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TRENDY SINGLE

Lifestyle Magazin für Singles August Ausgabe

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Interview<br />

» Das besondere an diesem Schmerz ist, dass er gewollt ist. Ich lasse mich auf ihn ein<br />

und sehne ihn herbei. Dabei werden dann so viele Endorphine in mir freigesetzt, dass<br />

mein ganzer Körper danach verlangt, befriedigt zu werden. „<br />

- Sandra Leonie -<br />

Ihr Interesse an SM beginnt ja damit, dass Sie Romane über<br />

die weibliche Unterwerfung lesen. Wann erwacht ihre Sehnsucht<br />

nach dieser sexuellen Erfüllung ?<br />

S.L.: Die vielen verschiedenen Frauen in diesen Romanen<br />

ertrugen so viel Schmerz, aber gleichzeitig auch so<br />

viel Lust. Das Lesen erregte mich einfach so sehr und<br />

erweckte in mir die Sehnsucht, das auch einmal zu erleben.<br />

Ich stellte mir immer wieder vor, ich sei eine dieser<br />

Frauen in den Romanen. Es verfolgte mich einfach und<br />

ließ mich nicht mehr los. Es war, als hätte mir jemand<br />

diesen Gedanken eingepflanzt und dieser nahm immer<br />

mehr Besitz von mir.<br />

Obwohl Ihnen somit die eigene Lust nach Unterwerfung mehr<br />

und mehr bewusst wird, sind sie auch ängstlich. Worin bestehen<br />

die anfänglichen Zweifel und wann treffen Sie die Entscheidung,<br />

ihre sexuelle Neigung offen auszuleben?<br />

S.L.: Ich war einfach skeptisch, weil für mich diese Neigungen<br />

am Anfang nicht »normal« waren, schließlich wird<br />

man heute so erzogen, dass man niemandem Schmerz<br />

zufügen sollte. Und alle Frauen wollen Gleichberechtigung!<br />

Aber genau deswegen hatte ich diese Sehnsucht,<br />

für einen gewissen Zeitraum sich wie früher einfach dem<br />

Mann unterzuordnen, an nichts denken zu müssen, einfach<br />

nur ein Objekt zu sein. Aber dieses Thema ist einfach<br />

immer noch ein so großes Tabu in der Gesellschaft.<br />

Erst durch meinen Vater konnte ich mich letztlich zu der<br />

Entscheidung durchringen, eine Sub sein zu wollen. Ich<br />

hatte einmal offen mit ihm darüber geredet, dass Marco<br />

und ich uns sexuell ausleben. Daraufhin meinte er zu mir,<br />

dass das doch gut sei. Wir seien jung und wir sollten das<br />

genießen, schließlich hätte man nur dieses eine Leben.<br />

Und genau das habe ich mir zu Herzen genommen.<br />

Ähnlich wie im Roman Geschichte der O, der wegen seiner<br />

detaillierten Darstellung weiblicher Unterwerfung lange als<br />

Skandalbuch galt, lässt Ihr Mann Sie von zwei dominanten<br />

Herren ausbilden. Wie erlebten Sie Ihre ersten Ausbildungsstunden?<br />

S.L.: Ich war sehr nervös und ängstlich, weil ich zum<br />

ersten Mal etwas ohne Marco machte und diese beiden<br />

Herren gar nicht kannte. Ich hatte am Anfang Angst, dass<br />

die Männer Schlimmes mit mir anstellen – Sachen, die<br />

nicht mit Marco besprochen wurden, mich womöglich<br />

entführen. Aber gleichzeitig hatte ich diese Neugier, war<br />

sehr gespannt, was sie als nächstes machen oder von mir<br />

verlangen würden. Es fing an, mich immer mehr zu erregen.<br />

Es war einfach ein unglaubliches Erlebnis – diese<br />

Mischung aus Angst und Erregung.<br />

Die dominanten Ausbilder Harry und Stefan bringen Sie immer<br />

wieder an ihre körperlichen und geistigen Grenzen, Tabus<br />

werden Stück für Stück gebrochen. Im Laufe der Zeit spüren<br />

Sie, dass Sie sich immer mehr verändern. Wie macht sich die<br />

Veränderung bemerkbar?<br />

S.L.:Ich war schon immer eine selbstbewusste Frau, doch<br />

von Session zu Session bemerkte ich, dass ich noch viel<br />

mehr an Selbstvertrauen dazugewann und auch im privaten<br />

Umfeld bei Freunden mehr zu meiner Meinung stand.<br />

Ich fühlte mich einfach komplett und ausgeglichener.<br />

In ihrer SM-Ausbildung lernten Sie, den Schmerz von Rohrstock<br />

und Peitsche in intensive Lust umzuwandeln.<br />

Inwiefern wird die Ausbildung zu einer Gratwanderung zwischen<br />

Realität und Fantasie?<br />

S.L.: In gewissem Maße ist es eine Gratwanderung, weil<br />

man sich im Kopf oft mehr vorstellt, als real wirklich<br />

möglich und vernünftig ist. Und man bringt ja auch aus<br />

der SM-Parallelwelt echte Spuren am Körper mit in die<br />

reale Welt, die ich aber vor meinem privaten Umfeld versteckt<br />

halte.Viele in unserem Bekanntenkreis würden es<br />

nicht verstehen, was wir da machen. Und schon wegen<br />

der Kinder muss Alltag und SM strickt getrennt werden.<br />

Leider ist das manchmal nicht so einfach ...<br />

Was bedeuten die Fortschritte in der SM-Ausbildung für Ihre<br />

Ehe?<br />

S.L.: Das Verwunderliche ist, dass die Unterwerfung und<br />

die fortschreitende SM-Ausbildung im realen Leben aus<br />

mir eine stärkere Persönlichkeit gemacht hat. Ich bin also<br />

im SM-Leben die Unterwürfige, aber im Alltag viel stärker<br />

und selbstbewusster. Das schweißt unsere Ehe noch<br />

mehr zusammen. Wir teilen so viel mehr miteinander als<br />

andere Paare. Wir haben einfach überhaupt keine Geheimnisse<br />

oder versteckte Sehnsüchte voreinander.<br />

88 Trendy Single

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