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Algorithmen der Videosignalverarbeitung: Optimierung durch ...

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VIDEOSIGNAL-ALGORITHMEN<br />

H. BLUME, O. FRANZEN, H. SCHRÖDER, FKTG<br />

<strong>Algorithmen</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Videosignalverarbeitung</strong>:<br />

<strong>Optimierung</strong> <strong>durch</strong> Evolutionsstrategien<br />

In multimedialen Anwendungen werden<br />

heute eine Vielzahl von <strong>Algorithmen</strong> zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Bild- und Tonqualität<br />

verwendet. Diese <strong>Algorithmen</strong> müssen<br />

optimal an die audiovisuellen Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> menschlichen Wahrnehmung<br />

angepaßt werden. Die menschliche<br />

Wahrnehmung weist aber viele<br />

nichtlineare Eigenschaften auf, die keine<br />

analytische Beschreibung erlauben.<br />

Daher werden beim <strong>Algorithmen</strong>entwurf<br />

und <strong>der</strong> <strong>Algorithmen</strong>optimierung häufig<br />

heuristische Methoden o<strong>der</strong> stark vereinfachte<br />

Signalmodelle eingesetzt.<br />

Das stellt eine starke Einschränkung<br />

dar, die dazu führt, daß <strong>Algorithmen</strong><br />

häufig mit suboptimalen Parameterkonfigurationen<br />

verwendet werden.<br />

In diesem Beitrag soll ein neuer Ansatz<br />

zur <strong>Optimierung</strong> multimedialer Anwendungen<br />

und hier insbeson<strong>der</strong>e von <strong>Algorithmen</strong><br />

aus dem Bereich <strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong><br />

auf <strong>der</strong> Basis von Evolutionsstrategien<br />

vorgestellt und seine<br />

Wirksamkeit anhand einiger Beispiele<br />

belegt werden. Es wird hervorgehoben,<br />

daß <strong>Optimierung</strong>spotentiale und Anwendungsbereiche<br />

in vielen Aufgabenstellungen<br />

existieren. Dabei werden insbeson<strong>der</strong>e<br />

Beispiele aus <strong>der</strong> Nachverarbeitung<br />

von Videosignalen mit dem Ziel<br />

<strong>der</strong> Bildqualitätsverbesserung diskutiert.<br />

H. Blume, O. Franzen, Prof. Dr.-Ing. H. Schrö<strong>der</strong>,<br />

Universität Dortmund, Lehrstuhl für Nachrichtentechnik,<br />

AG Schaltungen <strong>der</strong> Informationsverarbeitung<br />

1. <strong>Optimierung</strong> mit <strong>Algorithmen</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong><br />

TV, HDTV<br />

Computer<br />

Text, Graphik<br />

Digital-Video<br />

CD-ROM<br />

zeitliche<br />

Aufwärtskonversion<br />

Decodierung<br />

Multimedia-Terminal<br />

Ein mo<strong>der</strong>ner Multimedia-Arbeitsplatz<br />

erfor<strong>der</strong>t eine Vielzahl von <strong>Algorithmen</strong><br />

zur <strong>Videosignalverarbeitung</strong>. Im Bild 1<br />

ist erkennbar, daß zum Beispiel verschiedene<br />

Eingangsformate (TV-Signale,<br />

Graphiken, Texte, usw.) für verschiedene<br />

Wie<strong>der</strong>gabedisplays (Zeilensprungmonitore,<br />

progressive LC-Displays,<br />

Projektoren usw.), die alle unterschiedliche<br />

örtlich-zeitliche Eigenschaften<br />

haben, aufbereitet werden müssen.<br />

Hierzu sind diverse <strong>Algorithmen</strong> zur<br />

Formatkonversion erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Weiterhin gibt es aber auch eine große<br />

Zahl von <strong>Algorithmen</strong>, die <strong>der</strong> Nachbearbeitung<br />

und Bildqualitätsverbesserung<br />

<strong>der</strong> Videosignale dienen (Rauschreduktion,<br />

Kantenversteilerung, MPEG-<br />

Artefaktreduktion usw.).<br />

Zwei dieser <strong>Algorithmen</strong>, die in einer<br />

Feature-Box erfor<strong>der</strong>lich sind, seien<br />

hier kurz vorgestellt.<br />

Ein wichtiges Anwendungsbeispiel stellt<br />

eine Proscan-Konversion dar, bei <strong>der</strong><br />

für die Zeilensprungsignale eines TV-<br />

Signals die fehlenden Zwischenzeilen<br />

berechnet werden, um eine progressive<br />

Bildwie<strong>der</strong>gabe zu ermöglichen. Dieses<br />

auch als De-Interlacing bekannte Verfahren<br />

ist zum Beispiel für eine Darstellung<br />

von TV-Signalen auf LC-Projektoren<br />

bzw. LC-Displays erfor<strong>der</strong>lich, weil<br />

diese Displays keine Zeilensprung-Darstellung<br />

erlauben. Bild 2 verdeutlicht<br />

diese Aufgabenstellung.<br />

Bei einer Proscan-Konversion sind insbeson<strong>der</strong>e<br />

zwei Probleme zu lösen:<br />

Bewegungsschätzung<br />

Bild 1. Feature-Box in einem Multimedia-Terminal<br />

Proscan<br />

Konversion<br />

Nachverarbeitung,<br />

Kantenversteilerung,<br />

Rauschreduktion<br />

usw.<br />

Codierung<br />

Eingangsformate<br />

Videokonferenz<br />

Bildtelefon<br />

Ausgangsformate<br />

CRT/LCD<br />

DMD<br />

Display<br />

Zeilensprung/<br />

progressiv<br />

50/70/100 Hz<br />

digitale<br />

Übertragung /<br />

Speicherung<br />

FERNSEH- UND KINO-TECHNIK 52. Jahrgang Nr. 1+2/1998 43


VIDEOSIGNAL-ALGORITHMEN<br />

Vollbildfolge<br />

(progressiv)<br />

Halbbildfolge<br />

(Zeilensprung)<br />

• Vertikal hochfrequente Bildanteile<br />

müssen so interpoliert werden, daß<br />

sie im progressiven Ausgangsbild erhalten<br />

bleiben (zum Beispiel die Rä<strong>der</strong>,<br />

die Straße, <strong>der</strong> Horizont).<br />

• Bei einer Bewegung von Objekten im<br />

Bild dürfen keine zerrissenen Kanten<br />

(Zähnchenbildung) <strong>durch</strong> das Zusammenschieben<br />

von Bildinformationen<br />

zweier aufeinan<strong>der</strong>folgen<strong>der</strong><br />

Halbbil<strong>der</strong> entstehen (zum Beispiel<br />

innerhalb des bewegten Wagens).<br />

ausgetastete Halbbildzeile<br />

Bild 2. Aufgabenstellung bei einer Proscan-Konversion<br />

aktive Halbbildzeile<br />

Bild 3. Beispiel zur Proscan-Konversion: links, fehlerbehaftete statische Proscan-Konversion,<br />

rechts, ideale vektorgestützte Proscan-Konversion<br />

0 10 20 30 40<br />

A n<br />

→<br />

→<br />

1 1<br />

s′ = ⋅V<br />

s′<br />

= ⋅<br />

AnB<br />

V<br />

2 n 2 BnAn+1<br />

Bild 3 stellt die Problematik einer Proscan-Konversion<br />

an einem Bildbeispiel<br />

(Ausschnitt aus <strong>der</strong> Sequenz „Train“)<br />

dar. Im Bild 3 (links) ist eine fehlerbehaftete<br />

statische Proscan-Konversion (das<br />

heißt ohne Verwendung von Bewegungsvektoren)<br />

dargestellt. Erkennbar<br />

ergeben sich Zähnchenstrukturen an<br />

den Kanten des bewegten Wagons. Bei<br />

<strong>der</strong> im Bild 3 (rechts) dargestellten idealen<br />

vektorgestützten Proscan-Konversion<br />

ergeben sich demgegenüber keinerlei<br />

Bewegungsstörungen an den Kanten.<br />

Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist<br />

eine örtlich zeitliche Formatkonversion,<br />

bei <strong>der</strong> aus einer Ausgangssequenz<br />

eine Bildsequenz mit einem an<strong>der</strong>en<br />

örtlich-zeitlichen Abtastraster gebildet<br />

werden muß. Ein Beispiel dafür ist eine<br />

empfängerseitige Zwischenbildinterpolation<br />

von 50 Hz Zeilensprung auf<br />

100 Hz Zeilensprung, wie sie in hochqualitativen<br />

TV-Empfängern eingesetzt<br />

wird, um systemimmanente Artefakte<br />

wie das 50-Hz-Großflächenflimmern<br />

o<strong>der</strong> das 25-Hz-Kantenflackern zu reduzieren<br />

[2]. Das Prinzip solch einer<br />

Zwischenbildinterpolation ist im<br />

Bild 4 dargestellt. Aus jeweils zwei Originalbil<strong>der</strong>n<br />

(A n , B n ) müssen bei einer<br />

100-Hz-Zwischenbildinterpolation vier<br />

Bil<strong>der</strong> α n , n, n, n) berechnet werden.<br />

s= ∆x<br />

B n<br />

s= ∆x<br />

A n+1<br />

α n s= ∆x<br />

γ s´ β n<br />

n s´<br />

δ n s= ∆x<br />

α n+1<br />

Bild 4. Problemstellung bei einer zeitlichen Zwischenbildinterpolation<br />

t [ms]<br />

50 Hz<br />

100 Hz<br />

Die wichtigsten Punkte, die beim Design<br />

eines geeigneten Algorithmus zur<br />

Zwischenbildinterpolation berücksichtigt<br />

werden müssen, sind wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erhalt<br />

<strong>der</strong> vollen örtlichen Auflösung sowie<br />

eine gute Bewegungsdarstellung.<br />

Hochqualitative Verfahren bieten deshalb<br />

meist eine Bewegungskompensation<br />

[2]. Es gibt sehr viele Bereiche, in denen<br />

eine Proscan-Konversion (für LCo<strong>der</strong><br />

DMD-Displays) bzw. eine Zwischenbildinterpolation<br />

(Studiobereich,<br />

TV-Empfänger, TV-Karten im Computerbereich<br />

usw.) erfor<strong>der</strong>lich ist. Der<br />

Entwicklung optimaler <strong>Algorithmen</strong><br />

kommt daher eine große Bedeutung zu.<br />

Ziel dieser <strong>Algorithmen</strong> ist es jeweils<br />

eine optimale Bildqualität zu erreichen,<br />

die sich zum Beispiel in einer optimalen<br />

Bildschärfe, Detailauflösung, Aliasunterdrückung<br />

usw. ausdrückt. Gerade<br />

diese Anfor<strong>der</strong>ungen liefern dabei aber<br />

häufig unterschiedliche Ergebnisse bezüglich<br />

<strong>der</strong> zu optimierenden <strong>Algorithmen</strong>parameter.<br />

Weitere Probleme stellen<br />

sich <strong>durch</strong> die Größe des zu optimierenden<br />

Parameterraums. Betrachtet<br />

man zum Beispiel einen Blockmatching-Algorithmus<br />

zur Bewegungsschätzung<br />

[7], so sind dies sowohl die<br />

Grundparameter<br />

• Blockgröße,<br />

• Unterabtastfaktor,<br />

• Suchbereichsgröße,<br />

• Suchreihenfolge,<br />

• Frequenzgang <strong>der</strong> Vorfilter,<br />

als auch komplexere Parameter, die die<br />

verwendete Suchstrategie betreffen<br />

(Anzahl von Suchschritten, Prädiktorpositionen<br />

usw. [7]).<br />

Alleine dieses Beispiel verdeutlicht<br />

schon die Vielzahl <strong>der</strong> freien Parameter.<br />

Je komplexer eine Signalverarbeitung<br />

wird, desto schwieriger gestaltet sich<br />

<strong>der</strong>en <strong>Optimierung</strong>, da die einzelnen<br />

Parameter bei einer Kaskadierung von<br />

einzelnen Signalverarbeitungsstufen<br />

(zum Beispiel vektorgestützte Signalverarbeitung<br />

als nachfolgen<strong>der</strong> Schritt<br />

einer Bewegungsschätzung) nicht unabhängig<br />

voneinan<strong>der</strong> sind und somit<br />

jeweils das Gesamtsystem mit all seinen<br />

Parametern betrachtet und optimiert<br />

werden muß.<br />

Es ergibt sich die Frage nach <strong>der</strong> Bewertung<br />

einer Parametereinstellung eines<br />

Algorithmus. Hier können verschiedene<br />

Ansätze verfolgt werden.<br />

• Eine Möglichkeit besteht darin, ein<br />

mathematisches Modell zu bilden<br />

44 FERNSEH- UND KINO-TECHNIK 52. Jahrgang Nr. 1+2/1998


VIDEOSIGNAL-ALGORITHMEN<br />

und den zu untersuchenden Algorithmus<br />

anhand dieses Modells zu optimieren<br />

bzw. die Parametereinstellung<br />

anhand dieses Modells zu überprüfen<br />

(zum Beispiel Bildsignal als<br />

Markov-Prozeß 1. Ordnung, Bildpunkte<br />

als statistisch voneinan<strong>der</strong><br />

unabhängig annehmen usw.). Zu dieser<br />

Betrachtungsweise gehört auch<br />

die Analyse an Modellsignalen (deterministische<br />

Analyse). Der Nachteil<br />

dieser Vorgehensweise ist, daß die<br />

Bildmodelle die Realität nur bedingt<br />

beschreiben.<br />

• Eine weitere Methode ist die <strong>Optimierung</strong><br />

eines Algorithmus anhand<br />

realer Testsequenzen und objektiver<br />

Bewertungsmaßstäbe. Ein Beispiel<br />

für ein objektives Bewertungsmaß ist<br />

<strong>der</strong> Störabstand des bearbeiteten<br />

Bildes, gemessen als SNR (Signal to<br />

Noise Ratio) bzw. PSNR (Peak<br />

SNR), <strong>der</strong> die subjektiv wahrgenommene<br />

Bildqualität allerdings nur annähernd<br />

beschreibt. Eine Vielzahl<br />

von Arbeiten beschäftigt sich mit <strong>der</strong><br />

Problematik, objektive Bewertungsmaßstäbe<br />

(Gütemaße) zu bestimmen,<br />

die die subjektive Wahrnehmung<br />

möglichst gut in ein objektives<br />

Maß umsetzen (Subjectve Mean<br />

Square Error [6] usw.). <strong>Optimierung</strong>smethoden<br />

unter Verwendung<br />

realen Bildmaterials und eines objektiven<br />

Gütemaßes erfor<strong>der</strong>n umfangreiche<br />

Simulationen. Ihre Nachteile<br />

liegen in einer oft heuristischen Parametereinstellung.<br />

• Da die objektiven Bewertungsmaße<br />

die reale subjektive menschliche<br />

Wahrnehmung mit ihren vielen nichtlinearen<br />

Eigenschaften aber nicht<br />

gänzlich beschreiben können, werden<br />

im Bereich <strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong><br />

weiterhin subjektive Tests<br />

<strong>durch</strong>geführt. Hierbei muß eine Probandengruppe<br />

die Ergebnisse verschiedener<br />

<strong>Algorithmen</strong> bzw. verschiedener<br />

Parametereinstellungen<br />

eines Algorithmus vergleichen und<br />

bewerten. Je<strong>der</strong> Teilnehmer solcher<br />

Testserien wird beurteilen können,<br />

wie aufwendig solch eine Vorgehensweise<br />

ist.<br />

Wie im Bild 5 erkennbar, ergibt sich für<br />

eine <strong>Optimierung</strong> ein Ablauf, bei dem<br />

nach <strong>der</strong> Bewertung einer Parametereinstellung<br />

(objektiv o<strong>der</strong> subjektiv)<br />

eine Rückkopplung erfor<strong>der</strong>lich ist, bei<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Algorithmen</strong>entwickler heuristisches<br />

Vorwissen über das zu optimierende<br />

Problem einbringen kann.<br />

Algorithmus<br />

Rückkopplung<br />

Güteberechnung<br />

Betrachtet man komplexe <strong>Algorithmen</strong><br />

wie zum Beispiel eine Bewegungsvektorschätzung<br />

in Kombination mit einer<br />

vektorgestützten Nachverarbeitung, so<br />

enthält dieser Gesamtkomplex an <strong>Algorithmen</strong><br />

eine Unzahl freier zu optimieren<strong>der</strong><br />

Parameter, <strong>der</strong>en gegenseitige<br />

Abhängigkeiten zum Teil unüberschaubar<br />

sind. Daher bietet es sich an, ein automatisiertes<br />

<strong>Optimierung</strong>sverfahren<br />

anzuwenden, das es zumindest gestattet,<br />

eine <strong>Optimierung</strong> bezüglich <strong>der</strong> objektiven<br />

Bewertungsmaße vorzunehmen.<br />

Diese so gefundenen Lösungen<br />

können dann in subjektiven Tests weiter<br />

verifiziert werden. Für einen automatisierten<br />

<strong>Optimierung</strong>sablauf ist es erfor<strong>der</strong>lich,<br />

ein numerisches <strong>Optimierung</strong>sverfahren<br />

zu verwenden, das die im<br />

Bild 5 dargestellte Rückkopplung vornimmt.<br />

Hierbei muß eine intelligente<br />

(strategische) Variation <strong>der</strong> Parameter<br />

vorgenommen werden.<br />

Es existiert eine Vielzahl von <strong>Algorithmen</strong><br />

zur numerischen <strong>Optimierung</strong> [10].<br />

Für die vorliegenden <strong>Optimierung</strong>sprobleme<br />

<strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong>, die<br />

komplexe Lösungsräume mit vielen Nebenoptima<br />

(multimodale Lösungsräume)<br />

haben, eignen sich beson<strong>der</strong>s naturanaloge<br />

<strong>Optimierung</strong>sverfahren wie<br />

zum Beispiel Evolutionsstrategien [9].<br />

In den folgenden Abschnitten sollen daher<br />

die Grundzüge von Evolutionsstrategien<br />

dargestellt und die zuvor beschriebene<br />

Vorgehensweise zur <strong>Algorithmen</strong>optimierung<br />

anhand von Beispielalgorithmen<br />

aus <strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong><br />

dargestellt werden.<br />

2. Evolutionsstrategien<br />

Um eine hohe Konvergenzgeschwindigkeit<br />

<strong>der</strong> Evolutionsstrategie sowie eine<br />

große Anzahl geeignet mutierter Individuen<br />

zu erzielen, werden die zu optimierenden<br />

Parameter p(i), (die „Objekt-<br />

Parametereinstellung<br />

Testsequenz<br />

Referenz-<br />

Sequenz<br />

Bild 5. <strong>Optimierung</strong>sablauf für einen Algorithmus<br />

<strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong><br />

Evolutionsstrategien werden seit Ende<br />

<strong>der</strong> 60er Jahre zur <strong>Optimierung</strong> einer<br />

Vielzahl von technischen Aufgabenstellungen<br />

verwendet [8]. Die Vorteile dieser<br />

Strategien zeigen sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei komplexen <strong>Optimierung</strong>sproblemen,<br />

die aufgrund <strong>der</strong> Größe und Struktur<br />

des Parameter- und Güteraumes<br />

keine analytische <strong>Optimierung</strong> erlauben,<br />

o<strong>der</strong> bedingt <strong>durch</strong> den großen Simulationsaufwand<br />

je<strong>der</strong> einzelnen Realisierung<br />

kein vollständiges Absuchen<br />

des Parameterraumes erlauben. Genau<br />

diese Randbedingungen sind bei <strong>der</strong><br />

<strong>Optimierung</strong> einiger <strong>Algorithmen</strong> <strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong><br />

gegeben.<br />

<strong>Optimierung</strong>sverfahren, die die Mechanismen<br />

<strong>der</strong> biologischen Evolution verwenden,<br />

um technische Probleme zu<br />

optimieren, werden als „Evolutionäre <strong>Algorithmen</strong>“<br />

bezeichnet. Da die biologische<br />

Evolution zu extrem komplexen<br />

Lebensformen geführt hat, die optimal<br />

an ihre Umwelt angepaßt sind, wird vermutet,<br />

daß nicht nur die Ergebnisse einer<br />

biologischen Evolution optimal sind,<br />

son<strong>der</strong>n auch ihre Mechanismen [8].<br />

Sogenannte „Evolutionsstrategien“<br />

(ES) stellen eine Methode aus <strong>der</strong> Menge<br />

<strong>der</strong> „Evolutionären <strong>Algorithmen</strong>“ dar.<br />

Bei einer ES wird eine potentielle Lösung<br />

im Parameterraum als Individuum<br />

in einer künstlichen Umwelt angesehen.<br />

Dieses Individuum wird gemäß des Grades<br />

seiner Anpassung an die künstliche<br />

Umwelt je nach <strong>Optimierung</strong>saufgabe<br />

<strong>durch</strong> eine Fehler- o<strong>der</strong> Gütefunktion<br />

bewertet. Faßt man mehrere Individuen<br />

zu einer Population zusammen, so kann<br />

man verschiedene Mechanismen <strong>der</strong><br />

biologischen Evolution modellieren, wie<br />

zum Beispiel<br />

• Mutation,<br />

• Rekombination,<br />

• Selektion.<br />

2.1. Mutation<br />

Die Mutation ist eine willkürliche Än<strong>der</strong>ung<br />

des genetischen Materials eines<br />

Individuums. Angewendet auf das Problem<br />

einer technischen <strong>Optimierung</strong> bedeutet<br />

dies, daß Zufallswerte zu den<br />

Parametern eines Systems addiert werden.<br />

Die Verteilungsfunktion dieser Zufallszahlen<br />

(mit einem Mittelwert von Null)<br />

wird als geometrische Verteilung für diskrete<br />

Parameter und als Normalverteilung<br />

für kontinuierliche Parameter gewählt<br />

[9].<br />

FERNSEH- UND KINO-TECHNIK 52. Jahrgang Nr. 1+2/1998 45


VIDEOSIGNAL-ALGORITHMEN<br />

variablen“) mit einem jeweils zugehörigen<br />

Streuwert σ(i) („Strategieparameter“)<br />

korreliert, mit <strong>der</strong> die Objektvariablen<br />

additiv modifiziert werden.<br />

Diese Streuwerte σ(i) werden <strong>durch</strong><br />

Multiplikation <strong>der</strong> alten Streuwerte mit<br />

dem Exponentialfunktionswert einer<br />

normalverteilten Zufallszahl ebenfalls<br />

mutiert [9].<br />

Die Streuwerte werden mit den korrespondierenden<br />

Parametern an die<br />

nächste Generation vererbt. Da<strong>durch</strong><br />

entsteht ein Selbstadaptionsprozeß <strong>der</strong><br />

Streuwerte während <strong>der</strong> Parameteroptimierung.<br />

Im Verlaufe des <strong>Optimierung</strong>sprozesses<br />

setzen sich die Individuen<br />

<strong>durch</strong>, <strong>der</strong>en Streuwerte ein möglichst<br />

schnelles Fortschreiten in Richtung des<br />

Optimums ermöglichen.<br />

Die Mutation eines Individuums wird in<br />

Gl. (1) beschrieben, wobei N(0,x) eine<br />

normalverteilte Zufallszahl mit einem<br />

Mittelwert von Null und einer Standardabweichung<br />

x ist. W stellt die Dimension<br />

des <strong>Optimierung</strong>sproblems dar und c<br />

ist eine Konstante des Mutationsprozesses<br />

⎛ c ⎞<br />

τ 0 = N⎜0,<br />

⎟<br />

⎝ 2W<br />

⎠<br />

(1)<br />

⎛<br />

c<br />

τ + ⎛ ⎞ ⎞<br />

⎜ N ⎜ , ⎟ ⎟⎫<br />

⎜ 0 0<br />

⎜ ⎟ ⎟⎪<br />

für<br />

⎝ W ⎠<br />

σ( i ) = σ( i ) ⋅e⎝<br />

2 ⎠⎬<br />

⎪<br />

i = 1...<br />

W<br />

pi ( ) = pi ( ) + σ( i ) ⋅N( 01 , )<br />

⎭<br />

Die Mutation <strong>der</strong> Streuwerte enthält je<br />

einen für alle Streuwerte gemeinsamen<br />

Anteil τ 0 sowie einen spezifischen Anteil<br />

für jeden einzelnen Streuwert. Mit diesen<br />

Streuwerten werden anschließend<br />

die Objektvariablen mutiert.<br />

2.2. Rekombination<br />

Mit Rekombination wird die Schaffung<br />

eines neuen Individuums („Kind“) unter<br />

Verwendung <strong>der</strong> Gene zweier an<strong>der</strong>er<br />

Individuen („Eltern“) bezeichnet. Dieser<br />

Mechanismus korrespondiert mit <strong>der</strong><br />

sexuellen Fortpflanzung in <strong>der</strong> Natur.<br />

Durch die Rekombination können Distanzen<br />

im Parameterraum überbrückt<br />

werden, die die Streuweiten <strong>der</strong> Mutation<br />

weit überschreiten.<br />

Es werden zwei Methoden <strong>der</strong> Rekombination<br />

unterschieden: die diskrete und<br />

die intermediäre Rekombination.<br />

Im Falle <strong>der</strong> diskreten Rekombination<br />

werden die Parameter p(i) bzw. die<br />

Streuwerte σ(i) für ein neues Individuum<br />

zufällig mit <strong>der</strong> gleichen Wahrscheinlichkeit<br />

entwe<strong>der</strong> von dem einen o<strong>der</strong><br />

von dem an<strong>der</strong>en Eltern-Individuum<br />

Selektion n−1<br />

Selektion n Selektion n−1<br />

µ<br />

Eltern<br />

ausgewählt. Bei <strong>der</strong> intermediären Rekombination<br />

wird je<strong>der</strong> Parameter bzw.<br />

Streuwert eines neuen Individuums als<br />

arithmetischer Mittelwert <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Parameter bzw. Streuwerte <strong>der</strong> Eltern<br />

berechnet [9].<br />

2.3. Selektion<br />

µ+λ<br />

λ<br />

Kin<strong>der</strong><br />

Generierung n<br />

µ<br />

Eltern<br />

Bild 6. Darstellung <strong>der</strong> ( + )-Strategie (links) und <strong>der</strong> (<br />

Mutation und Rekombination sind Mechanismen<br />

zur Erzeugung neuer Individuen.<br />

Um einen Fortschritt beim <strong>Optimierung</strong>sprozeß<br />

zu erzielen, ist die Selektion<br />

<strong>der</strong> besten Individuen einer Generation<br />

in jedem <strong>Optimierung</strong>sschritt<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Hier<strong>durch</strong> kann die Populationsgröße,<br />

das heißt die Anzahl von Eltern-<br />

und Kind-Individuen in einer Generation<br />

während <strong>der</strong> <strong>Optimierung</strong> konstant<br />

gehalten werden. Die am häufigsten<br />

verwendeten Evolutionsstrategien<br />

sind die im Bild 6 dargestellten (µ+λ)-<br />

und (µ,λ)-Strategien [9].<br />

Bei diesen Strategien bestehen die Generationen<br />

jeweils aus µ Eltern und λ<br />

Kin<strong>der</strong>n. Jedes <strong>der</strong> λ Kind-Individuen<br />

wird <strong>durch</strong> Rekombination zweier zufällig<br />

ausgewählter Eltern-Individuen und<br />

anschließende Mutation des Kind-Individuums<br />

erzeugt.<br />

Die Qualität des neuen Individuums<br />

wird <strong>durch</strong> eine Fehler- bzw. Gütefunktion<br />

bewertet. Verwendet man eine<br />

(µ+λ)-Strategie zur Selektion, so werden<br />

als Eltern-Individuen für die nächste<br />

Generation die µ besten Individuen<br />

<strong>der</strong> insgesamt µ+λ Eltern- und Kind-Individuen<br />

<strong>der</strong> aktuellen Generation ausgewählt.<br />

Bei einer (µ,λ)-Strategie werden<br />

nur die besten Individuen <strong>der</strong> λ Kin<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> aktuellen Generation als Eltern-<br />

µ<br />

Eltern<br />

λ<br />

Kin<strong>der</strong><br />

Selektion n<br />

µ<br />

Eltern<br />

Generierung n+1 Generierung n Generierung n+1<br />

)-Strategie (rechts)<br />

Individuen für die nächste Generation<br />

ausgewählt.<br />

Die (µ,λ)-Strategie stellt eine bessere<br />

Repräsentation <strong>der</strong> biologischen Evolution<br />

dar, da sie das Konzept einer begrenzten<br />

Lebensspanne <strong>der</strong> Individuen<br />

enthält.<br />

2.4. Klassisches Anwendungsbeispiel<br />

Ein bekanntes, sehr anschauliches <strong>Optimierung</strong>sproblem<br />

ist die Konstruktion<br />

eines Stabtragewerks [3]. Dieses aus<br />

dem Bauingenieurwesen stammende<br />

Beispiel erfor<strong>der</strong>t die Kostenminimierung<br />

(<strong>Optimierung</strong>) einer Brückenkonstruktion.<br />

Zu optimieren sind die Stabdicken<br />

und Längen sowie die Anzahl erfor<strong>der</strong>licher<br />

Knotenpunkte <strong>der</strong> im Bild 7<br />

dargestellten Brückenkonstruktion. Unter<br />

Berücksichtigung aller gegebenen<br />

technischen Restriktionen (wie zum<br />

Beispiel einem geraden Brückenboden)<br />

aber auch aller Symmetriebedingungen<br />

ergibt sich ein 25dimensionales, analytisch<br />

nicht lösbares <strong>Optimierung</strong>sproblem.<br />

Im Bild 7 sind die Ausgangskonfiguration<br />

sowie zwei Zwischenlösungen nach<br />

<strong>der</strong> 10. und 70. Iteration einer <strong>Optimierung</strong><br />

mit einer Evolutionsstrategie dargestellt.<br />

Durch Anwendung <strong>der</strong> Evolutionsstrategien<br />

ist es möglich, das erfor<strong>der</strong>liche<br />

Gewicht <strong>der</strong> Brücke von über<br />

14.000 Einheiten auf rund 11.000 Einheiten<br />

zu minimieren [3]. Die Evolutionsstrategie<br />

erbringt für dieses Problem<br />

Lösungen, die mit an<strong>der</strong>en <strong>Optimierung</strong>sverfahren<br />

nicht erzielt werden<br />

können.<br />

Bild 7. <strong>Optimierung</strong> eines Brückentragewerks; a) Startkonfiguration b), c) Zwischenlösungen<br />

<strong>der</strong> Brückenoptimierung (entnommen aus [3])<br />

46 FERNSEH- UND KINO-TECHNIK 52. Jahrgang Nr. 1+2/1998


VIDEOSIGNAL-ALGORITHMEN<br />

Diese Vorgehensweise <strong>der</strong> Parameteroptimierung<br />

soll nun auf <strong>Algorithmen</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong> übertragen<br />

und anhand von Beispielen in den folgenden<br />

Abschnitten diskutiert werden.<br />

3. <strong>Optimierung</strong> linearer Filter<br />

Eine Filterung von Bildsignalen ist eine<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Aufgaben in <strong>der</strong> digitalen<br />

Video-Signalverarbeitung. Die gefilterten<br />

Bil<strong>der</strong> sollen dabei häufig eine<br />

möglichst hohe Auflösung und eine<br />

hohe Bildschärfe haben. Aus diesen<br />

For<strong>der</strong>ungen resultieren Vorgaben an<br />

die Eigenschaften eines Filters sowohl<br />

im Frequenz- als auch im Ortsbereich.<br />

Hier soll nun ein Verfahren zum Filterentwurf<br />

für FIR-Filter vorgestellt werden,<br />

das Vorgaben in beiden Bereichen<br />

erlaubt. Ein Filter wird dazu <strong>durch</strong> mehrere<br />

Teilfehlerfunktionen bewertet, die<br />

die Abweichungen <strong>der</strong> Eigenschaften<br />

des Filters von den Vorgaben repräsentieren.<br />

Eine weitere Fehlerfunktion bewertet<br />

den Hardwareaufwand bei <strong>der</strong><br />

Implementierung des Filters. Die gewichtete<br />

Addition <strong>der</strong> Werte <strong>der</strong> einzelnen<br />

Teilfehlerfunktionen ergibt eine zu<br />

minimierende Gesamtfehlerfunktion,<br />

die ein direktes Maß für die Eignung des<br />

Filters darstellt. Durch die Wahl <strong>der</strong> Gewichte<br />

können beim Entwurf Schwerpunkte<br />

auf verschiedene Eigenschaften<br />

des Filters gelegt werden.<br />

Weil sich die Gesamtfehlerfunktion additiv<br />

aus komplexen Teilfehlerfunktionen<br />

zusammensetzt, ist zu erwarten,<br />

daß das korrespondierende Gütegebirge<br />

viele Maxima und Minima aufweist,<br />

(„multimodales Gütegebirge“). Aus diesem<br />

Grund bietet sich für dieses <strong>Optimierung</strong>sproblem<br />

die Verwendung von<br />

Evolutionsstrategien an, weil sie mit höherer<br />

Wahrscheinlichkeit als herkömmliche<br />

<strong>Optimierung</strong>sverfahren das globale<br />

Optimum eines multimodalen Gütegebirges<br />

erreichen.<br />

3.1. Eindimensionale FIR-Filter<br />

Wie schon zuvor diskutiert, unterliegen<br />

Filter, die eine für Bildsignale optimale<br />

Signalformung vornehmen sollen, Toleranzvorschriften<br />

sowohl im Frequenzbereich<br />

als auch im Orts- (bzw. Zeit-)<br />

Bereich. Es ergibt sich eine allgemeine<br />

Fehlerfunktion, die im Sinne einer optimalen<br />

Approximation minimiert werden<br />

soll<br />

Etotal = EFreq( Θx , Θ y ) + EOrt<br />

( x, y ). (2)<br />

|H(f)| ➞<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-0,2<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 −4 −2 0 2 4<br />

f/f s ➞<br />

n ➞<br />

Bild 8. Frequenzgang |H(f)| und Sprungantwort g s (n) eines FIR-Filters mit Zufallskoeffizienten<br />

(L=11 Filterkoeffizienten)<br />

Dabei stellt sich heraus, daß beide Fehleranteile<br />

nicht unabhängig voneinan<strong>der</strong><br />

sind. Bei linearen Systemen bedeutet<br />

das, daß zum Beispiel eine stärkere<br />

Bandbegrenzung des Frequenzgangs<br />

eine Ausdehnung in <strong>der</strong> Impulsantwort<br />

(und umgekehrt) bewirkt. Es liegt hier<br />

also ein nichtlineares komplexes Approximationsproblem<br />

vor. Die Technik <strong>der</strong><br />

Evolutionsstrategien gestattet auf <strong>der</strong><br />

Basis einer wohldefinierten Fehlerfunktion<br />

eine <strong>Optimierung</strong> des vorliegenden<br />

nichtlinearen mehrdimensionalen Problems.<br />

Es wird eine zusammengesetzte Fehlerfunktion<br />

zur Lösung des Entwurfsproblems<br />

auf <strong>der</strong> Basis einer Summe von<br />

mit λ i gewichteten Teilfehlerfunktionen<br />

E i gebildet<br />

I<br />

Etotal = ∑ λ i ⋅Ei<br />

.<br />

(3)<br />

i=<br />

1<br />

Mit diesen Teilfehlerfunktionen werden<br />

Entwürfe für 1D-FIR-Filter <strong>durch</strong>geführt.<br />

Bei einer <strong>Optimierung</strong> eines linearphasigen<br />

1D-FIR-Filters mit L Filterkoeffizienten<br />

können W =<br />

L + 1⎥<br />

⎣<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎦<br />

⎥<br />

Filterkoeffizienten<br />

frei gewählt werden, was bedeu-<br />

2<br />

tet, daß es sich um eine <strong>Optimierung</strong> in<br />

einem W-dimensionalen Parameterraum<br />

handelt.<br />

3.1.1. Teilfehlerfunktionen<br />

a) Teilfehlerfunktionen im Frequenzbereich<br />

• Abweichung vom Sollfrequenzgang,<br />

• Flankensteilheit im Frequenzbereich,<br />

• Gleichverstärkungsabweichung,<br />

• Abweichung bei <strong>der</strong> Grenzfrequenz.<br />

b) Teilfehlerfunktionen im Ortsbereich<br />

• Betragsabweichung des ersten<br />

Überschwingers,<br />

• Positionsabweichung des ersten<br />

Überschwingers,<br />

g s (n) ➞<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

• Größe weiterer Überschwinger,<br />

• Flankensteilheit <strong>der</strong> Sprungantwort.<br />

c) Teilfehlerfunktion bezüglich des Implementierungsaufwands<br />

• Summe <strong>der</strong> „1“-Bits <strong>der</strong> Filterkoeffizienten.<br />

3.1.2. Minimierung <strong>der</strong> Fehlerfunktion<br />

<strong>durch</strong> eine Evolutionsstrategie<br />

Die Approximationsqualität bezüglich<br />

<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an ein Videosignalfilter<br />

ist nach Gl. (2) <strong>durch</strong> die gewichtete<br />

Summe <strong>der</strong> Teilfehlerfunktionen gegeben.<br />

Die Minimierung <strong>der</strong> Gesamtfehlerfunktion<br />

ist analytisch nicht möglich,<br />

da das W-dimensionale <strong>Optimierung</strong>sproblem<br />

nichtlinear ist.<br />

Ein erster Schritt bei einer Verwendung<br />

von Evolutionsstrategien ist, die Stabilität<br />

des <strong>Optimierung</strong>svorgangs zu überprüfen.<br />

Hierzu werden <strong>Optimierung</strong>släufe<br />

von willkürlich gewählten<br />

(schlechten) Initialwerten aus gestartet<br />

und die Ergebnisse mit Lösungen von<br />

Standardverfahren verglichen. Ergeben<br />

sich bei diesen <strong>Optimierung</strong>släufen jeweils<br />

sinnvolle Ergebnisse, so ist dies<br />

ein Hinweis auf die Stabilität des <strong>Optimierung</strong>sprozesses.<br />

Beim 1D-Filterentwurf wurden daher<br />

zum Beispiel Zufallskoeffizienten als<br />

Startparameter gewählt. Das sich aus<br />

diesen Initialwerten ergebende Filter<br />

hat Eigenschaften, die in keiner Weise<br />

die Vorgaben erfüllen (Bild 8), so daß<br />

beim <strong>Optimierung</strong>svorgang große Distanzen<br />

im Parameterraum überwunden<br />

werden müssen.<br />

Als weitere Initial-Parametersätze wurden<br />

die Koeffizienten eines reinen Mittelwertfilters<br />

sowie die mittels eines Kaiserfenster-Entwurfes<br />

erhaltene Parameter<br />

verwendet, die Nebenoptima im<br />

Parameterraum darstellen.<br />

FERNSEH- UND KINO-TECHNIK 52. Jahrgang Nr. 1+2/1998 47


VIDEOSIGNAL-ALGORITHMEN<br />

|H(f)| ➞<br />

E total ➞<br />

10<br />

5<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,3<br />

g s (n) ➞<br />

0<br />

−0,2<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 −4 −2 0 2 4<br />

f/f s ➞<br />

n ➞<br />

1,30<br />

1,25<br />

1,20<br />

1,15<br />

1,10<br />

1,05<br />

beste Individuen<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,3<br />

0<br />

Anhebungsnetzwerk<br />

Kaiser-Fenster<br />

schlechteste Individuen<br />

1,00<br />

0 250 500 750 1000<br />

Generationen ➞<br />

|H(f x/f s,x, f y/f s,y)|<br />

15<br />

0<br />

0,5<br />

0<br />

0<br />

f/f y s,y −0,5 −0,5 f/ xfs,x<br />

g(n,n) s x y<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

−2<br />

5<br />

0,5<br />

3<br />

Bild 9 (oben). Frequenzgang<br />

|H(f)| und<br />

Sprungantwort g s (n)<br />

eines FIR-Filters, <strong>der</strong><br />

mit einer (10,200)-ES<br />

entworfenen wurde<br />

(L=11 Koeffizienten)<br />

Bild 10 (links). Verlauf<br />

<strong>der</strong> Fehlerfunktion<br />

E total über den Generationen<br />

für einen Filterentwurf<br />

mit einer<br />

(10,200)- Evolutionsstrategie<br />

1<br />

n<br />

−1<br />

1<br />

y −3<br />

−1<br />

−5<br />

−3 n<br />

−5<br />

x<br />

Bild 11. Frequenzgang H(f) und Sprungantwort g s (n) eines Filters mit Zufallskoeffizienten<br />

|H(f x/f s,x, f y/f s,y)|<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,5 0<br />

0<br />

f/f<br />

0<br />

y s,y<br />

−0,5 −0,5<br />

f/ xfs,x<br />

g(n,n) s x y<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

−0,2<br />

5<br />

3<br />

0,5 1<br />

n y −1 −3 −3 −5 −5<br />

−1<br />

1<br />

n x<br />

Bild 12.Frequenzgang H(f) und Sprungantwort g s (n) eines Filters mit Koeffizienten aus einer<br />

<strong>Optimierung</strong> mit einer (10,200)- Evolutionsstrategie<br />

3<br />

3<br />

5<br />

5<br />

Ausgehend von diesen Initialsätzen<br />

wurden Filter unter Verwendung von<br />

(µ+λ)- und (µ,λ)-ES sowie mit herkömmlichen<br />

Gradientenstrategien entworfen.<br />

Die Evolutionsstrategien erweisen sich<br />

als geeignet zur Minimierung <strong>der</strong> Gesamtfehlerfunktion.<br />

Sowohl von Zufallswerten<br />

als auch von mit an<strong>der</strong>en Entwurfstechniken<br />

entworfenen Initial-<br />

Koeffizienten ausgehend können Verbesserungen<br />

erzielt werden. Bild 9<br />

stellt das Ergebnis <strong>der</strong> <strong>Optimierung</strong><br />

ausgehend von zufälligen Initialwerten<br />

unter Verwendung einer (10,200)-Strategie<br />

(intermediäre Rekombination von<br />

Objekt- und Strategieparametern) dar.<br />

Vergleichende <strong>Optimierung</strong>släufe mit<br />

Gradientenstrategien zeigen, daß sie im<br />

allgemeinen nicht zum Entwurf von<br />

FIR-Filtern <strong>durch</strong> Minimierung <strong>der</strong> Gesamtfehlerfunktion<br />

geeignet sind, weil<br />

sie entwe<strong>der</strong> keine Verbesserung <strong>der</strong><br />

Gesamtfehlerfunktion ermöglichen o<strong>der</strong><br />

ausgehend von den Zufallswerten in ein<br />

Filter ohne Tiefpaßcharakter konvergieren.<br />

Das Versagen von Gradientenstrategien<br />

ist ein Hinweis auf die Multimodalität<br />

des Fehlergebirges.<br />

Die Simulationen mit <strong>der</strong> Evolutionsstrategie<br />

erfor<strong>der</strong>ten <strong>durch</strong>schnittlich<br />

300.000 Bewertungen <strong>der</strong> Fehlerfunktion,<br />

was etwa 1500 Generationen entspricht.<br />

Die Simulationszeit betrug etwa<br />

5 Minuten auf einem Pentium-PC mit einem<br />

233-MHz-Prozessor. Im Gegensatz<br />

zu Standardverfahren zum Filterentwurf<br />

ermöglichen Evolutionsstrategien<br />

<strong>durch</strong> Wahl <strong>der</strong> Gewichtungswerte<br />

i dedizierte Filterfunktionen direkt zu<br />

beeinflussen.<br />

Sind die Korrespondenzen zwischen<br />

subjektiver Bildqualität und dedizierten<br />

Filtereigenschaften bekannt, kann eine<br />

detaillierte Anpassung <strong>der</strong> Filtereigenschaften<br />

vorgenommen werden, um<br />

eine hohe resultierende Bildqualität zu<br />

erzielen.<br />

Von beson<strong>der</strong>em Interesse ist bei <strong>der</strong> <strong>Optimierung</strong><br />

ein Vergleich mit Standardentwurfsverfahren.<br />

Im Bild 10 sind <strong>der</strong> Verlauf<br />

<strong>der</strong> <strong>Optimierung</strong> über den Generationen<br />

sowie die Ergebnisse herkömmlicher<br />

Entwurfsverfahren aufgetragen.<br />

Ersichtlich übertreffen die Evolutionsstrategien<br />

die verfügbaren herkömmlichen<br />

Verfahren ab etwa <strong>der</strong> 400. Generation.<br />

3.2. Zweidimensionale FIR-Filter<br />

Der Entwurf von 2D-FIR-Filtern mit ES<br />

erfor<strong>der</strong>t einen drastisch höheren Simulationsaufwand<br />

als im 1D-Fall. Prinzipi-<br />

48 FERNSEH- UND KINO-TECHNIK 52. Jahrgang Nr. 1+2/1998


VIDEOSIGNAL-ALGORITHMEN<br />

Eingangsbil<strong>der</strong> A1 B1<br />

A2<br />

zu interpolieren<strong>der</strong> fehlende<br />

x Bildpunkt Zwischenzeilen<br />

0 x 0<br />

x<br />

y<br />

0<br />

aktive<br />

Zeilen<br />

46<br />

[dB]<br />

44<br />

42<br />

40<br />

vektorgestützter<br />

Referenzwert nach [1]<br />

statischer<br />

Referenzwert nach [1]<br />

PSNR ➞<br />

38<br />

36<br />

Referenzwert nach [6]<br />

y 0<br />

T n 1<br />

34<br />

Masken des Medianfilters<br />

− T n T n+1 t<br />

Bild 13 (oben). Medianmasken für eine Proscan-Konversion<br />

Bild 14 (rechts). <strong>Optimierung</strong> einer Proscan-Konversion mit zufälligen<br />

Initialwerten; Testsequenz „Train“; maximale, minimale und mittlere<br />

Güte je<strong>der</strong> Population<br />

32<br />

30<br />

28<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Generationen ➞<br />

T n−1<br />

T n<br />

W i<br />

T n+1<br />

y<br />

Generation: 1<br />

PSNR: 34,8 dB<br />

0<br />

7<br />

2<br />

7<br />

5<br />

3 5 7 10<br />

8<br />

0<br />

6<br />

1 2 4<br />

6<br />

4 5<br />

9<br />

5<br />

5 8 2 2<br />

3 5<br />

0 4 0 4 4<br />

4<br />

9<br />

3<br />

1<br />

2<br />

10<br />

3<br />

6<br />

2 4 7 2<br />

7<br />

6<br />

1 3<br />

5 8<br />

1<br />

Generation: 21<br />

PSNR: 38,8 dB<br />

5<br />

0 10 2<br />

4 10 4<br />

5 10<br />

ell sind allerdings die gleichen Verfahren<br />

anwendbar. Bild 11 und Bild 12<br />

stellen den Frequenzgang eines Filters<br />

mit zufälligen Koeffizienten sowie das<br />

Ergebnis eines Filterentwurfs mit Evolutionsstrategien<br />

für ein separierbares<br />

2D-Filter (mit L x =L y =L=11) dar. Wie<strong>der</strong>um<br />

ist die Evolutionsstrategie in <strong>der</strong><br />

Lage, aus den Zufallswerten heraus, in<br />

eine gute Lösung des <strong>Optimierung</strong>sproblems<br />

<strong>der</strong> Ordnung 2 ⋅<br />

⎢L<br />

+ 1⎥<br />

⎣<br />

⎢<br />

2 ⎦<br />

⎥<br />

zu konvergieren.<br />

In [4] werden hierzu auch Ergebnisse<br />

für nichtseparierbare 2D-Filter (zum<br />

Beispiel Diagonalfilter) vorgestellt.<br />

4. <strong>Optimierung</strong> nichtlinearer Filter<br />

0<br />

7<br />

0 2<br />

9<br />

1 10<br />

0<br />

1 5 10 6 0 1<br />

1 4 3<br />

5<br />

3<br />

0 0 2<br />

1 3<br />

5<br />

0<br />

8 10 2 10<br />

1 10 1<br />

0 2<br />

3 5<br />

1<br />

5<br />

0<br />

0<br />

Generation: 41<br />

PSNR: 40,0 dB<br />

Generation: 61<br />

PSNR: 41,9 dB<br />

0 10 0 10 0 10<br />

6 0 10<br />

3<br />

3<br />

6 0 10 0 9<br />

0 9<br />

2 0<br />

0<br />

80<br />

3<br />

0<br />

0<br />

6<br />

0<br />

0<br />

0<br />

3<br />

0<br />

0 2<br />

0<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0 0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

9<br />

8<br />

6<br />

0 10<br />

0<br />

1 10<br />

0<br />

9 0 0<br />

0 4 7<br />

10 0 1<br />

0 4 1<br />

10 5 0 0 10<br />

0<br />

1<br />

2 5 0<br />

2<br />

1 4 5 2<br />

4<br />

0<br />

0<br />

0<br />

3<br />

3<br />

0 2<br />

3<br />

0 0 0 1<br />

0 0 0<br />

0<br />

1<br />

0 1<br />

0 0<br />

0<br />

0<br />

8 10<br />

1<br />

8 10 10<br />

1<br />

0 10 7 1<br />

8 10<br />

10 0 0<br />

0<br />

8 0<br />

0 0<br />

7 0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

4<br />

1 1<br />

0<br />

0<br />

2 0 2 0<br />

0 0<br />

1<br />

0 3 0 0<br />

0<br />

Nichtlineare Filter, die in vielen Anwendungen<br />

wie einer Formatkonversion<br />

o<strong>der</strong> einer Reduktion von Impulsrauschen<br />

heute eingesetzt werden [2], werden<br />

bisher zumeist heuristisch entworfen.<br />

Es existieren für nichtlineare Filter<br />

lediglich deterministische (Modellsignale)<br />

o<strong>der</strong> statistische (Verteilungsfunktionen)<br />

Beschreibungs- und Analysemethoden.<br />

Daher bietet es sich für nichtlineare<br />

Filter ebenfalls an, eine <strong>Optimierung</strong><br />

über Evolutionsstrategien vorzunehmen.<br />

4.1. Nichtlineare Filter zur<br />

Proscan-Konversion<br />

Generation: 81<br />

PSNR: 43,2 dB<br />

x<br />

Bild 15. <strong>Optimierung</strong> einer Proscan-Konversion, Adaption <strong>der</strong> Gewichtungsmasken, Testsequenz<br />

„Train“<br />

Einige hochqualitative <strong>Algorithmen</strong> zur<br />

Proscan-Konversion (s. Kap. 2) verwenden<br />

nichtlineare Filter (gewichtete Medianfilter)<br />

[2]. Für jede mögliche Position<br />

im Fenster des Medianfilters muß ein<br />

Gewichtungswert bestimmt werden (Integer-Wert<br />

im Intervall [0,10]). Das <strong>Optimierung</strong>sproblem<br />

ist aufgrund <strong>der</strong> Freiheitsgrade<br />

<strong>der</strong> gewichteten Medianfilter<br />

(50 Maskengewichte in den drei Masken,<br />

Bild 13) 50-dimensional und es<br />

existieren 11 50 verschiedene Kombinationen,<br />

so daß ein vollständiges Absuchen<br />

des Parameterraumes nicht möglich<br />

ist. Daher müssen intelligente Optimie-rungsalgorithmen<br />

eingesetzt werden.<br />

Bild 14 stellt die Ergebnisse einer <strong>Optimierung</strong><br />

vektorgestützter gewichteter<br />

Proscan-Medianfilter ausgehend von<br />

zufälligen Startwerten dar. Als Gütefunktion<br />

wurde hier das „Peak Signal to<br />

Noise Ratio“ (PSNR) <strong>der</strong> interpolierten<br />

progressiven Bil<strong>der</strong> verwendet. Bei <strong>der</strong><br />

<strong>Optimierung</strong> wurde eine (10,70)-Evolutionsstrategie<br />

eingesetzt (diskrete Rekombination<br />

<strong>der</strong> Objektparameter, intermediäre<br />

Rekombination <strong>der</strong> Strategieparameter).<br />

Deutlich zu erkennen ist im Bild 14, daß<br />

die Referenzverfahren <strong>durch</strong> die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> <strong>Optimierung</strong> übertroffen werden.<br />

Startet man den Evolutionsvorgang<br />

bereits bei heuristischen Initialwerten<br />

werden noch bessere Ergebnisse<br />

erzielt.<br />

Die sich im Laufe <strong>der</strong> <strong>Optimierung</strong> ergebenden<br />

Maskenkonfigurationen sind im<br />

Bild 15 aufgetragen. Dargestellt sind jeweils<br />

die Gewichtungsmaske im Vorgänger-,<br />

aktuellen und Nachfolger-Bild.<br />

Die Höhe <strong>der</strong> Balken repräsentiert dabei<br />

die Größe <strong>der</strong> Gewichte. Ausgehend<br />

von den zufälligen Initialwerten bilden<br />

sich Ergebnisse heraus, die eine deutliche<br />

Zeilenorientierung im Vorgängerund<br />

Nachfolgerbild sowie eine Spaltenorientierung<br />

im aktuellen Bild wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

FERNSEH- UND KINO-TECHNIK 52. Jahrgang Nr. 1+2/1998 49


VIDEOSIGNAL-ALGORITHMEN<br />

PSNR ➞<br />

Halbbild A n<br />

V<br />

r<br />

A n B n<br />

2<br />

26,0<br />

[dB]<br />

25,6<br />

25,4<br />

25,2<br />

25,0<br />

24,8<br />

24,6<br />

24,4<br />

24,2<br />

T − 10 ms<br />

rekursive<br />

Elemente<br />

4.2. Nichtlineare Filter zur<br />

Zwischenbildinterpolation<br />

W<br />

Gewichtungs-Masken<br />

An<br />

N1 N2<br />

N3<br />

W<br />

gewichteter Median<br />

Bn<br />

T0<br />

Referenzwert nach [1]<br />

Referenzwert nach [2]<br />

T + 10 ms<br />

Zwischenbild β n<br />

24,0<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />

Generationen ➞<br />

Halbbild B n<br />

V<br />

r<br />

A n B n<br />

2<br />

Bild 16. Vektorgestützte<br />

gewichtete<br />

Zwischenbildinterpolation<br />

Bild 17. <strong>Optimierung</strong><br />

einer zeitlichen Zwischenbildinterpolation;<br />

Testsequenz<br />

„Football“; dargestellt<br />

sind maximale und<br />

minimale sowie die<br />

mittlere Güte je<strong>der</strong><br />

Population<br />

Neben einer Proscan-Konversion ist die<br />

Interpolation von Zwischenbil<strong>der</strong>n eine<br />

sehr wichtige Aufgabenstellung im Bereich<br />

<strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong>. Anwendungen<br />

hierzu liegen zum Beispiel<br />

in <strong>der</strong> Konversion eines 50-Hz-TV-Signals<br />

auf ein 100-Hz-TV-Signal zur<br />

Flimmerreduktion in TV-Geräten (Upconversion),<br />

aber auch in Graphikkarten<br />

bzw. in <strong>der</strong> Studiotechnik (PAL-<br />

NTSC-Konversion) [2]. Auch in diesem<br />

Bereich werden vorteilhaft <strong>Algorithmen</strong><br />

eingesetzt, die vektorgestützte nichtlineare<br />

Interpolationsfilter (gewichtete<br />

Medianfilter) verwenden. Die Vorteile<br />

dieser gewichteten Medianfilter liegen<br />

insbeson<strong>der</strong>e in ihrer Eigenschaft, Fehler<br />

von Bewegungsvektoren in einem<br />

gewissen Maße zu kompensieren [1].<br />

Als weiteres Anwendungsbeispiel für<br />

Evolutionsstrategien im Bereich <strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong><br />

wurde deshalb<br />

<strong>der</strong> Entwurf von gewichteten Medianfiltern<br />

zur Zwischenbildinterpolation untersucht.<br />

Bild 16 stellt dar, wie unter Zuhilfenahme<br />

eines vektorgestützten gewichteten<br />

Medianfilters aus zwei Originalbil<strong>der</strong>n<br />

(A n und B n ) und einem Bewegungsvektor<br />

V AB n n<br />

ein Bildpunkt aus dem Zwischenbild<br />

(β n ) berechnet wird. Das Design<br />

<strong>der</strong> Gewichtungsmasken für diese<br />

Interpolation ist Aufgabe des evolutionären<br />

<strong>Optimierung</strong>svorgangs. Ziel ist es<br />

dabei, eine möglichst hohe Bildqualität<br />

(zum Beispiel Kompensation von fehlerhaften<br />

Bewegungsvektoren, Erhalt feiner<br />

Bilddetails usw.) zu erreichen.<br />

Bild 17 zeigt hierzu die Ergebnisse eines<br />

<strong>Optimierung</strong>svorgangs für eine<br />

sehr komplexe Bewegungssituation.<br />

Betrachtet wird die Zwischenbildinterpolation<br />

für die Testsequenz „Football“,<br />

bei <strong>der</strong> ein Zoom auf ein Spielfeld dargestellt<br />

ist. Neben <strong>der</strong> vorherrschenden<br />

Zoom-Bewegung treten hier viele unterschiedliche<br />

Partialbewegungen <strong>der</strong><br />

Spieler auf. Die zu dieser Sequenz mittels<br />

eines Bewegungsschätzers [2] ermittelten<br />

Bewegungsvektorfel<strong>der</strong> sind<br />

häufig fehlerhaft. In <strong>der</strong> im Bild 17 dargestellten<br />

Simulation wurde ein stark<br />

fehlerhaftes Bewegungsvektorfeld verwendet.<br />

Aufgabe bei diesem <strong>Optimierung</strong>svorgang<br />

war es, Interpolationsfilter<br />

so zu entwerfen, daß möglichst viele<br />

Vektorfehler kompensiert werden können<br />

und somit eine optimale Bildqualität<br />

für das Zwischenbild erzielt wird. Bild 17<br />

stellt dar, daß die Interpolationsqualität<br />

<strong>der</strong> Referenzverfahren [1,2] <strong>durch</strong> die<br />

für diese Situation entworfenen Interpolationsfilter<br />

deutlich übertroffen werden<br />

kann.<br />

Ein Filterentwurf auf <strong>der</strong> Basis von Evolutionsstrategien<br />

bietet somit eine gute<br />

Möglichkeit, speziell für dedizierte kritische<br />

Situationen Filter zu entwerfen,<br />

um sie dann zum Beispiel in signaladaptiven<br />

Verfahren zu kombinieren.<br />

Da die Berechnung von Zwischenbil<strong>der</strong>n<br />

jeweils an mehreren Bil<strong>der</strong>n einer<br />

Bildsequenz erfolgen muß, erfor<strong>der</strong>t die<br />

Bewertung eines Interpolationsfilters einen<br />

erheblichen Rechenaufwand. Da<br />

ein typisches Entwicklungsumfeld für<br />

<strong>Algorithmen</strong> <strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong><br />

allerdings von einer Laborsituation<br />

mit vernetzten Workstations geprägt ist,<br />

bietet es sich an, zur Reduktion <strong>der</strong> hohen<br />

Simulationszeiten diese Workstations<br />

über eine parallele Programmiersprache<br />

zu koppeln.<br />

Zu diesem Zweck wurde für die vorliegenden<br />

Untersuchungen das Softwarepaket<br />

„PVM“ (Parallel Virtual Machine)<br />

eingesetzt. Es ermöglicht dem Programmierer<br />

vernetzte Rechner als sogenannte<br />

Virtual Machine, das heißt als<br />

einen Parallelrechner mit verteiltem<br />

Speicher zu behandeln. Unter Verwendung<br />

dieses Softwarepakets war es<br />

möglich, die vorhandene heterogene<br />

Rechnerstruktur (etwa 15 Workstations)<br />

effektiv zu nutzen. Es konnten so sehr<br />

rechenintensive Simulationen mit einer<br />

für die Konvergenz <strong>der</strong> Evolutionsstrategie<br />

hinreichenden Anzahl von Generationen<br />

<strong>durch</strong>geführt werden.<br />

5. Schlußfolgerungen<br />

Zahlreiche Anwendungen in <strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong><br />

verwenden <strong>der</strong>zeit<br />

suboptimale <strong>Algorithmen</strong>, die nicht auf<br />

analytischem Wege optimiert werden<br />

können. Hier bietet sich eine Verwen-<br />

50 FERNSEH- UND KINO-TECHNIK 52. Jahrgang Nr. 1+2/1998


VIDEOSIGNAL-ALGORITHMEN<br />

dung von Evolutionsstrategien an. Mit<br />

Evolutionsstrategien ist es zum Beispiel<br />

möglich, Filter zu entwerfen, die optimal<br />

an eine vorgegebene Situation (zum<br />

Beispiel an ein Testsignal) angepaßt<br />

sind (signalangepaßte Filter). Evolutionsstrategien<br />

sind somit ein sehr nützliches<br />

Hilfsmittel bei <strong>der</strong> <strong>Algorithmen</strong>entwicklung.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e beim Entwurf nichtlinearer<br />

Filter, die bisher nur <strong>durch</strong> deterministische<br />

(anhand von Modellsignalen) bzw.<br />

statistische Entwurfsmethoden (anhand<br />

von Verteilungsfunktionen) entworfen<br />

werden konnten, bietet sich <strong>der</strong> Einsatz<br />

von Evolutionsstrategien an.<br />

Bei den in diesem Beitrag diskutierten<br />

Beispielen konnten die Ergebnisse <strong>der</strong><br />

<strong>Algorithmen</strong> <strong>durch</strong> den Einsatz <strong>der</strong> Evolutionsstrategien<br />

jeweils deutlich verbessert<br />

werden. Mögliche weitere Anwendungsfel<strong>der</strong><br />

für Evolutionsstrategien<br />

im Bereich <strong>der</strong> <strong>Videosignalverarbeitung</strong><br />

liegen bei <strong>der</strong> <strong>Optimierung</strong> von <strong>Algorithmen</strong><br />

zur Interpolation, zur Bewegungsschätzung,<br />

zur Objekterkennung,<br />

zur Mustererkennung o<strong>der</strong> zur Codierung.<br />

Schrifttum<br />

[1] Blume, H.: A new algorithm for nonlinear vectorbased<br />

upconversion with center weighted medians.<br />

SPIE Journal of Electronic Imaging, Vol. 6,<br />

Nr. 3, 1997, pp. 368-378<br />

[2] Blume, H.; Schrö<strong>der</strong>, H.: Image Format Conversion<br />

– Algorithms, Architectures, Applications.<br />

Proc. of the IEEE ProRISC Workshop on Circuits,<br />

Systems and Signal Processing, Mierlo,<br />

Nie<strong>der</strong>lande, 27.-29.11.1996, pp. 19-37<br />

[3] Campos, I.; Schwefel, H.-P.: KBOPT: A knowledge<br />

based optimisation system. Technischer<br />

Report 311, Universität Dortmund, Fachbereich<br />

Informatik, 1989<br />

[4] Franzen, O.; Blume, H.; Schrö<strong>der</strong>, H.: FIR-Filter<br />

Design with Spatial and Frequency Design Constraints<br />

using Evolution Strategies. Zur Veröffentlichung<br />

eingereicht beim Signal Processing<br />

Journal, 1997<br />

[5] Ivanov, K. V.: Ein neues Verfahren zur Konversion<br />

von Fernsehbildsignalen für die progressive<br />

Wie<strong>der</strong>gabe. FKT Bd. 48. (1994) Nr. 10, pp. 1-7<br />

[6] Marmolin, H.: Subjective MSE Measures. IEEE<br />

Trans. on Systems, Man and Cybernetics, Vol.<br />

16, Nr. 3, Mai 1986<br />

[7] Musmann, H. G.; Pirsch, P.; Grallert, H. J.:<br />

Advances in Picture Coding. Proc. of the IEEE,<br />

Vol. 73, Nr. 4, 1985, pp.523-548<br />

[8] Rechenberg, H.: Evolutionsstrategie. fromannholzboog<br />

Verlag, Stuttgart, 1973<br />

[9] Schwefel, H. P.; Bäck, T.: Evolution Strategies<br />

I/II. Chap. 6/7 in Genetic Algorithms in Engineering<br />

and Computer Science. ed. by J. Périaux,<br />

G. Winter; John Wiley & sons, New York, 1995<br />

[10] Schwefel, H. P: Evolution and Optimum Seeking.<br />

John Wiley & sons, New York, 1995<br />

CMOS-Bildsensor<br />

Nach einer Information von IMEC in<br />

Leuven (Belgien) ist es dem Unternehmen<br />

gelungen, einen neuen Bildsensor<br />

auf Basis <strong>der</strong> CMOS-Technik zu entwikkeln,<br />

dessen Bildqualität denen herkömmlicher<br />

CCD-Sensoren entsprechen<br />

soll. Der neue Sensor Ibis 1 verfügt<br />

über einen neuen Pixel-Typ mit hohem<br />

Füllfaktor, <strong>der</strong> gesteigerte Empfindlichkeit<br />

ermöglichen soll. Dabei wird<br />

mit Füllfaktor <strong>der</strong> lichtempfindliche Teil<br />

des Pixels bezeichnet. Die Pixel-Struktur<br />

verfügt über eine zusätzliche p-dotierte<br />

Schicht unter <strong>der</strong> Pixel-Elektronik.<br />

Damit soll sichergestellt werden, daß<br />

sämtliche vom Licht hervorgerufene Ladung<br />

auch zum Ausgangssignal beiträgt.<br />

Eine weitere Entwicklung betrifft die Integration<br />

eines Doppelabtasters auf<br />

dem Chip, <strong>der</strong> die — in CMOS-Technologie<br />

unvermeidliche — Ungleichförmigkeit<br />

eliminieren soll. Diese Korrektur-Elektronik<br />

wurde für jeden Bildpunkt<br />

eingeführt, um Ungleichförmigkeiten zu<br />

verhin<strong>der</strong>n. Dabei erfolgen die Korrekturen<br />

mit <strong>der</strong> gleichen Geschwindigkeit<br />

wie <strong>der</strong> Bilddaten-Transfer. Ibis 1 verfügt<br />

über 386×290 quadratische Pixel<br />

und bietet Bildfrequenzen von 50 Hz<br />

und mehr. Sein dynamischer Bereich<br />

beträgt 1:28.000, wobei die Ungleichförmigkeit<br />

für ein festes Muster unter<br />

0,2% des maximalen Ausgangssignals<br />

liegen soll. Der Sensor ist auch mit einem<br />

elektronischen Verschluß ausgestattet<br />

und wird mit <strong>der</strong> Standard-<br />

CMOS-Technologie von Alcatel Mietec<br />

in 0,7-µm-Geometrie gefertigt. Die<br />

Ibis-Linie soll in Richtung höherer Auflösung<br />

und mit Farbfiltern auf dem Chip<br />

zügig weiterentwickelt werden.<br />

Das Unternehmen IMEC wurde 1984<br />

gegründet und sieht sich mit 750 Mitarbeitern<br />

als Europas führendes, unabhängiges<br />

Forschungszentrum für die<br />

Entwicklung und Lizenzierung von mo<strong>der</strong>nen<br />

Technologien <strong>der</strong> Mikroelektronik.<br />

Die 150-mm-CMOS-Pilotlinie für<br />

Submikron-Strukturen wurde 1994<br />

nach ISO 9001 zertifiziert. Die Forschungs-<br />

und Entwicklungsaktivitäten<br />

bei IMEC konzentrieren sich auf neue<br />

Entwurfsverfahren, mit denen die Entwicklung<br />

komplexer elektronischer Systeme<br />

wesentlich beschleunigt werden<br />

soll. Weitere Arbeiten betreffen die Entwicklung<br />

von Prozeß-Technologie für<br />

die nächste Generation <strong>der</strong> ULSI-<br />

Chips, Multichip-Module, nichtflüchtige<br />

Speicher, optoelektronische Komponenten,<br />

Sensoren, Mikrosysteme und<br />

Solarzellen.<br />

FERNSEH- UND KINO-TECHNIK 52. Jahrgang Nr. 1+2/1998 51

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