Lösung 1.1: Minimale Realisierung
Lösung 1.1: Minimale Realisierung
Lösung 1.1: Minimale Realisierung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Lehrstuhlfür<br />
Regelungstechnik<br />
Moderne Methoden der Regelungstechnik 3<br />
Einführung in die Modellreduktion<br />
Lösung Blatt 1<br />
Lösung <strong>1.1</strong>: <strong>Minimale</strong> <strong>Realisierung</strong><br />
a) Die Übertragungsfunktion lautet:<br />
G(s) = c T (sI − A) −1 b =<br />
=<br />
=0 =0<br />
{}}{<br />
2 · 0<br />
s + 3 +<br />
b) Es wird das Gilbert-Kriterium angewendet:<br />
• Pol bei −3: nicht steuerbar<br />
• Pol bei −5: nicht beobachtbar<br />
4∑<br />
i=1<br />
{}}{<br />
0 · 1<br />
s + 5 + 6 · 8<br />
c i · b i<br />
s − λ i<br />
=0<br />
{}}{<br />
s + 7 + 0 · 0<br />
• Pol bei −10: sowohl nicht steuerbar als auch nicht beobachtbar<br />
(1)<br />
s + 10 = 48<br />
s + 7 .<br />
c) Die nicht steuerbaren/ beobachtbaren Pole spielen keine Rolle im Ein- /Ausgangsverhalten<br />
des Systems. Graphisch lässt sich der Signalfluss im System folgendermaßen darstellen:<br />
1<br />
s+3<br />
Transfer Fcn<br />
2<br />
c1<br />
1<br />
u(t)<br />
1<br />
b2<br />
8<br />
b3<br />
1<br />
s+5<br />
Transfer Fcn1<br />
1<br />
s+7<br />
Transfer Fcn2<br />
6<br />
c3<br />
1<br />
y(t)<br />
1<br />
s+10<br />
Transfer Fcn3<br />
Abbildung 1: Blockdiagramm des Systems<br />
Daraus folgt, dass das Übertragungsverhalten vollständig durch ein System der Ordnung 1<br />
bestimmt ist:<br />
ẋ(t) = −7x(t) + 8u(t)<br />
(2)<br />
y(t) = 6x(t).<br />
Allerdings stellt das System der Ordnung 1 keine Approximation des Originalsystems dar;<br />
es bildet das Übertragungsverhalten exakt nach. Man spricht hierbei von einer minimalen<br />
<strong>Realisierung</strong> des Systems. <strong>Minimale</strong> <strong>Realisierung</strong>en sind also vollständig steuerbar und<br />
beobachtbar und werden in der Regel nicht als Modellreduktionen aufgefasst. Deshalb sollen<br />
in dieser Vorlesung nur minimale <strong>Realisierung</strong>en als Originalsysteme betrachtet werden.<br />
Dipl.-Ing. Thomas Wolf 1
Lehrstuhlfür<br />
Regelungstechnik<br />
Moderne Methoden der Regelungstechnik 3<br />
Einführung in die Modellreduktion<br />
Lösung Blatt 1<br />
Lösung 1.2: Pole als Kriterium zur Reduktion<br />
a) Der Eigenwert (Pol) bei −100 klingt mit Abstand am schnellsten ab und sollte am ehesten<br />
vernachlässigt werden. Dies zeigt sich auch in der Sprungantwort der Systeme (zur<br />
Implementierung siehe Matlab-Datei):<br />
100<br />
Sprungantwort<br />
80<br />
60<br />
40<br />
original sys<br />
ohne -100<br />
ohne -0,1<br />
20<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50<br />
t<br />
b) Bei geänderten Eingangs-/Ausgangsvektoren bleiben die Eigenwerte unverändert. Allerdings<br />
zeigt die Sprungantwort, dass nun eher der Eigenwert bei −0, 1 vernachlässigt werden sollte:<br />
40<br />
Sprungantwort<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
original sys<br />
ohne -100<br />
ohne -0,1<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5<br />
t<br />
Daraus lässt sich folgern, dass die Lage der Eigenwerte allein ein ungenügendes Kriterium<br />
zur Modellreduktion ist!<br />
Dipl.-Ing. Thomas Wolf 2
Lehrstuhlfür<br />
Regelungstechnik<br />
Moderne Methoden der Regelungstechnik 3<br />
Einführung in die Modellreduktion<br />
Lösung Blatt 1<br />
Lösung 1.3: Schwache Steuer- und Beobachtbarkeit<br />
a) Die Übertragungsfunktion (minimale <strong>Realisierung</strong>) lautet:<br />
Daraus folgt:<br />
G(s) =<br />
300 · 0.01<br />
s + 3<br />
+<br />
0.01 · 200<br />
s + 5<br />
+ 7 · 4 0.01 · 0.01<br />
+<br />
s + 7 s + 10 . (3)<br />
• Pol bei −3: schwach steuerbar<br />
• Pol bei −5: schwach beobachtbar<br />
• Pol bei −10: schwach steuerbar / beobachtbar<br />
b) Obwohl der Pol bei −3 schwach steuerbar ist, darf er nicht vernachlässigt werden, da er<br />
sehr gut“ beobachtbar ist (Koeff. 300 im Ausgangsvektor c). Analog dazu ist der Pol bei<br />
”<br />
−5, der schwach beobachtbar aber stark“ steuerbar ist. Deshalb darf nur der Pol bei −10<br />
”<br />
vernachlässigt werden, wie in der Sprungantwort zu sehen ist (siehe Matlab-Datei):<br />
6<br />
Sprungantwort<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
original sys<br />
ohne -3<br />
ohne -5<br />
ohne -10<br />
0<br />
0 0.5 1 1.5<br />
t<br />
Es dürfen nur solche Eigenwerte vernachlässigt werden, die sowohl schlecht steuerbar,<br />
als auch schlecht beobachtbar sind!<br />
Dipl.-Ing. Thomas Wolf 3
Lehrstuhlfür<br />
Regelungstechnik<br />
Moderne Methoden der Regelungstechnik 3<br />
Einführung in die Modellreduktion<br />
Lösung Blatt 1<br />
Lösung 1.4: Dominanzmaß<br />
Das Dominanzmaß lautet:<br />
Pol bei − 8 :<br />
Pol bei − 9 :<br />
Pol bei − 10 :<br />
8<br />
∣−8∣ = 1 (4)<br />
8<br />
∣−9∣ = 0, 889 (5)<br />
10<br />
∣−10∣ = 1 (6)<br />
Da zwischen den Dominanzmaßen kein wesentlicher Unterschied vorliegt sollte keine modale<br />
Reduktion durchgeführt werden. Dies zeigt auch die Sprungantwort, da streichen des Pols bei<br />
−9 bereits zu einem enormen Fehler führt (siehe Matlab-Datei):<br />
3<br />
Sprungantwort<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
original sys<br />
ohne -9<br />
TBR<br />
0<br />
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />
t<br />
Allerdings kann das System durchaus reduziert werden! Die Abbildung zeigt zusätzlich die<br />
Sprungantwort des reduzierten Systems der Ordnung 1(!):<br />
ẋ(t) = −9 x(t) + 5, 094 u(t),<br />
y(t) = 5, 094 x(t),<br />
(7)<br />
Diese System wurde durch die Methode Truncated Balanced Realization (TBR) (deutsch: Balanciertes<br />
Abschneiden) erzeugt. Diese Methode lernen wir in Kapitel 4 kennen...<br />
Dipl.-Ing. Thomas Wolf 4
Lehrstuhlfür<br />
Regelungstechnik<br />
Moderne Methoden der Regelungstechnik 3<br />
Einführung in die Modellreduktion<br />
Lösung Blatt 1<br />
Lösung 1.5: Singulärwertzerlegung<br />
siehe Matlab-Datei<br />
Lösung 1.6: Singulärwertzerlegung<br />
In exakter Arithmetik besitzt die Matrix A tatsächlich Rang 2, da die beiden Spalten linear<br />
unabhängig sind. Computerprogramme arbeiten aber mit Gleitkommazahlen, was zu Rundungsfehlern<br />
bei Berechnungen führt. Bei der in Matlab verwendeten double precision ist die<br />
Maschinengenauigkeit ɛ = 2 −53 ≈ 1, 1 · 10 −16 . Ein Rundungsfehler von 10 −14 ist dabei durchaus<br />
möglich! In einem solchen Fall besitzt die Matrix A nur Rang 1, da die beiden Spalten ”<br />
mit<br />
einer Toleranz von 10 −14 “ linear abhängig sind.<br />
Aus diesem Grund ist der Matlab-Befehl rank mit Vorsicht zu genießen. Für die Beispielmatrix<br />
liefert rank das Ergebnis 2! Besser ist es die Singulärwerte der Matrix zu betrachten:<br />
σ 1 = 3, 1623, σ 2 = 7, 0217 · 10 −15 . (8)<br />
Der große Unterschied legt die Interpretation nahe, dass es sich bei A mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit<br />
um eine Matrix vom Rang 1 handelt.<br />
Lösung 1.7: Matrix-Approximation<br />
siehe Matlab-Datei<br />
Dipl.-Ing. Thomas Wolf 5