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1511 · 1647 · 1809 · 2011 - Heumandl Verlag - Heumandl - Studio ...

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<strong>1511</strong> <strong>·</strong> <strong>1647</strong> <strong>·</strong> <strong>1809</strong> <strong>·</strong> <strong>2011</strong>


<strong>1511</strong> <strong>·</strong> <strong>1647</strong> <strong>·</strong> <strong>1809</strong> <strong>·</strong> <strong>2011</strong><br />

Festschrift anlässlich des<br />

50. Bataillonsfestes <strong>2011</strong> Igls-Vill<br />

vom 22. bis 25. September <strong>2011</strong> in Igls


Inhalt Impressum<br />

Grußworte 8<br />

Die Geschichte des Tiroler Schützenwesens 12<br />

Das Tiroler Landlibell von <strong>1511</strong> 22<br />

Das Landlibell und die Schützen 31<br />

Das Tiroler Landlibell <strong>1511</strong> und das Österreichische Bundesheer 37<br />

500 Jahre Landlibell: Politische Schritte für die Zukunft Tirols 41<br />

Die Schützenkompanie Igls-ViII und das Tiroler LandlibeII von <strong>1511</strong> 45<br />

Die Geschichte der Schützenkompanie Igls-ViII ab <strong>1647</strong> 53<br />

Die Schlacht zu Spinges 1797 56<br />

Paul Hilber – Anno <strong>1809</strong> 59<br />

Die Geschichte der Schützenkompanie Igls-ViII ab <strong>1809</strong> bis NS-Zeit 63<br />

Die Geschichte der Schützenkompanie Igls-ViII nach 1945 69<br />

Die Innsbrucker Bataillonskommandanten 90<br />

Bezirks-/Bataillonsschützenfeste seit 1962 92<br />

Herausgeber: Schützenkompanie Igls-Vill, Igler-Straße 58a, 6080 Igls<br />

ZVR 495263042<br />

Redaktion: Lothar Zimak, Herwig Zöttl<br />

Produktion: <strong>Heumandl</strong> - <strong>Studio</strong> für Werbung & Grafik Design, Igls<br />

Herwig Zöttl, www.heumandl.at<br />

Fotos: Tiroler Landesarchiv, Innsbrucker Stadtarchiv,<br />

Chronik der Schützenkompanie Igls-Vill,<br />

Land Tirol - Aichner (S. 9), Fotowerk Aichner (S. 10),<br />

Thomas Defner (S. 6/7),<br />

Österreichisches Bundesheer (S. 37-40),<br />

Univ.-Prof. Dr. Franz-Heinz Hye &<br />

Margarete v. Hye-Weinhart (S. 48-51)<br />

Franz Burger (S. 85), Andreas Reiter (S. 88),<br />

Herwig Zöttl, Lothar Zimak und private Leihgaben.<br />

4<br />

<strong>1511</strong> <strong>·</strong> <strong>1647</strong> <strong>·</strong> <strong>1809</strong><br />

<strong>·</strong> <strong>2011</strong><br />

Kompaniefoto Seite 6<br />

Stehend hinten: Christoph Oberhauser, Christoph Stöckholzer,<br />

Mario Stöckholzer, Philip Schwaiger, Lukas Stummvoll, Benedikt Lechthaler,<br />

Ludwig Treichl, Philipp Holzer, Willi Streng.<br />

Stehend vorne: Oswald Pircher, Stefanie Kalous, Werner Holzer,<br />

Ing. Herwig Zöttl, Josef Fankhauser, Matthias Lechthaler, Michael Streng,<br />

Heinz Tschaikner,Anton Grauß, Dr. Hanspeter Zobl,Thomas Zimak,<br />

Gunther Stix, DI Ekkehard Stummvoll, Dkfm. Dr. Rolf Kapferer,<br />

DI Arnold Drexel. Sitzend: Sonja Pircher, Eric Zätterström,<br />

Dr. Herwig Drexel, Lothar Zimak, Wolfgang Kalous, Ing. Christoph<br />

Wegscheider, Martin Schwaiger,Thomas Moyle.<br />

Daneben: Alexander Lechtaler, Lukas Rofner (Fahne), Christopher Schwarz,<br />

Josef Pöschl, Anna-Maria Zimak.<br />

Knieend: Christina Treichl, Johannes Drexel, Linda-Maria Pircher,<br />

Melanie Treichl, Theresa Lechthaler, Michael Meingassner, Stephanie Treichl


m Rahmen der Vorbereitungen für das 50. Bataillonsfest<br />

I<br />

des Schützenbataillons Innsbruck, in Verbindung mit der<br />

500 Jahrfeier des Tiroler Landlibells, entstand der Gedanke<br />

einer Festschrift. In ihr sollte ein Abriss der 500jährigen<br />

Geschichte des Tiroler Schützenwesens gegeben werden.<br />

Dies beinhaltete auch, sich einmal intensiv mit der Kompaniegeschichte zu<br />

befassen. Ebenso betraf es auch die Aufarbeitung der Ebene der Bataillonsgeschichte.<br />

Mit der Festschrift möchte die Schützenkompanie Igls-Vill einen<br />

Beitrag zu einem besseren Verständnis der 500jährigen Tradition leisten.<br />

Durch die unterschiedlichen schriftlichen Beiträge soll die Problematik des<br />

Landlibells unter verschiedenen Gesichtspunkten dargestellt werden.<br />

Einen besonderen Dank gilt Herrn ao. Univ.-Prof. Dr. Franz-Heinz v. Hye, der<br />

die Festschrift beratend begleitete und einen historischen Abriss zum Landlibell<br />

beitrug. Weiterer Dank gilt Abgeordneter zum Südtiroler Landtag Sven<br />

Knoll, Militärkommandant von Tirol Generalmajor Mag. Herbert Bauer und<br />

Landeskommandant des Bundes der Tiroler Schützenkompanien Mag. Fritz<br />

Tiefenthaler, die Beiträge für diese Festschrift zur Verfügung gestellt haben.<br />

Wir sind uns bewusst, dass die Festschrift nur blitzlichtartige Erscheinungsbilder<br />

der 500jährigen Geschichte wiedergeben kann, trotzdem sind wir der<br />

Meinung, dass diese Festschrift ein Beitrag zur Stärkung des Geschichtsbewusstseins<br />

darstellt.<br />

Der Bevölkerung von Tirol, besonders der Jugend, soll vermittelt werden,<br />

dass durch die 500jährige Tiroler Tradition eine Zusammengehörigkeit<br />

aller Landesteile notwendig ist. Auch wenn diese durch willkürlich gezogene<br />

Grenzen derzeit schwer erreichbar ist. Die Festschrift soll zur Vertiefung und<br />

Kräftigung des Tirolbewusstseins, im positiven Sinne, beitragen.<br />

Damit zusammenwachse,<br />

was zusammen gehört!<br />

Oberleutnant Lothar Zimak<br />

Obmann Schützenkompanie Igls-Vill<br />

Igls, im Juli <strong>2011</strong><br />

Vorwort<br />

5


„Grüß Gott!“<br />

zum 50. Schützenfest des Bataillons Innsbruck hier in Igls!<br />

Dieser Gruß, der kürzlich auch Schlagzeilen, Diskussionen und Leserbriefe aus-<br />

löste, ist sicher ein Teil der (nicht nur) tirolischen Identität. Um diese geht es ja<br />

auch bei diesem Fest, das zugleich „500 Jahre Landlibell“ feiert. Nun, seit dem 23.<br />

Juni <strong>1511</strong> hat sich ungeheuer viel verändert. Wir leben heute in einer säkularen<br />

und liberalen Gesellschaft, die nicht mehr von „Gott, Kaiser und Vaterland“ eindeutig<br />

geprägt ist. Jedem Bürger steht weitgehend frei, nach welchen Prinzipien,<br />

Weltanschauungen, religiösen Traditionen u.ä. er sein Leben gestaltet. Fragt sich<br />

dann: Wo bleibt das Verbindende, das für alle Gültige? Das ist doch eine Frage<br />

von großem Gewicht. Letztlich ist doch der Zusammenhalt einer Gesellschaft<br />

gefährdet, wenn sich mehr und mehr jede und jeder auf seinen Privatbereich<br />

zurückzieht und einen rein individualistischen Lebensstil zelebriert und dabei<br />

nicht gestört werden will. Und wenn wir dann auch noch zunehmend zu einer<br />

– ob wir es wollen oder nicht – multikulturellen Gesellschaft werden, sind wir<br />

ganz besonders herausgefordert und müssen uns fragen: Was ist das Wesentliche<br />

unserer abendländisch-christlichen Kultur. Prägt sie (noch) unser gesellschaft-<br />

8<br />

Pfarrer<br />

Magnus Roth, OPraem<br />

liches Zusammenleben oder ist sie oft nur Tourismusattraktion, volkstümlicher<br />

Aufputz?<br />

Je mehr wir in den Wurzeln unserer eigenen Kultur Halt finden und aus ihnen<br />

unser Leben gestalten, umso unvoreingenommener können wir mit andern Kulturen<br />

und Religionen zu einem ehrlichen und fairen Dialog kommen! Es versteht<br />

sich von selbst, dass populistische Sprüche da keinen Platz haben und lediglich<br />

destruktiv sind!<br />

Ich danke als Pfarrer besonders allen in der Schützenkompanie Igls/Vill, die zur<br />

Identität und Gemeinschaftspflege beitragen: Mitgestaltung der Feste und Pro-<br />

zessionen, Pflege der Heiligwasserkapellen, Grabwache am Karsamstag u.a.m.<br />

Jedes Fest ist Anlass zum Danken und zum Denken ...woher? –wohin? ... Das gilt<br />

auch für das 50. Batallionsfest, dem ich ein gutes Gelingen wünsche!


Liebe Landsleute!<br />

Liebe Schützenkameraden!<br />

Landeshauptmann von Tirol<br />

Günther Platter<br />

Die Tiroler Schützen sind in der Geschichte unseres Heimatlandes fest verankert<br />

und repräsentieren ein Stück Tiroler Identität und sind auch aus unserer<br />

Gegenwart nicht mehr wegzudenken. Ihr Bekenntnis zur Heimat und zu traditionellen<br />

Werten, die auch heute wie damals Gültigkeit haben, sowie der gelebte<br />

Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt bewahrten sie erfolgreich davor, zum rein<br />

„folkloristischen“ Element zu werden.<br />

Die Tirolerinnen und Tiroler sind zu recht stolz auf die Heimat und „ihre“ Schützen.<br />

Auch in unserer hektischen Gegenwart, die von Globalisierung und Schnelllebigkeit<br />

dominiert zu sein scheint, ist das Interesse an den Schützen und ihrem<br />

Vereinsleben ungebrochen. Als historisch gewachsene Gemeinschaften leisten<br />

die Schützenkompanien wertvolle Beiträge zur kulturellen Vielfalt und zum sozialen<br />

Zusammenhalt in den Gemeinden.<br />

Als Landeshauptmann von Tirol freut es mich ganz besonders, dass unser Land<br />

heuer das 500-jährige Jubiläum „Tiroler Landlibell“ feiern kann. Über viele Jahrhunderte<br />

hinweg sicherten die Tiroler Schützen aufbauend auf dem Landlibell<br />

Grußworte<br />

von Kaiser Maximilian I. die Grenzen unseres Landes. Auch fast hundert Jahre<br />

nach dem Verlust der militärischen Bedeutung des Schützenwesens bereichern<br />

nach wie vor viele stolze und farbenprächtige Traditionsvereine und Schützenkompanien<br />

unser Land in einzigartiger Weise. Sie prägen das Bild unseres Landes<br />

und werden von Einheimischen und Gästen geschätzt und geachtet. Ich darf<br />

mich an dieser Stelle bei allen Verantwortlichen im Tiroler Schützenwesen und<br />

allen Schützenkameraden für ihr Engagement bedanken.<br />

Ich gratuliere dem Schützenbataillon Innsbruck recht herzlich zum 50. Bataillonsschützenfest.<br />

Mein Dank gilt allen Mitgliedern und Freunden des Schützenbataillons<br />

Innsbruck für ihr Engagement. Den Veranstaltern des Bataillonsschützenfestes<br />

darf ich einen erfolgreichen und reibungslosen Verlauf, allen<br />

Teilnehmern und Gästen schöne und gesellige Stunden wünschen.<br />

Euer<br />

Günther Platter<br />

Landeshauptmann von Tirol<br />

9


Brauchtum und Tradition sind nicht nur leere Schlagworte in unserer aktuellen<br />

kurzlebigen Zeit. Schützenvereine stehen mit „beiden Beinen“ im 21. Jahrhundert<br />

und stellen sich den Aufgaben von Heute: Durch die Verteidigung moralischer<br />

und ethischer Werte kommt ihre symbolische Wehrhaftigkeit heute noch zum<br />

Ausdruck.<br />

Das Schützenwesen leistet aber auch wertvolle Beiträge zur kulturellen Viel-<br />

falt und zum sozialen Zusammenhalt in den Gemeinden. Diesem Gebot folgt<br />

das Schützenbataillon Innsbruck: In abwechselnder Reihenfolge richten die elf<br />

Kompanien der Landeshauptstadt seit einem halben Jahrhundert das jährlich<br />

stattfindende Bataillonsfest aus. Heuer ist es die Schützenkompanie Igls-Vill, die<br />

zum mittlerweile siebten Mal diese Aufgabe inne hat.<br />

Zum 50. Jubiläum wurde ein umfangreiches Programm für Jung und Alt zusammengestellt.<br />

Mein Dank zur Organisation dieses runden Jubiläums eines Festes,<br />

das seinesgleichen sucht, gilt Vereinsvorstand Lothar Zimak und Hauptmann<br />

Wolfgang Kalous.<br />

10<br />

Mag. a Christine Oppitz-Plörer<br />

Bürgermeisterin der Tiroler<br />

Landeshauptstadt Innsbruck<br />

„Ein halbes Jahrhundert Wertepflege“<br />

Innsbruck ist geprägt von einem regen Leben in den Stadtteilen mit zahlreichen<br />

Traditionsvereinen. Für die Identität einer Stadt ist das Bewusstsein der<br />

Menschen zu ihren Wurzeln und Werten unabdingbar. Die Schützen waren und<br />

bleiben Teil dieser Identität. Sie sind in der Geschichte unseres Heimatlandes<br />

fest verankert.<br />

Traditionen und Werte zu wahren, benötigt viel Liebe, Pflege und Engagement.<br />

Im diesjährigen europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit steht ehrenamtliche<br />

Arbeit im Vordergrund. Ehrenamtlich tätig zu sein, ist heute keine Selbstverständlichkeit<br />

mehr – auch dazu herzlichen Dank.<br />

Ich wünsche Ihnen und Ihren traditionsbewussten Kameraden, Ihren Freunden<br />

und Familien ein würdiges und erfolgreiches Bataillonsfest.<br />

Mag. a Christine Oppitz-Plörer<br />

Bürgermeisterin der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck<br />

Innsbruck, im Juli <strong>2011</strong>


Willkommen!<br />

Die Schützenkompanie Igls-Vill veranstaltet heuer das Bataillonsfest Innsbruck<br />

– dazu herzlichen Dank, noch dazu ist ein Jubiläumsfest: das 50.<br />

Die Igler haben sich entschlossen, ein großes Fest zu feiern, u.a. mit Int. Wan-<br />

derweltmeisterschaft, Angelobung, dem eigentlichen Bataillonsfest und zum<br />

Abschluss den Blaulichttag. Um solche Tage mit Erfolg abwickeln zu können,<br />

braucht es eine perfekte Organisation, benötigt man Verhandlungsgeschick<br />

mit diverse Lieferanten, Akteuren sowie Grundeigentümer und das wichtigste:<br />

Mitglieder, Freunde, welche sich mit Begeisterung und Hingabe für dieses eine,<br />

gemeinsame Ziel einsetzen, und dies unentgeltlich. Für die Kameradschaft sind<br />

solche Feste von großer Bedeutung, formt es doch das „Wirgefühl“ und man ist<br />

stolz, etwas für sich aber auch für die Gesellschaft geleistet zu haben.<br />

Darum wünsche ich als Bataillonskommandant des Schützenbataillons Inns-<br />

bruck von ganzem Herzen den erhofften glänzenden Erfolg, verbunden mit dem<br />

aufrichtigen Wunsch, dass die Kompanie „Igls-Vill“ in treuer Heimatverbundenheit<br />

einem weiteren erfolgreichen Wirken entgegensehen möge.<br />

Mjr. Helmuth Paolazzi<br />

Bataillonskommandant<br />

Bataillonskommandant<br />

Helmuth Paolazzi, Mjr<br />

11


Die Geschichte des Tiroler Schützenwesens<br />

Mjr Emmerich Steinwender<br />

Die Geschichte des Tiroler Schützenwesens ist so eng mit<br />

der Geschichte des Landes Tirol verwebt, dass man mit Recht<br />

behaupten kann, dass es das Land Tirol ohne Schützen nicht<br />

geben würde; sie kann bis 1918 als Geschichte der Tiroler<br />

Landesverteidigung bezeichnet werden. Die Verteidigung des<br />

geliebten Vaterlandes, der Heimat, der eigenen Familie war<br />

stets das höchste Ziel der Tiroler Schützen.<br />

Der Glaube an Gott und an ihre gerechte, allein die Verteidigung anstrebende<br />

Zielsetzung gab ihnen auch in Zeiten höchster Not und Bedrängnis ungeahnte<br />

Kräfte.<br />

In der Geschichte des Tiroler Schützenwesens kann man drei Abschnitte unterscheiden:<br />

12<br />

Tiroler Schützengeschichte:<br />

Die Epoche vor <strong>1511</strong><br />

Damit ist nur die Zeit des Spätmittelalters gemeint, jene Zeit also, welche in der<br />

Tiroler Geschichte geprägt ist einerseits von der Ausbildung des Landes bzw. der<br />

Grafschaft Tirol in der 2. Hälfte des 13.Jhds. und andererseits von der Epoche der<br />

Städtegründungen vom ausgehenden 12. bis zum Beginn des 14. Jhds.<br />

Es ist jene Zeit, in der militärische Einsätze noch weitgehend auf der Grundla-<br />

ge der Feudalverfassung erfolgten. Die damalige feudale Heerbann-Pflicht der<br />

Untertanen eines Territorialherrn bzw. die betreffende Heerbann-Leistung war<br />

jedoch genereller Natur und unterschied nicht zwischen Kriegsdienst nach außen<br />

und Landesverteidigung im Inneren des Landes.


Nur bei einer Gruppe der Untertanen eines Landesherren bzw. Landesfürsten<br />

dominierte von Anfang an die Verteidigungspflicht - dies waren die Bürger der<br />

Städte. Die Städte Tirols hatten – wie die meisten Städte Mitteleuropas – in der<br />

Hauptsache drei Funktionen:<br />

• Sie mussten befestigt sein wie Burgen<br />

– daher auch der Name „Bürger“ für Ihre Bewohner.<br />

• Dank Ihrer Befestigung boten sie der Wirtschaft bzw. Handel und Verkehr<br />

die notwendige Sicherheit.<br />

• Endlich fungierten die Städte dank ihrer Befestigung als sichere Zentren<br />

im Ausbau und in der Sicherung der Landeshoheit und der Landesverwaltung.<br />

Angesichts der hohen Bedeutung der militärischen Sicherheit in den Städten ist<br />

es daher nicht mehr als selbstverständlich, dass die Bürgerschaft der Städte in<br />

zweifacher Weise zu Sicherheitsleistungen verpflichtet war.<br />

Einmal galt dies hinsichtlich des Baues und der Erhaltung der städtischen Ringmauern<br />

und der anderen Elemente der baulichen Stadtbefestigung und deren<br />

Instandhaltung; neben diesen baulichen Pflichten hatten die Bürger und alle<br />

Einwohner der Städte die regelmäßige Pflicht zum Wachdienst und zur militärischen<br />

Bereitschaft. An der Spitze der städtischen Schutzmannschaft stand ein<br />

„Stadthauptmann“, dem, entsprechend der Stadtviertel, Viertelhauptleute zur<br />

Seite standen.<br />

Wenngleich die Hauptaufgabe dieser städtischen Aufgebote die Verteidigung der<br />

jeweiligen Stadt war, so wurden die städtischen Aufgebotsmannschaften doch<br />

gelegentlich auch zum Verteidigungseinsatz an den Landesgrenzen herangezogen.<br />

So z.B. im Jahre 1410, als die Haller Bürger im Verlauf der damaligen<br />

Kriegsereignisse mit 72 Pferden und 52 Mann zu Fuß„ze velde an die lantweren“<br />

ausgezogen sind.<br />

Ca. um 1335 urkundliche Erwähnung des Begriffes Schütze in den Verordnun-<br />

gen der Grafen von Görz.<br />

Ca. 1410 der Begriff „Schütze“ wird in den Musterregistern der Stadt Lienz ver-<br />

wendet; man bezeichnete damit die mit Armbrust bewaffneten „Stachelschüt-<br />

zen“; Aus dem eigentlichen Raum der Grafschaft Tirol hat sich ein nur wenige<br />

Jahre jüngeres Dokument erhalten, welches als Tirols ältestes „Aufgebot“ bezeichnet<br />

werden kann.<br />

Konkret handelt es sich um eine Urkunde aus dem Jahre 1406, welche sich - im<br />

Gegensatz zu den früheren Beispielen – nicht an die Bürgerschaft einer Stadt<br />

richtet, sondern an ein Landgericht, bzw. an das Gericht zu Passeyr. Darin ruft der<br />

damalige Landesfürst von Tirol, Herzog Leopold IV. von Österreich „alle, so in dem<br />

Gericht zu Passeyr sitzen und zur Wehr geschickt sind,“ auf, zu Roß und zu Fuß<br />

sich zu uns gegen Salurn bei Tag und Nacht fürderlich und ohne alles Verziehen<br />

zu begeben ... und unser Land und Leut helfen zu retten.“<br />

Im verlustreichen Engadiner Krieg 1499 erleiden die Tiroler<br />

an der Calven bei Glurns eine verheerende Niederlage.<br />

Heute ist ein besonderes Merkmal der Stadt ihre vollständig<br />

erhaltene Stadtmauer.<br />

13


1406 ist nicht nur für das Tiroler Schützenwesen von großer konstitutiver Be-<br />

deutung; aus dem gleichen Jahr datiert auch jene von demselben Landesfürsten<br />

und seinem jüngeren Bruder und Nachfolger, Herzog Friedrich IV. (mit der leeren<br />

Tasche) erlassene „Landesordnung“ oder Landesfreiheit, welche für die Untertanen<br />

das Ende der Leibeigenschaft brachte.<br />

Die Aufhebung der Leibeigenschaft war der erste Schritt zur politischen Mündig-<br />

keit aller Gerichtsuntertanen. An den seit 1424 ziemlich regelmäßig abgehaltenen<br />

Landtagen nahmen, neben dem Adel, den Prälaten und den Städten auch die<br />

Vertreter der Land-, Hofmarkgerichte, in der Hauptsache also der Bauernstand als<br />

vierter, gleichberechtigter Stand teil.<br />

Die so erlangte Landstandschaft hatte damit auch eine verstärkte Identifikation<br />

mit dem Land und seinen Interessen, namentlich mit der Sicherheit zur Folge.<br />

Damals wurde also die Grundlage für die jahrhunderte lang praktizierte Bereitschaft<br />

der Tiroler, ihr Land zu verteidigen, gelegt. Ziel und Inhalt des Tiroler<br />

Schützenwesens war dementsprechend stets nur die Verteidigung des eigenen<br />

Landes, der eigenen, engeren Heimat, der eigenen Familie. Nachbarn zu bekriegen<br />

war – jedenfalls seit dem 15. Jhd. – niemals Absicht und Ziel der Tiroler<br />

Landesverteidiger.<br />

Andererseits wussten die seit 1363 die Grafschaft Tirol regierenden habsburgischen<br />

Landesfürsten die Bereitschaft der Tiroler, ihr Land selbst zu verteidigen,<br />

zu schätzen. Dementsprechend ist es keine leere Floskel, wenn Kaiser Maximilian<br />

I. in der Präambel zum Tiroler Landlibell von <strong>1511</strong> darauf Bezug nimmt, dass<br />

bereits von seinen Vorgängern in der Landherrschaft zugesichert und deklariert<br />

worden ist, dass die Tiroler „in Kriegszeiten nur verpflichtet sind, uns innerhalb<br />

und an den Grenzen des eigenen Landes zu dienen.“<br />

Quelle: Die Texte basieren weitgehend auf einem Manuskript von<br />

Univ.Prof. Dr. H.Hye, Ehrenoffizier der SK. Wilten<br />

14<br />

Die Geschichte des Tiroler Schützenwesens:<br />

Die Blütezeit<br />

Landlibell kann als eine die Landesverteidigung regelnde Verfassungsurkunde<br />

bezeichnet werden. Sie wurde nach Verhandlungen mit der Tiroler Landschaft,<br />

das heißt mit den Tiroler Ständen erlassen. Dementsprechend wird am Ende der<br />

Urkunde ausdrücklich festgestellt, dass Maximilian „die vorgenannten Ordnungen<br />

und Artikel, die unsere Landschaft beschlossen und sich darüber geeinigt<br />

hat, zu gnädigen Wohlgefallen angenommen“ hat.<br />

Die personelle Grundlage dieser Landesverteidigungsordnung bildet das Prinzip<br />

der allgemeinen Wehrpflicht aller tauglichen männlichen Untertanen des Lan-<br />

des. Das Aufgebot erfolgt einerseits gerichtsweise bzw. durch die Gerichtsobrig-<br />

keit eines jeden Gerichtsbezirkes, andererseits in Entsprechung zum Grad der<br />

Bedrohung des Landes in fünf gestaffelten Aufgeboten. Das erste Aufgebot um-<br />

fasste in Summe höchstens 5.000 Mann, das zweite Aufgebot 10.000 Mann, das<br />

dritte 15.000 und das vierte Aufgebot 20.000 Mann. „Wenn aber die Feindesgefahr<br />

so groß und überraschend ist, dass die Streitmacht von 20.000 Mann nicht<br />

rechtzeitig ins Feld kommt, ... so sollen inzwischen die der Gefahr am nächsten<br />

Befindlichen aus allen Ständen zuziehen und solange bleiben,bis die obgenannten<br />

20.000 Mann ins Feld kommen.“ Dieses fünfte oder letzte Aufgebot sollte<br />

durch „Glockenstreich“ das heißt durch Sturmgeläute, aufgerufen werden. Diejenigen<br />

aber, „welche nach solchem Glockenstreich oder glaubhaften schriftlichen<br />

Aufforderungen nicht zuziehen, sollen an Leib und Gut bestraft werden.“<br />

Während also die Tiroler Landstände die Mannschaften für die Aufgebote stellten,<br />

übernahm der Landesfürst die Verpflichtung,„Vorsorge zu treffen für die notwendigen<br />

Geschütze, Pulver, Kugeln, Werkleute, Büchsenmeister, auch Harnisch<br />

und Wehr und anderes Kriegsmaterial, desgleichen, dass die Kästen (das heißt<br />

die Magazine) mit Getreide, Fütterung und Mehl ausreichend versehen“ sind.<br />

Auch die Instandhaltung der Befestigungsanlagen an den Landesgrenzen war<br />

landesfürstliche Aufgabe.


Abgesehen von dieser Aufteilung der Pflichten zwischen Landschaft und Landes-<br />

fürst, enthält das Landlibell auch gegenüber dem Landesfürsten die einschränkenden<br />

Bestimmungen, wonach er einerseits künftig ohne Wissen und Bewilligen<br />

der Landstände keinen Krieg anfangen solle oder wolle, der Tirol betreffe.<br />

Andererseits nimmt er zur Kenntnis, dass die Landstände bzw. Tirols Wehrmänner<br />

„nicht schuldig und verpflichtet sein, mit solcher ihrer Hilfe des kleinen oder<br />

großen Anschlags (bzw. Aufgebots) aus unserem Land zu ziehen, sondern diese<br />

Hilfe einzig und allein als Hilfe zu Verteidigung, Widerstand gegen die Feinde<br />

und Bewahrung des Landes“ in Anspruch genommen werden kann.<br />

In einem wesentlichen Punkt unterscheiden sich die Bestimmungen des Landlibells<br />

von der späteren Praxis: im Landlibell wird verfügt, dass die Hauptleute der<br />

Aufgebote „durch uns“, also durch den Landesfürsten ernannt werden, während<br />

seit beginnendem 17. Jhd. die Aufgebotskommandanten von den Mannschaften<br />

selbst erwählt und lediglich von den landesfürstlichen Behörden bestätigt worden<br />

sind.<br />

Die mit den Tiroler Landständen konföderierten geistlichen Fürstentümer Brixen<br />

und Trient, die an dem Landlibell ebenfalls mitwirkten, zogen in Kriegsfällen allerdings<br />

nicht unter Tiroler Fahne, sondern unter eigenem „Fähnlein“ ins Feld.<br />

Bereits vor <strong>1511</strong> war es allgemein üblich, dass jedem Gerichtsaufgebot eigene<br />

Fahnen vorangetragen wurden. Die ältesten urkundlichen Belege hierfür liegen<br />

aus 1410 und 1496 vor. So zogen die Bürger von Hall im Jahr 1410 „mit aufgeworfenen<br />

Bannern“ an die Landesgrenze, während den Aufgeboten des Landgerichts<br />

Laudegg im obersten Inntal und jenem des Passeiertales im Jahre 1496<br />

durch Maximilian die Führung seiner Fahne verliehen und bestätigt worden ist.<br />

Die älteste erhaltene Aufgebotsfahne, die aufgrund des heraldischen Dekors in<br />

die Zeit zwischen 1490 und 1508 zu datieren ist, ist vermutlich die Fahne des<br />

Bergknappenaufgebotes von Schwaz.<br />

<strong>1511</strong> Kaiser Maximilian erlässt das Landlibell, das die Verpflichtung zur<br />

Selbstverteidigung Tirols durch alle Stände begründete; es ist das Grunddokument<br />

für die Tiroler Wehrhaftigkeit, bestätigte die tirolischen Landesfreiheiten<br />

und hat die Sonderentwicklung des Landes innerhalb Österreichs mitbestimmt.<br />

So wie jede Landesordnung, so bedurfte auch die Landesverteidigungsordnung<br />

von <strong>1511</strong> von Zeit zu Zeit gewisser Reformen, Änderungen und Anpassungen an<br />

die veränderten politischen und militärischen Gegebenheiten der Zeit.<br />

1526 Zuzugsordnung, die den örtlichen Einsatz des Aufgebots an den Südgrenzen<br />

regelt; diese Zuzugsordnung wurde 1542 auch auf die nördlichen Landesgrenzen<br />

ausgedehnt.<br />

15


16<br />

Oberkommandant<br />

Andreas Hofer<br />

(authentisches<br />

Porträt von<br />

Jakob Plazidus<br />

Altmutter, <strong>1809</strong>)


1552 Niederlage der Aufgebote gegen die schmalkaldischen Truppen; Verlust<br />

der Festung Ernberg.<br />

1605 Zuzugsordnung Erzherzog Maximilians III., der „Deutschmeister“; zum<br />

ersten Mal wird das „Welschtiroler Viertel“ (Welschen Confinen) genannt. Neu<br />

war die Bewaffnung mit Musketen.<br />

1636“Landt-Militia“–Reformationslibell der Claudia de Medici.Erste„Militari-<br />

sierung“ der Landesverteidigung, die auf wenig Gegenliebe bei den Ständen und<br />

der Bevölkerung stieß.<br />

1660 Rückkehr zum Aufgebot des Landlibells<br />

1703 Die Tiroler Schützen erleben ihre erste Bewährung im sogenannten<br />

„Boarischen Rummel“.<br />

1704 Aufgrund der in den Auseinandersetzungen von 1703 gewonnenen Erkenntnisse<br />

wurde eine neue Zuzugsordnung erlassen; sie sah die Bildung eines<br />

Regiments, bestehend aus 12 Scheibenschützenkompanien zu je 200 Mann vor.<br />

Erstmals wurden die Schützen als eigene Truppe neben dem Militär als Teil der<br />

Landesverteidigung geführt. Die Verordnung verbesserte das Informationswesen:<br />

Kreidefeuer als Informationsmittel, die im Boarischen Rummel zu Missverständnissen<br />

geführt hatten, wurden durch die sogenannten „Laufzettel“ ersetzt.<br />

1714 Ergänzung der Zuzugsordnung von 1704; Bildung von 2 Regimentern,<br />

später von 4 Regimentern zu je 4.000 Scheibenschützen. Eine wichtige Grundlage<br />

zur realen Anwendung der Bestimmungen des Tiroler Landlibells in den<br />

folgenden Zeiten waren die regelmäßig, in jedem Gericht durchzuführenden<br />

Musterungen, wovon eine Reihe aufschlussreicher „Musterungslisten“ erhalten<br />

geblieben sind. Nicht weniger wichtig war die regelmäßige Schießausbildung<br />

und Schießübung an den Schießständen, deren sich in jedem Gericht je nach<br />

dessen Größe und Ausdehnung mindestens einer oder mehrere befunden haben.<br />

Grundlage dafür bot die<br />

1736 von Kaiser Karl VI erlassene Schießstandordnung, die fast hundert Jahre<br />

Bestand haben sollte. Sie regelte in 75 Artikeln das Schieß- und Schützenwesen<br />

in Tirol.Es erkannte das Tirolische Defensionswesen als eigenständiges Verteidigungssystem<br />

neben jenem des restlichen Kaiserreiches an. In der Folge entstanden<br />

in vielen Orten Tirols Schießstände.Zeit eine Differenzierung der Landesverteidiger<br />

in zwei Gruppen, in jene der Standschützen und in jene der Landstürmer<br />

oder Milizioten. Die Standschützen waren Schützen, die sich geradezu vereinsmäßig<br />

als Mitglieder eines Schießstandes einschreiben bzw. „einrollieren“ ließen.<br />

Sie verpflichteten sich zu einer intensiven Scharf- und Scheibenschützen-Ausbildung.<br />

Die von diesen Scharfschützen gebildeten Defensions-Kompagnien waren<br />

wegen ihrer Treffsicherheit von den Kriegsgegnern gefürchtet. Für ihre Einsätze<br />

bevorzugten sie Talengen und Klausen. Die Landstürmer oder Angehörige der<br />

Landmilitia hingegen verzichteten auf eine gezielte Scharfschützen-Ausbildung<br />

und kamen nur der militärischen Präsenz- und Einsatzpflicht nach, das heißt, sie<br />

rückten im Ernstfall im Rahmen des Gerichts-Aufgebots mit ihren Stutzen ins Feld.<br />

1796 erste große Bewährungsprobe des Tiroler Selbstverteidigungssystems<br />

in den ersten Revolutionskriegen gegen Napoleon I. (Schlacht bei Spinges -<br />

4.April 1796 - Schlachten bei Bozen, Segonzano und Rivoli).<br />

In den Kriegsberichtserstattungen werden zum ersten Mal die Begriffe Schützenkompanien<br />

in Verbindung mit dem Namen eines Gerichts oder Ortschaft verwendet;<br />

Gemeinde Kompagnien konnten sich nur dort bilden, wo ein entsprechendes<br />

Bevölkerungswachstum vorlag.<br />

<strong>1809</strong> Tiroler Befreiungskriege unter Führung von Andreas Hofer; Tiroler<br />

Schützen befreien das Land von bayrischer und französischer Besetzung. Drei<br />

„Bergiselschlachten“<br />

1810 20. Februar 1810 - Erschießung Andreas Hofers in Mantua sowie anderer<br />

Schützenkommandanten. Tirol wird dreigeteilt in Etschkreis (Königreich Italien)<br />

Innkreis (Bayern) und Illyrischen Kreis (Kärnten)<br />

17


Heimkehrender Tiroler Landsturm im Krieg von <strong>1809</strong><br />

Franz Defregger, Alte Nationalgalerie (Berlin)<br />

1815 Wiener Kongreß - Wiedervereinigung Tirols als Habsburgisches Erb-<br />

Kronland.<br />

1839 erschien anlässlich der „Erbhuldigung der Tiroler Stände vor Kaiser Fer-<br />

dinand I“ in Innsbruck eine Dokumentation von Beda Weber, in der alle daran<br />

teilnehmenden Schützenkompanien genannt wurden.<br />

ab 1838 faktisches Ende des Selbstverteidigungssystems der Tiroler durch<br />

Einführung der zwangsweisen Rekrutierung, wie in den übrigen Teilen des Rei-<br />

ches; einzige Besonderheit: der Militärdienst musste nur im eigenen Land absolviert<br />

werden; auch dieses Versprechen wurde 1866 bzw. 1914 von der Krone<br />

gebrochen.<br />

1838 Gründung des Tiroler Jägerregiments, das bis 1914 ausschließlich aus<br />

Tirolern gebildet wurde und nur zum Schutz des Landes eingesetzt werden soll-<br />

18<br />

te.Entgegen dieser Regelung 1866 in den Kämpfen gegen das Königreich Italien<br />

eingesetzt.<br />

1848 Ausrücken verschiedener Schützenkompanien an die südlichen Grenzen<br />

(Judikarien, Ampezzo - Gebiet, Stilfser Joch) gegen die Aufständischen der Märzrevolution;<br />

Gründung der Tiroler Studenten-Schützenkompanien unter Adolf<br />

Pichler (Innsbruck) und Prof. Böhme (Wien)<br />

1864 eine neue Landesverteidigungsordnung gliederte das Aufgebot je nach<br />

Grad der Feindesgefahr in 1. Organisierte Landesschützenkompanien (6.200<br />

Mann),2.freiwillige Scharfschützenkompanien und 3.der Landsturm; Das Institut<br />

der Landesverteidigung wird zu einer rein bürgerlichen Institution.Die allgemeine<br />

Wehrpflicht gilt nun auch in Tirol.<br />

1866 Mobilisierung des 2. und 3. Aufgebots; Bildung einer „Freiwilligen<br />

Scharfschützenkompanie“ durch die Studentenverbindung „Rhätia“, „Athesia“<br />

Nationalgarde<br />

mit Wipptaler<br />

Tracht 1848


Tiroler<br />

Adler-Karte<br />

1626:<br />

Aquila<br />

Tirolensis,<br />

Matthias<br />

Burgklehner<br />

und „Austria“ unter Gymnasialprof. Josef Daum, sowie einer „Ersten Wien-Tiro-<br />

ler Scharfschützenkompanie“. Landesverteidigung an den Landesgrenzen - im<br />

Vinschgau, Judikarien, Sulz- und Nonstal, Buchenstein, Ampezzo, Fleimstal. Gefechte<br />

bei Bezecca (SK Kitzbühel-Hopfgarten-Rattenberg-Schwaz), Gefecht bei<br />

Virgolo in der Valsorda (SK Fügen-Zell)<br />

1870 Das Institut der Landesverteidigung als bürgerliche Einrichtung wird<br />

durch das Gesetz vom 19.12.1870 zu einem „integrierten Teil der bewaffneten<br />

Macht.“ Damit Ende des freiwilligen Selbstverteidigungssystems. Bildung einer<br />

Art Landmiliz. Die Landesschützen wurden in 10 Bataillonen mit 4 (6) Kompanien<br />

gegliedert. Die Offiziere - in Tiroler Schützenkompanien immer von den<br />

Schützen gewählt - wurden ernannt. Dies wurde, trotz Widerstands des Tiroler<br />

Landtags 1874 sanktioniert. Darin wurde verfügt, daß die wehrpflichtigen Tiroler<br />

fortan – entweder im Rahmen der k.u.k. Armee bei den Tiroler Kaiserjägern<br />

oder im Rahmen der k.u.k. Österreichischen Landwehr bei den damals als militärische<br />

Einheit aufgestellten „Tiroler Landesschützen“ dienen konnten. Damit<br />

wurden dem alten Tiroler Schützenwesen die wehrpflichtigen Jahrgänge von<br />

18. bis zum 42. Lebensjahr jeweils für die Dauer der Ableistung der Wehrpflicht<br />

entzogen. Nach der Ableistung der Wehrpflicht, bildeten diese Männer jedoch<br />

den Landsturm. Sowohl den Mitgliedern des Landsturms, wie den Männern unter<br />

dem 18. und über dem 42. Lebensjahr war es freigestellt, sich überdies bei einem<br />

Schießstand als „Standschütze“ einzurollieren. So entstanden die berühmten<br />

Standschützenregimenter und –Kompanien, die im Jahre 1915 nach der überraschenden<br />

Kriegserklärung Italiens und dem Einsatz der Tiroler Kaiserjäger an<br />

der Ostfront, in aller Eile mobilisiert wurden und die Südfront so lange hielten,<br />

bis die regulären Truppen eintrafen.<br />

1874 Neue Schießstandsordnung. Der Begriff „Standschützen“ als Mitglieder<br />

dieser Schießstandvereine wird eingeführt.<br />

1883/1886 Militarisierung der Tiroler Wehrverfassung. Der Landsturm als<br />

gesamtstaatliche Einrichtung wird dem militärischen Gesetz und Gerichtsbarkeit<br />

unterworfen. Der Einsatz außerhalb der Landesgrenzen wird sanktioniert.Außerdem<br />

konnten auch „Nicht-Tiroler“ Landesschützen werden.<br />

1914 - 1918 Einsatz der Standschützen an der Südgrenze Tirols; Standschützen<br />

waren alle jene, die zu jung oder zu alt waren, um in die reguläre Armee<br />

einberufen zu werden; sie bildeten 1915, nachdem die regulären Tiroler<br />

Regimenter in Galizien eingesetzt waren, das Rückgrat der Verteidigung gegen<br />

Italien. Sie führten erfolgreich den Krieg in den Bergen (Monte Piano, Ortlerfront,<br />

Dolomitenfront). Die südliche Tiroler Landesgrenze wurde nie militärisch<br />

im Kampf eingenommen.<br />

1919 Annexion Tirols durch Italien und Teilung.Der Faschismus verbietet alles<br />

Deutsche, die Tracht, die Institution Schützen.<br />

Quelle: Die Texte basieren weitgehend auf einem Manuskript, das<br />

Univ. Prof. Dr. H.Hye, Ehrenoffizier der SK Wilten<br />

und Ehrenkranzträger des SSB zur Verfugung gestellt hat.<br />

19


20<br />

General Émile Antoine Béthouart<br />

Die Geschichte des Tiroler Schützenwesens:<br />

die Zeit nach 1945<br />

Nach dem 2. Weltkrieg waren wieder Männer am Werk, um in Tirol das Schützenwesen<br />

neu aufzubauen.<br />

Die Alliierten ließen fast alle Schützentrachten und -Gewehre vernichten; wer<br />

die Waffen nicht abgab, lief Gefahr, festgenommen und erschossen zu werden.<br />

Somit waren also alle Organisationen zerschlagen. Trotzdem begann sich schon<br />

bald unter den Überlebenden des Krieges und den Heimkehrern der Tiroler<br />

Schützengeist zu regen. Ein Aufbau aus dem Nichts - und doch Kraft für einen<br />

Neubeginn. Die Gesinnung und das Bekenntnis zum Schützenwesen waren entscheidend,<br />

um unter schwierigsten Bedingungen wieder an die Erstellung von<br />

Kompanien zu denken. Schon hatten sich in Innsbruck-Umgebung, dann besonders<br />

im Oberinntal, im Wipp- und Stubaital um 1946/47 wieder einige Schützenkompanien<br />

gebildet. Der Oberinntaler Schützenbund konnte gegründet werden.<br />

Besonders „Schützenfreundlich“ erwies sich General Antoine Béthouart von der<br />

französischen Besatzungsmacht. Er sah ein, dass „es besser sei, den Tirolern die<br />

Gewehre zu geben, als sie ihnen zu nehmen“ und „dass man die Tiroler lassen<br />

sollte, wie sie sind, weil sie ja doch tun, was sie wollen“. Béthouart spendierte<br />

den Schützen sogar 300 italienische Gewehre. General Béthouart blieb Freund<br />

und Gönner der Schützen. Er besuchte mehrmals Tirol, vor allem seinen Jagdort<br />

Scharnitz, und hielt den „Schützenkontakt“ aufrecht. In sein Testament schrieb er,<br />

dass Tiroler- Schützenoffiziere und der Landeshauptmann von Tirol nach seinem<br />

Tode an seiner Bahre stehen sollen. Und so war es auch, als der General 1982<br />

starb: Mitglieder der Bundesleitung und Schützenoffiziere (insgesamt 20 Mann)<br />

fuhren mit Landeshauptmann Wallnöfer nach Paris, wo sie dem General im Invalidendom<br />

die letzte Ehre erwiesen.<br />

Leider hat es die Presse allen voran der ORF nicht verstanden oder auch gar nicht<br />

gewollt, aufzuzeigen, dass es das erste Mal nach <strong>1809</strong> war, dass französische


Fahnen der Tiroler Schützenfahne die Ehre erwiesen haben. Als unsere Bundes-<br />

standarte in den Invalidendom einzog, leistete der gesamte Fahnenblock aller<br />

Wehrmachtsteile der französischen Armee der Tiroler Fahne die Ehrenbezeugung.<br />

Béthouart war es gewesen, der 1947 erstmals den Wiltenern und dann<br />

allen anderen Schützen das Tragen von Waffen gewährte, die Wiedergründung<br />

des Tiroler Schützenwesens genehmigte und seine Unterstützung beim Staatsvertrag<br />

Österreichs zusicherte.<br />

Als am 17. Dezember 1989 in Paris der 100jährige Gedächtnisgottesdienst für<br />

General A. Béthouart stattfand, nahm eine Tiroler Abordnung (Bundesbildungsoffizier<br />

Major Karl Pertl und drei Wiltener Schützen) daran teil.<br />

Da Tirol vorerst von den Amerikanern besetzt war, wurden viele Gewehre beschlagnahmt,Fahnen<br />

und Trachten vernichtet.Es gab auch Hausdurchsuchungen.<br />

Man wollte die alten Vorder-und Einzelladergewehre für kirchliche und festliche<br />

Anlässe zum Salutschießen behalten, da die alten Stücke ja kriegsuntauglich<br />

waren und hiefür keine scharfe Munition zu erhalten war. Die Polizei verlangte<br />

aber die Ablieferung aller Waffen, welche man nur „aufzunehmen“, dann wieder<br />

zurückzugeben vorgab. In Wirklichkeit wurden die Gewehre sofort vernichtet.<br />

Dann wurden die Amerikaner von den Franzosen unter General A. Béthouart ab-<br />

gelöst. Zunächst fand im Jänner 1950 die konstituierende Versammlung des<br />

Bezirksschützenbundes Innsbruck-Stadt und -Land statt. Der damalige Referent<br />

des Tiroler Brauchtums, Hofrat Dr. Josef Schumacher, der letzte Landeshauptmann<br />

von Tirol in der ersten Republik und Ehrenbürger von Landeck, schrieb im Geleit-<br />

wort für das Rundschreiben an die Gemeindeämter und Kompanien, dass die Tiroler<br />

Schützenkompanien die beste Tradition darstellten, uraltes Brauchtum seien<br />

und bei vaterländischen und kirchlichen Feiern nicht wegzudenken seien.<br />

Man wusste, dass nur eine starke, gut geführte Organisation imstande wäre, den<br />

Wiederaufbau zu fördern und die Kompanien wieder in die Höhe zu bringen,<br />

nachdem der vergangene Krieg schwere Verluste an Mann und Material gefordert<br />

hatte.<br />

Landesfestumzug 1984<br />

21


So wünschte man, dass sich alle Kompanien des Bezirkes einmal zusammentun.<br />

Man rief auf, zum 140. Todestag Andreas Hofers am 20. Februar in der Hofkirche<br />

Innsbrucker Fahnenabordnungen zu senden. Die französischen alliierten Behörden<br />

erlaubten auch, dass bei Fronleichnamsprozessionen, kirchlichen und anderen<br />

Festlichkeiten geböllert und Salven geschossen werden durften.<br />

Im Februar und März 1950 wurde die konstituierende Generalversammlung<br />

des Landesschützenbundes, so wollte sich der Bund zuerst benennen, vorbereitet.Am<br />

2.April 1950 fand im Gasthaus Haymon, Wilten, die Gründungsversammlung<br />

statt. Anwesend waren Vertreter aus Wilten, Pradl, Hötting, Mühlau, Aldrans,<br />

Schwaz, Schmirn, Neustift/Stubai,Absam, Roppen, Silz, Inzing, Zirl und Seefeld.<br />

Am 20. April 1950 kam es dann zur Gründung des Bundes der Tiroler Schützenkompanien<br />

mit Angelobung der Gründungsmitglieder. Der Verband nannte<br />

sich von nun an Bund der Tiroler Schützenkompanien, denn die damaligen<br />

Sport- und Scheibenschützen hatten sich neu geordnet und wurden zum „Tiroler<br />

Landesschützenbund“.<br />

Präsident Josef Schumacher übernahm die Repräsentationsfunktion, während<br />

die anfallenden Aufgaben vom Ausschuss - von Bernhard Ploner, dem „Vater des<br />

Bundes“, und Geschäftsführer Franz Steinlechner - durchgeführt wurden. Nach<br />

dem Motto „gemeinsam ist man stärker“ machte besonders Franz Steinlechner<br />

den Schützenkameraden Mut, und sein vorbildliches Wesen und seine riesige<br />

Begeisterung übertrugen sich auf immer mehr Kompanien. Als er 1965 sein<br />

Amt niederlegte, war der Bund auf 204 Kompanien angewachsen. Dabei darf<br />

man die anfänglichen Schwierigkeiten nicht vergessen: die große materielle Not<br />

der Nachkriegszeit und das Misstrauen der Besatzungsmächte. Heute kann sich<br />

kaum jemand vorstellen, wie schwierig es war, Gewehre zu besorgen.<br />

Da fast alle von der Besatzung verbrannt worden waren und nur wenige durch<br />

gutes und gefahrvolles Verstecken gerettet werden konnten, war man zuerst gezwungen,<br />

unbewaffnet auszurücken.<br />

22<br />

Mjr. Steinlechner: “Neben alten Werndlgewehren lieh man sich von Privaten die<br />

unterschiedlichsten Gewehrtypen aus, bis man innerhalb einiger Jahre mehrere<br />

Gewehrkaufaktionen aus der Schweiz über die Bühne bringen konnte. Passende<br />

Munition aufzutreiben, war auch nicht einfach.<br />

Erst nach Jahren gelang es, unter vielen persönlichen Opfern, Holzverkäufen der<br />

Gemeinde, Subventionen vom Land, die Ausrüstung der Kompanien - Trachten,<br />

Gewehre, Fahnen - wieder zu beschaffen, so dass man wie früher ausrücken<br />

konnte.“<br />

Quelle: Alte Homepage des Bundes der Tiroler<br />

Schützenkompanien; zusammengestellt von<br />

Mjr Emmerich STEINWENDER


Das Tiroler<br />

Landlibell von <strong>1511</strong><br />

Der Gesamte Vertragstext in die<br />

heutige Sprache übertragen<br />

23


<strong>1511</strong><br />

Wir, Maximilian, von Gottes Gnaden Erwählter Römischer Kaiser, zu al-<br />

len Zeiten Mehrer des Reichs, in Germanien, zu Ungarn, Dalmatien,<br />

Kroatien usw. König, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, zu<br />

Lothringen, zu Brabant, zu Steyr, zu Kärnten, zu Krain, zu Limburg, zu Luxemburg<br />

und zu Geldern, Landgraf im Elsaß, Fürst zu Schwaben, Pfalzgraf zu Habsburg<br />

und zu Hennegau, Gefürsteter Graf zu Burgund, zu Flandern, zu Tirol, zu Görz, zu<br />

Artois, zu Duisburg (in der Provinz Brabant), zu Holland, zu Seeland, zu Pfirt, zu<br />

Kyburg, zu Namur und zu Zutphen, Markgraf des Heiligen Römischen Reichs, der<br />

Enns und zu Burgau, Herr zu Friesland, auf der Windischen Mark, zu Mecheln, zu<br />

Portenau und zu Salins usw., bekennen für uns, all unsere Erben und nachfolgenden<br />

regierenden Herren und Landesfürsten unseres Landes der Fürstlichen<br />

Grafschaft Tirol und tun öffentlich kund mit diesen Brief:<br />

Zu Beginn unserer Regierung im Land unserer Fürstlichen Grafschaft Tirol haben<br />

wir allen Ständen darin gnädig bewilligt und zugesagt, sie bei ihren Freiheiten,<br />

Privilegien, Gerechtigkeiten, Gebräuchen, guten und alten Gewohnheiten und<br />

Herkommen bleiben zu lassen, und haben ihnen dieselben damals als angehender<br />

Regent und Landesfürst konfirmiert und bestätigt. Obwohl in ihren Freiheiten,<br />

die sie von uns und unseren Vorfahren, Fürsten und Herren zu Österreich und<br />

Grafen zu Tirol, erhielten, festgelegt ist, das sie in Kriegszeiten nur verpflichtet<br />

sind, uns einen Monat lang innerhalb und an den Grenzen des eigenen Landes<br />

zu dienen, und zwar mit Besoldung ihrerseits und Verpflegung unsererseits, und<br />

wir, wenn wir sie weiter benötigen, sie dann mit Sold und Verpflegung wie andere<br />

unsere Dienstleute halten müssen, so haben die ehrwürdigen, ehrsamen,<br />

geistlichen, andächtigen, edlen und unsere lieben Getreuen, unsere Fürsten, die<br />

Bischöfe zu Trient auch Brixen, und Vertreter der Prälaten, des Adels, der Städte<br />

24<br />

und Gerichte unserer genannten Landschaft unserer Fürstlichen Grafschaft Tirol<br />

mitsamt den Untertanen und Leuten in der Herrschaft Lienz, im Pustertal und<br />

in den drei Städten und Landgerichten Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel sich<br />

aus besonderem, untertänigem, geneigten und gutem Willen, den sie zu uns als<br />

ihrem rechtsmäßigen natürlichen Herrn und regierenden Landesfürsten haben,<br />

auch ihnen selbst zu Vorteil und Nutzen, doch ohne Verzicht auf ihre Freiheiten<br />

und Privilegien und, solange sie darin nicht geschmälert werden, bezüglich der<br />

Hilfeleistung für die Verteidigung folgendes vereinbart und bewilligt:<br />

Wenn es in naher oder ferner Zukunft geschieht, das unser Land der Grafschaft<br />

Tirol oder die zwei Stifte Trient und Brixen, desgleichen die Herrschaft Lienz, das<br />

Pustertal, die Städte oder Landgerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel von<br />

ihrem Grenznachbarn oder jemand anderem angegriffen werden oder jemand<br />

eine Aggression plant, dann werden die genannten beiden Stifte, die Grafschaft<br />

Tirol, die Herrschaft Lienz mitsamt dem Pustertal, auch Rattenberg, Kufstein und<br />

Kitzbühel gegen einen solchen Angriff je nach Lage der Dinge ihre Hilfe leisten<br />

und 1.000 bis 5.000, 5.000 bis 10.000, 10.000 bis 15.000 und 15.000 bis 20.000<br />

Mann, was die volle Streitmacht ist, schicken, und es sollen ihnen dazu durch uns<br />

Hauptleute,Mustermeister und andere Amtsträger nach den Erfordernissen eines<br />

jeden Aufgebotes beigegeben und zugeordnet werden.<br />

Die genannten beiden Bischöfe zu Trient und Brixen, auch alle Stände der Graf-<br />

schaft Tirol mitsamt der Herrschaft Lienz, dem Pustertal, Rattenberg, Kufstein<br />

und Kitzbühel haben sich bezüglich der Kontingentierung folgendermaßen geeinigt:<br />

Wenn 5.000 Mann veranschlagt werden, stellen die beiden Bischöfe, die<br />

Prälaten und der Adel 1.800 Mann, Städte und Gerichte 2.400 Mann, die Herrschaft<br />

Lienz und das Pustertal 500 Mann und die drei Städte und Landgerichte<br />

Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel 300 Mann, was in der Summe 5.000 Mann<br />

ergibt.Dieser Anschlag kann je nach den Erfordernissen des Krieges durch unsere<br />

Regimentsräte oder Hauptleute vermindert oder vermehrt werden, aber nicht<br />

über 20.000 Mann, was dann die ganze Streitmacht sein soll. Dabei sollen ein


wohlgerüstetes Pferd eines mit Spieß Bewaffneten für drei Fußknechte und ein<br />

Reiter mit Spießzeug für zweieinhalb Knechte gerechnet werden.<br />

Dagegen haben wir unseren erwähnten Fürsten,den Bischöfen zu Trient und Brixen,<br />

auch dem Landkomtur der Ballei des Deutschen Ordens an der Etsch und im Gebirge<br />

zugesagt, das wir, unsere Erben und Nachkommen sie und ihre Erben und<br />

Nachkommen von Truppenstellungen, die Jetzt oder künftig im Heiligen Reich von<br />

ihnen gefordert werden, entheben und sie mit ihrer Hilfe bei unserer Fürstlichen<br />

Grafschaft Tirol dem alten Herkommen entsprechend gnädig bleiben lassen wollen.<br />

Wenn aber wegen der Übermacht der Feinde der Anschlag von 5.000 Mann nicht<br />

ausreicht, sondern uns durch der Landschaft Räte und Hauptleute eine höhere<br />

Zahl aufgeboten wird, so sollen alle Stände in dem Umfang, wie er ihnen zugeschrieben<br />

wird, den Zuzug leisten, jedoch soll die große Streitmacht 20.000<br />

Mann und nicht mehr sein. Jeder Stand kann seine Söldner anwerben, wo er sie<br />

erlangt. Wenn aber die Prälaten und der Adel einen Mangel an Knechten haben<br />

und in solcher Eile trotz Fleißes ihre Anzahl nicht stellen können, so sollen sie<br />

unverzüglich ihren Anteil in Geld zur Anwerbung ihrer Knechte den Hauptleuten<br />

und Räten übersenden, damit bei keinem Stand ein Mangel bei der Streitmacht<br />

von 20.000 Mann oder in der festgesetzten Stärke erscheine. Es soll auch niemand<br />

auf den anderen warten oder sich weigern, sondern sofort bei Erhalt der<br />

Aufforderung ins Feld oder dorthin zuziehen, wie es die jeweiligen Aufgebote,<br />

die aber ohne Notwendigkeit nicht erfolgen sollen, anordnen. Das Kriegsvolk<br />

soll unterwegs nicht irgendwo still liegen, sondern jeden Tag mindestens vier<br />

Deutsche Meilen zurücklegen, damit nicht aus Ungehorsam Länder und Leuten<br />

Schaden zugefügt oder etwas versäumt werde.<br />

Wenn aber die Feindesgefahr so groß und überraschend ist, das die Streitmacht<br />

von 20.000 Mann nicht rechtzeitig ins Feld kommt, und der Glockenstreich oder<br />

glaubhafte mündliche oder schriftliche Aufrufe durch die Obrigkeit und die<br />

Hauptleute diese Feindesnot verkünden, so sollen inzwischen die der Gefahr am<br />

nächsten Befindlichen aus allen Ständen mit möglichst vielen Wehrfähigen zuziehen<br />

und so lange bleiben, bis die obgenannten 20.000 Mann ins Feld kommen<br />

und das Heer den Erfordernissen nach verstärkt wird. Diejenigen, welche nach<br />

solchem Glockenstreich oder glaubhaften schriftlichen Aufforderungen nicht zuziehen,<br />

sollen an Leib und Gut bestraft werden. Doch sollen Glockenstreich und<br />

dergleichen Aufgebot nicht ohne merkliche Not und wahre Kunde vom Einfall<br />

der Feinde erfolgen.<br />

Bei diesem Zuzug sollen alle ledigen Dienstleute und Knechte,auch Handwerker,<br />

niemand ausgenommen, der zur Wehr dem Alter nach tauglich ist, unter sonstiger<br />

Androhung der Landesverweisung ohne Sold und auf unsere Verpflegungskosten<br />

mit den Städten und Gerichten, in denen sie wohnen, ins Feld zu ziehen schuldig<br />

sein, und dieselben sollen ihnen inzwischen die Verpflegung vorstrecken, die<br />

nachmals von uns ersetzt wird. Doch sollen die obgenannten beiden Bischöfe,<br />

Prälaten, Adel, Städte und Gerichte, auch die Untertanen aus der Herrschaft Lienz,<br />

dem Pustertal,Rattenberg,Kufstein und Kitzbühel,ihre Erben oder Nachkommen<br />

uns,unseren Erben oder Nachkommen gegenüber nicht schuldig und verpflichtet<br />

sein, mit solcher ihrer Hilfe des kleinen oder großen Anschlags aus unserem<br />

obgenannten Land sowie aus den Stiften, Herrschaften und Gerichten zu ziehen,<br />

sondern diese Hilfe soll einzig und allein als Hilfe zur Verteidigung, Widerstand<br />

gegen die Feinde und Bewahrung des Landes verstanden werden.<br />

Und bei solchem Zuzug, wie er vom kleinsten bis zum größten Anschlag geschehen<br />

wird, sollen und wollen wir, unseren Erben und Nachkommen oder unser<br />

Regiment in unserem Namen allen Ständen, dazu beiden Bischöfen, auch denen<br />

von Lienz und aus dem Pustertal mitsamt denen von Rattenberg, Kufstein und<br />

Kitzbühel für die Verpflegung und Fütterung wie von alters her entsprechend<br />

ihren Privilegien und Freiheiten pro Woche für einen Fußknecht einen halben<br />

Gulden und für einen Reiter einen Gulden und fünfzehn Kreuzer ab dem Auszug<br />

durch die ganze Zeit im Felde bis zur Heimkehr gnädig bezahlen und von den<br />

Ungehorsamen die Gelder ihrem Kontingent entsprechend eintreiben und sie<br />

bestrafen, wie es sich gebührt. Unsere Landschaft soll uns und unserem Kriegsvolk,<br />

das wir haben werden, Verpflegung zu freiem, feilem Kauf zuführen. Sie<br />

soll dabei unterstützt und an allen unseren Mautstellen und Zollstätten zoll-<br />

25


frei gelassen werden bei allem, was dem Feld zugeführt oder zugetrieben wird.<br />

Wenn aber im Feld Mangel an Verpflegung auftritt und wir aus anderen Gründen<br />

während des Krieges die vier Stände damit nicht versorgen können, so sollen<br />

und wollen wir später gnädig Rückerstattung und Bezahlung der Verpflegung<br />

aufgrund der Musterzettel und der Urkunden der Hauptleute leisten, und zwar<br />

sollen für einen reisigen Knecht pro Monat fünf Gulden und für einen Fußknecht<br />

zwei Gulden in Rechnung gestellt und bezahlt werden.<br />

Wir wollen auch, daß, wenn unsere Landschaft Kriegsvolk aufnimmt, einen Fußknecht<br />

für Sold und Verpflegung zusammen nicht mehr als vier rheinische Gulden<br />

im Monat gegeben werden, und zwar zu Beginn zwei rheinische Gulden als<br />

halber Monatslohn und die anderen zwei Gulden immer am Ende des halben<br />

Monats. Darüber hinaus soll unsere Landschaft den Fußknechten kein Rüstgeld<br />

zu geben schuldig sein; wenn ihnen aber Wehr oder Harnisch gegeben werden,<br />

so soll ihnen für Wehr oder Harnisch bei der zweiten Bezahlung ein angemessener<br />

Betrag abgezogen werden.<br />

Wir haben auch unsere Landschaft hiemit zugesagt, daß wir gnädig Vorsorge<br />

treffen für die notwendigen Geschütze, Pulver, Kugeln, Werkleute, Büchsenmeister,<br />

auch Harnisch und Wehr und anderes Kriegsmaterial für das Heer. Weiters<br />

wollen wir eine Ordnung erlassen, daß die Kästen mit Getreide, Fütterung und<br />

Mehl ausreichend versehen und Verpflegung und Proviant dem Feld ausreichend<br />

zu freiem Kauf und Verkauf in angemessenem Preis zugeführt werden. Unsere<br />

Untertanen sollen uns beim Transport der Geschütze mit ihren Leuten und<br />

Pferden helfen, doch auf unsere Kosten und Zehrung und gegen geziemende<br />

Belohnung.<br />

Wir wollen auch zu angezeigter Hilfe bis zu fünf- oder sechshundert reisige Pferde<br />

je nach der Stärke des Kriegsvolkes der Landschaft für besseren Widerstand<br />

gegen den Feind bereitstellen. Wenn jemand aus dem Zuzug der Landschaft, ein<br />

Adeliger oder ein anderer, dem Feinde ehrenhaft unterliegt und im Feld gefangengenommen<br />

wird, den sollen und wollen wir oder unsere Erben oder Nachkommen<br />

befreien und von einer Rückerstattung der Kosten des Lösegeldes ent-<br />

26<br />

binden. Dagegen sollen alle gefangenen Feinde uns als Fürsten von Österreich<br />

zustehen, doch die Habe, die bei denselben an Barschaft, Kleinodien, Harnisch,<br />

Pferden oder anderem gefunden wird, soll denen gehören, die sie gefangen haben,<br />

wie es Kriegsgewohnheit ist.<br />

Wenn jemandem seine Schlösser oder Gebiete durch den Feind erobert und eingenommen<br />

und nachher uns und unseren Erben oder Nachkommen mit dem<br />

Schwert, auf dem Rechtswege oder auf andere Art und Weise wieder zurückgestellt<br />

wurden, so sollen sie, seien sie Lehen, Eigen, Pfandschaft oder Wiederkauf,<br />

soll dem Verlustträger und seinen Erben von uns, unseren Erben oder Nachkommen<br />

eine gnädige Entschädigung zuerkannt werden. Wenn aber darüber keine<br />

Einigung erzielt wird, so soll die nach Kriegsrecht zu erstattende Entschädigung<br />

der Entscheidung unserer Landschaft, sobald dieselbe zusammentritt, vorbehalten<br />

sein. Dagegen sollen alle Schlösser, Märkte, Dörfer und Weiler, die man den<br />

Feinden aberobert, uns, unseren Erben und Nachkommen zustehen, aber nach<br />

einer mit unserer Landschaft zu treffenden Vereinbarung beim Land unserer<br />

Fürstlichen Grafschaft Tirol bleiben.<br />

Im Anschlag der Prälaten und des Adels sind die Pfandschaften, die wir und unsere<br />

vorvorderen Fürsten von Österreich löblichen Gedächtnisses von dieser Grafschaft<br />

Tirol den Prälaten und Adeligen verpfändet oder auf Wiederkauf verkauft<br />

haben, auch enthalten. Damit deshalb die genannten Bischöfe, auch die Prälaten<br />

und der Adel in ihrem Anschlag nicht beschwert werden, wenn Pfandschaften abgelöst<br />

werden, so sagen wir ihnen hiemit zu, wenn wir, unsere Erben oder Nachkommen<br />

eine solche Pfandschaft, die derzeit in den Anschlag beider Bischöfe,<br />

der Prälaten und Adeligen einbezogen ist, ablösen oder sonst durch Käufe, Heimfälle<br />

oder auf andere Art Gülten oder Güter an uns bringen, so wollen wir, weil es<br />

uns, dem Land und den Leuten zugute kommt, diesen Anschlag aus den Ämtern,<br />

Renten, Gülten und Gütern, auch aus den Einkünften derselben Pfandschaften<br />

oder anderer Güter entrichten und erstatten. Dies soll den genannten Bischöfen<br />

und den zwei Ständen zustatten kommen. Denen, welche solche Pfandschaften<br />

abgelöst werden, soll die Anzahl der abgelösten, abgekauften oder angefallenen<br />

Gülten und Güter im Anschlag entsprechend abgezogen werden.


Nachdem denen aus der Herrschaft Lienz und aus dem Pustertal beim Anschlag<br />

der 5.000 Mann 500 Mann auferlegt sind beziehungsweise eine größere oder<br />

kleinere Zahl, so sollen sie ihren Anschlag von allen Ständen in ihrer Gegend und<br />

selbst auf alle Stände gleichmäßig verteilen und sich selbst untereinander einigen.Es<br />

sollen auch alle,die Gülten im Pustertal haben,es seien Bischöfe,Prälaten,<br />

Adelige oder andere, daselbst Pustertal oder außer Landes seßhaft, bei diesem<br />

Anschlag einbezogen und niemand ausgenommen sein und nach Anzahl ihrer<br />

Gülten gebührend mitveranschlagt werden. Die aber von den Prälaten und vom<br />

Adel aus diesem unserem Land der Fürstlichen Grafschaft Tirol, die zu Zeiten der<br />

Regierung Erzherzog Sigmunds löblichen Gedächtnisses von ihren Gülten,die sie<br />

da haben, hier im Land der Fürstlichen Grafschaft Tirol Steuern und Kriegsdienst<br />

geleistet haben, sollen damit hier veranschlagt werden. Die anderen aber, die<br />

dem Grafen Leonhard von Görz löblichen Gedächtnisses dort Kriegsdienst und<br />

Hilfe geleistet haben, sollen weiterhin dort im Anschlag bleiben.<br />

Nachdem man bisher über das Vermögen der Herrschaft Lienz, des Pustertales,<br />

der Gerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel kein genaues Wissen hat, ihnen<br />

aber 800 Mann beziehungsweise eine größere oder kleinere Zahl auferlegt hat,<br />

so soll die Aufteilung auf die dortigen Stände entsprechend jener auf die Stände<br />

dieses Landes in gebührender Weise geschehen. Sollte sich herausstellen,<br />

daß der Anschlag zu niedrig angesetzt ist, soll er erhöht werden. Wenn aber der<br />

Anschlag zu hoch angesetzt wurde, soll er verringert werden. Wenn ein Vorteil<br />

gefunden wird, soll allen Ständen zugute kommen. Wenn aber ein Abgang festgestellt<br />

wird, soll er allen in ihrem Anschlag ohne Nachteil und ohne Schaden<br />

sein, und keiner der Stände soll ihn erstatten oder tragen müssen.<br />

Jene aus der Herrschaft Lienz und aus dem Pustertal können, wenn von den Venezianern<br />

oder anderen an ihren Grenzen Krieg entfacht wird, ihre auferlegte<br />

Anzahl zur Sicherung ihrer Pässe, soviel nötig ist, dort behalten. Dazu soll ihnen<br />

von der Landschaft der Grafschaft Tirol, wenn sie Mangel haben oder der Hilfe<br />

bedürfen, treuer Beistand geleistet werden. Wenn aber der Krieg nicht so nahe<br />

und es nicht nötig ist, ihre auferlegte Anzahl daheim zur Sicherung ihrer Grenzen<br />

zu behalten, so sollen sie ihr Kontingent zum anderen Kriegsvolk der Landschaft<br />

oder dorthin, wohin sie im Lande beschieden werden, schicken.<br />

Wenn die beiden Stifte Trient und Brixen von jemanden überfallen werden, so<br />

sollen ihnen die vier Stände der Grafschaft Tirol, der Herrschaft Lienz und des<br />

Pustertals, auch der drei Städte und Landgerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel<br />

zur Rettung und Widerstand gegen den Feind beistehen und helfen in<br />

gleichem Maße wie anderen der Landschaft Tirol. Wenn aber die zwei Stifte ihr<br />

Volk in das Feld schicken wie andere, so soll ihnen ihr Fähnlein, welches sie<br />

verwenden, gelassen und nicht genommen werden.<br />

Weil viele Fürsten, Prälaten, Adelige und andere innerhalb und außerhalb des<br />

Landes ansässig sind und in den Herrschaften Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel<br />

Gülten haben, so ist unsere Meinung, daß diese Fürsten, Prälaten, Adeligen<br />

und anderen ihre Gülten im Anschlag der Prälaten und der Ritterschaft im Lande<br />

versteuern sollen. Was sie aber aus ihren Freistiftgütern haben, davon sollten sie<br />

im Rahmen des Anschlags der drei Städte und Gerichte Kriegsdienst und Steuern<br />

leisten.<br />

Hinsichtlich der Bergwerke haben wir unserer Landschaft zugesagt, wenn die<br />

Stände mit 20.000 Mann zuziehen, wollen wir bei den Erzknappen und allen Bergwerksverwandten<br />

darauf achten und Verfügung treffen, daß dieselben auch zur<br />

Rettung von Land und Leuten zuziehen, auf unsere Verpflegung, aber ohne Sold.<br />

Was die Burgfrieder in diesem unserem Land der Grafschaft Tirol betrifft, so<br />

sollen diese schuldig sein, wie andere von unserer Landschaft Kriegsdienst zu<br />

leisten, es sei denn, die Feinde liegen bedrohlich vor oder bei einem Schloß. In<br />

diesem Fall sollen sie nach Aufforderung durch ihren Herrn helfen, das Schloß zu<br />

halten, und währenddessen nicht schuldig sein, ins Feld zu ziehen, aber in allen<br />

Landsteuern sollen sie lediglich den halben Anschlag geben.<br />

27


Es sollen auch die Befestigungsanlagen an den Grenzen des Landes durch et-<br />

liche von unserem Regiment hiezu verordnete Sachverständige besichtigt und<br />

veranschlagt, auch nach dem Gutachten derselben befestigt und gebaut werden,<br />

damit das ganze Land vor Überfall und Vergewaltigung behütet werde. Dazu<br />

soll nach Befinden des jüngsten Landtages das Geld, welches von den Ungehorsamen<br />

eingezogen wird, verwendet werden. Wenn wir selbst nicht im Lande<br />

sind, so wollen wir immer gnädig gute Ordnung erlassen, daß die Grenzen unseres<br />

Landes ausreichend gesichert sind, damit uns, auch unserem Land und<br />

unseren Leuten dadurch kein Nachteil zugefügt wird. Damit obgenannte beide<br />

Stifte, auch unsere Grafschaft Tirol, die Herrschaft Lienz, das Pustertal, die Städte<br />

und Landgerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel von Überlastung und<br />

Beschwerlichkeiten erleichtert, auch für ihre getreue, untertänige Dienstbarkeit<br />

bedankt und wieder beruhigt werden, so versprechen wir ihnen wissentlich kraft<br />

dieses Briefes, daß wir, unsere Erben und Nachkommen hinfür durch unser Land,<br />

die Stifte, Herrschaft, Städte und Gerichte, wie sie vorher genannt sind, ohne ihr<br />

besonderes Wissen und Bewilligen keinem Krieg anfangen sollen oder wollen.<br />

Ferner ordnen wir bezüglich der Ungehorsamen, die ihre Anzahl in den vorausgegangenen<br />

und jüngsten Kriegszügen und Steuerleistungen nicht gestellt und<br />

entrichtet haben, oder für den Fall, daß künftighin bei den Anschlägen Ungehorsam<br />

auftritt, an: Gegen die im Inntal soll durch unser Regiment zu Innsbruck<br />

vorgegangen werden. Für diejenigen, welche im Land an der Etsch auf solche<br />

Weise ungehorsam waren, haben der Landeshauptmann und die Mustermeister<br />

das Recht, sie vorzuladen und von allen Ständen Abrechnung zu verlangen und<br />

durchzuführen. Die Summe,die sie von den Ungehorsamen eintreiben,ist für die<br />

Grenzbefestigung zu verwenden. Außerdem soll denen, die nicht an den Grenzen<br />

wohnen und in Notlagen des Landes mit größerem als dem vorgeschriebenen<br />

Aufgebot zugezogen sind, zu Calliano und in der Zeit seither, wie es in den Musterungslisten<br />

und Schriftstücken der Hauptleute zu finden ist, ein gebührender<br />

Kostenersatz gewährt werden. Denen, die nach dieser Vorladung weiter ungehorsam<br />

sind, soll keine weitere Ausrede gestattet werden, sondern gegen sie soll<br />

wegen des Ungehorsams und des ausständigen Geldes vorgegangen werden.<br />

28<br />

Es sollen auch beide Bischöfe, die Prälaten und der Adel miteinander, desgleichen<br />

auch die Städte und Gerichte sich untereinander wegen der Feuerstätten<br />

einigen, und die Reichen sollen nach ihrem Vermögen die Kosten für die Armen<br />

tragen, damit die Anzahl der Feuerstätten erhalten bleibt. Wenn sie sich aber<br />

jetzt oder bei künftigen Anschlägen nicht einigen können, so soll unser Regiment<br />

zu Innsbruck auf ihr Ersuchen und Begehren etliche neutrale verständige Leute<br />

dazu verordnen, die sich an Ort und Stelle begeben, sich informieren und die<br />

Vollmacht haben, zu entscheiden. Wir haben ihnen auch zugesagt und gnädig<br />

bewilligt, daß wir, was durch eine solche Erkundigung, Bereisung der Gerichte<br />

und Beschreibung der Feuerstätten und Gülten an Diäten entsteht, bezahlen<br />

wollen. Doch soll unter 150 rheinischen Gulden keine Feuerstätte als eine ganze<br />

gerechnet werden.<br />

Weil sich Städte und Gerichte beschweren, dass durch das Stift Brixen und aus<br />

dem Pustertal etliche Gerichte von der Grafschaft Tirol entzogen werden, so wollen<br />

wir, daß die, welche vormals zur Grafschaft Tirol gehört und hier Steuern<br />

bezahlt und Kriegsdienst geleistet haben, auch künftig hier dazugerechnet und<br />

bei Kriegsdiensten und Steuern veranschlagt werden.<br />

Viele Stifte, Gotteshäuser, Prälaten, Adelige und andere, die außerhalb des Landes<br />

der Grafschaft Tirol, auch der Stifte Trient und Brixen, der Herrschaft Lienz<br />

und des Pustertals ansässig sind, haben darin Renten, Zinsen, Nutzungen, Gülten<br />

und Güter, und sie sind in Kriegsläufen und anderen Obliegenheiten der ganzen<br />

Landschaft mitveranschlagt werden. Damit aber wegen der Abwesenheit derselben,<br />

weil die Umstände keinen Aufschub zulassen, nichts versäumt wird, sollen<br />

ausländische Personen an jenen Orten, wo sie den größeren Teil ihrer Renten,<br />

Zinse, Nutzungen, Gülten und Güter haben, bevollmächtigte Prokuratoren oder<br />

Amtleute einsetzen. Wie sie veranlagt werden, mit Kriegsvolk oder Geld, das haben<br />

sie zu stellen und zu bezahlen. Wenn dies nicht geschieht, soll der Pfleger<br />

oder Richter an jenem Ort, wo die Renten, Zinse, Nutzungen, Gülten und Güter<br />

gelegen sind, einheben, was darauf angeschlagen ist, und damit die Söldner oder<br />

die Steuern bezahlen.


Desgleichen sollen auch jene, die Zinse und Gülten auf unsere Kammer oder in<br />

unseren Ämtern haben und diese sonst nicht mit ihrem Hab und Gut versteuern,<br />

davon gebührend veranschlagt werden, sofern sie nicht in den Verschreibungen<br />

ausdrücklich davon befreit sind.<br />

Etliche Untertanen beschweren sich und zeigen an, dass in den Ämter von Amt-<br />

leuten zu viel eingefordert werde. Weil aber die Gebräuche und das alte Herkommen<br />

in den Ämtern ungleich sind und in den Urbaren und Verleihbriefen<br />

im allgemeinen verzeichnet und auch sonst bekannt ist, mit welchem Maß ein<br />

jeder zinsen und wieder verkaufen soll, so hat es weiterhin dabei zu verbleiben.<br />

Welcher oder welche aber entgegen dem alten Gebrauch, dem Urbar oder der<br />

Gerechtigkeit beschwert werden, derselbe oder dieselben können gegen diejenigen,<br />

von denen sie beschwert werden, bei uns oder unserem Regiment Klage<br />

erheben. Da wird ihnen der Billigkeit nach Abhilfe zuteil, und die, welche falsch<br />

gehandelt haben, werden bestraft. In allen Gerichten sollen jährlich alle Waagen,<br />

die deutschen, wienerischen und welschen Gewichte, dazu alle kleinen und<br />

großen Korn- und Weinmaße geeicht und darin gute Ordnung gehalten werden.<br />

Bezüglich der Renten, Zinse, Nutzungen, Gülten, Häuser und anderen Güter, welche<br />

Prälaten und Adelige von Leuten aus Städten und Gerichten und umgekehrt<br />

kaufen, sollen diese Renten, Zinse, Nutzungen, Gülten und Häuser oder anderen<br />

Güter ohne Berücksichtigung solcher Besitzerwechsel zu Steuer und Kriegsdienst<br />

veranlagt werden mit dem jeweiligen Stand, es sei jener der Prälaten,<br />

des Adels, der Städte oder der Gerichte, zu dem sie jetzt gehören und versteuert<br />

werden, wie dies auf dem Landtag zu Bozen im Jahre 1500 beschlossen wurde.<br />

Sollte sich aber jemand dieser Regelung widersetzen und sich nicht danach richten,<br />

derselbe oder dieselben sollen von der Obrigkeit dazu verhalten werden.<br />

Damit aber alle Stände über eine solche Veränderung und über einen solchen<br />

Verkauf informiert werden können, soll ein jeder, der Renten, Zinse, Gülten oder<br />

Güter von Prälaten oder Adeligen kauft, diesen Kauf unserer tirolischen Kanzlei<br />

zu Innsbruck oder unserem Hauptmann an der Etsch mitteilen, was dort dann<br />

in ein Buch einzutragen ist. Wer aber etwas von denen aus den Städten und<br />

Gerichten kauft, das vorher mit jenen gesteuert hat, der soll dies in den Städten<br />

dem Bürgermeister und dem Steuereinnehmer und den Gerichten dem Richter<br />

und dem Steuereinnehmer mitteilen, damit der Anschlag entsprechend gemacht<br />

werden kann, bei sonstigen Verlust des Gekauften, das dann von der Obrigkeit<br />

einzuziehen und für die Landesbefestigungen zu verwenden ist.<br />

Da sich die Untertanen über die Gesellschaften beklagen, dass sie von ihnen<br />

bedrückt werden, ist unsere Meinung, sie sollen solches uns oder unserem Regiment<br />

zu Innsbruck anzeigen, so wollen wir ihnen je nach Sachlage gnädige<br />

Abhilfe schaffen.<br />

Weil die Landschaft uns ersucht und begehrt, keinen Heiratszwang auszuüben<br />

und gemäß ihren Privilegien niemanden gegen seinen Willen zur Verehelichung<br />

zu nötigen, haben wir ihnen zu erkennen gegeben, dass wir aus Gnaden auf Ansuchen<br />

Empfehlungsschreiben ergehen lassen, wenn aber jemand die Heirat nicht<br />

eingehen will, so wollen wir gegen denselben keine Ungnade walten lassen und<br />

damit niemanden entgegen den Freiheiten bedrängen und beschweren.<br />

Die Allmenden, die den Gerichten und Städten zugehören, sollen ohne Wissen<br />

der Gerichtsherren oder des Pflegers,im Inntal ohne Wissen und Willen des Pfle-<br />

gers, Richters und Forstmeisters und auch der Untertanen, denen die Allmenden<br />

zugehören, auf keinerlei Art und Weise eingezäunt werden. Die Übertreter sollen<br />

bestraft werden. Wir wollen auch gnädig verordnen und darauf bedacht sein, dass<br />

das Laubholz nicht überhand nimmt und den Untertanen nicht die Weideflächen<br />

zuwachsen.<br />

Nachdem mancherlei Münze in dieses Land gebracht und die gute Münze weggeführt<br />

wird, ist bezüglich des Münzwesen unsere Meinung, dass alle fremden,<br />

ins Land kommenden Münzen in ihren Wert bestimmt, ihr wahrer Wert bekanntgegeben<br />

und sie dementsprechend gehandelt werden sollen. Jene Münzen, die<br />

ganz schlecht sind und die zu nehmen nachteilig wäre, sollen öffentlich verboten<br />

werden.<br />

29


Kriegknechte, die durch das Land ziehen und den Leuten nichts zahlen oder<br />

sie auf andere Art bedrängen, sollen von Adeligen, Städten und Gerichten, auch<br />

Pflegern und Richtern der Bestrafung zugeführt werden. Es sollen auch die<br />

Hauptleute die Knechte nicht ungeordnet ziehen lassen, sondern in Rotten unter<br />

Rottmeistern, die gemeinsam mit den Hauptleuten und den Doppelsöldner auf<br />

Ordnung achten, damit niemand durch die Kriegsknechte geschädigt werde.<br />

Ferner ordnen wir an, dass niemand im Lande ohne Grund seines berechtigt innehabenden<br />

Amtes enthoben werde, im Zweifelsfalle soll unser Regiment entscheiden.<br />

Kein fremder Wein soll entgegen dem alten Herkommen und den Privilegien in<br />

das Land eingeführt werden.<br />

Weil sich etliche von den Städten und Gerichten beklagen, dass sie in unbilliger<br />

Weise mit Zöllen belastet werden, so ist unsere Meinung, dies nicht zu gestatten.<br />

Diejenigen, welche entgegen dem alten Brauch und Herkommen belastet<br />

werden, mögen vor uns oder unseren Regiment zu Innsbruck Anklage erheben,<br />

bei welchen Zöllen sie gegen ihr Recht und den alten Gebrauch beschwert werden.<br />

Wir oder unser Regiment wollen ihnen dann darin gnädig Abhilfe schaffen.<br />

Was die zwei Stände der Prälaten und des Adels im Etschland betrifft, haben wir<br />

ihnen, weil sie laut ihrer Kundschaftsbriefe und unserer Zollregister seit etwa<br />

fünfzig oder sechzig Jahren Zoll- und Mautfreiheit bei unseren Zöllen und Ämtern<br />

zu Bozen, Passeier, Sigmundskron, Unterrain und Töll gehabt haben, gnädig das<br />

Folgende bewilligt und zugelassen: Was diese Prälaten und Adeligen für ihren<br />

Eigenbedarf und von ihren Zinsen in ihre Keller führen und einlegen, auch von<br />

dem, was sie in Städten und Märkten für den Bedarf ihres Haushaltes einkaufen<br />

und heimführen oder heimtragen lassen, davon brauchen sie an unseren Mautund<br />

Zollstellen keinen Zoll geben. Doch schließen wir davon jene aus, die innerhalb<br />

der letzten dreißig Jahren adelig geworden sind.<br />

So haben wir die vorgenannten Ordnungen und Artikel, die unsere Landschaft<br />

beschlossen und sich darüber geeinigt hat, zu gnädigem Wohlgefallen angenom-<br />

30<br />

men und sie für uns,unsere Erben und nachkommenden regierenden Herren und<br />

Landesfürsten unserer Grafschaft Tirol mit allen ihren Inhalten und Betreffen<br />

konfirmiert und bestätigt, auch dabei ihnen und ihren Erben und Nachkommen<br />

zugesagt und bewilligt, alles das, was uns, unseren Erben und Nachkommen, wie<br />

oben steht, hierin gebühret, stetig und fest einzuhalten, und wir konfirmieren,<br />

bestätigen, sagen zu und bewilligen ihnen hiemit all dies wissentlich kraft dieses<br />

Briefes. Wir ordnen an und wollen, dass dem in allen Artikeln und in jedem einzelnen<br />

Artikel gänzlich nachgekommen und alles so vollzogen wird.<br />

Doch soll diese Ordnung, Satzung und Bewilligung und dieser Vertrag uns, un-<br />

seren Erben und nachkommenden regierenden Herren und Landesfürsten der<br />

Grafschaft Tirol, den beiden Stiften Trient und Brixen, den vier Ständen, den Prälaten<br />

und dem Adel unserer Landschaft der Grafschaft Tirol, der Herrschaft Lienz<br />

und Pustertal, auch den Städten und Landgerichten Rattenberg, Kufstein und<br />

Kitzbühel in allem anderen an unseren und ihren Obrigkeitsrechten, Freiheiten,<br />

Privilegien, Gebräuchen, guten altem Herkommen und Gewohnheiten unvergriffen<br />

und ohne Schaden sein. Alles getreulich und ohne Gefährde.<br />

Zur Beurkundung haben wir unser Siegel an diesen Brief hängen lassen, der gegeben<br />

ist zu Innsbruck am 23. Juni nach Christi Geburt im <strong>1511</strong>. Jahr, unserer<br />

Reiche des Römischen im 26. und des Ungarischem im 22. Jahr.<br />

<strong>1511</strong><br />

Darunter links das eigenhändige Handzeichen<br />

Maximilians I., die sogenannte kleine Signatur,<br />

rechts der Auftragsvermerk, rechts unter diesem<br />

die Unterschrift des Hofkanzlers<br />

Zyprian von Serntein


Das Landlibell und die Schützen<br />

Mjr. Mag. Fritz Tiefenthaler, LKdt.


32<br />

Defregger: Schütze 1780<br />

Der Mythos wirkt - und er ist ein Schlüssel zum Selbstverständnis der Ti-<br />

roler, insbesondere jenes der Tiroler Schützen: das Landlibell von <strong>1511</strong><br />

eine feierliche Urkunde von Kaiser Maximillian I. für die Tiroler Landstände“.<br />

So beginnt Claus Reitan seine Betrachtungen zum Tiroler Landlibell in einem<br />

speziellen Dossier zur Unterzeichnung des Landlibells am 23. Juni <strong>1511</strong> und der<br />

Feuernacht am 12.Juni 1961,also den markanten Tiroler Erinnerungs- und Besinnungstagen<br />

in diesem Jahr in der Zeitschrift „Die Furche“.<br />

Ist der „Landtagsabschied“ vom 23. Juni <strong>1511</strong>, wie das Landlibell eigentlich heißt,<br />

tatsächlich die Geburtsurkunde des traditionellen Tiroler Wegs in der Landesverteidigung<br />

oder ist er nur die Fortschreibung einer bereits seit dem 14. Jh. bestehenden<br />

Tradition. Martin Schennach verweist in seinem in den Schiernschriften<br />

330 veröffentlichten Aufsatz: „Zur Rezeptionsgeschichte des Tiroler Landlibells<br />

von <strong>1511</strong>“ auf diese Tradition und verneint die Einzigartigkeit des Dokuments.<br />

Das Besondere an diesem Dokument ist aber auch seiner Meinung nach die Tatsache,<br />

dass die Landstände es später zunehmend als „Landesfreiheit“ bzw. als „Vertrag<br />

zwischen Landesfürst und Landschaft“ und als Möglichkeit der Verhinderung<br />

neuer Belastungen durch den Landesfürsten sahen.<br />

Zur Verhinderung der „Nivellierung der bisherigen Sonderstellung Tirols“ habe<br />

aber später oft auch schon der Hinweis auf das Landlibell gereicht, wenn auch ab<br />

dem 17. Jh. die Bedeutung des Dokuments abnahm und die tatsächlichen sachlichen<br />

Gründe für die Forderung nach Sonderstellung in den Vordergrund gestellt<br />

wurden. Dazu gehörten die geostrategische Lage des Landes, die Unabkömmlichkeit<br />

der männlichen Jugend für die Wirtschaftskraft Tirols durch die besonders<br />

personalintensive Form der alpinen Landwirtschaft und der Abneigung der Tiroler<br />

gegenüber jedem militärischen Drill.<br />

Wenn also der Landtagsabschied nicht die Geburtsurkunde des Schützenwesens<br />

ist, weil das Schützenwesen auf ältere Entscheidungen und Beschlüsse zurückgeht,<br />

so ist es doch das wichtigste Dokument in seiner Entwicklung. Kaiser Maximillian<br />

I. zog mit seiner Entscheidung die richtigen Schlüsse aus der militär- und<br />

geostrategischen Lage Tirols als wichtige Verbindung zwischen dem deutschen


und italienischen Sprach- und Wirtschaftsraum, ausgestattet mit einem heute<br />

kaum vorstellbaren Reichtum an Bodenschätzen.Er zog auch die richtigen Schlüsse<br />

aus der historischen Entwicklung,der Kriege gegen Venedig,insbesondere aber<br />

aus der katastrophalen Niederlage gegen die Graubündner in der Schlacht an der<br />

Calven, dem blutigsten Tag in der Tiroler Geschichte. Seine Reaktion erforderten<br />

auch die bedeutenden Gebietserweiterungen und damit die Vergrößerung des<br />

Landes durch den Erwerb der Görzer Gebiete und der ehemals bayerischen Gerichte<br />

Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg.<br />

Die unter der Mitwirkung der Landstände festgelegte Verteidigungsorganisati-<br />

on verpflichtete die Tiroler zum Schutz ihrer Heimat, befreite sie aber auch von<br />

Kriegsdiensten außerhalb des Landes. Generationen von Tirolern beriefen sich<br />

auf das Landlibell, wenn es galt, habsburgische Begehrlichkeiten auf Teilnahme<br />

Tiroler Truppenteile auf fremden Kriegsschauplätzen abzuwehren.<br />

Die im Landlibell festgelegte Zuzugsordnung wurde in den folgenden Jahrhun-<br />

derten immer wieder verändert und den Erfordernissen der Landesverteidigung<br />

angepasst, wenn auch festgestellt werden muss, dass besonders in „ruhigeren<br />

Perioden“ auf die Landesverteidigung oft vergessen wurde und sowohl die Ausbildung<br />

als auch die Ausrüstung bzw. der Bau von Festungen und Schanzen vernachlässigt<br />

wurden. Man verließ sich wohl zunehmend auf den Schießsport als<br />

Volkssport und damit auf die dauernde freiwillige Schulung im Umgang mit den<br />

verwendeten Waffen.<br />

In Krisenzeiten funktionierte das Schüt-<br />

zenwesen und damit das Kernstück der<br />

Landesverteidigung wohl vor allem wegen<br />

der Motivation und dem Einsatz der<br />

eingesetzten Männer, wenn auch diese<br />

Motivation bei längeren Einsätzen und<br />

damit längerer Abwesenheit von den eigenen<br />

Höfen bald zu schwinden begann.<br />

Michael Forcher fragt in seinem neuen Es-<br />

say„Das Heilige Land und seine Schützen“,<br />

das er mir freundlicherweise zur Verfügung<br />

gestellt hat, warum die Tiroler 1703<br />

und <strong>1809</strong> kämpften, obwohl sie durch die<br />

Wehrverfassung nicht dazu verpflichtet<br />

gewesen wären. Seiner Meinung nach war<br />

es 1703,nach der bedingungslosen Unterwerfung<br />

der von den Bayern völlig überrumpelten<br />

Obrigkeit, vor allem das „sinnlose<br />

Wüten der bayerischen Soldateska“in<br />

33


Nordtirol. Das Aufstehen der Tiroler war in diesem Fall nichts als Selbstschutz,<br />

Verteidigung der eigenen Dörfer, Höfe und Familien. Ganz anders sei es <strong>1809</strong><br />

gewesen. Tirol war bayerisch, als sich „ein enger Kreis von Schützenkommandan-<br />

ten“ von Wiener Juristen der Kriegspartei überzeugen ließ, dass „sie sich nicht<br />

als Rebellen gegen eine gesetzmäßige Regierung fühlen mussten“. Laut Forcher<br />

stand das „solchermaßen beruhigte Gewissen dem sehr komplexen Bündel von<br />

Gründen, die bayerische Herrschaft loszuwerden, nicht mehr im Wege“.<br />

Mit der Niederlage der Tiroler und trotz der späteren Rückkehr zu Österreich,<br />

die in Südtirol zum Teil auch durch den Einsatz der Schützen beschleunigt wurde,<br />

endet <strong>1809</strong> die Tiroler Wehrtradition. Die Wiener Zentralstellen verstanden<br />

es geschickt, den Tirolern genau jene Freiheiten und Privilegien zu verweigern,<br />

zu deren Verteidigung bzw. Wiedererringung man sie wenige Jahre vorher zum<br />

Kampf gegen die Bayern ermuntert, ja geradezu aufgefordert hatte. Längst war<br />

die österreichische Militärführung auf eine neue Linie eingeschwenkt. Das stehende<br />

Heer sollte durch Rekruten aus Tirol ergänzt werden. Hatte man unter<br />

Josef II. noch einen Rückzieher gemacht, als ähnliche Versuche zu einem Aufschrei<br />

Boarischer Rummel<br />

34<br />

Aufgebotsaufruf <strong>1809</strong><br />

in Tirol geführt hatten, nützten diesmal auch Hinweise auf die Verdienste der<br />

Tiroler, ihre ehemalige Sonderstellung oder gar auf das Landlibell nichts.<br />

Mit den Veränderungen in der Anwendung der Tiroler Wehrverfassung begann<br />

sich auch das Schützenwesen auseinander zu entwickeln. Neben den Schützengilden<br />

mit ihren Schießständen oder von ihnen ausgehend, entwickelten sich die<br />

Kompanien, die bei festlichen Anlässen als Repräsentanten des Ortes oder des<br />

Landes aufgeboten wurden. Als erster Höhepunkt dieser Entwicklung gilt die<br />

Erbhuldigung vor Kaiser Ferdinand I. 1838, bei der die zum Teil neugegründeten<br />

Kompanien am Rennweg defilierten. Laut Michael Forcher sollte die Defilierung<br />

„die Kaisertreue und Wehrhaftigkeit des Landes und seiner Bewohner demonstrieren“.<br />

Während die Schützen auch 1848 (Flucht des Kaisers nach Tirol), 1863 (Tirol 500<br />

Jahre bei Österreich), 1885 (Zweites österreichisches Bundesschießen) und ganz<br />

besonders 1909 (Hundertjahrfeier) vor dem Kaiser paradierten, nahm ihre militärische<br />

Bedeutung ab, wenn man sich auch ihrer plötzlich wieder erinnerte, als<br />

im März 1848 das Metternichsche System zusammenbrach und neben den vielen


anderen Brennpunkten auch im Süden Tirols in ganz Oberitalien ein Aufstand<br />

gegen Österreich ausbrach.<br />

Trotz der Skepsis führender Generäle, folgten die Tiroler Schützen dem Aufruf<br />

Erzherzog Johanns zum freiwilligen Ausmarsch.Insgesamt standen in diesem Jahr<br />

an unterschiedlichen Einsatzorten und mit unterschiedlichen Einsatzlängen 145<br />

Kompanien mit über 16.500 Mann im Einsatz und verteidigten das Land gegen<br />

eingebrochene italienische Freischaren, die Welschtirol befreien wollten. Dabei<br />

trugen die Kompanien die Verantwortung für die Grenzsicherung, weil die regulären<br />

Truppen dazu nicht in der Lage waren. Die vielen größeren und kleineren<br />

Gefechte zogen sich vom April bis zum August 1848.<br />

1864 kam es zu einer neuen Verteidigungsordnung, in der Tirol zusätzlich zur<br />

Abstellung der Mannschaften zu den sieben Bataillonen zum Tiroler Kaiserjägerregiments<br />

(k. k. Heer) die Verteidigung des Landes übernahm. Dazu wurden als<br />

erstes Aufgebot Landesschützenkompanien (6.200 Mann, Freiwillige und Geloste,<br />

gewählte Offiziere,4-jährige Dienstzeit,Exerzieren an Sonn-und Feiertagen,dreiwöchige<br />

Kompanieübung), als zweites Aufgebot das freiwillige Scharfschützenkorps<br />

(Schießübungen, gewählte Offiziere, kein Exerzieren, keine Waffenübungen,<br />

4-jährige Dienstzeit) und als drittes Aufgebot der Landsturm, der alle Waffenfähigen<br />

vom 20. - 50. Lebensjahr umfasste, bereitgestellt. Keines der drei Aufgebote<br />

war, ganz in der Tradition des Landlibells, verpflichtet, außerhalb des Landes<br />

Dienst zu tun. (Quelle: Egg - Pfaundler: Das Tiroler Schützenbuch).<br />

Entscheidend war allerdings die Tatsache, dass die „offizielle“ Tiroler Landesverteidigung<br />

nur mehr auf Vereinsbasis organisiert war und sich die Wiener und<br />

Tiroler Heeresleitungen mit ihrer Forderung nach dem Einsatz der Tiroler Truppenteile<br />

auch außerhalb des Landes und der Verweigerung einer eigenständigen<br />

Form der Tiroler Landesverteidigung durchgesetzt hatten.<br />

Im Krieg 1866 wurden alle drei Aufgebote aufgerufen. Insgesamt 43.440 Mann<br />

rückten an die Südgrenze aus, wo die 187 Kompanien des Landsturms mit ihren<br />

über 36.000 Mann aber nicht mehr zum Einsatz gebracht wurden.<br />

Standschützen an der Front,<br />

vor und im 1. Weltkrieg.<br />

35


36<br />

Oberjäger<br />

an der<br />

Dolomitenfront<br />

Letztes<br />

im Land<br />

gebliebenes<br />

Aufgebot<br />

Bereits 1870 wurde die Landesverteidigung wieder reformiert, die Landesschützen<br />

und der Landsturm wurden nun Teil des Militärs und als Teil der österreichischen<br />

Landwehr mit der Verpflichtung, das stehende Heer im Kriegsdienst zu<br />

unterstützen. Aus den Bataillonen und ab 1895 drei Regimentern der Landesschützen<br />

entstand 1906 eine hochspezialisierte Gebirgstruppe, die auf Grund ihrer<br />

Verdienste 1917 in Tiroler Kaiserschützen umbenannt wurde. Mit der Reform<br />

1870 war allerdings die eigenständige Form der Tiroler Landesverteidigung und<br />

das Privileg, nur zur Verteidigung Tirols ausrücken zu müssen, endgültig zu Grabe<br />

getragen.<br />

Der letzte großen Einsatz Tiroler Schützen im Jahr 1915, als die Tiroler Stand-<br />

schützen als „Ietztes im Land gebliebenes Aufgebot“ in höchster Gefahr aufgeboten<br />

wurden, wird wohl Thema vieler Würdigungen der nächsten Jahre sein.<br />

Landeskommandant<br />

Mjr Mag. Fritz Tiefenthaler<br />

( *29. Februar 1952)<br />

Geographie- und Englisch- Lehrer<br />

Vize-Bürgermeister und<br />

Umweltschutzbeauftragter a.D.<br />

der Gemeinde Mils<br />

Mitglied der Feuerwehr<br />

und der Schützenkompanie Mils.


Das Tiroler Landlibell <strong>1511</strong> und das Österreichische Bundesheer<br />

GenMjr Mag. Herbert Bauer<br />

37


Jeder Gemeinschaft und schon gar Staaten ist es legitimes und nachvollziehbares<br />

Anliegen, sich gegen Angriffe schützen zu können. Von jeher bestand<br />

also die Notwendigkeit, sich zusammenzutun, um im Falle des Falles<br />

gemeinsam und organsiert gegen einen Feind auftreten zu können. Diese Ausgangslage<br />

fanden wir auch <strong>1511</strong> vor und sie fand insofern eine außergewöhnliche<br />

Berücksichtigung, als man Tirol das Privileg einräumte, seine allenfalls<br />

erforderlichen Truppen selbst aufzustellen und man ein Zugeständnis machte,<br />

dass diese Truppen nur zur Verteidigung der Landesgrenzen Tirols zum Einsatz<br />

kommen würden. Dieses Privileg wurde jedoch natürlich damit verknüpft, dass<br />

die finanziellen Aufwendungen für Besoldung, die Beschaffung der Ausrüstung,<br />

die Instandhaltung der Befestigungsanlagen, die Ausbildungsinfrastruktur (zB<br />

Schießplätze) und die Versorgung dieser Truppen auch durch das Land selbst<br />

zu tragen waren.<br />

38<br />

In der Folge wurden über die Jahre bis 1918 erforderliche Anpassungen an den<br />

Regelungen vorgenommen, die den ursprünglichen Charakter sukzessive und<br />

nachhaltig veränderten. 1839 wurde das bis dahin entstandene Tiroler Schießstandwesen<br />

von aller militärischer Organisation entbunden und sollte als ein<br />

volkstümliches Institut lediglich die Landesverteidigung vorbereiten. Die Allgemeine<br />

Wehrpflicht wurde 1870 eingeführt, wobei die Wehrpflichtigen während<br />

ihres Wehrdienstes keine Schützen sein konnten.<br />

In der weiteren Entwicklung kommt es zum Aufbau einer reinen militärischen<br />

Struktur als Teil der österreichischen Armee, die auch außerhalb der Landesgrenzen<br />

eingesetzt werden konnte. Nach 1918 hatten die Schützen keine militärische<br />

Bedeutung mehr, sondern übernahmen als nichtstaatliche Vereinigung<br />

die Traditionspflege. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es zur Gründung des<br />

Das österreichische<br />

Bundesheer beim Hochwasser-<br />

Katastropheneinsatz im<br />

August 2005 in Tirol.


„Bundes der Tiroler Schützenkompanien“ und die damaligen Sport- und Scheibenschützen<br />

bildeten den „Tiroler Landesschützenbund“.<br />

Ein Vergleich mit der heutigen Struktur des Österreichischen Bundesheeres<br />

und der Wehrpflicht findet Gemeinsamkeiten vor allem in dem Interesse, sich<br />

schützen zu können. Der bundesstaatliche Aufbau der Republik Österreich, die<br />

verfassungsrechtlichen Bestimmungen zum Wehrsystem, der Aufbau und die<br />

Struktur des Bundesheers stellen sich heute verständlicherweise angepasst<br />

an die erforderlichen Notwendigkeiten einer aktuellen Sicherheitspolitik und<br />

eines modernen Gefechtsbildes dar. Die aktuelle Wehrpflichtdiskussion zwingt,<br />

abseits der tagespolitisch motivierten Diskussion und der von einer kleinformatigen<br />

Zeitung betriebenen unseriös wirkenden Kampagne, zum allgemeinen<br />

Nachdenken über die Art der Gestaltung und die Finanzierung von Sicherheit für<br />

den Staat und seine Bevölkerung. Verankert die heutige Allgemeine Wehrpflicht<br />

das Bewußtsein für Verteidigungsnotwendigkeiten in der Bevölkerung, kann eine<br />

reine Berufsheerorganisation eine ideelle Abkoppelung des Bevölkerungskollektivs<br />

von dieser vornehmen, dem Souverän des Staates, dem Bürger zustehenden,<br />

Aufgabe bringen.<br />

200 Jahre „Traditionstag“ beim Militärkommando Tirol:<br />

Landeskommandant Dr. Otto Sarnthein, Landeshauptmann<br />

Günther Platter, geehrter Soldat, Hauptmann der SK Wilten<br />

Andreas Raass, GenMjr Mag. Herbert Bauer.<br />

39


<strong>1511</strong><br />

Auch wenn die Sinnhaftigkeit des Erhalts von Streitkräften in relativ friedlichen<br />

Zeiten schwer zu motivieren ist, zeigt uns die Geschichte, dass es notwendig ist,<br />

auf Fälle vorbreitet zu sein, die nicht vorhersehbar sind und wo es zweckmäßig<br />

ist, über gut ausgerüstete und organisierte Kräfte bereits vor dem Eintritt des<br />

Ereignisses zu verfügen. Zum Zeitpunkt des Eintritts der Gefahr, ist es zu spät,<br />

wenn man versucht, sich zu organisieren, dazu sind die Systeme der Telekommunikation<br />

und Waffentechnik heute doch wesentlich komplexer, als zu Zeiten<br />

des Landlibells, wo der Einrückende aufgrund des Läutens der Dorfglocke mit<br />

herkömmlichen Hieb- und Stichwaffen, inklusive landwirtschaftlicher Geräte, die<br />

zum Kampf geeignet waren, zur Fahne eilte.<br />

Auch das Thema „Einsatz innerhalb der Landesgrenzen“ hat sich grundsätzlich<br />

gewandelt. Werden Soldaten des Österreichischen Bundesheeres, egal aus welchem<br />

Bundesland, doch nicht nur in ganz Österreich ausgebildet und eingesetzt,<br />

sondern ist die Dimension des Auslandseinsatzes für humanitäre oder friedensunterstützende<br />

Einsätze dazugekommen. Lediglich für Auslandseinsätze ist,<br />

nach derzeitigem Rechtssystem, die Freiwilligkeit eine Voraussetzung für den<br />

Einsatz. Vom Einsatz über die Bundesländergrenzen hinweg, hat die österreichische<br />

Bevölkerung schon oft profitiert. Sei es der militärische Grenzeinsatz während<br />

der Jugoslawienkrise in Kärnten und der Steiermark oder der sicherheitspolizeiliche<br />

Einsatz im Burgenland oder die Hilfe ostösterreichischer Soldaten<br />

beim Hochwassereinsatz 2005 in Tirol.<br />

<strong>2011</strong> feiert Tirol die Erinnerung an das Landlibell <strong>1511</strong>, das man durchaus als<br />

Vorläufer der Wehrpflicht betrachten kann. Das Gemeinsame zwischen damals<br />

und heute ist die Idee, wehrbereit zu sein, wenn man gebraucht wird - zum<br />

Schutz unserer Heimat, dem schönen Land Tirol und der Republik Österreich.<br />

40<br />

Generalmajor<br />

Mag. Herbert Bauer<br />

( * 2. Dezember 1955),<br />

langjähriger Kabinettschef<br />

beim Bundesminister für<br />

Landesverteidigung<br />

Günther Platter<br />

und seit Anfang 2006 wieder<br />

Militärkommandant von Tirol.


500 Jahre Landlibell: Politische Schritte für die Zukunft Tirols<br />

Abgeordneter zum Südtiroler Landtag Sven Knoll<br />

41


Am 23. Juni <strong>1511</strong>, vor genau 500 Jahren, unterzeichnete Kaiser Maximilian<br />

das Tiroler Landlibell, welches dem Land Tirol größtmögliche Unabhängigkeit<br />

und die Garantie zusicherte, nur zur Verteidigung der eigenen<br />

Heimat, Kriegsdienste leisten zu müssen. Der Freiheitsgedanke hinter diesem<br />

Landlibell war revolutionär und würde in der Terminologie der heutigen Politik<br />

wohl als unrealistisch, Utopie der gar als Zündelei abgestempelt werden.<br />

Und dennoch, das Unmögliche wurde möglich. Das kleine Land Tirol rang dem<br />

Kaiser umfangreiche Zugeständnisse ab und stellte somit unter Beweis, dass<br />

auch die schwierigsten politische Projekte umsetzbar sind, wenn sie nur konsequent<br />

verfolgt werden.<br />

Das Jubiläum 500 Jahre Landlibell ist daher auch wegweisend für die zukünftige<br />

Entwicklung Tirols. Es zeigt uns, dass in der Geschichte alles möglich ist, wenn<br />

der Wille zur Durchsetzung eines Vorhabens gegeben ist. Vor allem aber zeigt<br />

es auf, dass die Stärke des Landes Tirol, die größten Errungenschaften, die er-<br />

reicht werden konnten, stets in der Einheit des Landes lagen und nie in dessen<br />

Trennung.<br />

Das Gedenkjahr anlässlich 500 Jahre Landlibell ist somit auch ein Ansporn, die<br />

Frage der Wiedervereinigung Tirols ins Zentrum der zukünftigen Entwicklung<br />

unseres Landes zu stellen.<br />

42<br />

Militärparade vor dem<br />

Mussolini-Relief in Bozen<br />

Die offizielle Politik beider Landesteile begnügt sich derzeit noch mit Wortflos-<br />

keln einer inhaltslosen Europaregion, anstatt ernsthafte Schritte zur Wiederver-<br />

einigung Tirols anzugehen. Wer heute jedoch von einer vermeintlichen Einheit<br />

Tirols spricht, von Grenzen, die angeblich überwunden worden sind, verkennt die<br />

politische Realität.<br />

Trotz EU, Euro und Schengenabkommen, ist Tirol noch immer ein geteiltes Land.<br />

Der Brenner ist nicht nur eine historische Unrechtsgrenze, sondern nach wie vor<br />

eine juridische und politische Verwaltungsgrenze, die die Tiroler Landesteile<br />

voneinander trennt und in ihrer gemeinsamen Entwicklung behindert.<br />

Doch die Geschichte zeigt uns, dass Unrechtsgrenzen auf Dauer nicht Bestand<br />

haben. Man kann nicht ewig trennen, was zusammen gehört.<br />

Angefangen vom Tiroler Landlibell, bis hin zum Fall der Berliner Mauer und der<br />

Wiedervereinigung Deutschlands, hat stets der Wunsch nach Freiheit, Friede und<br />

Gerechtigkeit die Geschichte gelenkt und dabei selbst die höchsten Mauern<br />

überwunden. Nicht anders verhält es sich mit der Einheit Tirols.<br />

Es liegt vor allem an der eigenen Bereitschaft, am Willen, die eigene Zukunft<br />

selbst in die Hand zu nehmen, um bestehendes Unrecht zu überwinden. 90 Jahre<br />

der Teilung sind freilich nicht spurlos an Tirol vorübergezogen. In vielerlei Hin-<br />

Aufmarsch italienischer<br />

Neo-Faschisten vor dem<br />

„Siegesdenkmal“ in Bozen.


sicht war man gezwungen eigene und manchmal auch unterschiedliche Wege<br />

zu gehen.<br />

Süd-Tirol hat dabei zweifelsohne das härtere Los getroffen. Gegen den eigenen<br />

Willen vom Rest der Heimat abgetrennt zu werden und einem fremdnationalen<br />

Staat angegliedert zu werden, der danach trachtet, die Sprache, Kultur und Lebensart<br />

auszumerzen, hat sich tief in die Süd-Tiroler Volksseele eingeprägt und<br />

dabei Spuren hinterlassen, die bis in die heutige Zeit reichen.<br />

Zwar hat die Autonomie Süd-Tirol viele Verbesserungen gebracht, doch ist sie<br />

kein Garant für eine langfristige Sicherung der Sprache und Kultur. Besonders<br />

der Umgang Italiens mit der eigenen faschistischen Vergangenheit lässt viele<br />

Süd-Tiroler an einer gesicherten Zukunft zweifeln.<br />

Man stelle sich vor, in Innsbruck würde am Landhausplatz ein Reiterstandbild<br />

Adolf Hitlers stehen und das Bundesheer würde alljährlich zum Nationalfeiertag<br />

davor aufmarschieren und seine Paraden abhalten. Undenkbar. Völlig zu Recht<br />

würde eine Aufschrei der Entrüstung durch ganz Österreich, ja wohl durch ganz<br />

Europa gehen. In Süd-Tirol ist so etwas jedoch leider noch immer Realität.<br />

Am Gerichtsplatz in Bozen befindet sich ein lebensgroßes Relief des italienischen<br />

Diktators Benito Mussolini. Das italienische Militär hält davor alljährlich<br />

seine Paraden zum Staatsfeiertag ab. Derzeit wird in Bozen das faschistische<br />

Siegesdenkmal renoviert, welches den Sieg Italiens über Österreich glorifiziert<br />

und auf dessen Säulen die Liktorenbündel - die Insignien der faschistischen<br />

Partei - abgebildet sind. Die vom Faschismus eingeführten italienischen Orts-<br />

namen haben ebenfalls bis heute in Süd-Tirol alleinige amtliche Gültigkeit. Die<br />

deutschen Ortsnamen dürfen lediglich verwendet werden, sind aber nicht amtlich.Die<br />

Absicht des faschistischen Regimes,durch die Abschaffung der historisch<br />

gewachsenen deutschen und ladinischen Ortsnamen und durch die Einführung<br />

von erfundenen, italienisch klingenden Namen, dem südlichen Tirol einen italienischen<br />

Mantel überzustülpen, wird vom „demokratischen“ Italien bis heute<br />

fortgeführt.<br />

Der von italienischen<br />

Carabinieri bis zum Tode<br />

gefolterte Franz Höfler.<br />

Das Jahr <strong>2011</strong> steht vor allem in Süd-Tirol aber nicht nur im Gedenken an das<br />

Tiroler Landlibell von <strong>1511</strong>, sondern auch an die Feuernacht vor 50 Jahren. Nachdem<br />

Italien auch nach dem Ende des Faschismus seine Unterdrückungspolitik<br />

mit unverminderter Härte fortführte und durch die massenhafte Ansiedlung von<br />

Italienern die Süd-Tiroler zur Minderheit im eigenen Land machen wollte, griffen<br />

in der Herz-Jesu-Nacht 1961 unbescholtene Bürger, Familienväter und einfache<br />

Leute zum äußersten Mittel und sprengten Strommasten in die Luft, um die Weltöffentlichkeit<br />

auf das Süd-Tirol-Problem aufmerksam zu machen.<br />

Italien reagierte darauf mit brutaler Gewalt, Folterungen, Auftragsmorden und<br />

politischer Verfolgung. Noch immer gibt es Süd-Tiroler, die deswegen nicht nach<br />

43


Süd-Tirol zurückkehren dürfen.Die Spuren der Folterungen tragen viele der Süd-<br />

Tiroler Freiheitskämpfer bis heute am Leib. Einige wurden sogar bis zum Tode<br />

gefoltert.<br />

Die öffentliche Diskussion zur Feuernacht vor 50 Jahren hat gezeigt, dass Italien<br />

in all den Jahren nichts dazu gelernt hat. Selbst nach 50 Jahren leugnet Italien<br />

die brutalen Folterungen und beharrt auf dem Standpunkt, dass sich die Freiheitskämpfer<br />

die Verletzungen selbst zugefügt hätten. Diejenigen, die bis zum<br />

Tode gefoltert wurden, seien angeblich eines natürlichen, spontanen Todes gestorben.<br />

Wer das Gegenteil behauptet, wird angezeigt und juridisch verfolgt. Wen wundert<br />

es da, dass viele Süd-Tiroler mit einem solchen Staat nichts zu tun haben wollen?<br />

Von all diesen Dingen weiß man in Nord- und Ost-Tirol oft nur wenig und es<br />

darf daher auch nicht verwundern, wenn Bestrebungen, wie die aktuellen Bemühungen<br />

um eine doppelte Staatsbürgerschaft, welche den Süd-Tirolern die<br />

Möglichkeit geben würde, wieder ihre österreichische Staatsbürgerschaft zurückzubekommen,<br />

eher zurückhaltend betrachtet werden. Es ist leider auch ein<br />

Versäumnis der Politik, die Bereiche der Zusammenarbeit der Tiroler Landesteile,<br />

die bereits heute möglich wären, vollends auszuschöpfen.<br />

Doch trotz 90 Jahren der gewaltsamen Teilung und manch eigenständiger Ent-<br />

wicklungen kann nicht geleugnet werden, dass die Gemeinsamkeiten in Nord-,<br />

Ost-, und Süd-Tirol überwiegen. Daran gilt es anzuknüpfen, um eine gemeinsame<br />

Zukunft aufzubauen.<br />

Gemeinsam hätte Tirol die besten Voraussetzungen zu einer wirtschaftlichen<br />

Wohlstandsregion, zu einem Modell der Überwindung von Unrechtsgrenzen und<br />

zu einem echten Beispiel der friedlichen Koexistenz mehrerer Sprachgruppen zu<br />

werden.Die Zukunft Tirols,seine wirtschaftliche Stärke und positive Entwicklung,<br />

liegt in der Einheit des Landes und nicht in einer künstlichen Trennung. Lokale<br />

Eigenbröteleien, die darauf abzielen, sich in vermeintlicher Eigenständigkeit<br />

44<br />

selbst zu genügen, sind letztlich eine Abgrenzung vom jeweils anderen Tiroler<br />

Landesteil, die die Teilung Tirols nur noch weiter forcieren.<br />

Nördlich wie südlich des Brenners leben dieselben Tiroler, die nicht nur eine gemeinsame<br />

Geschichte verbindet, sondern auch eine gemeinsame Kultur, Sprache<br />

und eine gemeinsame Wirtschaftsstruktur. Diese Einheit zu leugnen und nicht<br />

in einer zukünftigen politischen Entwicklung zu berücksichtigen, bedeutet die<br />

eigene Identität zu leugnen, denn Tirol hört nicht am Brenner auf.<br />

Das Jubiläum 500 Jahre Landlibell sollte daher von der Politik genützt werden,<br />

um auf die vielen schönen Sonntagsreden auch Taten folgen zu lassen und endlich<br />

politische Schritte zur Zusammenführung der Tiroler Landesteile zu setzen.<br />

L.-Abg. Sven Knoll<br />

Sven Knoll ( *6. Juni 1980 in Bozen)<br />

ist Südtiroler Politiker der Süd-Tiroler Freiheit und<br />

Abgeordneter im Landtag.<br />

Derzeit studiert Knoll Human- und Zahnmedizin an der<br />

Universität in Innsbruck. Bei den Landtagswahlen 2008<br />

erhielt er 6.641 Vorzugsstimmen und war mit 28 Jahren<br />

der jüngste Abgeordnete der<br />

13. Legislaturperiode.<br />

Bekannt wurde Sven Knoll als<br />

Jugendsprecher der Union für<br />

Südtirol, die er zusammen mit<br />

Eva Klotz verließ, sowie durch<br />

die Plakataktion<br />

„Süd-Tirol ist nicht Italien“.<br />

Seit dem Verlassen der Union<br />

ist er Landesjugendsprecher<br />

der Süd-Tiroler Freiheit.


Die Schützenkompanie Igls - ViII und das Tiroler LandlibeII von <strong>1511</strong><br />

Univ.- Prof. Dr. Franz-Heinz von Hye<br />

Igls mit der St. Aegidius-Pfarrkirche<br />

(urkundlich nachweisbar seit 1286)<br />

45


Am Beginn dieses Beitrags zum 500 - Jahr - Gedenken an die von Kaiser<br />

Maximilian 1. im Jahre <strong>1511</strong> nach Verhandlungen mit den Tiroler<br />

Landständen dem Land Tirol verliehene Landesverteidigungsordnung,<br />

genannt „Tiroler Landlibell“, sei zunächst dessen Bezeichnung und Zielsetzung<br />

kurz erörtert.<br />

Die Bezeichnung „Libell“ leitet sich vom lateinischen Wort „liber“ bzw. Buch ab,<br />

zumal ein Liber mit nur wenigen Seiten, vergleichbar mit einem Heft, als kleines<br />

Buch bzw.als „Libell“bezeichnet worden ist.Derartige mehrseitige Urkunden hat<br />

es viele gegeben und gibt es sIe namentlich bei diversen Verträgen auch heute<br />

noch.<br />

Einleitung<br />

Das Besondere an dem „Tiroler Landlibell von <strong>1511</strong>“ besteht darin, dass es - abgesehen<br />

von diversen späteren Änderungen - ein bis zum Ende des Österreichischen<br />

Kaisertums allein für die Grafschaft Tirol gültiges Grund- und Verfassungsgesetz<br />

war, welches auf der Grundlage der Allgemeinen Wehrpflicht und auf der<br />

administrativen Basis der Gerichtsbezirke, die Selbstverteidigung des Landes<br />

Tirol durch die wehrfähigen und daher wehrpflichtigen Männer des Landes geregelt<br />

hat. Dabei unterschied man im Laufe der Zeit zwischen den „Landesschützen“<br />

und den „Standschützen“:<br />

So waren die „Landesschützen“ allein zur Ableistung der allgemeinen, bis zu<br />

einem gewissen Alter bestehenden Wehrpflicht, verbunden mit regelmäßigen<br />

Schießübungen am jeweiligen Schießstand verpflichtet.<br />

Die „Standschützen“ hingegen verpflichteten sich freiwillig und ohne Altersbegrenzung<br />

durch vermehrte und intensive Schießübungen, sich zu einer Elite-<br />

Mannschaft auszubilden und im Falle der militärischen Bedrohung des Landes<br />

jederzeit einsatzbereit zu sein.<br />

Während die „Landesschützen“ im 19. Jahrhundert gelegentlich der Einführung<br />

der „Allgemeinen Militärdienstpflicht“ durch das Landesverteidigungsgesetz von<br />

46<br />

1871 fortan im Rahmen von zunächst 10 Landesschützen-Bataillonen bzw. ab<br />

1893 drei Landesschützen¬Regimentern als Formation der „Österreichischen<br />

Landwehr“ kaserniert wurden und hinsichtlich der Ableistung ihrer Dienstpflicht<br />

auf das 42. später 50. Lebensjahr beschränkt wurden, verzichteten die Standschützen<br />

freiwillig auf eine derartige Beschränkung ihres Dienstalters.<br />

Mit diesen wenigen Zeilen als Einleitung soll versucht werden, in Grundzügen<br />

die Geschichte des mit dem Landlibell von <strong>1511</strong> begonnenen, und fortan bis<br />

1918 gesetzlich geregelten Tiroler Wehrwesens darzustellen.<br />

Das Tiroler Landlibell von <strong>1511</strong><br />

und seine Geschichte<br />

Vor <strong>1511</strong> gab es nur die Burghut in besonders grenznahen und überdies strategisch<br />

wichtigen Burgen (wie z.B.Tarasp im Engadin,Landeck oder Ehrenberg etc.)<br />

sowie gelegentliche, durch die jeweilige politische Lage erforderliche Aufgebote<br />

der wehrfähigen Männer einzelner oder - je nach Bedarf - aller Gerichtsbezirke.<br />

Besonders - aber negativ bekannt - ist diesbezüglich das Aufgebot der wehrfähigen<br />

Tiroler Männer im so genannten Schweizer Krieg des Jahres 1499, welches<br />

an der Calven vor den Stadtmauern von Glurns mit einer katastrophalen Niederlage<br />

der Tiroler geendet hat.<br />

Die Ursache für dieses Debakel war einerseits der Umstand, dass die zu den<br />

Waffen gerufenen Männer - mit wenigen Ausnahmen - keinerlei gefechts- oder<br />

kriegsmäßige Ausbildung hatten und dass es andererseits keine oder nur wenige<br />

geschulte Kommandanten gab. Namentlich in Musterungsregistern erfasst waren<br />

nur die Namen der wehrfähigen Männer eines jeden Gerichtsbezirkes. Das<br />

älteste derartige Register datiert erst von 1410. Das älteste erhaltene Aufgebot<br />

datiert erst von 1406; - damals rief Herzog Leopold IV. die Passeirer zum Einsatz<br />

an der Salurner Klause.


Die<br />

St. Martins-<br />

Kirche von<br />

Vill- urkundlich<br />

nachweisbar seit 1397.<br />

Die Frage des oder der jeweiligen Kommandanten blieb dabei dem Augenblick vor-<br />

behalten.<br />

Die Kriegspolitik - sei es im Sinne des Angreifers oder des Verteidigers - war damals<br />

noch weitgehend auf die - auch in anderen Ländern -vor allem bei den Schweizer Eid-<br />

genossen - angeworbenen und dort auch geschulten Landsknechte oder „Raisläufer“<br />

angewiesen, die gegen Sold jedem Kriegsherren zu dienen bereit waren.<br />

Die einzigen landeseigenen Kräfte im Tiroler Verteidigungswesen<br />

dieser Zeit bildeten - neben den landesfürstlichen Burgen - vor<br />

allem die Städte:<br />

Zum Wesen und Charakter der Städte gehörten vor allem ihre Befestigung und darüber<br />

hinaus ihre Alarmanlagen, wie z.B. Stadttürme (so in Innsbruck und Sterzing) oder<br />

die hohen Glockentürme ihrer Kirchen: Die Ringmauer und die damit verbundenen<br />

Stadttore waren geradezu das äußere Kennzeichen einer Stadt. Dementsprechend<br />

finden wir in Tirol keine einzige alte Stadt, deren Kern nicht von einer Stadt- oder<br />

Ringmauer umgeben gewesen wäre.<br />

Dies gilt im nordtiroler Unterland für die tirolisch-Iandesfürstlichen Städte Innsbruck<br />

und Hall genauso wie für die ursprünglich, d.h. bis 1504 bayerischen Städte Ratten-<br />

berg, Kufstein und Kitzbühel. Auch Vils, ein Städtchen der Herren von Hohenegg, ist<br />

dazu zu zählen, wenngleich erst sehr spät. Südlich des Brenners, bzw. des Reschens<br />

sind dazu Sterzing, Meran und Glurns, - Gründungen der Tiroler Landesfürsten, anzuführen,<br />

- während Bozen ursprünglich eine Stadt des Fürstbischofs von Trient war.<br />

Brixen, Klausen und Bruneck hingegen verdankten ihre Gründung und ihren Ausbau<br />

den Fürstbischöfen von Brixen. Lienz schließlich stellt in Tirol die einzige Stadtgründung<br />

der im Jahre 1500 ausgestorbenen Grafen von Görz dar.<br />

Bis zur ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren alle diese Städte unter der Herrschaft<br />

der Grafen von Tirol aus dem Hause Habsburg politisch und militärisch miteinander zu<br />

einem Lande verbunden, dies galt auch weitestgehend für die Städte und Territorien<br />

der mit Tirol verbündeten bzw. conföderierten Fürstbischöfe von Brixen und Trient.<br />

47


Dementsprechend erklärten sie sich einvernehmlich bereit, sich alle im Falle der<br />

Bedrohung des Landes gemeinsam an den jeweiligen „Aufgeboten zur Verteidigung<br />

der Tiroler Landesgrenzen, zu beteiligen, - ganz gleich ob der feindliche<br />

Angriff von Süden (Venedig),Westen (Appenzell, Graubünden) oder Norden (Bayern)<br />

erfolgte.<br />

Demselben Grundsatz blieb Tirol auch in den Befreiungskämpfen gegen Napo-<br />

leon und seine Verbündeten treu, - obwohl Tirol seit dem Waffenstillstand von<br />

Znaim vom 12. Juli <strong>1809</strong> auf die Rückendeckung Österreichs verzichten musste.<br />

Zeughäuser und Artillerie<br />

Nach diesen grundsätzlichen, landesgeschichtlichen Feststellungen, die gleich-<br />

sam den Rahmen für die Geschichte der weitgehend autonomen Entwicklung der<br />

Landesverteidigung Tirols auf der Grundlage des Landlibells von <strong>1511</strong> bilden,<br />

sollen sich die weiteren Ausführungen mit den wichtigsten, konkreten Inhalten<br />

des Landlibells von <strong>1511</strong> befassen.<br />

Die militärischen und sowohl kriegs- als auch wehrpolitischen Schwerpunkte<br />

des Landlibells galten einerseits der Bewaffnung der Tiroler Defensivkräfte und<br />

andererseits ihrer Ausbildung<br />

Igls und Vill mit den dortigen Burgen - „Straßfried“ und „TurmbichI“ in Vill, „Hohenburg“<br />

in Igls sowie mit dem ehemaligen Viller See auf der Tirol- Landkarte von Peter Anich<br />

(gest. 1766) und Blasius Hueber (gest. 1814), gedruckt in Wien 1774. (Foto: Hye)<br />

48<br />

Der nötigen Ausrüstung mit Kanonen jeder erforderlichen Größenordnung dien-<br />

ten vorwiegend die großen Zeughäuser in Innsbruck und auf Sigmundskron bei<br />

Bozen.<br />

Überdies aber verfügten auch zahlreiche andere<br />

Burgen und Schlösser sowie alle genannten<br />

Städte über entsprechende Waffendepots oder<br />

kleine Zeughäuser. Weiterhin bewusst gepflegt<br />

und beibehalten wurden in dieser Phase der<br />

taktisch geänderten Landesdefension fast nur<br />

Burgen mit besonderen landesfürstlich-militärischen<br />

oder grundherrschaftlichen Funktionen<br />

wie z.B. einerseits die Schlösser Landeck und<br />

Bruck ober Lienz, die Churburg bei Schluderns im<br />

Vinschgau, Schloss Tratzberg im Unterinntal bei<br />

Jenbach, oder auch Schloss Ambras. Dort befand<br />

sich - unter dem Spanischen Saal- die Ausrüstung<br />

für die Aufgebotsmannschaft des Gerichtes<br />

Ambras - Aldrans. Ursprünglich fungierten auch<br />

die im 16. / 17. nach und nach abgekommenen<br />

Burgen wie Sonnenburg am Nordausgang des<br />

Wipptales hoch über der Sill, Vellenberg ober<br />

Völs oder die uralte Burg Thaur als lokale Rüstkammern<br />

oder Arsenale.


Erinnerung an die ehemaligen Burgen bei Igls und Vill<br />

Die Vorgeschichte der heutigen Schützenkompanie Igls - Vill bildet die Erinne-<br />

rung an die noch im späten Mittelalter wichtigen Burganlagen im Umkreis von<br />

Igls und Vill wie die Hohenburg über der Straße von Matrei über Patsch, Igls,<br />

Lans und Aldrans zu den Innbrücken von Volders (und seit 1303 auch nach Hall),<br />

der Burg Straßfried als Kontrolle sowohl der Viller als auch - aus hoher Wacht -<br />

der Brennerstraße und schließlich der noch 1584 genannte Turm zu Turmbichl<br />

in ViII. Nur am Rande erwähnt sei das bezeichnende Faktum, dass Erzherzog<br />

Ferdinand II. 1579 über Ersuchen der adeligen Familie Freising den Namen der<br />

zur Ruine verfallenen Burg von Straßfried auf das Gebäude der Glockengießerei<br />

Graßmayr an der Leopoldstraße (Nr. 53) übertragen und dieses zugleich zum<br />

Adelssitz erhoben hat. Von der alten Burg Straßfried sind heute nur noch spärliche<br />

Mauerreste des Fundamentes erhalten.<br />

Wie diese hier nur kurz angedeutete Liste von aufgelassenen Burgen<br />

und Türmen überdies erkennen lässt, erfolgte damals in der<br />

Wehr-Organisation und -Struktur eine wesentliche Veränderung<br />

meist zugunsten der geänderten verkehrs- strategischen<br />

Situation. Einige davon wurden, nachdem sie bereits mehr<br />

oder weniger zu Ruinen verfallen waren, im 19. Jahrhundert<br />

aus patriotisch-nostalgischen Motiven wieder aufgebaut.<br />

Der ehemalige Schießstand von Vill<br />

Mindestens ebenso wichtig wie die Burgen und Zeughäuser<br />

zur Bereitstellung der Kanonen, Haubitzen, Feldschlangen etc.<br />

- war auch die individuelle Lagerung der verschiedenartigen Gewehre.Abgesehen<br />

von kriegerischen Kampf-Einsätzen traten dieselben<br />

vor allem bei den regelmäßigen Schießübungen an den diversen<br />

Schießständen in Erscheinung. Beredte Zeugnisse dafür sind zahlreiche<br />

zeitgenössische Abbildungen von Schützen auf Ölbildern, Kupfer- und Stahlstichen<br />

etc. Die Gewehre dienten aber auch - und zwar sowohl den Stand- als auch<br />

den Landesschützen - zum Paradieren. Daran hat sich übrigens bis zum heutigen<br />

Tage glücklicherweise nichts geändert.<br />

Die wohl ältesten Schießstände in unserem Lande sind und waren zweifellos<br />

jene bei den alten Städten. Dies gilt für Innsbruck ebenso wie für Hall, für die<br />

„Bergwerksstadt“ Schwaz genauso wie für Kufstein, Kitzbühel und Lienz, desgleichen<br />

für Sterzing, Brixen, Bruneck, Bozen, Meran und Glurns. Im 19. Jahrhundert<br />

wurde es dann üblich, dass zusätzlich zumindest in jedem Bezirk und in jeder<br />

Talgemeinschaft ein oder mehrere Schießstände eingerichtet worden sind. Im<br />

Bereich der Landeshauptstadt Innsbruck bestanden bzw. bestehen z.T. noch heute<br />

- mehrere öffentliche, aber auch bei den einzelnen Kompanien Zimmergewehr<br />

- Schießstände.<br />

Igler<br />

Schießscheibe<br />

von 1887 mit<br />

Darstellung des<br />

„Alt-Wirts“ (heute<br />

„Sporthotel“), am rechten Bildrand das<br />

Bauernhaus von Paul Hilber.<br />

49


Der öffentliche Schießstand in Vill-Igls befand sich in Vill, in der Geländemul-<br />

de östlich der prächtigen Viller St. Martinskirche, wobei der durch seine vorgeschichtlichen<br />

Ausgrabungen weitum bekannte Goarmbichl und seine nordöstliche<br />

Verlängerung als natürlicher Schutzwall gedient haben.<br />

Dieser Schießstand wurde am Pfingstmontag des Gedenkjahres 1363 - 1863<br />

(Anm.: damals feierte man die 5OO-jährige Zugehörigkeit Tirols zur Familie<br />

der Österreichischen Länder) feierlich unter Mitwirkung der Schützenkompanie<br />

und der Musikkapelle von Igls-Vill sowie unter „Vorantritt der Gemeinde- und<br />

Schießstands-Vorstehung“ feierlich eröffnet.<br />

Da der Schießstand in unserer Zeit an diesem Standort aus Sicherheitsgründen<br />

nicht mehr als solcher benützt und erneuert werden konnte, überlegte man eine<br />

diesem historischen Gebäude würdige Transferierung. So gelangte das vollständig<br />

aus Holz gebaute Viller Schießstandsgebäude bzw. „Schützenhaus“ zur allgemeinen<br />

Freude und Zufriedenheit aller Freunde des Schießsports 1987/89<br />

in das im ganzen Lande geschätzte „Tiroler Bauernhöfe-Museum“ bei Kramsach<br />

bzw. bei den Reinthalerseen im Unterinntal.<br />

Das Bauernhaus Paul Hilbers an der Lanser-Straße in Igls.<br />

50<br />

Die Schützen von Igls und Vill<br />

Ohne Schützen kein Schießstand - und dies galt selbstverständlich auch für Igls<br />

und Vill! Doch befand sich dieser Schießstand meist - und dies gilt auch für Igls<br />

und Vill - anfangs nicht in der eigenen Dorfgemeinde, sondern in einem Pfarrort<br />

des betreffenen „Gerichtes“ bzw. Gerichtsbezirkes. Im konkreten Falle wäre diesbezüglich<br />

an Patsch zu denken, welcher Pfarre Igls und Vill bis 1891 angehört<br />

haben. Bezüglich des genauen Standortes des ersten Schießstandes für Igls und<br />

Vill sind jedoch noch weitere Forschungen erforderlich! Die ältesterhaltene namentliche<br />

Standesliste der Schützen von Igls und Vill datiert aus dem Jahre <strong>1647</strong><br />

und wird im Tiroler Landesarchiv verwahrt. Da die beiden Dörfer damals noch<br />

zum ehemaligen Landgericht Sonnenburg gehört haben, finden sich auch ihre<br />

Standeslisten im betreffenden Gerichtsverband (Anm.: Infolge der Eingemeindung<br />

von Igls und Vill in die Landeshauptstadt Innsbruck im Jahre 1942 wurden<br />

die Schützen beider Orte aus dem alten Verband des Landgerichtes Sonnenburg<br />

herausgenommen und dem Schützenbataillon Innsbruck zugewiesen.).<br />

In den Jahren der Tiroler Freiheitskämpfe von 1796 bis <strong>1809</strong>, wurden die Schützen<br />

von Igls, Vill und Patsch vom Igler Bauern Paul Hilber angeführt. Im Bergisel-<br />

Museum befindet sich daher sogar ein Portrait Hilbers,<br />

welches ihn in der damals üblichen Uniform eines<br />

Schützenoffiziers zeigt. Diesem Portrait ist auch zu<br />

entnehmen, dass Hilber und seine Schützen schon an<br />

den Kämpfen des Jahres 1796 teilgenommen haben<br />

und dafür von Kaiser Franz I. mit der Großen, silbernen<br />

Erinnerungs- und Verdienstmedaille ausgezeichnet<br />

worden sind. Es gereicht dem Verfasser übrigens<br />

noch heute zur besonderen Ehre, dass dank seiner<br />

Initiative als Stadtarchivdirektor von Innsbruck am Geburtshaus<br />

Paul Hilbers (Igls, Lanser Straße Nr. 2) eine<br />

entsprechende Gedenk- und Hinweistafel angebracht<br />

worden ist. Die Namen der aus Vill stammenden und<br />

in den Freiheitskriegen 1797 und <strong>1809</strong> gefallenen<br />

Tiroler Landesverteidiger hält eine weißmarmorne


Gedenkplatte an der Nordwand<br />

der dortigen Kirche in Erinnerung.<br />

An dieser Stelle soll auch ein als<br />

Kriegerdenkmal gestaltetes St. Sebastians-Relief<br />

ebendort erwähnt<br />

werden. Die Namen der Gefallenen<br />

von 1914 - 1918 und 1939 – 1945<br />

werden auch gleich beim Nord-<br />

Eingang zum Viller Friedhof auf in<br />

Kupfer geschlagenen Gedenkplatten<br />

beiderseits neben der dortigen Martins<br />

- Kapelle präsentiert.<br />

Besonders ansehnlich gestaltet ist auch das überaus würdige Kriegerdenkmal<br />

nördlich neben dem Haupteingang zum Igler Friedhof. Eine besondere Gedenktafel<br />

links daneben ist dem stets unvergessenen Igler Hauptmann Paul Hilber<br />

gewidmet.<br />

Besonders stolz sein kann die Kompanie Igls-Vill darauf, dass sie bereits im Jahre<br />

1909 beim großen Festzug zum 100-Jahr-Gedenken der Freiheitskämpfe von<br />

<strong>1809</strong> mit eigener Musikkapelle in der Stärke von 30 Mann und eigener Schützenkompanie<br />

mit Fahne - damals unter Hauptmann Ferdinand Eichler - teilnehmen<br />

konnte. Dasselbe galt für die Gedenkjahre 1959, 1984 und 2009.<br />

Das Wappen der Kompanie<br />

Igls-ViII, beschlossen 1992:<br />

Das Wappen der Kompanie Igls-Vill zeigt eine von unten eingepfropfte Spitze,<br />

belegt mit der Inschrift ,,18 - P.H. - 09 (Die Initialen P.H. beziehen sich auf Paul<br />

Hilber, vgl. oben!). Das heraldisch - rechte Feld zeigt in Silberweiß auf grünem<br />

Einberg einen in weißgrauen Naturquadern aufgemauerten Turm als Symbol der<br />

Hohenburg in Igls. Das heraldisch-rechte Feld präsentiert in Rot eine goldfarbene<br />

Abbildung des vorgeschichtlichen, kleinen, bronzenen Zier- oder Opferrades,<br />

welches bei den archäologischen Grabungen am Goarmbichl gefunden worden<br />

ist. Der Entwurf des Wappens stammt von Univ.- Prof. Dr.F.H. v.Hye.<br />

Die Löffler Glocke in ViII<br />

Wie überall im Lande Tirol erklingen auch in Vill zu den großen Fest- und Feiertagen<br />

nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Kirchturmsglocken. Und<br />

gerade diesbezüglich kann Vill mit einer Besonderheit aufwarten, zumal hier die<br />

„Große“ ein Werk der berühmten Tiroler Glockengießerfamilie Löffler - konkret<br />

von Gregor Löffler (1490-1565) - ist; - ihr wunderbarer Klang ist unüberhörbar!<br />

In Zeiten der „Landesnot“ das heißt, wenn Tirol von Feinden (vgl. oben!) bedroht<br />

war oder gar bestürmt worden ist, rief auch die Viller „Löfflerin“ alle hiesigen<br />

Landesverteidiger bzw. Schützen sowohl zum Gebet als auch zu den Waffen!<br />

tit. Ao. Univ.-Prof. Dr. Franz-Heinz Hye<br />

( * 1937 in Innsbruck)<br />

Senatsrat i. R., Direktor des Innsbrucker Stadtarchivs i. R.<br />

Studium der Geschichte und Geographie in Innsbruck,<br />

Ausbildungskurs am Institut für Österreichische<br />

Geschichtsforschung in Wien<br />

1962/65 (mit Staatsprüfung)<br />

= Master of advanced Studie<br />

(MAS); Beamter des Tiroler<br />

Landesarchivs 1963<br />

1969-1998 Direktor des<br />

Innsbrucker Stadtarchivs<br />

Promo tion 1963<br />

Habilitation 1985<br />

ELt. und EM. der Schützenkompanien<br />

Amras - Innsbruck<br />

und Mühlbach (Südtirol)<br />

51


Die Geschichte der Schützenkompanie Igls - ViII ab <strong>1647</strong><br />

Lothar Zimak


Eigene Schützenverbände bestehen nachweislich seit 1487 (siehe Codex<br />

Nr: 260 vom Jahre 1487 im Landesregierungsarchiv). Die älteste nament-<br />

liche Standesliste aller wehrfähigen Männer aus Igls und Vill ist in einer<br />

für das Landgericht erstellten Aufgebotsbeschreibung aus dem Jahre <strong>1647</strong> zu<br />

finden, welche im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck verwahrt wird. Damals er-<br />

schien Igls und Vill ebenso wie Hötting in der gemeinsamen Aufgebotsmannschaft<br />

des Landgerichtes Sonnenburg. Sicher hat es vor <strong>1647</strong> schon Aufgebote<br />

aus Igls und Vill gegeben, aber es gibt darüber keine urkundliche Erwähnung. In<br />

der Aufgebotsbeschreibung von <strong>1647</strong> sind 12 Igler Schützen und 5 Viller Schützen<br />

aufgeführt. Namentlich sind dies:<br />

Igls:<br />

Urban Kircher Simon Schwab<br />

Hans Kirchmayer Conradt Taub<br />

Georg Pirgger der Reiter Mathias Klingler<br />

Thoman (s) Plager Thomas Reindl<br />

Hans Farbmacher Mathias Krayf<br />

Andreas Plager Anthony Mayr<br />

Vill:<br />

Achram Latrer<br />

Christian Toldt<br />

Thomas Klarar<br />

Georg Layinger<br />

Thoman (s) Maller<br />

Die Schützenkompanie Igls-Vill gehörte damals zum Aufgebot des Landgerichtes<br />

Sonnenburg (nahe des heutigen Sonnenburgerhofes). Sie verteidigte erfolgreich<br />

die Heimat gegen die angreifenden Venezianer. Auch im „Schmalkalder Krieg“<br />

von 1552 waren Schützen aus Igls und Vill beteiligt, da das Gericht Sonnenburg<br />

in den Aufgebotslisten erscheint. Die Kompanie war auch bei den siegreichen<br />

Abwehrkämpfen gegen die Schweden 1632 an der Ehrenburger Klause unter<br />

dem Kommando des Landesfürsten Erzherzog Leopold V. beteiligt. Hier konnten<br />

54<br />

sie die Schweden am Einfall ins „Heilige Land Tirol“ hindern. Auch 1703 beim<br />

„Boarischen Rummel“ waren sie gegen den Einfall der Bayern im Einsatz. In diesem<br />

Spanischen Erbfolgekrieg kämpften die österreichischen Habsburger gegen<br />

die Franzosen und verloren. Auf der Seite Frankreichs kämpften die Bayern und<br />

besetzten im Jahre 1703 Tirol. Der mit Frankreich verbündete bayerische Kurfürst<br />

Max Emanuel stellte Ansprüche auf Tirol. Schon mehrmals in der Tiroler<br />

Geschichte hatte es bewaffnete Konflikte mit Bayern gegeben. Er marschierte<br />

mit 12.500 Soldaten von Rosenheim gegen Kufstein und eroberte die Stadt und<br />

die Festung. In Innsbruck wurde er jubelnd empfangen.<br />

Doch bald brachen an verschiedenen Stellen des Landes Aufstände der Bevölke-<br />

rung aus. In der engen Innschlucht zwischen Landeck und Prutz erlitten die Bay-<br />

ern und Franzosen eine Niederlage, der Kurfürst musste umkehren und verließ<br />

Tirol.Am Abend des 26. Juli 1703 (Annatag) war Tirol wieder frei.Als Dank an die<br />

Befreiung errichteten die Tiroler in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck die<br />

Annasäule. Allerdings verloren die Habsburger ihre spanischen Besitzungen an<br />

die Franzosen. Sie verteidigten Tirol an der „Porta Claudia“ in Scharnitz und am<br />

Festungswerk„Schanz“in der Leutasch.Nachweislich kämpften im Jahre 1797 die<br />

Igler und Viller Schützen bei Spinges. Vier Gefallene aus unserer Kompanie sind<br />

am dortigen Kriegerdenkmal namentlich vermerkt (Thomas Farbmacher, Blasius<br />

Sauerwein, Egid Rieder – am 2. April und Johannes Leiss am 27. April). Die größten<br />

Erfolge erzielte die Kompanie in den Tiroler Freiheitskämpfen 1796-<strong>1809</strong><br />

unter ihrem Hauptmann Paul Hilber. Der im Bergiselmuseum als Freiheitsheld<br />

eingetragene Paul Hilber war einer der erfolgreichsten Kampfgefährten Andreas<br />

Hofers. Er kämpfte <strong>1809</strong> mit 100 Schützen am Paschberg um die Freiheit seiner<br />

Heimat. Ihm zu Ehren wurde die Hauptstraße in Igls als „ Hilberstraße“ benannt.<br />

(Mehr im Kapitel „Paul Hilber“)<br />

Text Lothar Zimak mit Quellen:<br />

1. „Die Tiroler Schützen und ihre Geschichte“, Univ. Prof. Dr. Franz-Heinz v. Hye,<br />

Gesamttiroler Schützenbund – Europäische Region Tirol, 3. ergänzte Auflage,<br />

Bozen 2003<br />

2.„Der Tag bei Spinges (2. April 1797), von P. Norbert Stock, Nachdruck der 1891<br />

erschienen 2.Auflage, Herausgegeben Schützenkompanie Spinges, 1997


<strong>1647</strong><br />

Seite 56 und 57 Festschrift: Titelseite und Seiten 27, 28, 29<br />

der Erhebungsurkunde von <strong>1647</strong>, wehrhafte Männer von<br />

Igls und Vill; Bilder oben: Seiten 44, 45, 46 Bewaffnung und<br />

Ausrüstung der Aushebung Landgericht Sonnenburg.<br />

55


Schlacht bei Spinges am 2. April 1797:<br />

die Tiroler Verteidiger mit der Magd „Katharina Lanz“.<br />

56<br />

Die Schlacht zu Spinges 1797<br />

Oberst i.R. Rudolf Hinteregger<br />

Am Ortsrand von Spinges, einem kleinen Dorf auf einer Terrasse hoch<br />

über Brixen bzw. Mühlbach steht das Spingeser Kreuz, ein Denkmal,<br />

welches an die berühmte Schlacht im Rahmen der Tiroler Abwehrkämpfe<br />

1796/97 erinnert und die Namen vieler gefallener Schützen aus den Dörfern<br />

Nordtirols aufweist.<br />

Nach dem Umsturz in Frankreich durch die Revolution erklärten die neuen<br />

Machthaber dem Kaiser den Krieg und begannen mit ihren Eroberungsfeldzügen.<br />

Besonders aggressiv erwies sich dabei der junge General Napoleon<br />

Bonaparte, der 1796 den Österreichern die Lombardei und Mailand entriss. Nach<br />

den Kämpfen um Mantua begann auch die Bedrohung Tirols. Bald überschritt<br />

er die Grenze bei Roveretto. Auf Grund der alten Wehrverfassung übernahm ein<br />

Ständeausschuss die Organisation der Landesverteidigung. In diesem Rahmen<br />

erfolgte auch am 1. Juni in Bozen das berühmte Herz-Jesu-Gelöbnis durch die<br />

Volksvertretung.<br />

Im Mai rückten die ersten Schützenkompanien aus Welschtirol nach Süden. Im<br />

September begann der französische Angriff auf Tirol. Es folgten schwere Kämpfe.<br />

Trient wurde besetzt. Erst bei Salurn konnte der Angriff gestoppt werden. Die<br />

Masse der Franzosen zog daraufhin durch das Val Sugana ab.Der Rest verblieb an<br />

der Salurner Klause. Die Schützen verstärkten sich inzwischen auf rund 10.000<br />

Mann und nach erbitterten Kämpfen mussten die Franzosen zurückweichen und<br />

das Land Tirol verlassen.<br />

Doch schon Anfang 1797 wurde es wieder ernst. Während Napoleon mit der<br />

Hauptarmee über Friaul Richtung Wien marschierte setzte er Teile seiner Truppen<br />

als Flankensicherung ein, um über das Etsch-Eisack und Pustertel nach<br />

Kärnten zu gelangen.Kommandant war der General Joubert.Da nun das österreichische<br />

Militär im Raum Wien benötigt wurde, zog man die Masse davon in Tirol<br />

ab. So konnten die Franzosen erneut bis Salurn vorstoßen, wo von den Schützen


abermals Verteidigungsstellungen errichtet worden waren. Diesmal konnten sie<br />

jedoch nicht standhalten und so erreichten die Franzosen am 23. März 1797<br />

Bozen und am Tag darauf Brixen. Somit war der Weg durch das Pustertal und<br />

damit der Rücken der franz. Hauptarmee, die inzwischen Villach erreicht hatte,<br />

abgesichert. Am 24. März erfolgte in Nordtirol das Landesaufgebot des Landsturmes<br />

und der Schützen (Alarmierung/Mobilmachung). Am meisten bemühten<br />

sich dabei die Gemeinden des Wipptals sowie die Dörfer der Umgebung von<br />

Innsbruck (z.B. Igls, Patsch, Weer, Wattenberg, Völs etc.)<br />

Am 27. März versammelten sich die Männer in Steinach. Es erfolgte die Struktu-<br />

rierung in Kompanien und Korporalschaften. Kommandant war der Innsbrucker<br />

Rechtsanwalt Major Dr. Phillip von Wörndle. Dann ging es weiter nach Sterzing.<br />

Teile der Franzosen waren am 30. März bis in das Sterzinger Moos vorgedrungen,<br />

zogen sich jedoch wieder in den Raum Mühlbach zurück. Die Tiroler rückten am<br />

1. April bis nach Mauls nach.<br />

Sie marschierten dann durch die Maulser-Schlucht und über den Bergkamm bis<br />

hinunter nach Vals. Dort kam es zu ersten Gefechten. Am 2. April erfolgte dann<br />

der Angriff auf Spinges. Angriffsbeginn war um 8 Uhr und die Schlacht dauerte<br />

bis 4 Uhr nachmittags. Zuerst waren es Schießduelle, doch dann kam es zu einem<br />

erbitterten Kampf von Mann zu Mann, der sich vor allem im Bereich der Kirche<br />

und des Friedhofes abspielte und auf beiden Seiten hohe Verluste forderte.<br />

Inmitten der Schützen soll auch die Magd Katharina Lanz mit der Heugabel an<br />

der Kirchenmauer gekämpft haben. Im Prinzip endete der Kampf unentschieden.<br />

Am Abend zogen sich die Tiroler wieder über den Berg nach Mauls und Sterzing<br />

zurück. Sie hatten einerseits die Franzosen entscheidend geschwächt und andererseits<br />

mit ihrer Treffsicherheit, ihrer Tapferkeit und vor allem ihrer wilden<br />

Kampfart Angst und Schrecken bei den Gegnern erzeugt, was sich auch in den<br />

folgenden Jahren oft zu ihren Gunsten auswirkte.<br />

Diese Schlacht von Spinges war ein Teil des Großangriffes auf die französischen<br />

Stellungen von Brixen und Bozen. Von allen Seitentälern und den Berghängen<br />

Das Gefallenen-Denkmal in Spinges: gefallene Schützen<br />

aus Igls (2) und aus Vill (2): Egid Rieder (2. 4. 1797), Blasius<br />

Sauerwein (2. 4. 1797), Thomas Farbmacher (+ 2.4. 1797)<br />

und Johann Leiss (+ 27. 4. 1797)<br />

herab wurden die Franzosen bedrängt. Als für sie die Lage in Bozen brenzlig<br />

wurde, da die Schützen aus dem Burggrafenamt und dem Passeiertal vehement<br />

angriffen, zog General Joubert mit seinen rund 1.000 Mann durch das Pustertal<br />

Richtung Lienz ab, um in Kärnten zur Hauptarmee zu stoßen. Auch aus Welschtirol<br />

zogen sie ab.<br />

TIROL WAR WIEDER FREI !!!<br />

57


<strong>1809</strong><br />

Portrait Paul Hilbers<br />

als Kommandant<br />

<strong>1809</strong>. Original im<br />

Bergisel-Museum.


Paul Hilber – Anno <strong>1809</strong><br />

Günther Mayregger<br />

Igls, der 26. Jänner 1786. Im Dorfe Igls, Haus Nr. 25, dem heutigen Anwesen<br />

Lanser Straße 2, kommt Paul Hilber zur Welt. Seine Eltern, Josef und There-<br />

sia geb. Klingenschmied, sind rechtschaffene, ehrbare Bauersleute und be-<br />

wirtschaften das „Hilbergut“. Zwei Schwestern Anna und Maria vervollständigen<br />

die Familie. Der Besuch der Dorfschule sowie die Mithilfe in der bäuerlichen<br />

Hauswirtschaft füllten die Knabenjahre des jungen Paul Hilber. Im Juni 1796 sah<br />

der 10 Jährige Bursche die Schützen seiner Gegend ins Oberland in den Krieg<br />

ziehen. Ein Krieg, von dessen Grausamkeit er wohl kaum eine Vorstellung hatte.<br />

Die Trommeln und Schwegelpfeifen haben neben dem Läuten der Sturmglocken<br />

wohl noch lange in den Ohren des Elfjährigen nachgeklungen, als die Gerichte<br />

Hall, Thaur und Rettenberg im Jahre 1797 mit dem letzten Aufgebot über die<br />

Ellbögner Straße über den Brenner gegen die Franzosen zogen.<br />

Den nachhaltigsten Eindruck auf des Knaben Gemüt mag aber der Umstand gewesen<br />

sein, dass so viele Ortsansässige, Gevattern und Nachbarn in den Reihen<br />

der Landstürmer gestanden sind. Auch wenn viele davon nicht wiederkehrten.<br />

Der Igler Landsturm wurde aufgefordert, auf einem Ansitz bei Maria Trens nebst<br />

der Maulser Höhe ihre Lager aufzuschlagen, um „mit der aldaigen Hilfe der Mutters<br />

Gottes zu Trens die „rewelischen“ Franzosen am Fortrucken zu hindern“ und<br />

weiter „haben das Glück bekommen, auf dem Spinger Berg ihre Tapferkeit sechen<br />

zu lassen“. 1804 übergab der Vater Paul Hilbers seinem Sohn das bäuerliche<br />

Anwesen. Bereits im Oktober 1805 stand er mit seinem Stutzen in den Reihen<br />

Tausender Landstürmer, die Erzherzog Johanns Ruf Folge leistend von Zirl aus<br />

Richtung Scharnitz aufbrachen.<br />

In einem Nachschlagwerk „Hofer und seine Kampfgenossen“ ist sogar davon die<br />

Rede, dass Hilber bei den Kämpfen um Scharnitz die Sonnenburger Kompanie als<br />

Hauptmann anführte.Nach dem Einmarsch der Bayern war das Schicksal unseres<br />

Landes besiegelt. Mit gravierenden Änderungen, der Auflösung der ständischen<br />

Landschaft zu Innsbruck und der Beseitigung der 400 jährigen Verfassung war<br />

klar.Tirol war Südbayern. Hohe Steuern,Polizeispitzeldienst,Beamtenwillkür,die<br />

Landesverweisung der Bischöfe, das Verbot der Christnachtsmesse und der Wallfahrten<br />

und vieles mehr sorgten im Volk für Unruhe und Rufen nach Befreiung.<br />

Schon im Spätherbst 1808 waren Anzeichen bemerkbar geworden, dass es im<br />

Volk zu gären beginnt. Bei geheimen Treffen rüstete man zum Widerstand. Bei<br />

einer Bauernversammlung in Hall war es, als der 22 jährige Hilber dem Mann<br />

aus Rinn, Josef Speckbacher gelobte, sich und sein Gut dem Vaterlande zum<br />

Opfer zu bringen.<br />

Hilber wurde für die mit großer Gefahr verbundene Beschaffung von Munition<br />

und Waffen und durch seine Umsicht und Klugheit zum Leutnant und später<br />

zum Hauptmann der Sonnenburger Schützen ernannt. Hilber hat dieses Vertrauen<br />

jederzeit gerechtfertigt, denn überall hat er sich später durch seinen unerschrockenen<br />

Mut und seine Tapferkeit hervorgetan.Es folgte die Kriegserklärung<br />

Österreichs an Bayern und Frankreich und auf Hofers Aufrufzettel war zu lesen:<br />

„für Gott, Kaiser und Vaterland brav dreinzuschlagen“. Bereits drei Tage später<br />

erobern Tiroler Schützen und Landsturmtruppen die Hauptstadt Innsbruck. Die<br />

Sonnenburger drangen unter Hilber und dem Ellbögner Schandl, der bei diesem<br />

Kampf verletzt wurde, links und rechts der Sillbrücke bis vor das Wiltener<br />

Kloster vor, in dem sich die Bayern verschanzt hatten. Als die Hauptwache und<br />

das Spitalsgebäude eingenommen wurden, Hilber hatte großen Anteil an dieser<br />

Eroberung, Oberst Dittfurt gefallen war und der altersschwache General Kinkel<br />

durch ein besonderes Wagnis Hilbers in der Gewalt der Bauern war, kapitulierten<br />

Bayern und Franzosen. Nach Paul Hilbers erstem blutigem Tag zählte man unter<br />

den Gefangenen 130 Offiziere und 8.200 Mann.Am 21.Mai <strong>1809</strong>,die Sonnenburger<br />

mit Hilber befanden sich in Scharnitz, machte die Hiobsbotschaft die Runde,<br />

dass Marschall Lefebvres im Unterinntal Kämpfe gewonnen hat und in Innsbruck<br />

einmarschiert ist. Nach dem Aufruf Andrä Hofers standen die Landstürmer unter<br />

Speckbacher auf dem südlichen Mittelgebirge von Innsbruck. Paul Hilber stand<br />

in den Wäldern zwischen Lans und Igls, unterstützt von wenigen „Militaristen“<br />

unter Oberleutnant Reichenfels. Er führte die Kompanie über die Lanserhöhen<br />

und Amras gegen Innsbruck und stand mit seinen Schützen am Paschberge ununterbrochen<br />

unter Feuer. Speckbacher und Straub ließen die Brücken in Volders<br />

59


und Hall abreisen,um einen Flankenangriff der Bayern abzuwehren.Auf den Ald-<br />

ranser Feldern stand Hauptmann Welling mit den Eisacktaler Schützen im Kampf<br />

gegen die Bayern. Gegen 19 Uhr beendete starker Regen die Gefechte, denn das<br />

Nasswerden des Pulvers in der Pfanne machte die Gewehre untauglich. Noch in<br />

der darauf folgenden Nacht trat der Feind den Rückmarsch über Kufstein an und<br />

Tirol war innerhalb weniger Wochen zum zweiten Male befreit.<br />

Ein wutentbrannter Bonaparte war nun gewillt, die Zeit des vorübergehen-<br />

den Waffenstillstandes für die endgültige Unterwerfung Tirols zu nützen.<br />

Napoleon glaubte, 18 bis 20.000 Mann müssten genügen, um Tirol zu besiegen<br />

und Innsbruck zu besetzen. Er befahl Häuser zu plündern und niederbrennen zu<br />

lassen und so Napoleon: „das Land solle in Blut und Eisen aufgehen“. Lefebvre<br />

marschierte ohne großen Widerstand von Osten her in Innsbruck ein und gab<br />

den Befehl, dass bayrische Regimenter, sächsische Kontingente und französische<br />

Batterien nach Süden ziehen sollten. Der „Mahrerwirt“ Peter Mayr, der Schabser<br />

Erstürmung von Innsbruck unter Hilber (Igls-Vill) und<br />

Schandl (Ellbögen)<br />

60<br />

Peter Kemenater, der Kreuzwirt von Brixen, Martin Schenk und Pater Joachim<br />

Haspinger bereiteten ihnen am 5. August zwischen Mittewald und Oberau einen<br />

heißen Empfang. Die Talenge mit der Bezeichnung „Sachsenklemme“ erinnert<br />

noch heute daran, dass über 1.000 Mann durch Steinschlag zu Tode kamen. Unter<br />

schweren Verlusten musste sich Lefebvre über den Pass Lueg, zwischen Gries am<br />

Brenner und dem Brennersee gelegen, nach Innsbruck zurückziehen.<br />

Nach Andreas Hofers neuerlichen Aufruf lagerten in der Nacht zum 13. August<br />

17.000 Mann zwischen Matreiwald und den Mutterer Feldern. 35 Kompanien<br />

über die Brennerstraße unter dem Kommando von Peter Mayr und 22 Kompanien<br />

unter Pater Haspinger über Mutters, Natters bis zum Eichhof bildeten mit<br />

7.000 Mann das Zentrum. 15 weitere Kompanien stellten am linken Flügel unter<br />

Bucher ihren Mann.<br />

Nach einer ruhigen Nacht zum 13. August, einem Sonntag, rechnete niemand mit<br />

einem Angriff. Als die Bauern über die Brennerstraße nach Innsbruck stürmten<br />

und Erfolge zu verzeichnen waren, glaubte man auch die Talsohle mit Leichtigkeit<br />

gewinnen zu können.17 Kompanien,unterstützt von 13 Südtiroler Einheiten,<br />

wurden von Josef Speckbacher von Rinn aus über Aldrans nach Amras geführt.<br />

Unter ihnen auch die Igler unter Paul Hilber, die Patscher unter Hauptmann<br />

Georg Liensberger, die Schützen von Tulfes, Rinn und Ampass sowie die Lanser<br />

Schützen mit einem Georg Farbmacher, der später in Sistrans das Amt eines<br />

Lehrers ausübte.<br />

Nach einer neuerlichen Niederlage kehrte Marschall Lefebvre dem „verfluchten“<br />

Land Tirol den Rücken.Die Verluste auf bayrischer Seite soll weit höher gewesen<br />

sein, als angegeben wurde. Sie verbrannten ihre Gefallenen in den angezündeten<br />

Höfen und Vogelhütten. Nach der Aufforderung der Landesstände, der Stürmer<br />

und durch den Abzug der Franzosen begann das „Sandwirtsregiment“. Hilber<br />

erhielt vom „Oberkommandanten von Tirol“ im Sinne der Sicherheit Tirols den<br />

Auftrag: „Eine Kompanie bestehend aus drei Herren Offizieren, 105 Mann und<br />

Verpflegung, sowie einen Vorspannwagen gegen Quittung für die Sicherung des<br />

wichtigen Grenzpunktes Scharnitz bereitzustellen“. Innsbruck, der 30. 7. <strong>1809</strong>.


Bereits 3 Tage nach dem Schluss des Wiener Friedens vom 14. Oktober <strong>1809</strong><br />

rückten drei feindliche Korps und bayrische Freischaren von Salzburg, Kärnten<br />

und Italien gegen Tirol vor. Hilber musste Scharnitz nach hartem Kampf verlassen,<br />

Speckbacher verlor sein Gefecht am Steinpass bei Lofer. 8.535 Tiroler<br />

Landesverteidiger konnten 50.000 Mann unmöglich erfolgreichen Widerstand<br />

leisten. Nach nur etwa 2 Stunden war der ungleiche Kampf beendet. Die meisten<br />

Bauern und Führer suchten ihr Heil in der Flucht oder hielten sich verborgen.<br />

Am Bergisel wurde mit Befehl vom 7. November <strong>1809</strong> der Wald bis zum Hußlhof<br />

geholzt, um eine Wiederholung dessen, was hier in diesem Jahr geschehen war,<br />

für immer zu verhindern. Schon wenige Tage danach stand ein kahler Berg vor<br />

dem grauen Novemberhimmel. Ein Heißsporn und ein von Unterwerfung nichts<br />

wissen wollender Josef Speckbacher erachtete ein nochmaliges Losschlagen seiner<br />

Freunde. Am 24. November erhielt Hilber von Speckbacher den Brief mit den<br />

Worten: „dass die Franzosen hinter dem Brenner aufgeräumt sind, die Oberländer<br />

und Hofer wieder anrücken und mit Hilfe Gottes der Feind überfallen werden<br />

sollte. Ergreifet also die Waffen und helfet die Religion und das Vaterland zu retten.“<br />

Diese Zeilen wurden von den Soldaten der Division Deroy noch am selben<br />

Tag abgefangen und Hilber, dessen Heldentat bei der Gefangennahme Kinkels<br />

plötzlich wieder ins Gedächtnis der Bayern gerufen wird, auf die Suchliste gesetzt.<br />

Mehrere Wunden, die Hilber bei den letzten Kämpfen erlitten hatte, fesselten ihn<br />

zunächst an das Vaterhaus. Hilber erfuhr von seiner geplanten Festnahme und<br />

versteckte sich in einer Hütte im Igler Wald, wo er aber schon nach kurzer Zeit<br />

nicht mehr sicher war. Im Schlamm und Wasser stehend hielt er noch einige Tage<br />

im Schacht eines Ziehbrunnens aus. Besonders schwer traf ihn dabei die Nachricht,<br />

dass man seine Eltern und Geschwister auf grausame Weise behandelt hat<br />

und das Anwesen „Hilbergut“ angezündet wurde. Durch angebotene verlockende<br />

Silberlinge fand sich auch hier ein Verräter; der wehrlose Hilber wurde aus dem<br />

Brunnen geholt und schwer misshandelt. In Eisen geschlossen wurde er nach<br />

Sistrans gebracht, wo die Bayern ihren Fang im Dorfgasthaus mit einem Trinkgelage<br />

zu feiern gedachten. Der Wirt des Gasthauses, ein Jugendfreund Hilbers,<br />

tischte den Bayern auf, was der Keller zu bieten hatte. Der aufgetischte Rotwein<br />

tat seine Wirkung und Hilber flüchtete in der Nacht auf einem vom Wirt bereitgestellten<br />

Pferd nach Schwaz. Der als Flößer verkleidete Flüchtling gelangte<br />

auf dem Inn über Passau nach Linz, wo er österreichischen Boden betrat. Hilber<br />

wanderte weiter nach Wien, wo er sich, wie viele andere Tiroler auch, vom Kaiser<br />

Unterstützung erhoffte. Durch einen Brief Speckbachers an den Kaiser, in dem<br />

Hilbers Erfolge gewürdigt wurden, erhielt Paul Hilber die silberne Tapferkeits-<br />

Sterbehaus von Paul Hilber in Ebelsberg<br />

61


medaille, die erhoffte Unterstützung blieb aber aus. Er übertrug den Hof einer<br />

seiner Schwestern und mit den erhaltenen Geldmitteln übersiedelte er im Sommer<br />

1812 nach Vorchdorf. Andere Tiroler Flüchtlinge hielten sich im vom Kaiser<br />

bereitgestellten „Hofer und Tirolerhaus“ in der Nähe von Leonding auf. Hilber<br />

arbeitete in Vorchdorf als „Handelsbedienter“ beim Uhrmacher Michael Krumhuber,<br />

heiratete dessen Tochter, doch starb seine Angetraute bereits nach wenigen<br />

Monaten. Als Witwer zog Hilber nach Ebelsberg, lernt als einfacher Greisler eine<br />

Frau Anna Maria Löschenkohl kennen, die er am 3. Mai 1814 auch heiratete.<br />

Das erste der gemeinsamen 15 Kinder kommt bereits im September desselben<br />

Jahres zur Welt. 1816 gründete der Gastwirt Michael Dürr in Ebelsberg eine Bür-<br />

gergarde, die aber erst durch den Beitritt Hilbers im Jahre 1820 mehr Begeisterung<br />

erweckte. Man schaffte eine Fahne an und Hilber wird Fähnrich dieser Garde,<br />

im Verhinderungsfall von Hauptmann Dürr sogar dessen Stellvertreter. 1824<br />

erwirbt Hilber in Ebelsberg um 3.100 Gulden das Gasthaus „Zum Schwarzen<br />

Bock“. Im August 1831 gebar Anna Maria mit Juliane das letzte Kind dieser Gemeinschaft,<br />

ehe sie selbst am 29. September verstarb. Paul Hilber verkaufte ein<br />

Jahr später, 1832, das Wirtshaus in Ebelsberg an Schuller Josef und Franziska. Er<br />

übersiedelte in das Markthaus und arbeitete für die Gemeinde als Straßen- und<br />

62<br />

Flussbauunternehmer. Die erworbenen Mittel gestatten ihm den Ankauf eines<br />

Bauerngutes in Traundorf nächst Ebelsberg. 1854 erwirbt Hilber, der inzwischen<br />

die Anerkennung seitens seiner Mitbürger in seiner zweiten Heimat gewonnen<br />

hat, um 6.000 Gulden den Gasthof „Zum goldenen Greifen“ in Ebelsberg. Durch<br />

seinen Tatendrang, Fleiß und Eifer genoss er höchstes Ansehen in der Gemeinde.<br />

Bei der Fronleichnamsprozession 1855 löste man die Bürgergarde Ebelsberg<br />

auf. Die zu geringe Beteiligung war der Grund für den gekränkten Patrioten,<br />

dessen Sohn Georg inzwischen der Fähnrich der Garde war. Die Fahne musste<br />

allerdings stets im Schlafzimmer Paul Hilbers aufbewahrt werden.<br />

In „seinen Erinnerungen“ schrieb ein Johann Rauch wenige Jahr vor seinem Ab-<br />

leben: „Neben dem unermüdlichen Hauptmann Dürr tat sich der Fähnrich Paul<br />

Hilber, ein Tiroler Freiheitskämpfer, und dessen Brust die silberne Tapferkeitsmedaille<br />

schmückt, am meisten hervor“. Weitum im Lande war der „Tiroler Hauptmann“,<br />

wie man ihn nannte, ob seines offenen Charakters, seiner Leutseligkeit<br />

und seines Frohsinns beliebt. Durch den „vom Gott geschenkten Wohlstand“, profitierten<br />

auch seine Angehörigen und Geschwister in Tirol, die er nicht vergessen<br />

hatte. Paul Hilbers viel bewegtes Leben neigte sich dem Ende. Am Nachmittag<br />

des 28. September 1857, um 4 Uhr, starb Hilber im Alter von 71 Jahren nach einem<br />

kurzen Krankenlager.Auf dem Friedhof von Ebelsberg, fern seiner geliebten<br />

Heimat, fand er seine letzte Ruhestätte, welche durch ein eisernes Kreuz geziert<br />

war. Es war der 3. Mai 1891, als man dem „Tiroler Hauptmann“ eine Ehrung seitens<br />

seiner Mitbürger von Ebelsberg entgegenbrachte. An seinem Sterbehofe,<br />

dem Haus Ebelsberg Nr. 28 wurde eine schlichte Gedenktafel mit der Inschrift<br />

enthüllt:<br />

„Sterbehaus des Herrn Paul Hilber,<br />

gewesener Hauptmann der<br />

Landesverteidiger Tirols <strong>1809</strong>“.<br />

Ein oberösterreichisches Blatt widmete Hilber 6 Strophen,an dessen Ende stand:<br />

„Möchte die Erinnerung an den tapferen Sohn der Berge, den bayrische Zwingherrschaften<br />

von seiner väterlichen Scholle vertrieben, auch in seinem Heimatland<br />

Tirol niemals erlöschen!“


Die Schützenkompanie Igls-Vill um 1900 noch ohne Tracht.<br />

Grauer Anzug mit Hut und Gockelfedern.<br />

Die Geschichte der Schützenkompanie Igls - ViII ab <strong>1809</strong> bis NS-Zeit<br />

Lothar Zimak<br />

63


Die Zeit nach <strong>1809</strong> ist sowohl historisch, wie auch aktenkundlich schwach<br />

belegt. Dies hat mehrer Gründe, zuerst war es die Zeit des Wiener Kongress,<br />

der die Hauptaugenmerke auf die Restauration der „Alten Ordnung“<br />

legte und weniger auf die Interessen des Landes Tirol. Zum Anderen war<br />

im großen Weltspiel Tirol ein sekundärer Schauplatz. Erst später entstand die<br />

Mystifizierung des Freiheitskampfes und seiner Leitfigur „Andreas Hofer“. Ein<br />

weiterer Punkt war, dass sich die geopolitischen Gegebenheiten aus dem provinziellen<br />

wieder zu Staaten überragenden Ereignissen wurden. Spätestens ab<br />

der Schlacht von Solferino am 24. Juni 1859, in dem das Königreich Sardinien<br />

(welches die Aufständischen für ein geeintes Italien unterstützte) und Frankreich<br />

unter Napoleon III. gegen das Kaiserreich Österreich unter Kaiser Franz Josef I.<br />

kämpfte.<br />

Kaiser Franz Josef I. verlor hier seine erste Schlacht. Ein schlechtes Ohmen für<br />

seine Regentschaft. Das noch immer existierende Landlibell von <strong>1511</strong> wurde,<br />

64<br />

Die Schützenkompanie Igls-Vill 1909<br />

anlässlich der 100-Jahrfeier in Innsbruck.<br />

durch die schwache Stellung der Tiroler Landstände von Wien aus untergraben.<br />

Nicht nur Metternich hat dem Landlibell durch seine Restaurationsversuche geschadet,<br />

dass schwache Auftreten der Landstände nach den Freiheitskriegen hat<br />

die Position Tirols zur selbstständigen Landesverteidigung massiv geschwächt.<br />

Dies führte letztendlich dazu, dass der Zentralismus in der k.u.k Monarchie sieg-<br />

te. Das Schützenwesen, welches seit <strong>1511</strong> die Landesverteidigung von Tirol<br />

organisierte, wurde schrittweise durch die neue, 1864 erlassene Verteidigungsordnung<br />

abgelöst. Zur Landesverteidigung (und auch zur allgemeinen Mobilisierung)<br />

standen in Tirol sieben Bataillone zum Tiroler Kaiserjägerregiment (k.u.k.<br />

Heer), dazu als erstes Aufgebot die Landesschützenkompanien mit 6.200 Mann,<br />

als zweites Aufgebot das freiwillige Scharfschützenkorps und als drittes Aufgebot<br />

der Landsturm (alle Waffenfähigen vom 20. – 50. Lebensjahr) ganz im Sinne<br />

des Landlibells. Aber die Kaiserjägerregimenter konnten nach der der neuen<br />

Verteidigungsordnung auch außerhalb der Grenzen Tirols eingesetzt werden.


Gerade das zweite und dritte Aufgebot bildeten letztendlich das Grundgerüst für<br />

die Schützenkompanien im Lande. Eine Trennung zwischen Schützen und Gilden<br />

gab es in der Form so nicht.<br />

Eine neuerliche Bewährung der „Tiroler Schützen“ gab es im Jahre 1848. Das<br />

Revolutionsjahr 1848 (Paris, Berlin, Budapest, Prag …) ging auch in Wien nicht<br />

spurlos vorüber. Am 19. Mai 1848 erlangte die Nachricht, dass Kaiserin Maria<br />

Anna und Kaiser Ferdinand sich nach Innsbruck abgesetzt hätten, die Stadt. Die<br />

Nationalgarde, gestellt von den Schützen der Stadt Innsbruck und dem Umland,<br />

sorgte für die Sicherheit des Kaiserpaares. Am 5. Juli 1848 sicherte die Kompanie<br />

Igls-Vill die Hofburg in Innsbruck. Aber nicht nur in Innsbruck versahen Schützen<br />

aus Igls-Vill ihren Dienst, nein auch in der 1. und 2. Sonnenburger Kompanie,<br />

die im Jahr 1848 ins südliche Tirol aufbrachen, kämpften sie gegen die italie-<br />

nischen Freischaren. Die 1. Sonnenburger Kompanie unter Hauptmann Johann<br />

von Mörl zog am 29.April 1848 mit 176 Mann nach Südtirol und kämpfte am 22.<br />

Mai 1848 bei der Grenzbrücke am Caffarobach. Die Kompanie drang weiter auf<br />

lombardischen Boden vor und bekämpfte den am Monte Suello und im Castell<br />

Lodrone verschanzten Feind erfolgreich. Die 2. Sonnenburger Kompanie unter<br />

Hauptmann Andrä Mair löste mit 143 Mann dann am 12. August 1848 die 1.<br />

Kompanie ab. Sie kehrte, nachdem der Feind aus dem Land vertrieben war, am<br />

31. Oktober 1848 wieder nach Innsbruck zurück.<br />

In den Standeslisten der Freiwilligen Scharfschützenkompanie Innsbruck-Sonenburg<br />

von 1866 sind nachfolgende Schützen aus Igls und Vill aufgeführt. 1.<br />

Zug Alois Pittrich, Bauer in Vill, 2. Zug Andreas Rittsteiger, Müller in Igls, 3. Zug<br />

Karl Brugger, Knecht aus Igls, 4. Zug Karl Praxmarer, Knecht aus Igls.<br />

Die Schützenkompanie Igls-Vill 1921<br />

unter der Führung von Hauptmann<br />

DDDDr. Rudolf von Granichstätten-Cerva<br />

65


Die neue Tracht von 1909<br />

Neben den neuen Fahnen Vill 1888 und Igls 1894 war es wohl die Anschaffung<br />

der neuen Tracht, die anlässlich des großen Festumzugs – 100-Jahrfeier<br />

des Freiheitskampfes von <strong>1809</strong> – getätigt wurde, die das Erscheinungsbild bis<br />

heute geprägt haben. Sie wurde übrigens gleich gestaltet, wie die Tracht der<br />

Musikkapelle, welche dieselbe im Jahre 1903 erhielt. Daher haben die Musik und<br />

die Schützen seit dieser Zeit bis heute die gleiche Tracht.Es hat dies sicher einen<br />

Vorteil bei gemeinsamen Ausrücken besonders auswärts, aber auch den Nachteil,<br />

dass über Uniformstücke gestritten wurde, wem sie gehören. Beim Festumzug<br />

1909 war DDDDr. Rudolf von Granichstätten Cerva Schützenhauptmann. Er wurde<br />

später Ehrenhauptmann.<br />

Die Tracht der<br />

Schützenkompanie Igls-Vill besteht aus:<br />

Einem hohen, breitkrempigen schwarzen Hut.<br />

Offiziere tragen eine doppelte Spielhahnfeder,<br />

Mannschaften eine einfache Spielhahnfeder, dazu eine<br />

weiße und rote Nelke mit Blattgrün.<br />

Einer roten Weste, die mit Goldborde am Hals eingefasst ist<br />

und mittig an der Vorderseite verläuft. Goldene Zierknöpfe<br />

sind darauf befestigt.<br />

Der weinroten Wipptaler Joppe, sie wird durch weiße<br />

(bei Offizieren goldene) Zierschnüre über der Brust<br />

zusammengehalten.<br />

Dazu gehört noch ein weißes Hemd, eine schwarze Krawatte,<br />

lange Lederhose, weiße Kniestrümpfe und Trachtenschuhe.<br />

Offiziere tragen oben gerundete Schaftstiefel.<br />

66<br />

Im Bild:<br />

Pionier Otmar von Eckhart Eckhartsberg (ca. 1935)


Bild oben: Fähnrich Vinzenz Platzer<br />

mit der alten „Historischen Fahne“ der<br />

Schützenkompanie Igls-Vill.<br />

Bild rechts: Dankes-Urkunde an Vincenz Platzer<br />

aus dem Jahr 1929; man beachte<br />

das Igler Bürgermeister-Siegel.<br />

67


68<br />

Nach dem 1. Weltkrieg rückte die Kompanie<br />

in der Zwischenkriegszeit zu den<br />

Prozessionen und Schützenfesten in<br />

Innsbruck aus. Leider existieren fast keine<br />

schriftlichen Aufzeichnungen aus dieser<br />

Zeit. Lediglich ein paar Fotos zeigen,<br />

dass die Kompanie in dieser Zeit in den<br />

Orten und der Landeshauptstadt präsent<br />

war.<br />

Wie die Vögel ohne Sang<br />

wie die Glocken ohne Klang<br />

zogen Schützen ohne Wehr<br />

aus zu Adolf Hitlers Ehr.<br />

(Ein Gedicht passend<br />

als Abschluss für diesen<br />

von Kriegen geplagtem<br />

Zeitabschnitt.)<br />

Bild oben: Schützenkompanie<br />

Igls-Vill unter Hauptmann<br />

Martin Wild Ende der 20er<br />

Anfang der 30er Jahre<br />

Bild unten: Die<br />

Schützenkompanie Igls-Vill<br />

unter Hauptmann Josef Eller<br />

1938 kurz vor dem Verbot der<br />

Schützen durch die Nazis.


Die Geschichte der<br />

Schützenkompanie<br />

Igls - ViII<br />

nach 1945<br />

Lothar Zimak<br />

69


In seinem Tätigkeitsbericht für die Generalversammlung am 26. Juli 1969<br />

schrieb Hannes Hundegger: „Lasst mich zurückblättern ins 45er Jahr, die<br />

Schützen von Igls-Vill waren im ganzen Mittelgebirge die ersten und einzigen,<br />

die bereits zwei Monate nach Kriegsschluss bei der Fronleichnamsprozession<br />

ausrückten, die Trachten hatten allerdings durch Mottenfraß gelitten und ich<br />

war glücklich, als ich das Geld zusammengebettelt hatte, um sie in der Kunststopferei<br />

in der Liebeneggerstraße stopfen zu lassen zu können.“<br />

Zwar wurde in Tracht, aber nicht mit Waffe ausgerückt, die alte Schützentradition<br />

wurde aber gewahrt. Als die Kameraden 1945 anfingen, gab es weder eine<br />

Standesliste, noch ein Kassabuch, nicht einmal mehr ein Stampiglie (Kompaniestempel)<br />

war zu finden. In der Nazizeit wurde alles, was mit dem Tiroler Schützenwesen<br />

zu tun hatte, eingezogen und vernichtet. Drakonische Strafen standen<br />

auf Nichtabgabe oder gar Verstecken von Trachten, Fahnen, Waffen und Geräten<br />

der Schützen.Aber der„Eller Vater“,der schon Schützenhauptmann der Schützenkompanie<br />

Igls-Vill von 1932 – 1939 war, rief die ehemaligen Kameraden zusammen.<br />

Alle, die nach dem 2. Weltkrieg schon wieder in Igls und Vill waren, rückten<br />

aus. Im Jahre 1946 konnte schon in der Tracht ausgerückt werden, jedoch ohne<br />

Waffen.Auch konnte die„alte Igler Fahne“,die in der Nazizeit auf dem Dachboden<br />

des Brosenhofes versteckt war, bereits wieder mitgeführt werden.<br />

70<br />

Fronleichnamsprozession<br />

1946 die Schützen noch ohne<br />

Fahnen und Gewehre<br />

Bereits bei der Fronleichnamsprozession 1947 konnten die Igler und Viller<br />

Schützen wieder mit Gewehren ausrücken, welche die französische Besatzungsmacht<br />

bereitgestellt hatte. Am 21. August 1948 fand im damaligen Hotel Stettnerhof<br />

eine Sitzung mit Wiederwahl der ersten Kommandantschaft statt. Eingeladen<br />

hatte der damalige Leiter der Nebenstelle Igls des Stadtmagistrats Hannes<br />

Hundegger. Nach dem Protokoll waren neben dem Einladenden der Ehrenhauptmann<br />

DDDDr Rudolf von Granichstätten – Cerva und 15 Schützen anwesend.Als<br />

Chargen wurden einstimmig gewählt:<br />

Hauptmann Eller<br />

Oberleutnant Falschlunger<br />

Leutnant Seyrl<br />

Fähnrich Wieser N.<br />

Kassier: Hundegger<br />

Schriftführer Hundegger<br />

1. Pionier Guzzi<br />

2. Pionier Eckart<br />

3. Pionier Aninger<br />

Fahnenbegleiter: Rigatti und Hundegger<br />

Marketenderinnen: Traudel Abenthung, Hilda Wegscheider


Fronleichnam 1951: Oberleutnant Ludwig Falschlunger,<br />

Fährich Norbert Wieser und Leutnant Seyerl<br />

Fahnenbegleiter Hannes Hundegger, Oberleutnant Ludwig<br />

Falschlunger und Otmar von Eckart Eckhartsberg 1949<br />

Vorbereitung zur General Decharge<br />

beim Fernkreuzweg 1953<br />

71


1. Bataillonsfest 1962<br />

Auszug aus der Chronik: „Bei der<br />

Jahreshauptversammlung am 5. Mai 1962<br />

stellte Hauptmann Wopfner die Idee des<br />

Bezirksschützentags in Igls vor. Er sagte:<br />

„Eigentlich sollte in jedem Jahr in jedem Bezirk<br />

ein Bezirksschützentag stattfinden. Dies sei aber<br />

im Bezirk Innsbruck bisher immer unterblieben.<br />

Daher schlage er vor, dass die Kompanie<br />

Igls-Vill den ersten Bezirksschützentag des<br />

Bezirks Innsbruck durchführen sollt.“ Darüber<br />

gab es eine lange Aussprache, die um ½ eins<br />

ergebnislos beendet wurde.“<br />

Am 5. August 1962 fand der<br />

1. Bezirksschützentags des Bezirks (Bataillon)<br />

Innsbruck in Igls statt.<br />

72<br />

Bataillonskommandant Josef Wopfner<br />

und Bürgermeister Dr. Alois Lugger beim<br />

Abschreiten der Front.


Schützenausflug nach St. Goar am Rhein im Juni 1964.<br />

Ausflug nach<br />

Meran mit dem<br />

Wieserbus<br />

1965.<br />

diverse Ausflüge<br />

Schützenausflug nach Garmisch mit Ausrückung<br />

beim Gaufest 1965.<br />

Schützenfest in Eiserfeld 1968: Hauptmann Andreas<br />

Groißmayr, Marketenderinnen Traudl Mair, Lotte Giner<br />

Oberleutnant Hannes Hundegger, Leutnant Karl Wieser,<br />

Fähnrich Lambert Gurgisser<br />

73


Prozession 1974 in Igls.<br />

Karitativer Einsatz für die Erdbeben-Notleidenden in Friaul 28. Oktober 1976<br />

74


Schützenkompanie<br />

Igls-Vill 1980.<br />

Die Kompanie 1978 mit<br />

Leutnant Raimund Schwarz.<br />

75


76<br />

Landesfestumzug<br />

am 9. September 1984<br />

Von links: Hammer Friedl,<br />

Felber Ecki, Dr. Zobl Hanspeter,<br />

Walter Drexel jun., Treichl Hans,<br />

Tschaikner Heinz, Hafele Toni,<br />

Michaeler Rudl, Drexel Arnold,<br />

Wieser Karl jun., Huber Günter:<br />

Politprominenz auf der Ehrentribüne von links nach<br />

rechts: Bundeskanzler Fred Sinowatz, Prinz Albert I. von<br />

Lichtenstein, Bundespräsident Rudolf Kirchschläger,<br />

Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, Frau Kirchschläger,<br />

Bischof Reinhold Stecher.


Die Schützenkompanie Igls-Vill 1986<br />

Vorne: Kanone, Jungschützen Christoph Schwarz, Andreas Span, Jakob Hafele, Michael Meingasser, Simon Hafele, Andreas<br />

Kapferer; 1. Reihe sitzend: Kanonier Oswald Pircher, Marketenderin Brigitte Schwarz, Alfred Wegscheider, Ehrenoberleutnant<br />

Hannes Hundegger, Fahnenpatin Grete Lintner, Hauptmann Raimund Schwarz, Oberjäger Eckhard Felber, Oberleutnant Dr.<br />

Hanspeter Zobl, Leutnant Christoph Wegscheider, Marketenderin Doris Treichl Jungschützenfähnrich Nikolaus Wick; 2. Reihe<br />

stehend: Fähnrich Ludwig Gruber, Hans Treichl, Anton Hafele, Rudl Michaeler, Magnus Zitt, Dr. Rolf Kapferer, Arnold Drexel,<br />

Christoph Stöckholzer, Hans Lintner jun., Heinz Tschaikner; 3. Reihe stehend: Wolfgang Kalous, Ludwig Treichl, Kaspar<br />

Alessandri, Friedl Hammer, Benedikt Lechthaler, Josef Pöschl, Anton Grauss, Franz Lechthaler<br />

77


78<br />

5. Dezember 1989: Feier der 60.<br />

Geburtstage von Ehrenhauptmann<br />

Karl Wieser, Schriftführer und<br />

Zugsführer Toni Grauss und<br />

Hauptmann Raimund Schwarz.<br />

(Bild oben rechts)<br />

Fahnenabordnung April 1989:<br />

Hauptmann Raimund Schwarz,<br />

Fähnrich Hans Treichl,<br />

Oberleutnant Franz Lechthaler,<br />

Oberjäger Ecki Felber<br />

Jungschützen Ägidi 1990<br />

Vorne von links: Martin Steppan,<br />

Thomas Hofbauer, Manuel<br />

Schwaiger.<br />

Hinten von links: Christoph<br />

Landauer, Dirk Lueger (Pany),<br />

Bernhard Lanschner,<br />

Anton Hörhager (jun.),<br />

Wolfgang Platzer (jun.).


Anlässlich der 20jährigen Partnerschaft<br />

zwischen den Schützenkompanien<br />

„Alte Pfarre Natz“ und Igls-Vill wurde<br />

eine Ehrenscheibe ausgeschossen. Die<br />

Ehrenhauptmänner Karl Wieser und<br />

Karl Fallmerayer – die Initiatoren der<br />

Freundschaft – zeigen sie den Kompanien.<br />

Am 21. Dezember 1993 rückte die<br />

Kompanie zum 90. Geburtstag von Hannes<br />

Hundegger aus. Oberjäger Ecki Felber und<br />

Hauptmann Raimund Schwarz überreichen<br />

dem Jubilar einen restaurierten<br />

„Wenzelstutzen“ (Bild links).<br />

79


Kulturtage 1996<br />

Bei den Kulturtagen<br />

1996 bildete das<br />

„Schützenfest“ den<br />

würdigen Abschluss.<br />

Die Kompanien „Alte<br />

Pfarre Natz“ und Igls-<br />

Vill beim Gruppenfoto.<br />

In der Mitte die<br />

Hauptleute Raimund<br />

Schwarz und Thomas<br />

Michaeler.<br />

Gruppenbild mit<br />

Pfarrer Magnus Roth<br />

und den feschen Natzer<br />

Marketenderinnen.<br />

80


Bildstock am Viller Steig 1996<br />

Am 3. November 1996 wurde der Bildstock am Viller Steig, anlässlich<br />

des 200 Jahre Gedächtnisses des „Herz-Jesu-Gelöbnisses“, eingeweiht.<br />

Kommandantschaft von links:<br />

Ehrenhauptmann Karl Wieser, Oberleutnant<br />

Franz Lechthaler, Fähnrich Hans Treichl,<br />

Leutnant Christoph Wegscheider,<br />

Marketenderin Sonja Pircher, Hauptmann<br />

Raimund Schwarz, Marketenderin Petra<br />

Stöckholzer, Pfarrer Magnus Roth, zwei<br />

Ministranten und Diakon Harald Früchtl.<br />

81


Einweihung des Volksaltars in Vill 10. Mai 1998<br />

Kniend: Martin Martoi, Stephan Schwaiger, Tobias Schwaiger; sitzend: Petra Stöckholzer, Ehrenhauptmann Karl Wieser, Olt.<br />

Lechthaler, Pfarrer Magnus Roth, Diakon Früchtl, Bischof Alois Kothgasser, Hauptmann Raimund Schwarz, Mathias Fankhauser,<br />

Klaus Feichtner; Stehend 1. Reihe: Karoline Wegscheider, Lt. Christoph Wegscheider, Fähnrich Harry Fankhauser, Toni Grauss,<br />

Alfred Wegscheider, Franz Sailer, Rudl Michaeler, Walter Drexel sen., Thomas Moyle, Dr. Hanspeter Zobl, Anna-Maria Zimak,<br />

Jungschützenfähnrich Stefan Treichl; Stehend 2. Reihe: Ossi Pircher, Lothar Zimak, Josef Fankhauser, Wolfgang Kalous,<br />

Oberjäger Ecki Felber, Christian Treichl, Adi Huber, Friedl Hammer.<br />

82


Alle Igler/Viller Fahnen mit Patinnen: Brigitte Kalous „Historische Fahne“ Fähnrich Hans Treichl, Hermine Wieser und Grete<br />

Lintner „Igler Fahne“ Fähnrich Harry Fankhauser, Jungschützenfahne Fähnrich Josef Fankhauser, „Viller Fahne“ Fähnrich Ossi<br />

Pircher mit Patin Anna Wegscheider, Bataillonskommandant Erich Enzinger<br />

Fahnenweihe 1998 der<br />

restaurierten historischen<br />

Igler Fahne 1820<br />

Die stolze Ehrenkompanie<br />

„Alte Pfarre Natz“ mit<br />

Bataillonskommandant Erich<br />

Enzinger und dern Hauptleuten<br />

Thomas Michaeler (Natz) und<br />

Raimund Schwarz (Igls-Vill).<br />

83


39. Bataillonsfest 2000<br />

84<br />

Galant der alte Charmeur Hannes Hundegger, einen Handkuss für<br />

Bürgermeisterin Hilde Zach.<br />

Salve der Ehrenkompanie „Alte Pfarre Natz“ unter Hauptmann Hans Auer.


TT, 24. Mai 2006<br />

1. Nordtiroler Exerzier- & Marschierwettbewerb 2006<br />

85


26. bis 28. Mai 2007: Gemeinsame Aufführung des Großen<br />

Österreichischen Zapfenstreichs mit der Musikkapelle Igls-<br />

Vill am Dorfplatz in Illmitz am Neusiedlersee.<br />

86<br />

Illmitz 2007


Poysdorf 2008 23. bis 25. Mai 2008: Aufführung des Großen Österreichischen Zapfenstreichs gemeinsam mit der<br />

Musikkapelle Igls-Vill in der „Gstettn“ im Weinviertler Poysdorf.<br />

87


88<br />

Zeitungsartikel in „Linz-Süd“ Juni 2009<br />

Anläßlich der Gedenkveranstaltung 2009 in Ebelsberg im Süden von<br />

Linz besuchte die Fahnenabordnung der Schützenkompanie Igls-Vill, die<br />

Gastwirtschaft und das Sterbehaus von Paul Hilber.


Landesfestumzug 2009<br />

Törggele-Ausflug zur Partnerkompanie „Alte Pfarre“ Natz am 21. 11. 2009; Gruppenbild in der Brixner Milch-Genossenschaft.<br />

89


90<br />

1. Bezirkskommandant<br />

Major Karl SAGSTÄTTER,<br />

Schützenkompanie Wilten,<br />

von 1950 bis 1962.<br />

2 . Bezirkskommandant<br />

Major Josef<br />

WOPFNER,<br />

Schützenkompanie<br />

Igls-Vill,<br />

von 1962 bis 1965<br />

3. Bezirkskommandant<br />

Major Hermann WANKER,<br />

Schützenkompanie Amras,<br />

von 1965 bis 1970. (ganz links)<br />

4. Bataillonskommandant<br />

Major Franz STEINLECHNER,<br />

Standschützenkompanie Pradl,<br />

von 1970 bis 1973. (oben)<br />

5. Bataillonskommandant<br />

Major Walter DREXEL,<br />

Schützenkompanie Igls-Vill,<br />

von 1973 bis 1979. (links)


Die Innsbrucker<br />

Bataillonskommandanten<br />

6. Bataillonskommandant Major Friedrich SEIB,<br />

Schützenkompanie Hötting, von 1979 bis 1994. (links oben)<br />

7. Bataillonskommandant Major Erich ENZINGER<br />

Schützenkompanie Innsbruck - Reichenau,<br />

von April 1994 bis 25. November 2009. (oben)<br />

8. Bataillonskommandant Major Helmuth PAOLAZZI,<br />

Standschützenkompanie Pradl, seit 25. 11. 2009. (links)<br />

91


Bezirks-/Bataillonsschützenfeste seit 1962<br />

Bezirksschützenfeste bis 1966,<br />

Bataillons-Schützenfest 1967,<br />

Bataillonsschützenfest des Schützenbaon Innsbruck Stadt von 1968 bis 1999,<br />

ab 2000 Bataillonsschützenfest des Schützenbataillons Innsbruck<br />

Nr. Datum Austragende Kompanie<br />

1. 18./19. August 1962 Schützenkompanie Igls-Vill<br />

2. 1./2. Juni 1963 Schützenkompanie Amras<br />

3. 5. Juli 1964 Schützenkompanie Arzl<br />

4. 5./7. Juni 1965 Schützenkompanie Wilten<br />

5. 4./5. Juni 1966 Schützenkompanie Hötting<br />

6. 8./9. Juli 1967 Standschützenkompanie Pradl<br />

7. 4. August 1968 Schützenkompanie Igls-Vill<br />

8. 28./29. Juni 1969 Schützenkompanie Mühlau<br />

9. 4./5. Juli 1970 Schützenkompanie Amras<br />

10. 10./11. Juli 1971 Schützenkompanie „Alter Schießstand“ O-Dorf<br />

11. 20.August 1972 Schützenkompanie Arzl<br />

12. 26.August 1973 Stadtschützenkompanie St. Nikolaus-Mariahilf<br />

13. 30. Juni 1974 Schützenkompanie Amras<br />

14. 15. Juni 1975 Schützenkompanie Wilten<br />

15. 2. Mai 1976 Schützenkompanie Innnsbruck-Reichenau<br />

16. 3. Juli 1977 Schützenkompanie Igls-Vill<br />

17. 9. Juli 1978 Schützenkompanie Mühlau<br />

18. 2. September 1979 Schützenkompanie „Alter Schießstand“ O-Dorf<br />

19. 6. Juli 1980 Standschützenkompanie Pradl<br />

20. 26. Juli 1981 Stadtschützenkompanie St. Nikolaus-Mariahilf<br />

21. 4. Juli 1982 Schützenkompanie Hötting<br />

22. 3. Juli 1983 Schützenkompanie Arzl<br />

23. 8. Juli 1984 Schützenkompanie Amras<br />

24. 30. Juni 1985 Schützenkompanie Wilten<br />

25. 22. Juni 1986 Schützenkompanie Innnsbruck-Reichenau<br />

92<br />

Nr. Datum Austragende Kompanie<br />

26. 5. Juli 1987 Schützenkompanie Igls-Vill (25 Jahre)<br />

27. 3. Juli 1988 Schützenkompanie „Alter Schießstand“ O-Dorf<br />

28. 9. Juli 1989 Schützenkompanie Igls-Vill<br />

29. 15. Juli 1990 Standschützenkompanie Pradl<br />

30. 23. Juni 1991 Stadtschützenkompanie St. Nikolaus-Mariahilf<br />

31. 14. Juni 1992 Schützenkompanie Allerheiligen<br />

32. 27. Juni 1993 Schützenkompanie Innnsbruck-Reichenau<br />

33. 3. Juli 1994 Schützenkompanie Amras<br />

34. 2. Juli 1995 Schützenkompanie Arzl<br />

35. 30. Juni 1996 Schützenkompanie Wilten<br />

36. 6. Juli 1997 Schützenkompanie Hötting<br />

37. 28.Juni 1998 Schützenkompanie Mühlau<br />

38. 20. Juni 1999 Schützenkompanie „Alter Schießstand“ O-Dorf<br />

39. 18. Juni 2000 Schützenkompanie Igls-Vill<br />

40. 1. Juli 2001 Stadtschützenkompanie St. Nikolaus-Mariahilf<br />

41. 1. September 2002 Standschützenkompanie Pradl<br />

42. 31. August 2003 Schützenkompanie Allerheiligen<br />

43. 5. September 2004 Schützenkompanie Innnsbruck-Reichenau<br />

44. 3. Juli 2005 Schützenkompanie Arzl<br />

45. 11. Juni 2006 Schützenkompanie Amras<br />

46. 20. Mai 2007 Schützenkompanie Wilten<br />

47. 29. Juni 2008 Schützenkompanie Hötting<br />

48. 28. Juni 2009 Schützenkompanie Arzl<br />

49. 27. Juni 2010 Schützenkompanie „Alter Schießstand“ O-Dorf<br />

50. 24. September <strong>2011</strong> Schützenkompanie Igls-Vill<br />

<strong>2011</strong>


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<strong>1511</strong> <strong>·</strong> <strong>1647</strong> <strong>·</strong> <strong>1809</strong> <strong>·</strong> <strong>2011</strong> Schützenkompanie Igls-Vill

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