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InForm - Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen an der RWTH ...

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<strong>InForm</strong><br />

Ausgabe 1/2011<br />

Newsletter des <strong>Lehrstuhl</strong>s für <strong>Verbrennungskraftmaschinen</strong> Aachen<br />

Aktuelles 1-2<br />

Forschung & Technik 3-9<br />

Seminare 10<br />

Impressum 10<br />

AKTUELLES<br />

Ausbau <strong>der</strong> technischen Gebäudeausstattung<br />

im Forschungsbau Center<br />

for Mobile Propulsion (CMP)<br />

Nach Beendigung <strong>der</strong> Rohbauphase hat <strong>der</strong> Bauund<br />

Liegenschaftsbetrieb Aachen (BLB) im März<br />

zum Richtfest eingeladen. Vor den geladenen<br />

Gästen aus Politik, Wirtschaft und Hochschule<br />

betonte <strong>RWTH</strong> Rektor Prof. Schmachtenberg die<br />

Stärkung <strong>der</strong> Forschung auf dem Gebiet <strong>der</strong> mobilen<br />

Antriebstechnik durch den Forschungsbau<br />

CMP. Dabei soll durch den Ansatz einer echtzeitvernetzten<br />

Laborumgebung die Zusammenarbeit<br />

von verschiedenen Lehrstühlen und Instituten<br />

verbessert und die interdisziplinäre Forschung<br />

intensiviert werden.<br />

Damit die komplexe TGA schon vor Fertigstellung<br />

des Gebäudes getestet werden k<strong>an</strong>n, werden parallel<br />

zur Inbetriebnahme dieser die Prüftechnikkomponenten<br />

installiert. Damit lässt sich die allgemeine<br />

Funktionalität <strong>der</strong> TGA sowie die notwendige<br />

Kommunikation zwischen den technischen Gewerken<br />

testen und prüfen. Insbeson<strong>der</strong>e gilt dies<br />

für sicherheitsrelev<strong>an</strong>te Funktionen. Ein voller<br />

Funktionstest mit Volllastabnahme ist jedoch erst<br />

mit mehreren betriebsbereiten Laboren möglich. Im<br />

Endausbau sollen zeitgleich 1800 kW Wellenleistung<br />

in den Prüfständen abgerufen werden können.<br />

Um die Funktionstüchtigkeit <strong>der</strong> Rückkühlung<br />

<strong>der</strong> <strong>an</strong>fallenden Wärmelasten testen zu können,<br />

soll im Sommer 2012 ein Volllasttest durchgeführt<br />

werden.<br />

Den aktuellen St<strong>an</strong>d einer Prüfzelle zeigt Abb. 2.<br />

Das Labor wird in Zukunft für die Untersuchung von<br />

NFZ-Motoren bis zu einer Leistungsklasse von<br />

600 kW eingesetzt.<br />

Abb. 1: Aktueller Baustatus Center for Mobile<br />

Propulsion<br />

Seit März wird in <strong>der</strong> Prüfst<strong>an</strong>dshalle und im Bürogebäude<br />

<strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> technischen Gebäudeausstattung<br />

(TGA) durchgeführt. Diese Arbeiten<br />

werden durch die hohen Anfor<strong>der</strong>ungen von<br />

<strong>der</strong> Forschungsprogrammatik und <strong>der</strong> sich daraus<br />

ergebenden Komplexität noch bis Anf<strong>an</strong>g 2012<br />

<strong>an</strong>dauern. Den aktuellen St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Gebäude<br />

zeigt Abb. 1. Ab kommendem Jahr wird die Innenausstattung<br />

<strong>der</strong> Gebäude erfolgen, bevor die<br />

ersten <strong>RWTH</strong> Mitarbeiter im April 2012 in den<br />

Neubau einziehen können.<br />

Abb. 2: Prüflabor für Nutzfahrzeugmotoren bis<br />

zu einer Leistungsklasse von 600 kW<br />

Dr.-Ing. Dieter Seebach<br />

Tel.: +49 241 80-95357<br />

Fax: +49 241 80-92630<br />

seebach@vka.rwth-aachen.de<br />

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VKA Newsletter, Ausgabe 1/2011<br />

Jubiläumsjahr 2011<br />

20. Aachener Kolloquium<br />

Fahrzeug- und Motorentechnik<br />

Das erste Aachener Kolloquium „Fahrzeug- und<br />

Motorentechnik“ wurde 1987 unter <strong>der</strong> Leitung<br />

<strong>der</strong> Professoren Jürgen Helling und Fr<strong>an</strong>z Pischinger<br />

(Abb. 1) am Technologiest<strong>an</strong>dort Aachen<br />

ins Leben gerufen. In insgesamt 41 Vorträgen<br />

wurden damals aktuelle Themen, wie die<br />

„Steuerung und Regelung des Zündwinkels am<br />

Ottomotor im Instationärbetrieb“, das „Zweimassenschwungrad“<br />

für einen besseren Fahrkomfort<br />

und die „elektronische Antriebsschlupfregelung<br />

ASR und ihre Integration in das Antiblockiersystem<br />

ABS“ vorgestellt und diskutiert – Aufgabenstellungen,<br />

die längst ihren Weg in die Großserie<br />

und somit in nahezu jedes mo<strong>der</strong>ne Fahrzeug<br />

gefunden haben.<br />

Abb. 2: Prof. S. Pischinger, Prof. L. Eckstein<br />

Abb. 1: Prof. J. Helling, Prof. F. Pischinger<br />

Schon damals stellten neben <strong>der</strong> FEV GmbH<br />

und dem Institut für Kraftfahrzeuge (ika) fünf weitere<br />

Firmen ihre neusten Entwicklungen in <strong>der</strong><br />

begleitenden Fachausstellung vor.<br />

Inzwischen ist die fachliche Leitung <strong>der</strong> nächsten<br />

Generation übergeben worden. 1998 übernahm<br />

auf Seite des VKA Herr Professor Stef<strong>an</strong><br />

Pischinger und 2010 auf Seite des ika Professor<br />

Lutz Eckstein die Leitung des Aachener<br />

Kolloquiums (Abb. 2). Seit dem ersten Kolloquium<br />

sind renommierte Referenten aus <strong>der</strong> nationalen<br />

und internationalen Automobilindustrie<br />

und Forschung ein Gar<strong>an</strong>t für Qualität, Aktualität<br />

und interess<strong>an</strong>te Diskussionen. Beim traditionellen<br />

Festabend haben die Teilnehmer Gelegenheit,<br />

begleitet von kulinarischen und musikalischen<br />

Höhepunkten, in entsp<strong>an</strong>nter Atmosphäre<br />

einen fröhlichen Abend in den historischen<br />

Gebäuden <strong>der</strong> Stadt Aachen zu verbringen<br />

(Abb. 3). Für Begleitpersonen wird in jedem<br />

Jahr ein attraktives Rahmenprogramm<br />

zusammengestellt.<br />

Abb. 3: Festabend im Krönungssaal 1995<br />

Damals wie heute kommen Experten und Entscheidungsträger<br />

aus Forschung und Entwicklung<br />

zusammen (Abb 4). Mit über 1800 Teilnehmern<br />

aus über 25 Nationen und über 60 Ausstellern<br />

2011 hat sich das Aachener Kolloquium<br />

Fahrzeug- und Motorentechnik zur wichtigsten<br />

und größten Ver<strong>an</strong>staltung dieser Br<strong>an</strong>che in<br />

Europa entwickelt.<br />

Abb. 4: Eröffnungssession 2011<br />

Birgit Schaefer-Hamm<br />

Tel.: +49 241 80-25340<br />

hamm@vka.rwth-aachen.de<br />

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VKA Newsletter, Ausgabe 1/2011<br />

CO 2 -Reduktion durch hubraumreduzierte<br />

Ottomotoren und eth<strong>an</strong>olhaltige<br />

Biokraftstoffe<br />

Die Gesetzgebung for<strong>der</strong>t für Europa eine schrittweise<br />

Reduzierung <strong>der</strong> für 2012 festgeschriebenen<br />

CO 2 -Grenzwerte von 130 g/km auf 95<br />

g/km bis 2020. Dies entspricht einer Reduktion<br />

des <strong>der</strong>zeitigen durchschnittlichen Flottenverbrauchs<br />

um 27 %. Die Erreichung dieses<br />

Ziels wird ohne eine deutliche Wirkungsgradverbesserung<br />

des gesamten Antriebsstr<strong>an</strong>ges nicht<br />

möglich sein.<br />

CO 2 Son<strong>der</strong>forschungsprogramm<br />

Motorauslegung<br />

HP Kraftstoffrail<br />

NW Sensor<br />

Zylin<strong>der</strong>kopfabguss<br />

Zündsystem (90 mJ)<br />

HD Kraftstoffpumpe<br />

HDEV<br />

CVVT<br />

Aktuierung <strong>der</strong> CVVT<br />

Wasserpumpe mit elektromagnetischer<br />

Aktuierung<br />

Ölpumpe<br />

Integrierter gekühlter<br />

Abgaskrümmer<br />

Abgasturbola<strong>der</strong><br />

Motorblock OM660<br />

Mech<strong>an</strong>ischer La<strong>der</strong><br />

Abb. 1: Hubraumreduzierter Ottomotor mit Benzin-Direkteinspritzung<br />

Die europäische Direktive 2009/28/EC schreibt<br />

zudem bis zum Jahr 2020 einen Anteil biogener<br />

Kraftstoffe von 10 % innerhalb des Tr<strong>an</strong>sportsektors<br />

vor. Zur Erfüllung dieser Ziele sollen im Ottomotor<br />

hochokt<strong>an</strong>ige Biokraftstoffe (wie z. B.<br />

E20 o<strong>der</strong> E85) verwendet werden. Eth<strong>an</strong>olkraftstoffe<br />

weisen im Vergleich zu konventionellen<br />

Ottokraftstoffen eine höhere Verdampfungsenthalpie<br />

und Klopffestigkeit auf. Die damit einhergehenden<br />

verbesserten Verbrennungsschwerpunktlagen<br />

verbunden mit einem geringeren<br />

heizwertbezogenen CO 2 -Ausstoß zeigen ein<br />

Reduktionspotential des Kraftstoffverbrauchs auf.<br />

Die Verkleinerung des Hubvolumens in Verbindung<br />

mit Aufladung und Kraftstoff Direkteinspritzung<br />

stellt in allen Fahrzeugklassen eine attraktive<br />

Maßnahme dar, den Kraftstoffverbrauch des<br />

Fahrzeuges bei gleichen Fahrleistungen um bis<br />

zu 15 % zu senken. Im Volumensegment <strong>der</strong><br />

unteren Mittelklasse sowie in <strong>der</strong> Kleinwagenklasse<br />

ist weiterhin ein Trend zur Reduktion <strong>der</strong><br />

Zylin<strong>der</strong>zahl zu beobachten.<br />

Ziel des aktuellen FVV Forschungsvorhabens Nr.<br />

1041 „Downsizing with biofuels“ am <strong>Lehrstuhl</strong> für<br />

<strong>Verbrennungskraftmaschinen</strong> ist die Auslegung,<br />

Konstruktion und <strong>der</strong> Aufbau eines hochaufgeladenen<br />

direkteinspritzenden 3-Zylin<strong>der</strong>-<br />

Ottomotors mit einem Gesamthubvolumen von<br />

0.8 l speziell für Biokraftstoffe (E20, E85). Abb. 1<br />

zeigt den mittels CAE Methoden ausgelegten<br />

Motor und die während <strong>der</strong> Konzeptphase beteiligten<br />

Projektpartner des Arbeitskreises.<br />

Die signifik<strong>an</strong>te Hubraumreduktion verglichen zu<br />

aktuellen Pkw Motoren und die damit verbundene<br />

höhere spezifische Belastung <strong>der</strong> Motorbauteile<br />

führen zu steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> die<br />

Thermomech<strong>an</strong>ik und das Kühlsystems des Motors.<br />

Abb. 2 zeigt die berechnete Temperaturverteilung<br />

innerhalb des Zylin<strong>der</strong>kopfes. Durch einen<br />

entsprechend <strong>der</strong> Nennleistung dimensio-<br />

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VKA Newsletter, Ausgabe 1/2011<br />

nierten Wasserm<strong>an</strong>tel können kritische Bauteilbelastungen<br />

vermieden und ein sicherer Motorbetrieb<br />

gewährleistet werden. Begrenzt wird das<br />

Einlass<br />

Auslass<br />

Temperatur<br />

Abb. 2: Berechnete Temperaturverteilung im<br />

Zylin<strong>der</strong>kopf<br />

Downsizing bei Verbrennungsmotoren mit sehr<br />

kleinen Hubvolumen durch den verzögerten Ladedruckaufbau<br />

aktuell verfügbarer Aufladetechnik.<br />

Dieser Zielkonflikt wird durch die Adaption<br />

einer zweistufigen Aufladeeinheit mit <strong>der</strong> Kombination<br />

eines mech<strong>an</strong>ischen La<strong>der</strong>s und eines<br />

Abgasturbola<strong>der</strong>s gelöst. So soll das gefor<strong>der</strong>te<br />

Ansprechverhalten bei gleichzeitiger Darstellung<br />

eines Verbrauchsvorteils gegenüber einem hubraumgroßen<br />

Motor realisiert werden. Abb. 3<br />

zeigt das Drehzahl-Last-Kennfeld des neu entwickelten<br />

hubraumreduzierten 3 Zylin<strong>der</strong> Otto-DI-<br />

Motors.<br />

Durch den Betrieb mit einem mech<strong>an</strong>ischen<br />

Kompressor k<strong>an</strong>n im unteren Drehzahlbereich<br />

ein ausreichendes Drehmoment zur Verfügung<br />

[°C]<br />

gestellt werden. Bei einer Drehzahl von n = 2000<br />

1/min erreicht <strong>der</strong> Motor einen indizierten Mitteldruck<br />

von über 26 bar. Ab einer Motordrehzahl<br />

von n = 2500 1/min stellt <strong>der</strong> Abgasturbola<strong>der</strong><br />

einen ausreichenden Ladedruck zur Verfügung<br />

und <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ische La<strong>der</strong> k<strong>an</strong>n durch eine<br />

Kupplung getrennt werden. Damit erreicht <strong>der</strong><br />

Motor bei n = 5500 1/min spezifische Leistungen<br />

von über 120 kW / l.<br />

Weiterhin zeigt das Motorkennfeld den Bereich,<br />

indem <strong>der</strong> Motor bei Betrieb mit konventionellen<br />

Kraftstoffen (ROZ 95) aus Gründen des Bauteilschutzes<br />

und <strong>der</strong> Klopfneigung unterstöchimetrisch,<br />

d.h. mit Kraftstoffüberschuss, betrieben<br />

werden muss.<br />

Die erhöhte Verdampfungsenthalpie eth<strong>an</strong>olhaltiger<br />

Kraftstoffe ermöglicht zudem wirkungsgradoptimierte<br />

Zündwinkel. Damit werden späte Verbrennungslagen<br />

und unzulässig hohe Bauteiltemperaturen<br />

vermieden. Im gesamten Kennfeld<br />

ist damit ein stöchiometrischer und kraftstoffsparen<strong>der</strong><br />

Motorbetrieb möglich. Durch die<br />

Adaption eines variablen Ventiltriebes k<strong>an</strong>n <strong>der</strong><br />

Verbrennungsmotor in einem Teil des Kennfeldes<br />

entdrosselt betrieben werden. Hierdurch<br />

können die Ladungswechselverluste des Motors<br />

um bis zu 40 % reduziert werden. Die Verbindung<br />

eines variablen Ventilhubs mit zusätzlichen<br />

Brennraummaskierungen trägt zu einer deutlich<br />

verbesserten Verbrennungsstabilität bei. Damit<br />

k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Teillastverbrauch in zyklusrelev<strong>an</strong>ten<br />

Kennfeldbereichen weiter reduziert werden. An<br />

diesem hochaufgeladenen 3-Zylin<strong>der</strong>-Otto-DI<br />

Motor können die Grenzen zukünftiger Ottomotoren<br />

bezüglich <strong>der</strong> Auslegung <strong>der</strong> Auflade-<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Indizierter Mitteldruck, p mi<br />

/ bar<br />

Betrieb des mech<strong>an</strong>ischen Verdichters<br />

Notwendige Anfettung bei einem Motorbetrieb<br />

mit konventionellen Kraftstoffen<br />

(hier: ROZ 95)<br />

Stöchiometrischer (λ=1) Motorbetrieb bei<br />

<strong>der</strong> Verwendung alternativer Biokraftstoffe<br />

(hier: E20, E85)<br />

Teilhub zur Reduktion <strong>der</strong> Ladungswechselverluste<br />

0<br />

1000 2000 3000 4000 5000 6000<br />

Motordrehzahl / (1/min)<br />

Abb. 3: Betriebskennfeld eines hubraumreduzierten 3-Zylin<strong>der</strong> Otto-DI-Motors<br />

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VKA Newsletter, Ausgabe 1/2011<br />

aggregate und des Brennverfahrens untersucht<br />

werden. Die Verwendung von Biokraftstoffen<br />

ermöglicht die Darstellung extremer Downsizingpotentiale<br />

und bietet neue Erkenntnisse und Methoden<br />

für zukünftige Anfor<strong>der</strong>ungen. Dabei werden<br />

die Optimierung <strong>der</strong> konventionellen Verbrennungsmotoren<br />

und <strong>der</strong> zunehmende Einsatz<br />

von aus Biomasse erzeugten Kraftstoffen von<br />

Verbesserungen des Getriebes und einer Elektrifizierung<br />

des Antriebsstr<strong>an</strong>gs begleitet. Durch die<br />

Gesamtheit dieser Maßnahmen können die gefor<strong>der</strong>ten<br />

CO 2 Reduktionen erreicht werden.<br />

wird durch Partikel-Schichtablösungen des Kathodenaktivmaterials<br />

von <strong>der</strong> Elektrode ausgelöst,<br />

welche durch häufige Volumenän<strong>der</strong>ungen<br />

während <strong>der</strong> Lade- und Entladezyklen hervorgerufen<br />

werden.<br />

Dipl.-Ing. Thomas Dünschede<br />

Tel.: +49 241 80-98376<br />

duenschede@vka.rwth-aachen.de<br />

Mesoskalare Simulation von Lithium-Ionen-Batterie-Kathoden<br />

Lithium-Ionen-Batterien sind aufgrund ihrer hohen<br />

spezifischen Leistungs- und Energiedichte<br />

moment<strong>an</strong> die beste Wahl für elektrische Traktionsenergie-Speicher.<br />

Eine Lithium-Ionen-<br />

Batterie-Zelle besteht aus einer porösen Kathode<br />

und Anode, welche durch einen Separator getrennt<br />

und mit Elektrolyt gefüllt ist (Abb.1).<br />

Die porösen Elektroden bestehen aus einem<br />

Wirtsaktivmaterial (AM). Sie sind in einer Matrix<br />

aus Bin<strong>der</strong> auf Polymerbasis und optionalen, die<br />

elektrische Leitfähigkeit erhöhenden, Additiven<br />

wie z.B. Ruß eingelagert. Üblicherweise wird<br />

Graphit als negatives Anodenmaterial verwendet.<br />

Als Kathodenmaterial werden häufig Lithium-<br />

Metall-Oxide (LiMO) o<strong>der</strong> Lithium-Eisen-<br />

Phosphate (LiFePO4) eingesetzt.<br />

Sobald Elektronen über einen externen Stromkreis<br />

von einem höheren Potential im Anoden-<br />

Aktivmaterial zum niedrigeren Potential im Katheden-Aktivmaterial<br />

fließen, wird elektrische<br />

Energie tr<strong>an</strong>sportiert. Dieser Vorg<strong>an</strong>g wird von<br />

einem Li + Ionen-Tr<strong>an</strong>sport von <strong>der</strong> Anode zur<br />

Kathode durch den Elektrolyten innerhalb <strong>der</strong><br />

Zelle begleitet. Eine <strong>der</strong> großen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

die für Lithium-Ionen-Batterien gelöst werden<br />

müssen ist <strong>der</strong> Kapazitätsverlust, <strong>der</strong> durch<br />

Vermin<strong>der</strong>ung des elektrischen Kontakts zur Kathode<br />

hervorgerufen wird. Diese Vermin<strong>der</strong>ung<br />

Abb. 1: Aufbau einer Lithium-Ionen-Zelle<br />

Im Rahmen des N<strong>an</strong>oLiBa Projektes wurden am<br />

VKA zum ersten Mal erweiterte mathematische<br />

3D-Modelle entwickelt, um den Einfluss <strong>der</strong> Mikrostruktur<br />

und <strong>der</strong> Verformungen auf die elektrische<br />

Leitfähigkeit zu untersuchen. LiFePO4 hat<br />

gegenüber den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Aktivmaterialen Vorteile<br />

hinsichtlich Kosten und Sicherheit, allerdings gibt<br />

es Probleme bezüglich <strong>der</strong> elektrischen Leitfähigkeit.<br />

Ziel ist es solche Mikrostrukturen zu identifizieren,<br />

welche die elektrische Leitfähigkeit<br />

verbessern können aber nicht die Kapazität verringern.<br />

Zudem sollte die elektrische Leitfähigkeit<br />

des Kathodengemisches und <strong>der</strong> elektrische<br />

Kontaktwi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>d zum Kollektor berechnet werden,<br />

was zwei herausfor<strong>der</strong>nde Parameter in <strong>der</strong><br />

Makro-Elektrochemischen-Analyse von Lithium-<br />

Ionen-Zellen sind.<br />

Ein zufällig arbeiten<strong>der</strong>, dynamischer Kollisionsalgorithmus<br />

wurde entwickelt, um die Charakteristiken<br />

<strong>der</strong> Kathoden-Mikrostruktur, wie Porösität,<br />

Gewichts<strong>an</strong>teile, Partikelgröße und Partikelform<br />

nachzubilden. Ein ausreichend großes repräsentatives<br />

Volumenelement (RVE) wurde<br />

entwickelt, um die Berechnungen zu beschleunigen.<br />

Zur Ver<strong>an</strong>schaulichung ist in Abb. 2 ein<br />

RVE des Kathodenmaterials einer typischen Mikrostruktur<br />

dargestellt.<br />

Die erzeugten Mikrostrukturen wurden <strong>an</strong>schließend<br />

in eine Finite-Elemente-Analyse importiert,<br />

um die Partikeldeformationen während des Ladevorg<strong>an</strong>gs<br />

zu beobachten (Abb. 3). Die Analyse<br />

wurde <strong>an</strong>alog zur Theorie <strong>der</strong> thermischen<br />

Ausdehnung entwickelt, wobei die Lithium Ionen<br />

Konzentration und die partiellen Volumenän<strong>der</strong>ungen<br />

berücksichtigt werden.<br />

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VKA Newsletter, Ausgabe 1/2011<br />

Die Implementierung von variierenden Wi<strong>der</strong>ständen<br />

basiert auf <strong>der</strong> Qu<strong>an</strong>ten-Tunnel-Theorie,<br />

welche eine Wahrscheinlichkeit darstellt, ob ein<br />

Elektron von einem leitenden Material in ein nicht<br />

leitendes Material (den Bin<strong>der</strong>) „tunnelt“ o<strong>der</strong><br />

nicht. Abb. 4 zeigt den Pfad von Elektronen in<br />

einem RVE <strong>der</strong> Kathode. Die entwickelten Modelle<br />

werden benutzt, um den elektrischen<br />

Tr<strong>an</strong>sport in <strong>der</strong> Kathode für verschiedene Mikrostrukturen<br />

zu untersuchen. Es wurde entdeckt,<br />

dass mit Kohlenstoff umhüllte LiFePO4-<br />

N<strong>an</strong>opartikel den größten Einfluss haben, um die<br />

elektrische Leitfähigkeit zu verbessern.<br />

Diese Methode k<strong>an</strong>n den <strong>der</strong>zeitig eingesetzten<br />

Ruß ersetzen. Zudem wurde herausgefunden,<br />

dass die Ablösung von Aktivmaterial auf <strong>der</strong><br />

Elektrode, d.h. Erhöhung des Kontaktwi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>des<br />

mit Hilfe von Mikrostrukturen, wie einem<br />

rauen Kollektor, kleiner Porosität, kleine Partikelgröße<br />

in Tellerform und Ruß verbessert werden<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Abb. 2: Ein RVE eines virtuellen Kathodenaufbaus<br />

Die Ablösung <strong>der</strong> Elektrode wurde simuliert, indem<br />

das Adhäsionsgesetz eingesetzt wurde, um<br />

die V<strong>an</strong>-<strong>der</strong>-Waals Kräfte zwischen Elektrode<br />

und Polymer zu simulieren. Das Adhäsionsgesetz<br />

k<strong>an</strong>n aus den Lenard-Jones-Potentialen<br />

zwischen den einzelnen Atomen hergeleitet werden.<br />

Es wurden lineare Elastizitätsmaterialeigenschaften<br />

für die Partikel und hyper-elastische Materialeigenschaften<br />

für die Polymer-Bin<strong>der</strong> verwendet.<br />

Die Effekte <strong>der</strong> Elektrolytlösung auf die Steifigkeit<br />

wurden ebenfalls berücksichtigt. Um den elektrischen<br />

Tr<strong>an</strong>sport zu bestimmen, muss das RVE<br />

zudem elektrisch untersucht werden. Dazu werden<br />

zufällige Potentialdifferenzen auf zwei gegenüberstehenden<br />

RVE Oberflächen erzeugt und<br />

allen Zwischenpartikeln und Partikel/Elektrode-<br />

Übergängen elektrische Wi<strong>der</strong>stände zugeordnet,<br />

welche exponentiell mit <strong>der</strong> Entfernung<br />

wachsen.<br />

Abb. 3 Verformung im RVE<br />

Abb. 4: Interpartikuläre Elektronenw<strong>an</strong><strong>der</strong>ung<br />

Die vorgestellten Ansätze können in einer dreidimensionalen<br />

elektrochemischen Analyse kombiniert<br />

werden um die Interaktionen <strong>der</strong> Elektronen<br />

und den Li-Ionen Tr<strong>an</strong>sport zu <strong>an</strong>alysieren.<br />

Dies eröffnet die Möglichkeit genauere Einblicke<br />

in die Alterungsmech<strong>an</strong>ismen von Lithium Ionen<br />

Batterie zu erl<strong>an</strong>gen.<br />

Dipl.-Ing. Ali Awarke und<br />

Dipl.-Ing. Jens Bockstette<br />

Tel.: +49 241 80-95350<br />

awarke@vka.rwth-aachen.de<br />

bockstette@vka.rwth-aachen.de<br />

D<strong>an</strong>ksagung<br />

Die vorgestellten Ergebnisse sind im Rahmen<br />

des Boost-Fund-Projektes "N<strong>an</strong>oLiBa" entst<strong>an</strong>den,<br />

welches durch die Exzellenzinitiative des<br />

Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zur För<strong>der</strong>ung von Wissenschaft<br />

und Forschung <strong>an</strong> deutschen Hochschulen<br />

geför<strong>der</strong>t wird.<br />

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VKA Newsletter, Ausgabe 1/2011<br />

Simulation des Dieseleintrages ins<br />

Motoröl im Regenerationsbetrieb<br />

Heutige PKW-Dieselmotoren enthalten neben<br />

dem Diesel Oxidation Katalysator (DOC) zur Reduktion<br />

von HC- und CO-Emissionen einen Diesel<br />

Partikelfilter (DPF) zur Reduktion <strong>der</strong> Rußemissionen.<br />

Zur Regeneration des beladenen<br />

DPF werden Abgastemperaturen von bis zu<br />

650 °C benötigt. Diese können mit einer Spätverstellung<br />

<strong>der</strong> Haupt- und Nacheinspritzung<br />

ohne einen zusätzlichen Brenner o<strong>der</strong> Injektor in<br />

<strong>der</strong> Abgas<strong>an</strong>lage erreicht werden. Für den Betrieb<br />

bei hohen Lasten ist die Spätverstellung <strong>der</strong><br />

Haupteinspritzung ausreichend um die gefor<strong>der</strong>ten<br />

Abgastemperaturen zu erreichen. Für niedrige<br />

Lasten ist hingegen eine Nacheinspritzung<br />

notwendig. Diese zur Regeneration notwendigen<br />

Nacheinspritzungen können in zwei Klassen unterteilt<br />

werden. In frühe Nacheinspritzungen,<br />

welche im Zylin<strong>der</strong> zünden und fast vollständig<br />

verbrennen und späte Nacheinspritzungen die<br />

Aufgrund <strong>der</strong> geringen Zylin<strong>der</strong>temperatur nicht<br />

zünden. Nicht zündende Nacheinspritzungen<br />

führen zu einer hohen Konzentration <strong>an</strong> unverbr<strong>an</strong>nten<br />

Kohlenwasserstoffen im Abgas, welche<br />

im DOC mit Sauerstoff reagieren und die Abgastemperatur<br />

vor dem DPF erhöhen. Diese späten<br />

Nacheinspritzungen haben den Vorteil, dass kein<br />

Drehmoment generiert wird und dass die Wärmeverluste<br />

stromauf des DOC geringer ausfallen<br />

als bei Nacheinspritzungen die im Zylin<strong>der</strong> zündenden.<br />

Daher stellt die späte Nacheinspritzung<br />

eine effektive Strategie dar um die für die Abgasnachbeh<strong>an</strong>dlung<br />

hohen Regenerationstemperaturen<br />

zu erzeugen. Jedoch weist <strong>der</strong> Einspritzstrahl<br />

<strong>der</strong> späten Nacheinspritzung aufgrund<br />

<strong>der</strong> fehlenden Abschirmung <strong>der</strong> Kolbenmulde<br />

und <strong>der</strong> geringen Gasdichte im Brennraum<br />

eine erhöhte Eindringtiefe auf, was dazu<br />

führt das Kraftstoff den Ölfilm am Liner erreicht.<br />

Dies hat zur Folge, dass ein Teil <strong>der</strong> durch die<br />

Nacheinspritzung eingebrachten Kraftstoffmasse<br />

in den Ölfilm eingetragen wird, was wie<strong>der</strong>um zu<br />

einer Verdünnung des Motoröls mit Kraftstoff<br />

führt. Im heute üblichen Entwicklungsprozess<br />

wird <strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong> Einspritzstrategie während<br />

<strong>der</strong> Regeneration auf die Ölverdünnung erst spät<br />

mit aufwendigen Motorversuchen ermittelt. Ziel<br />

des Forschungsvorhabens „Diesel in Öl“ ist daher<br />

die Entwicklung einer Berechnungsmethode,<br />

welche die Bewertung <strong>der</strong> Einspritzstrategie hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Ölverdünnung ermöglicht. Zur Berechnung<br />

des Kraftstoffeintrages in den Ölfilm<br />

wurden 3D-CFD Simulationen durchgeführt, welche<br />

mit Messungen <strong>an</strong> einem 1-Zylin<strong>der</strong> Forschungsaggregat<br />

und einem Tr<strong>an</strong>sparentmotor<br />

abgeglichen wurden.<br />

Motorversuche<br />

Zur Bestimmung des Kraftstoffeintrages in den<br />

Ölfilm wurden Motorversuche <strong>an</strong> einem 1 Zylin<strong>der</strong><br />

Forschungsmotor und einem geometrisch<br />

gleichen Tr<strong>an</strong>sparentmotor durchgeführt. Die<br />

Motordaten sind in folgen<strong>der</strong> Tab. 1 dargestellt.<br />

Bohrung<br />

75 mm<br />

Hub<br />

88.3 mm<br />

Hubraum<br />

390 cm3<br />

Verdichtungsverhältnis 15<br />

Einspritzsystem Bosch CRIP 3 (Piezo)<br />

Tab. 1: Motordaten des Versuchsträgers<br />

Mit beiden Motoren wurden verschiedene Einspritzstrategien<br />

bei dem Betriebspunkt 2000<br />

1/min und 4.3 bar indizierten Mitteldruck durchgeführt.<br />

Der Einspritzdruck betrug 720 bar. Die<br />

Einspritzzeitpunkte und die entsprechende Ansteuerdauer<br />

des Injektors sind in Abb. 1 dargestellt.<br />

10.5<br />

OP 1<br />

9<br />

OP 2<br />

7.5<br />

OP 3<br />

6<br />

OP 4<br />

4.5<br />

OP 5<br />

3<br />

OP 6<br />

1.5<br />

OP 7<br />

0<br />

300 μs<br />

365 μs<br />

180 μs<br />

33 60 65 70 110 120<br />

α [°CA ATDC]<br />

30 60 90 120<br />

Abb. 1: Nacheinspritzungsparameter für die<br />

untersuchten Operationspunkte<br />

Mit den Operationspunkten (OP) 1, 2 und 5 wurde<br />

<strong>der</strong> Einfluss einer zündenden Nacheinspritzung<br />

und mit OP 3, 6 und 7 <strong>der</strong> Einfluss einer<br />

nicht zündenden Nacheinspritzung auf die Ölverdünnung<br />

untersucht. OP 4 und 7 enthalten statt<br />

einer Nacheinspritzung zwei aufein<strong>an</strong><strong>der</strong>folgende<br />

Nacheinspritzungen mit kurzer Ansteuerdauer.<br />

Abb. 2 zeigt den Messaufbau des Tr<strong>an</strong>sparentmotors.<br />

Dieser besitzt eine Kolbenmulde aus<br />

Glas, welche es ermöglicht vom Kurbelgehäuse<br />

in den Brennraum zu schauen. Des Weiteren<br />

besteht ein optischer Zug<strong>an</strong>g durch ein Fenster<br />

im Liner. Zur Visualisierung <strong>der</strong> Einspritzstrahlen<br />

wurde die Mie-Streulichtmethode verwendet.<br />

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Im folgendem werden die optischen Messungen<br />

<strong>der</strong> Operationspunkte 2 und 7 diskutiert. Abb 3<br />

zeigt die Aufnahmen von OP 2. Die obere Reihe<br />

Light sheet<br />

Setup 1<br />

Setup 2<br />

k<strong>an</strong>n beobachtet werden, dass <strong>der</strong> Spraywinkel<br />

<strong>der</strong> Einspritzung mit geringer Ansteuerdauer<br />

deutlich breiter ausfällt als für Einspritzungen bei<br />

denen <strong>der</strong> Injektor vollständig öffnet.<br />

Window<br />

cassette<br />

Prelonged<br />

Piston with<br />

tr<strong>an</strong>sparent<br />

ω-bowl<br />

Mirror<br />

Scattered <strong>an</strong>d<br />

radiated<br />

Light<br />

Abb. 2: Messaufbau des Tr<strong>an</strong>sparentmotors<br />

zeigt die Strahlausbreitung <strong>der</strong> ersten Nacheinspritzung<br />

in <strong>der</strong> Ansicht von unten (links) und <strong>der</strong><br />

Sicht durch das Seitenfenster im Liner (rechts).<br />

Es ist kein Auftreffen des Strahls auf dem Liner<br />

zu beobachten, aber die Spitzen des Einspritzstrahls<br />

zeigen den Beginn <strong>der</strong> Zündung. Die untere<br />

Reihe von Abb. 3 zeigt die Strahlausbreitung<br />

<strong>der</strong> zweiten Nacheinspritzung. Hier k<strong>an</strong>n ein<br />

deutliches Auftreffen des Einspritzstrahles auf<br />

dem Liner beobachtet werden. Abb. 4 zeigt die<br />

Ergebnisse von OP 7 mit <strong>der</strong> geteilten Einspritzung<br />

bei 110 °KW und 120 °KW n. ZOT mit kurzen<br />

Ansteuerzeiten. Durch die geringe Ansteuerdauer<br />

öffnet <strong>der</strong> Injektor nicht vollständig, was zu<br />

einem geringeren Impuls des Einspritzstrahles<br />

und somit zu einer geringeren Eindringtiefe führt.<br />

Abb. 3: Optische Aufnahmen <strong>der</strong> Nacheinspritzung<br />

bei 33 °KW und 70 °KW n. ZOT des<br />

OP 2.<br />

Der Kraftstoff erreicht nicht den Liner und führt<br />

somit nicht zu einer Ölverdünnung. Zusätzlich<br />

Abb. 4: Optische Aufnahmen <strong>der</strong> Nacheinspritzung<br />

bei 110 °KW und 120 °KW n. ZOT<br />

des OP 7.<br />

Am 1-Zylin<strong>der</strong> Forschungsmotor wurde <strong>der</strong> Kraftstoffeintrag<br />

ins Motoröl mit <strong>der</strong> “Diesel Loss” Methode<br />

bestimmt. Hierbei wurde die Abweichung<br />

des aus <strong>der</strong> Luftmassen- und Kraftstoffmessung<br />

bestimmten Luft-Kraftstoffverhältnisses und des<br />

aus <strong>der</strong> Abgasmessung bestimmten Luft- Kraftstoffverhältnisses<br />

benutzt um den Kraftstoffeintrag<br />

ins Motoröl zu bestimmen. Dadurch, dass<br />

<strong>der</strong> Kraftstoff, <strong>der</strong> in das Motoröl eindringt, nicht<br />

im Abgas vorh<strong>an</strong>den ist, ist das Luft-Kraftstoffverhältnis<br />

im Abgas höher als das welches über<br />

die Luft- und Kraftstoffmasse bestimmt wird. Aus<br />

<strong>der</strong> Differenz lässt sich <strong>der</strong> Kraftstoffeintrag ermitteln.<br />

Am 1-Zylin<strong>der</strong> sind die gleichen Einspritzstrategien<br />

untersucht worden wie am Tr<strong>an</strong>sparentmotor.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Diesel Loss sind in Abbildung<br />

5 dargestellt.<br />

Diesel Loss [%]<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1.7 2<br />

22.7<br />

1.2<br />

27.8<br />

32.6<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Operation Point<br />

Abb. 5: Ergebnisse <strong>der</strong> “Diesel Loss”<br />

Messungen<br />

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Es ist zu erkennen, dass die OP 3,5 und 6 mit<br />

späten Nacheinspritzungen einen erhöhten Diesel<br />

Loss und somit ein erhöhter Kraftstoffeintrag<br />

aufweisen. Die OP 1,2 mit früher Nacheinspritzung<br />

und <strong>der</strong> OP mit geteilter Nacheinspritzung<br />

weisen hingegen einen sehr geringen Diesel<br />

Loss auf, <strong>der</strong> im Bereich <strong>der</strong> Messungenauigkeit<br />

liegt. Die OP 1,2,4 haben somit keinen Kraftstoffeintrag<br />

ins Motoröl.<br />

Motorsimulation<br />

Der Kraftstoffeintrag wird mit dem 3D-CFD Simulationscode<br />

KIVA 3.2 berechnet. Hierzu wurde<br />

eine Routine des ITLR, Stuttgart zur Berechnung<br />

<strong>der</strong> Tropfen- Filminteraktion und eine Routine zur<br />

Berechnung <strong>der</strong> Kraftstoffverdunstung aus dem<br />

Ölfilm in den Rechencode implementiert. Die<br />

Startbedingungen zu Begin <strong>der</strong> Nacheinspritzung<br />

werden mit einer Verbrennungssimulation <strong>der</strong><br />

Pilot und <strong>der</strong> Haupteinspritzung mit KIVA ermittelt.<br />

Zur Bestimmung <strong>der</strong> Parameter für das Einspritzmodell<br />

wurden die am Tr<strong>an</strong>sparentmotor<br />

gefahrenen Einspritzstrategien simuliert und die<br />

Simulation mit den Aufzeichnungen abgeglichen.<br />

Die am 1-Zylin<strong>der</strong> gefahrenen OP wurden mit <strong>der</strong><br />

neu entwickelten Simulationsmethode berechnet.<br />

Abb. 6 und Abb. 7 zeigen beispielhaft die Ergebnisse<br />

für den OP 3 mit einer späten Nacheinspritzung<br />

bei 120 °KW n. ZOT.<br />

Abb. 7 zeigt die Filmtemperatur, Filmkonzentration<br />

und die Filmhöhe in einem 45° Segment des<br />

Liners. Es ist zu erkennen, das <strong>der</strong> größte Anteil<br />

<strong>der</strong> Masse auf einer kleinen Fläche auftritt, die<br />

Kraftstoffkonzentration im Film jedoch in einem<br />

großen Bereich <strong>an</strong>steigt.<br />

Film Height [mm]<br />

Fuel Concentration [-]<br />

Film Temperature [°C]<br />

0.04<br />

1<br />

280<br />

0.03<br />

0.02<br />

0.01<br />

0<br />

0.75<br />

0.5<br />

0.25<br />

0<br />

250<br />

210<br />

170<br />

130<br />

Abb. 7: Sektorplot (45°) des Ölfilmes bei<br />

130 °KW n. ZOT des OP 6 mit einer Nacheinspritzung<br />

bei 120 °KW n. ZOT.<br />

In Abbildung 8 ist für alle OP <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Nacheinspritzung,<br />

welcher in den Film eingeht und <strong>der</strong><br />

gemessene Diesel Loss Faktor aufgetragen. Es<br />

ist zu erkennen, dass mit <strong>der</strong> Ausnahme von OP<br />

2 die Simulationsergebnisse gut mit <strong>der</strong> Diesel<br />

Loss Messung korreliert.<br />

Fuel Mass [mg]<br />

12.0<br />

9.0<br />

6.0<br />

3.0<br />

Mass Post Injection<br />

Droplet Mass Reaching the Film<br />

Fuel Mass in Film<br />

Splashed Fuel Mass<br />

0.0<br />

30 50 70 90 110 130<br />

[°CA ATDC]<br />

Abb. 6: Ergebnisse <strong>der</strong> Kraftstoffeintragssimulation<br />

für den OP 6 mit einer Nacheinspritzung<br />

bei 120°KW n. ZOT.<br />

Abb. 6 zeigt die eingespritzte Kraftstoffmasse,<br />

die Kraftstoffmasse die den Liner erreicht, die<br />

Kraftstoffmasse welche vom Liner zurück splashed<br />

und die Kraftstoffmasse im Film. Es ist zu<br />

erkennen, dass die Kraftstoffmasse, die den Liner<br />

erreicht größer ist als die eingespritzte Kraftstoffmasse.<br />

Dies lässt sich dadurch erklären,<br />

dass zurück gesplashte Tropfen erneut den Liner<br />

erreichen. Des Weiteren ist zu erkennen, dass<br />

ein Großteil <strong>der</strong> Kraftstoffmasse, die den Liner<br />

erreicht splashed und nur ein kleiner Anteil in<br />

den Film übergeht.<br />

Abb. 8: Vergleich des berechneten Kraftstoffeintrages<br />

und des Diesel Loss Faktors<br />

Zusammenfassend k<strong>an</strong>n festgehalten werden,<br />

dass die entwickelte Berechnungsmethode eine<br />

Aussage über den zu erwartenden Kraftstoffeintrag<br />

ins Motoröl tätigen k<strong>an</strong>n. Des Weiteren liefert<br />

die Simulation Informationen über die einzelnen<br />

Mech<strong>an</strong>ismen <strong>der</strong> Ölverdünnung wie <strong>der</strong><br />

Ausbreitung des Kraftstoffes im Zylin<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />

Tropfen- Filminteraktion und <strong>der</strong> Kraftstoffverdunstung<br />

aus dem Film, die es ermöglichen, den<br />

Prozess <strong>der</strong> Ölverdünnung besser zu verstehen.<br />

Dipl.-Ing. Markus Ehrly<br />

Tel.: +49 241 80-95350<br />

ehrly@vka.rwth-aachen.de<br />

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VKA Newsletter, Ausgabe 1/2011<br />

Lehre / Vorlesungen<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Neueinschreibungen im WS<br />

2011/12 <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong> Aachen University beträgt<br />

im Maschinenbau 1200 und im Studieng<strong>an</strong>g<br />

Wirtschaftsingenieurwesen 330.<br />

In dem Masterprogramm „Combustion Engine“<br />

sind <strong>der</strong>zeit 18 Studierende aus verschiedenen<br />

Nationen eingeschrieben.<br />

Informationen zu den Masterstudiengängen finden<br />

Sie unter: www.master-combustionengines.com<br />

Informationen zu den Lehrver<strong>an</strong>staltungen finden<br />

Sie unter: www.vka.rwth-aachen.de<br />

Motortechnisches Seminar<br />

Wintersemester 2011/2012<br />

Der Ablauf des 90-minütigen Motortechnischen<br />

Seminars glie<strong>der</strong>t sich immer in einen 45-<br />

minütigen Vortrag und eine 45-minütige Diskussion,<br />

bei <strong>der</strong> Fragen aus dem Auditorium be<strong>an</strong>twortet<br />

werden.<br />

Montag, 05. Dezember 2011; 18:00 Uhr<br />

Dr.-Ing. Michael Krüger<br />

Bereichsleiter Diesel Systeme<br />

Robert Bosch GmbH, Stuttgart<br />

„Zukünftige Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> den Dieselmotor -<br />

Lösungs<strong>an</strong>sätze aus Sicht eines Zulieferers“<br />

Montag, 12. Dezember 2011; 18:00 Uhr<br />

Dr.-Ing. Carsten Weber<br />

M<strong>an</strong>ager Powertrain <strong>an</strong>d Research<br />

Adv<strong>an</strong>ced Engineering<br />

Ford Forschungszentrum GmbH, Aachen<br />

„Ford's zukünftiger Ottomotor für das Jahr<br />

2020+“<br />

Montag, 23. J<strong>an</strong>uar 2012; 18:00 Uhr<br />

Dr. Götz von Esebeck<br />

Leiter Kompetenzzentrum Hybrid<br />

MAN Truck & Bus AG, München<br />

„Hybrid - Antriebstechnologie <strong>der</strong> Zukunft<br />

im Nutzfahrzeug?“<br />

Montag, 30. J<strong>an</strong>uar 2012; 18:00 Uhr<br />

Mr. Jeffrey P. Lux<br />

Vice President<br />

GME Powertrain Engineering, Rüsselsheim<br />

„Downsizing von Ottomotoren - Potentiale<br />

und Herausfor<strong>der</strong>ungen eines Megatrends“<br />

Die Vorträge finden im Kármán-Auditorium,<br />

Forum 5, Eilfschornsteinstraße 15 in Aachen<br />

statt.<br />

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist<br />

nicht erfor<strong>der</strong>lich. Aktuelle Informationen finden<br />

Sie unter: www.vka.rwth-aachen.de<br />

Impressum:<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Verbrennungskraftmaschinen</strong><br />

VKA – <strong>RWTH</strong> Aachen University<br />

Tel.: +49 241 80-95350<br />

Schinkelstraße 8, 52062 Aachen<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. Martin Nijs: nijs@vka.rwth-aachen.de<br />

Birgit Schaefer-Hamm: hamm@vka.rwth-aachen.de<br />

Matthias Krause: krause@vka.rwth-aachen.de<br />

Design:<br />

Winfried Falkenau<br />

Montag, 09. J<strong>an</strong>uar 2012; 18:00 Uhr<br />

Dr.-Ing. Ulrich Dohle<br />

Mitglied des Vorst<strong>an</strong>ds<br />

Tognum AG, Friedrichshafen<br />

„Entwicklungstendenzen bei schnelllaufenden<br />

Off-Highway-Dieselmotoren“<br />

10 Copyright VKA / <strong>RWTH</strong> AACHEN University

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