PDF-Katalog - Galerie im Saal
PDF-Katalog - Galerie im Saal
PDF-Katalog - Galerie im Saal
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
(die) übersetzung<br />
Grußwort<br />
(die) übersetzung<br />
Es freut mich als Bürgermeister der Gemeinde Knetzgau darauf hinweisen<br />
zu können, dass mit diesem Kunstkatalog nunmehr der dritte<br />
in Reihe erscheinen kann. Es ist mir ein Anliegen, das kulturelle<br />
Angebot in unserer Steigerwaldgemeinde zu entwickeln. Gerade die<br />
Kunstausstellungen in dem Barockschloss Oberschwappach sind<br />
hierzu ein besonders wichtiger Beitrag, der ohne das Engagement<br />
des Kulturvereins Schloss Oberschwappach und den Galeristen Eleonore<br />
Schmidts-Stumpf und Egon A. Stumpf nicht existieren würde.<br />
Dass diesmal junge Absolventen der Kunsthochschulen in We<strong>im</strong>ar<br />
und München ihre Arbeiten zeigen, ist von besonderem Reiz.<br />
Einmal, um zu sehen, womit sich die nachkommende Künstlergeneration<br />
beschäftigt und zum zweiten, dass Oberschwappach in<br />
einem Atemzug mit We<strong>im</strong>ar, der Weltkulturstadt und München, der<br />
Kulturhauptstadt Bayerns genannt wird.<br />
Ich wünsche der Ausstellung viel Erfolg und noch mehr Besucher,<br />
damit mit dem Frühling wieder reges Leben den Winterschlaf unseres<br />
Schlosses beendet.<br />
Sechs junge Künstler, Absolventen der Bauhausuniversität in We<strong>im</strong>ar<br />
und der Akademie der Bildenden Künste in München, zeigen<br />
eine Auswahl ihrer aktuellen Arbeiten in den Räumen des Schlosses<br />
Oberschwappach. „We<strong>im</strong>ar begegnet München“, so der ursprüngliche<br />
Arbeitstitel der Ausstellung.<br />
„(die) übersetzung“ ist inhaltlich wie formal Programm. „Es“ wird<br />
von A nach B übersetzt und gerinnt in eine fiktive oder konkrete<br />
Form, je nach theoretischer Orientierung. Erfahrungen, Erinnerungen,<br />
Geschehnisse, Momentblitzlichter, stetige Wiederholungen,<br />
setzen über in den Kosmos von Materialien, von Farben und<br />
Formen. Vielfalt zeichnet – wie selbstverständlich – die Ausstellung<br />
aus.<br />
Am Weg der „übersetzung“ stehen die Suche, das Exper<strong>im</strong>ent, die<br />
rituelle Wiederholung, die haptische Aneignung, die Diskussion, die<br />
Versenkung, die Orientierung, die Klärung. Im Kern des Prozesses<br />
findet sich die <strong>im</strong>merwährende Begegnung mit sich selbst, ein wohl<br />
unausweichliches Element alles Schöpferischen.<br />
Die Keramiken werden nicht hergestellt, sie tauchen auf, sie entwickeln<br />
sich, sie sind verknotet, sie finden allmählich und schrittweise<br />
ihre Form unter den Händen der Künstlerin.<br />
Mehrfach werden Landkarten zur Ebene der Gestaltung, wie ein<br />
Symbol der Suche nach Orientierung, nach Information. Nie sind<br />
es nur geografische Muster, sondern Raumbeschreibungen und<br />
Raumbeziehungen, unebene Materialstrukturen, Suchbilder für<br />
den Betrachter, am Ende Reliefs einer gedachten, nie wirklichen<br />
Landschaft. Eben keine romantischen Landschaften, sondern eine<br />
Welt voller Symbole der Erfahrungen, vielleicht auch der Landschaft,<br />
sicher aber der emotionalen Befindlichkeit. Bekannte Symbole und<br />
neue, überraschende treten miteinander ins „Gespräch“. Chaos und<br />
Ordnung, Suchen und Finden, als flukturierende Elemente einer<br />
erzählten Formgeschichte.<br />
Schöpfungsgeschichte am Symbol der Schildkröte geschildert, wird<br />
mit autobiografischen Geschichten comicartig verknüpft. Urerfahrungen<br />
von Räumen, Igluartige Gebilde als beherbergende Räume<br />
werden gesucht. Immer wieder die Frage nach dem Sinn, woher<br />
kommen wir, wohin geht es mit uns, das Leben<br />
Alle Facetten der Auseinandersetzung tauchen auf, spielerisch<br />
Fröhliches neben dramatisch tiefgründigem Schürfen, Leichtigkeit<br />
und Schwere.<br />
Prozesse und Exper<strong>im</strong>ente sind in vielen Arbeiten Elemente des<br />
schöpferischen Werdens. Im Kontrast dazu die Formulierung:<br />
„Geschichten entstehen in den Köpfen und nicht auf dem Papier.“<br />
Dagegen als ein Beispiel die Materialreaktion in der Fläche als<br />
gewollter Zufall. Kunst entsteht hier <strong>im</strong> Handeln mit dem Material.<br />
Die Künstler sind mehr auf der Suche nach der geeigneten Form,<br />
nach dem treffenden Ausdruck, weniger nach neuen Materialien,<br />
nach Grenzüberschreitungen aus der Fiktion in die Wirklichkeit oder<br />
umgekehrt. Klassische Mittel dominieren, Öl, Acryl auf Leinwand,<br />
Eitempera, da wird Lack schon zum Wagnis. Radierungen, Zeichnungen,<br />
der Edding als neues Malwerkzeug, klassische Aufbaukeramik.<br />
Die Grundfragen künstlerischer, allgemein menschlicher Existenz<br />
sind mit jedem Material, mit jedem Medium erzählfähig, auch mit<br />
leichten Aquarellen oder Bleistiftzeichnungen.<br />
Avantgarde ist, so macht es den Eindruck, keine Frage des neuen<br />
Konzeptes oder der neuen Materialien oder der ungewöhnlichen<br />
Verortung, sondern eine Frage der Ehrlichkeit und Betroffenheit der<br />
gestellten Fragen und der Echtheit der bildnerischen Erzählform.<br />
Egon A. Stumpf – <strong>Galerie</strong> <strong>im</strong> <strong>Saal</strong><br />
Selbstportraits setzen sich mit Grundmustern menschlichen Selbstverständnisses<br />
auseinander und rücken nicht Gesichtsformen, sondern<br />
Beziehungsfragen zum Leben in den Zenit der Auseinandersetzung.<br />
4<br />
5