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Müdesein, sondern auch davon, daß der Gähnende im gegebeneu<br />

Augenblick ein begehrendes Weib ist, ähnlich wie der, der mit offnem<br />

Munde schläft.<br />

Schauen Sie sich doch die Menschen an, Sie lesen in ihrem Gesicht,<br />

ihrer Kopfform, der Haudgestaltung,<br />

dem Gang tausend Geschichten.<br />

Dort ist einer mit hervorquellenden Augen ; seien Sie sicher, er will<br />

Ihnen schon von fern seine Neugier und den Schreck über wunderbare<br />

Entdeckungen zeigen; diese tiefliegenden Augen zogen sich zurück,<br />

als der Menschenhaß groß ward ; sie wollen nicht sehen und noch<br />

weniger gesehen werden. Die Tränen, die geweint weiden, sind nicht<br />

nur Trauer und Sdimerz geweiht, sie ahmen die Perle nach, die tief<br />

in der Muschel ruht, in der Perlmuttermuschel des Weibes, und<br />

jedes Weinen ist voll symbolischer Wollust. Immer, ohne Ausnahme.<br />

Das weiß auch jeder Dichter, seit Jahrtausenden wissen sie es und<br />

erzählen davon, ohne es bewußt auszusprechen. Nur die,<br />

die es wissen<br />

müßten, die wissen es nicht. Eros benutzt das Auge zu seinen Diensten,<br />

es muß ihm Bilder geben, die ihm gefallen.<br />

Und wenn ihrer zu viele<br />

wurden, wäscht er sie ab ; er läßt das Auge überquellen, weil die<br />

innere Spannung zu groß wurde, um auf dem Wege der genitalen<br />

Absonderung gelöst zu werden, weil ihm das Verfahren der Kindheit,<br />

die Erregung im Harn auszuströmen, gesperrt ist, oder weil er, verstimmt<br />

von der Moralität, den Menschen im Gleichnis dafür büßen<br />

lassen will, daß er sich schämt erotisch zu sein. Eros ist ein starker,<br />

eifriger Gott, der grausam und höhnisch zu strafen weiß. „Du nennst<br />

schmutzig," zürnt er, „daß ich die höchste Leistung des Menschen, die<br />

Vereinigung von Mann und Weib<br />

und die Sdiöpfung des Neuen an<br />

das Naßwerden zwischen den Schenkeln band. So sollst du deinen<br />

Willen haben. Du hast Schleimhäute im Darm und anderswo, deine<br />

Ejakulation sei fortan Diarrhoe, Auswurf, Schnupfen, Fußschweiß oder<br />

Achselschweiß und vor allem Harnen."<br />

Ich verstehe, daß Sie das alles sonderbar finden. Aber wer hindert<br />

mich, zu phantasieren, wie idi will; heute Eros zu nennen, was<br />

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