<br />
Das Wetter war als angenehmes Festivalwetter<br />
zu sehen, Regen einmal am<br />
Morgen, sonst Sonne, Wind und Wolken.<br />
So lässt es sich leben bei ca. 20 Grad Tagestemperatur.<br />
Am Sonntag sind wir<br />
dann mit allen anderen<br />
aufgestanden und haben<br />
gepackt. Frühstücken wollten<br />
wir irgendwo unterwegs.<br />
Unser Ziel war Prag.<br />
Zuvor wollten wir noch in<br />
Kutná Hora die Knochenkirche<br />
ansehen. Ein Auszug<br />
aus der Beschreibung<br />
«40.000 Skelette arrangiert<br />
zu einem weltweit einzigartigen<br />
Kunstwerk: die sogenannte<br />
Knochenkirche<br />
in der Nähe von Prag ist an<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
11
<strong>Die</strong> Natur<br />
12<br />
Skurrilität kaum zu überbieten». Ja das ist<br />
wahr. Es ist ein Mahnmal an die Sinnlosigkeit<br />
des Krieges. Für Interessierte hier<br />
ein Link: http://der-schwarze-planet.de/<br />
knochenkirche-bei-prag-beinhaus-kutnahora.<br />
Für uns stand jetzt ein paar Tage Prag<br />
an. Wir haben uns die Füße platt gelaufen,<br />
nett tschechisch gegessen und Bier<br />
getrunken. Prag steht dann zukünftig<br />
wieder auf dem Programm.<br />
6 Summer-Breeze, Dinkelsbühl,<br />
Deutschland 15.–19.8.12<br />
Wir hatten uns mit unseren Freunden in<br />
Wacken für die Summerbreeze verabredet.<br />
Da wir es nicht schaffen würden von<br />
Prag aus, gleich um 8 Uhr schon am vereinbarten<br />
Treffpunkt zu sein, wurde uns<br />
ein Zeltareal und ein Parkplatz freigehalten<br />
– bzw. freigekämpft.<br />
Nachdem wir gegen 13.00 Uhr uns in<br />
der Schlange angestellt hatten und im<br />
Tempo von 250 m Fahren, 15 min. Warten<br />
vorkämpften, musste unser Oldie auch<br />
noch Abschlepphilfe leisten. Opa zieht<br />
Youngtimer. Der andere Karren wollte<br />
nicht mehr anspringen. Aber das macht<br />
man dann doch gern.<br />
Nachdem wir dann die Kontrollstation<br />
passiert hatten – hier wurde das Auto auf<br />
mitgebrachtes Glas (Flaschen, Gläser etc.)<br />
untersucht – konnten wir unseren Platz<br />
mit ein bisschen Überlistung einnehmen.<br />
Rangieren auf engstem Raum.<br />
Schon bei Aufbau des Zeltes stellte sich<br />
heraus, dass bei einer Seite des Einganges<br />
der Reisverschluss aufgegeben hat. Jetzt<br />
mussten wir hier mit Panzertape provisorisch<br />
verschließen und ausschließlich die<br />
andere Seite nutzen. Auch hier versagte<br />
nach und nach der Reißverschluss. Mit<br />
Überlistung und Tricks ließ er sich schließen.<br />
Hier müssen wir mal sehen, ob sich<br />
was reparieren lässt, denn das Zelt von<br />
Coleman ist ansonsten sehr tauglich.<br />
<strong>Die</strong> Wetteraussichten waren mit heiß<br />
angesagt. Donnerstagvormittag sollte es<br />
noch regnen. War auch so. Dann aber gab<br />
es nur uneingeschränkte Sonne von oben.<br />
Auf dem Festivalgelände wurde bei den<br />
Konzerten vor den Bühnen von der Feuerwehr<br />
zur Abkühlung mit Wasserfontänen<br />
gespritzt. Super. Bei der Wärme trocknete<br />
man auch sehr schnell wieder.<br />
Bis auf das, dass es hier Leute gab, die<br />
es vorzogen, im Müll zu leben, war es ein<br />
super Abschluss des Urlaubes.<br />
Nach der Rückkehr in München haben<br />
wir 2 712 km zurückgelegt, keinen Schaden<br />
am Auto und Material – bis auf Zelt<br />
– gehabt und zudem sehr viel erlebt und<br />
Neues kennengelernt. Musiktechnisch haben<br />
wir in diesem Sommer ca. 180 Bands<br />
gesehen und gehört.<br />
Ich hoffe ich konnte euch einen Einblick<br />
in dieses Abenteuer geben. Für 2013<br />
steht auf jeden Fall eine Schiffsreise an:<br />
Full:Metal:Cruise. Hier brauchen wir keine<br />
Outdoor-Ausrüstung mitzunehmen, nur<br />
einen Koffer. Aber es werden sicherlich<br />
noch das eine oder andere Festival wieder<br />
hinzukommen. Auf jeden Fall wird es wieder<br />
Wacken werden, da dort Rammstein<br />
ihr Kommen angekündigt haben und nach<br />
Bekanntgabe waren die Karten innerhalb<br />
von knapp 24 Stunden ausverkauft.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
Der Wifü als Arbeitgeber<br />
Uwe Szymborski – <strong>Die</strong>ser Artikel schließt<br />
an das Thema «Als Wifü in die Selbständigkeit»<br />
in WILDNIS 1/2011, S. 15, an.<br />
<strong>Die</strong>smal geht es um den <strong>Wildnis</strong>führer,<br />
der nicht nur durch eigene Arbeit, sondern<br />
auch durch das Engagement von<br />
Arbeitnehmern mit seinem Betrieb Geld<br />
verdienen will.<br />
Natürlich ist das Thema auch aus der<br />
umgekehrten Perspektive – nämlich derjenigen<br />
des angestellten <strong>Wildnis</strong>führers –<br />
durchaus interessant. Im Vordergrund<br />
steht diesmal aber die Situation des<br />
<strong>Wildnis</strong>führers, der selbst Arbeitgeber<br />
sein möchte. Allerdings ist dieses Thema<br />
derart weitläufig und komplex, dass hier<br />
nur ein grober Überblick gegeben werden<br />
kann.<br />
1. Stellenausschreibung<br />
Fallstricke sind bereits vor dem Abschluss<br />
des ersten Arbeitsvertrages gespannt,<br />
nämlich bereits dann, wenn es<br />
noch darum geht, geeignete Kandidaten<br />
für die zu besetzende Stelle zu finden. Natürlich<br />
wird jeder angehende Arbeitgeber<br />
in der Lage sein, die Arbeitsaufgaben des<br />
ausgeschriebenen Postens zu beschreiben<br />
und die Anforderungen dafür zu definieren.<br />
Doch Vorsicht! Stellenanzeigen müssen<br />
absolut geschlechtsneutral formuliert<br />
sein, also weder dürfen ausschließlich<br />
männliche noch ausschließlich weibliche<br />
Bewerber gesucht werden, wenn sich für<br />
die zu besetzende Stelle Personen beiderlei<br />
Geschlechts eignen. Also: «<strong>Wildnis</strong>führer/in<br />
gesucht»!<br />
2. Arbeitsvertrag<br />
Auch mündlich geschlossene Arbeitsverträge<br />
sind uneingeschränkt wirksam.<br />
Wer aber als Arbeitgeber einen Arbeitsvertrag<br />
mündlich schließt, hat spätestens<br />
einen Monat nach dem vereinbarten Beginn<br />
des Arbeitsverhältnisses die wesentlichen<br />
Vertragsbedingungen schriftlich<br />
niederzulegen, die Niederschrift zu<br />
unterzeichnen und dem Arbeitnehmer<br />
auszuhändigen. Zu den wesentlichen Vertragsbedingungen<br />
gehören:<br />
• Name und Anschrift der Vertragsparteien<br />
• Zeitpunkt des Beginns und ggf. Dauer<br />
des Arbeitsverhältnisses<br />
• Arbeitsort, Arbeitsaufgabe, Arbeitszeit,<br />
Entlohnung und Urlaubsanspruch<br />
• Kündigungsfristen.<br />
Wenn dies alles aber ohnehin aufgeschrieben<br />
werden muss, ist es ratsam,<br />
den Arbeitsvertrag gleich schriftlich zu<br />
schließen.<br />
Jeder Textentwurf, den der <strong>Wildnis</strong>führer<br />
bereithält und für künftige Arbeitsverträge<br />
verwenden will, gilt nach dem<br />
Gesetz als «Allgemeine Geschäftsbedingungen»<br />
(AGB). Für AGB gilt vor allem,<br />
dass sie die andere Vertragspartei nicht<br />
unangemessen benachteiligen dürfen.<br />
Insbesondere dürfen sie natürlich keine<br />
gesetzes- oder sittenwidrigen Klauseln<br />
enthalten. Enthält also ein Arbeitsvertrag,<br />
der nicht zwischen Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer individuell ausgehandelt<br />
wird, derartig nachteilige Klauseln, so<br />
sind solche im Zweifelsfall von vornherein<br />
unwirksam.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
13
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
3. Tarifvertrag: Fehlanzeige<br />
In nahezu allen gewerblichen Branchen<br />
in Deutschland sind die arbeitsrechtlichen<br />
Bedingungen inzwischen durch Tarifverträge<br />
geregelt. Nur nicht für <strong>Wildnis</strong>führer<br />
– weder als Arbeitgeber noch als Arbeitnehmer.<br />
Infolgedessen gibt es auch<br />
keine gesetzlichen oder tarifrechtlichen<br />
Vorgaben für Arbeitszeiten, Entlohnung,<br />
Urlaubsansprüche und ähnliches. All das<br />
muss zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
individuell ausgehandelt werden.<br />
Grenzen sind hier allenfalls durch Sittenwidrigkeit<br />
und Wucher gesetzt. Grobe<br />
Faustregel dabei: Was nicht offensichtlich<br />
unanständig und unfair ist, kann auch<br />
wirksam vereinbart werden, wenn beide<br />
Seiten damit einverstanden sind.<br />
Das Bundesurlaubsgesetz schreibt<br />
einen Mindesturlaubsanspruch von 24<br />
Werktagen pro Jahr vor. Das gilt auch für<br />
nur stundenweise, aber täglich beschäftigte<br />
Arbeitnehmer in sog. „Mini-Jobs“.<br />
Ein geringerer Urlaubsanspruch darf nur<br />
vereinbart werden, wenn das Arbeitsverhältnis<br />
von vornherein auf weniger als ein<br />
Jahr begrenzt ist oder es sich um eine sog.<br />
«kurzfristige Beschäftigung» handelt.<br />
4. Sozialversicherungsfreie<br />
Arbeitsverhältnisse<br />
Es gibt zwei Arten von Arbeitsverhältnissen,<br />
die sozialversicherungsfrei sind:<br />
• geringfügig entlohnte Beschäftigungen<br />
oder<br />
• kurzfristige Beschäftigungen.<br />
Geringfügig entlohnte Arbeitsverhältnisse<br />
sind solche, bei denen der Arbeitnehmer<br />
zwar ganzjährig beschäftigt ist, das Arbeitsentgelt<br />
jedoch regelmäßig 400 Euro<br />
pro Monat nicht übersteigt. Entsprechend<br />
gering ist die vom Arbeitnehmer zu leistende<br />
Arbeitszeit. Für den Betrieb eines<br />
<strong>Wildnis</strong>führers dürften solche Arbeitsverhältnisse<br />
kaum eine Rolle spielen, denn<br />
wer – z.B. einen Arbeitnehmer in Vollzeit<br />
beschäftigt, der müsste diesem einen<br />
Hungerlohn zahlen, um im Monat nicht<br />
über 400 Euro zu kommen.<br />
Wesentlich häufiger dürften in der <strong>Wildnis</strong>führerbranche<br />
wohl die sog. «kurzfristigen<br />
Beschäftigungsverhältnisse» sein.<br />
Ein solches Arbeitsverhältnis liegt vor,<br />
wenn es von vornherein 50 Arbeitstage<br />
nicht überschreitet. Wenn ein <strong>Wildnis</strong>führer<br />
z.B. nur für eine bestimmte Tour Guides<br />
als Arbeitnehmer engagiert und diese<br />
Tour nicht länger als 50 Tage dauert,<br />
dann handelt es sich um ein kurzfristiges<br />
Arbeitsverhältnis und dieses ist sozialversicherungsfrei.<br />
Für solche Arbeitsverhältnisse<br />
gilt die Entgeltgrenze von 400 Euro<br />
nur dann, wenn der Arbeitnehmer diese<br />
Tätigkeit berufsmäßig ausübt – also (u.U.<br />
ausschließlich) davon leben muss. In allen<br />
anderen Fällen kann auch ein höheres<br />
Entgelt als 400 Euro vereinbart sein; ausschlaggebend<br />
ist dann nur die Einhaltung<br />
der 50-Tage-Grenze.<br />
Der Vorteil der Sozialversicherungsfreiheit<br />
für den Arbeitnehmer: Er kriegt seinen<br />
Lohn praktisch brutto für netto, denn<br />
was sozialversicherungsfrei ist, ist auch<br />
lohnsteuerfrei. Der Nachteil für ihn: Er ist<br />
zwar krankenversichert, erwirbt jedoch<br />
mit einer solchen Tätigkeit keinerlei Rentenansprüche.<br />
Für den Arbeitgeber fallen glatte 30 %<br />
an pauschalen Abgaben für Kranken- und<br />
Rentenversicherung sowie pauschale<br />
Lohnsteuer auf den Arbeitslohn an, also<br />
maximal 120 Euro zusätzlich zum Arbeitslohn.<br />
Achtung! Der Arbeitgeber muss sich auf<br />
jeden Fall durch den Arbeitnehmer, der<br />
14<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
kurzfristig oder geringfügig entlohnt von<br />
ihm beschäftigt werden möchte, schriftlich<br />
versichern lassen, dass es sich bei<br />
diesem Arbeitsverhältnis um das einzige<br />
dieser Art handelt. Hat der Arbeitnehmer<br />
nämlich in Wahrheit mehrere unter 400<br />
Euro entlohnte Jobs, und überschreiten<br />
die Entgelte aus diesen Jobs zusammen<br />
die 400-Euro-Grenze, dann ist keiner davon<br />
mehr sozialversicherungsfrei, sondern<br />
alle sozialversicherungspflichtig.<br />
5. Sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsverhältnisse<br />
Liegt der vereinbarte monatliche Arbeitslohn<br />
über 400 Euro, dann besteht<br />
für das Arbeitsverhältnis Sozialversicherungspflicht.<br />
Das bedeutet, dass der Arbeitgeber<br />
zusätzlich zum Arbeitslohn des Arbeitnehmers<br />
auch noch eigene Beiträge zu<br />
dessen Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung<br />
entrichten muss.<br />
Dafür kommen im Durchschnitt 20 bis 25<br />
% des Bruttolohnes zusammen. Natürlich<br />
muss der Arbeitnehmer auch bei der Berufsgenossenschaft<br />
als zuständiger gesetzlicher<br />
Unfallversicherung angemeldet<br />
werden; die Beiträge hierfür trägt jedoch<br />
der Arbeitgeber allein.<br />
6. Anmeldung des Arbeitnehmers<br />
Drei Dinge braucht der Arbeitgeber<br />
mindestens, um seinen Arbeitnehmer<br />
ordnungsgemäß anmelden zu können:<br />
• die Sozialversicherungsnummer des<br />
Arbeitnehmers<br />
• die Krankenkasse, in der der Arbeitnehmer<br />
Mitglied ist<br />
• die Steuer-Identifikationsnummer des<br />
Arbeitnehmers.<br />
Mit der Steuer-Identifikationsnummer<br />
muss der Arbeitgeber sich beim zuständigen<br />
Finanzamt diejenigen Daten besorgen,<br />
die für die Lohnabrechnung wichtig<br />
sind: Lohnsteuerklasse, Kinderfreibeträge,<br />
Kirchenmitgliedschaft. Das Besorgen<br />
erfolgt übrigens auf elektronischem Wege<br />
durch Datenabfrage.<br />
An die Krankenkasse hat er den Beginn<br />
des Arbeitsverhältnisses zu melden und<br />
muss er fortan Monat für Monat die Sozialversicherungsbeiträge<br />
abführen.<br />
7. Das Ende des Arbeitsverhältnisses<br />
In Kleinbetrieben mit höchstens 10 Arbeitnehmern<br />
gibt es keinen Kündigungsschutz.<br />
In einem solchen Betrieb kann das<br />
Arbeitsverhältnis mittels Kündigung durch<br />
den Arbeitgeber oder den Arbeitnehmer<br />
jederzeit – natürlich unter Einhaltung der<br />
vertraglich vereinbarten Kündigungsfrist<br />
– einseitig beendet werden.<br />
Auch wenn zwischen beiden Parteien<br />
eine Probezeit vereinbart ist, ist die Kündigung<br />
in der Probezeit jederzeit – in der<br />
Regel sogar bei wesentlich kürzeren Kündigungsfristen<br />
– möglich.<br />
Es geht sogar ganz ohne Kündigungsfrist<br />
– praktisch von heute auf morgen:<br />
per Aufhebungsvertrag. Das ist ganz einfach<br />
ein Vertrag, in dem Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer sich darüber einig sind,<br />
dass das Arbeitsverhältnis sofort endet.<br />
Und selbstverständlich gibt es auch<br />
noch die Möglichkeit der fristlosen Kündigung,<br />
wenn der Arbeitnehmer sich<br />
schwere Verfehlungen hat zuschulden<br />
kommen lassen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
15
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
Zwischen Bären und Beeren<br />
Prüfungslehrgang IWV Schweden<br />
Maren Krings – Unlängst diesen Sommer<br />
blätterte ich durch eine Ausgabe des<br />
NORR-Magazins und wusste sofort, dass<br />
ich nach Skandinavien wollte, um selber<br />
diese mystische Landschaft zu fotografieren.<br />
Ein Brainstorming und der Kontakt zu<br />
Jörg Rädel, Prüfungsleiter beim IWV e.V.,<br />
ergaben dann die perfekte Lösung. Eine<br />
Fotoreportage für verschiedene Medien<br />
über die diesjährige Prüfungstour nach<br />
Schweden.<br />
Meine Vorraussetzungen für die Tour<br />
waren «optimal», keinen Kompass (wobei<br />
mit dem Spiegel das perfekte Utensil für<br />
eine Frauenhandtasche!),<br />
einen geliehenen Regenschirm<br />
mit (oh wie passend)<br />
Elchmuster und zur<br />
Freude der Prüflinge (für<br />
mich nach wie vor unverständlich!)<br />
knallrote Gamaschen.<br />
In Summe, auch<br />
wenn die drei Prüflinge<br />
Sascha, Marcel und Konstantin<br />
mich anfangs etwas<br />
skeptisch beäugten, wuchsen<br />
wir schnell zu einer<br />
harmonischen Truppe zusammen! (Um<br />
meinen überbordenden Sarkasmus etwas<br />
zu relativieren, ich mache oft und gerne<br />
Outdoor-Reportagen!).<br />
Nach einer unendlich langen Anreise<br />
kamen wir bei stockdunkler Nacht in<br />
Ekshärad auf dem Gelände von PJ Erlebnis-Profis<br />
an. Anja Tolle und Peter Jäkel<br />
verpflegten uns sofort mit Kaffee und<br />
Zimtschnecken, die wir nötig hatten, um<br />
uns mental auf den langen, bevorstehenden<br />
Marsch vorzubereiten. Kurze Grundregeln<br />
im Umgang mit (wie Peter es nannte)<br />
pöbelnden Elchen, Bären und Schlangen,<br />
sowie offenes Feuer und Müll. Alles Dinge<br />
die unter einem allumfassenden Wort zusammen<br />
laufen; Allemansrätten oder zu<br />
deutsch das Jedermannsrecht!<br />
Trotz des einzigen Wetterjokers der<br />
Woche war der erste Tag hart. <strong>Die</strong> Moore,<br />
Sümpfe, moosbewachsenen Felsen, die<br />
«Storaenso-Kahlschläge» mit mannshohen<br />
Gräsern, verborgenen Löchern und<br />
Baumstümpfen sowie Treibsand stellten<br />
die Prüflinge vor eine echte Herausforderung!<br />
Es traf uns alle hart, als bei der<br />
Feedbackrunde am abendlichen Lagerfeuer<br />
der erste Teilnehmer verkündete, die<br />
Tour abzubrechen. Mit mulmigem Gefühl<br />
sah ich den kommenden Tagen entgegen,<br />
was würden uns noch für Überraschungen<br />
erwarten? Schnell stellte sich heraus,<br />
dass der Rest des Trupps einen eisernen<br />
Willen, guten Humor und die nötige Kondition<br />
hatte, um die restlichen Tourtage<br />
erfolgreich zu meistern.<br />
Nach einer Kanutour auf dem Knon-<br />
See folgten am zweiten Tag auch gleich<br />
zwei San-Einlagen. Während Peter Jäkel<br />
sich aus dem Kanu todesmutig in die<br />
kalten Wogen des Sees fallen ließ, wurde<br />
zeitgleich eine verletzte Person nahe<br />
16<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
des Ufers gemeldet. Souverän wurden<br />
die Protagonisten gerettet und verpflegt,<br />
wobei die Situationen verwechselbar echt<br />
dargestellt waren!<br />
Tag drei begrüsste uns sogleich mit<br />
einer Flussdurchquerung, bei der ich hoheitlich<br />
mit meinem Schirm auf dem Floss<br />
thronte, welches auf den, in Seesäcken<br />
verpackten Rücksäcken schwamm. Ich<br />
erfreute mich einer trockenen Querung,<br />
musste aber feststellen, das mein Fotoequipment<br />
nicht ganz so trocken das andere<br />
Ufer erreichte. Auch der restliche Tag<br />
war auf der feuchteren Seite, tat aber den<br />
märchenhaften Wäldern Värmlands keinen<br />
Abbruch. Als sich dann plötzlich ein<br />
Sonnenstrahl zu uns verirrte, konnte man<br />
buchstäblich die Elfen und Trolle im Wald<br />
hören.<br />
Der sicheren Führung des zu prüfenden<br />
Guides war es zu verdanken, das jeder<br />
seinen meditativen Gedanken in dieser<br />
geheimnisvollen Landschaft ungestört<br />
einige Stunden nachgehen konnte. Als<br />
wir dann den Biwakplatz für die Nacht<br />
erreichten empfingen Peter und die Sonne<br />
uns zugleich. <strong>Die</strong> Gammelsätern (Alte<br />
Alm) wurde ohne umschweife zu einem<br />
meiner Lieblingsplätze der Tour! <strong>Die</strong> skurril<br />
platzierte Badewanne in der Mitte der<br />
Lichtung mit dem Holzofen für Warmwasser<br />
machte diesen Platz zu einem gemütlichen<br />
Open-Air Hotel, wo man gerne noch<br />
länger verweilt hätte. Regen und eine<br />
weitere Flussdurchquerung am nächsten<br />
Tag relativierten den kurzen Marschtag,<br />
da uns Zeit blieb, unsere Tropfsteinhöhlen<br />
(Zelte) und die nassen Rucksackinhalte in<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
17
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
der Flösserhütte am Feuer zu trocknen.<br />
<strong>Die</strong> für die Nacht geplante Evakuierung<br />
wegen eines Waldbrandes wurde durch<br />
das anhaltende Tiefdruckgebiet sehr unrealistisch.<br />
Kurzerhand wurde auf einen<br />
gebrochenen Damm umdisponiert, nur<br />
gut, dass die Karten der Prüflinge nur<br />
begrenzt den Flussverlauf nach Norden<br />
zeigten, denn sonst hätten sie sich mit<br />
einem Lächeln im Gesicht noch einmal im<br />
Schlafsack umgedreht, als die Alarmierung<br />
kam.<br />
Das Highlight war zweifelsohne die<br />
Seilbahn über den Bratfallet Wasserfall<br />
mit einer wunderschönen letzten Wanderung<br />
durch die Wälder. Schon hier war<br />
die Melancholie über das nahende Ende<br />
der Woche zu spüren. Einen schönen<br />
Abschluss bildete die Kanutour auf dem<br />
Klarälven retour nach Ekshärd. Bilanz der<br />
Woche für die Prüflinge: zwei bestandene<br />
Prüfungen und wertvollste Erfahrungen,<br />
die das Leben von dem Einen oder Anderen<br />
wohl nachhaltig auf den Kopf stellen<br />
wird!<br />
18<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
Meine Bilanz der Woche sind eine riesige<br />
Menge an Bildmaterial, akutes Skandinavienfieber<br />
und ein hohes Maß an Respekt<br />
für die Arbeit des IWV e.V.<br />
© Maren Krings, 360ºPhotography<br />
www.360-photography-mk.de<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
19
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
Wenn Dir die Luft weg bleibt…<br />
Akklimatisierung, Taktik und Tipps zum Wandern in großen Höhen<br />
Alexander Dreßen – Mount Everest Basislager,<br />
Anapurna Runde, Kilimandscharo,<br />
6000er wandern in der Atacama…, alles<br />
Touren welche auf dem Wunschzettel<br />
des einen oder anderen ambitioniertem<br />
Wanderer stehen. Technisch einfach, gute<br />
Erreichbarkeit, gute Infrastruktur dadurch<br />
relativ geringer logistischer Aufwand und<br />
obendrein landschaftlich einmalig, erfreuen<br />
sich diese Touren zu Recht einer<br />
großen Beliebtheit. Aber beim Wandern<br />
in großen Höhen ist Vorsicht geboten!<br />
Kurzatmigkeit und schneller Puls, oder<br />
sogar Kopfweh und Schwindel… Manche<br />
kennen dieses Phänomen vielleicht<br />
schon, wenn sie innerhalb kurzer Zeit einen<br />
großen Höhenunterschied hinter sich<br />
gebracht haben, z.B. wenn sie mit der<br />
Seilbahn auf die Aiguille du Midi (3842 m)<br />
gefahren sind, oder in La Paz (4061 m) auf<br />
dem Flughafen El Alto den Flieger verlassen<br />
haben.<br />
Was ist in großen Höhen so anders<br />
als bei uns im Tal?<br />
Prinzipiell geht es um das Sauerstoffangebot.<br />
<strong>Die</strong> Luftzusammensetzung ist<br />
identisch, unabhängig von der Höhe.<br />
Aber mit steigender Höhe, sinkt der Luftdruck,<br />
dadurch «dehnt» sich die Luft aus,<br />
es steht also im gleichen Raum weniger<br />
Sauerstoff zur Verfügung. Faustregel: Je<br />
größer die Höhe, desto weniger Luft! Auf<br />
5500 m stehen etwa nur noch 50%, auf<br />
dem Mount Everest gar nur noch 30% zur<br />
Verfügung. Dadurch sinkt die Leistungsfähigkeit<br />
des Körpers, aber auch die Regenerationsfähigkeit<br />
rapide, wenn nicht mit<br />
einer guten Akklimatisierung dagegen<br />
gearbeitet wird.<br />
20<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
Wie reagiert der Körper?<br />
Wie schon erwähnt, versucht der Körper<br />
das geringere Sauerstoffangebot durch<br />
eine schnellere Atemfrequenz und einem<br />
höheren Puls auszugleichen. <strong>Die</strong>sen Vorgang<br />
nennt man Adaption. Setzt man sich<br />
nur für wenige Stunden größeren Höhen<br />
aus und kehrt dann ins Tal zurück sind keine<br />
weiteren Symptome / Beschwerden zu<br />
erwarten. Bleibt man jedoch in der Höhe<br />
und / oder steigt sogar weiter auf kann es<br />
zu ersten Anzeichen von Höhenkrankheit<br />
kommen. Ab diesem Zeitpunkt kommt<br />
dann die Akklimatisation ins Spiel.<br />
Was ist Akklimatisation (Akkli)<br />
und wie funktioniert sie?<br />
Kurz gesagt geht es bei der Akkli darum,<br />
dass die Anzahl der roten Blutkörperchen<br />
erhöht wird. <strong>Die</strong>se sind für den<br />
Sauerstofftransport im Körperkreislauf<br />
zuständig. <strong>Die</strong> Bildung von roten Blutkörperchen<br />
wird durch sog. Höhenreize begünstigt.<br />
Leider ist die Bildung von roten<br />
Blutkörperchen ein relativ langwieriger<br />
Prozess, welcher je nach Veranlagung des<br />
Einzelnen zwischen ein bis drei Wochen<br />
dauern kann.<br />
➜ klassisches Vorgehen bei der Akkli<br />
- vor der Abreise möglichst hohe Touren<br />
mit hohen Übernachtungen in den Alpen<br />
unternehmen<br />
- der tägliche Höhengewinn bei einem<br />
Aufstieg über 3000 m Meereshöhe sollte<br />
sich bei 400-700 m einpendeln. Dabei<br />
ist nicht die absolut höchste erreichte<br />
Höhe des Tages von Relevanz, sondern<br />
die Schlafhöhe ist ausschlaggebend!<br />
➜ «Go high, sleep down!»<br />
- sollte eine größere Höhendistanz zwischen<br />
den beiden Schlafhöhen zurückgelegt<br />
werden müssen, sollte ein<br />
sogenannter Akklimatisierungsstop<br />
eingelegt werden. D.h. 1 – 3 aktive Ruhetage<br />
einlegen.<br />
- langsam gehen<br />
- viel trinken, 3 – 5 Liter täglich (durch<br />
die erhöhte Atmung und die trockene<br />
Höhenluft ist die Dehydrierung des Körpers<br />
eine sehr ernste Angelegenheit)<br />
- ab einer Höhe von 5500 m ist keine Akkli<br />
mehr möglich, hier gibt es nur noch<br />
eine mehr oder weniger erfolgreiche<br />
Adaption. Bereits ab dieser Höhe kann<br />
sich der Körper nicht mehr regenerieren,<br />
d.h. sogar im Schlaf baut der Körper<br />
an Substanz und Energie ab. Je höher<br />
man darüber hinaus gelangt, desto<br />
schneller und eindeutiger zeigen sich<br />
körperliche «Zerfallserscheinungen».<br />
Ab ca. 7500 m spricht man von der sog.<br />
«Todeszone» in der der menschliche<br />
Organismus, ohne der Zuführung von<br />
zusätzlichem (künstlichem) Sauerstoff,<br />
lediglich für wenige Tage in der Lage ist<br />
zu überleben.<br />
Leider gibt es kein Patentrezept zur<br />
Akkli, welches für jeden Menschen gleich<br />
zutreffend ist. Fakt ist, dass die Akkli<br />
unabhängig vom Fitnesszustand, dem<br />
Alter, oder von der Erfahrung in großen<br />
Höhen durch bereits vergangene Touren,<br />
der jeweiligen Person ist. So gibt es z.B.<br />
Profibergsteiger, welche generell nicht in<br />
der Lage sind, sich auf Höhen von über<br />
5000 m zu akklimatisieren, oder auch ein<br />
Reinhold Messner war mehr als nur einmal<br />
Höhenkrank.<br />
Als kleines Beispiel und zur Veranschaulichung<br />
einer möglichen Akklitaktik,<br />
möchte ich den Akkliverlauf meiner<br />
Expedition zum Aconcagua aufführen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
21
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
Akkli Aconcagua<br />
Höhe in m<br />
7500<br />
7000<br />
6500<br />
6000<br />
5500<br />
5000<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />
Tage<br />
Höchste Tageshöhe<br />
Schlafhöhe<br />
Gefahren<br />
- Erhöhung der Pulsfrequenz<br />
Gefahren Schlägt die Akkli fehl, lauten die - Kurzatmigkeit<br />
Schlägt Schlagwörter die Akkli fehl, akute lauten Höhenkrankheit die Schlagwörter (acute<br />
= mountain AMS), Höhen-Lungenödem sickness = AMS), Höhen- (high altitude - Schlaflosigkeit pulmonary edema = HAPE) und<br />
akute - Appetitlosigkeit Höhenkrankheit (acute mountain<br />
sickness<br />
Höhen-Hirnödem Lungenödem (high altitude cerebral pulmonary edema - = HACE) Übelkeit, mit Erbrechen denen man sich im Vorfeld<br />
einer solchen edema Tour = HAPE) beschäftigen und Höhen-Hirnödem<br />
sollte. - Schwindel<br />
(high altitude cerebral edema = HACE) mit - Konzentrations- bzw. Koordinationsschwierigkeiten<br />
Was ist denen AMS? man sich im Vorfeld einer solchen<br />
AMS tritt Tour dann beschäftigen auf, wenn sollte. die Akkli nicht vollständig ➜ man oder leidet zu schnell selten an durchgeführt nur einem dieser wurde,<br />
oder sich der Körper schlicht nicht an die Höhe gewöhnen Symptome, kann. meistens ist es eine «nette»<br />
<strong>Die</strong> akute Höhenkrankheit (AMS) wurde vereinzelt bereits auf Höhen von ca. 2500m<br />
Was ist AMS?<br />
Kombination aus mehreren…<br />
nachgewiesen. Das ist aber die Ausnahme. Zu erwarten ist sie bei einer Fehlanpassung an<br />
AMS tritt dann auf, wenn die Akkli nicht<br />
die Höhe, ab einer Höhenlage von 3000-3500m und äußerst sich wie folgt:<br />
vollständig oder zu schnell durchgeführt Was ist zu tun, wenn sich Symptome<br />
von AMS einstellen?<br />
- Kopfschmerzen<br />
wurde, oder sich der Körper schlicht nicht<br />
- Erhöhung der Pulsfrequenz<br />
-<br />
an<br />
Kurzatmigkeit<br />
die Höhe gewöhnen kann.<br />
Eigentlich gibt es nur ein probates Mittel<br />
gegen AMS. <strong>Die</strong>ses lautet Abstieg um<br />
- Appetitlosigkeit<br />
<strong>Die</strong> akute Höhenkrankheit (AMS) wurde<br />
Schlaflosigkeit<br />
vereinzelt bereits auf Höhen von ca. min. 500 – 1000 m, im Zweifel auch noch<br />
-<br />
- 2500m Übelkeit, nachgewiesen. Erbrechen Das ist aber die tiefer…<br />
- Ausnahme. Schwindel Zu erwarten ist sie bei einer Medikamente lindern nur die Symptome,<br />
aber bekämpfen nicht die Ursachen!<br />
- Fehlanpassung Konzentrations- an die bzw. Höhe, Koordinationsschwierigkeiten<br />
ab einer Höhenlage<br />
leidet selten von 3000 an nur – 3500m einem und dieser äußerst Symptome, Ignoriert meißt man ist es die eine Symptome von AMS<br />
man<br />
„nette“ sich Kombination wie folgt: aus mehreren… und / oder steigt weiter zu schnell auf<br />
- Kopfschmerzen<br />
wird es richtig Ernst!<br />
22<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> Ausbildung<br />
Höhen-Lungenödem, HAPE<br />
Der Sauerstoffmangel verursacht eine<br />
Erhöhung des Blutdrucks im Lungenkreislauf.<br />
Das Maß dieser Blutdruckerhöhung<br />
ist individuell sehr unterschiedlich. Wasser<br />
wird aus den Kapillaren in die Lungenbläschen<br />
gedrückt und wirkt als Diffusionshindernis<br />
für den Sauerstoff. In den<br />
betroffenen Lungenbereichen wird damit<br />
eine Sauerstoffaufnahme unmöglich. Lapidar<br />
könnte man sagen, der Erkrankte<br />
ertrinkt im Hochgebirge…<br />
Typische Anzeichen von HAPE sind rasselndes<br />
Atmen und allgemeine Atemschwierigkeiten,<br />
später Husten mit blutigem<br />
Auswurf. Hauptsymptom für HAPE<br />
ist aber ein plötzlicher, dramatischer Leistungsabfall.<br />
Wird HAPE nicht durch umgehenden<br />
Abstieg entgegengewirkt, endet es i.d.R.<br />
tödlich!<br />
Höhen-Hirnödem, HACE<br />
Der gestörte Flüssigkeitshaushalt und<br />
Sauerstoffmangel im Gehirn verursachen<br />
eine Schwellung im Gehirn. Durch den<br />
erhöhten Druck entstehen Koordinationsprobleme,<br />
Halluzinationen, Bewusstlosigkeit.<br />
Neben der direkten Gefahr<br />
erhöht sich durch die schlechte geistige<br />
und körperliche Verfassung das Risiko von<br />
Unfällen z.B. durch Sturz oder Fehleinschätzung<br />
des Terrains. Teilnahmslosigkeit<br />
des Betroffenen, Bewusstseinsstörungen,<br />
Desorientiertheit sind ein relativ sichere<br />
Anzeichen. HACE entwickelt sich im allgemeinen<br />
über mehrere Tage.<br />
Wird HACE nicht durch umgehenden<br />
Abstieg entgegengewirkt, endet es i.d.R.<br />
tödlich!<br />
Maßnahmen im Ernstfall<br />
Auch hier gilt, absteigen und zwar so<br />
schnell und tief wie möglich!<br />
Ist bei einem auftretenden Fall HAPE<br />
oder HACE ein unmittelbarer Abstieg<br />
nicht möglich, kann mit einem sog. Certeg-Bag,<br />
vorübergehend, die Symptome<br />
soweit eingedämmt werden, bis der Erkrankte<br />
in der Lage ist abzusteigen. Ein<br />
Certeg-Bag ist ein luftdichter Sack, in den<br />
der Patient gelegt wird und welcher dann<br />
aufgepumpt wird. Durch den Überdruck<br />
im Sack wird eine niedrigere Meereshöhe<br />
simuliert…<br />
Zu einer möglichen Medikation, möchte<br />
ich mich nicht näher äußern, schließlich<br />
bin ich kein Mediziner. Nur soviel, leichte<br />
Schmerzmittel und Diamox gehören<br />
in die Reiseapotheke für den akuten Fall,<br />
sollten aber nicht als generelle Prophylaxe<br />
für eine vermeintlich bessere Akkli<br />
konsumiert werden!<br />
Fazit<br />
Keine Sorge, die Sache mit der Akkli<br />
klingt komplizierter als sie in Wirklichkeit<br />
ist. Nehmt Euch ausreichend Zeit,<br />
fotografieren, die Landschaft bewundern,<br />
sich mit Einheimischen unterhalten,<br />
sind dafür probate Mittel und sollten<br />
sowieso im Mittelpunkt einer jeden<br />
Tour stehen. Trinkt viel, ganz wichtig!<br />
Hört auf Euren Körper und reagiert<br />
nicht über. In den ersten Tagen auf einer<br />
Höhe zwischen 4000-5000m haben<br />
viele Menschen leichtes Kopfweh, leichten<br />
Husten, können nicht richtig schlafen<br />
oder haben einen hohen Puls. Kein<br />
Grund zur Panik, macht einen oder zwei<br />
Pausentage…<br />
Ein Fingerpulsoxymeter (damit wird<br />
die Sauerstoffsättigung im Blut gemessen,<br />
gibt es für rund 50 Euro) kann Euch<br />
eine große Hilfe sein, außerdem entwickelt<br />
sich damit in der Wandergruppe<br />
ein erstaunlich positive Eigendynamik,<br />
weil jeder will die besten Werte haben.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
23
<strong>Die</strong> IWV-Infos<br />
Regionalgruppen<br />
Regionalgruppe Süd<br />
Roland Kranz – Vom 13. – 15.7.2012 hat<br />
bei uns auf dem Flatzhof endlich wieder<br />
einmal ein Regiogruppen-Treffen stattgefunden.<br />
<strong>Die</strong> teilnehmenden Personen und<br />
Mitglieder waren Markus Schnizl, Martin<br />
Ellemunter mit seinen zwei Kindern, die<br />
Familie Flatz Kranz mit fünf Personen und<br />
Martin Frasch. Von meiner Person wurden<br />
noch Gäste eingeladen: Familie Garcia und<br />
die Familie Limberger mit je 5 Personen.<br />
Eigentlich war es so geplant, dass<br />
wir an die Rottach gehen wollten. Das<br />
schlechte Wetter hat uns aber dazu gezwungen,<br />
alles zu uns auf den Hof und<br />
die Umgebung zu verlegen.<br />
Am Samstagmorgen, so gegen 9.00<br />
Uhr, sind die meisten aus dem Zelt gekrochen.<br />
Nachts hatte es richtig geschüttet,<br />
was nur so runter kommen konnte, was<br />
uns aber nach dem Frühstück nicht davon<br />
abhalten konnte, in den nahegelegenen<br />
Hausbach einzusteigen.<br />
Der Spaßfaktor war von der ersten<br />
Wasserberührung an sehr hoch und die<br />
Kids (auch die Alten) waren nicht mehr zu<br />
bremsen. Mit voller Ausrüstung und Kleidung<br />
durch das Nass – einfach nur geil.<br />
<strong>Die</strong> Anreise war am Freitag, wo dann<br />
auch der Letzte so gegen 19.30 Uhr da<br />
war. Aber bei einer Anfahrt von 300 km<br />
ist das ja nicht zu verachten. Danke an<br />
Martin Ellemunter und seine Kids.<br />
Als das Lager eingerichtet war und die<br />
Kinder die erste Kleidungsgarnitur bereits<br />
durch hatten, wurde gemeinsam das<br />
Abendbrot hergerichtet. Wie immer ging<br />
es bis spät in die Nacht hinein bis der<br />
Letzte aufgab.<br />
24<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> IWV-Infos<br />
Der Hochgenuss ist dann immer der<br />
Hausbach-Durchbruch – was allerdings<br />
auch etwas Mut erfordert, aber fast alle<br />
haben es dann gepackt. Immerhin lag die<br />
Wassertemperatur nicht bei 27 Grad sondern<br />
bei ca. 12 Grad!<br />
Nach so viel Wasserabenteuer ging es<br />
dann zu einem Platz, wo wir mit den Feuer-Sticks<br />
Feuer machten und das alles in<br />
nassen Klamotten – mein Respekt an alle.<br />
Nach mehreren Versuchen hat‘s dann<br />
auch geklappt, schließlich war trockener<br />
Zunder Mangelware.<br />
Kurz aufgewärmt und eine Brotzeit zu<br />
sich genommen, ging es zur nächsten Aktion:<br />
das Abseilen! Das bewältigten alle<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
25
<strong>Die</strong> IWV-Infos<br />
und hatten ihren Spaß, sogar die kleine<br />
3-jährige.<br />
Mit großer Begeisterung und viel Abenteuergesprächen<br />
wanderten wir zurück<br />
zum Flatzhof. Der angestaute Hunger<br />
wurde mit einem sehr feinen Rehgulasch<br />
gestillt. Der Abend war es mit Spielen,<br />
plaudern und Beisammensein sehr gemütlich<br />
und lies den erlebnisreichen Tag<br />
schön ausklingen. Das sind dann die Momente,<br />
wo es sich lohnt hier dabei gewesen<br />
zu sein und man sich freut, im IWV<br />
Mitglied zu sein.<br />
Am Sonntag ging es nach dem Frühstück<br />
und angeregtem Plaudern bereits<br />
ans Aufräumen und Lager abbrechen.<br />
Kontakt Regionalgruppe Süd:<br />
Thomas Fischer<br />
info@expedition-allgaeu.com<br />
Ich für meinen Teil habe wieder viel mitnehmen<br />
können von dem super schönen,<br />
aber verregneten Regiogruppen-Treffen<br />
hier im Allgäu, und will allen Beteiligten<br />
nochmals meinen Dank aussprechen für<br />
die Teilnahme und den tollen unkomplizierten<br />
Ablauf.<br />
Ich freue mich bereits auf das nächste<br />
Treffen, das Martin Ellemunter bei Garmisch<br />
organisiert.<br />
26<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012
<strong>Die</strong> IWV-Infos<br />
Anschlagbrett<br />
Impressum<br />
Zu Verkaufen<br />
Zelt Helsport für zwei Personen<br />
neuwertig 2 x gebraucht Euro 160,00<br />
1x Exner Daunenweste<br />
etwas älter jedoch kaum gebraucht.<br />
Gr. L, top Zustand Euro 50,00<br />
1x Fjällräven Daunenjacke<br />
gekämmtes G1000.<br />
Gr. L, ca 1 Jahr alt Euro 120,00<br />
1x Fjällräven Yupik Parka<br />
Farbe schwarz.<br />
Gr. XS, neu unbenützt Euro 260,00<br />
1x Helsport Daunenjacke<br />
Summit Light, Farbe schwarz.<br />
Gr. L, neu unbenützt Euro 250,00<br />
1x Lundhags Winterstiefel<br />
mit herausnehmbarem Innen Filz.<br />
Gr. 44, neuwertig Euro 200,00<br />
1x Exped Schneesäge<br />
neu Euro 60,00<br />
Kontakt und Infos:<br />
Roland Kranz, Tel.: +49 (0)8387- 924742<br />
Mail: roland.kranz@wildnisfuehrer.de<br />
Outdoor-Ausrüstung<br />
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Fjällräven Bekleidung / Zelte / Schlafsäcke<br />
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Helsport Zelte / Schlafsäcke / Bekleidung<br />
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Austrialpin Berghardware<br />
Brunton Solarpenels / Spektive /<br />
Ferngläser / Kompasse<br />
Spreuboote Boote / Bootsbedarf<br />
Edelrid Bergsport- / Kletterausrüstung<br />
Primus Kocher / LED Lampen / Stirnlampen<br />
/ Kochsetts / Zubehör<br />
Inook Schneeschuhe / Wanderstöcke<br />
Herausgeber:<br />
IWV – Intern. <strong>Wildnis</strong>führer Verband e.V.<br />
winfried.barger@wildnisfuehrer.de<br />
www.wildnisfuehrer.de<br />
Redaktion und Layout:<br />
<strong>Christian</strong> <strong>Weidmann</strong><br />
christian@avw.ch<br />
www.avw.ch<br />
Lektorat:<br />
Evelin Goldmann, München<br />
Auflage:<br />
500 Stück<br />
Titelbild:<br />
«Open-Air Hotel» in Värmland, Schweden,<br />
Prüfungslehrgang, Foto: Maren Krings<br />
Bild Umschlag Rückseite:<br />
Regen im Store Mosse Nationalpark,<br />
Schweden, April 2012<br />
Mitwirkende<br />
Texte:<br />
Uwe Szymborski<br />
Hajo Späthe<br />
Evelin Goldmann<br />
Maren Krings<br />
Alexander Dreßen<br />
Roland Kranz<br />
<strong>Christian</strong> <strong>Weidmann</strong><br />
Bilder:<br />
Hajo Späthe<br />
Evelin Goldmann<br />
Maren Krings<br />
Jörg Rädel<br />
Alexander Dreßen<br />
Roland Kranz<br />
<strong>Christian</strong> <strong>Weidmann</strong><br />
Kontakt:<br />
Roland Kranz<br />
roland.kranz@wildnisfuehrer.de<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wildnis</strong> 2 / 2012<br />
27
Orientierung und Sicherheit – wildnisfuehrer.de