Hirn in Not - makro- und mikrozirkulation
Hirn in Not - makro- und mikrozirkulation
Hirn in Not - makro- und mikrozirkulation
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
www.haes-<strong>in</strong>fo.de<br />
Aktuelles zu Makro- <strong>und</strong> Mikrozirkulation · Nr. 18 · Ausgabe 3 / 2002<br />
Mikrozirkulationsstörung · HES · Leukozytenadhärenz · Reperfusionssyndrom · TIA · Volumensubstitution<br />
· zerebrale Ischämie<br />
Repetitorium<br />
<strong>Hirn</strong> <strong>in</strong> <strong>Not</strong><br />
Der ischämische Insult zwischen Fakt <strong>und</strong> Hypothese<br />
Dr. med. Peter Kohler, Koblenz<br />
Hier soll der Versuch gemacht werden,<br />
Fakten <strong>und</strong> „ges<strong>und</strong>en, pathophysiologischen<br />
Menschenverstand“ zu verknüpfen.<br />
Somit werden sowohl evidenzbasierte<br />
Aussagen als auch hypothetische<br />
Aspekte zum ischämischen<br />
Insult aufgezeigt. Und was die Therapie<br />
betrifft: panta rhei …<br />
Die zerebrale Durchblutung<br />
Das Gehirn hat e<strong>in</strong>en erheblichen<br />
Sauerstoff- <strong>und</strong> Energiebedarf. Obwohl<br />
das Organ nur etwa 2 % der<br />
Körpermasse ausmacht, s<strong>in</strong>d zur<br />
Deckung se<strong>in</strong>es Bedarfes etwa 20 %<br />
des Herzzeitvolumens notwendig.<br />
E<strong>in</strong>e Abnahme der zerebralen Durchblutung<br />
(cerebral blood flow, CBF)<br />
auf thrombembolischer oder hämodynamischer<br />
Basis ist das auslösende<br />
Ereignis für die Entstehung von Funktionsstörungen<br />
oder sogar strukturellen<br />
Schäden.<br />
Das Gehirn hat nur ger<strong>in</strong>ge Kompensationsmechanismen.<br />
So kann im<br />
Zustand der so genannten „misery<br />
perfusion“ der Sauerstoffverbrauch<br />
kurzfristig durch Erhöhung der O2-<br />
Extraktion von den physiologischen<br />
40 % auf 90 % über e<strong>in</strong>em kritischen<br />
Schwellenwert gehalten werden. 1<br />
Solche Schwellenwerte wurden von<br />
mehreren Arbeitsgruppen schon Ende<br />
der 70er <strong>und</strong> Anfang der 80er Jahre<br />
durch CBF-Messungen def<strong>in</strong>iert.<br />
Die Positronenemissionstomographie<br />
(PET) erlaubt als funktionelles bildgebendes<br />
Verfahren die<br />
regionale Messung der Durchblutung<br />
(CBF),<br />
die Erfassung der metabolischen<br />
Rate für Sauerstoff (CMRO2)<br />
<strong>und</strong> Glucose (CMRGL) sowie<br />
die Messung des Blutvolumens<br />
(CBV).<br />
Diese Parameter ermöglichen quantitative<br />
Aussagen über Durchblutung<br />
<strong>und</strong> Metabolismus des Gewebes.<br />
PET-Untersuchungen als Momentaufnahmen<br />
bei Patienten können<br />
mit analogen Veränderungen im Tierexperiment<br />
verglichen werden. 5<br />
Bei größeren Tieren (Affe <strong>und</strong> Katze)<br />
hat sich gezeigt:<br />
Der physiologische Normalwert<br />
der CBF liegt im Mittel bei<br />
etwa 50 ml/100 g Gewebe/M<strong>in</strong>ute<br />
(<strong>in</strong> der <strong>Hirn</strong>r<strong>in</strong>de bei etwa<br />
80 ml/100 g Gewebe/M<strong>in</strong>ute).<br />
S<strong>in</strong>kt die Durchblutung unter<br />
Werte von etwa 20 ml/100 g/<br />
M<strong>in</strong>ute, wird die neuronale Funktion<br />
gestört. Sie ist bei e<strong>in</strong>em<br />
rechtzeitigen Wiederanstieg der<br />
CBF reversibel. 4<br />
Editorial<br />
Liebe Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
etwa 150.000 erste Schlaganfälle<br />
treten pro Jahr <strong>in</strong> Deutschland auf.<br />
In 80 % der Fälle handelt es sich um<br />
ischämische Insulte. Ganz abgesehen<br />
vom menschlichen Leid: Die Behandlungskosten<br />
betragen für e<strong>in</strong>en von<br />
fremder Hilfe unabhängigen Patienten<br />
etwa 12.000 Euro im Jahr, für<br />
e<strong>in</strong>en pflegebedürftigen etwa 43.000<br />
Euro!<br />
Diese Ausgabe HAES-<strong>in</strong>fo widmet sich<br />
dem ischämischen Insult. Das Repetitorium<br />
soll e<strong>in</strong>en kurzen Überblick<br />
über die Pathomechanismen geben.<br />
Außerdem wird gezeigt: Welche Therapiemaßnahmen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer positiven<br />
Wirkung belegt <strong>und</strong> welche hypothetisch<br />
günstig? Aktuell werden<br />
Studien für neue Therapiemöglichkeiten<br />
durchgeführt. Lesen Sie z. B. die<br />
Ergebnisse von Rudolf <strong>und</strong> Mitarbeitern.<br />
Auch Fresenius Kabi ist <strong>und</strong><br />
bleibt am Ball.<br />
Und: HAES-<strong>in</strong>fo hat Professor Dr.<br />
med. H. C. Diener aus Essen zum<br />
ischämischen Insult <strong>in</strong>terviewt …<br />
Dr. med. Peter Kohler<br />
Facharzt für Anästhesiologie<br />
HAES-l<strong>in</strong>e<br />
Telefon: 0 61 72 / 6 86- 87 63<br />
Telefax: 0 61 72 / 6 86- 81 19<br />
www.haes-<strong>in</strong>fo.de<br />
Inhalt<br />
<strong>Hirn</strong> <strong>in</strong> <strong>Not</strong> ............................................ 1<br />
Das aktuelle Interview.......................4–8<br />
Die Schwellen werden im Tierexperiment<br />
auch durch das Erlöschen<br />
der Registrierung im Elektrokortikogramm<br />
<strong>und</strong> den Ausfall evozierter<br />
Potenziale sowie durch das Sistieren<br />
der Aktivität e<strong>in</strong>zelner kortikaler Neurone<br />
deutlich. 5<br />
Biochemische Veränderungen <strong>und</strong><br />
die Membranfunktion lassen sich<br />
ebenfalls Schwellen der Durchblutung<br />
zuordnen.
2<br />
Repetitorium<br />
Neben der CBF ist die Zeitkomponente<br />
von entscheidender Bedeutung:<br />
Liegt die Residualdurchblutung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Areal bei etwa 12 ml/<br />
100 g/M<strong>in</strong>ute, entstehen <strong>in</strong>nerhalb<br />
von 2 bis 3 St<strong>und</strong>en Infarkte.<br />
Bei Werten zwischen 15 bis<br />
18 ml/100 g/M<strong>in</strong>ute werden<br />
längere Zeitspannen toleriert. 5<br />
Daraus ergeben sich Therapiechancen,<br />
besonders für die Randgebiete<br />
solcher m<strong>in</strong>derperf<strong>und</strong>ierten Areale.<br />
Die Abbildung zeigt die Durchblutungsschwellen<br />
für den Erhalt von<br />
Funktion <strong>und</strong> Struktur des <strong>Hirn</strong>gewebes<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit von der Zeit.<br />
„Penumbra“ <strong>und</strong> „Core-Zone“<br />
Die Pathomechanismen des ischämischen<br />
Insults er<strong>in</strong>nern an viele Themen<br />
aus HAES-<strong>in</strong>fo, also an Makro<strong>und</strong><br />
Mikrozirkulationsstörungen.<br />
Schließlich handelt es sich bei dieser<br />
CBF (ml/100 g/m<strong>in</strong>)<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Normale Funktion<br />
ö<br />
„ “<br />
Form des Schlaganfalls um e<strong>in</strong>e akute<br />
Perfusionsstörung mit den entsprechenden<br />
Folgen. Sie stellen e<strong>in</strong>en<br />
akuten <strong>Not</strong>fall dar!<br />
In bestimmten Arealen wird den<br />
Nervenzellen die Gr<strong>und</strong>lage zur aeroben<br />
Energiegew<strong>in</strong>nung, d. h. der<br />
Sauerstoff, durch M<strong>in</strong>derperfusion<br />
weitgehend entzogen. Das betroffene<br />
Gebiet nennt man „Penumbra“<br />
(siehe Abbildung), also Halbschatten. 3<br />
Es bef<strong>in</strong>det sich weder auf der „Sonnenseite“,<br />
also im normal durchbluteten<br />
Gewebe, noch <strong>in</strong> der „F<strong>in</strong>sternis“,<br />
wo die Zellen bereits abgestorben<br />
s<strong>in</strong>d. In diesem Gewebeareal hat der<br />
Sauerstoffmangel zwar schon zum<br />
Funktionsverlust, aber noch nicht zum<br />
Strukturuntergang geführt.<br />
Der revitalisierbaren Penumbra gelten<br />
die therapeutischen Bemühungen.<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell gibt es folgende Therapiemöglichkeiten: <br />
E<strong>in</strong>zelzellnekrosen<br />
0 30 60 90 120 m<strong>in</strong><br />
Nr. 3/ 2002<br />
Rechtzeitige Aufrechterhaltung<br />
e<strong>in</strong>er ausreichenden Durchblutung,<br />
um weitere Gewebeschäden<br />
zu vermeiden sowie<br />
Dämpfung der Stoffwechselaktivität<br />
mit dem Ziel e<strong>in</strong>es günstigeren<br />
Verhältnisses zwischen<br />
Sauerstoff- <strong>und</strong> Nährstoffangebot<br />
<strong>und</strong> -bedarf der Zellen.<br />
In der so genannten „Core-Zone“ hat<br />
bereits die Nekrose stattgef<strong>und</strong>en.<br />
Der Zeitfaktor<br />
„Schon“, „noch nicht“ <strong>und</strong> „bereits“:<br />
Mit diesen Worten wird die Zeitkomponente<br />
deutlich. Das therapeutische<br />
Fenster für die Wiederherstellung<br />
e<strong>in</strong>er ausreichenden Gewebedurchblutung<br />
wird unterschiedlich e<strong>in</strong>geschätzt.<br />
Bei hochgradiger Ischämie ist<br />
es kurz, d. h. etwa 60 M<strong>in</strong>uten. Bei<br />
erhaltener Restdurchblutung kann es<br />
sich auf mehrere St<strong>und</strong>en verlängern.<br />
Funktion <strong>und</strong> Struktur des <strong>Hirn</strong>gewebes <strong>in</strong> Abhängigkeit von den Durchblutungsschwellen <strong>und</strong> ihrer Zeitdauer<br />
Schwellenwert, bei dessen Unterschreitung<br />
fu funktionelle Ausfä fälle auftreten<br />
Vitales Gewebe<br />
Infarkt<br />
Schwellenwert, bei dessen Unterschreitung<br />
E<strong>in</strong>zelzellnekrosen <strong>und</strong> Infarkte auftreten<br />
4 5 6 24 48 h<br />
(Modifiziert aus Heiss W-D, Graf R: Therapeutic w<strong>in</strong>dow <strong>in</strong> ischemic stroke. CNS Drugs 1997; 8: 474-91)
Nr. 3 / 2002 Repetitorium<br />
In der Praxis sagt man: Innerhalb der<br />
ersten drei bis sechs St<strong>und</strong>en werden<br />
die Weichen durch richtige Diagnostik<br />
<strong>und</strong> Therapie gestellt (siehe Interview<br />
Seite 4 ff).<br />
Das erfordert – wie bei allen<br />
Schockformen – die <strong>Not</strong>wendigkeit<br />
e<strong>in</strong>er rechtzeitigen, adäquaten Therapie<br />
(u. a. mit Volumengabe) zur<br />
Vermeidung oder Reduktion des<br />
Anfalls toxischer Metaboliten.<br />
Aspekte zur Pathophysiologie<br />
Bei den Pathomechanismen des<br />
ischämischen Insultes er<strong>in</strong>nert manches<br />
an das Geschehen bei M<strong>in</strong>derperfusionen<br />
<strong>in</strong> anderen Gewebestrukturen.<br />
Der anaerobe Stoffwechsel<br />
führt zur Übersäuerung. Der<br />
Arachidonsäuremetabolismus wird<br />
stimuliert. Als Folge kommen Prostanoide<br />
<strong>und</strong> Leukotriene mit den<br />
bekannten Folgen aus dem Gleichgewicht.<br />
Dadurch fallen Sauerstoffradikale<br />
<strong>in</strong> pathologischem Ausmaß an.<br />
Durch Ischämie sche<strong>in</strong>t speziell die<br />
Aktivität der Ionenpumpe für Ca ++<br />
bee<strong>in</strong>trächtigt zu werden. Dadurch<br />
Rudolf (Köln) untersuchte aktuell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Phase II-<br />
Studie die Sicherheit e<strong>in</strong>er 10 % HES 130/0.4-<br />
Lösung im Vergleich zu 0,9 % NaCl-Lösung bei<br />
akutem ischämischen Insult: 3 x 500 ml <strong>in</strong> den<br />
ersten drei Tagen, dann jeweils 1 x 500 ml.<br />
In dieser multizentrischen Studie (16 Zentren <strong>in</strong><br />
Deutschland <strong>und</strong> Österreich) ergaben sich ke<strong>in</strong>e<br />
Unterschiede bezüglich unerwünschter Ereignisse<br />
(z. B. kardiovaskuläre oder Blutungskomplikationen,<br />
steigt der <strong>in</strong>trazelluläre Ca ++ -Spiegel.<br />
Das hat destruktive Folgen, wie z. B.:<br />
Eiweiß- <strong>und</strong> Fett-spaltende Enzyme<br />
werden aktiviert,<br />
der Zellstoffwechsel entgleist,<br />
die vermehrte Freisetzung erregender<br />
Botenstoffe wie Glutamat<br />
führt zu energiefordernden<br />
Entladungen der Neurone (Exzitation)<br />
bis h<strong>in</strong> zum Zelltod,<br />
hohe extrazelluläre Glutamatkonzentrationen<br />
wiederum<br />
führen zum vermehrten Ca ++ -<br />
E<strong>in</strong>strom <strong>in</strong> die Zelle,<br />
es entsteht e<strong>in</strong> Schneeballeffekt<br />
von sich gegenseitig bed<strong>in</strong>gender<br />
Glutamatfreisetzung <strong>und</strong><br />
Ca ++ 6, 3<br />
-Überladung.<br />
Zudem wird die NO-Synthase aktiviert.<br />
Dadurch entstehen Nitroxid-<br />
Radikale. Sie bilden zusammen mit<br />
Sauerstoffradikalen das äußerst des-<br />
6, 3<br />
truktive Peroxynitrit-Anion.<br />
Die Aktivierung des Arachidonsäuremetabolismus<br />
<strong>und</strong> die Bildung freier<br />
Radikale führt schließlich auch zur<br />
Schädigung der Blut-<strong>Hirn</strong>-Schranke.<br />
Die Endothelzellen verlieren ihren<br />
Zusammenhalt. Durch Leukozytenadhäsion<br />
f<strong>in</strong>den die bekannten endo-<br />
10 % HES bei ischämischem Insult: Sicherheit <strong>und</strong> Outcome<br />
thelialen Inflammationsreaktionen<br />
statt, es kommt zum Leck <strong>und</strong> Ödem.<br />
Konsequenz für die Therapie<br />
Aus den nur beispielhaft herausgegriffenen<br />
Pathomechanismen ergibt sich<br />
e<strong>in</strong>e Gratwanderung: E<strong>in</strong>erseits ist<br />
e<strong>in</strong>e schnelle Reoxygenierung therapeutisch<br />
zw<strong>in</strong>gend erforderlich, andererseits<br />
muss sie mit Maß erfolgen.<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong> dieser Phase zu hohes Sauerstoffangebot<br />
kann die Bildung von<br />
Sauerstoffradikalen weiter begünstigen.<br />
So könnte es nach Reoxygenierung<br />
zu irreversiblen Schädigungen<br />
der Neurone kommen.<br />
Das er<strong>in</strong>nert gr<strong>und</strong>sätzlich an<br />
die multifaktoriellen Pathomechanismen<br />
e<strong>in</strong>es Reperfusionssyndroms<br />
bei der Therapie e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derperfusion<br />
<strong>in</strong> anderen Gewebestrukturen.<br />
Auch wenn es beim Gehirn Besonderheiten<br />
gibt, bleiben gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
folgende Optionen:<br />
die rechtzeitige Erhöhung des<br />
zerebralen Blutflusses,<br />
allergische Reaktionen). Die Therapie ist also trotz<br />
großer applizierter Volum<strong>in</strong>a sicher <strong>und</strong> verursacht<br />
ke<strong>in</strong>e Nebenwirkungen.<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf die Wirksamkeit zeigte die HES-<br />
Therapie vergleichsweise e<strong>in</strong>en deutlichen Trend<br />
zum besseren funktionellen Outcome (z. B. „Modified<br />
Rank<strong>in</strong> Scale“), wenngleich dies nicht primäres<br />
Ziel der Studie war.<br />
to Dat<br />
Date · Up t<br />
ate · Up to Date<br />
ate · Up to Date · Up to<br />
te · Up to Date · Up to Date<br />
· Up to Date · Up to Date · Up to<br />
Up to Date · Up to Date · Up to Date<br />
ate · Up to Date · Up to Date · Up to<br />
Up to Date · Up to Date · Up to Date ·<br />
ate · Up to Date · Up to Date · Up to<br />
p to Date · Up to Date · Up to Date · U<br />
te · Up to Date · Up to Date · Up to D<br />
p to Date · Up to Date · Up to Date · U<br />
te · Up to Date · Up to Date · Up to D<br />
o Date · Up to Date · Up to Date<br />
· Up to Date · Up to Date ·<br />
o Date · Up to Date · U<br />
· Up to Date · U<br />
Date · Up<br />
Up to<br />
Hier gehen die Untersuchungen weiter …<br />
Rudolf J: Hydroxyethyl Starch for Hypervolemic Hemodilution <strong>in</strong> Patients with Acute Ischemic Stroke:<br />
A Randomized, Placebo-Controlled Phase II Safety Study. Cerebrovasc Dis 2002; 14:33-41<br />
3
Repetitorium · Das aktuelle Interview<br />
die vaskuläre Rekanalisation<br />
<strong>und</strong><br />
die Neuroprotektion.<br />
Erhaltung des adäquaten<br />
zerebralen Blutflusses<br />
Die <strong>in</strong> der Ischämie anfallenden<br />
Metaboliten bewirken <strong>in</strong> den Widerstandsgefäßen<br />
des Gehirns e<strong>in</strong>e<br />
maximale Dilatation. Die Autoregulation<br />
ist aufgehoben. Die Perfusion<br />
erfolgt somit druckpassiv. E<strong>in</strong>e überschießende<br />
antihypertensive Therapie<br />
<strong>in</strong> der sympathikotonen Frühphase<br />
kann fatale Folgen für das Ausmaß<br />
der „Core-Zone“ haben.<br />
Im Vordergr<strong>und</strong> steht die Volumensubstitution<br />
zur Steigerung des Herz-<br />
Zeit-Volumens. Rudolf <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktuellen Untersuchung<br />
zeigen können, dass die<br />
Gabe von Volumen (HES) ke<strong>in</strong>e negativen<br />
Effekte hat. Zudem zeichnete<br />
sich – auch wenn dies nicht Ziel der<br />
Studie war – e<strong>in</strong> deutlicher Trend zum<br />
besseren funktionellen Outcome im<br />
Vergleich zur Placebogruppe (0,9 %<br />
NaCl) ab (siehe Seite 3 unten). Hier<br />
wird man am „Ball bleiben“. Es werden<br />
die Effekte von HES bei ischämi-<br />
Das aktuelle Interview<br />
Der ischämische Insult<br />
HAES-<strong>in</strong>fo <strong>in</strong>terviewte Professor H. C. Diener, Essen<br />
?<br />
Wie viele Menschen etwa<br />
erleiden <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>en<br />
Schlaganfall?<br />
Leider gibt es <strong>in</strong> Deutschland nur<br />
sehr wenig prospektiv gesammelte<br />
Informationen zur Schlaganfallhäufigkeit.<br />
Die zuverlässigsten Zahlen<br />
schem Insult weiter untersucht werden.<br />
Für die Hämodilution gilt zum heutigen<br />
Zeitpunkt: In kl<strong>in</strong>ischen Studien<br />
konnten bisher noch ke<strong>in</strong>e evidenzbasierten<br />
positiven Ergebnisse gezeigt<br />
werden.<br />
Aber die „Triple H“-Therapie (Hämodilution,<br />
Hypertension <strong>und</strong> Hypervolämie),<br />
wie sie von e<strong>in</strong>igen Autoren<br />
bei Subarachnoidalblutungen empfohlen<br />
wird, ist zum<strong>in</strong>dest bei Patienten<br />
mit hämodynamisch relevanten Stenosen<br />
e<strong>in</strong>e Option 2 . Dabei müssen die<br />
üblichen Kontra<strong>in</strong>dikationen beachtet<br />
werden.<br />
Auf die Durchführung <strong>und</strong> den Stellenwert<br />
der vaskulären Rekanalisation<br />
durch Thrombolyse <strong>und</strong> die Problematik<br />
der Hepar<strong>in</strong>isierung wird im<br />
Interview h<strong>in</strong>gewiesen.<br />
Für die Neuroprotektion gibt es e<strong>in</strong>e<br />
Fülle von potenziellen Angriffspunkten.<br />
Aber bisher hat noch ke<strong>in</strong>e Studie e<strong>in</strong>en<br />
positiven Effekt belegen können.<br />
Was bleibt?<br />
Es fehlen derzeit große Studien, die<br />
den Nutzen der Neuroprotektion <strong>und</strong><br />
stammen aus e<strong>in</strong>er populationsbezogenen<br />
Studie der Stadt Erlangen.<br />
Nimmt man diese Zahlen zum<br />
Maßstab, dann liegt die Häufigkeit<br />
von ersten Schlaganfällen bei<br />
134/100.000/Jahr. Bezogen auf die<br />
Bevölkerung der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Nr. 3 / 2002<br />
der hypervolämischen Volumentherapie<br />
belegen.<br />
Aber wie bei allen Störungen der<br />
Makro- <strong>und</strong> Mikrozirkulation gilt<br />
die uns vertraute Maßgabe: Rechtzeitige<br />
<strong>und</strong> adäquate Volumensubstitution.<br />
Was den E<strong>in</strong>satz von HES<br />
betrifft, so hat uns die Studie von<br />
Rudolf et al. mehr Sicherheit<br />
gegeben.<br />
Und die Bemühungen um evidenzbasierte<br />
Beweise hypothetisch benefizieller<br />
Therapieansätze gehen weiter<br />
– wir können gespannt se<strong>in</strong>. Wie<br />
anfangs gesagt: Panta rhei ...<br />
Literatur:<br />
1: Baron JC, Rougemont D, Soussal<strong>in</strong>e F, Bustany P, Crouzel<br />
C, Bousser MG, Comar D: Local <strong>in</strong>terrelationships of cerebral<br />
oxygen consumption and glucose utilization <strong>in</strong> normal<br />
subjects and <strong>in</strong> ischemic stroke patients: a positron tomography<br />
study. J Cereb Blood Flow Metab 1984; 4: 140-9<br />
2: Hacke W: Intensive care <strong>in</strong> acute stroke. Cerebrovasc Dis<br />
7 1997 (Suppl 3): 18-23<br />
3: Hamann FG: Der akute <strong>Hirn</strong><strong>in</strong>farkt: Pathophysiologie <strong>und</strong><br />
moderne Therapiekonzepte. Radiologe 1997, 37:843-852<br />
4: Heiss W-D: Experimental evidence of ischemic thresholds<br />
and functional recovery. Stroke 1992; 23: 1668-72<br />
5: Heiss W-D: Kritische Mangelperfusion als wichtigster pathophysiologischer<br />
Faktor für die Behandlung des ischämischen<br />
Insults. J Neurol Neorochir Psychiatr 2002; 3 (1): 8-21<br />
6: Lenz, Stoll, Vieweger, Wilke: Schlaganfall – vom Ionenkanal<br />
zur Therapie? Referat zum Abschlusssymposium der<br />
Stufe 1 des Benjam<strong>in</strong> Frankl<strong>in</strong> Kollegs im W<strong>in</strong>tersemester<br />
1999/2000, Benjam<strong>in</strong> Frankl<strong>in</strong> Kolleg des Fachbereichs<br />
Humanmediz<strong>in</strong> der Freien Univ. Berl<strong>in</strong>, im Eigenverlag,<br />
2000<br />
7: Rudolf J: Hydroxyethyl Starch for Hypervolemic Hemodilution<br />
<strong>in</strong> Patients with Acute Ischemic Stroke: A Randomized,<br />
Placebo-Controlled Phase II Safety Study. Cerebrovasc Dis<br />
2002;14:33-41
Nr. 3 / 2002 Das aktuelle Interview<br />
Deutschland würde dies bedeuten,<br />
dass etwa 110.000 erste Schlaganfälle<br />
pro Jahr auftreten. H<strong>in</strong>zu kämen<br />
dann noch etwa 30.000 Rezidiv-<br />
Schlaganfälle. Von den Erstschlaganfällen<br />
handelt es sich<br />
<strong>in</strong> 78% um zerebrale Ischämien,<br />
<strong>in</strong> 14% um parenchymatöse<br />
Blutungen,<br />
<strong>in</strong> 3% um Subarachnoidalblutungen<br />
<strong>und</strong> bei<br />
5% der Patienten konnte die<br />
Ursache des Schlaganfalls<br />
nicht geklärt werden.<br />
Dies beruhte darauf, dass entweder<br />
die Patienten verstarben bevor sie<br />
das Krankenhaus erreichten, oder<br />
ke<strong>in</strong> bildgebendes Verfahren durchgeführt<br />
wurde.<br />
In der Todesursachenstatistik der<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland stehen<br />
Schlaganfälle an dritter Stelle nach<br />
dem Herztod <strong>und</strong> malignen Erkrankungen.<br />
Bezogen auf die Kosten<br />
führen aber die Langzeitfolgen des<br />
Schlaganfalls mit permanenter Pflegebedürftigkeit<br />
zu deutlich höheren<br />
ges<strong>und</strong>heitspolitischen <strong>und</strong> volkswirtschaftlichen<br />
Kosten, als Herz<strong>in</strong>farkt<br />
<strong>und</strong> maligne Erkrankungen.<br />
?<br />
Wie häufig ist der ischämische<br />
Insult im Vergleich zur <strong>in</strong>trazerebralen<br />
Blutung?<br />
Mit über 80%-iger Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
muss bei e<strong>in</strong>em älteren Menschen<br />
mit e<strong>in</strong>er zerebralen Ischämie<br />
gerechnet werden. Am häufigsten<br />
s<strong>in</strong>d bei alten Menschen kardioembolische<br />
Insulte <strong>und</strong> Schlaganfälle<br />
aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Makroangiopathie.<br />
Bei jüngeren Menschen s<strong>in</strong>d bei den<br />
Symptomen e<strong>in</strong>es Schlaganfalls<br />
zwar auch zerebrale Ischämien am<br />
häufigsten. Hier stehen aber eher<br />
seltenere Ursachen im Vordergr<strong>und</strong>,<br />
wie:<br />
e<strong>in</strong>e Dissektion<br />
hirnversorgender Arterien,<br />
e<strong>in</strong>e Migräne,<br />
e<strong>in</strong> Drogenabusus,<br />
e<strong>in</strong>e Vaskulitis oder<br />
e<strong>in</strong>e Ger<strong>in</strong>nungsstörung<br />
Bei etwa 15% der Patienten ist mit<br />
e<strong>in</strong>er Blutung zu rechnen. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
ist dann besonders<br />
hoch, wenn seit vielen Jahren e<strong>in</strong>e<br />
Hypertonie besteht oder wenn diese<br />
nicht ausreichend therapiert ist. Das<br />
Blutungsrisiko ist auch besonders<br />
hoch, wenn e<strong>in</strong>e effektive antihypertensive<br />
Therapie abrupt abgesetzt<br />
wird. An e<strong>in</strong>e Blutung muss ebenfalls<br />
gedacht werden bei Patienten<br />
mit Alkoholabusus, bei Patienten<br />
mit Störungen im Ger<strong>in</strong>nungssystem<br />
– sei es durch die Gabe von Antikoagulanzien<br />
oder erworbene bzw.<br />
angeborene Störungen des Ger<strong>in</strong>nungssystems.<br />
Bei etwa 3 bis 4%<br />
der Patienten mit akutem Schlaganfall<br />
besteht e<strong>in</strong>e Subarachnoidalblutung.<br />
?<br />
Tabelle: Risikofaktoren für den Schlaganfall<br />
Welche Risikofaktoren können<br />
die Entstehung e<strong>in</strong>es ischämischen<br />
Insultes begünstigen?<br />
Von den modifizierbaren Risikofaktoren<br />
ist der wichtigste die Hypertonie.<br />
Die wesentlichsten Risikofaktoren<br />
mit ihrer Risikoerhöhung <strong>und</strong> der<br />
Prävalenz <strong>in</strong> der Bevölkerung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Nicht modifizierbare Modifizierbare Potenziell modifizierbare Bee<strong>in</strong>flussung<br />
Risikofaktoren Risikofaktoren Risikofaktoren bisher nicht untersucht<br />
Alter Arterielle Hypertonie Diabetes mellitus Offenes Foramen ovale<br />
Geschlecht Absolute Arrhythmie Übergewicht Alkoholabhängigkeit<br />
Rasse Andere kardiale Bewegungsmangel Drogenabusus<br />
Genetische Disposition<br />
Erkrankungen<br />
Herz<strong>in</strong>suffizienz Chronische Infektionen<br />
Rauchen<br />
Migräne<br />
Erhöhtes Cholester<strong>in</strong><br />
Hyperhomocyste<strong>in</strong>ämie<br />
Hyperkoagulabilität<br />
Antiphospholipid<br />
Antikörper<br />
Kontrazeptiva<br />
5
6<br />
Das aktuelle Interview<br />
der Tabelle auf Seite 5 <strong>in</strong> abnehmender<br />
Reihenfolge aufgeführt.<br />
Es ist allerd<strong>in</strong>gs nicht nur wichtig,<br />
e<strong>in</strong>en Risikofaktor zu identifizieren,<br />
sondern noch wichtiger, ihn zu<br />
behandeln. Dabei s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs die<br />
Behandlungseffekte bei den verschiedenartigen<br />
Risikofaktoren ganz<br />
unterschiedlich. So hat beispielsweise<br />
die Antikoagulation bei e<strong>in</strong>em<br />
Patienten mit Vorhofflimmern e<strong>in</strong>e<br />
drastische Risikoreduktion für<br />
Schlaganfälle zur Folge. Bei Patienten<br />
mit Hypertonie <strong>und</strong> adäquater<br />
antihypertensiver Therapie kommt<br />
es zu e<strong>in</strong>er ganz deutlichen M<strong>in</strong>derung<br />
des Schlaganfallrisikos. Bei<br />
Patienten mit Diabetes mellitus<br />
bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e gute Blutzuckere<strong>in</strong>stellung<br />
zwar e<strong>in</strong>e Reduktion des Risikos<br />
der Mikroangiopathie (wie Schädigung<br />
von Ret<strong>in</strong>a, Niere <strong>und</strong> peripheren<br />
Nerven), aber leider nur e<strong>in</strong>e<br />
unwesentliche Reduktion des Schlaganfallrisikos.<br />
?<br />
?<br />
Wie ist die Def<strong>in</strong>ition „ischämischer<br />
Insult“ <strong>und</strong> wie kann<br />
er entstehen?<br />
Bei e<strong>in</strong>em ischämischen Insult<br />
kommt es zu e<strong>in</strong>er fokalen Mangeldurchblutung<br />
des Gehirns. Kommt<br />
es zu e<strong>in</strong>em morphologischen Defizit,<br />
das <strong>in</strong> der Bildgebung sichtbar<br />
gemacht werden kann, spricht man<br />
von e<strong>in</strong>em ischämischen Infarkt.<br />
Ursachen s<strong>in</strong>d entweder e<strong>in</strong>e Makroangiopathie<br />
mit Verschluss großer<br />
hirnversorgender Arterien, e<strong>in</strong>e<br />
Mikroangiopathie mit e<strong>in</strong>er Hyal<strong>in</strong>ose<br />
kle<strong>in</strong>er <strong>in</strong>trakranieller Arterien<br />
oder e<strong>in</strong>e kardiale Embolie beispielsweise<br />
bei Vorhofflimmern.<br />
Kann auch e<strong>in</strong>e transitorische<br />
ischämische Attacke solche<br />
fatalen Folgen haben?<br />
Dieser Frage wurde durch die Deutsche<br />
Schlaganfall-Datenbank nachgegangen,<br />
die an der Neurologischen<br />
Universitätskl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Essen<br />
lokalisiert ist <strong>und</strong> Daten aus <strong>in</strong>sgesamt<br />
23 Stroke Units sammelt. Für<br />
die Untersuchung standen 6.635<br />
Patienten mit e<strong>in</strong>er TIA oder e<strong>in</strong>em<br />
ischämischen Insult zur Verfügung.<br />
Dabei zeigte sich, dass 16,3% aller<br />
Patienten mit e<strong>in</strong>er TIA <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>es Jahres e<strong>in</strong>e weitere TIA oder<br />
e<strong>in</strong>en ischämischen Insult erleiden.<br />
Wesentlich hierbei ist: 50% dieser<br />
Ereignisse treten <strong>in</strong>nerhalb der<br />
ersten sieben Tage nach der TIA auf.<br />
Dies unterstreicht, wie wichtig es ist,<br />
so schnell wie möglich nach e<strong>in</strong>er<br />
flüchtigen Durchblutungsstörung die<br />
Pathophysiologie zu klären <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />
wirksame Sek<strong>und</strong>ärprävention e<strong>in</strong>zuleiten.<br />
Bei den Patienten, die bereits<br />
e<strong>in</strong>en ischämischen Insult erlitten<br />
haben, kommt es bei 15% <strong>in</strong>nerhalb<br />
von 12 Monaten zu e<strong>in</strong>em erneuten<br />
ischämischen Ereignis. Dies unterstreicht<br />
auch hier die Wichtigkeit<br />
präventiver Maßnahmen.<br />
?<br />
Mit welchen diagnostischen<br />
Maßnahmen können diese<br />
Pathomechanismen differenziert<br />
werden <strong>und</strong> was gehört<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich zur <strong>Not</strong>falldiagnostik?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich wird jeder Schlaganfallpatient<br />
bei der Aufnahme<br />
neurologisch <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternistisch<br />
untersucht. Dann erfolgt notfallmäßig<br />
– wenn sich therapeutische<br />
Konsequenzen ergeben – e<strong>in</strong> Computertomogramm<br />
zum Ausschluss<br />
e<strong>in</strong>er Blutung oder Subarachnoidalblutung.<br />
Erfolgt die stationäre Aufnahme<br />
<strong>in</strong>nerhalb von zwei St<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
kommt der Patient für e<strong>in</strong>e systemische<br />
Lyse <strong>in</strong> Betracht, wird das<br />
Nr. 3 / 2002<br />
CT auch durchgeführt, um Frühzeichen<br />
e<strong>in</strong>er zerebralen Ischämie,<br />
die mehr als e<strong>in</strong> Drittel des Mediaterritoriums<br />
umfassen, zu erkennen.<br />
Anschließend erfolgt dann <strong>in</strong> der<br />
Regel die Dopplersonographie <strong>und</strong><br />
Duplexsonographie der extrakraniellen<br />
Arterien zum Ausschluss hämodynamisch<br />
relevanter Stenosen oder<br />
Verschlüsse der hirnversorgenden<br />
Arterien.<br />
Unmittelbar nach der Aufnahme<br />
wird das <strong>Not</strong>fall-Labor abgenommen.<br />
Es werden Elektrolyte, Blutbild,<br />
Leberwerte, Nierenwerte <strong>und</strong> der<br />
Ger<strong>in</strong>nungsstatus ermittelt.<br />
Die Kernsp<strong>in</strong>tomographie als <strong>Not</strong>fall-Maßnahme<br />
erfolgt bei Patienten<br />
mit Subarachnoidalblutung zur Identifikation<br />
e<strong>in</strong>es größeren Aneurysmas<br />
(MR-Angiographie) sowie bei<br />
Verdacht auf S<strong>in</strong>usvenenthrombose.<br />
In e<strong>in</strong>zelnen Kl<strong>in</strong>iken wird im Zeitfenster<br />
zwischen drei <strong>und</strong> sechs<br />
St<strong>und</strong>en ebenfalls notfallmäßig e<strong>in</strong>e<br />
Kernsp<strong>in</strong>tomographie durchgeführt<br />
<strong>und</strong> es werden dort perfusions- <strong>und</strong><br />
diffusionsgewichtete Aufnahmen<br />
durchgeführt. Zeigt sich dann aus<br />
der Differenz zwischen Perfusion<br />
<strong>und</strong> Diffusion, dass noch potenziell<br />
zu rettendes <strong>Hirn</strong>gewebe vorhanden<br />
ist (die sog. Penumbra), kommen<br />
diese Patienten möglicherweise für<br />
e<strong>in</strong>e systemische Thrombolyse noch<br />
<strong>in</strong> Betracht.<br />
Im Zeitfenster zwischen drei <strong>und</strong><br />
sechs St<strong>und</strong>en wird auch häufig e<strong>in</strong>e<br />
Kernsp<strong>in</strong>- oder CT-Angiographie<br />
durchgeführt. F<strong>in</strong>det sich dann e<strong>in</strong><br />
Verschluss im Bereich der A. cerebri<br />
media oder ihren Ästen, kommen<br />
die Patienten <strong>in</strong> entsprechend ausgerüsteten<br />
Zentren für e<strong>in</strong>e lokale<br />
Thrombolyse durch den Neuroradiologen<br />
<strong>in</strong> Betracht.
? Für die Prognose spielt die<br />
?<br />
Nr. 3/ 2002 Das aktuelle Interview<br />
Zeit bis zum Therapiebeg<strong>in</strong>n<br />
e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />
Welches s<strong>in</strong>d die Indikationen<br />
für den <strong>Not</strong>arzt zum Transport<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Stroke Unit?<br />
Wie der Myokard<strong>in</strong>farkt ist der akute<br />
Schlaganfall als <strong>Not</strong>fall anzusehen.<br />
Wie bei allen anderen <strong>Not</strong>fällen<br />
müssen zunächst die Vitalfunktionen<br />
gesichert werden. Bei Patienten<br />
mit erhaltenem Bewusstse<strong>in</strong> sollte<br />
dann sofort der Krankenwagen benachrichtigt<br />
werden <strong>und</strong> bei Patienten<br />
mit gestörtem Bewusstse<strong>in</strong> der<br />
<strong>Not</strong>arzt. In der Akutsituation besteht<br />
ke<strong>in</strong>e <strong>Not</strong>wendigkeit für therapeutische<br />
E<strong>in</strong>griffe, außer beim dr<strong>in</strong>genden<br />
Verdacht oder Nachweis e<strong>in</strong>er<br />
Hypoglykämie.<br />
Bei längeren Transportwegen empfiehlt<br />
es sich allerd<strong>in</strong>gs, e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>travenösen<br />
Zugang an der nicht betroffenen<br />
Körperseite anzulegen. Extrem<br />
wichtig ist: das Krankenhaus, <strong>in</strong><br />
das der Patient e<strong>in</strong>gewiesen wird<br />
(bevorzugt e<strong>in</strong> Haus mit Stroke<br />
Unit), muss von den kl<strong>in</strong>ischen<br />
Symptomen, dem Alter <strong>und</strong> der Komorbidität<br />
telefonisch benachrichtigt<br />
werden, damit bereits alle Vorbereitungen<br />
für e<strong>in</strong>e eventuell mögliche<br />
systemische oder lokale Thrombolyse<br />
getroffen werden können.<br />
Es ist auch dr<strong>in</strong>gend empfehlenswert,<br />
dem Patienten die bisher e<strong>in</strong>genommenen<br />
Medikamente mitzugeben.<br />
Es sollte hierbei berücksichtigt<br />
werden: E<strong>in</strong> Drittel aller<br />
Schlaganfallpatienten hat Sprachstörungen<br />
<strong>und</strong> kann daher dem aufnehmenden<br />
Arzt im Krankenhaus<br />
ke<strong>in</strong>e Aussagen über bisher e<strong>in</strong>genommene<br />
Medikamente machen.<br />
Wie sieht die Behandlung auf<br />
e<strong>in</strong>er Stroke Unit aus?<br />
Bei e<strong>in</strong>er Stroke Unit handelt es sich<br />
um e<strong>in</strong>e Vier- bis Acht-Betten-Station,<br />
die sich auf die Aufnahme,<br />
Diagnostik, Therapie <strong>und</strong> frühe<br />
Sek<strong>und</strong>ärprävention des Schlaganfalls<br />
spezialisiert hat. Dies betrifft<br />
sowohl die auf der Station tätigen<br />
Ärzte, das darum organisierte Team<br />
aus Neuroradiologen, Internisten,<br />
Neurochirurgen, Gefäßchirurgen<br />
<strong>und</strong> anderen Spezialdiszipl<strong>in</strong>en<br />
sowie das Pflegepersonal <strong>und</strong> das<br />
nicht-ärztliche Assistenzpersonal.<br />
E<strong>in</strong> Vergleich lässt sich am besten<br />
herstellen zwischen Deutschland<br />
<strong>und</strong> England. In Deutschland gibt es<br />
bereits e<strong>in</strong> gut organisiertes System<br />
von Stroke Units. Die Daten der<br />
Deutschen Schlaganfall-Datenbank<br />
zeigen e<strong>in</strong>e Mortalität bei Schlaganfällen<br />
<strong>in</strong> deutschen Stroke Units<br />
zwischen 15 <strong>und</strong> 18%. Die entsprechenden<br />
Zahlen aus England, wo<br />
es nur e<strong>in</strong>e Hand voll von Stroke<br />
Units gibt, betragen 30%. Diese<br />
durchgeführten Studien belegen<br />
auch, dass die Zahl der Patienten,<br />
die permanent pflegebedürftig<br />
bleiben, bei e<strong>in</strong>er Behandlung auf<br />
Stroke Units ger<strong>in</strong>ger ist als bei<br />
Behandlung auf e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>station.<br />
E<strong>in</strong> wesentlicher Faktor der Betreuung<br />
auf Stroke Units ist das Monitor<strong>in</strong>g<br />
wichtiger physiologischer Funktionen,<br />
die e<strong>in</strong>e Rolle für das Outcome<br />
nach Schlaganfall spielen. In<br />
Analogie zu Tierexperimenten hat<br />
sich gezeigt, wie wichtig es ist, alle<br />
wesentlichen physiologischen Parameter<br />
<strong>in</strong> der Akutphase des Schlaganfalls<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em möglichst normalen<br />
Bereich zu halten. So f<strong>in</strong>det auf der<br />
Schlaganfallstation e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>g<br />
des EKG statt, um Herzrhythmusstörungen<br />
zu identifizieren. Der<br />
Blutdruck wird regelmäßig gemessen<br />
<strong>und</strong> Atmung sowie Sauerstoffsättigung<br />
überwacht. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
erfolgen engmaschige Kontrol-<br />
len der Körpertemperatur <strong>und</strong> des<br />
Blutzuckerspiegels.<br />
?<br />
Wann <strong>und</strong> wie kann e<strong>in</strong>e rekanalisierende<br />
Therapie mit<br />
rekomb<strong>in</strong>antem Gewebeplasm<strong>in</strong>ogenaktivatordurchgeführt<br />
werden?<br />
Die systemische Thrombolyse mit<br />
rt-PA ist <strong>in</strong> der Zwischenzeit auch <strong>in</strong><br />
Europa zugelassen. Behandelt werden<br />
können Patienten mit e<strong>in</strong>em<br />
ischämischen Insult <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />
Drei-St<strong>und</strong>en-Fensters, d. h. die<br />
Behandlung muss spätestens drei<br />
St<strong>und</strong>en nach Beg<strong>in</strong>n der kl<strong>in</strong>ischen<br />
Symptomatik begonnen werden.<br />
Kontra<strong>in</strong>dikationen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e erhöhte<br />
Blutungsneigung, Magen- <strong>und</strong><br />
Darmulcera, e<strong>in</strong>e vorausgegangene<br />
Operation, e<strong>in</strong>e vorausgegangene<br />
<strong>in</strong>tramuskuläre Injektion, hypertone<br />
Blutdruckwerte von über 160 mmHg,<br />
Alter über 75 Jahre sowie Ischämie-<br />
Frühzeichen im CT, die darauf h<strong>in</strong>weisen,<br />
dass der spätere Infarkt<br />
mehr als e<strong>in</strong> Drittel des Mediaterritoriums<br />
umfassen wird.<br />
Patienten mit schwerer kl<strong>in</strong>ischer<br />
Symptomatik, d. h. kompletter<br />
Hemiplegie <strong>und</strong> Blickwendung, sollten<br />
ebenfalls nicht thrombolysiert<br />
werden.<br />
Praktisch erfolgt die Therapie so,<br />
dass mit 0,9 mg/kg Körpergewicht<br />
rt-PA behandelt wird. 10% der Dosis<br />
werden als Bolus gegeben, 90%<br />
dann <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e über<br />
Perfusor <strong>in</strong>f<strong>und</strong>iert. Nach Ende der<br />
rt-PA-Behandlung sollte ke<strong>in</strong>e Vollhepar<strong>in</strong>isierung<br />
erfolgen.<br />
In der Zulassung s<strong>in</strong>d auch Patienten<br />
ausgeschlossen, bei denen der<br />
Insult während der E<strong>in</strong>nahme von<br />
Acetylsalicylsäure oder anderen<br />
Thrombozytenfunktionshemmern<br />
7
8<br />
Das aktuelle Interview Nr. 3/ 2002<br />
aufgetreten ist. Hier kann im E<strong>in</strong>zelfall<br />
unter kritischer Abwägung<br />
zwischen Nutzen <strong>und</strong> Risiko <strong>und</strong><br />
nach Aufklärung des Patienten unter<br />
Umständen trotzdem e<strong>in</strong>e Lyse mit<br />
rt-PA stattf<strong>in</strong>den. Dasselbe gilt auch<br />
für Jugendliche unter 18 Jahren.<br />
?<br />
?<br />
Wie ist die aktuelle Datenlage<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Anwendung<br />
neuroprotektiver Substanzen?<br />
Bisher hat ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges der 48 untersuchten<br />
Neuroprotektiva se<strong>in</strong>e<br />
Wirksamkeit beim akuten Schlaganfall<br />
bewiesen. Daher hat dieser therapeutische<br />
E<strong>in</strong>satz ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gang<br />
<strong>in</strong> die alltägliche Therapie gef<strong>und</strong>en.<br />
Gibt es neben der low-dose-<br />
Hepar<strong>in</strong>isierung zur Thromboseprophylaxe<br />
e<strong>in</strong>e Indikation<br />
zur full-dose-Hepar<strong>in</strong>isierung?<br />
Beim akuten Myokard<strong>in</strong>farkt konnte<br />
durch Placebo-kontrollierte Studien<br />
belegt werden, dass die Gabe von<br />
Hepar<strong>in</strong> oder niedermolekularem<br />
Hepar<strong>in</strong> <strong>in</strong> PTT-wirksamen Dosierungen<br />
die Mortalität reduziert. Alle<br />
bisher beim Schlaganfall durchgeführten<br />
Studien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Beziehung<br />
negativ ausgegangen. Der<br />
Gr<strong>und</strong>: Hepar<strong>in</strong>, Hepar<strong>in</strong>oide <strong>und</strong><br />
niedermolekulares Hepar<strong>in</strong> verh<strong>in</strong>dern<br />
zwar frühe Rezidivischämien,<br />
führen als Nebenwirkung aber gehäuft<br />
zu <strong>in</strong>trazerebralen Blutungen.<br />
Der positive Effekt wird dann durch<br />
die Komplikation vollständig aufgehoben.<br />
Niedrig dosiertes Hepar<strong>in</strong> oder niedermolekulare<br />
Hepar<strong>in</strong>e <strong>in</strong> niedriger<br />
Dosis werden allerd<strong>in</strong>gs zur Thromboseprophylaxe<br />
bei Patienten mit<br />
Schlaganfall e<strong>in</strong>gesetzt. Viele Patienten<br />
s<strong>in</strong>d nach e<strong>in</strong>em akuten Schlaganfall<br />
partiell oder vollständig immobilisiert<br />
<strong>und</strong> haben deswegen e<strong>in</strong><br />
erhöhtes Risiko, tiefe Be<strong>in</strong>venenthrombosen<br />
<strong>und</strong> Lungenembolien<br />
zu entwickeln. In dieser Patientenpopulation<br />
wurde der Nutzen e<strong>in</strong>er<br />
Behandlung mit niedermolekularen<br />
Hepar<strong>in</strong>en belegt. Diese reduzieren<br />
signifikant die Rate von tiefen Be<strong>in</strong>venenthrombosen.<br />
Sehr wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
s<strong>in</strong>d aber auch die übrigen Maßnahmen<br />
wie regelmäßiges Durchbewegen<br />
<strong>und</strong> Tragen von Thrombosestrümpfen<br />
wirksame Methoden.<br />
Auch bei Patienten mit zerebralen<br />
Blutungen kann es aufgr<strong>und</strong> der<br />
Immobilisation <strong>und</strong> der Parese <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> zu tiefen Be<strong>in</strong>venenthrombosen<br />
kommen. Hier erfolgt<br />
ebenfalls die Prophylaxe mit niedermolekularem<br />
Hepar<strong>in</strong>, da dieses <strong>in</strong><br />
aller Regel nicht zu e<strong>in</strong>er erhöhten<br />
Rate der Blutungskomplikationen<br />
führt.<br />
Niedermolekulare Hepar<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d<br />
allerd<strong>in</strong>gs kontra<strong>in</strong>diziert, wenn die<br />
zerebrale Blutung durch Antikoagulanzien<br />
oder die Gabe von Hepar<strong>in</strong>,<br />
Hepar<strong>in</strong>oiden oder niedermolekularem<br />
Hepar<strong>in</strong> ausgelöst war.<br />
?<br />
Welchen Stellenwert messen<br />
Sie e<strong>in</strong>er hypervolämischen<br />
Hämodilution bei?<br />
Bisher gibt es ke<strong>in</strong>e Effektivitätsstudie,<br />
die den Nutzen e<strong>in</strong>er hypervolämischen<br />
Dilution belegt hätte. E<strong>in</strong>e<br />
vor kurzem <strong>in</strong> der Zeitschrift Stroke<br />
publizierte Sicherheitsstudie zeigt<br />
aber, dass diese Form der Therapie<br />
zum<strong>in</strong>dest ohne größere Nebenwirkungen<br />
durchgeführt werden kann.<br />
Der Wirksamkeitsbeweis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
großen Phase III-Placebo-kontrollierten<br />
Studie steht allerd<strong>in</strong>gs noch aus.<br />
Impressum: HAES-<strong>in</strong>fo Nr. 18 · Ausgabe 3 / 2002 · Herausgeber <strong>und</strong> verantwortlicher Redakteur: Dr. med. PeterKohler (pk) · Verlag: MEDI DIDAC GmbH,<br />
Friedrich-Wilhelm-Str. 160, 56077 Koblenz, Tel. (02 61) 97 30 700, Fax (02 61) 97 30 702 · Redaktion: Rotraut Flörkemeier, Dr. rer. nat Benedikta Langenfeld-Oster,<br />
Dr. Christian Thun, Dr. Frank Dalbeck · Gestaltung / Abbildungen: Q, Wiesbaden · E<strong>in</strong> Projekt der Fresenius Kabi Deutschland GmbH, Bad Homburg, Produktgruppe<br />
Kolloide/Anästhetika. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der MEDI DIDAC GmbH. Herausgeber, Autoren <strong>und</strong> Verlag<br />
können ke<strong>in</strong>e Gewähr für die Richtigkeit der Angaben zur Medikation <strong>und</strong> den Dosierungen übernehmen. Der Leser muss sich <strong>in</strong> eigener Verantwortung,<br />
z.B. an Hand von Beipackzetteln <strong>und</strong> Herstellerunterlagen, kritisch <strong>in</strong>formieren. ISSN 1433-707x<br />
?<br />
Welches s<strong>in</strong>d die therapeutischen<br />
Schwerpunkte für e<strong>in</strong>e<br />
Sek<strong>und</strong>ärprävention nach TIA<br />
oder ischämischem Insult?<br />
Die Sek<strong>und</strong>ärprävention richtet<br />
sich nach der Pathophysiologie.<br />
Handelt es sich beispielsweise um<br />
e<strong>in</strong>en Patienten mit e<strong>in</strong>er kardialen<br />
Emboliequelle, erfolgt e<strong>in</strong>e Antikoagulation<br />
mit oralen Antikoagulanzien.<br />
Liegt e<strong>in</strong>e über 70%-ige Stenose<br />
der A. carotis <strong>in</strong>terna vor, <strong>und</strong> passt<br />
die kl<strong>in</strong>ische Symptomatik zur Stenose,<br />
erfolgt entweder e<strong>in</strong>e Carotisendarteriektomie<br />
oder e<strong>in</strong> Stent<strong>in</strong>g<br />
mit oder ohne Ballondilatation.<br />
Bei allen übrigen Patienten erfolgt<br />
die Sek<strong>und</strong>ärprävention mit Thrombozytenfunktionshemmern.Medikament<br />
der ersten Wahl ist heute die<br />
Komb<strong>in</strong>ation von niedrig dosierter<br />
Acetylsalicylsäure mit retardiertem<br />
Dipyridamol <strong>in</strong> Form von Aggrenox<br />
2 x 1 Kps. pro Tag.<br />
Bei Hochrisikopatienten, die neben<br />
e<strong>in</strong>er TIA oder e<strong>in</strong>em Schlaganfall<br />
e<strong>in</strong>e koronare Herzerkrankung oder<br />
e<strong>in</strong>e PAVK haben, sollte Clopidogrel<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Dieses kommt<br />
auch zum E<strong>in</strong>satz bei allen Patienten,<br />
die Kontra<strong>in</strong>dikationen gegen<br />
ASS haben oder ASS nicht tolerieren.<br />
7348111