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Lesen Sie hier das vollständige Interview - SVP Ebikon

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Rigianzeiger vom 11. Februar 2005<br />

Im Gespräch mit Sozialvorsteher Peter Mühlemann aus <strong>Ebikon</strong>:<br />

«Ebisquare hätte fatale Konsequenzen für <strong>Ebikon</strong>»<br />

Pro oder Kontra? Das Projekt Ebisquare beschäftigt die Bevölkerung kurz vor dem Urnengang. Der<br />

Rigi Anzeiger steht für ausgewogene Berichterstattung. Nachdem in der letzten Ausgabe die<br />

Befürworter ihre Stimme hatten, sind nun kritische Stimmen an der Reihe. Weil <strong>das</strong> Projekt auch<br />

Auswirkungen auf die Gesellschaft haben wird, haben wir den <strong>Ebikon</strong>er Gemeinderat und<br />

Sozialvorsteher Peter Mühlemann (<strong>SVP</strong>) zum <strong>Interview</strong> gebeten.<br />

Peter Mühlemann, seit dem 1. September sind <strong>Sie</strong> im Gemeinderat <strong>Ebikon</strong> als Sozial-Vorsteher im<br />

Amt. Ist <strong>das</strong> Projekt Ebisquare aus der Sicht des Sozialvorstehers für die Gemeinde ein Segen?<br />

Ich glaube nein. Das Projekt Ebisquare hat mich in einen enormen Loyalitätskonflikt gebracht – und<br />

<strong>das</strong> aus verschiedenen Gründen. Der Gemeinderat <strong>Ebikon</strong> hat sich grundsätzlich für Ebisquare<br />

entschieden. Der Entscheid ist gefallen, bevor ich im Gemeinderat war und ein Gemeinderat sollte<br />

seine Fahne nicht alle 4 Jahre wechseln. Man sollte aber auch nicht eine 30 Jahre verfolgte<br />

Planungsabsicht wegen veränderten Interessen eines Grundeigentümers ohne sorgfältiges Abwägen<br />

der Risiken über den Haufen werfen. Wenn ich nun meine ablehnende Haltung deklariere, verstosse<br />

ich gegen <strong>das</strong> Kollegialitätsprinzip. Ich stosse auch nicht gern einen guten Kunden vor den Kopf, war<br />

doch Schindler ein Top-Kunde meiner ehemaligen Unternehmung. Als Wirtschaftsfachmann, der sich<br />

für KMU einsetzt, vertrete ich aber die Meinung, <strong>das</strong>s eine langsam wachsende, lokale<br />

Wirtschaftsstruktur mit vielen kleinen Unternehmen zu besserer Beschäftigungslage und<br />

Lebensqualität führt, als hingeklotzte Mammut-Investitionen. Leben und Wirtschaften aus eigener<br />

Kraft, Selbstwertgefühl, Menschenwürde, Unabhängigkeit und Freiheit, aus Kleinem etwas Grosses<br />

entstehen zu lassen, sind für mich keine leeren Worte, sondern Verpflichtung. Die Wählerinnen und<br />

Wähler haben mich aufgrund dieser Haltung auch in den Gemeinderat gewählt und erwarten zu<br />

Recht, <strong>das</strong>s ich ihre Interessen vertrete.<br />

Der Gewerbeverein <strong>Ebikon</strong> befürwortet <strong>das</strong> Projekt jedoch vehement. Wieso hört man denn diese<br />

kritischen Stimmen aus KMU-Kreisen nicht deutlicher?<br />

Es gibt namhafte Gewerbler, die Ebisquare ablehnen, <strong>das</strong> aber nicht laut zu sagen wagen. Der<br />

Gewerbeverein hat nie eine Diskussion über EbiSqare geführt oder Parole gefasst. Es ist die Meinung<br />

des Vorstands, ohne Legitimation durch die Basis. Die einen Befürworter erhoffen sich Aufträge,<br />

andere befürchten negative, geschäftliche Konsequenzen falls sie keine Begeisterung zeigen.<br />

Sind denn die Befürworter «gekauft» worden? Das Komitee „proebikon“ scheint ja breit abgestützt zu<br />

sein.<br />

Ich würde nicht von gekauft reden. Aber schaut man sich die Namensliste von «proebikon» etwas<br />

genauer an, fallen die direkte Nähe zum Konzern oder parteiliche Verbindungen auf. Viele Komitee-<br />

Mitglieder waren oder sind Schindler-Angestellte oder gehören zu jenen CVP- und FDP-<br />

Gefolgsleuten, für die Parteidisziplin eine Tugend ist.<br />

Die Befürworter reden jedoch von einer einmaligen Chance für <strong>Ebikon</strong>. Gemäss Studien soll<br />

Ebisquare 1000 neue Arbeitsplätze bringen.<br />

Studien sind immer interpretierbar. Man muss sie sehr genau lesen. In der von den Befürwortern in<br />

Auftrag gegebenen Studie wird zwar von 1000 neuen Arbeitsplätzen gesprochen, aber auch von<br />

einem Durchschnittseinkommen von jährlich 45'000 Franken. Da handelt es sich eindeutig nicht um<br />

wertvolle Arbeitsplätze. Viele Familien können ohne Sozialhilfe von diesem Einkommen nicht leben.<br />

Da werden beide Elternteile arbeiten müssen, was nicht familienfreundlich ist und uns Probleme


ezüglich Kinderbetreuung bringen wird. Dass bei diesen Einkommen auch keine grossen<br />

Steuererträge zu erwarten sind, liegt ebenfalls auf der Hand. Wer Sozialhilfe bezieht, zahlt überhaupt<br />

keine Steuern! Zudem kommt die Studie ja auch zum Schluss, <strong>das</strong>s noch viele Fragen zum jetzigen<br />

Zeitpunkt nicht beantwortet werden können.<br />

Etwa die Frage, nach einer möglichen Ausblutung des heutigen Dorfzentrums?<br />

Es ist eine Tatsache, <strong>das</strong>s mit jedem neu geschaffenen Arbeitsplatz in grossen Zentren am Dorfrand<br />

gleichzeitig mehr als ein Arbeitsplatz in etablierten Unternehmen verschwindet. Die Sogwirkung wird<br />

dazu führen, <strong>das</strong>s sich neue Geschäfte im neuen Zenter ansiedeln, damit wird sich auch <strong>das</strong><br />

Einkaufsverhalten verändern. Die bestehenden Läden werden eindeutig weniger Frequenzen haben.<br />

Auswärtige Investoren haben bereits die zwei Einkaufszentren Wydenhof und Hofmatt erstellt. Beide<br />

stehen zu grossen Teilen leer. Da frage ich mich, in welchem Interesse <strong>hier</strong> ein weiteres derart<br />

überdimensioniertes Projekt entstehen soll, für <strong>das</strong> niemand im Tal einen Bedarf sieht.<br />

Immerhin sind da doch diverse Bauaufträge zu erwarten?<br />

Schindler hat für die Planung von Ebisquare keine ortsansässigen Unternehmen beauftragt. Sollte <strong>das</strong><br />

Projekt angenommen werden, rechne ich damit, <strong>das</strong>s <strong>hier</strong> die Seilschaften der externen Berater und<br />

entsprechend ausgewählte General- oder Totalunternehmer zum Zuge kommen werden. Die<br />

grössten Stücke des Kuchens wird man anderswo als in <strong>Ebikon</strong> verspeisen. Das konnte schon bei der<br />

Überbauung der «Luzerner Pensionskasse» vis à vis Schindler beobachtet werden, auch ein<br />

«Schindler – Gestaltungsplan».<br />

Der Gemeinderat hat doch aber die Verpflichtung, die Interessen des Volkes zu vertreten. Ist man <strong>hier</strong><br />

zu «blauäugig» ans Werk gegangen?<br />

Man ist nicht ganzheitlich ans Werk gegangen. Zu viele Auswirkungen sind ungeklärt. Man sollte<br />

sorgfältig und ohne Propagandadruck überlegen, welche Nutzung auf dem brach liegenden Schindler<br />

Areal für <strong>Ebikon</strong> sinnvoll ist. Dies sollte im Rahmen einer ganzheitlichen Revision der Ortsplanung<br />

unter Einbezug der Bevölkerung geschehen, analog der Arbeit in den 70er Jahren. Die Bau- und<br />

Zonenordnung ist im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Grundeigentümern und Bevölkerung zu<br />

entwickeln, im Interesse der Bedürfnisse der Bevölkerung.<br />

Was wäre denn Ihrer Meinung nach die beste Nutzung?<br />

Sicher eine nachhaltig orientierte. Das heisst primär eine Nutzung die im Einklang mit der bisherigen<br />

Planung steht. Ich denke, <strong>das</strong> Land, welches bisher für die industrielle Nutzung durch Schindler<br />

reserviert war, wäre folgerichtig freizugeben für die Entwicklung einheimischer Unternehmen und für<br />

die Ansiedlung neuer KMU. Damit würden auch verschiedenste und hochwertige Arbeitsplätze sowie<br />

attraktive Lehrstellen geschaffen, mit einem Einkommens-Niveau wesentlich über Fr. 45'000. Das<br />

Klumpenrisiko würde eliminiert. Denn was geschieht, wenn sich für Ebisquare kein Investor finden<br />

lässt oder die bereits ersichtlichen Risiken Realität werden? So können auch 1000 Arbeitsplätze<br />

entstehen, nicht 1000 auf einmal, aber 1000 nach und nach, langsam, so wie eben gesundes<br />

Wachstum abläuft, mit Bedacht und Gewinn für alle.<br />

Wie geht die Abstimmung am 27. Februar aus? Wagen <strong>Sie</strong> eine Prognose?<br />

Ich nehme an, <strong>das</strong>s die Abstimmung gleich ausfällt, wie sie ausgefallen wäre, wenn an der von 1100<br />

<strong>Ebikon</strong>ern besuchten Gemeindeversammlung im Dezember abgestimmt worden wäre. Es wird ein<br />

NEIN geben.<br />

<strong>Interview</strong> Linda Kolly

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