Gutachten zum Projekt Schule und Co. in Nordrhein-Westfalen - IMSW
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I<br />
MSW<br />
Institut für Medienevaluation,<br />
<strong>Schule</strong>ntwicklung <strong>und</strong><br />
Wissenschaftsberatung<br />
. Prof. Dr. Peter J. Brenner<br />
16. September 2002<br />
<strong>Gutachten</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
Zusammenfassung<br />
Diese evaluierende Stellungnahme stützt sich auf die Auswertung der <strong>zum</strong><br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. öffentlich zugänglichen Dokumente <strong>und</strong><br />
Begleitmaterialien sowie der Abschlussberichte der 15 beteiligten<br />
Leverkusener <strong>Schule</strong>n.<br />
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Das <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtanlage den <strong>in</strong>ternationalen<br />
Standards der <strong>Schule</strong>ntwicklung nicht gerecht.<br />
Der konzeptionell gravierendste Mangel ist der systematische Verzicht auf die<br />
vorgängige Festlegung verb<strong>in</strong>dlicher Lernziele <strong>und</strong> auf Bewertungssysteme sowie<br />
auf Leistungsvergleiche, mit denen sich die Lernerfolge der Schüler kontrollieren<br />
lassen.<br />
***<br />
Es gehört heute zu den anerkannten Gr<strong>und</strong>sätzen der Innovation von Schulsystemen,<br />
dass <strong>Schule</strong>ntwicklung ohne vorab festgelegte Qualitätsstandards,<br />
empirisch feststellbare Kriterien, regelmäßige externe Leistungsüberprüfungen <strong>und</strong><br />
schulübergreifende Leistungsvergleiche nicht erfolgreich se<strong>in</strong> kann. Ke<strong>in</strong>es dieser<br />
Elemente f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> dem <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. In der <strong>in</strong>ternationalen <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />
dürfte es e<strong>in</strong>zigartig se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> derart groß angelegtes <strong>Projekt</strong> zur<br />
„Innovation von <strong>Schule</strong>“ ohne die Formulierung def<strong>in</strong>ierter Qualitätsstandards<br />
auskommt.<br />
<strong>IMSW</strong> – Prof. Dr. Peter J. Brenner • Sportanger 28 • D-86415 Mer<strong>in</strong>g<br />
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2<br />
Das <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. entspricht <strong>in</strong> Anlage, Durchführung<br />
<strong>und</strong> Ergebnissen nicht den aktuellen Standards <strong>in</strong>novativer<br />
<strong>Schule</strong>ntwicklung. Es folgt ke<strong>in</strong>em erkennbaren Plan; es hat ke<strong>in</strong><br />
klar benennbares Ziel <strong>und</strong> es legt ke<strong>in</strong>e Qualitäts- <strong>und</strong> Leistungskriterien<br />
fest.<br />
Allgeme<strong>in</strong>e Zielbestimmungen des <strong>Projekt</strong>s<br />
Das <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. hat von Anfang an sehr unscharfe Zielvorgaben<br />
gehabt, die sich <strong>in</strong> der Anfangsphase mehrfach <strong>in</strong> ihrer Schwerpunktsetzung<br />
verändert haben. Das ursprüngliche <strong>Projekt</strong>ziel „Entwicklung regionaler<br />
Bildungslandschaften“ wurde frühzeitig aufgegeben <strong>und</strong> nur vere<strong>in</strong>zelt weiter<br />
verfolgt; statt dessen wurde von fast allen <strong>Projekt</strong>schulen - nach mehr oder<br />
weniger großen anfänglichen Widerständen - das <strong>Projekt</strong>ziel „Pädagogische<br />
<strong>Schule</strong>ntwicklung nach Klippert“ verfolgt.<br />
E<strong>in</strong>e systematische Evaluation <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Leistungsvergleich mit anderen <strong>Schule</strong>n<br />
wurden nicht vorgenommen. Positive Rückmeldungen bleiben vere<strong>in</strong>zelt <strong>und</strong><br />
stützen sich auf <strong>in</strong>tuitive E<strong>in</strong>drücke der beteiligten Lehrkräfte.<br />
Sie betreffen zudem, wie das ganze Klippert-Konzept, nur e<strong>in</strong> sehr schmales<br />
Segment der Arbeits- <strong>und</strong> Präsentationstechniken. „Unterricht“ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Gesamtheit wird dadurch nicht verbessert; dass tatsächlich e<strong>in</strong>e Verbesserung der<br />
„Lernergebnisse“ <strong>in</strong> curricularer H<strong>in</strong>sicht erzielt wurde, wird an ke<strong>in</strong>er Stelle<br />
berichtet <strong>und</strong> ist auch anderweitig nicht zu erkennen.<br />
Die <strong>Projekt</strong>anlage führt dazu, dass die Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Lehrpläne für die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Schulformen <strong>und</strong> Schulstufen des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-<strong>Westfalen</strong> im<br />
Unterricht an den Rand gedrängt werden. Die pädagogische Klippert-Kultur ist<br />
eher <strong>in</strong> ihrem Ressourcenverbrauch <strong>in</strong> Konkurrenz zur offiziellen Lehrplankultur<br />
getreten.<br />
In den Kollegien wurden zusätzliche Konfliktpotenziale erzeugt, da die Akzeptanz<br />
des Modells an den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n unterschiedlich groß war.
3<br />
In der Summe lässt sich festhalten:<br />
Die aufwändige E<strong>in</strong>führung <strong>und</strong> Durchführung des Klippert-<br />
Konzepts hat ke<strong>in</strong>e greifbaren Resultate für e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />
des Unterrichts <strong>und</strong> der Unterrichtsergebnisse erbracht.<br />
Die fast flächendeckende E<strong>in</strong>führung des Konzepts „Pädgogische<br />
<strong>Schule</strong>ntwicklung nach Klippert“ hat <strong>zum</strong> Aufbau e<strong>in</strong>er<br />
pädagogischen Monokultur geführt.<br />
Damit wurden die pädagogischen Handlungsspielräume der<br />
e<strong>in</strong>zelnen Lehrkräfte drastisch e<strong>in</strong>geschränkt <strong>und</strong> Konflikte <strong>in</strong> die<br />
<strong>Schule</strong>n h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragen.<br />
Der enorme Ressourcenverbrauch an Schulungs- <strong>und</strong> Unterrichtszeit<br />
des Klippert-<strong>Projekt</strong>s hat auch die Handlungsspielräume<br />
der <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>geengt, alternative pädagogische Konzepte<br />
blockiert <strong>und</strong> die staatlich vorgegebenen curricularen Ziele <strong>in</strong> den<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des pädagogischen Handelns gedrängt.<br />
<strong>Projekt</strong>strukturen<br />
(1) Steuerungsstrukturen<br />
Das <strong>Projekt</strong> hat e<strong>in</strong>e eigene Steuerungsstruktur neben den weiterh<strong>in</strong> bestehenden<br />
<strong>und</strong> verantwortlichen Strukturen der Schulaufsicht aufgebaut.<br />
Dadurch ist e<strong>in</strong>e doppelte Verwaltungs- <strong>und</strong> Verantwortungsstruktur entstanden<br />
mit den für Dualstrukturen typischen Nachteilen: erhöhtem Adm<strong>in</strong>istrations- <strong>und</strong><br />
Koord<strong>in</strong>ationsaufwand sowie zusätzlichem Konfliktpotenzial durch Kompetenzüberschneidungen<br />
<strong>und</strong> Interessenkollisionen.<br />
Diese Probleme wurden noch verschärft dadurch, dass die Arbeit <strong>und</strong> die<br />
Aufgaben der schulischen Steuerungsgruppen unscharf def<strong>in</strong>iert wurden <strong>und</strong> ihr<br />
Verhältnis <strong>zum</strong> Schulkollegium e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> zu den regionalen Steuergruppen<br />
andererseits <strong>und</strong>ef<strong>in</strong>iert geblieben s<strong>in</strong>d.<br />
Die <strong>in</strong> dem <strong>Projekt</strong> aufgebauten Organisationsstrukturen haben<br />
sich <strong>in</strong>sgesamt nicht als effektiv erwiesen. Sie haben bestehende<br />
Verwaltungsstrukturen <strong>und</strong> Entscheidungsgänge unterhöhlt, ohne<br />
an ihre Stelle funktionierende neue Strukturen zu setzen.
4<br />
(2) Schulungen<br />
Im Rahmen des <strong>Projekt</strong>s wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr großen Umfang Schulungen von<br />
Schulleitungs- <strong>und</strong> Steuergruppenmitgliedern durchgeführt. Hier wurden<br />
offensichtlich schulspezifische Mangamentkompetenzen entwickelt <strong>und</strong> vermittelt,<br />
die für die Effizienzsteigerung schulischer Arbeit unmittelbar e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />
nach Anfangsschwierigkeiten bei den Teilnehmern Akzeptanz gef<strong>und</strong>en zu haben<br />
sche<strong>in</strong>en.<br />
(3) Klippert-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />
E<strong>in</strong>es der wenigen Elemente, das sich als fruchtbar <strong>und</strong><br />
zukunftsträchtig erwiesen hat, s<strong>in</strong>d die Schulungen der Schulleiter<br />
<strong>und</strong> Steuergruppenmitglieder durch e<strong>in</strong>e Unternehmensberatung.<br />
Die verschiedenen Stadien der Klippert-Schulungen s<strong>in</strong>d sehr aufwändig; zu<br />
Ergebnissen haben sie nur im engen Rahmen des Klippert-Konzepts selbst<br />
geführt, dessen Gesamtkonzeption <strong>in</strong> Bezug auf Unterrichtsentwicklung als<br />
problematisch e<strong>in</strong>geschätzt werden muss.<br />
(4) Evaluationskultur<br />
a) Interne Evaluation<br />
Dass neben dem E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> das Unterrichtsgeschehen auch e<strong>in</strong>e<br />
Entlastung der Lehrkräfte <strong>und</strong> e<strong>in</strong> positiver E<strong>in</strong>fluss auf das<br />
Innovationsmanagement der <strong>Schule</strong>n festzustellen ist, wie es das<br />
Klippert-Konzept verspricht, lässt sich aus den Berichten nicht<br />
erschließen.<br />
Das <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. hat erst <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schlussphase damit begonnen,<br />
durch entsprechende Schulungen e<strong>in</strong>e Evaluationskultur an den e<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>Schule</strong>n aufzubauen.<br />
Da ausdrücklich darauf verzichtet wurde, Evaluationen verb<strong>in</strong>dlich vorzuschreiben<br />
<strong>und</strong> sie auf übergreifende Standards zu verpflichten, handelt es sich hier um e<strong>in</strong><br />
nur bed<strong>in</strong>gt taugliches Instrument, die Qualität der Arbeit an den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n<br />
zu erfassen <strong>und</strong> zu verbessern.<br />
Wie weit sich an den beteiligten <strong>Schule</strong>n tatsächlich e<strong>in</strong>e tragfähige Evaluationskultur<br />
entwickeln wird, ist jetzt noch nicht abzusehen. Die bisherigen Berichte<br />
zeigen, dass dieses Instrument bislang nur vere<strong>in</strong>zelt <strong>und</strong> nicht systematisch<br />
genutzt wurde.<br />
b) Externe Evaluation<br />
In der Endphase des <strong>Projekt</strong>s wurde im Auftrag der <strong>Projekt</strong>träger e<strong>in</strong>e „Vorab-<br />
Evaluation“ durch zwei externe Gutachter vorgelegt, die zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>sgesamt eher<br />
positiven Urteil gekommen ist. Dieses Urteil ist nur von ger<strong>in</strong>gem Wert, da das<br />
<strong>Gutachten</strong> systematische Mängel enthält <strong>und</strong> ihm deshalb auch von den
5<br />
Gutachtern selbst nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte Aussagekraft zugesprochen wird.<br />
Insbesondere ist es unter großem Zeitdruck entstanden; <strong>und</strong> die von den<br />
Gutachtern besuchten <strong>Schule</strong>n wurden nicht von ihnen ausgewählt, sondern von<br />
der <strong>Projekt</strong>leitung vorgegeben.<br />
Die Abschlussevaluation der gleichen Gutachter, die bislang nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Kurzfassung vorliegt, ist systematischer angelegt <strong>und</strong> aufwändiger durchgeführt.<br />
Sie teilt mit der „Vorab-Evaluation“ jedoch den Mangel, dass sie <strong>in</strong> ihren Bewertungen<br />
auf die Heranziehung harter Kriterien von Schul<strong>in</strong>novation verzichtet.<br />
Da die Evaluation das <strong>Projekt</strong> nicht an den etablierten Standards <strong>in</strong>novativer<br />
<strong>Schule</strong>ntwicklung misst, sondern die unscharfen Vorgaben des <strong>Projekt</strong>s selbst<br />
<strong>zum</strong> Maßstab der Bewertung macht, ist die <strong>in</strong>sgesamt eher positive Würdigung,<br />
die alle kritischen <strong>und</strong> problematischen Aspekte marg<strong>in</strong>alisiert, nicht<br />
überraschend.<br />
Das <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. hat das Instrument „Evaluation“ erst<br />
spät aufgebaut <strong>und</strong> nur unsystematisch <strong>und</strong> sporadisch genutzt.<br />
Als Instrument <strong>in</strong>terner Steuerung von <strong>Projekt</strong>verlaufen <strong>und</strong><br />
Korrektur<strong>in</strong>stanz s<strong>in</strong>d die Evaluationen deshalb nicht nutzbar.<br />
Sowohl die <strong>in</strong>ternen wie die externen Evaluationen verzichten<br />
darauf, ihren Bewertungen harte Kriterien <strong>in</strong>novativer <strong>Schule</strong>ntwicklung,<br />
wie sie <strong>in</strong>ternationalen Standards entsprechen, zu<br />
Gr<strong>und</strong>e zu legen. Alle Evaluationen haben deshalb ke<strong>in</strong>e<br />
Aussagekraft <strong>in</strong> Bezug auf den Erfolg des <strong>Projekt</strong>s.<br />
(5) Benchmark<strong>in</strong>g <strong>und</strong> best practice<br />
In den Industrienationen gibt es e<strong>in</strong>e Fülle von <strong>in</strong>novativen <strong>Schule</strong>ntwicklungsprojekten,<br />
die teilweise auch zu greifbaren Erfolgen geführt haben. Es ist nicht<br />
erkennbar, dass das <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. auf die hier gemachten Erfahrungen<br />
zurück gegriffen <strong>und</strong> sich an etablierten Standards orientiert hätte.<br />
Zahlreiche dieser <strong>Projekt</strong>e s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Dokumentation zur Verleihung des Carl Bertelsmann-<br />
Preises 1996 an das Schulprojekt <strong>in</strong> Durham (Kanada) vorgestellt worden. Auch diese<br />
Erfahrungen des <strong>Projekt</strong>es <strong>in</strong> <strong>in</strong> Durham, das <strong>in</strong> der Vorphase des <strong>Projekt</strong>s <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>.<br />
e<strong>in</strong>e Anregungsfunktion gehabt hat, s<strong>in</strong>d offensichtlich nicht weiterverfolgt, aufgegriffen <strong>und</strong><br />
ausgewertet worden.<br />
Das <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. hat darauf verzichtet, benchmark<strong>in</strong>g<br />
<strong>und</strong> best practice-Konzepte als zentrale Instrumente <strong>in</strong>novativer<br />
<strong>Schule</strong>ntwicklung zu nutzen. Damit wurde versäumt, die <strong>in</strong> diesem<br />
Bereich gewonnenen nationalen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen Erfahrungen<br />
zu nutzen <strong>und</strong> zugleich entzieht sich das <strong>Projekt</strong> dem Vergleich<br />
mit anderen Konzepten von <strong>in</strong>novativer <strong>Schule</strong>ntwicklung.
6<br />
Kostenstruktur<br />
Das <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. hat darauf verzichtet, <strong>Co</strong>ntroll<strong>in</strong>g-Instrumente<br />
e<strong>in</strong>zuführen <strong>und</strong> damit Kostentransparenz zu schaffen. E<strong>in</strong>e Bewertung des<br />
<strong>Projekt</strong>s im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Kosten-Nutzen-Analyse ist aus diesem Gr<strong>und</strong> nicht<br />
möglich. Aus den Dokumenten <strong>und</strong> Berichtenwird aber deutlich, dass an den<br />
e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n enorme F<strong>in</strong>anz- <strong>und</strong> Zeitressourcen <strong>in</strong> das <strong>Projekt</strong> <strong>in</strong>vestiert<br />
wurde, wovon nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Teil - im Wesentlichen Verwaltungskosten – als<br />
Kosten erfasst wurde.<br />
Die enormen Schulungskosten – es wurden mehrere h<strong>und</strong>ert Personen von<br />
externen Auftragnehmern geschult – s<strong>in</strong>d nicht ausgewiesen, durch verstreute<br />
Angaben aber näherungsweise abschätzbar. Dazu kommt noch e<strong>in</strong> großer Teil an<br />
versteckten Kosten, der sich <strong>in</strong> Unterrichtsausfall <strong>und</strong> Zusatzbelastung der<br />
Lehrkräft, besonders der Funktionsträger, durch Vertretungsst<strong>und</strong>en sowie <strong>in</strong><br />
Gremien- <strong>und</strong> Verwaltungsarbeit verbirgt. Auch diese kalkulatorischen Kosten<br />
müssten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gesamtkostenrechnung des <strong>Projekt</strong>s mit e<strong>in</strong>gerechnet werden.<br />
Nach e<strong>in</strong>helligem Urteil der Beteiligten wie auch der Evaluatoren hat das <strong>Projekt</strong><br />
die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n an die Grenze ihrer Belastbarkeit geführt.<br />
Auch dadurch wurden die Handlungspielräume der e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n nicht<br />
erweitert, sondern e<strong>in</strong>geschränkt, da Ressourcen für eigene <strong>Projekt</strong>e oder für<br />
alternative Ausgestaltungen des <strong>Projekt</strong>s <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. nicht mehr zur<br />
Verfügung standen.<br />
Die tatsächlichen <strong>Projekt</strong>kosten werden systematisch verschleiert.<br />
Kostentransparenz wird nicht angestrebt, <strong>und</strong> es werden auch<br />
ke<strong>in</strong>e <strong>Co</strong>ntorll<strong>in</strong>g-Instrumente e<strong>in</strong>gesetzt. E<strong>in</strong>e Kosten-Nutzen-<br />
Analyse wird dadurch verh<strong>in</strong>dert.<br />
Selbstständige <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>.<br />
Angesichts dieser Bewertung muss die Entscheidung für die Durchführung des<br />
Anschlussprojekts „Selbständige <strong>Schule</strong>“ als überstürzt bezeichnet werden.<br />
Es empfiehlt sich vielmehr, die mit dem <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. gemachten<br />
Erfahrungen systematisch, auf der Basis e<strong>in</strong>er unabhängigen wissenschaftlich<br />
f<strong>und</strong>ierten Evaluation auszuwerten, die offenk<strong>und</strong>igen Mängel zu beseitigen <strong>und</strong><br />
das neue <strong>Projekt</strong> an den <strong>in</strong>ternationalen Standards <strong>und</strong> Erfahrungen von<br />
Schul<strong>in</strong>novation zu orientieren.
7<br />
Das <strong>Projekt</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>. hat unkontrollierte Kosten verursacht,<br />
die <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong> die beteiligten Lehrkräfte an die Grenzen ihrer<br />
Belastung geführt <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>en greifbaren Ertrag für die Lernleistungen<br />
<strong>und</strong> den Unterrichtserfolg bei den Schülern erbracht.<br />
E<strong>in</strong>e Gesamtbewertung des <strong>Projekt</strong>s <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>., so weit sie<br />
auf Gr<strong>und</strong> des vorliegenden Materials bereits möglich ist, lässt es<br />
als verfehlt ersche<strong>in</strong>en, die hier erarbeiteten Strukturen <strong>und</strong><br />
Verfahren auf e<strong>in</strong> anderes, noch größer angelegtes <strong>Projekt</strong> der<br />
Innovation von <strong>Schule</strong>n zu übertragen.