Ausgabe 03/2007 - Stadt- und Ãœberlandwerke GmbH Luckau ...
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Le U T e U n D La n D<br />
SWZ 3/07 I 3<br />
Energische Brandenburger (Teil 3) – Ulrich Lepsch<br />
Herr Lepsch, ist Energie<br />
der Indianerclub in Liga 1?<br />
Ulrich Lepsch: Was meinen Sie?<br />
Ihr Verein muss doch die<br />
besten Späher haben – beinahe<br />
jeder Einkauf ist ein Volltreffer.<br />
Bei uns ist das doch auch wirtschaftliche<br />
Notwendigkeit –<br />
Fehleinkäufe können wir uns gar<br />
nicht leisten. Dass unsere Scouts<br />
permanent die Augen aufhalten<br />
müssen, liegt an der geringeren<br />
Finanzkraft von Energie gegenüber<br />
den etablierten Clubs. Zum<br />
Ende der Saison kauft man unsere<br />
besten Spieler wie kürzlich Radu,<br />
Munteanu oder McKenna einfach<br />
weg. Die Lücken müssen dann<br />
sofort geschlossen werden. Zu<br />
Titelsammlern können wir dabei<br />
nicht werden. Da sind wir Realisten<br />
genug.<br />
Wie wäre es mit dem Titel<br />
Sparmeister? Sie haben es ja geschafft,<br />
den Verein schuldenfrei<br />
zu machen.<br />
Effizienzmeister trifft es eher,<br />
denn wir haben im vergangenen<br />
Jahr mit dem kleinsten Etat 41<br />
Punkte geholt. In meiner täglichen<br />
Arbeit bin ich ein Mannschaftsspieler.<br />
Nur gemeinsam<br />
mit anderen starken Persönlichkeiten<br />
in Vorstand, Aufsichtsrat,<br />
Management <strong>und</strong> Trainerstab<br />
konnten wir neben dem sportlichen<br />
Höhenflug auch die finanzielle<br />
Konsolidierung des Clubs<br />
einleiten. Im Jahr 2006 machte<br />
Der größte Fan<br />
Energie-Präsident nimmt Aufregungen an <strong>und</strong> Anregungen auf<br />
Beim FC Energie Cottbus könnte es kaum besser laufen. Mit<br />
dem kleinsten Etat der Liga <strong>und</strong> 41 Punkten wurde der Club<br />
in der letzten Spielzeit nicht nur Deutscher Effizienzmeister,<br />
sondern konnte auch sämtliche Verbindlichkeiten abbauen. Dies<br />
ist nicht zuletzt ein Verdienst von Präsident Ulrich Lepsch. „Bei<br />
meiner täglichen Arbeit bin ich ein Mannschaftsspieler“, sagte der<br />
48-Jährige im Exklusiv-Interview mit der SWZ.<br />
der Verein knapp 1,3 Mio. Euro<br />
Gewinn. Wir haben die Lizenz für<br />
die laufende Spielzeit ohne jegliche<br />
Auflagen <strong>und</strong> Bedingungen<br />
erhalten. Woran das liegt? U. a.<br />
daran, dass wir Spieler teurer verals<br />
einkaufen. Insgesamt ist der<br />
Verein sportlich noch nie so gut<br />
aufgestellt gewesen. Angefangen<br />
von der B-Jugend bis zur ersten<br />
Männermannschaft spielen alle<br />
Teams in der höchstmöglichen<br />
Spielklasse.<br />
Fußball ist die schönste<br />
Nebensache der Welt, heißt es.<br />
Kann bei Energie von Nebensache<br />
gesprochen werden? Cottbus<br />
kennt man doch b<strong>und</strong>esweit<br />
durch Ihren Verein.<br />
Dass Energie ein großer Imagefaktor<br />
für unsere Region ist, steht<br />
außer Frage. Fußball als Spiel darf<br />
„Der Klassenerhalt<br />
ist das<br />
oberste Ziel.“<br />
allerdings nicht zu ernst genommen<br />
werden. Besonders die Spieler<br />
können bei aller Bereitschaft<br />
<strong>und</strong> Konzentration nur mit einer<br />
gewissen gedanklichen Lockerheit<br />
Erfolg haben.<br />
Sprechen Sie aus eigener<br />
fußballerischer Erfahrung?<br />
Als Junge habe ich mich doch<br />
auch auf dem Bolzplatz rumgetrieben<br />
<strong>und</strong> den großen Spielern<br />
nachgeeifert. (Schmunzelt.)<br />
Zur professionellen Karriere hat<br />
es nicht gereicht. Jedoch ist die<br />
Liebe zum Fußball nie erloschen.<br />
Als ich dann zur Sparkasse nach<br />
Cottbus kam, besuchte ich die<br />
Regionalligaspiele von Energie.<br />
Ede Geyer hieß der Trainer <strong>und</strong><br />
die Spiele wurden meist gewonnen.<br />
Da sprang der Funke über.<br />
Für mich war es auch keine Frage<br />
„Ja“ zu sagen, als Leute mit wirtschaftlichem<br />
Sachverstand für<br />
den Vorstand gesucht wurden.<br />
Sehen Sie ein Spiel Ihres<br />
Vereins heute anders als früher?<br />
Die Regionalligaspiele habe ich<br />
entspannter angeschaut. Die<br />
Frage ist bei uns doch immer:<br />
Bleiben wir drin oder nicht? Den<br />
Klassenerhalt erklären wir auch in<br />
diesem Jahr zum obersten Ziel.<br />
Der Abstiegskampf strapaziert<br />
die Nerven sehr. Arbeitsplätze<br />
hängen am Verbleib in Liga 1.<br />
Die Gewaltbereitschaft<br />
in der Fußballszene nimmt leider<br />
wieder zu …<br />
Energie hat 58 Fanclubs, die im<br />
Kontakt mit unserem Club stehen.<br />
Das zahlt sich aus. So gab’s in<br />
den letzten Jahren Gott sei Dank<br />
keine gewalttätigen Auseinandersetzungen.<br />
Wir haben einen<br />
Fanbeauftragten <strong>und</strong> Projekte,<br />
Selbst im Büro von<br />
Energie-Präsident<br />
Ulrich Lepsch dreht sich<br />
alles um Energie.<br />
„Die Nordwand<br />
bietet mehr<br />
Komfort.“<br />
die sich durch die ganze Saison<br />
ziehen. So steht der Vorstand<br />
den Fans regelmäßig Rede <strong>und</strong><br />
Antwort. Bei einem dieser Treffen<br />
wurde u. a. die Idee geboren,<br />
die neue Nordwand zu bauen.<br />
Dies bedeutet mehr Komfort. Wir<br />
nehmen Anregungen auf. Vielleicht<br />
wächst auch der Zuschauerschnitt<br />
von zirka 16.000.<br />
Wo oder wobei tanken<br />
Sie Energie?<br />
Ein bis zwei St<strong>und</strong>en täglich<br />
befasse ich mich mit unserem<br />
Fußballclub. Die Arbeit macht so<br />
großen Spaß, dass ich dabei auch<br />
Energie tanke. Zur Regeneration<br />
jogge ich regelmäßig <strong>und</strong> spiele<br />
in der Altliga bei der SG Sielow.<br />
Mit welchem Energiespieler<br />
hätten Sie gern mal getauscht?<br />
Vielleicht mit Vilmos Sebök beim<br />
Siegtor gegen Bayern München<br />
im Jahr 2000. Doch tauschen<br />
möchte ich nicht. Die Spieler sollen<br />
diese Momente schon selber<br />
auskosten. Ich bleibe gern einer<br />
der größten Fans …<br />
Energie Cottbus<br />
Der Name: Nach der Saison<br />
1962/63 wurde die gerade<br />
aus der DDR-Oberliga<br />
abgestiegene Elf von Aktivist<br />
Brieske nach Cottbus<br />
delegiert <strong>und</strong> dem dort neu<br />
gegründeten SC Cottbus<br />
angeschlossen. Als der<br />
DTSB-B<strong>und</strong>esvorstand<br />
1965 beschloss, die Fußballmannschaften<br />
aus den<br />
Sportclubs herauszulösen,<br />
um dem Fußballsport ein<br />
neues Gesicht zu geben,<br />
wurden auch die Fußballer<br />
des SCC unter ein eigenes<br />
Kommando gestellt. So<br />
wurde am 31. Januar 1966<br />
unter Leitung des Braunkohle-Kraftwerks<br />
Jänschwalde<br />
eine „Betriebssport-<br />
Gemeinschaft“ gegründet.<br />
Den Namen „Energie“ bekam<br />
die neue BSG von Bodo<br />
Krautz, einem von 450 Lausitzer<br />
Sportinteressierten,<br />
die an der Namensfindung<br />
für die Cottbuser Fußballer<br />
teilnahmen.<br />
Die Erfolge:<br />
Aufsteiger zur B<strong>und</strong>esliga<br />
2000 <strong>und</strong> 2006<br />
Aufsteiger zur 2. B<strong>und</strong>esliga<br />
1997<br />
DFB-Pokalfinalist 1997<br />
Meister der Regionalliga<br />
Nordost 1996/97<br />
IF-Cup-Teilnehmer 1990<br />
<strong>und</strong> 1991<br />
Brandenburgischer<br />
L a n d e s p o k a l s i e g e r<br />
1995/96/97/98/2001 (1998<br />
<strong>und</strong> 2001 Energie-Amateure)<br />
Zur Person<br />
Ulrich Lepsch<br />
getrennt lebend, 2 Töchter<br />
am 12. Oktober 1958 in Epfendorf<br />
am Neckar (Baden-<br />
Württemberg) geboren<br />
1974–1977 Lehre zum<br />
Bankkaufmann, 1982 Studium<br />
zum Sparkassenbetriebswirt<br />
berufliche Entwicklung:<br />
1974–1990 Kreditreferent<br />
bei der Sparkasse Rottweil,<br />
1991–1995 Vorstandsvorsitzender<br />
der Sparkasse Dippoldiswalde,<br />
1995–1999<br />
Vorstandsmitglied der<br />
Sparkasse Spree-Neiße<br />
<strong>und</strong> seit 1. Januar 2000 deren<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
sportliche Entwicklung:<br />
seit 31. Juli 2006 Präsident<br />
von Energie Cottbus