Gesamt 41 10 - date-S
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<strong>Gesamt</strong>_<strong>41</strong>_<strong>10</strong> 04.<strong>10</strong>.20<strong>10</strong> 20:28 Uhr Seite 31<br />
Zwei, die – gewusst wie – zusammen zur Höchstform auflaufen<br />
Wein & Schokolade<br />
Lange hat es gedauert, bis man entdeckte,<br />
wie gut Schokolade und Wein<br />
zusammen passen. Denn eigentlich liegen<br />
sie nicht weit auseinander. Nur,<br />
wenn sie harmonieren sollen, muss jeder<br />
Teil vom Besten sein. Doch keiner<br />
darf den andern übertrumpfen wollen.<br />
Schokolade, die mit viel Zucker und Kokosfett<br />
auf billige Masse getrimmt ist,<br />
gibt wenig her. Entsprechendes gilt für<br />
einfache Weine. Beide Partner sollen<br />
geschmacklich kommunizieren. Das<br />
braucht Potenzial. Wenn dann beide<br />
„Rücksicht“ nehmen und erst beim Zusammentreffen<br />
zur Höchstform auflaufen,<br />
dann erwächst ein absolut spannendes<br />
Erlebnis auf der Zunge.<br />
Für Weißwein gilt die Grundregel: Er<br />
sollte eher milder sein, da eine kräftige<br />
Säure der Schokolade entgegen steht.<br />
Großartig jedoch schmeckt die Kombination<br />
edelsüßer Weine mit Milchschokolade<br />
mit niedrigen Kakaoanteilen.<br />
Denn weniger Kakao lässt Schokolade<br />
weniger bitter schmecken und holt die<br />
Süße des Weines mehr ab. Besonders<br />
interessant sind im Barrique ausgebaute<br />
edelsüße Weine. Hier passt alles<br />
zusammen. Die Süße und die zarten,<br />
schmeichelnden Vanilletöne des Weines<br />
in Verbindung mit dem Schmelz einer<br />
guten Schokolade - himmlisch! Am<br />
besten ist, wenn die Weine hoch im<br />
Öchslebereich lagen und eine Restsüße<br />
von mindestens 120 g/l aufweisen. Was<br />
für Beerenauslesen oder Eisweine in der<br />
Regel zutrifft.<br />
Rotweine kombinieren sich eher mit Bitterschokolade<br />
und sollten auch weniger<br />
Säure aufweisen. Wenn sie eine hohe<br />
Komplexität und Dichte mitbringen, und<br />
die Gerbstoffe (Tannine) nicht zu kräftig<br />
sind, darf die Schokolade deutliche Bittertöne<br />
(hoher Kakaoanteil) zeigen und<br />
hinzufügen. Dass gute Rotweine mit<br />
Schokolade harmonieren, merkt man<br />
schon bei der Weinverkostung. Hochwertige<br />
Rotweine zeigen häufig eine<br />
Schokoladennote. Wenn sie dann noch<br />
einen Hauch Lakritze und eine Pfeffer-<br />
note hinzufügen, kann man sicher sein,<br />
dass gute Schokolade wunderbar<br />
passt. Sehr schön kombiniert sich auch<br />
Schokolade mit einer edelsüßen Spätburgunder<br />
Auslese oder Beerenauslese.<br />
Beide verlieren nicht ihre Eigenständigkeit.<br />
Im Gegenteil, sie befruchten<br />
sich und entpuppen sich als wahrer<br />
Gaumenkitzel. Gesellt sich zum Rotwein<br />
durch den Ausbau im Barrique noch ein<br />
schöner Vanilleton, ist die Liaison perfekt.<br />
Genauso wie Wein eine große Zahl von<br />
Aromen beinhaltet, besitzt auch die Kakaobohne<br />
über <strong>10</strong>00 Aromastoffe. Die<br />
Qualität hängt wie beim Wein von der<br />
Sorte und der Herkunft ab, also vom sogenannten<br />
Terroir, sowie von der Behandlung<br />
und Verarbeitung. Um manchen<br />
Schokoladen eine bestimmte Note<br />
zu verleihen, präpariert man sie z.B. mit<br />
Chili, grünem Pfeffer, Trüffel oder Sellerie.<br />
Durch diese Zugaben werden<br />
schöne geschmackliche Brücken zu<br />
leicht pfeffrigen Noten eines Rotweines<br />
und dessen Tannine geschlagen, nach<br />
manchmal auch an Leder oder geschälte<br />
Weiden erinnern.<br />
Hier fünf Beispiele einer Traumpaarung,<br />
wie wir gefunden hatten: Die schön eingebundenen<br />
Tannine, eine deutliche<br />
Schokoladen- und Kirschnote des 2008<br />
Laufener Altenberg Spätburgunder<br />
trocken Barrique, „Edition No 5“, die beste<br />
Linie der Winzergenossenschaft Laufen<br />
im südlichen Baden (1), kombinieren<br />
sich großartig mit zartbitterer Schokolade.<br />
Ein sehr interessanter Wein zu Schokolade<br />
ist der im Barrique gereifte 2007<br />
Auggener Schäf Spätburgunder<br />
trocken vom Winzerkeller Auggener<br />
Schäf (2). Die breit gefächerte Aromatik<br />
lässt viel Spielraum für einen schokoladigen<br />
Partner. Fruchtnoten wie Cassis,<br />
Pflaumen, Kirschen aber auch zartbittere<br />
Noten nach Wachholder, Leder und<br />
ein Hauch von süßem Pfeifentabak verleihen<br />
ihm neben saftiger Frische eine<br />
Harmonie und Reife, wozu eine<br />
Zartbitterschokolade, mit Orangenzesten,<br />
Kirsch oder Chili ausgezeichnet<br />
passt.<br />
Sehr gefallen hat auch der 2008 Malscher<br />
Rotsteig Lemberger trocken, im<br />
großen Holzfass gereift, vom Weingut<br />
Bös aus Malsch im badischen Kraichgau<br />
(3). Dieser süffige, samtige, mit einer<br />
dezenten Süße versehene Wein und<br />
Noten von Vogelbeere, Sauerkirsche,<br />
Johannisbeeren sowie Bitterschokolade,<br />
einer Spur süßer Lakritze und einer<br />
hintergründigen Schärfe bereits im<br />
Duft, ist der ideale Geschmackspartner<br />
zu Trauben-Nuss-Rum-Schokolade,<br />
welche die Fruchtaromen des Weines<br />
noch provokativer zur Geltung bringt.<br />
Ein Erlebnis zu weißer Schokolade, auch<br />
solcher mit Nuss oder Kokos, war der<br />
2007 Grauburgunder trocken im Barrique<br />
gereift von der Oberkircher Winzergenossenschaft<br />
(4). Der Geschmack des<br />
Weines nach Vanille, Honig, Ananas,<br />
Nuss und Mandel, ja Kokos, und sein<br />
vollmundiger, weicher und warmer Körper<br />
versehen mit zartem Schmelz ergänzen<br />
sich mit der weißen Schokolade<br />
nahezu perfekt.<br />
Wahrlich festlich mutet die edelsüße<br />
2007 Durbacher Bienengarten Spät-<br />
Termine • Veranstaltungen • Kultur • Familie • Urlaub<br />
burgunder Beerenauslese an, im Barrique<br />
ausgebaut, vom Weingut Andreas<br />
Männle in Durbach (5). Ein Wein, der unlängst<br />
auf der „Concurso Vino del<br />
Mundo Español“ den ersten Platz belege.<br />
Hier explodieren die Aromen von<br />
Kirschen, Cassis, Zimt, Lebkuchen,<br />
Wachholder, Nelken und Schokolade<br />
geradezu. Zart eingebunden die Barriquenote!<br />
Dieser Wein, wenn man ihn<br />
nicht genüsslich pur trinken möchte,<br />
verlangt geradezu nach herrlicher Vollmilchschokolade,<br />
Dominosteinen oder<br />
Nougatpralinen. Ein Gourmeterlebnis<br />
erster Klasse.<br />
Auch von Spitzengastronomen, die sich<br />
mit dem, was am besten schmeckt,<br />
wahrlich auskennen, bestätigen die<br />
großartige Kombination von Schokolade<br />
und Wein, wenn alles stimmt.<br />
Ronny Weber, Sommelier des Hotel-Restaurants<br />
„Wilder Ritter“ in Durbach, mit<br />
„Michelin-Stern“: „Vom Grundsatz her<br />
gilt, nur beste Schokolade zu hochwertigen<br />
Weinen und keine Billigprodukte.<br />
Komplexe deutsche Rotweine mit einer<br />
dezenten Restsüße und schönen Frucht<br />
passen zum Beispiel zu einer Schokolade<br />
mit hohem Kakaoanteil genauso<br />
gut wie edelsüße Weißweine zur<br />
weißen Schokolade“. Oder Sommelier<br />
Christophe Chipaux im bekannten „Sonnenhof“<br />
in Lautenbach: „Wenn Schokolade<br />
und Wein , dann bevorzuge ich<br />
hochwertige Rotweine möglichst im<br />
Barrique zu Schokolade mit einem Kakaoanteil<br />
von 42-90 %. Wenn möglich<br />
sollten die Weine etwas älter sein. Besonders<br />
gute Erfahrungen zu Schokolade<br />
mache ich zur Zeit mit 2005er Spätburgundern“.<br />
Text und Bilder: Dieter Simon<br />
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