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Predigt Invokavit, 26. Februar 2012

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<strong>Predigt</strong> am Sonntag <strong>Invokavit</strong>, dem <strong>26.</strong> <strong>Februar</strong> <strong>2012</strong>Gnade sei mit euch und Friede, von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.So schreibt der Apostel Paulus im 2. Korintherbrief im 6. Kapitel (Verse1-10):1 Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt. 2 Denner spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe dir am Tage des Heilsgeholfen.« Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! 3 Und wir geben in nichtsirgendeinen Anstoß, damit unser Amt nicht verlästert werde; 4 sondern in allem erweisen wir uns alsDiener Gottes: in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, 5 in Schlägen, in Gefängnissen, inVerfolgungen, in Mühen, im Wachen, im Fasten, 6 in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit,im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, 7 in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit denWaffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, 8 in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten undguten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; 9 als die Unbekannten und doch bekannt; als dieSterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; 10 als die Traurigen, aberallezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alleshaben.Liebe Gemeinde, Ende 2010. Westlotto klebt Plakate, verteilt Pressemitteilungen: Gesucht wird einMensch, der 8, 4 Millionen Euro im Lotto gewonnen hat – und seinen Gewinn nicht abholt. Da verpasstjemand die Chance seines Lebens – ob er es nun weiß oder nicht. Bitter ist es in jedem Fall. Paulus deutetin unserem <strong>Predigt</strong>wort eine noch verwirrendere, unverständlichere Möglichkeit an: Da hat jemand dieGnade Gottes geschenkt bekommen – und er holt sie nicht ab. Gott hat ihm seine Zuwendung, seineVergebung geschenkt. Er bekam sie geschenkt – er musste nichts, aber auch gar nichts für diesesGeschenk tun. Ein Geschenk, in dem neues Leben drin war, dass sogar der Tod nicht zerstören konnte.Ein Geschenk, dass den Zugang zum Schöpfer der Welt und damit zu seiner Ewigkeit enthielt. Aber: DerBeschenkte nutzt das Geschenk nicht. Er lässt es einfach liegen. Er kümmert sich nicht drum.Da waren Menschen getauft worden, mussten sich einfach nur beschenken lassen. Aber offensichtlichwaren sie der Meinung, dass anderes wichtiger ist, als dieses Geschenk ausgehändigt zu bekommen.Immer wieder, jeden Sonntag setzte der Schenkende neue Termine an, um sein Geschenk zu überreichen,aber: „Nein, danke, brauch ich nicht, mag ich nicht, hab am Sonntag Vormittag was anderes zu tun.“ Undam Ende, da kann es dann passieren, dass jemand stirbt und sein Geschenk so endgültig verpasst.Eine unglaubliche Geschichte, eigentlich. Warum sollten Menschen auf das Leben bei und mit Gottverzichten wollen? Warum sollten sie ihren Tod nicht überleben wollen? Und doch ist die Ablehnungoder Gleichgültigkeit eine Wirklichkeit. „Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, daß ihr die GnadeGottes nicht vergeblich empfangt.“ Und dann eben auch: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetztist der Tag des Heils!“ Paulus warnt: Jetzt, eben gerade jetzt, da ist Gnadenzeit. Spielt nicht auf Zeit.Verlasst euch nicht darauf, dass die Annahme des Geschenkes Zeit hat – etwa dann, wenn man alt oderkrank ist oder im Sterben liegt. Keiner weiß, wie es mit unserer Zeit aussieht – wir haben unser Lebennicht in der Hand. Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt, jetzt ist der Tag des Heils!Schwestern und Brüder, klar, ihr spielt nicht auf Zeit. Ihr seid heute morgen hier, um euch eurenHauptgewinn schenken zu lassen. Und trotzdem: Kein Grund, jetzt abzuschalten. Immerhin: Die Christenin Korinth saßen ja auch im Gottesdienst, als der Brief des Paulus vorgelesen wurde. Und sie hörten wiewir: „Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, daß ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt.“Offensichtlich kann es passieren, dass man sein Geschenk auch dann noch verspielen kann, wenn man essich schon mal abgeholt hat. So, wie man auch nach einen Millionengewinn schnell wieder arm wie eineKirchenmaus sein kann. Es ist für uns wichtig, dass wir immer neu hören: „Lasst euch versöhnen mitGott.“Aber was veranlasst Menschen dazu, das Geschenk ihres Lebens verfallen zu lassen? Was führt dazu,dass Menschen vieles andere als interessanter und wichtiger ansehen? Paulus verweist dazu einmal aufdas „Bodenpersonal Gottes“. Und auf den Inhalt der christlichen Botschaft.Natürlich: Der Hinweis auf den unsympathischen, nervenden, blöden Pfarrer kann eine billige Ausredesein, um sich den Gottesdienst oder Gott selbst vom Hals zu halten. Aber das gibt es ja auch: Dass Pfarrermit ihrer Art, ihren Schwächen, ihrem Verhalten Menschen den Weg zu Gott und seinen Geschenkenverbauen. Oder doch erschweren. Paulus spricht es deutlich an. Er hat sich mit allem möglichenAngriffen aus der Gemeinde auseinander zu setzen. Seine Kritiker warten nur auf einen Fehler


seinerseits. Und so schreibt er der Gemeinde: „Wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit unser Amtnicht verlästert werde.“Starke Worte, die mich verlegen machen. Ich weiß: Das schaffe ich nicht. Ich bekomme es nicht hin, innichts irgendeinen Anstoß zu geben. Ich gebe anderen Anstoß: mit meinen <strong>Predigt</strong>en, wie ich michverhalte, durch meine Macken, Fehler und Schwächen. Ihr kennt sie zur Genüge.Und ja, auch das ist klar: Menschen, ihr möchtet an meinem Leben ablesen, ob das, was ich verkündige,mit dem zusammenpasst, was ich lebe. Und natürlich könnt ihr von mir erwarten, dass ich mich kräftigbemühe alles zu vermeiden, was Anstoß erregen könnte, was jemanden im Glauben an Christusverunsichern könnte.Schwestern und Brüder, ich kann von mir nicht behaupten, in nichts irgendeinen Anstoß zu geben. Undjetzt? Gerade da, wo jemand enttäuscht ist vom „Bodenpersonal“, gerade da gilt: „Empfangt die GnadeGottes doch ja nicht vergeblich!“ Bei allem, was euch Anstoß bereitet: Lasst deshalb nicht die GnadeGottes liegen, die Gott selbst euch schenkt. Lasst euch von keinem Menschen, auch nicht vom Pfarrer denWeg ins Leben bei und mit Gott verstellen. Davon könnt ihr doch euer Heil nicht abhängig machen. Auchnicht umgekehrt: Dass es der Pfarrer ist, der euch in der Gemeinde oder im Gottesdienst hält – und wennder weg ist, dann bleibt auch ihr weg. Paulus mahnt uns: Schaut auf das Geschenk, auf den Hauptgewinn,den Christus euch geben will. Nutzt die Zeit. Nicht um alten, tollen Pfarrern nachzutrauern oder sich überihn zu ärgern, sondern um euch immer wieder von Christus beschenken zu lassen: „Siehe, jetzt ist dieZeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“Und dann, dann kann es auch noch sein, dass nicht das „Bodenpersonal“, sondern die Botschaft selbstMenschen veranlasst, den Hauptgewinn ihres Leben liegen zu lassen. Die christliche Botschaft ist jagerade nicht ein „Wohlstandsevangelium“. Paulus verspricht den Glaubenden ja gerade nicht Gesundheit,privaten und beruflichen Erfolgt oder Wohlstand. Er verspricht kein sorgenfreies Leben, keinen Schutzvor Unfällen, Krankheiten, Streit oder Trennungen. Wenn man unser <strong>Predigt</strong>wort liest, wird deutlich, wasder Apostel Paulus als Apostel und Christ erlebt hat. Seine Erfahrungen in der Christusnachfolge sindeher nicht für einen Flyer geeignet, in dem man für den Glauben wirbt. Glauben, dass kann auchVerzicht und Leiden bedeuten. Glaube, der führt auch in die Gemeinschaft der Leiden des gekreuzigtenHerrn.Keine guten Motive für einen Flyer angesichts der Konkurrenz, die mit attraktiven Menschen, mit Sexund dem Versprechen von Glück und Spaß und Jugend und Gesundheit wirbt. Warum sollte sich auchausgerechnet jemand den christlichen Glauben aussuchen? Wer will denn schon verzichten – wenn mandoch völlig problemlos Spaß haben kann? Warum leiden, wenn man mit etwas Anpassung an anderedoch gut leben kann? Warum wertvolle Lebenszeit für Gottesdienst und Gemeinde einsetzen, wenn mandie Vorteile des Glaubens gar nicht unmittelbar erlebt?„Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, daß ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt“. Lassteuch doch nicht von Christus abbringen. Verzichtet nicht darauf, euch immer wieder neu mit demHauptgewinn beschenken zu lassen. Verspielt doch nicht durch kurzfristige Vorteile die eigentliche undwesentliche Zeit eures Lebens. Lasst euch von Christus einladen, hört auf ihn und seine Worte. Nutzt denTag des Heils, die Zeit der Gnade – lasst euch aufdecken, was Christus euch im Glauben wirklichschenkt. Außenstehende werden vielleicht den Kopf darüber schütteln, dass euch der Glaube wichtig ist.Sie mögen euch erzählen, dass christlicher Glaube doch nur eine Spaßbremse ist, völlig veraltet, amLeben vorbei, nicht mehr als ein Aberglaube. Aber wer bei und mit Christus lebt, der entdeckt: Derbeschenkt mich mit dem Hauptgewinn, der beschenkt mich mit Leben über den Tod hinaus. Gott gebe es,dass wir sein Geschenk am Ende nicht vergeblich empfangen haben werden. Amen.

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