Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge ...

ANDACHT 3
Gott gab uns die Zeit,
von Eile hat er nichts gesagt
Liebe Gemeinde,
von Eile hat Gott bei der Schaffung der Welt nichts gesagt und doch scheint
sie ein fester Bestandteil in ihr zu sein. Mit der Erschaffung von Tag und
Nacht hat sie sich in unsere Welt geschlichen.
Liegt es am Alter, ob wir zur Eile neigen Als Rentner, da hat man endlos
Zeit, denken die Jungen. Die Jungen, meinen die Rentner sich zu erinnern,
die brauchen noch keine Terminkalender. Die Eile denkt sich, ich bekomme
sie alle. Und damit hat sie Recht – Freizeitstress zu Hause, Stress im Job,
Terminstress mit Freunden – Schlupflöcher findet sie genug, um sich in unser
Leben zu mogeln. Und vielleicht, denkt sich der ein oder andere, ist die Eile
gar nicht so schlecht. Schließlich schmeichelt sie uns ja auch: du bist viel gefragt,
flüstert sie uns zu; du bist sehr fleißig, streichelt sie unser Ego.
Unfug, antworte ich ihr. Gehetzt fühle ich mich, nicht gestärkt. Die Hälfte
von dem, was ich tue, geht schief und von dem, was um mich herum geschieht,
bekomme ich kaum etwas mit. Während eines Telefonats schnell eine
E-Mail geschrieben, das Mittagessen schon auf dem Herd „ … mmh …
mmh“ in die Ohrmuschel murmelnd. So sehr mir die Eile zu schmeicheln
sucht: die E-Mail ist schon zum zweiten Mal ohne Anhang rausgegangen, das
Essen ist verbrannt und der Freund am Telefon sauer …
Von Eile hat Gott nichts gesagt und doch scheint er schon vor langer Zeit
vorgeplant zu haben. „Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun“,
heißt es in der Bibel, aber „der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem
Gott, geweiht“ (5. Mose 5, 13-14). Einmal Abstand gewinnen, dem
Stress entkommen und tun, wozu man Lust hat. Ganz unökonomisch. Einfach
die Zeit genießen.
Gott sei Dank, es gibt den Sonntag.
Ihre
Vikarin Sandra Nehring