Vortragsreihe „Quo vadis, Kinderbuch

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eben Thomas Minssen, ebenfalls Mitgründer und Verlagsleiter, zudem verantwortlich für Programm und Lektorat). Multiplikatoren Von den Buchhändlern/Buchhändlerinnen und Bibliothekaren/Bibliothekarinnen und anderen Multiplikatoren (Stichwort „Leseförderung“ > Lehrer/Erzieher) erreicht den Verlag immer wieder die Information, dass Kunden erst auf die Bajazzo-Produkte aufmerksam gemacht werden müssten. Die Vermittlungsarbeit der Multiplikatoren spielt dementsprechend eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Endkunden. Die Frage aus dem Publikum, ob der Verlag Aufklärungsarbeit in Schulen und Kindergärten über seine Produkte betreibe, verneint Rösli und begründet dies mit eventuell fehlender Distanz ihrerseits zu den Projekten. Werbung Zweimal im Jahr (Frühjahr und Herbst) gibt es eine Katalogsvorschau, welche die Novitäten und eine Auswahl der Backlist enthält. Diese wird an ca. 5.000 Buchhändler und weitere Multiplikatoren (auch Schulen, Kindergärten) sowie ausgewählte Presse-Organe im deutschsprachigen Raum verschickt. Letztere können Rezensionsexemplare anfordern. Ab und zu produziert der Verlag Plakate (z.B. eines zum zehnjährigen Jubiläum), aufgrund zu hoher Kosten verzichtet Bajazzo auf die Verteilung von „Give-Aways“. Bajazzo ist jährlich auf der Frankfurter wie Leipziger Buchmesse vertreten, sowie auf der internationalen Kinderbuchmesse in Bologna und auf weiteren kleineren Messen in Deutschland und der Schweiz. Als bestes Werbemittel identifiziert Rösli Rezensionen in Zeitschriften/Zeitungen wie der FAZ, der ZEIT etc. Zumeist, allerdings nicht immer, würden sich positive Besprechungen auf die Verkäufe auswirken. Vertriebswege Der Verlag beschäftigt freie Handelsvertreter im deutschsprachigen Raum (sechs für die verschiedenen Bundesländer in Deutschland, zwei für die Schweiz und einen für Österreich), die aber auch andere Verlage vertreten und zweimal im Jahr die Buchhandlungen besuchen. Die kleineren Sortimente sind die klassischen Abnehmer der Produkte von Kleinverlagen wie Bajazzo. Die Entwicklungen zur Konzentration in der Buchhandelsbranche, bei der große Buchhandelsketten wie Hugendubel die kleinen Buchhandlungen verdrängen und aufkaufen, stellt somit für Kleinverlage ein existenzielles Problem dar. Beim Bajazzo-Verlag bemerke man allerdings noch keine spürbaren konkreten Folgen dieser Entwicklung. Bajazzo nutzt auch den Vertriebsweg über die Barsortimente, auch wenn dieser Kanal für den Kleinverlag weniger rentabel ist als der Weg über die Direktbestellung eines Sortimenters. 40–50% der bestellten Produkte Bajazzos werden über die Zwischenbuchhändler geordert. Rösli merkt an, dass eigentlich mehr Besuche der Buchhandlungen und Barsortimente vonnöten wären, um persönlich einen Eindruck vom Markt zu gewinnen. Vertriebskooperation KuK Die KuK (Kooperation unabhängiger Kinderbuchverlage) ist eine Vertriebskooperation der fünf Kinderbuch-Verlage Bajazzo, Jungbrunnen, Kinderbuchverlag Wolff, Kindermann und Peter Hammer. Die Kooperation stellt den Versuch dar, durch z.B. 2
gemeinsame Treffen, Informationen und Erfahrungen auszutauschen, „gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen für den Buchhandel“ und gemeinsame Messeauftritte (z.B. geplant für die Leipziger Buchmesse 2009) durchzuführen und dem Buchhandel spezielle Angebote zu machen, die aufgrund der hohen Kosten nur in Kooperation zu realisieren sind. Beispielsweise gibt es seit dem Herbst ein gemeinsames Paket der Verlage für den Buchhandel, das verschiedene Spitzentitel der fünf Verlage sowie ein Mobile, Plakate und Prospekte enthält. Diese Paket-Aktion rief durchaus positive Reaktionen bei den Händlern und auch in der Fachpresse hervor, allerdings war sie auch mit einem hohen Kommunikations-Aufwand verbunden (ca. 400 Mails gingen zwischen den Verlagen bezüglich dieses Projektes hin und her, so die Vortragende), und statt der anvisierten 200 Stück verkauften die Verlage gerade einmal 78 Stück bis dato. Der Kosten-Nutzen-Faktor sei sehr schwer abwägbar bei solchen Aktionen, resümiert Rösli. Drei Mal erschien bis jetzt das gemeinsame Magazin Große Bücher für kleine Leute, das dem Endkunden die Verlage präsentiert und auch z.B. Autoren- Interviews und Gewinnspiele beinhaltet. Ein langfristiges Ziel der fünf Verlage könnte ein gemeinsamer Vertreterstab oder eine Art zentraler Vertriebsleiter darstellen, der die Verlag zusammen beim Buchhandel repräsentiert. Dies scheitert momentan jedoch daran, dass die einzelnen Verlage jeweils diverse regionale Vertreter haben, die ihnen als unentbehrlich erscheinen. Auch das Konzept einer gemeinsamen Verlagsvorschau der fünf Verlage erscheint als nicht umsetzbar, da ein solcher Katalog wahrscheinlich „telefonbuchdick“ wäre und so die Buchhändler nicht ansprechen würde. Hits und Flops Meistens kristallisieren sich jedes Jahr ein bis zwei Titel des Bajazzo-Jahresprogramms heraus, die sich zu Longsellern entwickeln (ca. 10.000 bis 30.000 abgesetzte Exemplare). Diese starken Titel dienen auch der Mitfinanzierung der „Flops“, jenen ein bis zwei Titeln pro Jahr, von denen teilweise nicht mehr als 500 Exemplare abgesetzt werden. Zu einem dieser Longseller zählt z.B. Martin Baltscheits Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte (10. Auflage 2002), das pädagogische Elemente enthält und auch viel in Schulen gelesen wird. Dieses Buch hat sich in Deutschland als eine Art „Türöffner“ für den Verlag entwickelt. Ein weiteres Beispiel eines Longsellers ist Claudine Desmarteaus Als Mama noch ein braves Mädchen war, das 2001 mit einer Auflage von 1500 Exemplaren startete und mittlerweile in der 14. Auflage erscheint. Der Erfolg des Buches kam für den Verlag völlig unerwartet und machte ihn bei engagierten Buchhändlern bekannt. Ab und an wagt Bajazzo auch mal „Experimente“ wie z.B. Heinz Janischs Buch Bärensache von 2008, das drei verschieden illustrierte Versionen derselben Geschichte beinhaltet. Trotz der interessanten Idee, die die Verleger bei diesem Buch sahen, verkauft es sich eher schleppend und das Konzept findet weniger Anklang als erwartet bei den Lesern. Meist wird die Auflagenzahl bei Erstauflagen auf 2.000 Exemplare angesetzt, die meisten Titel verkaufen sich zwischen 1.500 und 2.500 Mal. Umsatz und wirtschaftliche Lage des Verlags Bajazzo schreibt nach wie vor rote Zahlen. Der Verlag wäre ohne Subventionen nicht lebensfähig, hat aber eine Mäzenin, die seine wirtschaftliche Existenz seit zehn Jahren sichert und mit deren Zuschüssen auch kalkuliert wird. Im letzten Jahr hatte der Verlag beispielsweise ein Defizit von 200.000 € (400.000 € Einnahmen, 600.000 € Ausgaben). Der „Deckungsbeitrag“ wird derzeit demnach nur zu ca. 70% 3
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