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- 22 - Perspektiven für äußere und innere Schulentwicklung

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Gesamtschule<br />

in Nordrhein-Westfalen III/2004<br />

Aus der Arbeit der GGG<br />

Positionen der GGG NRW<br />

<strong>Perspektiven</strong> <strong>für</strong> <strong>äußere</strong> <strong>und</strong> <strong>innere</strong> <strong>Schulentwicklung</strong><br />

„Die aktuell bedeutendste Herausforderung <strong>für</strong> die Schule ist die Idee, dass<br />

man eine Schule so gestalten soll, dass deren Hauptzweck das Lernen der<br />

Schüler ist.“ 3<br />

Zur Orientierung<br />

Äußere <strong>Schulentwicklung</strong><br />

Es ist ein weitgehend auslesefreies Schulsystem anzustreben. Hürden oder<br />

Barrieren sind möglichst zu vermeiden.<br />

Chancengleichheit ist nur in einem einheitlichen Schulsystem zu erreichen.<br />

Gleichzeitig ist zu erwarten, dass sich die in Deutschland zu geringe Bildungsbeteiligung<br />

erhöhen lässt.<br />

Innere <strong>Schulentwicklung</strong>:<br />

In den Schulen ist eine integrative <strong>und</strong> fördernde Pädagogik zu entwickeln.<br />

Mit dieser Gr<strong>und</strong>orientierung sind folgende Entwicklungen verb<strong>und</strong>en:<br />

• Kultur des gemeinsamen <strong>und</strong> individuellen Lernens<br />

• Kultur der Förderung jedes einzelnen Kindes<br />

• Verankerung des Rechts jeden Schülers / jeder Schülerin auf erfolgreiches<br />

Lernen<br />

Folgewirkungen <strong>und</strong> Einzelfragen<br />

Schulstruktur<br />

Mittelfristiges Ziel ist eine gemeinsame Schule <strong>für</strong> alle Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

bis zum Abschluss der Sek<strong>und</strong>arstufe I.<br />

Geteilte Verantwortung / Selbstständige Schule<br />

Das Land <strong>und</strong> die Kommunen tragen die Verantwortung <strong>für</strong><br />

• Zielvorgaben <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>orientierung<br />

• Fragen des Schulsystems<br />

• Bereitstellen der notwendigen Ressourcen (Personal einschließlich Fortbildung,<br />

Sachmittel)<br />

3<br />

Mats Ekholm auf einem Kongress der SPD NRW in Herne am 10.10.2003<br />

- <strong>22</strong> -


Positionen der GGG NRW<br />

<strong>Perspektiven</strong> <strong>für</strong> <strong>äußere</strong> <strong>und</strong> <strong>innere</strong> <strong>Schulentwicklung</strong><br />

Die Schule trägt die Verantwortung <strong>für</strong><br />

• eine Kultur des erfolgreichen Lernens (kognitiv, sozial <strong>und</strong> emotional);<br />

• die Ausformung schulorganisatorischer Maßnahmen, insbesondere über<br />

Beginn <strong>und</strong> Form der Differenzierungsmaßnahmen,<br />

Alternativformen müssen zugelassen werden (z.B. klasseninterne Differenzierung<br />

wie in Hamburg <strong>und</strong> Hessen möglich);<br />

• den konkreten Einsatz der personellen <strong>und</strong> sachlichen Ressourcen;<br />

• die <strong>Schulentwicklung</strong> <strong>und</strong> die Fortbildung.<br />

Offene Fragen<br />

o Welche Verantwortung übernimmt die Kommune?<br />

o Welche Verantwortung übernimmt die Schulaufsicht? In welcher Form ist<br />

sie erforderlich?<br />

Standards <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung<br />

Aus folgenden Gründen fordern wir eine Orientierung auf Mindeststandards<br />

(siehe Klieme-Gutachten):<br />

• Mindeststandards setzen verlässliche Anforderungen <strong>für</strong> die Schulen <strong>und</strong><br />

<strong>für</strong> die Abnehmer, erzwingen eine deutlichere Fokussierung, lassen Zeit <strong>für</strong><br />

nachhaltiges Lernen <strong>und</strong> ermöglichen ein erfolgreiches Lernen auf unterschiedlichen<br />

Kompetenzstufen.<br />

• Regelstandards setzen per Definition das Scheitern <strong>für</strong> viele Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler voraus.<br />

Kernlehrpläne müssen folgende Kriterien erfüllen:<br />

• Sie sind schulformunabhängig zu formulieren. Abgelehnt wird insbesondere<br />

eine gesonderte Formulierung <strong>für</strong> Gymnasien (Zwei-Säulen-Modell).<br />

• Kernlehrpläne müssen <strong>für</strong> alle Schulen eine klare Orientierung liefern.<br />

Daraus folgt, dass Stofffülle zu vermeiden ist.<br />

• Kernlehrpläne sind Teil eines Prozesses. Zur Verbesserung der Qualität der<br />

schulischen Ergebnisse. Eine zweifelsfreie Formulierung realistischer schulischer<br />

Standards ist nicht möglich. Darum müssen die Kernlehrpläne vorläufigen<br />

Charakter haben. Die Ergebnisse von Lernstandserhebungen können<br />

folglich zu Veränderungen der Kernlehrpläne führen. Wegen der ungesicherten<br />

Gr<strong>und</strong>lage schließen sich Abschlussprüfungen auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

von Kernlehrplänen aus.<br />

Lernstandsüberprüfungen (zentral oder dezentral) dienen dem Ziel<br />

• die Qualität der schulischen Arbeit zu überprüfen,<br />

• Förderbedarfe zu diagnostizieren.<br />

Sie dürfen nicht zur Bewertung der Schülerleistungen missbraucht werden.<br />

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Gesamtschule<br />

in Nordrhein-Westfalen III/2004<br />

Aus der Arbeit der GGG<br />

Zentrale Abschlussprüfungen werden aus folgendem Gr<strong>und</strong> abgelehnt:<br />

• Sie orientieren auf die Bewertung der Schülerleistung. Dies steht im Gegensatz<br />

zur Förderorientierung. Der notwendige Paradigmenwechsel kann<br />

nur bei einer eindeutigen Orientierung erfolgreich sein.<br />

Schweden zeigt, dass auf Abschlussprüfungen verzichtet werden kann. Die<br />

schwedische Orientierung ist geprägt durch den Satz: „Jeder Schüler hat das<br />

Recht auf erfolgreiches Lernen.“ Gute Lernstandserhebungen haben wie Schweden<br />

zeigt stark orientierenden <strong>und</strong> qualitätssichernden Einfluss. Mit dem Verzicht<br />

auf Abschlussprüfungen werden negative Effekte durch die Prüfungen auf<br />

die Schulen <strong>und</strong> deren Lernkultur vermieden.<br />

Bildungsfinanzierung<br />

Die Bildungsfinanzierung hat zum Ziel, den notwendigen Paradigmenwechsel zu<br />

unterstützen.<br />

1. Die Finanzierung ist vom Kopf auf die Füße zu stellen:<br />

• Kleine Klassen <strong>für</strong> kleine Kinder,<br />

• früh beginnende, langfristig angelegte <strong>und</strong> ausreichende Förderung in der<br />

deutschen Sprache (Diagnostik <strong>und</strong> Fördersysteme).<br />

2. Finanzierung der Förderung statt Finanzierung der Auslese:<br />

• Sitzen bleiben ist zu verhindern <strong>und</strong> nicht honorieren.<br />

Dies erfordert eine neue Form der Stellenberechnung (Förderbedarfszuschlag).<br />

Ein <strong>für</strong> alle Schulen gleicher Zuschlag kann nach Entscheidung der<br />

Schule <strong>für</strong> die Finanzierung des Sitzenbleibens, aber auch <strong>für</strong> Förderung<br />

genutzt werden.<br />

• Wechsel zwischen den Schulformen ist in der Lehrerzuweisung zu Schuljahrsbeginn<br />

berücksichtigen.<br />

Schulzeit <strong>und</strong> Schulzeitverkürzung<br />

Eine 12-jährige Schulzeit ist internationaler Standard. Ihre Einführung wird<br />

begrüßt, wenn folgende Ziele damit verfolgt werden:<br />

• Gemeinsamer Abschluss der Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>für</strong> alle Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler,<br />

• Verbesserung der Durchlässigkeit,<br />

• Erhöhung der Bildungsbeteiligung.<br />

Individualisierung von Lernwegen <strong>und</strong> Schullaufbahnen ist systemisches Ziel<br />

von Gesamtschulen. Um auch in den gymnasialen Oberstufen der Gesamtschulen<br />

individuelle Schullaufbahnen zu sichern, fordern wir ein optionales zusätzliches<br />

Schuljahr an allen Gesamtschulen einzurichten, die dies wünschen.<br />

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Positionen der GGG NRW<br />

<strong>Perspektiven</strong> <strong>für</strong> <strong>äußere</strong> <strong>und</strong> <strong>innere</strong> <strong>Schulentwicklung</strong><br />

Lehrerausbildung<br />

Folgende Aspekte sind bei der Lehrerausbildung zu beachten:<br />

• Einheitliches Lehramt,<br />

• Verzahnung von Theorie <strong>und</strong> Praxis.<br />

Lehrerarbeit<br />

Es scheint trivial, wird aber trotzdem selten beachtet: Die Arbeitszeit ist endlich!<br />

Daraus folgt, dass neue Aufgaben nur dann übernommen werden können, wenn<br />

gleichzeitig eine Entlastung stattfindet. Weiter folgt, dass die Neuorientierung<br />

nur möglich sein wird, wenn „alte Zöpfe“ gestrichen werden.<br />

• Orientierung <strong>und</strong> Aufgaben:<br />

• Positiver <strong>und</strong> respektvoller Blick auf das einzelne Kind (Individualisierung<br />

des Unterrichts),<br />

• Förderung <strong>und</strong> Diagnostik im Sinne erfolgreichen Lernens (individuelle<br />

Förderpläne),<br />

• Übernahme der Verantwortung <strong>für</strong> den Lernerfolg.<br />

• Entlastung<br />

• Verringerung des Korrekturaufwandes (Anzahl <strong>und</strong> Form der Klassenarbeiten<br />

<strong>und</strong> Klausuren),<br />

• weitgehender Verzicht auf Benotung <strong>und</strong> Ziffernzeugnisse.<br />

Zeitbedarf <strong>für</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Veränderung<br />

Nicht nur das System, auch Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer brauchen <strong>für</strong> den Umstellungsprozess<br />

Zeit. Daraus folgt: Es ist kontraproduktiv, alles auf einmal anzugehen.<br />

Wirksame Neuorientierungen bedeuten Veränderungen in der Organisation,<br />

aber besonders in der schulischen Kultur. Es geht nicht darum, einige Regelungen<br />

zu verändern, die Köpfe müssen bewegt werden.<br />

Daraus folgt: Eine gute Orientierung erfordert einen mittelfristigen Stufenplan<br />

der Durchsetzung. Eine klare Orientierung <strong>und</strong> die Beschränkung auf das Wesentliche<br />

<strong>und</strong> das Durchsetzbare sind notwendige Voraussetzungen <strong>für</strong> ein<br />

erfolgreiches Vorgehen.<br />

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