anleitung zur vorbereitung und durchführung - Fachbereich ...
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Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg<br />
<strong>Fachbereich</strong> Sozialversicherung<br />
– Modul Case Management<br />
MODERATION ODERATION ODERATION VON VON GRUPPEN RUPPEN<br />
ANLEITUNG ZUR<br />
VORBEREITUNG UND DURCHFÜHRUNG<br />
VON MODERIERTEN GRUPPENSITZUNGEN<br />
Prof. Dr. Edwin Toepler, September 2005
Inhaltsverzeichnis<br />
1. GRUNDLAGEN DER GRUPPENDYNAMIK<br />
1.1 Die Kräfte in einer Gruppe<br />
1.2 Ebenen der Kommunikation<br />
1.3 Förderndes Verhalten in Gruppen<br />
1.4 Hindernde Verhaltensweisen in Gruppen<br />
2. DIE THEMENZENTRIERTE INTERAKTION NACH RUTH COHN<br />
ein Kommunikationsmodell für Gruppen<br />
3. DIE MODERATION VON GRUPPEN<br />
3.1 Einführung in die "Philosophie" der Moderation<br />
3.2 Der Ablauf moderierter Gruppenbesprechungen<br />
4. MÖGLICHE ARBEITSPHASEN IN EINER GRUPPE<br />
5. ARBEITSHILFEN<br />
5.1 Mögliches Ablaufprogramm für die erste Gruppensitzung<br />
5.2 Formulierung von Zielen <strong>und</strong> Vorsätzen in der Gruppe<br />
5.3 Raster <strong>zur</strong> Beurteilung des Erfolgs einer Gruppensitzung<br />
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1. GRUNDLAGEN DER GRUPPENDYNAMIK<br />
1.1 Kräfte in einer Gruppe<br />
In jeder Gruppe treten zwei Arten von Kräften auf:<br />
Zentrifugalkräfte<br />
Sie wirken wie eine Zentrifuge <strong>und</strong> versuchen immer wieder die Gruppe "auseinander zu<br />
treiben". Solche Kräfte sind z.B. Einzelinteressen, unterschiedliche Einstellungen, Rivalitäten<br />
<strong>und</strong> Differenzen, dominantes Verhalten, beherrschende Stellung von Gruppenmitgliedern.<br />
Die Zentrifugalkräfte üben besonders beim Entstehen einer Gruppe einen starken Einfluss aus.<br />
Sie müssen überw<strong>und</strong>en werden.<br />
Zentripetalkräfte<br />
Diese Kräfte fördern die gemeinsame Arbeit einer Gruppe <strong>und</strong> sorgen für den Zusammenhalt<br />
der Mitglieder. Sie können mit folgenden Maßnahmen systematisch aufgebaut <strong>und</strong> unterstützt<br />
werden:<br />
� Das gemeinsame Anliegen klar herausarbeiten.<br />
� Ideen <strong>und</strong> Vorschläge aller Mitglieder sammeln <strong>und</strong> protokollieren.<br />
� Auf eine angenehme Arbeitsatmosphäre achten.<br />
� Alle Mitglieder zu Wort kommen lassen.<br />
� Gegensätzliche Meinungen <strong>und</strong> Interessen ansprechen <strong>und</strong> Lösungen suchen.<br />
� Wir-Gefühl wecken.<br />
� Entscheidungen gemeinsam <strong>und</strong> möglichst einstimmig fällen.<br />
� Möglichst rasch zu gemeinsamen Arbeitszielen <strong>und</strong> -plänen kommen.<br />
Zentrifugalkräfte<br />
Zentripetalkräfte<br />
Seite 3<br />
Gruppe
1.2 Ebenen der Kommunikation<br />
In jeder Kommunikation zwischen Menschen gibt es zwei Ebenen:<br />
• die Sachebene ( oder rationale Ebene),<br />
• die Gefühlsebene ( oder emotionale Ebene).<br />
Auf der Sachebene werden die sachlichen Inhalte kommuniziert. Es kann sich dabei um<br />
Arbeitsziele, -inhalte oder -methoden handeln. Es geht dabei um die "Sache".<br />
Auf der Gefühlsebene werden Sympathie oder Antipathie spürbar. Je nach Gefühl entsteht<br />
dann ein Gesprächsklima, in dem Offenheit <strong>und</strong> Vertrauen herrscht, oder ein frostiges bis<br />
feindliches Verhalten.<br />
Auch in der Arbeit von Gruppen sind beide Kommunikationsebenen zu beachten. Einerseits ist<br />
es besonders wichtig wirkungsvoll, zeitökonomisch <strong>und</strong> zielorientiert zu arbeiten, das heißt, auf<br />
der Sachebene gut zu kommunizieren.<br />
Andererseits ist aber auch das Arbeitsklima, die gute Stimmung <strong>und</strong> die Freude an der Arbeit<br />
entscheidend für den Erfolg, das heißt, die Gefühls-ebene entsprechend zu berücksichtigen.<br />
Wer schon in Gruppen gearbeitet hat, weiß, dass es oft schwierig ist, diese beiden Ansprüche<br />
"unter einen Hut" zu bringen. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Möglichkeiten, dies dennoch zu<br />
erreichen.<br />
1.3 Förderndes Verhalten in Gruppen<br />
Hier sollen einige Möglichkeiten genannt werden, durch welche die Kommunikation auf der<br />
Sachebene <strong>und</strong> auf der Gefühlsebene positiv gestaltet werden kann.<br />
Einholen von Informationen<br />
Fragen stellen <strong>zur</strong> Klarstellung eines Sachverhaltes. Anforderung zusätzlicher Informationen.<br />
Erteilen von Informationen<br />
Einbringen eigener Erfahrungen oder zusätzlicher Informationen.<br />
Fördern der Gruppenaktivität<br />
Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten oder neuen Ideen. Den Wunsch nach weiteren Beiträgen<br />
von den Mitgliedern äußern. Kurzweilige Arbeitsmethoden oder, wenn angebracht, Pausen<br />
vorschlagen.<br />
Unterstützen der Ideen <strong>und</strong> Vorschläge anderer Gruppenmitglieder<br />
Verstärken <strong>und</strong> Weiterentwickeln der Ideen anderer Mitglieder. Aufzeigen von Konkretisierungs-<br />
<strong>und</strong> Umsetzungsmöglichkeiten für Ideen.<br />
Vermitteln <strong>und</strong> ausgleichen<br />
Abbau negativer Einstellungen. Ansprechen von Spannungen <strong>und</strong> Konflikten. Beruhigung<br />
aufgeregter Mitglieder. Kontrahenten wieder zusammenbringen.<br />
Ermutigen<br />
Fre<strong>und</strong>liches, aufmunterndes Verhalten. Aufgeschlossenheit, Anerkennung der anderen<br />
Mitglieder <strong>und</strong> ihrer Ideen. Zustimmung zu den Beiträgen der anderen Mitglieder. Leistungen der<br />
Gruppe aufzeigen.<br />
Toleranz üben<br />
Die Haltung <strong>und</strong> Meinung anderer Teilnehmer stehen lassen können, akzeptieren können. Die<br />
eigene Position <strong>zur</strong>ücknehmen können.<br />
Seite 4
Sich beteiligen<br />
Sich an der Gruppendiskussion <strong>und</strong> -arbeit aktiv <strong>und</strong> konstruktiv beteiligen.<br />
Hintergründe ausleuchten<br />
Die Ursachen von Schwierigkeiten suchen, aufzeigen <strong>und</strong> geeignete Schritte <strong>zur</strong> Beseitigung<br />
von Problemursachen vorschlagen.<br />
Koordinieren<br />
Verschiedene Meinungen, Haltungen zusammenführen, Spaltungen vermeiden.<br />
Zusammenfassen<br />
Überblick über Arbeitsergebnisse geben, Prioritäten setzen, Entscheidungen herbeiführen, neue<br />
Ziele setzen.<br />
1.4 Hindernde Verhaltensweisen in Gruppen<br />
Es gibt aber auch eine Reihe von negativen Verhaltensweisen in Gruppen, welche die Zentrifugalkräfte<br />
unterstützen. Dazu gehören u.a.:<br />
� Dominanz einzelner Mitglieder<br />
� Prestigekampf, Imponiergehabe<br />
� Aggression <strong>und</strong> Opposition aus unsachlichen Gründen<br />
� Egoismus, Überbetonung der eigenen Bedürfnisse<br />
� Anerkennung um jeden Preis suchen<br />
� Indifferentes, passives Verhalten in der Gruppe<br />
� Interesselosigkeit am gemeinsamen Anliegen<br />
� Unbegründeter Widerstand, sture Ablehnung<br />
2. DIE THEMENZENTRIERTE INTERAKTION NACH RUTH COHN, EIN KOMMUNIKA-<br />
TIONSMODELL FÜR GRUPPEN<br />
Die Themenzentrierte Interaktion (TZI) wurde von der Schweizer Psychologin Ruth Cohn<br />
entwickelt. Sie war ursprünglich eine gruppentherapeutische Methode, die inzwischen in viele<br />
Bereiche der Gruppenarbeit Eingang gef<strong>und</strong>en hat.<br />
Ruth Cohn betont, dass in jeder Gruppe drei Kräfte dynamisch aufeinander bezogen sind:<br />
� Das einzelne Individuum,<br />
� die Beziehung zwischen den Gruppenmitgliedern,<br />
� das Arbeitsthema.<br />
Alle zusammen sind darüber hinaus abhängig vom Umfeld, in dem die Gruppenarbeit stattfindet.<br />
Das zentrale Anliegen der TZI ist es nun, ein dynamisches Gleichgewicht zwischen den<br />
Interessen des Individuums, dem Beziehungsgeflecht der Teilnehmer <strong>und</strong> dem Arbeitsthema<br />
herzustellen.<br />
Seite 5
Themenzentrierte Interaktion nach Ruth Cohn<br />
Fortschritt auf der<br />
Sachebene<br />
unterbrechen<br />
den<br />
Konflikte auf der<br />
Beziehungsebene<br />
Sache (ES)<br />
Gruppen-<br />
arbeits-<br />
prozess<br />
Gruppe (WIR) Person (ICH)<br />
Seite 6<br />
Sachebene<br />
Beziehungs-<br />
ebene<br />
Um das zu erreichen postuliert die TZI Regeln für die Gruppenarbeit. Einige davon, die auch<br />
dem nicht in TZI ausgebildeten Gruppenleiter nützen, werden hier angeführt:<br />
Jeder ist für sich selbst verantwortlich.<br />
"Sprechen oder schweigen Sie nach eigenem Gutdünken. Sie sind selbst dafür verantwortlich,<br />
wie gut es Ihnen gelingt, Ihre Ideen durchzusetzen. Achten Sie immer auf Ihr persönliches<br />
Wohlbefinden."<br />
"Sagen Sie immer "ich",<br />
nicht "man" oder "wir". Haben Sie mit Ihren Ideen den Mut <strong>zur</strong> persönlichen Aussage. Zeigen<br />
Sie Ihr Engagement. Stehen Sie zu Ihrem Gefühl, zu Ihrer Absicht."<br />
Störungen haben Vorrang!<br />
Gefühle wie Ärger, Angst, Antipathien, die eine konstruktive Teilnahme am Gruppengeschehen<br />
behindern, müssen vorrangig besprochen werden. "Äußern Sie Ihr Unbehagen <strong>und</strong> begründen<br />
Sie Ihr Gefühl."
3. DIE MODERATION VON GRUPPEN<br />
3.1 Einführung in die "Philosophie" der Moderation<br />
Das geeignete Rollenverständnis für den Gesprächsleiter ist in vielen Fällen das eines<br />
Moderators.<br />
Moderation ist eine Methode, um das Gespräch zwischen Menschen sinnvoll <strong>und</strong> ergebnisreich<br />
zu machen. Dies versucht der Moderator dadurch zu erreichen, dass er den Teilnehmern einer<br />
Gruppensitzung Gelegenheit gibt, aktiv an der Arbeit mitzuwirken.<br />
Die wichtigsten Methoden dabei sind:<br />
� Arbeit in Kleingruppen, die ihre Ergebnisse dann im Kreis aller präsentieren <strong>und</strong> <strong>zur</strong><br />
Diskussion stellen.<br />
� Visualisierung der Ergebnisse auf großen PIN-Wänden, sodass sie für alle sichtbar<br />
werden.<br />
Ein Moderator überlegt sich vor einem Gruppentreffen den Ablauf der Konferenz. Er überlegt<br />
sich die Zielsetzung <strong>und</strong> die Aufgabenstellung des Treffens <strong>und</strong> entwirft einen Ablaufplan<br />
(Dramaturgie), in dem Vorträge, Gruppenarbeiten <strong>und</strong> Diskussionen zeitlich geplant werden.<br />
Während des Treffens beschränkt sich der Moderator auf die Steuerung des<br />
Gesprächsablaufes. Für den Inhalt der Gespräche sind die Teilnehmer verantwortlich.<br />
Diese Aufgabenteilung ist für die Wirksamkeit eines Gruppentreffens sehr wichtig, da dadurch<br />
die Ideen <strong>und</strong> Meinungen aller Teilnehmer voll <strong>zur</strong> Entfaltung kommen können.<br />
Moderieren heißt, den Meinungs- <strong>und</strong> Willensbildungsprozess einer Gruppe zu erleichtern, ohne<br />
inhaltlich einzugreifen.<br />
Der Moderator ist ein methodischer Helfer, der vor allem mit folgenden "Werkzeugen"<br />
arbeitet:<br />
1. Fragen statt sagen:<br />
Mit Fragen setzt der Moderator die Kommunikation in einer Gruppe in Gang.<br />
Gute Fragen<br />
� machen neugierig <strong>und</strong> werden gern <strong>und</strong> spontan beantwortet,<br />
� schaffen Transparenz der Meinungen in einer Gruppe,<br />
� berühren gemeinsame Interessen,<br />
� beziehen das "ICH" der Teilnehmer ein,<br />
� ermöglichen der Gruppe, echte oder vermeintliche Zwänge zu erkennen <strong>und</strong><br />
<strong>zur</strong>ückzustellen,<br />
� haben einen strategischen bezug zum Projekt,<br />
gute Fragen führen zu Antworten, die<br />
� nicht abschließen, sondern weiter führen,<br />
� Ziele offen legen,<br />
� Wünsche, Bedürfnisse, Probleme, Grenzen, Möglichkeiten verdeutlichen,<br />
� Willens- <strong>und</strong> Handlungserklärungen enthalten,<br />
� Gruppenleistungen anerkennen,<br />
� mit einer neuen Frage enden.<br />
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Arten von Fragen<br />
Es gibt sehr unterschiedliche Formen des Fragens:<br />
Die geschlossene Frage<br />
Ja-Nein-Typ: Diese Art Fragen lassen sich nur mit Ja oder Nein beantworten.<br />
Selektionstyp: In diesen Fragen werden mehrere Möglichkeiten angeboten, unter<br />
denen man dann auswählen kann. Die Antwort ist dadurch stark vorstrukturiert.<br />
Subjektiver Typ: Diese Frage will <strong>zur</strong> Äußerung bestimmter Überzeugungen <strong>und</strong><br />
Meinungen veranlassen.<br />
Nachteile der geschlossenen Frage<br />
Sie zielt nur auf einen Antwort-Impuls, danach muss man wieder erneut ansetzen. Das<br />
Gespräch wird dadurch in lauter isolierte Einzelimpulse zerlegt <strong>und</strong> kann nicht organisch<br />
fortschreiten, da der emotionale Gr<strong>und</strong>strom sich nicht entfalten kann. Auch äußerlich<br />
ähnelt das Gespräch mehr einem Verhör.<br />
Als dominierendes Strukturierungsmittel ist die geschlossene Frage ungeeignet. So<br />
nebenbei <strong>und</strong> auch in beiläufigem Ton kann sie als vereinzelte Nachfrage in einem<br />
größeren Zusammenhang verwendet werden.<br />
Die Suggestivfrage<br />
Mit dieser Frage soll dem Gesprächspartner eine eigene Meinung nahegebracht werden.<br />
Problematik der Suggestivfrage<br />
Suggestivfragen sind ungeeignet, da sie den Gesprächspartner manipulieren <strong>und</strong> ihn für<br />
die eigene Meinung vereinnahmen wollen. Sie unterlaufen besonders dort, wo wir selbst<br />
emotional stark engagiert <strong>und</strong> ungeduldig sind, wie z.B. gerade bei moralischen<br />
Wertungen.<br />
Die offene Frage<br />
Die offene Frage spricht einen weiteren Fragehorizont an, in den hinein sich der<br />
Ratsuchende dann entfalten kann. Sie kann die Form einer Frage, Bitte, Aufforderung,<br />
eines Impulses haben.<br />
Die offene Frage wird auch W-Frage genannt. Sie wird mit Worten wie:<br />
wie, warum, was, wo, wann, wer usw. eingeleitet <strong>und</strong> ist für Moderation sehr geeignet.<br />
Sie regt die Teilnehmer an <strong>und</strong> bringt das Gespräch konstruktiv voran.<br />
2. Steuern, aber nicht die eigenen Ziele ansteuern:<br />
Viele Gesprächsleiter neigen dazu, ihre eigenen Ziele anzusteuern. Einem Moderator muss<br />
bewusst sein, dass er zwar das Steuerrad bedient, die Gruppe jedoch den Kurs angibt. Er muss<br />
sich deshalb inhaltlich aus der Diskussion heraushalten <strong>und</strong> jede Meinung in der Gruppe<br />
annehmen <strong>und</strong> gelten lassen.<br />
Steuern bei der Moderation heißt<br />
� Ziele mit der Gruppe klären <strong>und</strong> fixieren,<br />
� den Kurs (die Arbeitsschritte, Arbeitsmethoden) abstecken, erläutern <strong>und</strong> vereinbaren,<br />
� den Kurs einhalten <strong>und</strong> vereinbarte Etappenziele ansteuern,<br />
� Abweichungen vom Kurs der Gruppe deutlich machen,<br />
� wenn notwendig für Kurskorrektur sorgen.<br />
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Dabei sind folgende Moderationsregeln einzuhalten:<br />
� sich nicht rechtfertigen, keine Streitgespräche mit der Gruppe führen, bei kritischen<br />
Fragen vorher das Einverständnis einholen<br />
� Konflikte ansprechen<br />
� Gesprächsbeiträge visualisieren<br />
� lebendiger Wechsel zwischen Groß- <strong>und</strong> Kleingruppen<br />
� Aufgaben für Kleingruppen klar <strong>und</strong> schriftlich formulieren<br />
� die Stimmung in der Gruppe feststellen<br />
� Pausen machen<br />
� Gruppenerlebnisse möglich machen<br />
� Methodenfragen nicht ins Plenum tragen<br />
� Unsicherheit <strong>und</strong> Kritik aushalten<br />
3. Nicht bewerten <strong>und</strong> beurteilen:<br />
Alle Beiträge der Mitglieder sind wichtig <strong>und</strong> müssen deshalb vom Moderator gleichwertig<br />
behandelt werden.<br />
Ein Moderator darf keine der entstehenden Tendenzen in einer Diskussion verstärken. Er muss<br />
dafür sorgen, dass mögliche Varianten mit ihren Vor- <strong>und</strong> Nachteilen deutlich werden.<br />
Moderation geht davon aus, dass die Gruppe über genügend Problemlösungskompetenz<br />
verfügt.<br />
Ausnahme:<br />
Es kommen Situationen vor, wo ein Moderator seinen eigenen Standpunkt vertreten muss, oder<br />
wo er sogar als Experte angesprochen wird. In beiden Fällen muss er darauf achten, dass er<br />
dadurch nicht in eine dominante Rolle gedrängt wird, sondern die Meinungsvielfalt der Gruppe<br />
erhalten bleibt.<br />
3.2 Der Ablauf moderierter Gruppenbesprechungen<br />
In moderierten Gruppenbesprechungen kommt es vor allem darauf an, die Mitglieder zu<br />
aktivieren, sich selbst mit dem Thema auseinander zu setzen.<br />
Der wirkungsvolle, aktivierende Ablauf einer solchen Besprechung ist deshalb ein besonders<br />
wichtiges methodisches Element in der Arbeit des Moderators. Man nennt diesen Ablauf<br />
"Dramaturgie".<br />
Die Dramaturgie einer moderierten Besprechung besteht aus folgenden 4 Phasen:<br />
Einstieg / Motivation:<br />
Hier werden die Teilnehmer in ihrer praktischen Situation "abgeholt" <strong>und</strong> für das Thema<br />
interessiert.<br />
Information:<br />
In dieser Phase werden Informationen gegeben oder Informationen zum Thema von den<br />
Teilnehmern gesammelt.<br />
Interaktion:<br />
Damit ist Interaktion zwischen den Teilnehmern in Form von Diskussion, Gruppenarbeit Spielen,<br />
Ausprobieren, usw. gemeint.<br />
Evaluation:<br />
Am Ende soll geprüft (evaluiert) werden inwieweit es gelungen ist, das Besprechungsziel zu<br />
erreichen.<br />
Informations- <strong>und</strong> Interaktionsphasen können sich öfters abwechseln.<br />
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Basismodell einer Dramaturgie<br />
Einstieg - Motivation<br />
Die Teilnehmer "abholen" <strong>und</strong> für<br />
das Thema interessieren.<br />
Information<br />
Informationen geben oder von<br />
den Teilnehmern einholen.<br />
Diese beiden Schritte können sich wiederholen<br />
Interaktion<br />
Diskussion, Gruppenarbeit zwi-<br />
schen den Teilnehmern.<br />
Evaluation<br />
Mit den Teilnehmern prüfen,<br />
ob das Ziel der Besprechung<br />
erreicht wurde.<br />
4. MÖGLICHE ARBEITSPHASEN IN EINER GRUPPE<br />
Um die Zusammenarbeit in einer Gruppe gut zu gestalten ist die Strukturierung der Inhalte <strong>und</strong><br />
des Ablaufes besonders wichtig.<br />
Im Laufe einer Gruppensitzung können unterschiedliche Arbeitsphasen vorkommen. Die folgende<br />
Übersicht enthält gr<strong>und</strong>sätzlich mögliche Arbeitsphasen. Sie soll die konkrete Planung eines<br />
Gruppentreffens erleichtern.<br />
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Phase 1: Vorbereitung der Gruppensitzung<br />
Beginn der Sitzung.<br />
Phase 2: Aufgaben klären<br />
Alle anstehenden Fragen werden für alle sichtbar aufgeschrieben.<br />
Phase 3: Schwerpunkte setzen<br />
Die Reihung kann nach Wichtigkeit, Notwendigkeit oder Betroffenheit erfolgen.<br />
Phase 4: Zeitrahmen festlegen<br />
Dieser Schritt ist wichtig, damit die letzten Besprechungspunkte nicht unter<br />
Zeitdruck kommen. Dies verschlechtert die Qualität der Arbeitsergebnisse <strong>und</strong> die<br />
Stimmung.<br />
Phase 5: Alle verfügbaren Informationen einbringen<br />
Alle Gruppenteilnehmer müssen ihre Informationen einbringen, da sonst die Arbeit<br />
unnötig erschwert wird. Schwierig ist die Situation, wenn einzelne Teilnehmer aus<br />
taktischen Gründen Informationen verschweigen.<br />
Phase 6: Ideensammlung<br />
In dieser Phase ist wichtig, dass alle Ideen gesammelt <strong>und</strong> protokolliert werden,<br />
auch wenn sie unwichtig oder nicht zielführend erscheinen. Es sollte noch keine<br />
Wertung oder Diskussion stattfinden.<br />
Phase 7: Diskussion <strong>und</strong> Koordination<br />
Hier können alle Pro- <strong>und</strong> Contra-Standpunkte gesammelt <strong>und</strong> ausdiskutiert<br />
werden. Eine "reife" Gruppe versucht dabei das Einverständnis aller Mitglieder zu<br />
erreichen.<br />
Phase 8: Entscheidung<br />
Wenn ein Besprechungspunkt ausdiskutiert ist, sollte eine Entscheidung gefällt<br />
werden. Sofern die bisherigen Phasen gut abgewickelt wurden, ist es oft möglich<br />
nach kurzer Zeit Einstimmigkeit zu erreichen.<br />
Phase 9: Durchführung festlegen<br />
Es sollte schriftlich festgelegt werden, wer was bis wann durchführen muss.<br />
Geschieht dies nicht, verlassen sich die Gruppenmitglieder oft auf den Leiter. Dies<br />
führt zu Ärger <strong>und</strong> Enttäuschung.<br />
Phase 10: Auswertung, Feedback<br />
Eine qualifizierte Gruppe schließt jede Sitzung mit einer kurzen "Manöverkritik" ab.<br />
Sie diskutiert, inwieweit es gelang, die gesteckten Ziele zu erreichen <strong>und</strong> was<br />
eventuell verbessert werden könnte. Dabei wird sowohl das Arbeitsergebnis, als<br />
auch der Arbeitsprozess <strong>zur</strong> Diskussion gestellt.<br />
Phase 11: Planung für das nächste Mal<br />
Hier schließt sich der Kreis oder besser gesagt die Spirale <strong>zur</strong> Phase 1, denn die<br />
Ziele für die nächste Besprechung müssen klar sein, um eine gute Vorbereitung<br />
durchzuführen.<br />
5. ARBEITSHILFEN<br />
Die folgenden Arbeitshilfen dienen <strong>zur</strong> Unterstützung in der praktischen Arbeit mit Gruppen.<br />
5.1 Mögliches Ablaufprogramm für die erste Gruppensitzung Dauer ca. 3 St<strong>und</strong>en<br />
Seite 11
Das erste Treffen einer Gruppe ist besonders wichtig - man denke an die erwähnten<br />
Zentrifugalkräfte - für die weitere Arbeit. Es sollte deshalb besonders sorgfältig vorbereitet<br />
werden.<br />
1. Begrüßung der Teilnehmer, Erläuterung der Ziele<br />
<strong>und</strong> des Arbeitsablaufes dieser ersten Sitzung. 10 min.<br />
2. Darstellung der Beweggründe für die zu diesem<br />
ersten Gruppentreffen geführt haben. Erläuterung<br />
der Ziele <strong>und</strong> der zukünftigen Aufgaben. 20 min.<br />
3. Einholen von Meinungen <strong>und</strong> Ansichten der Teilnehmer<br />
zu den Zielen <strong>und</strong> Aufgaben. Diskussion der Standpunkte 20 min.<br />
4. Gruppenarbeit zu den Fragen:<br />
Wie wollen wir uns als Gruppe organisieren?<br />
Was ist uns bei der Arbeit besonders wichtig?<br />
Wie sollen die ersten Arbeitsschritte aussehen? 40 min.<br />
PAUSE 15 min.<br />
5. Präsentation <strong>und</strong> Diskussion der Gruppenarbeitsergebnisse<br />
Einigung in der Gruppe. 45 min.<br />
6. Vereinbarung der nächsten Schritte <strong>und</strong> Termine. 15 min.<br />
7. "Manöverkritik" <strong>und</strong> Abschluss des Treffens. 15 min.<br />
5.2 Formulierung von Zielen <strong>und</strong> Vorsätzen in der Gruppe<br />
Gemeinsame Ziele <strong>und</strong> Vorsätze sind für den Erfolg einer Gruppe besonders wichtig.<br />
Mit dem folgenden Ablauf kann in einer Gruppe gearbeitet werden:<br />
Schritt 1: Einzelarbeit aller Mitglieder zu Zielen <strong>und</strong> Vorsätzen.<br />
Schritt 2: Präsentation der Einzelarbeitsergebnisse, für alle sichtbare Protokollierung<br />
der gemeinsamen Ziele.<br />
Schritt 3: Diskussion der gemeinsamen Ziele, Gewichtung <strong>und</strong> Auswahl jener Ziele,<br />
die in nächster Zeit (z.B. in einem Jahr) erreicht werden sollen.<br />
Schritt 4: Vereinbarung der persönlichen Vorsätze <strong>und</strong> der notwendigen Maßnahmen<br />
<strong>zur</strong> Erreichung der Ziele.<br />
5.3 Raster <strong>zur</strong> Beurteilung des Erfolgs einer Gruppensitzung<br />
Dieser Raster kann nach einer Sitzung <strong>zur</strong> "Manöverkritik" verwendet werden. Der Sitzungsleiter<br />
erhält damit von den Teilnehmern eine Rückmeldung zum Gesprächsklima <strong>und</strong> zum Verlauf<br />
der Besprechung.<br />
Jeder Teilnehmer füllt das Profil aus seiner Sicht anonym aus. Der Gruppenleiter sammelt alle<br />
Einzelmeinungen <strong>und</strong> wertet sie aus. In der folgenden Gruppensitzung präsentiert er das<br />
Gesamtergebnis. Wenn notwendig, wird das Ergebnis diskutiert <strong>und</strong> es werden Maßnahmen <strong>zur</strong><br />
Verbesserung des Gesprächsverlaufes vereinbart.<br />
Seite 12
Arbeitsraster "Sitzungserfolg".<br />
Machen Sie bitte ein Kreuz in die Nähe jener Aussage, die Ihren Eindruck von der abgelaufenen<br />
Sitzung jeweils am besten beschreibt. Das mittlere Kästchen bedeutet, dass Sie sich für keinen<br />
oder für beide der Pole entschieden haben.<br />
0<br />
Klima verträglich Klima angespannt<br />
Zusammenarbeit<br />
herrscht vor<br />
gute Konfliktbe-<br />
wältigung (1)<br />
Konferenzleiter<br />
dominiert<br />
Konferenzleiter<br />
achtet auf das Klima<br />
Seite 13<br />
Einzelmeinungen<br />
herrschen vor<br />
schlechte Konflikt-<br />
bewältigung<br />
Konferenzleiter<br />
aktiviert die Gruppe<br />
Konferenzleiter<br />
achtet auf die Leistung<br />
(1) Eine gute Konfliktbewältigung liegt vor, wenn persönliche Spannu ngen <strong>und</strong> sachliche<br />
Differenzen besprochen werden, ohn e daß die konstruktive Zusammenarbeit der Gruppe<br />
gefährdet wird.