Bionik: Technik nach dem Vorbild der Natur - Junge Wissenschaft
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Jugend forscht<br />
46<br />
<strong>Junge</strong> <strong>Wissenschaft</strong> 85 // 2010<br />
3 Hologrammtypen<br />
3.1 Transmissionshologramme<br />
Transmissionshologramme sind Hologramme,<br />
bei <strong>der</strong>en Aufnahme Objektund<br />
Referenzstrahl von <strong>der</strong>selben Seite<br />
auf den Film treffen. Es entstehen Hologramme,<br />
welche nur mit Laserlicht<br />
wie<strong>der</strong>gegeben werden können. Somit<br />
werden Farbverzerrungen vermieden, die<br />
zur Unkenntlichkeit führen. Wegen <strong>der</strong><br />
intensiven Lichtquelle des Lasers und<br />
wegen <strong>der</strong> flachen Struktur <strong>der</strong> Hologramme<br />
sind Transmissionshologramme<br />
beson<strong>der</strong>s tiefenscharf.<br />
3.2 Denisyuk-Weißlichthologramme<br />
Die <strong>nach</strong> ihrem Erfin<strong>der</strong> benannten<br />
Hologramme können mit weißem, also<br />
vielfarbigem Licht rekonstruiert werden.<br />
Denisyuk-Weißlichthologramme<br />
(DW-Hologramme) sind Reflexionshologramme.<br />
Man betrachtet also bei <strong>der</strong><br />
Rekonstruktion die Reflexion eines Teils<br />
<strong>der</strong> Lichtquelle, die folglich auf <strong>der</strong> gleichen<br />
Seite des Films sein muss. Bei <strong>der</strong><br />
Aufnahme muss dafür <strong>der</strong> Objektstrahl<br />
von entgegen gesetzter Seite auf den Film<br />
fallen. Die Filme müssen im Verhältnis<br />
zur Lichtwellenlänge dick sein, damit ein<br />
reflexionsstarkes Gitter entstehen kann.<br />
Die für diese Arbeit verwendeten Filme<br />
sind mit ca. 7μm für die meisten Anwendungen<br />
dick genug.<br />
Die Rekonstruktion funktioniert analog<br />
zu <strong>der</strong> <strong>der</strong> Transmissionshologramme,<br />
beruht aber auf Beugung bei Reflexion<br />
und nicht bei Transmission.<br />
Eine Welle wird reflektiert, wenn das<br />
Kristallgitter o<strong>der</strong> hier das Holografiegitter<br />
die Bragg-Bedingung n λ = 2d · sin(γ)<br />
mit: n = eine beliebige natürliche Zahl;<br />
λ = Wellenlänge des reflektierten Lichts;<br />
d = Abstand <strong>der</strong> Gitterebenen; γ = Winkel<br />
zwischen Gitteroberfläche und ein/<br />
ausfallen<strong>dem</strong> Strahl) erfüllt. Die Reflexion<br />
ist folglich an eine bestimmte Wellenlänge<br />
und einen bestimmten Winkel des<br />
einfallenden Lichts geknüpft.<br />
Daher sind Reflexionshologramme (mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Dicke verstärkt) farb- und<br />
winkelselektiv und können unter weißem<br />
Licht betrachtet werden. Das rekonstruierte<br />
Bild entsteht aus <strong>der</strong> Reflexion<br />
<strong>der</strong>jenigen Wellen, die die richtige Frequenz<br />
haben und im richtigen Winkel<br />
auftreffen. Ausschlaggebend für die unterschiedliche<br />
Reflexion <strong>der</strong> selektierten<br />
Wellen an unterschiedlichen Stellen des<br />
Hologramms sind die Abstände <strong>der</strong> Gitterebenen<br />
in <strong>dem</strong> entwickelten Film und<br />
<strong>der</strong>en Ausrichtung.<br />
3.3 Masterhologramme<br />
Über mehrstufige Verfahren kann man<br />
darstellende Hologramme aufnehmen,<br />
die beson<strong>der</strong>e Effekte erzielen. Man<br />
nennt sie Stufenhologramme. Der erste<br />
Schritt für die Aufnahme von Stufenhologrammen<br />
ist immer die Erzeugung<br />
eines Masterhologrammes o<strong>der</strong> kurz Masters.<br />
Dazu nimmt man ein Transmissionshologramm<br />
auf. Beleuchtet man es<br />
mit einem Laser, wird die Objektwelle<br />
rekonstruiert.<br />
Dreht man es um, so erhält man ein reelles<br />
pseudoskopisches Bild. Beide Bil<strong>der</strong><br />
können von einem neuen Film aufgefangen<br />
werden. Meist wird aber das reelle,<br />
pseudoskopische Bild weiterverwendet,<br />
welches man auch auf einem Mattschirm<br />
sehen kann. Bei <strong>der</strong> Aufnahme muss die<br />
spätere Verwendung bereits bei <strong>der</strong> Anordnung<br />
des Objekts und <strong>der</strong> Position<br />
des Films berücksichtigt werden, damit<br />
keine Doppelbelichtungen an einigen<br />
Filmteilen entstehen. Auch Reflexionshologramme<br />
können als Master verwendet<br />
werden.<br />
3.4 Bildebenenhologramme<br />
Das wichtigste Stufenhologramm ist<br />
das Bildebenenhologramm (BE-Hologramm).<br />
Bei ihm liegt das Objekt bei <strong>der</strong><br />
Rekonstruktion teilweise vor, in und hinter<br />
<strong>der</strong> Bildebene. Die Lage des Objektes<br />
ist beson<strong>der</strong>s unnatürlich und dadurch<br />
bemerkenswert.<br />
Um ein BE-Hologramm aufzunehmen,<br />
rekonstruiert man das pseudoskopische,<br />
also reelle Bild eines Masters und stellt<br />
den Film, auf <strong>dem</strong> man das BE-Hologramm<br />
aufnehmen möchte, direkt in<br />
das Bild. Entfernt man den Film bei <strong>der</strong><br />
Aufnahme weiter vom Master, erfolgt<br />
die Rekonstruktion vor/über <strong>dem</strong> Film;<br />
rückt man ihn näher ran, bleibt das Bild<br />
hinter <strong>dem</strong> Film.<br />
Bildebenenhologramme sind meist<br />
Weißlicht-Reflexionshologramme. Das<br />
bedeutet, bei <strong>der</strong> Aufnahme treffen Referenzstrahl<br />
und Objektstrahl von verschiedenen<br />
Seiten auf den Film und das<br />
fertige Hologramm kann wie ein DW-<br />
Hologramm (vgl. 3.2) betrachtet werden.<br />
4 Holografisch-Optische-Elemente<br />
(HOE)<br />
HOE sind „optische Funktionen realisierende<br />
Hologramme“ [13]. Das einfallende<br />
Licht wird von Hologrammen<br />
in solch komplexer Weise beeinflusst,<br />
wie man es sonst von keinem Medium<br />
kennt. Diese Eigenschaften können für<br />
die <strong>Technik</strong>, Arbeitswelt und Architektur<br />
in optischen Bauteilen genutzt werden.<br />
Da HOE nicht optisch brechen son<strong>der</strong>n<br />
beugen, gehören sie zu den Diffraktiven-<br />
Optischen-Elementen (DOE).<br />
4.1 Vorteile <strong>der</strong> HOE<br />
HOE sind eine wichtige Errungenschaft<br />
<strong>der</strong> Physik, weil man mit ihnen prinzipiell<br />
alle Wellenerscheinungen beeinflussen<br />
kann. Auf Röntgenstrahlung haben Glaslinsen<br />
beispielsweise keine nennenswerte<br />
Wirkung, weil für diese hochenergetische<br />
Strahlung alle durchdringbaren Materialien<br />
eine Brechzahl nahe Eins haben.<br />
HOE hingegen wurden bereits erfolgreich<br />
für Röntgenstrahlung eingesetzt.<br />
Verfügt das Aufnahmemedium über genügend<br />
Auflösung, kann man mehrere<br />
Hologramme auf einem Film aufnehmen,<br />
die unter verschiedenen Rekonstruktionswinkeln<br />
wirken. So kann man<br />
ein Bauteil konstruieren, welches mehrere<br />
Funktionen gleichzeitig erfüllt. Dies<br />
ist für einige enge Strahlführungen die<br />
einzige Lösung und entspricht den wachsenden<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an kompakte Systeme<br />
in <strong>der</strong> <strong>Technik</strong>.<br />
HOE sind sehr kostengünstig in <strong>der</strong> Produktion,<br />
robust und nicht störungsanfällig.<br />
Sie zeichnen sich auch dadurch aus, dass<br />
sie sehr flach sind und somit kaum Platz<br />
einnehmen. Komplexere HOE lassen<br />
sich meist mit <strong>dem</strong> gleichen Aufwand<br />
herstellen wie einfache.<br />
HOE sind sehr stark abhängig von den<br />
optischen Bedingungen, so dass es sich<br />
für einfache Anwendungen <strong>nach</strong> wie vor<br />
lohnt, herkömmliche Glaslinsen mit einer<br />
standardisierten Brennweite zu verwenden.<br />
Werden jedoch komplexe und spezifische<br />
Elemente für eine bestimmte Anwendung<br />
benötigt, so ist die Herstellung von<br />
HOE lohnenswert. Einige Effekte wie<br />
Mehrfachstrahlteilung o<strong>der</strong> an Winkel<br />
gekoppelte Funktionsselektion können<br />
nur mit HOE erzielt werden.