1511 · 1647 · 1809 · 2011 - Heumandl Verlag - Heumandl - Studio ...
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<strong>1511</strong> <strong>·</strong> <strong>1647</strong> <strong>·</strong> <strong>1809</strong> <strong>·</strong> <strong>2011</strong>
<strong>1511</strong> <strong>·</strong> <strong>1647</strong> <strong>·</strong> <strong>1809</strong> <strong>·</strong> <strong>2011</strong><br />
Festschrift anlässlich des<br />
50. Bataillonsfestes <strong>2011</strong> Igls-Vill<br />
vom 22. bis 25. September <strong>2011</strong> in Igls
Inhalt Impressum<br />
Grußworte 8<br />
Die Geschichte des Tiroler Schützenwesens 12<br />
Das Tiroler Landlibell von <strong>1511</strong> 22<br />
Das Landlibell und die Schützen 31<br />
Das Tiroler Landlibell <strong>1511</strong> und das Österreichische Bundesheer 37<br />
500 Jahre Landlibell: Politische Schritte für die Zukunft Tirols 41<br />
Die Schützenkompanie Igls-ViII und das Tiroler LandlibeII von <strong>1511</strong> 45<br />
Die Geschichte der Schützenkompanie Igls-ViII ab <strong>1647</strong> 53<br />
Die Schlacht zu Spinges 1797 56<br />
Paul Hilber – Anno <strong>1809</strong> 59<br />
Die Geschichte der Schützenkompanie Igls-ViII ab <strong>1809</strong> bis NS-Zeit 63<br />
Die Geschichte der Schützenkompanie Igls-ViII nach 1945 69<br />
Die Innsbrucker Bataillonskommandanten 90<br />
Bezirks-/Bataillonsschützenfeste seit 1962 92<br />
Herausgeber: Schützenkompanie Igls-Vill, Igler-Straße 58a, 6080 Igls<br />
ZVR 495263042<br />
Redaktion: Lothar Zimak, Herwig Zöttl<br />
Produktion: <strong>Heumandl</strong> - <strong>Studio</strong> für Werbung & Grafik Design, Igls<br />
Herwig Zöttl, www.heumandl.at<br />
Fotos: Tiroler Landesarchiv, Innsbrucker Stadtarchiv,<br />
Chronik der Schützenkompanie Igls-Vill,<br />
Land Tirol - Aichner (S. 9), Fotowerk Aichner (S. 10),<br />
Thomas Defner (S. 6/7),<br />
Österreichisches Bundesheer (S. 37-40),<br />
Univ.-Prof. Dr. Franz-Heinz Hye &<br />
Margarete v. Hye-Weinhart (S. 48-51)<br />
Franz Burger (S. 85), Andreas Reiter (S. 88),<br />
Herwig Zöttl, Lothar Zimak und private Leihgaben.<br />
4<br />
<strong>1511</strong> <strong>·</strong> <strong>1647</strong> <strong>·</strong> <strong>1809</strong><br />
<strong>·</strong> <strong>2011</strong><br />
Kompaniefoto Seite 6<br />
Stehend hinten: Christoph Oberhauser, Christoph Stöckholzer,<br />
Mario Stöckholzer, Philip Schwaiger, Lukas Stummvoll, Benedikt Lechthaler,<br />
Ludwig Treichl, Philipp Holzer, Willi Streng.<br />
Stehend vorne: Oswald Pircher, Stefanie Kalous, Werner Holzer,<br />
Ing. Herwig Zöttl, Josef Fankhauser, Matthias Lechthaler, Michael Streng,<br />
Heinz Tschaikner,Anton Grauß, Dr. Hanspeter Zobl,Thomas Zimak,<br />
Gunther Stix, DI Ekkehard Stummvoll, Dkfm. Dr. Rolf Kapferer,<br />
DI Arnold Drexel. Sitzend: Sonja Pircher, Eric Zätterström,<br />
Dr. Herwig Drexel, Lothar Zimak, Wolfgang Kalous, Ing. Christoph<br />
Wegscheider, Martin Schwaiger,Thomas Moyle.<br />
Daneben: Alexander Lechtaler, Lukas Rofner (Fahne), Christopher Schwarz,<br />
Josef Pöschl, Anna-Maria Zimak.<br />
Knieend: Christina Treichl, Johannes Drexel, Linda-Maria Pircher,<br />
Melanie Treichl, Theresa Lechthaler, Michael Meingassner, Stephanie Treichl
m Rahmen der Vorbereitungen für das 50. Bataillonsfest<br />
I<br />
des Schützenbataillons Innsbruck, in Verbindung mit der<br />
500 Jahrfeier des Tiroler Landlibells, entstand der Gedanke<br />
einer Festschrift. In ihr sollte ein Abriss der 500jährigen<br />
Geschichte des Tiroler Schützenwesens gegeben werden.<br />
Dies beinhaltete auch, sich einmal intensiv mit der Kompaniegeschichte zu<br />
befassen. Ebenso betraf es auch die Aufarbeitung der Ebene der Bataillonsgeschichte.<br />
Mit der Festschrift möchte die Schützenkompanie Igls-Vill einen<br />
Beitrag zu einem besseren Verständnis der 500jährigen Tradition leisten.<br />
Durch die unterschiedlichen schriftlichen Beiträge soll die Problematik des<br />
Landlibells unter verschiedenen Gesichtspunkten dargestellt werden.<br />
Einen besonderen Dank gilt Herrn ao. Univ.-Prof. Dr. Franz-Heinz v. Hye, der<br />
die Festschrift beratend begleitete und einen historischen Abriss zum Landlibell<br />
beitrug. Weiterer Dank gilt Abgeordneter zum Südtiroler Landtag Sven<br />
Knoll, Militärkommandant von Tirol Generalmajor Mag. Herbert Bauer und<br />
Landeskommandant des Bundes der Tiroler Schützenkompanien Mag. Fritz<br />
Tiefenthaler, die Beiträge für diese Festschrift zur Verfügung gestellt haben.<br />
Wir sind uns bewusst, dass die Festschrift nur blitzlichtartige Erscheinungsbilder<br />
der 500jährigen Geschichte wiedergeben kann, trotzdem sind wir der<br />
Meinung, dass diese Festschrift ein Beitrag zur Stärkung des Geschichtsbewusstseins<br />
darstellt.<br />
Der Bevölkerung von Tirol, besonders der Jugend, soll vermittelt werden,<br />
dass durch die 500jährige Tiroler Tradition eine Zusammengehörigkeit<br />
aller Landesteile notwendig ist. Auch wenn diese durch willkürlich gezogene<br />
Grenzen derzeit schwer erreichbar ist. Die Festschrift soll zur Vertiefung und<br />
Kräftigung des Tirolbewusstseins, im positiven Sinne, beitragen.<br />
Damit zusammenwachse,<br />
was zusammen gehört!<br />
Oberleutnant Lothar Zimak<br />
Obmann Schützenkompanie Igls-Vill<br />
Igls, im Juli <strong>2011</strong><br />
Vorwort<br />
5
„Grüß Gott!“<br />
zum 50. Schützenfest des Bataillons Innsbruck hier in Igls!<br />
Dieser Gruß, der kürzlich auch Schlagzeilen, Diskussionen und Leserbriefe aus-<br />
löste, ist sicher ein Teil der (nicht nur) tirolischen Identität. Um diese geht es ja<br />
auch bei diesem Fest, das zugleich „500 Jahre Landlibell“ feiert. Nun, seit dem 23.<br />
Juni <strong>1511</strong> hat sich ungeheuer viel verändert. Wir leben heute in einer säkularen<br />
und liberalen Gesellschaft, die nicht mehr von „Gott, Kaiser und Vaterland“ eindeutig<br />
geprägt ist. Jedem Bürger steht weitgehend frei, nach welchen Prinzipien,<br />
Weltanschauungen, religiösen Traditionen u.ä. er sein Leben gestaltet. Fragt sich<br />
dann: Wo bleibt das Verbindende, das für alle Gültige? Das ist doch eine Frage<br />
von großem Gewicht. Letztlich ist doch der Zusammenhalt einer Gesellschaft<br />
gefährdet, wenn sich mehr und mehr jede und jeder auf seinen Privatbereich<br />
zurückzieht und einen rein individualistischen Lebensstil zelebriert und dabei<br />
nicht gestört werden will. Und wenn wir dann auch noch zunehmend zu einer<br />
– ob wir es wollen oder nicht – multikulturellen Gesellschaft werden, sind wir<br />
ganz besonders herausgefordert und müssen uns fragen: Was ist das Wesentliche<br />
unserer abendländisch-christlichen Kultur. Prägt sie (noch) unser gesellschaft-<br />
8<br />
Pfarrer<br />
Magnus Roth, OPraem<br />
liches Zusammenleben oder ist sie oft nur Tourismusattraktion, volkstümlicher<br />
Aufputz?<br />
Je mehr wir in den Wurzeln unserer eigenen Kultur Halt finden und aus ihnen<br />
unser Leben gestalten, umso unvoreingenommener können wir mit andern Kulturen<br />
und Religionen zu einem ehrlichen und fairen Dialog kommen! Es versteht<br />
sich von selbst, dass populistische Sprüche da keinen Platz haben und lediglich<br />
destruktiv sind!<br />
Ich danke als Pfarrer besonders allen in der Schützenkompanie Igls/Vill, die zur<br />
Identität und Gemeinschaftspflege beitragen: Mitgestaltung der Feste und Pro-<br />
zessionen, Pflege der Heiligwasserkapellen, Grabwache am Karsamstag u.a.m.<br />
Jedes Fest ist Anlass zum Danken und zum Denken ...woher? –wohin? ... Das gilt<br />
auch für das 50. Batallionsfest, dem ich ein gutes Gelingen wünsche!
Liebe Landsleute!<br />
Liebe Schützenkameraden!<br />
Landeshauptmann von Tirol<br />
Günther Platter<br />
Die Tiroler Schützen sind in der Geschichte unseres Heimatlandes fest verankert<br />
und repräsentieren ein Stück Tiroler Identität und sind auch aus unserer<br />
Gegenwart nicht mehr wegzudenken. Ihr Bekenntnis zur Heimat und zu traditionellen<br />
Werten, die auch heute wie damals Gültigkeit haben, sowie der gelebte<br />
Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt bewahrten sie erfolgreich davor, zum rein<br />
„folkloristischen“ Element zu werden.<br />
Die Tirolerinnen und Tiroler sind zu recht stolz auf die Heimat und „ihre“ Schützen.<br />
Auch in unserer hektischen Gegenwart, die von Globalisierung und Schnelllebigkeit<br />
dominiert zu sein scheint, ist das Interesse an den Schützen und ihrem<br />
Vereinsleben ungebrochen. Als historisch gewachsene Gemeinschaften leisten<br />
die Schützenkompanien wertvolle Beiträge zur kulturellen Vielfalt und zum sozialen<br />
Zusammenhalt in den Gemeinden.<br />
Als Landeshauptmann von Tirol freut es mich ganz besonders, dass unser Land<br />
heuer das 500-jährige Jubiläum „Tiroler Landlibell“ feiern kann. Über viele Jahrhunderte<br />
hinweg sicherten die Tiroler Schützen aufbauend auf dem Landlibell<br />
Grußworte<br />
von Kaiser Maximilian I. die Grenzen unseres Landes. Auch fast hundert Jahre<br />
nach dem Verlust der militärischen Bedeutung des Schützenwesens bereichern<br />
nach wie vor viele stolze und farbenprächtige Traditionsvereine und Schützenkompanien<br />
unser Land in einzigartiger Weise. Sie prägen das Bild unseres Landes<br />
und werden von Einheimischen und Gästen geschätzt und geachtet. Ich darf<br />
mich an dieser Stelle bei allen Verantwortlichen im Tiroler Schützenwesen und<br />
allen Schützenkameraden für ihr Engagement bedanken.<br />
Ich gratuliere dem Schützenbataillon Innsbruck recht herzlich zum 50. Bataillonsschützenfest.<br />
Mein Dank gilt allen Mitgliedern und Freunden des Schützenbataillons<br />
Innsbruck für ihr Engagement. Den Veranstaltern des Bataillonsschützenfestes<br />
darf ich einen erfolgreichen und reibungslosen Verlauf, allen<br />
Teilnehmern und Gästen schöne und gesellige Stunden wünschen.<br />
Euer<br />
Günther Platter<br />
Landeshauptmann von Tirol<br />
9
Brauchtum und Tradition sind nicht nur leere Schlagworte in unserer aktuellen<br />
kurzlebigen Zeit. Schützenvereine stehen mit „beiden Beinen“ im 21. Jahrhundert<br />
und stellen sich den Aufgaben von Heute: Durch die Verteidigung moralischer<br />
und ethischer Werte kommt ihre symbolische Wehrhaftigkeit heute noch zum<br />
Ausdruck.<br />
Das Schützenwesen leistet aber auch wertvolle Beiträge zur kulturellen Viel-<br />
falt und zum sozialen Zusammenhalt in den Gemeinden. Diesem Gebot folgt<br />
das Schützenbataillon Innsbruck: In abwechselnder Reihenfolge richten die elf<br />
Kompanien der Landeshauptstadt seit einem halben Jahrhundert das jährlich<br />
stattfindende Bataillonsfest aus. Heuer ist es die Schützenkompanie Igls-Vill, die<br />
zum mittlerweile siebten Mal diese Aufgabe inne hat.<br />
Zum 50. Jubiläum wurde ein umfangreiches Programm für Jung und Alt zusammengestellt.<br />
Mein Dank zur Organisation dieses runden Jubiläums eines Festes,<br />
das seinesgleichen sucht, gilt Vereinsvorstand Lothar Zimak und Hauptmann<br />
Wolfgang Kalous.<br />
10<br />
Mag. a Christine Oppitz-Plörer<br />
Bürgermeisterin der Tiroler<br />
Landeshauptstadt Innsbruck<br />
„Ein halbes Jahrhundert Wertepflege“<br />
Innsbruck ist geprägt von einem regen Leben in den Stadtteilen mit zahlreichen<br />
Traditionsvereinen. Für die Identität einer Stadt ist das Bewusstsein der<br />
Menschen zu ihren Wurzeln und Werten unabdingbar. Die Schützen waren und<br />
bleiben Teil dieser Identität. Sie sind in der Geschichte unseres Heimatlandes<br />
fest verankert.<br />
Traditionen und Werte zu wahren, benötigt viel Liebe, Pflege und Engagement.<br />
Im diesjährigen europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit steht ehrenamtliche<br />
Arbeit im Vordergrund. Ehrenamtlich tätig zu sein, ist heute keine Selbstverständlichkeit<br />
mehr – auch dazu herzlichen Dank.<br />
Ich wünsche Ihnen und Ihren traditionsbewussten Kameraden, Ihren Freunden<br />
und Familien ein würdiges und erfolgreiches Bataillonsfest.<br />
Mag. a Christine Oppitz-Plörer<br />
Bürgermeisterin der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck<br />
Innsbruck, im Juli <strong>2011</strong>
Willkommen!<br />
Die Schützenkompanie Igls-Vill veranstaltet heuer das Bataillonsfest Innsbruck<br />
– dazu herzlichen Dank, noch dazu ist ein Jubiläumsfest: das 50.<br />
Die Igler haben sich entschlossen, ein großes Fest zu feiern, u.a. mit Int. Wan-<br />
derweltmeisterschaft, Angelobung, dem eigentlichen Bataillonsfest und zum<br />
Abschluss den Blaulichttag. Um solche Tage mit Erfolg abwickeln zu können,<br />
braucht es eine perfekte Organisation, benötigt man Verhandlungsgeschick<br />
mit diverse Lieferanten, Akteuren sowie Grundeigentümer und das wichtigste:<br />
Mitglieder, Freunde, welche sich mit Begeisterung und Hingabe für dieses eine,<br />
gemeinsame Ziel einsetzen, und dies unentgeltlich. Für die Kameradschaft sind<br />
solche Feste von großer Bedeutung, formt es doch das „Wirgefühl“ und man ist<br />
stolz, etwas für sich aber auch für die Gesellschaft geleistet zu haben.<br />
Darum wünsche ich als Bataillonskommandant des Schützenbataillons Inns-<br />
bruck von ganzem Herzen den erhofften glänzenden Erfolg, verbunden mit dem<br />
aufrichtigen Wunsch, dass die Kompanie „Igls-Vill“ in treuer Heimatverbundenheit<br />
einem weiteren erfolgreichen Wirken entgegensehen möge.<br />
Mjr. Helmuth Paolazzi<br />
Bataillonskommandant<br />
Bataillonskommandant<br />
Helmuth Paolazzi, Mjr<br />
11
Die Geschichte des Tiroler Schützenwesens<br />
Mjr Emmerich Steinwender<br />
Die Geschichte des Tiroler Schützenwesens ist so eng mit<br />
der Geschichte des Landes Tirol verwebt, dass man mit Recht<br />
behaupten kann, dass es das Land Tirol ohne Schützen nicht<br />
geben würde; sie kann bis 1918 als Geschichte der Tiroler<br />
Landesverteidigung bezeichnet werden. Die Verteidigung des<br />
geliebten Vaterlandes, der Heimat, der eigenen Familie war<br />
stets das höchste Ziel der Tiroler Schützen.<br />
Der Glaube an Gott und an ihre gerechte, allein die Verteidigung anstrebende<br />
Zielsetzung gab ihnen auch in Zeiten höchster Not und Bedrängnis ungeahnte<br />
Kräfte.<br />
In der Geschichte des Tiroler Schützenwesens kann man drei Abschnitte unterscheiden:<br />
12<br />
Tiroler Schützengeschichte:<br />
Die Epoche vor <strong>1511</strong><br />
Damit ist nur die Zeit des Spätmittelalters gemeint, jene Zeit also, welche in der<br />
Tiroler Geschichte geprägt ist einerseits von der Ausbildung des Landes bzw. der<br />
Grafschaft Tirol in der 2. Hälfte des 13.Jhds. und andererseits von der Epoche der<br />
Städtegründungen vom ausgehenden 12. bis zum Beginn des 14. Jhds.<br />
Es ist jene Zeit, in der militärische Einsätze noch weitgehend auf der Grundla-<br />
ge der Feudalverfassung erfolgten. Die damalige feudale Heerbann-Pflicht der<br />
Untertanen eines Territorialherrn bzw. die betreffende Heerbann-Leistung war<br />
jedoch genereller Natur und unterschied nicht zwischen Kriegsdienst nach außen<br />
und Landesverteidigung im Inneren des Landes.
Nur bei einer Gruppe der Untertanen eines Landesherren bzw. Landesfürsten<br />
dominierte von Anfang an die Verteidigungspflicht - dies waren die Bürger der<br />
Städte. Die Städte Tirols hatten – wie die meisten Städte Mitteleuropas – in der<br />
Hauptsache drei Funktionen:<br />
• Sie mussten befestigt sein wie Burgen<br />
– daher auch der Name „Bürger“ für Ihre Bewohner.<br />
• Dank Ihrer Befestigung boten sie der Wirtschaft bzw. Handel und Verkehr<br />
die notwendige Sicherheit.<br />
• Endlich fungierten die Städte dank ihrer Befestigung als sichere Zentren<br />
im Ausbau und in der Sicherung der Landeshoheit und der Landesverwaltung.<br />
Angesichts der hohen Bedeutung der militärischen Sicherheit in den Städten ist<br />
es daher nicht mehr als selbstverständlich, dass die Bürgerschaft der Städte in<br />
zweifacher Weise zu Sicherheitsleistungen verpflichtet war.<br />
Einmal galt dies hinsichtlich des Baues und der Erhaltung der städtischen Ringmauern<br />
und der anderen Elemente der baulichen Stadtbefestigung und deren<br />
Instandhaltung; neben diesen baulichen Pflichten hatten die Bürger und alle<br />
Einwohner der Städte die regelmäßige Pflicht zum Wachdienst und zur militärischen<br />
Bereitschaft. An der Spitze der städtischen Schutzmannschaft stand ein<br />
„Stadthauptmann“, dem, entsprechend der Stadtviertel, Viertelhauptleute zur<br />
Seite standen.<br />
Wenngleich die Hauptaufgabe dieser städtischen Aufgebote die Verteidigung der<br />
jeweiligen Stadt war, so wurden die städtischen Aufgebotsmannschaften doch<br />
gelegentlich auch zum Verteidigungseinsatz an den Landesgrenzen herangezogen.<br />
So z.B. im Jahre 1410, als die Haller Bürger im Verlauf der damaligen<br />
Kriegsereignisse mit 72 Pferden und 52 Mann zu Fuß„ze velde an die lantweren“<br />
ausgezogen sind.<br />
Ca. um 1335 urkundliche Erwähnung des Begriffes Schütze in den Verordnun-<br />
gen der Grafen von Görz.<br />
Ca. 1410 der Begriff „Schütze“ wird in den Musterregistern der Stadt Lienz ver-<br />
wendet; man bezeichnete damit die mit Armbrust bewaffneten „Stachelschüt-<br />
zen“; Aus dem eigentlichen Raum der Grafschaft Tirol hat sich ein nur wenige<br />
Jahre jüngeres Dokument erhalten, welches als Tirols ältestes „Aufgebot“ bezeichnet<br />
werden kann.<br />
Konkret handelt es sich um eine Urkunde aus dem Jahre 1406, welche sich - im<br />
Gegensatz zu den früheren Beispielen – nicht an die Bürgerschaft einer Stadt<br />
richtet, sondern an ein Landgericht, bzw. an das Gericht zu Passeyr. Darin ruft der<br />
damalige Landesfürst von Tirol, Herzog Leopold IV. von Österreich „alle, so in dem<br />
Gericht zu Passeyr sitzen und zur Wehr geschickt sind,“ auf, zu Roß und zu Fuß<br />
sich zu uns gegen Salurn bei Tag und Nacht fürderlich und ohne alles Verziehen<br />
zu begeben ... und unser Land und Leut helfen zu retten.“<br />
Im verlustreichen Engadiner Krieg 1499 erleiden die Tiroler<br />
an der Calven bei Glurns eine verheerende Niederlage.<br />
Heute ist ein besonderes Merkmal der Stadt ihre vollständig<br />
erhaltene Stadtmauer.<br />
13
1406 ist nicht nur für das Tiroler Schützenwesen von großer konstitutiver Be-<br />
deutung; aus dem gleichen Jahr datiert auch jene von demselben Landesfürsten<br />
und seinem jüngeren Bruder und Nachfolger, Herzog Friedrich IV. (mit der leeren<br />
Tasche) erlassene „Landesordnung“ oder Landesfreiheit, welche für die Untertanen<br />
das Ende der Leibeigenschaft brachte.<br />
Die Aufhebung der Leibeigenschaft war der erste Schritt zur politischen Mündig-<br />
keit aller Gerichtsuntertanen. An den seit 1424 ziemlich regelmäßig abgehaltenen<br />
Landtagen nahmen, neben dem Adel, den Prälaten und den Städten auch die<br />
Vertreter der Land-, Hofmarkgerichte, in der Hauptsache also der Bauernstand als<br />
vierter, gleichberechtigter Stand teil.<br />
Die so erlangte Landstandschaft hatte damit auch eine verstärkte Identifikation<br />
mit dem Land und seinen Interessen, namentlich mit der Sicherheit zur Folge.<br />
Damals wurde also die Grundlage für die jahrhunderte lang praktizierte Bereitschaft<br />
der Tiroler, ihr Land zu verteidigen, gelegt. Ziel und Inhalt des Tiroler<br />
Schützenwesens war dementsprechend stets nur die Verteidigung des eigenen<br />
Landes, der eigenen, engeren Heimat, der eigenen Familie. Nachbarn zu bekriegen<br />
war – jedenfalls seit dem 15. Jhd. – niemals Absicht und Ziel der Tiroler<br />
Landesverteidiger.<br />
Andererseits wussten die seit 1363 die Grafschaft Tirol regierenden habsburgischen<br />
Landesfürsten die Bereitschaft der Tiroler, ihr Land selbst zu verteidigen,<br />
zu schätzen. Dementsprechend ist es keine leere Floskel, wenn Kaiser Maximilian<br />
I. in der Präambel zum Tiroler Landlibell von <strong>1511</strong> darauf Bezug nimmt, dass<br />
bereits von seinen Vorgängern in der Landherrschaft zugesichert und deklariert<br />
worden ist, dass die Tiroler „in Kriegszeiten nur verpflichtet sind, uns innerhalb<br />
und an den Grenzen des eigenen Landes zu dienen.“<br />
Quelle: Die Texte basieren weitgehend auf einem Manuskript von<br />
Univ.Prof. Dr. H.Hye, Ehrenoffizier der SK. Wilten<br />
14<br />
Die Geschichte des Tiroler Schützenwesens:<br />
Die Blütezeit<br />
Landlibell kann als eine die Landesverteidigung regelnde Verfassungsurkunde<br />
bezeichnet werden. Sie wurde nach Verhandlungen mit der Tiroler Landschaft,<br />
das heißt mit den Tiroler Ständen erlassen. Dementsprechend wird am Ende der<br />
Urkunde ausdrücklich festgestellt, dass Maximilian „die vorgenannten Ordnungen<br />
und Artikel, die unsere Landschaft beschlossen und sich darüber geeinigt<br />
hat, zu gnädigen Wohlgefallen angenommen“ hat.<br />
Die personelle Grundlage dieser Landesverteidigungsordnung bildet das Prinzip<br />
der allgemeinen Wehrpflicht aller tauglichen männlichen Untertanen des Lan-<br />
des. Das Aufgebot erfolgt einerseits gerichtsweise bzw. durch die Gerichtsobrig-<br />
keit eines jeden Gerichtsbezirkes, andererseits in Entsprechung zum Grad der<br />
Bedrohung des Landes in fünf gestaffelten Aufgeboten. Das erste Aufgebot um-<br />
fasste in Summe höchstens 5.000 Mann, das zweite Aufgebot 10.000 Mann, das<br />
dritte 15.000 und das vierte Aufgebot 20.000 Mann. „Wenn aber die Feindesgefahr<br />
so groß und überraschend ist, dass die Streitmacht von 20.000 Mann nicht<br />
rechtzeitig ins Feld kommt, ... so sollen inzwischen die der Gefahr am nächsten<br />
Befindlichen aus allen Ständen zuziehen und solange bleiben,bis die obgenannten<br />
20.000 Mann ins Feld kommen.“ Dieses fünfte oder letzte Aufgebot sollte<br />
durch „Glockenstreich“ das heißt durch Sturmgeläute, aufgerufen werden. Diejenigen<br />
aber, „welche nach solchem Glockenstreich oder glaubhaften schriftlichen<br />
Aufforderungen nicht zuziehen, sollen an Leib und Gut bestraft werden.“<br />
Während also die Tiroler Landstände die Mannschaften für die Aufgebote stellten,<br />
übernahm der Landesfürst die Verpflichtung,„Vorsorge zu treffen für die notwendigen<br />
Geschütze, Pulver, Kugeln, Werkleute, Büchsenmeister, auch Harnisch<br />
und Wehr und anderes Kriegsmaterial, desgleichen, dass die Kästen (das heißt<br />
die Magazine) mit Getreide, Fütterung und Mehl ausreichend versehen“ sind.<br />
Auch die Instandhaltung der Befestigungsanlagen an den Landesgrenzen war<br />
landesfürstliche Aufgabe.
Abgesehen von dieser Aufteilung der Pflichten zwischen Landschaft und Landes-<br />
fürst, enthält das Landlibell auch gegenüber dem Landesfürsten die einschränkenden<br />
Bestimmungen, wonach er einerseits künftig ohne Wissen und Bewilligen<br />
der Landstände keinen Krieg anfangen solle oder wolle, der Tirol betreffe.<br />
Andererseits nimmt er zur Kenntnis, dass die Landstände bzw. Tirols Wehrmänner<br />
„nicht schuldig und verpflichtet sein, mit solcher ihrer Hilfe des kleinen oder<br />
großen Anschlags (bzw. Aufgebots) aus unserem Land zu ziehen, sondern diese<br />
Hilfe einzig und allein als Hilfe zu Verteidigung, Widerstand gegen die Feinde<br />
und Bewahrung des Landes“ in Anspruch genommen werden kann.<br />
In einem wesentlichen Punkt unterscheiden sich die Bestimmungen des Landlibells<br />
von der späteren Praxis: im Landlibell wird verfügt, dass die Hauptleute der<br />
Aufgebote „durch uns“, also durch den Landesfürsten ernannt werden, während<br />
seit beginnendem 17. Jhd. die Aufgebotskommandanten von den Mannschaften<br />
selbst erwählt und lediglich von den landesfürstlichen Behörden bestätigt worden<br />
sind.<br />
Die mit den Tiroler Landständen konföderierten geistlichen Fürstentümer Brixen<br />
und Trient, die an dem Landlibell ebenfalls mitwirkten, zogen in Kriegsfällen allerdings<br />
nicht unter Tiroler Fahne, sondern unter eigenem „Fähnlein“ ins Feld.<br />
Bereits vor <strong>1511</strong> war es allgemein üblich, dass jedem Gerichtsaufgebot eigene<br />
Fahnen vorangetragen wurden. Die ältesten urkundlichen Belege hierfür liegen<br />
aus 1410 und 1496 vor. So zogen die Bürger von Hall im Jahr 1410 „mit aufgeworfenen<br />
Bannern“ an die Landesgrenze, während den Aufgeboten des Landgerichts<br />
Laudegg im obersten Inntal und jenem des Passeiertales im Jahre 1496<br />
durch Maximilian die Führung seiner Fahne verliehen und bestätigt worden ist.<br />
Die älteste erhaltene Aufgebotsfahne, die aufgrund des heraldischen Dekors in<br />
die Zeit zwischen 1490 und 1508 zu datieren ist, ist vermutlich die Fahne des<br />
Bergknappenaufgebotes von Schwaz.<br />
<strong>1511</strong> Kaiser Maximilian erlässt das Landlibell, das die Verpflichtung zur<br />
Selbstverteidigung Tirols durch alle Stände begründete; es ist das Grunddokument<br />
für die Tiroler Wehrhaftigkeit, bestätigte die tirolischen Landesfreiheiten<br />
und hat die Sonderentwicklung des Landes innerhalb Österreichs mitbestimmt.<br />
So wie jede Landesordnung, so bedurfte auch die Landesverteidigungsordnung<br />
von <strong>1511</strong> von Zeit zu Zeit gewisser Reformen, Änderungen und Anpassungen an<br />
die veränderten politischen und militärischen Gegebenheiten der Zeit.<br />
1526 Zuzugsordnung, die den örtlichen Einsatz des Aufgebots an den Südgrenzen<br />
regelt; diese Zuzugsordnung wurde 1542 auch auf die nördlichen Landesgrenzen<br />
ausgedehnt.<br />
15
16<br />
Oberkommandant<br />
Andreas Hofer<br />
(authentisches<br />
Porträt von<br />
Jakob Plazidus<br />
Altmutter, <strong>1809</strong>)
1552 Niederlage der Aufgebote gegen die schmalkaldischen Truppen; Verlust<br />
der Festung Ernberg.<br />
1605 Zuzugsordnung Erzherzog Maximilians III., der „Deutschmeister“; zum<br />
ersten Mal wird das „Welschtiroler Viertel“ (Welschen Confinen) genannt. Neu<br />
war die Bewaffnung mit Musketen.<br />
1636“Landt-Militia“–Reformationslibell der Claudia de Medici.Erste„Militari-<br />
sierung“ der Landesverteidigung, die auf wenig Gegenliebe bei den Ständen und<br />
der Bevölkerung stieß.<br />
1660 Rückkehr zum Aufgebot des Landlibells<br />
1703 Die Tiroler Schützen erleben ihre erste Bewährung im sogenannten<br />
„Boarischen Rummel“.<br />
1704 Aufgrund der in den Auseinandersetzungen von 1703 gewonnenen Erkenntnisse<br />
wurde eine neue Zuzugsordnung erlassen; sie sah die Bildung eines<br />
Regiments, bestehend aus 12 Scheibenschützenkompanien zu je 200 Mann vor.<br />
Erstmals wurden die Schützen als eigene Truppe neben dem Militär als Teil der<br />
Landesverteidigung geführt. Die Verordnung verbesserte das Informationswesen:<br />
Kreidefeuer als Informationsmittel, die im Boarischen Rummel zu Missverständnissen<br />
geführt hatten, wurden durch die sogenannten „Laufzettel“ ersetzt.<br />
1714 Ergänzung der Zuzugsordnung von 1704; Bildung von 2 Regimentern,<br />
später von 4 Regimentern zu je 4.000 Scheibenschützen. Eine wichtige Grundlage<br />
zur realen Anwendung der Bestimmungen des Tiroler Landlibells in den<br />
folgenden Zeiten waren die regelmäßig, in jedem Gericht durchzuführenden<br />
Musterungen, wovon eine Reihe aufschlussreicher „Musterungslisten“ erhalten<br />
geblieben sind. Nicht weniger wichtig war die regelmäßige Schießausbildung<br />
und Schießübung an den Schießständen, deren sich in jedem Gericht je nach<br />
dessen Größe und Ausdehnung mindestens einer oder mehrere befunden haben.<br />
Grundlage dafür bot die<br />
1736 von Kaiser Karl VI erlassene Schießstandordnung, die fast hundert Jahre<br />
Bestand haben sollte. Sie regelte in 75 Artikeln das Schieß- und Schützenwesen<br />
in Tirol.Es erkannte das Tirolische Defensionswesen als eigenständiges Verteidigungssystem<br />
neben jenem des restlichen Kaiserreiches an. In der Folge entstanden<br />
in vielen Orten Tirols Schießstände.Zeit eine Differenzierung der Landesverteidiger<br />
in zwei Gruppen, in jene der Standschützen und in jene der Landstürmer<br />
oder Milizioten. Die Standschützen waren Schützen, die sich geradezu vereinsmäßig<br />
als Mitglieder eines Schießstandes einschreiben bzw. „einrollieren“ ließen.<br />
Sie verpflichteten sich zu einer intensiven Scharf- und Scheibenschützen-Ausbildung.<br />
Die von diesen Scharfschützen gebildeten Defensions-Kompagnien waren<br />
wegen ihrer Treffsicherheit von den Kriegsgegnern gefürchtet. Für ihre Einsätze<br />
bevorzugten sie Talengen und Klausen. Die Landstürmer oder Angehörige der<br />
Landmilitia hingegen verzichteten auf eine gezielte Scharfschützen-Ausbildung<br />
und kamen nur der militärischen Präsenz- und Einsatzpflicht nach, das heißt, sie<br />
rückten im Ernstfall im Rahmen des Gerichts-Aufgebots mit ihren Stutzen ins Feld.<br />
1796 erste große Bewährungsprobe des Tiroler Selbstverteidigungssystems<br />
in den ersten Revolutionskriegen gegen Napoleon I. (Schlacht bei Spinges -<br />
4.April 1796 - Schlachten bei Bozen, Segonzano und Rivoli).<br />
In den Kriegsberichtserstattungen werden zum ersten Mal die Begriffe Schützenkompanien<br />
in Verbindung mit dem Namen eines Gerichts oder Ortschaft verwendet;<br />
Gemeinde Kompagnien konnten sich nur dort bilden, wo ein entsprechendes<br />
Bevölkerungswachstum vorlag.<br />
<strong>1809</strong> Tiroler Befreiungskriege unter Führung von Andreas Hofer; Tiroler<br />
Schützen befreien das Land von bayrischer und französischer Besetzung. Drei<br />
„Bergiselschlachten“<br />
1810 20. Februar 1810 - Erschießung Andreas Hofers in Mantua sowie anderer<br />
Schützenkommandanten. Tirol wird dreigeteilt in Etschkreis (Königreich Italien)<br />
Innkreis (Bayern) und Illyrischen Kreis (Kärnten)<br />
17
Heimkehrender Tiroler Landsturm im Krieg von <strong>1809</strong><br />
Franz Defregger, Alte Nationalgalerie (Berlin)<br />
1815 Wiener Kongreß - Wiedervereinigung Tirols als Habsburgisches Erb-<br />
Kronland.<br />
1839 erschien anlässlich der „Erbhuldigung der Tiroler Stände vor Kaiser Fer-<br />
dinand I“ in Innsbruck eine Dokumentation von Beda Weber, in der alle daran<br />
teilnehmenden Schützenkompanien genannt wurden.<br />
ab 1838 faktisches Ende des Selbstverteidigungssystems der Tiroler durch<br />
Einführung der zwangsweisen Rekrutierung, wie in den übrigen Teilen des Rei-<br />
ches; einzige Besonderheit: der Militärdienst musste nur im eigenen Land absolviert<br />
werden; auch dieses Versprechen wurde 1866 bzw. 1914 von der Krone<br />
gebrochen.<br />
1838 Gründung des Tiroler Jägerregiments, das bis 1914 ausschließlich aus<br />
Tirolern gebildet wurde und nur zum Schutz des Landes eingesetzt werden soll-<br />
18<br />
te.Entgegen dieser Regelung 1866 in den Kämpfen gegen das Königreich Italien<br />
eingesetzt.<br />
1848 Ausrücken verschiedener Schützenkompanien an die südlichen Grenzen<br />
(Judikarien, Ampezzo - Gebiet, Stilfser Joch) gegen die Aufständischen der Märzrevolution;<br />
Gründung der Tiroler Studenten-Schützenkompanien unter Adolf<br />
Pichler (Innsbruck) und Prof. Böhme (Wien)<br />
1864 eine neue Landesverteidigungsordnung gliederte das Aufgebot je nach<br />
Grad der Feindesgefahr in 1. Organisierte Landesschützenkompanien (6.200<br />
Mann),2.freiwillige Scharfschützenkompanien und 3.der Landsturm; Das Institut<br />
der Landesverteidigung wird zu einer rein bürgerlichen Institution.Die allgemeine<br />
Wehrpflicht gilt nun auch in Tirol.<br />
1866 Mobilisierung des 2. und 3. Aufgebots; Bildung einer „Freiwilligen<br />
Scharfschützenkompanie“ durch die Studentenverbindung „Rhätia“, „Athesia“<br />
Nationalgarde<br />
mit Wipptaler<br />
Tracht 1848
Tiroler<br />
Adler-Karte<br />
1626:<br />
Aquila<br />
Tirolensis,<br />
Matthias<br />
Burgklehner<br />
und „Austria“ unter Gymnasialprof. Josef Daum, sowie einer „Ersten Wien-Tiro-<br />
ler Scharfschützenkompanie“. Landesverteidigung an den Landesgrenzen - im<br />
Vinschgau, Judikarien, Sulz- und Nonstal, Buchenstein, Ampezzo, Fleimstal. Gefechte<br />
bei Bezecca (SK Kitzbühel-Hopfgarten-Rattenberg-Schwaz), Gefecht bei<br />
Virgolo in der Valsorda (SK Fügen-Zell)<br />
1870 Das Institut der Landesverteidigung als bürgerliche Einrichtung wird<br />
durch das Gesetz vom 19.12.1870 zu einem „integrierten Teil der bewaffneten<br />
Macht.“ Damit Ende des freiwilligen Selbstverteidigungssystems. Bildung einer<br />
Art Landmiliz. Die Landesschützen wurden in 10 Bataillonen mit 4 (6) Kompanien<br />
gegliedert. Die Offiziere - in Tiroler Schützenkompanien immer von den<br />
Schützen gewählt - wurden ernannt. Dies wurde, trotz Widerstands des Tiroler<br />
Landtags 1874 sanktioniert. Darin wurde verfügt, daß die wehrpflichtigen Tiroler<br />
fortan – entweder im Rahmen der k.u.k. Armee bei den Tiroler Kaiserjägern<br />
oder im Rahmen der k.u.k. Österreichischen Landwehr bei den damals als militärische<br />
Einheit aufgestellten „Tiroler Landesschützen“ dienen konnten. Damit<br />
wurden dem alten Tiroler Schützenwesen die wehrpflichtigen Jahrgänge von<br />
18. bis zum 42. Lebensjahr jeweils für die Dauer der Ableistung der Wehrpflicht<br />
entzogen. Nach der Ableistung der Wehrpflicht, bildeten diese Männer jedoch<br />
den Landsturm. Sowohl den Mitgliedern des Landsturms, wie den Männern unter<br />
dem 18. und über dem 42. Lebensjahr war es freigestellt, sich überdies bei einem<br />
Schießstand als „Standschütze“ einzurollieren. So entstanden die berühmten<br />
Standschützenregimenter und –Kompanien, die im Jahre 1915 nach der überraschenden<br />
Kriegserklärung Italiens und dem Einsatz der Tiroler Kaiserjäger an<br />
der Ostfront, in aller Eile mobilisiert wurden und die Südfront so lange hielten,<br />
bis die regulären Truppen eintrafen.<br />
1874 Neue Schießstandsordnung. Der Begriff „Standschützen“ als Mitglieder<br />
dieser Schießstandvereine wird eingeführt.<br />
1883/1886 Militarisierung der Tiroler Wehrverfassung. Der Landsturm als<br />
gesamtstaatliche Einrichtung wird dem militärischen Gesetz und Gerichtsbarkeit<br />
unterworfen. Der Einsatz außerhalb der Landesgrenzen wird sanktioniert.Außerdem<br />
konnten auch „Nicht-Tiroler“ Landesschützen werden.<br />
1914 - 1918 Einsatz der Standschützen an der Südgrenze Tirols; Standschützen<br />
waren alle jene, die zu jung oder zu alt waren, um in die reguläre Armee<br />
einberufen zu werden; sie bildeten 1915, nachdem die regulären Tiroler<br />
Regimenter in Galizien eingesetzt waren, das Rückgrat der Verteidigung gegen<br />
Italien. Sie führten erfolgreich den Krieg in den Bergen (Monte Piano, Ortlerfront,<br />
Dolomitenfront). Die südliche Tiroler Landesgrenze wurde nie militärisch<br />
im Kampf eingenommen.<br />
1919 Annexion Tirols durch Italien und Teilung.Der Faschismus verbietet alles<br />
Deutsche, die Tracht, die Institution Schützen.<br />
Quelle: Die Texte basieren weitgehend auf einem Manuskript, das<br />
Univ. Prof. Dr. H.Hye, Ehrenoffizier der SK Wilten<br />
und Ehrenkranzträger des SSB zur Verfugung gestellt hat.<br />
19
20<br />
General Émile Antoine Béthouart<br />
Die Geschichte des Tiroler Schützenwesens:<br />
die Zeit nach 1945<br />
Nach dem 2. Weltkrieg waren wieder Männer am Werk, um in Tirol das Schützenwesen<br />
neu aufzubauen.<br />
Die Alliierten ließen fast alle Schützentrachten und -Gewehre vernichten; wer<br />
die Waffen nicht abgab, lief Gefahr, festgenommen und erschossen zu werden.<br />
Somit waren also alle Organisationen zerschlagen. Trotzdem begann sich schon<br />
bald unter den Überlebenden des Krieges und den Heimkehrern der Tiroler<br />
Schützengeist zu regen. Ein Aufbau aus dem Nichts - und doch Kraft für einen<br />
Neubeginn. Die Gesinnung und das Bekenntnis zum Schützenwesen waren entscheidend,<br />
um unter schwierigsten Bedingungen wieder an die Erstellung von<br />
Kompanien zu denken. Schon hatten sich in Innsbruck-Umgebung, dann besonders<br />
im Oberinntal, im Wipp- und Stubaital um 1946/47 wieder einige Schützenkompanien<br />
gebildet. Der Oberinntaler Schützenbund konnte gegründet werden.<br />
Besonders „Schützenfreundlich“ erwies sich General Antoine Béthouart von der<br />
französischen Besatzungsmacht. Er sah ein, dass „es besser sei, den Tirolern die<br />
Gewehre zu geben, als sie ihnen zu nehmen“ und „dass man die Tiroler lassen<br />
sollte, wie sie sind, weil sie ja doch tun, was sie wollen“. Béthouart spendierte<br />
den Schützen sogar 300 italienische Gewehre. General Béthouart blieb Freund<br />
und Gönner der Schützen. Er besuchte mehrmals Tirol, vor allem seinen Jagdort<br />
Scharnitz, und hielt den „Schützenkontakt“ aufrecht. In sein Testament schrieb er,<br />
dass Tiroler- Schützenoffiziere und der Landeshauptmann von Tirol nach seinem<br />
Tode an seiner Bahre stehen sollen. Und so war es auch, als der General 1982<br />
starb: Mitglieder der Bundesleitung und Schützenoffiziere (insgesamt 20 Mann)<br />
fuhren mit Landeshauptmann Wallnöfer nach Paris, wo sie dem General im Invalidendom<br />
die letzte Ehre erwiesen.<br />
Leider hat es die Presse allen voran der ORF nicht verstanden oder auch gar nicht<br />
gewollt, aufzuzeigen, dass es das erste Mal nach <strong>1809</strong> war, dass französische
Fahnen der Tiroler Schützenfahne die Ehre erwiesen haben. Als unsere Bundes-<br />
standarte in den Invalidendom einzog, leistete der gesamte Fahnenblock aller<br />
Wehrmachtsteile der französischen Armee der Tiroler Fahne die Ehrenbezeugung.<br />
Béthouart war es gewesen, der 1947 erstmals den Wiltenern und dann<br />
allen anderen Schützen das Tragen von Waffen gewährte, die Wiedergründung<br />
des Tiroler Schützenwesens genehmigte und seine Unterstützung beim Staatsvertrag<br />
Österreichs zusicherte.<br />
Als am 17. Dezember 1989 in Paris der 100jährige Gedächtnisgottesdienst für<br />
General A. Béthouart stattfand, nahm eine Tiroler Abordnung (Bundesbildungsoffizier<br />
Major Karl Pertl und drei Wiltener Schützen) daran teil.<br />
Da Tirol vorerst von den Amerikanern besetzt war, wurden viele Gewehre beschlagnahmt,Fahnen<br />
und Trachten vernichtet.Es gab auch Hausdurchsuchungen.<br />
Man wollte die alten Vorder-und Einzelladergewehre für kirchliche und festliche<br />
Anlässe zum Salutschießen behalten, da die alten Stücke ja kriegsuntauglich<br />
waren und hiefür keine scharfe Munition zu erhalten war. Die Polizei verlangte<br />
aber die Ablieferung aller Waffen, welche man nur „aufzunehmen“, dann wieder<br />
zurückzugeben vorgab. In Wirklichkeit wurden die Gewehre sofort vernichtet.<br />
Dann wurden die Amerikaner von den Franzosen unter General A. Béthouart ab-<br />
gelöst. Zunächst fand im Jänner 1950 die konstituierende Versammlung des<br />
Bezirksschützenbundes Innsbruck-Stadt und -Land statt. Der damalige Referent<br />
des Tiroler Brauchtums, Hofrat Dr. Josef Schumacher, der letzte Landeshauptmann<br />
von Tirol in der ersten Republik und Ehrenbürger von Landeck, schrieb im Geleit-<br />
wort für das Rundschreiben an die Gemeindeämter und Kompanien, dass die Tiroler<br />
Schützenkompanien die beste Tradition darstellten, uraltes Brauchtum seien<br />
und bei vaterländischen und kirchlichen Feiern nicht wegzudenken seien.<br />
Man wusste, dass nur eine starke, gut geführte Organisation imstande wäre, den<br />
Wiederaufbau zu fördern und die Kompanien wieder in die Höhe zu bringen,<br />
nachdem der vergangene Krieg schwere Verluste an Mann und Material gefordert<br />
hatte.<br />
Landesfestumzug 1984<br />
21
So wünschte man, dass sich alle Kompanien des Bezirkes einmal zusammentun.<br />
Man rief auf, zum 140. Todestag Andreas Hofers am 20. Februar in der Hofkirche<br />
Innsbrucker Fahnenabordnungen zu senden. Die französischen alliierten Behörden<br />
erlaubten auch, dass bei Fronleichnamsprozessionen, kirchlichen und anderen<br />
Festlichkeiten geböllert und Salven geschossen werden durften.<br />
Im Februar und März 1950 wurde die konstituierende Generalversammlung<br />
des Landesschützenbundes, so wollte sich der Bund zuerst benennen, vorbereitet.Am<br />
2.April 1950 fand im Gasthaus Haymon, Wilten, die Gründungsversammlung<br />
statt. Anwesend waren Vertreter aus Wilten, Pradl, Hötting, Mühlau, Aldrans,<br />
Schwaz, Schmirn, Neustift/Stubai,Absam, Roppen, Silz, Inzing, Zirl und Seefeld.<br />
Am 20. April 1950 kam es dann zur Gründung des Bundes der Tiroler Schützenkompanien<br />
mit Angelobung der Gründungsmitglieder. Der Verband nannte<br />
sich von nun an Bund der Tiroler Schützenkompanien, denn die damaligen<br />
Sport- und Scheibenschützen hatten sich neu geordnet und wurden zum „Tiroler<br />
Landesschützenbund“.<br />
Präsident Josef Schumacher übernahm die Repräsentationsfunktion, während<br />
die anfallenden Aufgaben vom Ausschuss - von Bernhard Ploner, dem „Vater des<br />
Bundes“, und Geschäftsführer Franz Steinlechner - durchgeführt wurden. Nach<br />
dem Motto „gemeinsam ist man stärker“ machte besonders Franz Steinlechner<br />
den Schützenkameraden Mut, und sein vorbildliches Wesen und seine riesige<br />
Begeisterung übertrugen sich auf immer mehr Kompanien. Als er 1965 sein<br />
Amt niederlegte, war der Bund auf 204 Kompanien angewachsen. Dabei darf<br />
man die anfänglichen Schwierigkeiten nicht vergessen: die große materielle Not<br />
der Nachkriegszeit und das Misstrauen der Besatzungsmächte. Heute kann sich<br />
kaum jemand vorstellen, wie schwierig es war, Gewehre zu besorgen.<br />
Da fast alle von der Besatzung verbrannt worden waren und nur wenige durch<br />
gutes und gefahrvolles Verstecken gerettet werden konnten, war man zuerst gezwungen,<br />
unbewaffnet auszurücken.<br />
22<br />
Mjr. Steinlechner: “Neben alten Werndlgewehren lieh man sich von Privaten die<br />
unterschiedlichsten Gewehrtypen aus, bis man innerhalb einiger Jahre mehrere<br />
Gewehrkaufaktionen aus der Schweiz über die Bühne bringen konnte. Passende<br />
Munition aufzutreiben, war auch nicht einfach.<br />
Erst nach Jahren gelang es, unter vielen persönlichen Opfern, Holzverkäufen der<br />
Gemeinde, Subventionen vom Land, die Ausrüstung der Kompanien - Trachten,<br />
Gewehre, Fahnen - wieder zu beschaffen, so dass man wie früher ausrücken<br />
konnte.“<br />
Quelle: Alte Homepage des Bundes der Tiroler<br />
Schützenkompanien; zusammengestellt von<br />
Mjr Emmerich STEINWENDER
Das Tiroler<br />
Landlibell von <strong>1511</strong><br />
Der Gesamte Vertragstext in die<br />
heutige Sprache übertragen<br />
23
<strong>1511</strong><br />
Wir, Maximilian, von Gottes Gnaden Erwählter Römischer Kaiser, zu al-<br />
len Zeiten Mehrer des Reichs, in Germanien, zu Ungarn, Dalmatien,<br />
Kroatien usw. König, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, zu<br />
Lothringen, zu Brabant, zu Steyr, zu Kärnten, zu Krain, zu Limburg, zu Luxemburg<br />
und zu Geldern, Landgraf im Elsaß, Fürst zu Schwaben, Pfalzgraf zu Habsburg<br />
und zu Hennegau, Gefürsteter Graf zu Burgund, zu Flandern, zu Tirol, zu Görz, zu<br />
Artois, zu Duisburg (in der Provinz Brabant), zu Holland, zu Seeland, zu Pfirt, zu<br />
Kyburg, zu Namur und zu Zutphen, Markgraf des Heiligen Römischen Reichs, der<br />
Enns und zu Burgau, Herr zu Friesland, auf der Windischen Mark, zu Mecheln, zu<br />
Portenau und zu Salins usw., bekennen für uns, all unsere Erben und nachfolgenden<br />
regierenden Herren und Landesfürsten unseres Landes der Fürstlichen<br />
Grafschaft Tirol und tun öffentlich kund mit diesen Brief:<br />
Zu Beginn unserer Regierung im Land unserer Fürstlichen Grafschaft Tirol haben<br />
wir allen Ständen darin gnädig bewilligt und zugesagt, sie bei ihren Freiheiten,<br />
Privilegien, Gerechtigkeiten, Gebräuchen, guten und alten Gewohnheiten und<br />
Herkommen bleiben zu lassen, und haben ihnen dieselben damals als angehender<br />
Regent und Landesfürst konfirmiert und bestätigt. Obwohl in ihren Freiheiten,<br />
die sie von uns und unseren Vorfahren, Fürsten und Herren zu Österreich und<br />
Grafen zu Tirol, erhielten, festgelegt ist, das sie in Kriegszeiten nur verpflichtet<br />
sind, uns einen Monat lang innerhalb und an den Grenzen des eigenen Landes<br />
zu dienen, und zwar mit Besoldung ihrerseits und Verpflegung unsererseits, und<br />
wir, wenn wir sie weiter benötigen, sie dann mit Sold und Verpflegung wie andere<br />
unsere Dienstleute halten müssen, so haben die ehrwürdigen, ehrsamen,<br />
geistlichen, andächtigen, edlen und unsere lieben Getreuen, unsere Fürsten, die<br />
Bischöfe zu Trient auch Brixen, und Vertreter der Prälaten, des Adels, der Städte<br />
24<br />
und Gerichte unserer genannten Landschaft unserer Fürstlichen Grafschaft Tirol<br />
mitsamt den Untertanen und Leuten in der Herrschaft Lienz, im Pustertal und<br />
in den drei Städten und Landgerichten Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel sich<br />
aus besonderem, untertänigem, geneigten und gutem Willen, den sie zu uns als<br />
ihrem rechtsmäßigen natürlichen Herrn und regierenden Landesfürsten haben,<br />
auch ihnen selbst zu Vorteil und Nutzen, doch ohne Verzicht auf ihre Freiheiten<br />
und Privilegien und, solange sie darin nicht geschmälert werden, bezüglich der<br />
Hilfeleistung für die Verteidigung folgendes vereinbart und bewilligt:<br />
Wenn es in naher oder ferner Zukunft geschieht, das unser Land der Grafschaft<br />
Tirol oder die zwei Stifte Trient und Brixen, desgleichen die Herrschaft Lienz, das<br />
Pustertal, die Städte oder Landgerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel von<br />
ihrem Grenznachbarn oder jemand anderem angegriffen werden oder jemand<br />
eine Aggression plant, dann werden die genannten beiden Stifte, die Grafschaft<br />
Tirol, die Herrschaft Lienz mitsamt dem Pustertal, auch Rattenberg, Kufstein und<br />
Kitzbühel gegen einen solchen Angriff je nach Lage der Dinge ihre Hilfe leisten<br />
und 1.000 bis 5.000, 5.000 bis 10.000, 10.000 bis 15.000 und 15.000 bis 20.000<br />
Mann, was die volle Streitmacht ist, schicken, und es sollen ihnen dazu durch uns<br />
Hauptleute,Mustermeister und andere Amtsträger nach den Erfordernissen eines<br />
jeden Aufgebotes beigegeben und zugeordnet werden.<br />
Die genannten beiden Bischöfe zu Trient und Brixen, auch alle Stände der Graf-<br />
schaft Tirol mitsamt der Herrschaft Lienz, dem Pustertal, Rattenberg, Kufstein<br />
und Kitzbühel haben sich bezüglich der Kontingentierung folgendermaßen geeinigt:<br />
Wenn 5.000 Mann veranschlagt werden, stellen die beiden Bischöfe, die<br />
Prälaten und der Adel 1.800 Mann, Städte und Gerichte 2.400 Mann, die Herrschaft<br />
Lienz und das Pustertal 500 Mann und die drei Städte und Landgerichte<br />
Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel 300 Mann, was in der Summe 5.000 Mann<br />
ergibt.Dieser Anschlag kann je nach den Erfordernissen des Krieges durch unsere<br />
Regimentsräte oder Hauptleute vermindert oder vermehrt werden, aber nicht<br />
über 20.000 Mann, was dann die ganze Streitmacht sein soll. Dabei sollen ein
wohlgerüstetes Pferd eines mit Spieß Bewaffneten für drei Fußknechte und ein<br />
Reiter mit Spießzeug für zweieinhalb Knechte gerechnet werden.<br />
Dagegen haben wir unseren erwähnten Fürsten,den Bischöfen zu Trient und Brixen,<br />
auch dem Landkomtur der Ballei des Deutschen Ordens an der Etsch und im Gebirge<br />
zugesagt, das wir, unsere Erben und Nachkommen sie und ihre Erben und<br />
Nachkommen von Truppenstellungen, die Jetzt oder künftig im Heiligen Reich von<br />
ihnen gefordert werden, entheben und sie mit ihrer Hilfe bei unserer Fürstlichen<br />
Grafschaft Tirol dem alten Herkommen entsprechend gnädig bleiben lassen wollen.<br />
Wenn aber wegen der Übermacht der Feinde der Anschlag von 5.000 Mann nicht<br />
ausreicht, sondern uns durch der Landschaft Räte und Hauptleute eine höhere<br />
Zahl aufgeboten wird, so sollen alle Stände in dem Umfang, wie er ihnen zugeschrieben<br />
wird, den Zuzug leisten, jedoch soll die große Streitmacht 20.000<br />
Mann und nicht mehr sein. Jeder Stand kann seine Söldner anwerben, wo er sie<br />
erlangt. Wenn aber die Prälaten und der Adel einen Mangel an Knechten haben<br />
und in solcher Eile trotz Fleißes ihre Anzahl nicht stellen können, so sollen sie<br />
unverzüglich ihren Anteil in Geld zur Anwerbung ihrer Knechte den Hauptleuten<br />
und Räten übersenden, damit bei keinem Stand ein Mangel bei der Streitmacht<br />
von 20.000 Mann oder in der festgesetzten Stärke erscheine. Es soll auch niemand<br />
auf den anderen warten oder sich weigern, sondern sofort bei Erhalt der<br />
Aufforderung ins Feld oder dorthin zuziehen, wie es die jeweiligen Aufgebote,<br />
die aber ohne Notwendigkeit nicht erfolgen sollen, anordnen. Das Kriegsvolk<br />
soll unterwegs nicht irgendwo still liegen, sondern jeden Tag mindestens vier<br />
Deutsche Meilen zurücklegen, damit nicht aus Ungehorsam Länder und Leuten<br />
Schaden zugefügt oder etwas versäumt werde.<br />
Wenn aber die Feindesgefahr so groß und überraschend ist, das die Streitmacht<br />
von 20.000 Mann nicht rechtzeitig ins Feld kommt, und der Glockenstreich oder<br />
glaubhafte mündliche oder schriftliche Aufrufe durch die Obrigkeit und die<br />
Hauptleute diese Feindesnot verkünden, so sollen inzwischen die der Gefahr am<br />
nächsten Befindlichen aus allen Ständen mit möglichst vielen Wehrfähigen zuziehen<br />
und so lange bleiben, bis die obgenannten 20.000 Mann ins Feld kommen<br />
und das Heer den Erfordernissen nach verstärkt wird. Diejenigen, welche nach<br />
solchem Glockenstreich oder glaubhaften schriftlichen Aufforderungen nicht zuziehen,<br />
sollen an Leib und Gut bestraft werden. Doch sollen Glockenstreich und<br />
dergleichen Aufgebot nicht ohne merkliche Not und wahre Kunde vom Einfall<br />
der Feinde erfolgen.<br />
Bei diesem Zuzug sollen alle ledigen Dienstleute und Knechte,auch Handwerker,<br />
niemand ausgenommen, der zur Wehr dem Alter nach tauglich ist, unter sonstiger<br />
Androhung der Landesverweisung ohne Sold und auf unsere Verpflegungskosten<br />
mit den Städten und Gerichten, in denen sie wohnen, ins Feld zu ziehen schuldig<br />
sein, und dieselben sollen ihnen inzwischen die Verpflegung vorstrecken, die<br />
nachmals von uns ersetzt wird. Doch sollen die obgenannten beiden Bischöfe,<br />
Prälaten, Adel, Städte und Gerichte, auch die Untertanen aus der Herrschaft Lienz,<br />
dem Pustertal,Rattenberg,Kufstein und Kitzbühel,ihre Erben oder Nachkommen<br />
uns,unseren Erben oder Nachkommen gegenüber nicht schuldig und verpflichtet<br />
sein, mit solcher ihrer Hilfe des kleinen oder großen Anschlags aus unserem<br />
obgenannten Land sowie aus den Stiften, Herrschaften und Gerichten zu ziehen,<br />
sondern diese Hilfe soll einzig und allein als Hilfe zur Verteidigung, Widerstand<br />
gegen die Feinde und Bewahrung des Landes verstanden werden.<br />
Und bei solchem Zuzug, wie er vom kleinsten bis zum größten Anschlag geschehen<br />
wird, sollen und wollen wir, unseren Erben und Nachkommen oder unser<br />
Regiment in unserem Namen allen Ständen, dazu beiden Bischöfen, auch denen<br />
von Lienz und aus dem Pustertal mitsamt denen von Rattenberg, Kufstein und<br />
Kitzbühel für die Verpflegung und Fütterung wie von alters her entsprechend<br />
ihren Privilegien und Freiheiten pro Woche für einen Fußknecht einen halben<br />
Gulden und für einen Reiter einen Gulden und fünfzehn Kreuzer ab dem Auszug<br />
durch die ganze Zeit im Felde bis zur Heimkehr gnädig bezahlen und von den<br />
Ungehorsamen die Gelder ihrem Kontingent entsprechend eintreiben und sie<br />
bestrafen, wie es sich gebührt. Unsere Landschaft soll uns und unserem Kriegsvolk,<br />
das wir haben werden, Verpflegung zu freiem, feilem Kauf zuführen. Sie<br />
soll dabei unterstützt und an allen unseren Mautstellen und Zollstätten zoll-<br />
25
frei gelassen werden bei allem, was dem Feld zugeführt oder zugetrieben wird.<br />
Wenn aber im Feld Mangel an Verpflegung auftritt und wir aus anderen Gründen<br />
während des Krieges die vier Stände damit nicht versorgen können, so sollen<br />
und wollen wir später gnädig Rückerstattung und Bezahlung der Verpflegung<br />
aufgrund der Musterzettel und der Urkunden der Hauptleute leisten, und zwar<br />
sollen für einen reisigen Knecht pro Monat fünf Gulden und für einen Fußknecht<br />
zwei Gulden in Rechnung gestellt und bezahlt werden.<br />
Wir wollen auch, daß, wenn unsere Landschaft Kriegsvolk aufnimmt, einen Fußknecht<br />
für Sold und Verpflegung zusammen nicht mehr als vier rheinische Gulden<br />
im Monat gegeben werden, und zwar zu Beginn zwei rheinische Gulden als<br />
halber Monatslohn und die anderen zwei Gulden immer am Ende des halben<br />
Monats. Darüber hinaus soll unsere Landschaft den Fußknechten kein Rüstgeld<br />
zu geben schuldig sein; wenn ihnen aber Wehr oder Harnisch gegeben werden,<br />
so soll ihnen für Wehr oder Harnisch bei der zweiten Bezahlung ein angemessener<br />
Betrag abgezogen werden.<br />
Wir haben auch unsere Landschaft hiemit zugesagt, daß wir gnädig Vorsorge<br />
treffen für die notwendigen Geschütze, Pulver, Kugeln, Werkleute, Büchsenmeister,<br />
auch Harnisch und Wehr und anderes Kriegsmaterial für das Heer. Weiters<br />
wollen wir eine Ordnung erlassen, daß die Kästen mit Getreide, Fütterung und<br />
Mehl ausreichend versehen und Verpflegung und Proviant dem Feld ausreichend<br />
zu freiem Kauf und Verkauf in angemessenem Preis zugeführt werden. Unsere<br />
Untertanen sollen uns beim Transport der Geschütze mit ihren Leuten und<br />
Pferden helfen, doch auf unsere Kosten und Zehrung und gegen geziemende<br />
Belohnung.<br />
Wir wollen auch zu angezeigter Hilfe bis zu fünf- oder sechshundert reisige Pferde<br />
je nach der Stärke des Kriegsvolkes der Landschaft für besseren Widerstand<br />
gegen den Feind bereitstellen. Wenn jemand aus dem Zuzug der Landschaft, ein<br />
Adeliger oder ein anderer, dem Feinde ehrenhaft unterliegt und im Feld gefangengenommen<br />
wird, den sollen und wollen wir oder unsere Erben oder Nachkommen<br />
befreien und von einer Rückerstattung der Kosten des Lösegeldes ent-<br />
26<br />
binden. Dagegen sollen alle gefangenen Feinde uns als Fürsten von Österreich<br />
zustehen, doch die Habe, die bei denselben an Barschaft, Kleinodien, Harnisch,<br />
Pferden oder anderem gefunden wird, soll denen gehören, die sie gefangen haben,<br />
wie es Kriegsgewohnheit ist.<br />
Wenn jemandem seine Schlösser oder Gebiete durch den Feind erobert und eingenommen<br />
und nachher uns und unseren Erben oder Nachkommen mit dem<br />
Schwert, auf dem Rechtswege oder auf andere Art und Weise wieder zurückgestellt<br />
wurden, so sollen sie, seien sie Lehen, Eigen, Pfandschaft oder Wiederkauf,<br />
soll dem Verlustträger und seinen Erben von uns, unseren Erben oder Nachkommen<br />
eine gnädige Entschädigung zuerkannt werden. Wenn aber darüber keine<br />
Einigung erzielt wird, so soll die nach Kriegsrecht zu erstattende Entschädigung<br />
der Entscheidung unserer Landschaft, sobald dieselbe zusammentritt, vorbehalten<br />
sein. Dagegen sollen alle Schlösser, Märkte, Dörfer und Weiler, die man den<br />
Feinden aberobert, uns, unseren Erben und Nachkommen zustehen, aber nach<br />
einer mit unserer Landschaft zu treffenden Vereinbarung beim Land unserer<br />
Fürstlichen Grafschaft Tirol bleiben.<br />
Im Anschlag der Prälaten und des Adels sind die Pfandschaften, die wir und unsere<br />
vorvorderen Fürsten von Österreich löblichen Gedächtnisses von dieser Grafschaft<br />
Tirol den Prälaten und Adeligen verpfändet oder auf Wiederkauf verkauft<br />
haben, auch enthalten. Damit deshalb die genannten Bischöfe, auch die Prälaten<br />
und der Adel in ihrem Anschlag nicht beschwert werden, wenn Pfandschaften abgelöst<br />
werden, so sagen wir ihnen hiemit zu, wenn wir, unsere Erben oder Nachkommen<br />
eine solche Pfandschaft, die derzeit in den Anschlag beider Bischöfe,<br />
der Prälaten und Adeligen einbezogen ist, ablösen oder sonst durch Käufe, Heimfälle<br />
oder auf andere Art Gülten oder Güter an uns bringen, so wollen wir, weil es<br />
uns, dem Land und den Leuten zugute kommt, diesen Anschlag aus den Ämtern,<br />
Renten, Gülten und Gütern, auch aus den Einkünften derselben Pfandschaften<br />
oder anderer Güter entrichten und erstatten. Dies soll den genannten Bischöfen<br />
und den zwei Ständen zustatten kommen. Denen, welche solche Pfandschaften<br />
abgelöst werden, soll die Anzahl der abgelösten, abgekauften oder angefallenen<br />
Gülten und Güter im Anschlag entsprechend abgezogen werden.
Nachdem denen aus der Herrschaft Lienz und aus dem Pustertal beim Anschlag<br />
der 5.000 Mann 500 Mann auferlegt sind beziehungsweise eine größere oder<br />
kleinere Zahl, so sollen sie ihren Anschlag von allen Ständen in ihrer Gegend und<br />
selbst auf alle Stände gleichmäßig verteilen und sich selbst untereinander einigen.Es<br />
sollen auch alle,die Gülten im Pustertal haben,es seien Bischöfe,Prälaten,<br />
Adelige oder andere, daselbst Pustertal oder außer Landes seßhaft, bei diesem<br />
Anschlag einbezogen und niemand ausgenommen sein und nach Anzahl ihrer<br />
Gülten gebührend mitveranschlagt werden. Die aber von den Prälaten und vom<br />
Adel aus diesem unserem Land der Fürstlichen Grafschaft Tirol, die zu Zeiten der<br />
Regierung Erzherzog Sigmunds löblichen Gedächtnisses von ihren Gülten,die sie<br />
da haben, hier im Land der Fürstlichen Grafschaft Tirol Steuern und Kriegsdienst<br />
geleistet haben, sollen damit hier veranschlagt werden. Die anderen aber, die<br />
dem Grafen Leonhard von Görz löblichen Gedächtnisses dort Kriegsdienst und<br />
Hilfe geleistet haben, sollen weiterhin dort im Anschlag bleiben.<br />
Nachdem man bisher über das Vermögen der Herrschaft Lienz, des Pustertales,<br />
der Gerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel kein genaues Wissen hat, ihnen<br />
aber 800 Mann beziehungsweise eine größere oder kleinere Zahl auferlegt hat,<br />
so soll die Aufteilung auf die dortigen Stände entsprechend jener auf die Stände<br />
dieses Landes in gebührender Weise geschehen. Sollte sich herausstellen,<br />
daß der Anschlag zu niedrig angesetzt ist, soll er erhöht werden. Wenn aber der<br />
Anschlag zu hoch angesetzt wurde, soll er verringert werden. Wenn ein Vorteil<br />
gefunden wird, soll allen Ständen zugute kommen. Wenn aber ein Abgang festgestellt<br />
wird, soll er allen in ihrem Anschlag ohne Nachteil und ohne Schaden<br />
sein, und keiner der Stände soll ihn erstatten oder tragen müssen.<br />
Jene aus der Herrschaft Lienz und aus dem Pustertal können, wenn von den Venezianern<br />
oder anderen an ihren Grenzen Krieg entfacht wird, ihre auferlegte<br />
Anzahl zur Sicherung ihrer Pässe, soviel nötig ist, dort behalten. Dazu soll ihnen<br />
von der Landschaft der Grafschaft Tirol, wenn sie Mangel haben oder der Hilfe<br />
bedürfen, treuer Beistand geleistet werden. Wenn aber der Krieg nicht so nahe<br />
und es nicht nötig ist, ihre auferlegte Anzahl daheim zur Sicherung ihrer Grenzen<br />
zu behalten, so sollen sie ihr Kontingent zum anderen Kriegsvolk der Landschaft<br />
oder dorthin, wohin sie im Lande beschieden werden, schicken.<br />
Wenn die beiden Stifte Trient und Brixen von jemanden überfallen werden, so<br />
sollen ihnen die vier Stände der Grafschaft Tirol, der Herrschaft Lienz und des<br />
Pustertals, auch der drei Städte und Landgerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel<br />
zur Rettung und Widerstand gegen den Feind beistehen und helfen in<br />
gleichem Maße wie anderen der Landschaft Tirol. Wenn aber die zwei Stifte ihr<br />
Volk in das Feld schicken wie andere, so soll ihnen ihr Fähnlein, welches sie<br />
verwenden, gelassen und nicht genommen werden.<br />
Weil viele Fürsten, Prälaten, Adelige und andere innerhalb und außerhalb des<br />
Landes ansässig sind und in den Herrschaften Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel<br />
Gülten haben, so ist unsere Meinung, daß diese Fürsten, Prälaten, Adeligen<br />
und anderen ihre Gülten im Anschlag der Prälaten und der Ritterschaft im Lande<br />
versteuern sollen. Was sie aber aus ihren Freistiftgütern haben, davon sollten sie<br />
im Rahmen des Anschlags der drei Städte und Gerichte Kriegsdienst und Steuern<br />
leisten.<br />
Hinsichtlich der Bergwerke haben wir unserer Landschaft zugesagt, wenn die<br />
Stände mit 20.000 Mann zuziehen, wollen wir bei den Erzknappen und allen Bergwerksverwandten<br />
darauf achten und Verfügung treffen, daß dieselben auch zur<br />
Rettung von Land und Leuten zuziehen, auf unsere Verpflegung, aber ohne Sold.<br />
Was die Burgfrieder in diesem unserem Land der Grafschaft Tirol betrifft, so<br />
sollen diese schuldig sein, wie andere von unserer Landschaft Kriegsdienst zu<br />
leisten, es sei denn, die Feinde liegen bedrohlich vor oder bei einem Schloß. In<br />
diesem Fall sollen sie nach Aufforderung durch ihren Herrn helfen, das Schloß zu<br />
halten, und währenddessen nicht schuldig sein, ins Feld zu ziehen, aber in allen<br />
Landsteuern sollen sie lediglich den halben Anschlag geben.<br />
27
Es sollen auch die Befestigungsanlagen an den Grenzen des Landes durch et-<br />
liche von unserem Regiment hiezu verordnete Sachverständige besichtigt und<br />
veranschlagt, auch nach dem Gutachten derselben befestigt und gebaut werden,<br />
damit das ganze Land vor Überfall und Vergewaltigung behütet werde. Dazu<br />
soll nach Befinden des jüngsten Landtages das Geld, welches von den Ungehorsamen<br />
eingezogen wird, verwendet werden. Wenn wir selbst nicht im Lande<br />
sind, so wollen wir immer gnädig gute Ordnung erlassen, daß die Grenzen unseres<br />
Landes ausreichend gesichert sind, damit uns, auch unserem Land und<br />
unseren Leuten dadurch kein Nachteil zugefügt wird. Damit obgenannte beide<br />
Stifte, auch unsere Grafschaft Tirol, die Herrschaft Lienz, das Pustertal, die Städte<br />
und Landgerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel von Überlastung und<br />
Beschwerlichkeiten erleichtert, auch für ihre getreue, untertänige Dienstbarkeit<br />
bedankt und wieder beruhigt werden, so versprechen wir ihnen wissentlich kraft<br />
dieses Briefes, daß wir, unsere Erben und Nachkommen hinfür durch unser Land,<br />
die Stifte, Herrschaft, Städte und Gerichte, wie sie vorher genannt sind, ohne ihr<br />
besonderes Wissen und Bewilligen keinem Krieg anfangen sollen oder wollen.<br />
Ferner ordnen wir bezüglich der Ungehorsamen, die ihre Anzahl in den vorausgegangenen<br />
und jüngsten Kriegszügen und Steuerleistungen nicht gestellt und<br />
entrichtet haben, oder für den Fall, daß künftighin bei den Anschlägen Ungehorsam<br />
auftritt, an: Gegen die im Inntal soll durch unser Regiment zu Innsbruck<br />
vorgegangen werden. Für diejenigen, welche im Land an der Etsch auf solche<br />
Weise ungehorsam waren, haben der Landeshauptmann und die Mustermeister<br />
das Recht, sie vorzuladen und von allen Ständen Abrechnung zu verlangen und<br />
durchzuführen. Die Summe,die sie von den Ungehorsamen eintreiben,ist für die<br />
Grenzbefestigung zu verwenden. Außerdem soll denen, die nicht an den Grenzen<br />
wohnen und in Notlagen des Landes mit größerem als dem vorgeschriebenen<br />
Aufgebot zugezogen sind, zu Calliano und in der Zeit seither, wie es in den Musterungslisten<br />
und Schriftstücken der Hauptleute zu finden ist, ein gebührender<br />
Kostenersatz gewährt werden. Denen, die nach dieser Vorladung weiter ungehorsam<br />
sind, soll keine weitere Ausrede gestattet werden, sondern gegen sie soll<br />
wegen des Ungehorsams und des ausständigen Geldes vorgegangen werden.<br />
28<br />
Es sollen auch beide Bischöfe, die Prälaten und der Adel miteinander, desgleichen<br />
auch die Städte und Gerichte sich untereinander wegen der Feuerstätten<br />
einigen, und die Reichen sollen nach ihrem Vermögen die Kosten für die Armen<br />
tragen, damit die Anzahl der Feuerstätten erhalten bleibt. Wenn sie sich aber<br />
jetzt oder bei künftigen Anschlägen nicht einigen können, so soll unser Regiment<br />
zu Innsbruck auf ihr Ersuchen und Begehren etliche neutrale verständige Leute<br />
dazu verordnen, die sich an Ort und Stelle begeben, sich informieren und die<br />
Vollmacht haben, zu entscheiden. Wir haben ihnen auch zugesagt und gnädig<br />
bewilligt, daß wir, was durch eine solche Erkundigung, Bereisung der Gerichte<br />
und Beschreibung der Feuerstätten und Gülten an Diäten entsteht, bezahlen<br />
wollen. Doch soll unter 150 rheinischen Gulden keine Feuerstätte als eine ganze<br />
gerechnet werden.<br />
Weil sich Städte und Gerichte beschweren, dass durch das Stift Brixen und aus<br />
dem Pustertal etliche Gerichte von der Grafschaft Tirol entzogen werden, so wollen<br />
wir, daß die, welche vormals zur Grafschaft Tirol gehört und hier Steuern<br />
bezahlt und Kriegsdienst geleistet haben, auch künftig hier dazugerechnet und<br />
bei Kriegsdiensten und Steuern veranschlagt werden.<br />
Viele Stifte, Gotteshäuser, Prälaten, Adelige und andere, die außerhalb des Landes<br />
der Grafschaft Tirol, auch der Stifte Trient und Brixen, der Herrschaft Lienz<br />
und des Pustertals ansässig sind, haben darin Renten, Zinsen, Nutzungen, Gülten<br />
und Güter, und sie sind in Kriegsläufen und anderen Obliegenheiten der ganzen<br />
Landschaft mitveranschlagt werden. Damit aber wegen der Abwesenheit derselben,<br />
weil die Umstände keinen Aufschub zulassen, nichts versäumt wird, sollen<br />
ausländische Personen an jenen Orten, wo sie den größeren Teil ihrer Renten,<br />
Zinse, Nutzungen, Gülten und Güter haben, bevollmächtigte Prokuratoren oder<br />
Amtleute einsetzen. Wie sie veranlagt werden, mit Kriegsvolk oder Geld, das haben<br />
sie zu stellen und zu bezahlen. Wenn dies nicht geschieht, soll der Pfleger<br />
oder Richter an jenem Ort, wo die Renten, Zinse, Nutzungen, Gülten und Güter<br />
gelegen sind, einheben, was darauf angeschlagen ist, und damit die Söldner oder<br />
die Steuern bezahlen.
Desgleichen sollen auch jene, die Zinse und Gülten auf unsere Kammer oder in<br />
unseren Ämtern haben und diese sonst nicht mit ihrem Hab und Gut versteuern,<br />
davon gebührend veranschlagt werden, sofern sie nicht in den Verschreibungen<br />
ausdrücklich davon befreit sind.<br />
Etliche Untertanen beschweren sich und zeigen an, dass in den Ämter von Amt-<br />
leuten zu viel eingefordert werde. Weil aber die Gebräuche und das alte Herkommen<br />
in den Ämtern ungleich sind und in den Urbaren und Verleihbriefen<br />
im allgemeinen verzeichnet und auch sonst bekannt ist, mit welchem Maß ein<br />
jeder zinsen und wieder verkaufen soll, so hat es weiterhin dabei zu verbleiben.<br />
Welcher oder welche aber entgegen dem alten Gebrauch, dem Urbar oder der<br />
Gerechtigkeit beschwert werden, derselbe oder dieselben können gegen diejenigen,<br />
von denen sie beschwert werden, bei uns oder unserem Regiment Klage<br />
erheben. Da wird ihnen der Billigkeit nach Abhilfe zuteil, und die, welche falsch<br />
gehandelt haben, werden bestraft. In allen Gerichten sollen jährlich alle Waagen,<br />
die deutschen, wienerischen und welschen Gewichte, dazu alle kleinen und<br />
großen Korn- und Weinmaße geeicht und darin gute Ordnung gehalten werden.<br />
Bezüglich der Renten, Zinse, Nutzungen, Gülten, Häuser und anderen Güter, welche<br />
Prälaten und Adelige von Leuten aus Städten und Gerichten und umgekehrt<br />
kaufen, sollen diese Renten, Zinse, Nutzungen, Gülten und Häuser oder anderen<br />
Güter ohne Berücksichtigung solcher Besitzerwechsel zu Steuer und Kriegsdienst<br />
veranlagt werden mit dem jeweiligen Stand, es sei jener der Prälaten,<br />
des Adels, der Städte oder der Gerichte, zu dem sie jetzt gehören und versteuert<br />
werden, wie dies auf dem Landtag zu Bozen im Jahre 1500 beschlossen wurde.<br />
Sollte sich aber jemand dieser Regelung widersetzen und sich nicht danach richten,<br />
derselbe oder dieselben sollen von der Obrigkeit dazu verhalten werden.<br />
Damit aber alle Stände über eine solche Veränderung und über einen solchen<br />
Verkauf informiert werden können, soll ein jeder, der Renten, Zinse, Gülten oder<br />
Güter von Prälaten oder Adeligen kauft, diesen Kauf unserer tirolischen Kanzlei<br />
zu Innsbruck oder unserem Hauptmann an der Etsch mitteilen, was dort dann<br />
in ein Buch einzutragen ist. Wer aber etwas von denen aus den Städten und<br />
Gerichten kauft, das vorher mit jenen gesteuert hat, der soll dies in den Städten<br />
dem Bürgermeister und dem Steuereinnehmer und den Gerichten dem Richter<br />
und dem Steuereinnehmer mitteilen, damit der Anschlag entsprechend gemacht<br />
werden kann, bei sonstigen Verlust des Gekauften, das dann von der Obrigkeit<br />
einzuziehen und für die Landesbefestigungen zu verwenden ist.<br />
Da sich die Untertanen über die Gesellschaften beklagen, dass sie von ihnen<br />
bedrückt werden, ist unsere Meinung, sie sollen solches uns oder unserem Regiment<br />
zu Innsbruck anzeigen, so wollen wir ihnen je nach Sachlage gnädige<br />
Abhilfe schaffen.<br />
Weil die Landschaft uns ersucht und begehrt, keinen Heiratszwang auszuüben<br />
und gemäß ihren Privilegien niemanden gegen seinen Willen zur Verehelichung<br />
zu nötigen, haben wir ihnen zu erkennen gegeben, dass wir aus Gnaden auf Ansuchen<br />
Empfehlungsschreiben ergehen lassen, wenn aber jemand die Heirat nicht<br />
eingehen will, so wollen wir gegen denselben keine Ungnade walten lassen und<br />
damit niemanden entgegen den Freiheiten bedrängen und beschweren.<br />
Die Allmenden, die den Gerichten und Städten zugehören, sollen ohne Wissen<br />
der Gerichtsherren oder des Pflegers,im Inntal ohne Wissen und Willen des Pfle-<br />
gers, Richters und Forstmeisters und auch der Untertanen, denen die Allmenden<br />
zugehören, auf keinerlei Art und Weise eingezäunt werden. Die Übertreter sollen<br />
bestraft werden. Wir wollen auch gnädig verordnen und darauf bedacht sein, dass<br />
das Laubholz nicht überhand nimmt und den Untertanen nicht die Weideflächen<br />
zuwachsen.<br />
Nachdem mancherlei Münze in dieses Land gebracht und die gute Münze weggeführt<br />
wird, ist bezüglich des Münzwesen unsere Meinung, dass alle fremden,<br />
ins Land kommenden Münzen in ihren Wert bestimmt, ihr wahrer Wert bekanntgegeben<br />
und sie dementsprechend gehandelt werden sollen. Jene Münzen, die<br />
ganz schlecht sind und die zu nehmen nachteilig wäre, sollen öffentlich verboten<br />
werden.<br />
29
Kriegknechte, die durch das Land ziehen und den Leuten nichts zahlen oder<br />
sie auf andere Art bedrängen, sollen von Adeligen, Städten und Gerichten, auch<br />
Pflegern und Richtern der Bestrafung zugeführt werden. Es sollen auch die<br />
Hauptleute die Knechte nicht ungeordnet ziehen lassen, sondern in Rotten unter<br />
Rottmeistern, die gemeinsam mit den Hauptleuten und den Doppelsöldner auf<br />
Ordnung achten, damit niemand durch die Kriegsknechte geschädigt werde.<br />
Ferner ordnen wir an, dass niemand im Lande ohne Grund seines berechtigt innehabenden<br />
Amtes enthoben werde, im Zweifelsfalle soll unser Regiment entscheiden.<br />
Kein fremder Wein soll entgegen dem alten Herkommen und den Privilegien in<br />
das Land eingeführt werden.<br />
Weil sich etliche von den Städten und Gerichten beklagen, dass sie in unbilliger<br />
Weise mit Zöllen belastet werden, so ist unsere Meinung, dies nicht zu gestatten.<br />
Diejenigen, welche entgegen dem alten Brauch und Herkommen belastet<br />
werden, mögen vor uns oder unseren Regiment zu Innsbruck Anklage erheben,<br />
bei welchen Zöllen sie gegen ihr Recht und den alten Gebrauch beschwert werden.<br />
Wir oder unser Regiment wollen ihnen dann darin gnädig Abhilfe schaffen.<br />
Was die zwei Stände der Prälaten und des Adels im Etschland betrifft, haben wir<br />
ihnen, weil sie laut ihrer Kundschaftsbriefe und unserer Zollregister seit etwa<br />
fünfzig oder sechzig Jahren Zoll- und Mautfreiheit bei unseren Zöllen und Ämtern<br />
zu Bozen, Passeier, Sigmundskron, Unterrain und Töll gehabt haben, gnädig das<br />
Folgende bewilligt und zugelassen: Was diese Prälaten und Adeligen für ihren<br />
Eigenbedarf und von ihren Zinsen in ihre Keller führen und einlegen, auch von<br />
dem, was sie in Städten und Märkten für den Bedarf ihres Haushaltes einkaufen<br />
und heimführen oder heimtragen lassen, davon brauchen sie an unseren Mautund<br />
Zollstellen keinen Zoll geben. Doch schließen wir davon jene aus, die innerhalb<br />
der letzten dreißig Jahren adelig geworden sind.<br />
So haben wir die vorgenannten Ordnungen und Artikel, die unsere Landschaft<br />
beschlossen und sich darüber geeinigt hat, zu gnädigem Wohlgefallen angenom-<br />
30<br />
men und sie für uns,unsere Erben und nachkommenden regierenden Herren und<br />
Landesfürsten unserer Grafschaft Tirol mit allen ihren Inhalten und Betreffen<br />
konfirmiert und bestätigt, auch dabei ihnen und ihren Erben und Nachkommen<br />
zugesagt und bewilligt, alles das, was uns, unseren Erben und Nachkommen, wie<br />
oben steht, hierin gebühret, stetig und fest einzuhalten, und wir konfirmieren,<br />
bestätigen, sagen zu und bewilligen ihnen hiemit all dies wissentlich kraft dieses<br />
Briefes. Wir ordnen an und wollen, dass dem in allen Artikeln und in jedem einzelnen<br />
Artikel gänzlich nachgekommen und alles so vollzogen wird.<br />
Doch soll diese Ordnung, Satzung und Bewilligung und dieser Vertrag uns, un-<br />
seren Erben und nachkommenden regierenden Herren und Landesfürsten der<br />
Grafschaft Tirol, den beiden Stiften Trient und Brixen, den vier Ständen, den Prälaten<br />
und dem Adel unserer Landschaft der Grafschaft Tirol, der Herrschaft Lienz<br />
und Pustertal, auch den Städten und Landgerichten Rattenberg, Kufstein und<br />
Kitzbühel in allem anderen an unseren und ihren Obrigkeitsrechten, Freiheiten,<br />
Privilegien, Gebräuchen, guten altem Herkommen und Gewohnheiten unvergriffen<br />
und ohne Schaden sein. Alles getreulich und ohne Gefährde.<br />
Zur Beurkundung haben wir unser Siegel an diesen Brief hängen lassen, der gegeben<br />
ist zu Innsbruck am 23. Juni nach Christi Geburt im <strong>1511</strong>. Jahr, unserer<br />
Reiche des Römischen im 26. und des Ungarischem im 22. Jahr.<br />
<strong>1511</strong><br />
Darunter links das eigenhändige Handzeichen<br />
Maximilians I., die sogenannte kleine Signatur,<br />
rechts der Auftragsvermerk, rechts unter diesem<br />
die Unterschrift des Hofkanzlers<br />
Zyprian von Serntein
Das Landlibell und die Schützen<br />
Mjr. Mag. Fritz Tiefenthaler, LKdt.
32<br />
Defregger: Schütze 1780<br />
Der Mythos wirkt - und er ist ein Schlüssel zum Selbstverständnis der Ti-<br />
roler, insbesondere jenes der Tiroler Schützen: das Landlibell von <strong>1511</strong><br />
eine feierliche Urkunde von Kaiser Maximillian I. für die Tiroler Landstände“.<br />
So beginnt Claus Reitan seine Betrachtungen zum Tiroler Landlibell in einem<br />
speziellen Dossier zur Unterzeichnung des Landlibells am 23. Juni <strong>1511</strong> und der<br />
Feuernacht am 12.Juni 1961,also den markanten Tiroler Erinnerungs- und Besinnungstagen<br />
in diesem Jahr in der Zeitschrift „Die Furche“.<br />
Ist der „Landtagsabschied“ vom 23. Juni <strong>1511</strong>, wie das Landlibell eigentlich heißt,<br />
tatsächlich die Geburtsurkunde des traditionellen Tiroler Wegs in der Landesverteidigung<br />
oder ist er nur die Fortschreibung einer bereits seit dem 14. Jh. bestehenden<br />
Tradition. Martin Schennach verweist in seinem in den Schiernschriften<br />
330 veröffentlichten Aufsatz: „Zur Rezeptionsgeschichte des Tiroler Landlibells<br />
von <strong>1511</strong>“ auf diese Tradition und verneint die Einzigartigkeit des Dokuments.<br />
Das Besondere an diesem Dokument ist aber auch seiner Meinung nach die Tatsache,<br />
dass die Landstände es später zunehmend als „Landesfreiheit“ bzw. als „Vertrag<br />
zwischen Landesfürst und Landschaft“ und als Möglichkeit der Verhinderung<br />
neuer Belastungen durch den Landesfürsten sahen.<br />
Zur Verhinderung der „Nivellierung der bisherigen Sonderstellung Tirols“ habe<br />
aber später oft auch schon der Hinweis auf das Landlibell gereicht, wenn auch ab<br />
dem 17. Jh. die Bedeutung des Dokuments abnahm und die tatsächlichen sachlichen<br />
Gründe für die Forderung nach Sonderstellung in den Vordergrund gestellt<br />
wurden. Dazu gehörten die geostrategische Lage des Landes, die Unabkömmlichkeit<br />
der männlichen Jugend für die Wirtschaftskraft Tirols durch die besonders<br />
personalintensive Form der alpinen Landwirtschaft und der Abneigung der Tiroler<br />
gegenüber jedem militärischen Drill.<br />
Wenn also der Landtagsabschied nicht die Geburtsurkunde des Schützenwesens<br />
ist, weil das Schützenwesen auf ältere Entscheidungen und Beschlüsse zurückgeht,<br />
so ist es doch das wichtigste Dokument in seiner Entwicklung. Kaiser Maximillian<br />
I. zog mit seiner Entscheidung die richtigen Schlüsse aus der militär- und<br />
geostrategischen Lage Tirols als wichtige Verbindung zwischen dem deutschen
und italienischen Sprach- und Wirtschaftsraum, ausgestattet mit einem heute<br />
kaum vorstellbaren Reichtum an Bodenschätzen.Er zog auch die richtigen Schlüsse<br />
aus der historischen Entwicklung,der Kriege gegen Venedig,insbesondere aber<br />
aus der katastrophalen Niederlage gegen die Graubündner in der Schlacht an der<br />
Calven, dem blutigsten Tag in der Tiroler Geschichte. Seine Reaktion erforderten<br />
auch die bedeutenden Gebietserweiterungen und damit die Vergrößerung des<br />
Landes durch den Erwerb der Görzer Gebiete und der ehemals bayerischen Gerichte<br />
Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg.<br />
Die unter der Mitwirkung der Landstände festgelegte Verteidigungsorganisati-<br />
on verpflichtete die Tiroler zum Schutz ihrer Heimat, befreite sie aber auch von<br />
Kriegsdiensten außerhalb des Landes. Generationen von Tirolern beriefen sich<br />
auf das Landlibell, wenn es galt, habsburgische Begehrlichkeiten auf Teilnahme<br />
Tiroler Truppenteile auf fremden Kriegsschauplätzen abzuwehren.<br />
Die im Landlibell festgelegte Zuzugsordnung wurde in den folgenden Jahrhun-<br />
derten immer wieder verändert und den Erfordernissen der Landesverteidigung<br />
angepasst, wenn auch festgestellt werden muss, dass besonders in „ruhigeren<br />
Perioden“ auf die Landesverteidigung oft vergessen wurde und sowohl die Ausbildung<br />
als auch die Ausrüstung bzw. der Bau von Festungen und Schanzen vernachlässigt<br />
wurden. Man verließ sich wohl zunehmend auf den Schießsport als<br />
Volkssport und damit auf die dauernde freiwillige Schulung im Umgang mit den<br />
verwendeten Waffen.<br />
In Krisenzeiten funktionierte das Schüt-<br />
zenwesen und damit das Kernstück der<br />
Landesverteidigung wohl vor allem wegen<br />
der Motivation und dem Einsatz der<br />
eingesetzten Männer, wenn auch diese<br />
Motivation bei längeren Einsätzen und<br />
damit längerer Abwesenheit von den eigenen<br />
Höfen bald zu schwinden begann.<br />
Michael Forcher fragt in seinem neuen Es-<br />
say„Das Heilige Land und seine Schützen“,<br />
das er mir freundlicherweise zur Verfügung<br />
gestellt hat, warum die Tiroler 1703<br />
und <strong>1809</strong> kämpften, obwohl sie durch die<br />
Wehrverfassung nicht dazu verpflichtet<br />
gewesen wären. Seiner Meinung nach war<br />
es 1703,nach der bedingungslosen Unterwerfung<br />
der von den Bayern völlig überrumpelten<br />
Obrigkeit, vor allem das „sinnlose<br />
Wüten der bayerischen Soldateska“in<br />
33
Nordtirol. Das Aufstehen der Tiroler war in diesem Fall nichts als Selbstschutz,<br />
Verteidigung der eigenen Dörfer, Höfe und Familien. Ganz anders sei es <strong>1809</strong><br />
gewesen. Tirol war bayerisch, als sich „ein enger Kreis von Schützenkommandan-<br />
ten“ von Wiener Juristen der Kriegspartei überzeugen ließ, dass „sie sich nicht<br />
als Rebellen gegen eine gesetzmäßige Regierung fühlen mussten“. Laut Forcher<br />
stand das „solchermaßen beruhigte Gewissen dem sehr komplexen Bündel von<br />
Gründen, die bayerische Herrschaft loszuwerden, nicht mehr im Wege“.<br />
Mit der Niederlage der Tiroler und trotz der späteren Rückkehr zu Österreich,<br />
die in Südtirol zum Teil auch durch den Einsatz der Schützen beschleunigt wurde,<br />
endet <strong>1809</strong> die Tiroler Wehrtradition. Die Wiener Zentralstellen verstanden<br />
es geschickt, den Tirolern genau jene Freiheiten und Privilegien zu verweigern,<br />
zu deren Verteidigung bzw. Wiedererringung man sie wenige Jahre vorher zum<br />
Kampf gegen die Bayern ermuntert, ja geradezu aufgefordert hatte. Längst war<br />
die österreichische Militärführung auf eine neue Linie eingeschwenkt. Das stehende<br />
Heer sollte durch Rekruten aus Tirol ergänzt werden. Hatte man unter<br />
Josef II. noch einen Rückzieher gemacht, als ähnliche Versuche zu einem Aufschrei<br />
Boarischer Rummel<br />
34<br />
Aufgebotsaufruf <strong>1809</strong><br />
in Tirol geführt hatten, nützten diesmal auch Hinweise auf die Verdienste der<br />
Tiroler, ihre ehemalige Sonderstellung oder gar auf das Landlibell nichts.<br />
Mit den Veränderungen in der Anwendung der Tiroler Wehrverfassung begann<br />
sich auch das Schützenwesen auseinander zu entwickeln. Neben den Schützengilden<br />
mit ihren Schießständen oder von ihnen ausgehend, entwickelten sich die<br />
Kompanien, die bei festlichen Anlässen als Repräsentanten des Ortes oder des<br />
Landes aufgeboten wurden. Als erster Höhepunkt dieser Entwicklung gilt die<br />
Erbhuldigung vor Kaiser Ferdinand I. 1838, bei der die zum Teil neugegründeten<br />
Kompanien am Rennweg defilierten. Laut Michael Forcher sollte die Defilierung<br />
„die Kaisertreue und Wehrhaftigkeit des Landes und seiner Bewohner demonstrieren“.<br />
Während die Schützen auch 1848 (Flucht des Kaisers nach Tirol), 1863 (Tirol 500<br />
Jahre bei Österreich), 1885 (Zweites österreichisches Bundesschießen) und ganz<br />
besonders 1909 (Hundertjahrfeier) vor dem Kaiser paradierten, nahm ihre militärische<br />
Bedeutung ab, wenn man sich auch ihrer plötzlich wieder erinnerte, als<br />
im März 1848 das Metternichsche System zusammenbrach und neben den vielen
anderen Brennpunkten auch im Süden Tirols in ganz Oberitalien ein Aufstand<br />
gegen Österreich ausbrach.<br />
Trotz der Skepsis führender Generäle, folgten die Tiroler Schützen dem Aufruf<br />
Erzherzog Johanns zum freiwilligen Ausmarsch.Insgesamt standen in diesem Jahr<br />
an unterschiedlichen Einsatzorten und mit unterschiedlichen Einsatzlängen 145<br />
Kompanien mit über 16.500 Mann im Einsatz und verteidigten das Land gegen<br />
eingebrochene italienische Freischaren, die Welschtirol befreien wollten. Dabei<br />
trugen die Kompanien die Verantwortung für die Grenzsicherung, weil die regulären<br />
Truppen dazu nicht in der Lage waren. Die vielen größeren und kleineren<br />
Gefechte zogen sich vom April bis zum August 1848.<br />
1864 kam es zu einer neuen Verteidigungsordnung, in der Tirol zusätzlich zur<br />
Abstellung der Mannschaften zu den sieben Bataillonen zum Tiroler Kaiserjägerregiments<br />
(k. k. Heer) die Verteidigung des Landes übernahm. Dazu wurden als<br />
erstes Aufgebot Landesschützenkompanien (6.200 Mann, Freiwillige und Geloste,<br />
gewählte Offiziere,4-jährige Dienstzeit,Exerzieren an Sonn-und Feiertagen,dreiwöchige<br />
Kompanieübung), als zweites Aufgebot das freiwillige Scharfschützenkorps<br />
(Schießübungen, gewählte Offiziere, kein Exerzieren, keine Waffenübungen,<br />
4-jährige Dienstzeit) und als drittes Aufgebot der Landsturm, der alle Waffenfähigen<br />
vom 20. - 50. Lebensjahr umfasste, bereitgestellt. Keines der drei Aufgebote<br />
war, ganz in der Tradition des Landlibells, verpflichtet, außerhalb des Landes<br />
Dienst zu tun. (Quelle: Egg - Pfaundler: Das Tiroler Schützenbuch).<br />
Entscheidend war allerdings die Tatsache, dass die „offizielle“ Tiroler Landesverteidigung<br />
nur mehr auf Vereinsbasis organisiert war und sich die Wiener und<br />
Tiroler Heeresleitungen mit ihrer Forderung nach dem Einsatz der Tiroler Truppenteile<br />
auch außerhalb des Landes und der Verweigerung einer eigenständigen<br />
Form der Tiroler Landesverteidigung durchgesetzt hatten.<br />
Im Krieg 1866 wurden alle drei Aufgebote aufgerufen. Insgesamt 43.440 Mann<br />
rückten an die Südgrenze aus, wo die 187 Kompanien des Landsturms mit ihren<br />
über 36.000 Mann aber nicht mehr zum Einsatz gebracht wurden.<br />
Standschützen an der Front,<br />
vor und im 1. Weltkrieg.<br />
35
36<br />
Oberjäger<br />
an der<br />
Dolomitenfront<br />
Letztes<br />
im Land<br />
gebliebenes<br />
Aufgebot<br />
Bereits 1870 wurde die Landesverteidigung wieder reformiert, die Landesschützen<br />
und der Landsturm wurden nun Teil des Militärs und als Teil der österreichischen<br />
Landwehr mit der Verpflichtung, das stehende Heer im Kriegsdienst zu<br />
unterstützen. Aus den Bataillonen und ab 1895 drei Regimentern der Landesschützen<br />
entstand 1906 eine hochspezialisierte Gebirgstruppe, die auf Grund ihrer<br />
Verdienste 1917 in Tiroler Kaiserschützen umbenannt wurde. Mit der Reform<br />
1870 war allerdings die eigenständige Form der Tiroler Landesverteidigung und<br />
das Privileg, nur zur Verteidigung Tirols ausrücken zu müssen, endgültig zu Grabe<br />
getragen.<br />
Der letzte großen Einsatz Tiroler Schützen im Jahr 1915, als die Tiroler Stand-<br />
schützen als „Ietztes im Land gebliebenes Aufgebot“ in höchster Gefahr aufgeboten<br />
wurden, wird wohl Thema vieler Würdigungen der nächsten Jahre sein.<br />
Landeskommandant<br />
Mjr Mag. Fritz Tiefenthaler<br />
( *29. Februar 1952)<br />
Geographie- und Englisch- Lehrer<br />
Vize-Bürgermeister und<br />
Umweltschutzbeauftragter a.D.<br />
der Gemeinde Mils<br />
Mitglied der Feuerwehr<br />
und der Schützenkompanie Mils.
Das Tiroler Landlibell <strong>1511</strong> und das Österreichische Bundesheer<br />
GenMjr Mag. Herbert Bauer<br />
37
Jeder Gemeinschaft und schon gar Staaten ist es legitimes und nachvollziehbares<br />
Anliegen, sich gegen Angriffe schützen zu können. Von jeher bestand<br />
also die Notwendigkeit, sich zusammenzutun, um im Falle des Falles<br />
gemeinsam und organsiert gegen einen Feind auftreten zu können. Diese Ausgangslage<br />
fanden wir auch <strong>1511</strong> vor und sie fand insofern eine außergewöhnliche<br />
Berücksichtigung, als man Tirol das Privileg einräumte, seine allenfalls<br />
erforderlichen Truppen selbst aufzustellen und man ein Zugeständnis machte,<br />
dass diese Truppen nur zur Verteidigung der Landesgrenzen Tirols zum Einsatz<br />
kommen würden. Dieses Privileg wurde jedoch natürlich damit verknüpft, dass<br />
die finanziellen Aufwendungen für Besoldung, die Beschaffung der Ausrüstung,<br />
die Instandhaltung der Befestigungsanlagen, die Ausbildungsinfrastruktur (zB<br />
Schießplätze) und die Versorgung dieser Truppen auch durch das Land selbst<br />
zu tragen waren.<br />
38<br />
In der Folge wurden über die Jahre bis 1918 erforderliche Anpassungen an den<br />
Regelungen vorgenommen, die den ursprünglichen Charakter sukzessive und<br />
nachhaltig veränderten. 1839 wurde das bis dahin entstandene Tiroler Schießstandwesen<br />
von aller militärischer Organisation entbunden und sollte als ein<br />
volkstümliches Institut lediglich die Landesverteidigung vorbereiten. Die Allgemeine<br />
Wehrpflicht wurde 1870 eingeführt, wobei die Wehrpflichtigen während<br />
ihres Wehrdienstes keine Schützen sein konnten.<br />
In der weiteren Entwicklung kommt es zum Aufbau einer reinen militärischen<br />
Struktur als Teil der österreichischen Armee, die auch außerhalb der Landesgrenzen<br />
eingesetzt werden konnte. Nach 1918 hatten die Schützen keine militärische<br />
Bedeutung mehr, sondern übernahmen als nichtstaatliche Vereinigung<br />
die Traditionspflege. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es zur Gründung des<br />
Das österreichische<br />
Bundesheer beim Hochwasser-<br />
Katastropheneinsatz im<br />
August 2005 in Tirol.
„Bundes der Tiroler Schützenkompanien“ und die damaligen Sport- und Scheibenschützen<br />
bildeten den „Tiroler Landesschützenbund“.<br />
Ein Vergleich mit der heutigen Struktur des Österreichischen Bundesheeres<br />
und der Wehrpflicht findet Gemeinsamkeiten vor allem in dem Interesse, sich<br />
schützen zu können. Der bundesstaatliche Aufbau der Republik Österreich, die<br />
verfassungsrechtlichen Bestimmungen zum Wehrsystem, der Aufbau und die<br />
Struktur des Bundesheers stellen sich heute verständlicherweise angepasst<br />
an die erforderlichen Notwendigkeiten einer aktuellen Sicherheitspolitik und<br />
eines modernen Gefechtsbildes dar. Die aktuelle Wehrpflichtdiskussion zwingt,<br />
abseits der tagespolitisch motivierten Diskussion und der von einer kleinformatigen<br />
Zeitung betriebenen unseriös wirkenden Kampagne, zum allgemeinen<br />
Nachdenken über die Art der Gestaltung und die Finanzierung von Sicherheit für<br />
den Staat und seine Bevölkerung. Verankert die heutige Allgemeine Wehrpflicht<br />
das Bewußtsein für Verteidigungsnotwendigkeiten in der Bevölkerung, kann eine<br />
reine Berufsheerorganisation eine ideelle Abkoppelung des Bevölkerungskollektivs<br />
von dieser vornehmen, dem Souverän des Staates, dem Bürger zustehenden,<br />
Aufgabe bringen.<br />
200 Jahre „Traditionstag“ beim Militärkommando Tirol:<br />
Landeskommandant Dr. Otto Sarnthein, Landeshauptmann<br />
Günther Platter, geehrter Soldat, Hauptmann der SK Wilten<br />
Andreas Raass, GenMjr Mag. Herbert Bauer.<br />
39
<strong>1511</strong><br />
Auch wenn die Sinnhaftigkeit des Erhalts von Streitkräften in relativ friedlichen<br />
Zeiten schwer zu motivieren ist, zeigt uns die Geschichte, dass es notwendig ist,<br />
auf Fälle vorbreitet zu sein, die nicht vorhersehbar sind und wo es zweckmäßig<br />
ist, über gut ausgerüstete und organisierte Kräfte bereits vor dem Eintritt des<br />
Ereignisses zu verfügen. Zum Zeitpunkt des Eintritts der Gefahr, ist es zu spät,<br />
wenn man versucht, sich zu organisieren, dazu sind die Systeme der Telekommunikation<br />
und Waffentechnik heute doch wesentlich komplexer, als zu Zeiten<br />
des Landlibells, wo der Einrückende aufgrund des Läutens der Dorfglocke mit<br />
herkömmlichen Hieb- und Stichwaffen, inklusive landwirtschaftlicher Geräte, die<br />
zum Kampf geeignet waren, zur Fahne eilte.<br />
Auch das Thema „Einsatz innerhalb der Landesgrenzen“ hat sich grundsätzlich<br />
gewandelt. Werden Soldaten des Österreichischen Bundesheeres, egal aus welchem<br />
Bundesland, doch nicht nur in ganz Österreich ausgebildet und eingesetzt,<br />
sondern ist die Dimension des Auslandseinsatzes für humanitäre oder friedensunterstützende<br />
Einsätze dazugekommen. Lediglich für Auslandseinsätze ist,<br />
nach derzeitigem Rechtssystem, die Freiwilligkeit eine Voraussetzung für den<br />
Einsatz. Vom Einsatz über die Bundesländergrenzen hinweg, hat die österreichische<br />
Bevölkerung schon oft profitiert. Sei es der militärische Grenzeinsatz während<br />
der Jugoslawienkrise in Kärnten und der Steiermark oder der sicherheitspolizeiliche<br />
Einsatz im Burgenland oder die Hilfe ostösterreichischer Soldaten<br />
beim Hochwassereinsatz 2005 in Tirol.<br />
<strong>2011</strong> feiert Tirol die Erinnerung an das Landlibell <strong>1511</strong>, das man durchaus als<br />
Vorläufer der Wehrpflicht betrachten kann. Das Gemeinsame zwischen damals<br />
und heute ist die Idee, wehrbereit zu sein, wenn man gebraucht wird - zum<br />
Schutz unserer Heimat, dem schönen Land Tirol und der Republik Österreich.<br />
40<br />
Generalmajor<br />
Mag. Herbert Bauer<br />
( * 2. Dezember 1955),<br />
langjähriger Kabinettschef<br />
beim Bundesminister für<br />
Landesverteidigung<br />
Günther Platter<br />
und seit Anfang 2006 wieder<br />
Militärkommandant von Tirol.
500 Jahre Landlibell: Politische Schritte für die Zukunft Tirols<br />
Abgeordneter zum Südtiroler Landtag Sven Knoll<br />
41
Am 23. Juni <strong>1511</strong>, vor genau 500 Jahren, unterzeichnete Kaiser Maximilian<br />
das Tiroler Landlibell, welches dem Land Tirol größtmögliche Unabhängigkeit<br />
und die Garantie zusicherte, nur zur Verteidigung der eigenen<br />
Heimat, Kriegsdienste leisten zu müssen. Der Freiheitsgedanke hinter diesem<br />
Landlibell war revolutionär und würde in der Terminologie der heutigen Politik<br />
wohl als unrealistisch, Utopie der gar als Zündelei abgestempelt werden.<br />
Und dennoch, das Unmögliche wurde möglich. Das kleine Land Tirol rang dem<br />
Kaiser umfangreiche Zugeständnisse ab und stellte somit unter Beweis, dass<br />
auch die schwierigsten politische Projekte umsetzbar sind, wenn sie nur konsequent<br />
verfolgt werden.<br />
Das Jubiläum 500 Jahre Landlibell ist daher auch wegweisend für die zukünftige<br />
Entwicklung Tirols. Es zeigt uns, dass in der Geschichte alles möglich ist, wenn<br />
der Wille zur Durchsetzung eines Vorhabens gegeben ist. Vor allem aber zeigt<br />
es auf, dass die Stärke des Landes Tirol, die größten Errungenschaften, die er-<br />
reicht werden konnten, stets in der Einheit des Landes lagen und nie in dessen<br />
Trennung.<br />
Das Gedenkjahr anlässlich 500 Jahre Landlibell ist somit auch ein Ansporn, die<br />
Frage der Wiedervereinigung Tirols ins Zentrum der zukünftigen Entwicklung<br />
unseres Landes zu stellen.<br />
42<br />
Militärparade vor dem<br />
Mussolini-Relief in Bozen<br />
Die offizielle Politik beider Landesteile begnügt sich derzeit noch mit Wortflos-<br />
keln einer inhaltslosen Europaregion, anstatt ernsthafte Schritte zur Wiederver-<br />
einigung Tirols anzugehen. Wer heute jedoch von einer vermeintlichen Einheit<br />
Tirols spricht, von Grenzen, die angeblich überwunden worden sind, verkennt die<br />
politische Realität.<br />
Trotz EU, Euro und Schengenabkommen, ist Tirol noch immer ein geteiltes Land.<br />
Der Brenner ist nicht nur eine historische Unrechtsgrenze, sondern nach wie vor<br />
eine juridische und politische Verwaltungsgrenze, die die Tiroler Landesteile<br />
voneinander trennt und in ihrer gemeinsamen Entwicklung behindert.<br />
Doch die Geschichte zeigt uns, dass Unrechtsgrenzen auf Dauer nicht Bestand<br />
haben. Man kann nicht ewig trennen, was zusammen gehört.<br />
Angefangen vom Tiroler Landlibell, bis hin zum Fall der Berliner Mauer und der<br />
Wiedervereinigung Deutschlands, hat stets der Wunsch nach Freiheit, Friede und<br />
Gerechtigkeit die Geschichte gelenkt und dabei selbst die höchsten Mauern<br />
überwunden. Nicht anders verhält es sich mit der Einheit Tirols.<br />
Es liegt vor allem an der eigenen Bereitschaft, am Willen, die eigene Zukunft<br />
selbst in die Hand zu nehmen, um bestehendes Unrecht zu überwinden. 90 Jahre<br />
der Teilung sind freilich nicht spurlos an Tirol vorübergezogen. In vielerlei Hin-<br />
Aufmarsch italienischer<br />
Neo-Faschisten vor dem<br />
„Siegesdenkmal“ in Bozen.
sicht war man gezwungen eigene und manchmal auch unterschiedliche Wege<br />
zu gehen.<br />
Süd-Tirol hat dabei zweifelsohne das härtere Los getroffen. Gegen den eigenen<br />
Willen vom Rest der Heimat abgetrennt zu werden und einem fremdnationalen<br />
Staat angegliedert zu werden, der danach trachtet, die Sprache, Kultur und Lebensart<br />
auszumerzen, hat sich tief in die Süd-Tiroler Volksseele eingeprägt und<br />
dabei Spuren hinterlassen, die bis in die heutige Zeit reichen.<br />
Zwar hat die Autonomie Süd-Tirol viele Verbesserungen gebracht, doch ist sie<br />
kein Garant für eine langfristige Sicherung der Sprache und Kultur. Besonders<br />
der Umgang Italiens mit der eigenen faschistischen Vergangenheit lässt viele<br />
Süd-Tiroler an einer gesicherten Zukunft zweifeln.<br />
Man stelle sich vor, in Innsbruck würde am Landhausplatz ein Reiterstandbild<br />
Adolf Hitlers stehen und das Bundesheer würde alljährlich zum Nationalfeiertag<br />
davor aufmarschieren und seine Paraden abhalten. Undenkbar. Völlig zu Recht<br />
würde eine Aufschrei der Entrüstung durch ganz Österreich, ja wohl durch ganz<br />
Europa gehen. In Süd-Tirol ist so etwas jedoch leider noch immer Realität.<br />
Am Gerichtsplatz in Bozen befindet sich ein lebensgroßes Relief des italienischen<br />
Diktators Benito Mussolini. Das italienische Militär hält davor alljährlich<br />
seine Paraden zum Staatsfeiertag ab. Derzeit wird in Bozen das faschistische<br />
Siegesdenkmal renoviert, welches den Sieg Italiens über Österreich glorifiziert<br />
und auf dessen Säulen die Liktorenbündel - die Insignien der faschistischen<br />
Partei - abgebildet sind. Die vom Faschismus eingeführten italienischen Orts-<br />
namen haben ebenfalls bis heute in Süd-Tirol alleinige amtliche Gültigkeit. Die<br />
deutschen Ortsnamen dürfen lediglich verwendet werden, sind aber nicht amtlich.Die<br />
Absicht des faschistischen Regimes,durch die Abschaffung der historisch<br />
gewachsenen deutschen und ladinischen Ortsnamen und durch die Einführung<br />
von erfundenen, italienisch klingenden Namen, dem südlichen Tirol einen italienischen<br />
Mantel überzustülpen, wird vom „demokratischen“ Italien bis heute<br />
fortgeführt.<br />
Der von italienischen<br />
Carabinieri bis zum Tode<br />
gefolterte Franz Höfler.<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> steht vor allem in Süd-Tirol aber nicht nur im Gedenken an das<br />
Tiroler Landlibell von <strong>1511</strong>, sondern auch an die Feuernacht vor 50 Jahren. Nachdem<br />
Italien auch nach dem Ende des Faschismus seine Unterdrückungspolitik<br />
mit unverminderter Härte fortführte und durch die massenhafte Ansiedlung von<br />
Italienern die Süd-Tiroler zur Minderheit im eigenen Land machen wollte, griffen<br />
in der Herz-Jesu-Nacht 1961 unbescholtene Bürger, Familienväter und einfache<br />
Leute zum äußersten Mittel und sprengten Strommasten in die Luft, um die Weltöffentlichkeit<br />
auf das Süd-Tirol-Problem aufmerksam zu machen.<br />
Italien reagierte darauf mit brutaler Gewalt, Folterungen, Auftragsmorden und<br />
politischer Verfolgung. Noch immer gibt es Süd-Tiroler, die deswegen nicht nach<br />
43
Süd-Tirol zurückkehren dürfen.Die Spuren der Folterungen tragen viele der Süd-<br />
Tiroler Freiheitskämpfer bis heute am Leib. Einige wurden sogar bis zum Tode<br />
gefoltert.<br />
Die öffentliche Diskussion zur Feuernacht vor 50 Jahren hat gezeigt, dass Italien<br />
in all den Jahren nichts dazu gelernt hat. Selbst nach 50 Jahren leugnet Italien<br />
die brutalen Folterungen und beharrt auf dem Standpunkt, dass sich die Freiheitskämpfer<br />
die Verletzungen selbst zugefügt hätten. Diejenigen, die bis zum<br />
Tode gefoltert wurden, seien angeblich eines natürlichen, spontanen Todes gestorben.<br />
Wer das Gegenteil behauptet, wird angezeigt und juridisch verfolgt. Wen wundert<br />
es da, dass viele Süd-Tiroler mit einem solchen Staat nichts zu tun haben wollen?<br />
Von all diesen Dingen weiß man in Nord- und Ost-Tirol oft nur wenig und es<br />
darf daher auch nicht verwundern, wenn Bestrebungen, wie die aktuellen Bemühungen<br />
um eine doppelte Staatsbürgerschaft, welche den Süd-Tirolern die<br />
Möglichkeit geben würde, wieder ihre österreichische Staatsbürgerschaft zurückzubekommen,<br />
eher zurückhaltend betrachtet werden. Es ist leider auch ein<br />
Versäumnis der Politik, die Bereiche der Zusammenarbeit der Tiroler Landesteile,<br />
die bereits heute möglich wären, vollends auszuschöpfen.<br />
Doch trotz 90 Jahren der gewaltsamen Teilung und manch eigenständiger Ent-<br />
wicklungen kann nicht geleugnet werden, dass die Gemeinsamkeiten in Nord-,<br />
Ost-, und Süd-Tirol überwiegen. Daran gilt es anzuknüpfen, um eine gemeinsame<br />
Zukunft aufzubauen.<br />
Gemeinsam hätte Tirol die besten Voraussetzungen zu einer wirtschaftlichen<br />
Wohlstandsregion, zu einem Modell der Überwindung von Unrechtsgrenzen und<br />
zu einem echten Beispiel der friedlichen Koexistenz mehrerer Sprachgruppen zu<br />
werden.Die Zukunft Tirols,seine wirtschaftliche Stärke und positive Entwicklung,<br />
liegt in der Einheit des Landes und nicht in einer künstlichen Trennung. Lokale<br />
Eigenbröteleien, die darauf abzielen, sich in vermeintlicher Eigenständigkeit<br />
44<br />
selbst zu genügen, sind letztlich eine Abgrenzung vom jeweils anderen Tiroler<br />
Landesteil, die die Teilung Tirols nur noch weiter forcieren.<br />
Nördlich wie südlich des Brenners leben dieselben Tiroler, die nicht nur eine gemeinsame<br />
Geschichte verbindet, sondern auch eine gemeinsame Kultur, Sprache<br />
und eine gemeinsame Wirtschaftsstruktur. Diese Einheit zu leugnen und nicht<br />
in einer zukünftigen politischen Entwicklung zu berücksichtigen, bedeutet die<br />
eigene Identität zu leugnen, denn Tirol hört nicht am Brenner auf.<br />
Das Jubiläum 500 Jahre Landlibell sollte daher von der Politik genützt werden,<br />
um auf die vielen schönen Sonntagsreden auch Taten folgen zu lassen und endlich<br />
politische Schritte zur Zusammenführung der Tiroler Landesteile zu setzen.<br />
L.-Abg. Sven Knoll<br />
Sven Knoll ( *6. Juni 1980 in Bozen)<br />
ist Südtiroler Politiker der Süd-Tiroler Freiheit und<br />
Abgeordneter im Landtag.<br />
Derzeit studiert Knoll Human- und Zahnmedizin an der<br />
Universität in Innsbruck. Bei den Landtagswahlen 2008<br />
erhielt er 6.641 Vorzugsstimmen und war mit 28 Jahren<br />
der jüngste Abgeordnete der<br />
13. Legislaturperiode.<br />
Bekannt wurde Sven Knoll als<br />
Jugendsprecher der Union für<br />
Südtirol, die er zusammen mit<br />
Eva Klotz verließ, sowie durch<br />
die Plakataktion<br />
„Süd-Tirol ist nicht Italien“.<br />
Seit dem Verlassen der Union<br />
ist er Landesjugendsprecher<br />
der Süd-Tiroler Freiheit.
Die Schützenkompanie Igls - ViII und das Tiroler LandlibeII von <strong>1511</strong><br />
Univ.- Prof. Dr. Franz-Heinz von Hye<br />
Igls mit der St. Aegidius-Pfarrkirche<br />
(urkundlich nachweisbar seit 1286)<br />
45
Am Beginn dieses Beitrags zum 500 - Jahr - Gedenken an die von Kaiser<br />
Maximilian 1. im Jahre <strong>1511</strong> nach Verhandlungen mit den Tiroler<br />
Landständen dem Land Tirol verliehene Landesverteidigungsordnung,<br />
genannt „Tiroler Landlibell“, sei zunächst dessen Bezeichnung und Zielsetzung<br />
kurz erörtert.<br />
Die Bezeichnung „Libell“ leitet sich vom lateinischen Wort „liber“ bzw. Buch ab,<br />
zumal ein Liber mit nur wenigen Seiten, vergleichbar mit einem Heft, als kleines<br />
Buch bzw.als „Libell“bezeichnet worden ist.Derartige mehrseitige Urkunden hat<br />
es viele gegeben und gibt es sIe namentlich bei diversen Verträgen auch heute<br />
noch.<br />
Einleitung<br />
Das Besondere an dem „Tiroler Landlibell von <strong>1511</strong>“ besteht darin, dass es - abgesehen<br />
von diversen späteren Änderungen - ein bis zum Ende des Österreichischen<br />
Kaisertums allein für die Grafschaft Tirol gültiges Grund- und Verfassungsgesetz<br />
war, welches auf der Grundlage der Allgemeinen Wehrpflicht und auf der<br />
administrativen Basis der Gerichtsbezirke, die Selbstverteidigung des Landes<br />
Tirol durch die wehrfähigen und daher wehrpflichtigen Männer des Landes geregelt<br />
hat. Dabei unterschied man im Laufe der Zeit zwischen den „Landesschützen“<br />
und den „Standschützen“:<br />
So waren die „Landesschützen“ allein zur Ableistung der allgemeinen, bis zu<br />
einem gewissen Alter bestehenden Wehrpflicht, verbunden mit regelmäßigen<br />
Schießübungen am jeweiligen Schießstand verpflichtet.<br />
Die „Standschützen“ hingegen verpflichteten sich freiwillig und ohne Altersbegrenzung<br />
durch vermehrte und intensive Schießübungen, sich zu einer Elite-<br />
Mannschaft auszubilden und im Falle der militärischen Bedrohung des Landes<br />
jederzeit einsatzbereit zu sein.<br />
Während die „Landesschützen“ im 19. Jahrhundert gelegentlich der Einführung<br />
der „Allgemeinen Militärdienstpflicht“ durch das Landesverteidigungsgesetz von<br />
46<br />
1871 fortan im Rahmen von zunächst 10 Landesschützen-Bataillonen bzw. ab<br />
1893 drei Landesschützen¬Regimentern als Formation der „Österreichischen<br />
Landwehr“ kaserniert wurden und hinsichtlich der Ableistung ihrer Dienstpflicht<br />
auf das 42. später 50. Lebensjahr beschränkt wurden, verzichteten die Standschützen<br />
freiwillig auf eine derartige Beschränkung ihres Dienstalters.<br />
Mit diesen wenigen Zeilen als Einleitung soll versucht werden, in Grundzügen<br />
die Geschichte des mit dem Landlibell von <strong>1511</strong> begonnenen, und fortan bis<br />
1918 gesetzlich geregelten Tiroler Wehrwesens darzustellen.<br />
Das Tiroler Landlibell von <strong>1511</strong><br />
und seine Geschichte<br />
Vor <strong>1511</strong> gab es nur die Burghut in besonders grenznahen und überdies strategisch<br />
wichtigen Burgen (wie z.B.Tarasp im Engadin,Landeck oder Ehrenberg etc.)<br />
sowie gelegentliche, durch die jeweilige politische Lage erforderliche Aufgebote<br />
der wehrfähigen Männer einzelner oder - je nach Bedarf - aller Gerichtsbezirke.<br />
Besonders - aber negativ bekannt - ist diesbezüglich das Aufgebot der wehrfähigen<br />
Tiroler Männer im so genannten Schweizer Krieg des Jahres 1499, welches<br />
an der Calven vor den Stadtmauern von Glurns mit einer katastrophalen Niederlage<br />
der Tiroler geendet hat.<br />
Die Ursache für dieses Debakel war einerseits der Umstand, dass die zu den<br />
Waffen gerufenen Männer - mit wenigen Ausnahmen - keinerlei gefechts- oder<br />
kriegsmäßige Ausbildung hatten und dass es andererseits keine oder nur wenige<br />
geschulte Kommandanten gab. Namentlich in Musterungsregistern erfasst waren<br />
nur die Namen der wehrfähigen Männer eines jeden Gerichtsbezirkes. Das<br />
älteste derartige Register datiert erst von 1410. Das älteste erhaltene Aufgebot<br />
datiert erst von 1406; - damals rief Herzog Leopold IV. die Passeirer zum Einsatz<br />
an der Salurner Klause.
Die<br />
St. Martins-<br />
Kirche von<br />
Vill- urkundlich<br />
nachweisbar seit 1397.<br />
Die Frage des oder der jeweiligen Kommandanten blieb dabei dem Augenblick vor-<br />
behalten.<br />
Die Kriegspolitik - sei es im Sinne des Angreifers oder des Verteidigers - war damals<br />
noch weitgehend auf die - auch in anderen Ländern -vor allem bei den Schweizer Eid-<br />
genossen - angeworbenen und dort auch geschulten Landsknechte oder „Raisläufer“<br />
angewiesen, die gegen Sold jedem Kriegsherren zu dienen bereit waren.<br />
Die einzigen landeseigenen Kräfte im Tiroler Verteidigungswesen<br />
dieser Zeit bildeten - neben den landesfürstlichen Burgen - vor<br />
allem die Städte:<br />
Zum Wesen und Charakter der Städte gehörten vor allem ihre Befestigung und darüber<br />
hinaus ihre Alarmanlagen, wie z.B. Stadttürme (so in Innsbruck und Sterzing) oder<br />
die hohen Glockentürme ihrer Kirchen: Die Ringmauer und die damit verbundenen<br />
Stadttore waren geradezu das äußere Kennzeichen einer Stadt. Dementsprechend<br />
finden wir in Tirol keine einzige alte Stadt, deren Kern nicht von einer Stadt- oder<br />
Ringmauer umgeben gewesen wäre.<br />
Dies gilt im nordtiroler Unterland für die tirolisch-Iandesfürstlichen Städte Innsbruck<br />
und Hall genauso wie für die ursprünglich, d.h. bis 1504 bayerischen Städte Ratten-<br />
berg, Kufstein und Kitzbühel. Auch Vils, ein Städtchen der Herren von Hohenegg, ist<br />
dazu zu zählen, wenngleich erst sehr spät. Südlich des Brenners, bzw. des Reschens<br />
sind dazu Sterzing, Meran und Glurns, - Gründungen der Tiroler Landesfürsten, anzuführen,<br />
- während Bozen ursprünglich eine Stadt des Fürstbischofs von Trient war.<br />
Brixen, Klausen und Bruneck hingegen verdankten ihre Gründung und ihren Ausbau<br />
den Fürstbischöfen von Brixen. Lienz schließlich stellt in Tirol die einzige Stadtgründung<br />
der im Jahre 1500 ausgestorbenen Grafen von Görz dar.<br />
Bis zur ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren alle diese Städte unter der Herrschaft<br />
der Grafen von Tirol aus dem Hause Habsburg politisch und militärisch miteinander zu<br />
einem Lande verbunden, dies galt auch weitestgehend für die Städte und Territorien<br />
der mit Tirol verbündeten bzw. conföderierten Fürstbischöfe von Brixen und Trient.<br />
47
Dementsprechend erklärten sie sich einvernehmlich bereit, sich alle im Falle der<br />
Bedrohung des Landes gemeinsam an den jeweiligen „Aufgeboten zur Verteidigung<br />
der Tiroler Landesgrenzen, zu beteiligen, - ganz gleich ob der feindliche<br />
Angriff von Süden (Venedig),Westen (Appenzell, Graubünden) oder Norden (Bayern)<br />
erfolgte.<br />
Demselben Grundsatz blieb Tirol auch in den Befreiungskämpfen gegen Napo-<br />
leon und seine Verbündeten treu, - obwohl Tirol seit dem Waffenstillstand von<br />
Znaim vom 12. Juli <strong>1809</strong> auf die Rückendeckung Österreichs verzichten musste.<br />
Zeughäuser und Artillerie<br />
Nach diesen grundsätzlichen, landesgeschichtlichen Feststellungen, die gleich-<br />
sam den Rahmen für die Geschichte der weitgehend autonomen Entwicklung der<br />
Landesverteidigung Tirols auf der Grundlage des Landlibells von <strong>1511</strong> bilden,<br />
sollen sich die weiteren Ausführungen mit den wichtigsten, konkreten Inhalten<br />
des Landlibells von <strong>1511</strong> befassen.<br />
Die militärischen und sowohl kriegs- als auch wehrpolitischen Schwerpunkte<br />
des Landlibells galten einerseits der Bewaffnung der Tiroler Defensivkräfte und<br />
andererseits ihrer Ausbildung<br />
Igls und Vill mit den dortigen Burgen - „Straßfried“ und „TurmbichI“ in Vill, „Hohenburg“<br />
in Igls sowie mit dem ehemaligen Viller See auf der Tirol- Landkarte von Peter Anich<br />
(gest. 1766) und Blasius Hueber (gest. 1814), gedruckt in Wien 1774. (Foto: Hye)<br />
48<br />
Der nötigen Ausrüstung mit Kanonen jeder erforderlichen Größenordnung dien-<br />
ten vorwiegend die großen Zeughäuser in Innsbruck und auf Sigmundskron bei<br />
Bozen.<br />
Überdies aber verfügten auch zahlreiche andere<br />
Burgen und Schlösser sowie alle genannten<br />
Städte über entsprechende Waffendepots oder<br />
kleine Zeughäuser. Weiterhin bewusst gepflegt<br />
und beibehalten wurden in dieser Phase der<br />
taktisch geänderten Landesdefension fast nur<br />
Burgen mit besonderen landesfürstlich-militärischen<br />
oder grundherrschaftlichen Funktionen<br />
wie z.B. einerseits die Schlösser Landeck und<br />
Bruck ober Lienz, die Churburg bei Schluderns im<br />
Vinschgau, Schloss Tratzberg im Unterinntal bei<br />
Jenbach, oder auch Schloss Ambras. Dort befand<br />
sich - unter dem Spanischen Saal- die Ausrüstung<br />
für die Aufgebotsmannschaft des Gerichtes<br />
Ambras - Aldrans. Ursprünglich fungierten auch<br />
die im 16. / 17. nach und nach abgekommenen<br />
Burgen wie Sonnenburg am Nordausgang des<br />
Wipptales hoch über der Sill, Vellenberg ober<br />
Völs oder die uralte Burg Thaur als lokale Rüstkammern<br />
oder Arsenale.
Erinnerung an die ehemaligen Burgen bei Igls und Vill<br />
Die Vorgeschichte der heutigen Schützenkompanie Igls - Vill bildet die Erinne-<br />
rung an die noch im späten Mittelalter wichtigen Burganlagen im Umkreis von<br />
Igls und Vill wie die Hohenburg über der Straße von Matrei über Patsch, Igls,<br />
Lans und Aldrans zu den Innbrücken von Volders (und seit 1303 auch nach Hall),<br />
der Burg Straßfried als Kontrolle sowohl der Viller als auch - aus hoher Wacht -<br />
der Brennerstraße und schließlich der noch 1584 genannte Turm zu Turmbichl<br />
in ViII. Nur am Rande erwähnt sei das bezeichnende Faktum, dass Erzherzog<br />
Ferdinand II. 1579 über Ersuchen der adeligen Familie Freising den Namen der<br />
zur Ruine verfallenen Burg von Straßfried auf das Gebäude der Glockengießerei<br />
Graßmayr an der Leopoldstraße (Nr. 53) übertragen und dieses zugleich zum<br />
Adelssitz erhoben hat. Von der alten Burg Straßfried sind heute nur noch spärliche<br />
Mauerreste des Fundamentes erhalten.<br />
Wie diese hier nur kurz angedeutete Liste von aufgelassenen Burgen<br />
und Türmen überdies erkennen lässt, erfolgte damals in der<br />
Wehr-Organisation und -Struktur eine wesentliche Veränderung<br />
meist zugunsten der geänderten verkehrs- strategischen<br />
Situation. Einige davon wurden, nachdem sie bereits mehr<br />
oder weniger zu Ruinen verfallen waren, im 19. Jahrhundert<br />
aus patriotisch-nostalgischen Motiven wieder aufgebaut.<br />
Der ehemalige Schießstand von Vill<br />
Mindestens ebenso wichtig wie die Burgen und Zeughäuser<br />
zur Bereitstellung der Kanonen, Haubitzen, Feldschlangen etc.<br />
- war auch die individuelle Lagerung der verschiedenartigen Gewehre.Abgesehen<br />
von kriegerischen Kampf-Einsätzen traten dieselben<br />
vor allem bei den regelmäßigen Schießübungen an den diversen<br />
Schießständen in Erscheinung. Beredte Zeugnisse dafür sind zahlreiche<br />
zeitgenössische Abbildungen von Schützen auf Ölbildern, Kupfer- und Stahlstichen<br />
etc. Die Gewehre dienten aber auch - und zwar sowohl den Stand- als auch<br />
den Landesschützen - zum Paradieren. Daran hat sich übrigens bis zum heutigen<br />
Tage glücklicherweise nichts geändert.<br />
Die wohl ältesten Schießstände in unserem Lande sind und waren zweifellos<br />
jene bei den alten Städten. Dies gilt für Innsbruck ebenso wie für Hall, für die<br />
„Bergwerksstadt“ Schwaz genauso wie für Kufstein, Kitzbühel und Lienz, desgleichen<br />
für Sterzing, Brixen, Bruneck, Bozen, Meran und Glurns. Im 19. Jahrhundert<br />
wurde es dann üblich, dass zusätzlich zumindest in jedem Bezirk und in jeder<br />
Talgemeinschaft ein oder mehrere Schießstände eingerichtet worden sind. Im<br />
Bereich der Landeshauptstadt Innsbruck bestanden bzw. bestehen z.T. noch heute<br />
- mehrere öffentliche, aber auch bei den einzelnen Kompanien Zimmergewehr<br />
- Schießstände.<br />
Igler<br />
Schießscheibe<br />
von 1887 mit<br />
Darstellung des<br />
„Alt-Wirts“ (heute<br />
„Sporthotel“), am rechten Bildrand das<br />
Bauernhaus von Paul Hilber.<br />
49
Der öffentliche Schießstand in Vill-Igls befand sich in Vill, in der Geländemul-<br />
de östlich der prächtigen Viller St. Martinskirche, wobei der durch seine vorgeschichtlichen<br />
Ausgrabungen weitum bekannte Goarmbichl und seine nordöstliche<br />
Verlängerung als natürlicher Schutzwall gedient haben.<br />
Dieser Schießstand wurde am Pfingstmontag des Gedenkjahres 1363 - 1863<br />
(Anm.: damals feierte man die 5OO-jährige Zugehörigkeit Tirols zur Familie<br />
der Österreichischen Länder) feierlich unter Mitwirkung der Schützenkompanie<br />
und der Musikkapelle von Igls-Vill sowie unter „Vorantritt der Gemeinde- und<br />
Schießstands-Vorstehung“ feierlich eröffnet.<br />
Da der Schießstand in unserer Zeit an diesem Standort aus Sicherheitsgründen<br />
nicht mehr als solcher benützt und erneuert werden konnte, überlegte man eine<br />
diesem historischen Gebäude würdige Transferierung. So gelangte das vollständig<br />
aus Holz gebaute Viller Schießstandsgebäude bzw. „Schützenhaus“ zur allgemeinen<br />
Freude und Zufriedenheit aller Freunde des Schießsports 1987/89<br />
in das im ganzen Lande geschätzte „Tiroler Bauernhöfe-Museum“ bei Kramsach<br />
bzw. bei den Reinthalerseen im Unterinntal.<br />
Das Bauernhaus Paul Hilbers an der Lanser-Straße in Igls.<br />
50<br />
Die Schützen von Igls und Vill<br />
Ohne Schützen kein Schießstand - und dies galt selbstverständlich auch für Igls<br />
und Vill! Doch befand sich dieser Schießstand meist - und dies gilt auch für Igls<br />
und Vill - anfangs nicht in der eigenen Dorfgemeinde, sondern in einem Pfarrort<br />
des betreffenen „Gerichtes“ bzw. Gerichtsbezirkes. Im konkreten Falle wäre diesbezüglich<br />
an Patsch zu denken, welcher Pfarre Igls und Vill bis 1891 angehört<br />
haben. Bezüglich des genauen Standortes des ersten Schießstandes für Igls und<br />
Vill sind jedoch noch weitere Forschungen erforderlich! Die ältesterhaltene namentliche<br />
Standesliste der Schützen von Igls und Vill datiert aus dem Jahre <strong>1647</strong><br />
und wird im Tiroler Landesarchiv verwahrt. Da die beiden Dörfer damals noch<br />
zum ehemaligen Landgericht Sonnenburg gehört haben, finden sich auch ihre<br />
Standeslisten im betreffenden Gerichtsverband (Anm.: Infolge der Eingemeindung<br />
von Igls und Vill in die Landeshauptstadt Innsbruck im Jahre 1942 wurden<br />
die Schützen beider Orte aus dem alten Verband des Landgerichtes Sonnenburg<br />
herausgenommen und dem Schützenbataillon Innsbruck zugewiesen.).<br />
In den Jahren der Tiroler Freiheitskämpfe von 1796 bis <strong>1809</strong>, wurden die Schützen<br />
von Igls, Vill und Patsch vom Igler Bauern Paul Hilber angeführt. Im Bergisel-<br />
Museum befindet sich daher sogar ein Portrait Hilbers,<br />
welches ihn in der damals üblichen Uniform eines<br />
Schützenoffiziers zeigt. Diesem Portrait ist auch zu<br />
entnehmen, dass Hilber und seine Schützen schon an<br />
den Kämpfen des Jahres 1796 teilgenommen haben<br />
und dafür von Kaiser Franz I. mit der Großen, silbernen<br />
Erinnerungs- und Verdienstmedaille ausgezeichnet<br />
worden sind. Es gereicht dem Verfasser übrigens<br />
noch heute zur besonderen Ehre, dass dank seiner<br />
Initiative als Stadtarchivdirektor von Innsbruck am Geburtshaus<br />
Paul Hilbers (Igls, Lanser Straße Nr. 2) eine<br />
entsprechende Gedenk- und Hinweistafel angebracht<br />
worden ist. Die Namen der aus Vill stammenden und<br />
in den Freiheitskriegen 1797 und <strong>1809</strong> gefallenen<br />
Tiroler Landesverteidiger hält eine weißmarmorne
Gedenkplatte an der Nordwand<br />
der dortigen Kirche in Erinnerung.<br />
An dieser Stelle soll auch ein als<br />
Kriegerdenkmal gestaltetes St. Sebastians-Relief<br />
ebendort erwähnt<br />
werden. Die Namen der Gefallenen<br />
von 1914 - 1918 und 1939 – 1945<br />
werden auch gleich beim Nord-<br />
Eingang zum Viller Friedhof auf in<br />
Kupfer geschlagenen Gedenkplatten<br />
beiderseits neben der dortigen Martins<br />
- Kapelle präsentiert.<br />
Besonders ansehnlich gestaltet ist auch das überaus würdige Kriegerdenkmal<br />
nördlich neben dem Haupteingang zum Igler Friedhof. Eine besondere Gedenktafel<br />
links daneben ist dem stets unvergessenen Igler Hauptmann Paul Hilber<br />
gewidmet.<br />
Besonders stolz sein kann die Kompanie Igls-Vill darauf, dass sie bereits im Jahre<br />
1909 beim großen Festzug zum 100-Jahr-Gedenken der Freiheitskämpfe von<br />
<strong>1809</strong> mit eigener Musikkapelle in der Stärke von 30 Mann und eigener Schützenkompanie<br />
mit Fahne - damals unter Hauptmann Ferdinand Eichler - teilnehmen<br />
konnte. Dasselbe galt für die Gedenkjahre 1959, 1984 und 2009.<br />
Das Wappen der Kompanie<br />
Igls-ViII, beschlossen 1992:<br />
Das Wappen der Kompanie Igls-Vill zeigt eine von unten eingepfropfte Spitze,<br />
belegt mit der Inschrift ,,18 - P.H. - 09 (Die Initialen P.H. beziehen sich auf Paul<br />
Hilber, vgl. oben!). Das heraldisch - rechte Feld zeigt in Silberweiß auf grünem<br />
Einberg einen in weißgrauen Naturquadern aufgemauerten Turm als Symbol der<br />
Hohenburg in Igls. Das heraldisch-rechte Feld präsentiert in Rot eine goldfarbene<br />
Abbildung des vorgeschichtlichen, kleinen, bronzenen Zier- oder Opferrades,<br />
welches bei den archäologischen Grabungen am Goarmbichl gefunden worden<br />
ist. Der Entwurf des Wappens stammt von Univ.- Prof. Dr.F.H. v.Hye.<br />
Die Löffler Glocke in ViII<br />
Wie überall im Lande Tirol erklingen auch in Vill zu den großen Fest- und Feiertagen<br />
nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Kirchturmsglocken. Und<br />
gerade diesbezüglich kann Vill mit einer Besonderheit aufwarten, zumal hier die<br />
„Große“ ein Werk der berühmten Tiroler Glockengießerfamilie Löffler - konkret<br />
von Gregor Löffler (1490-1565) - ist; - ihr wunderbarer Klang ist unüberhörbar!<br />
In Zeiten der „Landesnot“ das heißt, wenn Tirol von Feinden (vgl. oben!) bedroht<br />
war oder gar bestürmt worden ist, rief auch die Viller „Löfflerin“ alle hiesigen<br />
Landesverteidiger bzw. Schützen sowohl zum Gebet als auch zu den Waffen!<br />
tit. Ao. Univ.-Prof. Dr. Franz-Heinz Hye<br />
( * 1937 in Innsbruck)<br />
Senatsrat i. R., Direktor des Innsbrucker Stadtarchivs i. R.<br />
Studium der Geschichte und Geographie in Innsbruck,<br />
Ausbildungskurs am Institut für Österreichische<br />
Geschichtsforschung in Wien<br />
1962/65 (mit Staatsprüfung)<br />
= Master of advanced Studie<br />
(MAS); Beamter des Tiroler<br />
Landesarchivs 1963<br />
1969-1998 Direktor des<br />
Innsbrucker Stadtarchivs<br />
Promo tion 1963<br />
Habilitation 1985<br />
ELt. und EM. der Schützenkompanien<br />
Amras - Innsbruck<br />
und Mühlbach (Südtirol)<br />
51
Die Geschichte der Schützenkompanie Igls - ViII ab <strong>1647</strong><br />
Lothar Zimak
Eigene Schützenverbände bestehen nachweislich seit 1487 (siehe Codex<br />
Nr: 260 vom Jahre 1487 im Landesregierungsarchiv). Die älteste nament-<br />
liche Standesliste aller wehrfähigen Männer aus Igls und Vill ist in einer<br />
für das Landgericht erstellten Aufgebotsbeschreibung aus dem Jahre <strong>1647</strong> zu<br />
finden, welche im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck verwahrt wird. Damals er-<br />
schien Igls und Vill ebenso wie Hötting in der gemeinsamen Aufgebotsmannschaft<br />
des Landgerichtes Sonnenburg. Sicher hat es vor <strong>1647</strong> schon Aufgebote<br />
aus Igls und Vill gegeben, aber es gibt darüber keine urkundliche Erwähnung. In<br />
der Aufgebotsbeschreibung von <strong>1647</strong> sind 12 Igler Schützen und 5 Viller Schützen<br />
aufgeführt. Namentlich sind dies:<br />
Igls:<br />
Urban Kircher Simon Schwab<br />
Hans Kirchmayer Conradt Taub<br />
Georg Pirgger der Reiter Mathias Klingler<br />
Thoman (s) Plager Thomas Reindl<br />
Hans Farbmacher Mathias Krayf<br />
Andreas Plager Anthony Mayr<br />
Vill:<br />
Achram Latrer<br />
Christian Toldt<br />
Thomas Klarar<br />
Georg Layinger<br />
Thoman (s) Maller<br />
Die Schützenkompanie Igls-Vill gehörte damals zum Aufgebot des Landgerichtes<br />
Sonnenburg (nahe des heutigen Sonnenburgerhofes). Sie verteidigte erfolgreich<br />
die Heimat gegen die angreifenden Venezianer. Auch im „Schmalkalder Krieg“<br />
von 1552 waren Schützen aus Igls und Vill beteiligt, da das Gericht Sonnenburg<br />
in den Aufgebotslisten erscheint. Die Kompanie war auch bei den siegreichen<br />
Abwehrkämpfen gegen die Schweden 1632 an der Ehrenburger Klause unter<br />
dem Kommando des Landesfürsten Erzherzog Leopold V. beteiligt. Hier konnten<br />
54<br />
sie die Schweden am Einfall ins „Heilige Land Tirol“ hindern. Auch 1703 beim<br />
„Boarischen Rummel“ waren sie gegen den Einfall der Bayern im Einsatz. In diesem<br />
Spanischen Erbfolgekrieg kämpften die österreichischen Habsburger gegen<br />
die Franzosen und verloren. Auf der Seite Frankreichs kämpften die Bayern und<br />
besetzten im Jahre 1703 Tirol. Der mit Frankreich verbündete bayerische Kurfürst<br />
Max Emanuel stellte Ansprüche auf Tirol. Schon mehrmals in der Tiroler<br />
Geschichte hatte es bewaffnete Konflikte mit Bayern gegeben. Er marschierte<br />
mit 12.500 Soldaten von Rosenheim gegen Kufstein und eroberte die Stadt und<br />
die Festung. In Innsbruck wurde er jubelnd empfangen.<br />
Doch bald brachen an verschiedenen Stellen des Landes Aufstände der Bevölke-<br />
rung aus. In der engen Innschlucht zwischen Landeck und Prutz erlitten die Bay-<br />
ern und Franzosen eine Niederlage, der Kurfürst musste umkehren und verließ<br />
Tirol.Am Abend des 26. Juli 1703 (Annatag) war Tirol wieder frei.Als Dank an die<br />
Befreiung errichteten die Tiroler in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck die<br />
Annasäule. Allerdings verloren die Habsburger ihre spanischen Besitzungen an<br />
die Franzosen. Sie verteidigten Tirol an der „Porta Claudia“ in Scharnitz und am<br />
Festungswerk„Schanz“in der Leutasch.Nachweislich kämpften im Jahre 1797 die<br />
Igler und Viller Schützen bei Spinges. Vier Gefallene aus unserer Kompanie sind<br />
am dortigen Kriegerdenkmal namentlich vermerkt (Thomas Farbmacher, Blasius<br />
Sauerwein, Egid Rieder – am 2. April und Johannes Leiss am 27. April). Die größten<br />
Erfolge erzielte die Kompanie in den Tiroler Freiheitskämpfen 1796-<strong>1809</strong><br />
unter ihrem Hauptmann Paul Hilber. Der im Bergiselmuseum als Freiheitsheld<br />
eingetragene Paul Hilber war einer der erfolgreichsten Kampfgefährten Andreas<br />
Hofers. Er kämpfte <strong>1809</strong> mit 100 Schützen am Paschberg um die Freiheit seiner<br />
Heimat. Ihm zu Ehren wurde die Hauptstraße in Igls als „ Hilberstraße“ benannt.<br />
(Mehr im Kapitel „Paul Hilber“)<br />
Text Lothar Zimak mit Quellen:<br />
1. „Die Tiroler Schützen und ihre Geschichte“, Univ. Prof. Dr. Franz-Heinz v. Hye,<br />
Gesamttiroler Schützenbund – Europäische Region Tirol, 3. ergänzte Auflage,<br />
Bozen 2003<br />
2.„Der Tag bei Spinges (2. April 1797), von P. Norbert Stock, Nachdruck der 1891<br />
erschienen 2.Auflage, Herausgegeben Schützenkompanie Spinges, 1997
<strong>1647</strong><br />
Seite 56 und 57 Festschrift: Titelseite und Seiten 27, 28, 29<br />
der Erhebungsurkunde von <strong>1647</strong>, wehrhafte Männer von<br />
Igls und Vill; Bilder oben: Seiten 44, 45, 46 Bewaffnung und<br />
Ausrüstung der Aushebung Landgericht Sonnenburg.<br />
55
Schlacht bei Spinges am 2. April 1797:<br />
die Tiroler Verteidiger mit der Magd „Katharina Lanz“.<br />
56<br />
Die Schlacht zu Spinges 1797<br />
Oberst i.R. Rudolf Hinteregger<br />
Am Ortsrand von Spinges, einem kleinen Dorf auf einer Terrasse hoch<br />
über Brixen bzw. Mühlbach steht das Spingeser Kreuz, ein Denkmal,<br />
welches an die berühmte Schlacht im Rahmen der Tiroler Abwehrkämpfe<br />
1796/97 erinnert und die Namen vieler gefallener Schützen aus den Dörfern<br />
Nordtirols aufweist.<br />
Nach dem Umsturz in Frankreich durch die Revolution erklärten die neuen<br />
Machthaber dem Kaiser den Krieg und begannen mit ihren Eroberungsfeldzügen.<br />
Besonders aggressiv erwies sich dabei der junge General Napoleon<br />
Bonaparte, der 1796 den Österreichern die Lombardei und Mailand entriss. Nach<br />
den Kämpfen um Mantua begann auch die Bedrohung Tirols. Bald überschritt<br />
er die Grenze bei Roveretto. Auf Grund der alten Wehrverfassung übernahm ein<br />
Ständeausschuss die Organisation der Landesverteidigung. In diesem Rahmen<br />
erfolgte auch am 1. Juni in Bozen das berühmte Herz-Jesu-Gelöbnis durch die<br />
Volksvertretung.<br />
Im Mai rückten die ersten Schützenkompanien aus Welschtirol nach Süden. Im<br />
September begann der französische Angriff auf Tirol. Es folgten schwere Kämpfe.<br />
Trient wurde besetzt. Erst bei Salurn konnte der Angriff gestoppt werden. Die<br />
Masse der Franzosen zog daraufhin durch das Val Sugana ab.Der Rest verblieb an<br />
der Salurner Klause. Die Schützen verstärkten sich inzwischen auf rund 10.000<br />
Mann und nach erbitterten Kämpfen mussten die Franzosen zurückweichen und<br />
das Land Tirol verlassen.<br />
Doch schon Anfang 1797 wurde es wieder ernst. Während Napoleon mit der<br />
Hauptarmee über Friaul Richtung Wien marschierte setzte er Teile seiner Truppen<br />
als Flankensicherung ein, um über das Etsch-Eisack und Pustertel nach<br />
Kärnten zu gelangen.Kommandant war der General Joubert.Da nun das österreichische<br />
Militär im Raum Wien benötigt wurde, zog man die Masse davon in Tirol<br />
ab. So konnten die Franzosen erneut bis Salurn vorstoßen, wo von den Schützen
abermals Verteidigungsstellungen errichtet worden waren. Diesmal konnten sie<br />
jedoch nicht standhalten und so erreichten die Franzosen am 23. März 1797<br />
Bozen und am Tag darauf Brixen. Somit war der Weg durch das Pustertal und<br />
damit der Rücken der franz. Hauptarmee, die inzwischen Villach erreicht hatte,<br />
abgesichert. Am 24. März erfolgte in Nordtirol das Landesaufgebot des Landsturmes<br />
und der Schützen (Alarmierung/Mobilmachung). Am meisten bemühten<br />
sich dabei die Gemeinden des Wipptals sowie die Dörfer der Umgebung von<br />
Innsbruck (z.B. Igls, Patsch, Weer, Wattenberg, Völs etc.)<br />
Am 27. März versammelten sich die Männer in Steinach. Es erfolgte die Struktu-<br />
rierung in Kompanien und Korporalschaften. Kommandant war der Innsbrucker<br />
Rechtsanwalt Major Dr. Phillip von Wörndle. Dann ging es weiter nach Sterzing.<br />
Teile der Franzosen waren am 30. März bis in das Sterzinger Moos vorgedrungen,<br />
zogen sich jedoch wieder in den Raum Mühlbach zurück. Die Tiroler rückten am<br />
1. April bis nach Mauls nach.<br />
Sie marschierten dann durch die Maulser-Schlucht und über den Bergkamm bis<br />
hinunter nach Vals. Dort kam es zu ersten Gefechten. Am 2. April erfolgte dann<br />
der Angriff auf Spinges. Angriffsbeginn war um 8 Uhr und die Schlacht dauerte<br />
bis 4 Uhr nachmittags. Zuerst waren es Schießduelle, doch dann kam es zu einem<br />
erbitterten Kampf von Mann zu Mann, der sich vor allem im Bereich der Kirche<br />
und des Friedhofes abspielte und auf beiden Seiten hohe Verluste forderte.<br />
Inmitten der Schützen soll auch die Magd Katharina Lanz mit der Heugabel an<br />
der Kirchenmauer gekämpft haben. Im Prinzip endete der Kampf unentschieden.<br />
Am Abend zogen sich die Tiroler wieder über den Berg nach Mauls und Sterzing<br />
zurück. Sie hatten einerseits die Franzosen entscheidend geschwächt und andererseits<br />
mit ihrer Treffsicherheit, ihrer Tapferkeit und vor allem ihrer wilden<br />
Kampfart Angst und Schrecken bei den Gegnern erzeugt, was sich auch in den<br />
folgenden Jahren oft zu ihren Gunsten auswirkte.<br />
Diese Schlacht von Spinges war ein Teil des Großangriffes auf die französischen<br />
Stellungen von Brixen und Bozen. Von allen Seitentälern und den Berghängen<br />
Das Gefallenen-Denkmal in Spinges: gefallene Schützen<br />
aus Igls (2) und aus Vill (2): Egid Rieder (2. 4. 1797), Blasius<br />
Sauerwein (2. 4. 1797), Thomas Farbmacher (+ 2.4. 1797)<br />
und Johann Leiss (+ 27. 4. 1797)<br />
herab wurden die Franzosen bedrängt. Als für sie die Lage in Bozen brenzlig<br />
wurde, da die Schützen aus dem Burggrafenamt und dem Passeiertal vehement<br />
angriffen, zog General Joubert mit seinen rund 1.000 Mann durch das Pustertal<br />
Richtung Lienz ab, um in Kärnten zur Hauptarmee zu stoßen. Auch aus Welschtirol<br />
zogen sie ab.<br />
TIROL WAR WIEDER FREI !!!<br />
57
<strong>1809</strong><br />
Portrait Paul Hilbers<br />
als Kommandant<br />
<strong>1809</strong>. Original im<br />
Bergisel-Museum.
Paul Hilber – Anno <strong>1809</strong><br />
Günther Mayregger<br />
Igls, der 26. Jänner 1786. Im Dorfe Igls, Haus Nr. 25, dem heutigen Anwesen<br />
Lanser Straße 2, kommt Paul Hilber zur Welt. Seine Eltern, Josef und There-<br />
sia geb. Klingenschmied, sind rechtschaffene, ehrbare Bauersleute und be-<br />
wirtschaften das „Hilbergut“. Zwei Schwestern Anna und Maria vervollständigen<br />
die Familie. Der Besuch der Dorfschule sowie die Mithilfe in der bäuerlichen<br />
Hauswirtschaft füllten die Knabenjahre des jungen Paul Hilber. Im Juni 1796 sah<br />
der 10 Jährige Bursche die Schützen seiner Gegend ins Oberland in den Krieg<br />
ziehen. Ein Krieg, von dessen Grausamkeit er wohl kaum eine Vorstellung hatte.<br />
Die Trommeln und Schwegelpfeifen haben neben dem Läuten der Sturmglocken<br />
wohl noch lange in den Ohren des Elfjährigen nachgeklungen, als die Gerichte<br />
Hall, Thaur und Rettenberg im Jahre 1797 mit dem letzten Aufgebot über die<br />
Ellbögner Straße über den Brenner gegen die Franzosen zogen.<br />
Den nachhaltigsten Eindruck auf des Knaben Gemüt mag aber der Umstand gewesen<br />
sein, dass so viele Ortsansässige, Gevattern und Nachbarn in den Reihen<br />
der Landstürmer gestanden sind. Auch wenn viele davon nicht wiederkehrten.<br />
Der Igler Landsturm wurde aufgefordert, auf einem Ansitz bei Maria Trens nebst<br />
der Maulser Höhe ihre Lager aufzuschlagen, um „mit der aldaigen Hilfe der Mutters<br />
Gottes zu Trens die „rewelischen“ Franzosen am Fortrucken zu hindern“ und<br />
weiter „haben das Glück bekommen, auf dem Spinger Berg ihre Tapferkeit sechen<br />
zu lassen“. 1804 übergab der Vater Paul Hilbers seinem Sohn das bäuerliche<br />
Anwesen. Bereits im Oktober 1805 stand er mit seinem Stutzen in den Reihen<br />
Tausender Landstürmer, die Erzherzog Johanns Ruf Folge leistend von Zirl aus<br />
Richtung Scharnitz aufbrachen.<br />
In einem Nachschlagwerk „Hofer und seine Kampfgenossen“ ist sogar davon die<br />
Rede, dass Hilber bei den Kämpfen um Scharnitz die Sonnenburger Kompanie als<br />
Hauptmann anführte.Nach dem Einmarsch der Bayern war das Schicksal unseres<br />
Landes besiegelt. Mit gravierenden Änderungen, der Auflösung der ständischen<br />
Landschaft zu Innsbruck und der Beseitigung der 400 jährigen Verfassung war<br />
klar.Tirol war Südbayern. Hohe Steuern,Polizeispitzeldienst,Beamtenwillkür,die<br />
Landesverweisung der Bischöfe, das Verbot der Christnachtsmesse und der Wallfahrten<br />
und vieles mehr sorgten im Volk für Unruhe und Rufen nach Befreiung.<br />
Schon im Spätherbst 1808 waren Anzeichen bemerkbar geworden, dass es im<br />
Volk zu gären beginnt. Bei geheimen Treffen rüstete man zum Widerstand. Bei<br />
einer Bauernversammlung in Hall war es, als der 22 jährige Hilber dem Mann<br />
aus Rinn, Josef Speckbacher gelobte, sich und sein Gut dem Vaterlande zum<br />
Opfer zu bringen.<br />
Hilber wurde für die mit großer Gefahr verbundene Beschaffung von Munition<br />
und Waffen und durch seine Umsicht und Klugheit zum Leutnant und später<br />
zum Hauptmann der Sonnenburger Schützen ernannt. Hilber hat dieses Vertrauen<br />
jederzeit gerechtfertigt, denn überall hat er sich später durch seinen unerschrockenen<br />
Mut und seine Tapferkeit hervorgetan.Es folgte die Kriegserklärung<br />
Österreichs an Bayern und Frankreich und auf Hofers Aufrufzettel war zu lesen:<br />
„für Gott, Kaiser und Vaterland brav dreinzuschlagen“. Bereits drei Tage später<br />
erobern Tiroler Schützen und Landsturmtruppen die Hauptstadt Innsbruck. Die<br />
Sonnenburger drangen unter Hilber und dem Ellbögner Schandl, der bei diesem<br />
Kampf verletzt wurde, links und rechts der Sillbrücke bis vor das Wiltener<br />
Kloster vor, in dem sich die Bayern verschanzt hatten. Als die Hauptwache und<br />
das Spitalsgebäude eingenommen wurden, Hilber hatte großen Anteil an dieser<br />
Eroberung, Oberst Dittfurt gefallen war und der altersschwache General Kinkel<br />
durch ein besonderes Wagnis Hilbers in der Gewalt der Bauern war, kapitulierten<br />
Bayern und Franzosen. Nach Paul Hilbers erstem blutigem Tag zählte man unter<br />
den Gefangenen 130 Offiziere und 8.200 Mann.Am 21.Mai <strong>1809</strong>,die Sonnenburger<br />
mit Hilber befanden sich in Scharnitz, machte die Hiobsbotschaft die Runde,<br />
dass Marschall Lefebvres im Unterinntal Kämpfe gewonnen hat und in Innsbruck<br />
einmarschiert ist. Nach dem Aufruf Andrä Hofers standen die Landstürmer unter<br />
Speckbacher auf dem südlichen Mittelgebirge von Innsbruck. Paul Hilber stand<br />
in den Wäldern zwischen Lans und Igls, unterstützt von wenigen „Militaristen“<br />
unter Oberleutnant Reichenfels. Er führte die Kompanie über die Lanserhöhen<br />
und Amras gegen Innsbruck und stand mit seinen Schützen am Paschberge ununterbrochen<br />
unter Feuer. Speckbacher und Straub ließen die Brücken in Volders<br />
59
und Hall abreisen,um einen Flankenangriff der Bayern abzuwehren.Auf den Ald-<br />
ranser Feldern stand Hauptmann Welling mit den Eisacktaler Schützen im Kampf<br />
gegen die Bayern. Gegen 19 Uhr beendete starker Regen die Gefechte, denn das<br />
Nasswerden des Pulvers in der Pfanne machte die Gewehre untauglich. Noch in<br />
der darauf folgenden Nacht trat der Feind den Rückmarsch über Kufstein an und<br />
Tirol war innerhalb weniger Wochen zum zweiten Male befreit.<br />
Ein wutentbrannter Bonaparte war nun gewillt, die Zeit des vorübergehen-<br />
den Waffenstillstandes für die endgültige Unterwerfung Tirols zu nützen.<br />
Napoleon glaubte, 18 bis 20.000 Mann müssten genügen, um Tirol zu besiegen<br />
und Innsbruck zu besetzen. Er befahl Häuser zu plündern und niederbrennen zu<br />
lassen und so Napoleon: „das Land solle in Blut und Eisen aufgehen“. Lefebvre<br />
marschierte ohne großen Widerstand von Osten her in Innsbruck ein und gab<br />
den Befehl, dass bayrische Regimenter, sächsische Kontingente und französische<br />
Batterien nach Süden ziehen sollten. Der „Mahrerwirt“ Peter Mayr, der Schabser<br />
Erstürmung von Innsbruck unter Hilber (Igls-Vill) und<br />
Schandl (Ellbögen)<br />
60<br />
Peter Kemenater, der Kreuzwirt von Brixen, Martin Schenk und Pater Joachim<br />
Haspinger bereiteten ihnen am 5. August zwischen Mittewald und Oberau einen<br />
heißen Empfang. Die Talenge mit der Bezeichnung „Sachsenklemme“ erinnert<br />
noch heute daran, dass über 1.000 Mann durch Steinschlag zu Tode kamen. Unter<br />
schweren Verlusten musste sich Lefebvre über den Pass Lueg, zwischen Gries am<br />
Brenner und dem Brennersee gelegen, nach Innsbruck zurückziehen.<br />
Nach Andreas Hofers neuerlichen Aufruf lagerten in der Nacht zum 13. August<br />
17.000 Mann zwischen Matreiwald und den Mutterer Feldern. 35 Kompanien<br />
über die Brennerstraße unter dem Kommando von Peter Mayr und 22 Kompanien<br />
unter Pater Haspinger über Mutters, Natters bis zum Eichhof bildeten mit<br />
7.000 Mann das Zentrum. 15 weitere Kompanien stellten am linken Flügel unter<br />
Bucher ihren Mann.<br />
Nach einer ruhigen Nacht zum 13. August, einem Sonntag, rechnete niemand mit<br />
einem Angriff. Als die Bauern über die Brennerstraße nach Innsbruck stürmten<br />
und Erfolge zu verzeichnen waren, glaubte man auch die Talsohle mit Leichtigkeit<br />
gewinnen zu können.17 Kompanien,unterstützt von 13 Südtiroler Einheiten,<br />
wurden von Josef Speckbacher von Rinn aus über Aldrans nach Amras geführt.<br />
Unter ihnen auch die Igler unter Paul Hilber, die Patscher unter Hauptmann<br />
Georg Liensberger, die Schützen von Tulfes, Rinn und Ampass sowie die Lanser<br />
Schützen mit einem Georg Farbmacher, der später in Sistrans das Amt eines<br />
Lehrers ausübte.<br />
Nach einer neuerlichen Niederlage kehrte Marschall Lefebvre dem „verfluchten“<br />
Land Tirol den Rücken.Die Verluste auf bayrischer Seite soll weit höher gewesen<br />
sein, als angegeben wurde. Sie verbrannten ihre Gefallenen in den angezündeten<br />
Höfen und Vogelhütten. Nach der Aufforderung der Landesstände, der Stürmer<br />
und durch den Abzug der Franzosen begann das „Sandwirtsregiment“. Hilber<br />
erhielt vom „Oberkommandanten von Tirol“ im Sinne der Sicherheit Tirols den<br />
Auftrag: „Eine Kompanie bestehend aus drei Herren Offizieren, 105 Mann und<br />
Verpflegung, sowie einen Vorspannwagen gegen Quittung für die Sicherung des<br />
wichtigen Grenzpunktes Scharnitz bereitzustellen“. Innsbruck, der 30. 7. <strong>1809</strong>.
Bereits 3 Tage nach dem Schluss des Wiener Friedens vom 14. Oktober <strong>1809</strong><br />
rückten drei feindliche Korps und bayrische Freischaren von Salzburg, Kärnten<br />
und Italien gegen Tirol vor. Hilber musste Scharnitz nach hartem Kampf verlassen,<br />
Speckbacher verlor sein Gefecht am Steinpass bei Lofer. 8.535 Tiroler<br />
Landesverteidiger konnten 50.000 Mann unmöglich erfolgreichen Widerstand<br />
leisten. Nach nur etwa 2 Stunden war der ungleiche Kampf beendet. Die meisten<br />
Bauern und Führer suchten ihr Heil in der Flucht oder hielten sich verborgen.<br />
Am Bergisel wurde mit Befehl vom 7. November <strong>1809</strong> der Wald bis zum Hußlhof<br />
geholzt, um eine Wiederholung dessen, was hier in diesem Jahr geschehen war,<br />
für immer zu verhindern. Schon wenige Tage danach stand ein kahler Berg vor<br />
dem grauen Novemberhimmel. Ein Heißsporn und ein von Unterwerfung nichts<br />
wissen wollender Josef Speckbacher erachtete ein nochmaliges Losschlagen seiner<br />
Freunde. Am 24. November erhielt Hilber von Speckbacher den Brief mit den<br />
Worten: „dass die Franzosen hinter dem Brenner aufgeräumt sind, die Oberländer<br />
und Hofer wieder anrücken und mit Hilfe Gottes der Feind überfallen werden<br />
sollte. Ergreifet also die Waffen und helfet die Religion und das Vaterland zu retten.“<br />
Diese Zeilen wurden von den Soldaten der Division Deroy noch am selben<br />
Tag abgefangen und Hilber, dessen Heldentat bei der Gefangennahme Kinkels<br />
plötzlich wieder ins Gedächtnis der Bayern gerufen wird, auf die Suchliste gesetzt.<br />
Mehrere Wunden, die Hilber bei den letzten Kämpfen erlitten hatte, fesselten ihn<br />
zunächst an das Vaterhaus. Hilber erfuhr von seiner geplanten Festnahme und<br />
versteckte sich in einer Hütte im Igler Wald, wo er aber schon nach kurzer Zeit<br />
nicht mehr sicher war. Im Schlamm und Wasser stehend hielt er noch einige Tage<br />
im Schacht eines Ziehbrunnens aus. Besonders schwer traf ihn dabei die Nachricht,<br />
dass man seine Eltern und Geschwister auf grausame Weise behandelt hat<br />
und das Anwesen „Hilbergut“ angezündet wurde. Durch angebotene verlockende<br />
Silberlinge fand sich auch hier ein Verräter; der wehrlose Hilber wurde aus dem<br />
Brunnen geholt und schwer misshandelt. In Eisen geschlossen wurde er nach<br />
Sistrans gebracht, wo die Bayern ihren Fang im Dorfgasthaus mit einem Trinkgelage<br />
zu feiern gedachten. Der Wirt des Gasthauses, ein Jugendfreund Hilbers,<br />
tischte den Bayern auf, was der Keller zu bieten hatte. Der aufgetischte Rotwein<br />
tat seine Wirkung und Hilber flüchtete in der Nacht auf einem vom Wirt bereitgestellten<br />
Pferd nach Schwaz. Der als Flößer verkleidete Flüchtling gelangte<br />
auf dem Inn über Passau nach Linz, wo er österreichischen Boden betrat. Hilber<br />
wanderte weiter nach Wien, wo er sich, wie viele andere Tiroler auch, vom Kaiser<br />
Unterstützung erhoffte. Durch einen Brief Speckbachers an den Kaiser, in dem<br />
Hilbers Erfolge gewürdigt wurden, erhielt Paul Hilber die silberne Tapferkeits-<br />
Sterbehaus von Paul Hilber in Ebelsberg<br />
61
medaille, die erhoffte Unterstützung blieb aber aus. Er übertrug den Hof einer<br />
seiner Schwestern und mit den erhaltenen Geldmitteln übersiedelte er im Sommer<br />
1812 nach Vorchdorf. Andere Tiroler Flüchtlinge hielten sich im vom Kaiser<br />
bereitgestellten „Hofer und Tirolerhaus“ in der Nähe von Leonding auf. Hilber<br />
arbeitete in Vorchdorf als „Handelsbedienter“ beim Uhrmacher Michael Krumhuber,<br />
heiratete dessen Tochter, doch starb seine Angetraute bereits nach wenigen<br />
Monaten. Als Witwer zog Hilber nach Ebelsberg, lernt als einfacher Greisler eine<br />
Frau Anna Maria Löschenkohl kennen, die er am 3. Mai 1814 auch heiratete.<br />
Das erste der gemeinsamen 15 Kinder kommt bereits im September desselben<br />
Jahres zur Welt. 1816 gründete der Gastwirt Michael Dürr in Ebelsberg eine Bür-<br />
gergarde, die aber erst durch den Beitritt Hilbers im Jahre 1820 mehr Begeisterung<br />
erweckte. Man schaffte eine Fahne an und Hilber wird Fähnrich dieser Garde,<br />
im Verhinderungsfall von Hauptmann Dürr sogar dessen Stellvertreter. 1824<br />
erwirbt Hilber in Ebelsberg um 3.100 Gulden das Gasthaus „Zum Schwarzen<br />
Bock“. Im August 1831 gebar Anna Maria mit Juliane das letzte Kind dieser Gemeinschaft,<br />
ehe sie selbst am 29. September verstarb. Paul Hilber verkaufte ein<br />
Jahr später, 1832, das Wirtshaus in Ebelsberg an Schuller Josef und Franziska. Er<br />
übersiedelte in das Markthaus und arbeitete für die Gemeinde als Straßen- und<br />
62<br />
Flussbauunternehmer. Die erworbenen Mittel gestatten ihm den Ankauf eines<br />
Bauerngutes in Traundorf nächst Ebelsberg. 1854 erwirbt Hilber, der inzwischen<br />
die Anerkennung seitens seiner Mitbürger in seiner zweiten Heimat gewonnen<br />
hat, um 6.000 Gulden den Gasthof „Zum goldenen Greifen“ in Ebelsberg. Durch<br />
seinen Tatendrang, Fleiß und Eifer genoss er höchstes Ansehen in der Gemeinde.<br />
Bei der Fronleichnamsprozession 1855 löste man die Bürgergarde Ebelsberg<br />
auf. Die zu geringe Beteiligung war der Grund für den gekränkten Patrioten,<br />
dessen Sohn Georg inzwischen der Fähnrich der Garde war. Die Fahne musste<br />
allerdings stets im Schlafzimmer Paul Hilbers aufbewahrt werden.<br />
In „seinen Erinnerungen“ schrieb ein Johann Rauch wenige Jahr vor seinem Ab-<br />
leben: „Neben dem unermüdlichen Hauptmann Dürr tat sich der Fähnrich Paul<br />
Hilber, ein Tiroler Freiheitskämpfer, und dessen Brust die silberne Tapferkeitsmedaille<br />
schmückt, am meisten hervor“. Weitum im Lande war der „Tiroler Hauptmann“,<br />
wie man ihn nannte, ob seines offenen Charakters, seiner Leutseligkeit<br />
und seines Frohsinns beliebt. Durch den „vom Gott geschenkten Wohlstand“, profitierten<br />
auch seine Angehörigen und Geschwister in Tirol, die er nicht vergessen<br />
hatte. Paul Hilbers viel bewegtes Leben neigte sich dem Ende. Am Nachmittag<br />
des 28. September 1857, um 4 Uhr, starb Hilber im Alter von 71 Jahren nach einem<br />
kurzen Krankenlager.Auf dem Friedhof von Ebelsberg, fern seiner geliebten<br />
Heimat, fand er seine letzte Ruhestätte, welche durch ein eisernes Kreuz geziert<br />
war. Es war der 3. Mai 1891, als man dem „Tiroler Hauptmann“ eine Ehrung seitens<br />
seiner Mitbürger von Ebelsberg entgegenbrachte. An seinem Sterbehofe,<br />
dem Haus Ebelsberg Nr. 28 wurde eine schlichte Gedenktafel mit der Inschrift<br />
enthüllt:<br />
„Sterbehaus des Herrn Paul Hilber,<br />
gewesener Hauptmann der<br />
Landesverteidiger Tirols <strong>1809</strong>“.<br />
Ein oberösterreichisches Blatt widmete Hilber 6 Strophen,an dessen Ende stand:<br />
„Möchte die Erinnerung an den tapferen Sohn der Berge, den bayrische Zwingherrschaften<br />
von seiner väterlichen Scholle vertrieben, auch in seinem Heimatland<br />
Tirol niemals erlöschen!“
Die Schützenkompanie Igls-Vill um 1900 noch ohne Tracht.<br />
Grauer Anzug mit Hut und Gockelfedern.<br />
Die Geschichte der Schützenkompanie Igls - ViII ab <strong>1809</strong> bis NS-Zeit<br />
Lothar Zimak<br />
63
Die Zeit nach <strong>1809</strong> ist sowohl historisch, wie auch aktenkundlich schwach<br />
belegt. Dies hat mehrer Gründe, zuerst war es die Zeit des Wiener Kongress,<br />
der die Hauptaugenmerke auf die Restauration der „Alten Ordnung“<br />
legte und weniger auf die Interessen des Landes Tirol. Zum Anderen war<br />
im großen Weltspiel Tirol ein sekundärer Schauplatz. Erst später entstand die<br />
Mystifizierung des Freiheitskampfes und seiner Leitfigur „Andreas Hofer“. Ein<br />
weiterer Punkt war, dass sich die geopolitischen Gegebenheiten aus dem provinziellen<br />
wieder zu Staaten überragenden Ereignissen wurden. Spätestens ab<br />
der Schlacht von Solferino am 24. Juni 1859, in dem das Königreich Sardinien<br />
(welches die Aufständischen für ein geeintes Italien unterstützte) und Frankreich<br />
unter Napoleon III. gegen das Kaiserreich Österreich unter Kaiser Franz Josef I.<br />
kämpfte.<br />
Kaiser Franz Josef I. verlor hier seine erste Schlacht. Ein schlechtes Ohmen für<br />
seine Regentschaft. Das noch immer existierende Landlibell von <strong>1511</strong> wurde,<br />
64<br />
Die Schützenkompanie Igls-Vill 1909<br />
anlässlich der 100-Jahrfeier in Innsbruck.<br />
durch die schwache Stellung der Tiroler Landstände von Wien aus untergraben.<br />
Nicht nur Metternich hat dem Landlibell durch seine Restaurationsversuche geschadet,<br />
dass schwache Auftreten der Landstände nach den Freiheitskriegen hat<br />
die Position Tirols zur selbstständigen Landesverteidigung massiv geschwächt.<br />
Dies führte letztendlich dazu, dass der Zentralismus in der k.u.k Monarchie sieg-<br />
te. Das Schützenwesen, welches seit <strong>1511</strong> die Landesverteidigung von Tirol<br />
organisierte, wurde schrittweise durch die neue, 1864 erlassene Verteidigungsordnung<br />
abgelöst. Zur Landesverteidigung (und auch zur allgemeinen Mobilisierung)<br />
standen in Tirol sieben Bataillone zum Tiroler Kaiserjägerregiment (k.u.k.<br />
Heer), dazu als erstes Aufgebot die Landesschützenkompanien mit 6.200 Mann,<br />
als zweites Aufgebot das freiwillige Scharfschützenkorps und als drittes Aufgebot<br />
der Landsturm (alle Waffenfähigen vom 20. – 50. Lebensjahr) ganz im Sinne<br />
des Landlibells. Aber die Kaiserjägerregimenter konnten nach der der neuen<br />
Verteidigungsordnung auch außerhalb der Grenzen Tirols eingesetzt werden.
Gerade das zweite und dritte Aufgebot bildeten letztendlich das Grundgerüst für<br />
die Schützenkompanien im Lande. Eine Trennung zwischen Schützen und Gilden<br />
gab es in der Form so nicht.<br />
Eine neuerliche Bewährung der „Tiroler Schützen“ gab es im Jahre 1848. Das<br />
Revolutionsjahr 1848 (Paris, Berlin, Budapest, Prag …) ging auch in Wien nicht<br />
spurlos vorüber. Am 19. Mai 1848 erlangte die Nachricht, dass Kaiserin Maria<br />
Anna und Kaiser Ferdinand sich nach Innsbruck abgesetzt hätten, die Stadt. Die<br />
Nationalgarde, gestellt von den Schützen der Stadt Innsbruck und dem Umland,<br />
sorgte für die Sicherheit des Kaiserpaares. Am 5. Juli 1848 sicherte die Kompanie<br />
Igls-Vill die Hofburg in Innsbruck. Aber nicht nur in Innsbruck versahen Schützen<br />
aus Igls-Vill ihren Dienst, nein auch in der 1. und 2. Sonnenburger Kompanie,<br />
die im Jahr 1848 ins südliche Tirol aufbrachen, kämpften sie gegen die italie-<br />
nischen Freischaren. Die 1. Sonnenburger Kompanie unter Hauptmann Johann<br />
von Mörl zog am 29.April 1848 mit 176 Mann nach Südtirol und kämpfte am 22.<br />
Mai 1848 bei der Grenzbrücke am Caffarobach. Die Kompanie drang weiter auf<br />
lombardischen Boden vor und bekämpfte den am Monte Suello und im Castell<br />
Lodrone verschanzten Feind erfolgreich. Die 2. Sonnenburger Kompanie unter<br />
Hauptmann Andrä Mair löste mit 143 Mann dann am 12. August 1848 die 1.<br />
Kompanie ab. Sie kehrte, nachdem der Feind aus dem Land vertrieben war, am<br />
31. Oktober 1848 wieder nach Innsbruck zurück.<br />
In den Standeslisten der Freiwilligen Scharfschützenkompanie Innsbruck-Sonenburg<br />
von 1866 sind nachfolgende Schützen aus Igls und Vill aufgeführt. 1.<br />
Zug Alois Pittrich, Bauer in Vill, 2. Zug Andreas Rittsteiger, Müller in Igls, 3. Zug<br />
Karl Brugger, Knecht aus Igls, 4. Zug Karl Praxmarer, Knecht aus Igls.<br />
Die Schützenkompanie Igls-Vill 1921<br />
unter der Führung von Hauptmann<br />
DDDDr. Rudolf von Granichstätten-Cerva<br />
65
Die neue Tracht von 1909<br />
Neben den neuen Fahnen Vill 1888 und Igls 1894 war es wohl die Anschaffung<br />
der neuen Tracht, die anlässlich des großen Festumzugs – 100-Jahrfeier<br />
des Freiheitskampfes von <strong>1809</strong> – getätigt wurde, die das Erscheinungsbild bis<br />
heute geprägt haben. Sie wurde übrigens gleich gestaltet, wie die Tracht der<br />
Musikkapelle, welche dieselbe im Jahre 1903 erhielt. Daher haben die Musik und<br />
die Schützen seit dieser Zeit bis heute die gleiche Tracht.Es hat dies sicher einen<br />
Vorteil bei gemeinsamen Ausrücken besonders auswärts, aber auch den Nachteil,<br />
dass über Uniformstücke gestritten wurde, wem sie gehören. Beim Festumzug<br />
1909 war DDDDr. Rudolf von Granichstätten Cerva Schützenhauptmann. Er wurde<br />
später Ehrenhauptmann.<br />
Die Tracht der<br />
Schützenkompanie Igls-Vill besteht aus:<br />
Einem hohen, breitkrempigen schwarzen Hut.<br />
Offiziere tragen eine doppelte Spielhahnfeder,<br />
Mannschaften eine einfache Spielhahnfeder, dazu eine<br />
weiße und rote Nelke mit Blattgrün.<br />
Einer roten Weste, die mit Goldborde am Hals eingefasst ist<br />
und mittig an der Vorderseite verläuft. Goldene Zierknöpfe<br />
sind darauf befestigt.<br />
Der weinroten Wipptaler Joppe, sie wird durch weiße<br />
(bei Offizieren goldene) Zierschnüre über der Brust<br />
zusammengehalten.<br />
Dazu gehört noch ein weißes Hemd, eine schwarze Krawatte,<br />
lange Lederhose, weiße Kniestrümpfe und Trachtenschuhe.<br />
Offiziere tragen oben gerundete Schaftstiefel.<br />
66<br />
Im Bild:<br />
Pionier Otmar von Eckhart Eckhartsberg (ca. 1935)
Bild oben: Fähnrich Vinzenz Platzer<br />
mit der alten „Historischen Fahne“ der<br />
Schützenkompanie Igls-Vill.<br />
Bild rechts: Dankes-Urkunde an Vincenz Platzer<br />
aus dem Jahr 1929; man beachte<br />
das Igler Bürgermeister-Siegel.<br />
67
68<br />
Nach dem 1. Weltkrieg rückte die Kompanie<br />
in der Zwischenkriegszeit zu den<br />
Prozessionen und Schützenfesten in<br />
Innsbruck aus. Leider existieren fast keine<br />
schriftlichen Aufzeichnungen aus dieser<br />
Zeit. Lediglich ein paar Fotos zeigen,<br />
dass die Kompanie in dieser Zeit in den<br />
Orten und der Landeshauptstadt präsent<br />
war.<br />
Wie die Vögel ohne Sang<br />
wie die Glocken ohne Klang<br />
zogen Schützen ohne Wehr<br />
aus zu Adolf Hitlers Ehr.<br />
(Ein Gedicht passend<br />
als Abschluss für diesen<br />
von Kriegen geplagtem<br />
Zeitabschnitt.)<br />
Bild oben: Schützenkompanie<br />
Igls-Vill unter Hauptmann<br />
Martin Wild Ende der 20er<br />
Anfang der 30er Jahre<br />
Bild unten: Die<br />
Schützenkompanie Igls-Vill<br />
unter Hauptmann Josef Eller<br />
1938 kurz vor dem Verbot der<br />
Schützen durch die Nazis.
Die Geschichte der<br />
Schützenkompanie<br />
Igls - ViII<br />
nach 1945<br />
Lothar Zimak<br />
69
In seinem Tätigkeitsbericht für die Generalversammlung am 26. Juli 1969<br />
schrieb Hannes Hundegger: „Lasst mich zurückblättern ins 45er Jahr, die<br />
Schützen von Igls-Vill waren im ganzen Mittelgebirge die ersten und einzigen,<br />
die bereits zwei Monate nach Kriegsschluss bei der Fronleichnamsprozession<br />
ausrückten, die Trachten hatten allerdings durch Mottenfraß gelitten und ich<br />
war glücklich, als ich das Geld zusammengebettelt hatte, um sie in der Kunststopferei<br />
in der Liebeneggerstraße stopfen zu lassen zu können.“<br />
Zwar wurde in Tracht, aber nicht mit Waffe ausgerückt, die alte Schützentradition<br />
wurde aber gewahrt. Als die Kameraden 1945 anfingen, gab es weder eine<br />
Standesliste, noch ein Kassabuch, nicht einmal mehr ein Stampiglie (Kompaniestempel)<br />
war zu finden. In der Nazizeit wurde alles, was mit dem Tiroler Schützenwesen<br />
zu tun hatte, eingezogen und vernichtet. Drakonische Strafen standen<br />
auf Nichtabgabe oder gar Verstecken von Trachten, Fahnen, Waffen und Geräten<br />
der Schützen.Aber der„Eller Vater“,der schon Schützenhauptmann der Schützenkompanie<br />
Igls-Vill von 1932 – 1939 war, rief die ehemaligen Kameraden zusammen.<br />
Alle, die nach dem 2. Weltkrieg schon wieder in Igls und Vill waren, rückten<br />
aus. Im Jahre 1946 konnte schon in der Tracht ausgerückt werden, jedoch ohne<br />
Waffen.Auch konnte die„alte Igler Fahne“,die in der Nazizeit auf dem Dachboden<br />
des Brosenhofes versteckt war, bereits wieder mitgeführt werden.<br />
70<br />
Fronleichnamsprozession<br />
1946 die Schützen noch ohne<br />
Fahnen und Gewehre<br />
Bereits bei der Fronleichnamsprozession 1947 konnten die Igler und Viller<br />
Schützen wieder mit Gewehren ausrücken, welche die französische Besatzungsmacht<br />
bereitgestellt hatte. Am 21. August 1948 fand im damaligen Hotel Stettnerhof<br />
eine Sitzung mit Wiederwahl der ersten Kommandantschaft statt. Eingeladen<br />
hatte der damalige Leiter der Nebenstelle Igls des Stadtmagistrats Hannes<br />
Hundegger. Nach dem Protokoll waren neben dem Einladenden der Ehrenhauptmann<br />
DDDDr Rudolf von Granichstätten – Cerva und 15 Schützen anwesend.Als<br />
Chargen wurden einstimmig gewählt:<br />
Hauptmann Eller<br />
Oberleutnant Falschlunger<br />
Leutnant Seyrl<br />
Fähnrich Wieser N.<br />
Kassier: Hundegger<br />
Schriftführer Hundegger<br />
1. Pionier Guzzi<br />
2. Pionier Eckart<br />
3. Pionier Aninger<br />
Fahnenbegleiter: Rigatti und Hundegger<br />
Marketenderinnen: Traudel Abenthung, Hilda Wegscheider
Fronleichnam 1951: Oberleutnant Ludwig Falschlunger,<br />
Fährich Norbert Wieser und Leutnant Seyerl<br />
Fahnenbegleiter Hannes Hundegger, Oberleutnant Ludwig<br />
Falschlunger und Otmar von Eckart Eckhartsberg 1949<br />
Vorbereitung zur General Decharge<br />
beim Fernkreuzweg 1953<br />
71
1. Bataillonsfest 1962<br />
Auszug aus der Chronik: „Bei der<br />
Jahreshauptversammlung am 5. Mai 1962<br />
stellte Hauptmann Wopfner die Idee des<br />
Bezirksschützentags in Igls vor. Er sagte:<br />
„Eigentlich sollte in jedem Jahr in jedem Bezirk<br />
ein Bezirksschützentag stattfinden. Dies sei aber<br />
im Bezirk Innsbruck bisher immer unterblieben.<br />
Daher schlage er vor, dass die Kompanie<br />
Igls-Vill den ersten Bezirksschützentag des<br />
Bezirks Innsbruck durchführen sollt.“ Darüber<br />
gab es eine lange Aussprache, die um ½ eins<br />
ergebnislos beendet wurde.“<br />
Am 5. August 1962 fand der<br />
1. Bezirksschützentags des Bezirks (Bataillon)<br />
Innsbruck in Igls statt.<br />
72<br />
Bataillonskommandant Josef Wopfner<br />
und Bürgermeister Dr. Alois Lugger beim<br />
Abschreiten der Front.
Schützenausflug nach St. Goar am Rhein im Juni 1964.<br />
Ausflug nach<br />
Meran mit dem<br />
Wieserbus<br />
1965.<br />
diverse Ausflüge<br />
Schützenausflug nach Garmisch mit Ausrückung<br />
beim Gaufest 1965.<br />
Schützenfest in Eiserfeld 1968: Hauptmann Andreas<br />
Groißmayr, Marketenderinnen Traudl Mair, Lotte Giner<br />
Oberleutnant Hannes Hundegger, Leutnant Karl Wieser,<br />
Fähnrich Lambert Gurgisser<br />
73
Prozession 1974 in Igls.<br />
Karitativer Einsatz für die Erdbeben-Notleidenden in Friaul 28. Oktober 1976<br />
74
Schützenkompanie<br />
Igls-Vill 1980.<br />
Die Kompanie 1978 mit<br />
Leutnant Raimund Schwarz.<br />
75
76<br />
Landesfestumzug<br />
am 9. September 1984<br />
Von links: Hammer Friedl,<br />
Felber Ecki, Dr. Zobl Hanspeter,<br />
Walter Drexel jun., Treichl Hans,<br />
Tschaikner Heinz, Hafele Toni,<br />
Michaeler Rudl, Drexel Arnold,<br />
Wieser Karl jun., Huber Günter:<br />
Politprominenz auf der Ehrentribüne von links nach<br />
rechts: Bundeskanzler Fred Sinowatz, Prinz Albert I. von<br />
Lichtenstein, Bundespräsident Rudolf Kirchschläger,<br />
Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, Frau Kirchschläger,<br />
Bischof Reinhold Stecher.
Die Schützenkompanie Igls-Vill 1986<br />
Vorne: Kanone, Jungschützen Christoph Schwarz, Andreas Span, Jakob Hafele, Michael Meingasser, Simon Hafele, Andreas<br />
Kapferer; 1. Reihe sitzend: Kanonier Oswald Pircher, Marketenderin Brigitte Schwarz, Alfred Wegscheider, Ehrenoberleutnant<br />
Hannes Hundegger, Fahnenpatin Grete Lintner, Hauptmann Raimund Schwarz, Oberjäger Eckhard Felber, Oberleutnant Dr.<br />
Hanspeter Zobl, Leutnant Christoph Wegscheider, Marketenderin Doris Treichl Jungschützenfähnrich Nikolaus Wick; 2. Reihe<br />
stehend: Fähnrich Ludwig Gruber, Hans Treichl, Anton Hafele, Rudl Michaeler, Magnus Zitt, Dr. Rolf Kapferer, Arnold Drexel,<br />
Christoph Stöckholzer, Hans Lintner jun., Heinz Tschaikner; 3. Reihe stehend: Wolfgang Kalous, Ludwig Treichl, Kaspar<br />
Alessandri, Friedl Hammer, Benedikt Lechthaler, Josef Pöschl, Anton Grauss, Franz Lechthaler<br />
77
78<br />
5. Dezember 1989: Feier der 60.<br />
Geburtstage von Ehrenhauptmann<br />
Karl Wieser, Schriftführer und<br />
Zugsführer Toni Grauss und<br />
Hauptmann Raimund Schwarz.<br />
(Bild oben rechts)<br />
Fahnenabordnung April 1989:<br />
Hauptmann Raimund Schwarz,<br />
Fähnrich Hans Treichl,<br />
Oberleutnant Franz Lechthaler,<br />
Oberjäger Ecki Felber<br />
Jungschützen Ägidi 1990<br />
Vorne von links: Martin Steppan,<br />
Thomas Hofbauer, Manuel<br />
Schwaiger.<br />
Hinten von links: Christoph<br />
Landauer, Dirk Lueger (Pany),<br />
Bernhard Lanschner,<br />
Anton Hörhager (jun.),<br />
Wolfgang Platzer (jun.).
Anlässlich der 20jährigen Partnerschaft<br />
zwischen den Schützenkompanien<br />
„Alte Pfarre Natz“ und Igls-Vill wurde<br />
eine Ehrenscheibe ausgeschossen. Die<br />
Ehrenhauptmänner Karl Wieser und<br />
Karl Fallmerayer – die Initiatoren der<br />
Freundschaft – zeigen sie den Kompanien.<br />
Am 21. Dezember 1993 rückte die<br />
Kompanie zum 90. Geburtstag von Hannes<br />
Hundegger aus. Oberjäger Ecki Felber und<br />
Hauptmann Raimund Schwarz überreichen<br />
dem Jubilar einen restaurierten<br />
„Wenzelstutzen“ (Bild links).<br />
79
Kulturtage 1996<br />
Bei den Kulturtagen<br />
1996 bildete das<br />
„Schützenfest“ den<br />
würdigen Abschluss.<br />
Die Kompanien „Alte<br />
Pfarre Natz“ und Igls-<br />
Vill beim Gruppenfoto.<br />
In der Mitte die<br />
Hauptleute Raimund<br />
Schwarz und Thomas<br />
Michaeler.<br />
Gruppenbild mit<br />
Pfarrer Magnus Roth<br />
und den feschen Natzer<br />
Marketenderinnen.<br />
80
Bildstock am Viller Steig 1996<br />
Am 3. November 1996 wurde der Bildstock am Viller Steig, anlässlich<br />
des 200 Jahre Gedächtnisses des „Herz-Jesu-Gelöbnisses“, eingeweiht.<br />
Kommandantschaft von links:<br />
Ehrenhauptmann Karl Wieser, Oberleutnant<br />
Franz Lechthaler, Fähnrich Hans Treichl,<br />
Leutnant Christoph Wegscheider,<br />
Marketenderin Sonja Pircher, Hauptmann<br />
Raimund Schwarz, Marketenderin Petra<br />
Stöckholzer, Pfarrer Magnus Roth, zwei<br />
Ministranten und Diakon Harald Früchtl.<br />
81
Einweihung des Volksaltars in Vill 10. Mai 1998<br />
Kniend: Martin Martoi, Stephan Schwaiger, Tobias Schwaiger; sitzend: Petra Stöckholzer, Ehrenhauptmann Karl Wieser, Olt.<br />
Lechthaler, Pfarrer Magnus Roth, Diakon Früchtl, Bischof Alois Kothgasser, Hauptmann Raimund Schwarz, Mathias Fankhauser,<br />
Klaus Feichtner; Stehend 1. Reihe: Karoline Wegscheider, Lt. Christoph Wegscheider, Fähnrich Harry Fankhauser, Toni Grauss,<br />
Alfred Wegscheider, Franz Sailer, Rudl Michaeler, Walter Drexel sen., Thomas Moyle, Dr. Hanspeter Zobl, Anna-Maria Zimak,<br />
Jungschützenfähnrich Stefan Treichl; Stehend 2. Reihe: Ossi Pircher, Lothar Zimak, Josef Fankhauser, Wolfgang Kalous,<br />
Oberjäger Ecki Felber, Christian Treichl, Adi Huber, Friedl Hammer.<br />
82
Alle Igler/Viller Fahnen mit Patinnen: Brigitte Kalous „Historische Fahne“ Fähnrich Hans Treichl, Hermine Wieser und Grete<br />
Lintner „Igler Fahne“ Fähnrich Harry Fankhauser, Jungschützenfahne Fähnrich Josef Fankhauser, „Viller Fahne“ Fähnrich Ossi<br />
Pircher mit Patin Anna Wegscheider, Bataillonskommandant Erich Enzinger<br />
Fahnenweihe 1998 der<br />
restaurierten historischen<br />
Igler Fahne 1820<br />
Die stolze Ehrenkompanie<br />
„Alte Pfarre Natz“ mit<br />
Bataillonskommandant Erich<br />
Enzinger und dern Hauptleuten<br />
Thomas Michaeler (Natz) und<br />
Raimund Schwarz (Igls-Vill).<br />
83
39. Bataillonsfest 2000<br />
84<br />
Galant der alte Charmeur Hannes Hundegger, einen Handkuss für<br />
Bürgermeisterin Hilde Zach.<br />
Salve der Ehrenkompanie „Alte Pfarre Natz“ unter Hauptmann Hans Auer.
TT, 24. Mai 2006<br />
1. Nordtiroler Exerzier- & Marschierwettbewerb 2006<br />
85
26. bis 28. Mai 2007: Gemeinsame Aufführung des Großen<br />
Österreichischen Zapfenstreichs mit der Musikkapelle Igls-<br />
Vill am Dorfplatz in Illmitz am Neusiedlersee.<br />
86<br />
Illmitz 2007
Poysdorf 2008 23. bis 25. Mai 2008: Aufführung des Großen Österreichischen Zapfenstreichs gemeinsam mit der<br />
Musikkapelle Igls-Vill in der „Gstettn“ im Weinviertler Poysdorf.<br />
87
88<br />
Zeitungsartikel in „Linz-Süd“ Juni 2009<br />
Anläßlich der Gedenkveranstaltung 2009 in Ebelsberg im Süden von<br />
Linz besuchte die Fahnenabordnung der Schützenkompanie Igls-Vill, die<br />
Gastwirtschaft und das Sterbehaus von Paul Hilber.
Landesfestumzug 2009<br />
Törggele-Ausflug zur Partnerkompanie „Alte Pfarre“ Natz am 21. 11. 2009; Gruppenbild in der Brixner Milch-Genossenschaft.<br />
89
90<br />
1. Bezirkskommandant<br />
Major Karl SAGSTÄTTER,<br />
Schützenkompanie Wilten,<br />
von 1950 bis 1962.<br />
2 . Bezirkskommandant<br />
Major Josef<br />
WOPFNER,<br />
Schützenkompanie<br />
Igls-Vill,<br />
von 1962 bis 1965<br />
3. Bezirkskommandant<br />
Major Hermann WANKER,<br />
Schützenkompanie Amras,<br />
von 1965 bis 1970. (ganz links)<br />
4. Bataillonskommandant<br />
Major Franz STEINLECHNER,<br />
Standschützenkompanie Pradl,<br />
von 1970 bis 1973. (oben)<br />
5. Bataillonskommandant<br />
Major Walter DREXEL,<br />
Schützenkompanie Igls-Vill,<br />
von 1973 bis 1979. (links)
Die Innsbrucker<br />
Bataillonskommandanten<br />
6. Bataillonskommandant Major Friedrich SEIB,<br />
Schützenkompanie Hötting, von 1979 bis 1994. (links oben)<br />
7. Bataillonskommandant Major Erich ENZINGER<br />
Schützenkompanie Innsbruck - Reichenau,<br />
von April 1994 bis 25. November 2009. (oben)<br />
8. Bataillonskommandant Major Helmuth PAOLAZZI,<br />
Standschützenkompanie Pradl, seit 25. 11. 2009. (links)<br />
91
Bezirks-/Bataillonsschützenfeste seit 1962<br />
Bezirksschützenfeste bis 1966,<br />
Bataillons-Schützenfest 1967,<br />
Bataillonsschützenfest des Schützenbaon Innsbruck Stadt von 1968 bis 1999,<br />
ab 2000 Bataillonsschützenfest des Schützenbataillons Innsbruck<br />
Nr. Datum Austragende Kompanie<br />
1. 18./19. August 1962 Schützenkompanie Igls-Vill<br />
2. 1./2. Juni 1963 Schützenkompanie Amras<br />
3. 5. Juli 1964 Schützenkompanie Arzl<br />
4. 5./7. Juni 1965 Schützenkompanie Wilten<br />
5. 4./5. Juni 1966 Schützenkompanie Hötting<br />
6. 8./9. Juli 1967 Standschützenkompanie Pradl<br />
7. 4. August 1968 Schützenkompanie Igls-Vill<br />
8. 28./29. Juni 1969 Schützenkompanie Mühlau<br />
9. 4./5. Juli 1970 Schützenkompanie Amras<br />
10. 10./11. Juli 1971 Schützenkompanie „Alter Schießstand“ O-Dorf<br />
11. 20.August 1972 Schützenkompanie Arzl<br />
12. 26.August 1973 Stadtschützenkompanie St. Nikolaus-Mariahilf<br />
13. 30. Juni 1974 Schützenkompanie Amras<br />
14. 15. Juni 1975 Schützenkompanie Wilten<br />
15. 2. Mai 1976 Schützenkompanie Innnsbruck-Reichenau<br />
16. 3. Juli 1977 Schützenkompanie Igls-Vill<br />
17. 9. Juli 1978 Schützenkompanie Mühlau<br />
18. 2. September 1979 Schützenkompanie „Alter Schießstand“ O-Dorf<br />
19. 6. Juli 1980 Standschützenkompanie Pradl<br />
20. 26. Juli 1981 Stadtschützenkompanie St. Nikolaus-Mariahilf<br />
21. 4. Juli 1982 Schützenkompanie Hötting<br />
22. 3. Juli 1983 Schützenkompanie Arzl<br />
23. 8. Juli 1984 Schützenkompanie Amras<br />
24. 30. Juni 1985 Schützenkompanie Wilten<br />
25. 22. Juni 1986 Schützenkompanie Innnsbruck-Reichenau<br />
92<br />
Nr. Datum Austragende Kompanie<br />
26. 5. Juli 1987 Schützenkompanie Igls-Vill (25 Jahre)<br />
27. 3. Juli 1988 Schützenkompanie „Alter Schießstand“ O-Dorf<br />
28. 9. Juli 1989 Schützenkompanie Igls-Vill<br />
29. 15. Juli 1990 Standschützenkompanie Pradl<br />
30. 23. Juni 1991 Stadtschützenkompanie St. Nikolaus-Mariahilf<br />
31. 14. Juni 1992 Schützenkompanie Allerheiligen<br />
32. 27. Juni 1993 Schützenkompanie Innnsbruck-Reichenau<br />
33. 3. Juli 1994 Schützenkompanie Amras<br />
34. 2. Juli 1995 Schützenkompanie Arzl<br />
35. 30. Juni 1996 Schützenkompanie Wilten<br />
36. 6. Juli 1997 Schützenkompanie Hötting<br />
37. 28.Juni 1998 Schützenkompanie Mühlau<br />
38. 20. Juni 1999 Schützenkompanie „Alter Schießstand“ O-Dorf<br />
39. 18. Juni 2000 Schützenkompanie Igls-Vill<br />
40. 1. Juli 2001 Stadtschützenkompanie St. Nikolaus-Mariahilf<br />
41. 1. September 2002 Standschützenkompanie Pradl<br />
42. 31. August 2003 Schützenkompanie Allerheiligen<br />
43. 5. September 2004 Schützenkompanie Innnsbruck-Reichenau<br />
44. 3. Juli 2005 Schützenkompanie Arzl<br />
45. 11. Juni 2006 Schützenkompanie Amras<br />
46. 20. Mai 2007 Schützenkompanie Wilten<br />
47. 29. Juni 2008 Schützenkompanie Hötting<br />
48. 28. Juni 2009 Schützenkompanie Arzl<br />
49. 27. Juni 2010 Schützenkompanie „Alter Schießstand“ O-Dorf<br />
50. 24. September <strong>2011</strong> Schützenkompanie Igls-Vill<br />
<strong>2011</strong>
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<strong>1511</strong> <strong>·</strong> <strong>1647</strong> <strong>·</strong> <strong>1809</strong> <strong>·</strong> <strong>2011</strong> Schützenkompanie Igls-Vill