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Predigt Ewigkeitssonntag, 20. November 2011

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<strong>Ewigkeitssonntag</strong>, <strong>20.</strong> <strong>November</strong> <strong>2011</strong><br />

So schreibt der Evangelist Lukas im 12. Kapitel:<br />

42 Der Herr aber sprach: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr über seine Leute setzt,<br />

damit er ihnen zur rechten Zeit gibt, was ihnen zusteht 43 Selig ist der Knecht, den sein Herr, wenn er<br />

kommt, das tun sieht. 44 Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen. 45 Wenn aber<br />

jener Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr kommt noch lange nicht, und fängt an, die Knechte und<br />

Mägde zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich voll zu saufen, 46 dann wird der Herr dieses<br />

Knechtes kommen an einem Tage, an dem er's nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und<br />

wird ihn in Stücke hauen lassen und wird ihm sein Teil geben bei den Ungläubigen. 47 Der Knecht aber,<br />

der den Willen seines Herrn kennt, hat aber nichts vorbereitet noch nach seinem Willen getan, der wird viel<br />

Schläge erleiden müssen. 48 Wer ihn aber nicht kennt und getan hat, was Schläge verdient, wird wenig<br />

Schläge erleiden. Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist,<br />

von dem wird man um so mehr fordern.<br />

Der Herr segne sein Wort an unseren Herzen.<br />

Liebe Gemeinde,<br />

„in Stücke hauen lassen“ „Viele“ oder „wenige“ Schläge Auch wenn unsere Geschichte in einer<br />

anderen Zeit erzählt wurde, auch wenn Jesus gern übertreibend redet, um uns wachzurütteln: Das ist<br />

heftig. Auf den ersten Blick: Wenn der Eigentümer zurückkommt, dann gibt es für die Verwalter nichts<br />

zu lachen.<br />

Könnte sein, dass es Christen gibt, die aus unserem <strong>Predigt</strong>wort die Schlussfolgerung ziehen: Da müssen<br />

wir ja ständig in Angst leben, dass Christus jeden Moment wiederkommen kann. Der macht uns zur<br />

Schnecke, wenn der sieht, was in unserem Leben so passiert ist. Vorsichtshalber nehme ich schon mal<br />

eine leicht geduckte Haltung ein. Das Unheil kann jeden Augenblick über mich hereinbrechen. Denn<br />

wenn er kommt, dann ist ja alles vorbei, dann hab ich keine Chance mehr, die Dinge noch in Ordnung zu<br />

bringen. Also müssen wir in Angst leben und Angst haben vor Christus<br />

Schwestern und Brüder, wer unser Wort so versteht, liegt natürlich daneben. Jesus Christus will nicht<br />

Panik und Angst verbreiten. Er liegt nicht auf der Lauer, um uns fertig zu machen. Er steht nicht da und<br />

reibt sich die Hände in Vorfreude darauf, es uns endlich heimzahlen zu können. Und er führt auch keine<br />

Strichliste darüber, ob unsere guten Taten ausreichen, um keine Prügel zu bekommen.<br />

Ja, Christus hat uns als seine Verwalter eingesetzt. Und ja, natürlich sollen wir treu und klug sein – sollen<br />

wir damit rechnen, dass er wiederkommen wird. Aber was in unserem <strong>Predigt</strong>wort steht, ist ja nicht<br />

einfach eine Beschreibung, was kommen wird. Das ist ein Aufruf an Petrus und an uns treu und klug zu<br />

sein. Er, Christus, hat doch großes Vertrauen in uns gesetzt – und so seine Liebe zu uns deutlich gemacht.<br />

Und er fordert ja von uns nur das, was selbstverständlich ist: Dass wir ihn nicht vergessen, dass wir uns<br />

nicht einreden, er werde schon nicht zurückkommen. Er fordert ja nur, dass wir uns auf ihn und sein<br />

Kommen freuen und aus dieser Freude leben.<br />

Aber genau das ist ja das Problem. In aller Regel besteht es eher nicht darin, dass wir alle fürchterliche<br />

Angst vor dem kommenden Christus haben. Unser Problem geht ja eher in die Richtung, dass wir ihn<br />

immer wieder aus den Augen verlieren. Wir fühlen uns unabhängig. Wir meinen, unser Leben so<br />

gestalten zu können, als ob die Wiederkunft des Herrn garantiert in weiter Ferne liegt und nicht weiter<br />

wichtig ist.<br />

Noch einmal: Christus will uns keine Angst machen. Er kommt gerade nicht, um uns zu vernichten. Im<br />

Gegenteil: Er kommt, um uns mit seinem neuen Leben ohne Ende zu beschenken. Und deshalb dieser<br />

Aufruf der Herrn, dass wir nicht vergessen, dass er uns entgegen eilt. Und deshalb: Unser <strong>Predigt</strong>wort<br />

richtet sich an die Pfarrer, an uns als Gemeinde, an jeden einzelnen Christen.<br />

Vor unseren Versen steht die Geschichte von einem Mann, der von seinen Knechten erwartet wird. Und<br />

Jesus preist die Knechte selig, die wachsam sind, die jederzeit bereit sind für sein Kommen.<br />

Und dann fragte Petrus: Herr, richtet sich dies Gleichnis nur an uns Jünger und Apostel oder an alle<br />

Menschen Aber er bekommt keine Bestätigung dafür, dass die Jünger und Apostel doch ganz besonders<br />

selig zu preisen sind! Stattdessen hört er einen Aufruf Jesu, treu und verlässlich zu sein. Petrus hört also<br />

nicht: Ihr Jünger, ihr Apostel, ihr seid die Schönsten, Besten, Seligsten. Er hört: Euch gilt besonders, was<br />

ich über den Verwalter sage. Ihr seid Botschafter an Christi Statt. Es geht nicht um eure fromme<br />

Persönlichkeit, sondern darum. dass ihr das Wort Gottes ausrichtet. Ihr habt die Sakramente auszuteilen,


zu verwalten Weh euch, wenn ihr es nicht tut. Wenn ihr nur auf euren Vorteil schielt und den Herrn und<br />

die anderen Knechte ausnehmt. Wenn ihr euch selbstherrlich wie Despoten aufführt, dann wird das für<br />

euch Folgen haben. Christus legt den Pfarrern hohe Verantwortung auf. Schon in der alten Kirche sagte<br />

jemand: Es ist ein Wunder, wenn ein Priester selig wird.<br />

Auch bei Pfarrern kann das passieren, dass sie den wiederkommenden Christus aus dem Blick verlieren.<br />

Statt das Evangelium predigen sie einfach nur noch Moral. Oder ihre eigenen Ideen und Vorstellungen<br />

von Gott, Religion und der Welt. Wenn ein Pfarrer Christus aus dem Blick verliert, dann kann es schnell<br />

geschehen, dass er nicht mehr der Gemeinde dient, sondern von der Gemeinde erwartet, sie müsse ihm<br />

dienen. Oder: Man achtet nur noch darauf, ob man beliebt ist. Und was einen unbeliebt macht, das sagt<br />

man der Gemeinde dann eben nicht. Erst im Blick auf den wiederkommenden Herrn kann man Pfarrer<br />

sein. Nur so erkennt man, wie wichtig es ist, aus der Vergebung zu leben, aus der Gemeinschaft mit ihm.<br />

Und Gott kann Wunder wirken: Er kann auch Pfarrer selig werden lassen.<br />

Aber das, was Christus sagt, gilt auch uns als Gemeinde. Wir sind eine Gemeinde mit engagierten<br />

Mitarbeitern. Es gibt in unserer Gemeinde Herzlichkeit und Freundlichkeit. Es gibt viele – nicht nur<br />

musikalische - Gaben. Und ja, darüber können und sollen wir uns freuen. Wir können und sollen uns<br />

darüber freuen, dass er unsere Gemeinde mit Gaben beschenkt hat. Was wir da haben, ist uns von<br />

Christus anvertraut, damit andere das bekommen, was ihnen zusteht, wie Christus das formuliert. Und<br />

auch für unsere Gemeinde gilt: Wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern. Es ist<br />

schon so: Mit den Gaben haben wir auch Verantwortung bekommen: Wir sollen die Gaben nicht einfach<br />

einbuddeln, verdrängen und ungenutzt lassen.<br />

Aber auch als Gemeinde müssen wir nicht ängstlich oder voller Sorgen auf den wiederkommenden Herrn<br />

warten. Wir können uns freuen, dass er sichtbar zu uns kommt. Denn dann kommt ja derselbe Herr, dem<br />

wir in seinem Wort begegnen. Es ist der selbe Herr, der unter Brot und Wein leibhaft zu uns kommt. Es<br />

ist der Herr, der heute wieder unter uns seine Gemeinde und sein Reich baut – indem er uns<br />

zusammenschließt zu seinem Leib.<br />

Ja, und dann gelten die Wort Christi auch noch jedem einzelnen von uns. Wir können dem lebendigen<br />

Christus ja ganz unterschiedlich begegnen. Einmal ist da der Tag, an dem Christus sichtbar vor uns steht<br />

und wirklich alle Menschen ihn sehen werden. Aber heute denken wir ja vor allem an die Brüder und<br />

Schwestern im Herrn, die ihm schon nach ihrem Tod begegnet sind und sich vor ihm verantwortet haben.<br />

Die Zeit, in der sie sich auf diese Begegnung mit Christus vorbereiten konnten, war unterschiedlich lang.<br />

Einigen blieb nur sehr kurze Zeit, andere warteten sehnsüchtig darauf endlich IHM zu begegnen. Aber<br />

wie auch immer: Eins gilt für sie und gilt für uns.<br />

Vor dem Fordern Gottes steht sein Geben. Unser <strong>Predigt</strong>wort schildert gerade nicht, wie es einmal vor<br />

Christus aussehen wird, wenn wir vor ihm stehen. Es ist ein Warnwort. Christus antwortet auf die Frage<br />

des Petrus nicht, ob die Jünger, die Apostel selig wären. Jesus blockt die Frage ab. Er redet ihn an, er ruft<br />

ihn auf, klug und treu und in der Verantwortung vor dem Herrn zu leben. Er unterweist unsere Gewissen.<br />

Und auch das ist ja Geschenk.<br />

Christus bereitet uns vor auf die stattfindende Begegnung mit sich. Etwa im Abendmahl, in dem er zu uns<br />

kommt, indem er uns alle Schuld abnimmt, indem er uns neue Kraft verleiht, im Blick auf ihn zu leben.<br />

Es ist schon so: Wer im Glauben weiß, dass der Herr wiederkommt und wer von seiner<br />

Verantwortlichkeit gehört hat, von dem wird man, wird Gott viel erwarten. Aber Gott hat Augenmaß.<br />

Gott weiß, das es Menschen gibt, denen noch nie der Gedanke gekommen ist, sie könnten Christus<br />

verantwortlich sein. Jesus Christus will uns in Bewegung bringen, will etwas aus uns machen.<br />

Bitte vergesst es nicht: Vor seinem Fordern steht sein Geben. Unsere Gaben sind Geschenk Christi. Wenn<br />

wir vor ihm stehen werden, Schwestern und Brüder, dann werden wir ihm nichts, aber wirklich nichts<br />

bringen können, als das, was er uns vorher gegeben hat. Und so, so können wir fröhlich beten: „Amen, ja,<br />

komm, Herr Jesus!“ Amen

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