Download Patientencharta Herzinsuffizienz - Kardionet.de
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<strong>Patientencharta</strong><br />
<strong>Herzinsuffizienz</strong><br />
Aktuelle und ehemalige Sponsoren von SHAPE:<br />
Goldsponsoren:<br />
• Pfizer Inc.<br />
• Sticares Cardiovascular Research Foundation<br />
Silbersponsoren:<br />
• Abbott International<br />
• Guidant Europe nv/sa<br />
• F. Hoffmann-LaRoche Ltd.<br />
• Medtronic Foundation<br />
• Servier International<br />
Bronzesponsoren:<br />
• GlaxoSmithKline<br />
• Chiesi Farmaceutici S.p.A<br />
• Merck KGaA<br />
Die STICARES Cardiovascular Research Foundation, das<br />
Studienkoordinationszentrum von SHAPE, ist eine internationale<br />
wissenschaftliche Forschungsorganisation. Sie führt<br />
klinische und epi<strong>de</strong>miologische Studien durch, <strong>de</strong>ren Ziel die<br />
Prävention und eine verbesserte Behandlung von kardiovaskulären<br />
Erkrankungen ist.<br />
Kontakt: Karen Keukelaar, k.keukelaar@sticares.org<br />
www.herzschwaeche-europa.com
Inhalt<br />
Seite 3<br />
Seite 4<br />
Seite 5<br />
Seite 6<br />
Seite 7<br />
Seite 8<br />
Seite 9<br />
Seite 10<br />
Seite 11<br />
Seite 12<br />
Seite 13<br />
Einleitung<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r SHAPE-Studie<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r SHAPE-Studie – Öffentlichkeit<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r SHAPE-Studie – Allgemeinmediziner<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r SHAPE-Studie – Fachärzte<br />
Welche Probleme müssen gelöst wer<strong>de</strong>n<br />
Patientenaufklärung –<br />
lernen, mit <strong>de</strong>r Krankheit umzugehen<br />
Ärztliches Um<strong>de</strong>nken ist notwendig<br />
Arzt und Patient im Dialog<br />
Verpflichtung zur Verän<strong>de</strong>rung<br />
Zusammenfassung <strong>de</strong>r Europäischen Leitlinien<br />
<strong>de</strong>r ESC (European Society of Cardiology)<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s SHAPE-Vorstands<br />
Seite 14<br />
Sponsoren
Einleitung<br />
Herzschwäche (<strong>Herzinsuffizienz</strong>) ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Sie ist jedoch<br />
therapierbar und man kann ihr auch vorbeugen. Oft irrtümlich als eine natürliche<br />
Folge <strong>de</strong>s Alterns betrachtet, entsteht die Erkrankung, wenn das Herz aufgrund eines<br />
geschädigten Herzmuskels nicht mehr in <strong>de</strong>r Lage ist, lebenswichtige Organe ausreichend<br />
mit Blut zu versorgen.<br />
Für je<strong>de</strong>n fünften Menschen besteht das Risiko, im Laufe seines Lebens an einer<br />
<strong>Herzinsuffizienz</strong> zu erkranken. Aus <strong>de</strong>r Häufigkeitsrate von 2 - 2,5% kann geschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n, dass in Europa <strong>de</strong>rzeit über 14,5 Millionen Menschen von <strong>de</strong>r Erkrankung<br />
betroffen sind.<br />
Patienten mit <strong>Herzinsuffizienz</strong> weisen eine Vielzahl von Symptomen auf. Typisch sind<br />
beispielsweise Kurzatmigkeit und Müdigkeit sowie auch geschwollene Knöchel o<strong>de</strong>r<br />
Beine. Hauptursachen <strong>de</strong>r <strong>Herzinsuffizienz</strong> sind die Verkalkung <strong>de</strong>r Herzkranzgefäße<br />
(Atherosklerose, koronare Herzerkrankung) und <strong>de</strong>r Bluthochdruck (Hypertonie). In<br />
einigen Fällen wird die Erkrankung auch durch Virusinfektionen verursacht, o<strong>de</strong>r sie<br />
wird vererbt. Infolge <strong>de</strong>r Herzschwäche verschlechtert sich die Lebensqualität und die<br />
Patienten müssen häufig das Krankenhaus aufsuchen. Bis zu 40% <strong>de</strong>r Patienten<br />
sterben innerhalb eines Jahres nach <strong>de</strong>r ersten Einweisung in die Klinik. Damit sind<br />
die Überlebenschancen für Patienten mit <strong>Herzinsuffizienz</strong> schlechter als bei <strong>de</strong>n<br />
meisten Krebserkrankungen.<br />
In <strong>de</strong>r allgemeinen Bevölkerung weiß man wenig über die Erkrankung und kennt<br />
auch ihre typischen Symptome kaum:<br />
• Nur 3% <strong>de</strong>r Allgemeinbevölkerung sind in <strong>de</strong>r Lage, eine <strong>Herzinsuffizienz</strong> anhand<br />
einer Beschreibung <strong>de</strong>r typischen Symptome zu erkennen.<br />
• Über 65% dagegen glauben, dass die Überlebenschancen bei einer <strong>Herzinsuffizienz</strong><br />
besser sind als bei Krebs. Jedoch überleben nur 25% <strong>de</strong>r Männer und 38%<br />
<strong>de</strong>r Frauen nach <strong>de</strong>r Diagnose länger als fünf Jahre. Sie haben damit <strong>de</strong>utlich<br />
schlechtere Überlebenschancen als viele Krebspatienten.<br />
Die <strong>Herzinsuffizienz</strong>-<strong>Patientencharta</strong> wur<strong>de</strong> von SHAPE (Study group on Heart failure<br />
Awareness and Perception in Europe) entwickelt, einer unabhängigen pan-europäischen<br />
Gruppe von Fachärzten. Die Charta soll das Bewusstsein <strong>de</strong>r Allgemeinbevölkerung<br />
für das Krankheitsbild <strong>Herzinsuffizienz</strong> erhöhen und darauf aufmerksam<br />
machen, dass diese lebensbedrohliche Erkrankung behan<strong>de</strong>lbar ist und Vorbeugemöglichkeiten<br />
bestehen. Darüber hinaus soll die Charta auf eine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Verhaltens von Patienten und Ärzten hinwirken.<br />
2 3
Ergebnisse <strong>de</strong>r SHAPE-Studie<br />
SHAPE hat in einer Studie untersucht, was die Öffentlichkeit und<br />
verschie<strong>de</strong>ne Gruppen von Medizinern in Europa über <strong>Herzinsuffizienz</strong><br />
wissen und wie sie mit <strong>de</strong>r Erkrankung umgehen. Die Studie<br />
wur<strong>de</strong> in neun Län<strong>de</strong>rn durchgeführt (Deutschland, Großbritannien,<br />
Frankreich, Italien, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, Polen, Rumänien, Spanien und<br />
Schwe<strong>de</strong>n). Befragt wur<strong>de</strong>n:<br />
• 8.000 Personen aus <strong>de</strong>r Allgemeinbevölkerung<br />
• 3.000 Hausärzte<br />
• 4.000 Fachärzte<br />
Eine Grun<strong>de</strong>rkenntnis <strong>de</strong>r Studie ist, dass die Öffentlichkeit nur<br />
wenig über die Erkrankung und ihre Symptome weiß. Sie zeigt<br />
weiterhin, dass auch vielen Allgemein- und Hausärzten die korrekte<br />
Diagnostik und Therapie dieses Krankheitsbil<strong>de</strong>s nur unzureichend<br />
bekannt ist.<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r SHAPE-Studie –<br />
Öffentlichkeit<br />
• Einschätzung <strong>de</strong>r Erkrankung<br />
– Zwar hatten 76% <strong>de</strong>r befragten Deutschen schon einmal von <strong>de</strong>r<br />
Erkrankung <strong>Herzinsuffizienz</strong> gehört, ABER fast niemand wusste,<br />
was sich dahinter verbirgt. Nur 3% <strong>de</strong>r befragten Personen erkannten<br />
die Erkrankung anhand ihrer typischen Symptome. Dagegen<br />
konnten 75% <strong>de</strong>r Befragten die Symptome eines Schlaganfalls<br />
und 37% die Symptome einer Angina pectoris richtig zuordnen.<br />
– 34% hielten <strong>Herzinsuffizienz</strong> ZU UNRECHT für eine Folge <strong>de</strong>s<br />
Alterns.<br />
– Lediglich 23% hielten <strong>Herzinsuffizienz</strong> für eine ernsthafte Erkrankung.<br />
67% <strong>de</strong>r Befragten waren ZU UNRECHT <strong>de</strong>r Meinung, dass<br />
mehr Patienten an Krebs sterben als an Herzschwäche und 73%<br />
glaubten ZU UNRECHT, dass mehr Patienten durch eine HIV-<br />
Infektion ums Leben kommen.<br />
• Einschätzung <strong>de</strong>r Behandlung<br />
– 38% <strong>de</strong>r Befragten glaubten ZU UNRECHT, dass Patienten mit<br />
einer <strong>Herzinsuffizienz</strong> ein ruhiges Leben führen und je<strong>de</strong> Anstrengung<br />
vermei<strong>de</strong>n müssen.<br />
– 53% nahmen ZU UNRECHT an, dass mo<strong>de</strong>rne Medikamente<br />
das Auftreten von <strong>Herzinsuffizienz</strong> nicht verhin<strong>de</strong>rn können.<br />
• Fazit<br />
– Die Bekanntheit <strong>de</strong>r Erkrankung <strong>Herzinsuffizienz</strong> und das Wissen<br />
darüber sind in <strong>de</strong>r Allgemeinbevölkerung äußerst gering. Dies<br />
dürfte negative Auswirkungen auf die Prävention, Früherkennung<br />
und Therapie <strong>de</strong>r chronischen <strong>Herzinsuffizienz</strong> haben.<br />
4<br />
5
Ergebnisse <strong>de</strong>r SHAPE-Studie –<br />
Allgemeinmediziner<br />
• Diagnose<br />
– 88% <strong>de</strong>r befragten <strong>de</strong>utschen Allgemeinmediziner stellen die<br />
Diagnose einer <strong>Herzinsuffizienz</strong> „oft o<strong>de</strong>r immer“ allein anhand<br />
<strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>n und klinischen Symptome.<br />
– Nur 64% <strong>de</strong>r befragten Allgemeinärzte ziehen zusätzlich ein Echokardiogramm<br />
zur Sicherung <strong>de</strong>r Diagnose und zur korrekten Einschätzung<br />
<strong>de</strong>s aktuellen Schweregrads <strong>de</strong>r Erkrankung heran.<br />
– Müdigkeit wur<strong>de</strong> nur von 14% <strong>de</strong>r Befragten als Symptom einer<br />
<strong>Herzinsuffizienz</strong> genannt.<br />
• Behandlung<br />
– 38% <strong>de</strong>r Befragten sahen ZU UNRECHT ein potenzielles Risiko<br />
darin, durch eine Behandlung mit ACE-Hemmern eine bestehen<strong>de</strong><br />
<strong>Herzinsuffizienz</strong> zu verschlimmern. Dabei wer<strong>de</strong>n ACE-Hemmer<br />
jedoch von <strong>de</strong>n Leitlinien <strong>de</strong>r Europäischen Kardiologischen Gesellschaft<br />
(ESC) als Therapie <strong>de</strong>r ersten Wahl empfohlen.<br />
– Nur 27% <strong>de</strong>r Hausärzte setzen bei einer leichten bis mittelschweren<br />
chronischen <strong>Herzinsuffizienz</strong> ohne Ö<strong>de</strong>me ACE-Hemmer als<br />
Mittel <strong>de</strong>r ersten Wahl ein, obwohl dies in <strong>de</strong>n Leitlinien empfohlen<br />
wird. 39% <strong>de</strong>r Hausärzte beginnen in diesen Fällen fälschlich<br />
mit einer Diuretika-Therapie.<br />
– Weisen Patienten trotz bestehen<strong>de</strong>r Therapie mit ACE-Hemmern<br />
weiterhin Symptome auf, sollte die medikamentöse Behandlung<br />
bei Patienten ohne Ö<strong>de</strong>me zunächst durch Beta-Blocker ergänzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Auch diese Empfehlung wird in <strong>de</strong>r Praxis viel zu selten<br />
umgesetzt.<br />
– Leitlinien-konforme Dosierungen wer<strong>de</strong>n von weniger als 35% <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Allgemeinmediziner verschrieben.<br />
• Fazit<br />
– Da 85% <strong>de</strong>r Bevölkerung bei <strong>de</strong>n typischen Symptomen einer<br />
<strong>Herzinsuffizienz</strong> zuerst ihren Hausarzt aufsuchen wür<strong>de</strong>n, spielen<br />
diese bei <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r Patienten eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle. Die<br />
Kenntnis und die Umsetzung <strong>de</strong>r aktuellen Europäischen Leitlinien zur<br />
Diagnostik und Therapie <strong>de</strong>r chronischen <strong>Herzinsuffizienz</strong> ist bei vielen<br />
Allgemeinmedizinern jedoch unzureichend, so dass hier ein dringen<strong>de</strong>r<br />
Aufklärungsbedarf besteht.<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r SHAPE-Studie –<br />
Fachärzte<br />
• Behandlung<br />
– Nur 39% <strong>de</strong>r Internisten und Altersmediziner (Geriater), aber<br />
73% <strong>de</strong>r Kardiologen wür<strong>de</strong>n 50% o<strong>de</strong>r mehr ihrer Patienten<br />
Betablocker verschreiben.<br />
– 64% <strong>de</strong>r Internisten und Altersmediziner und 82% <strong>de</strong>r Kardiologen<br />
wür<strong>de</strong>n bei mehr als 90% <strong>de</strong>r Patienten ACE-Hemmer<br />
verschreiben.<br />
– Leitliniengerechte Dosierungen von ACE-Hemmern wur<strong>de</strong>n von<br />
26 - 76% <strong>de</strong>r Internisten und Altersmediziner sowie von 40 - 89%<br />
<strong>de</strong>r Kardiologen verschrieben.<br />
• Fazit<br />
– Obwohl die Europäischen Leitlinien auf <strong>de</strong>n Ergebnissen zahlreicher,<br />
großer wissenschaftlicher Studien beruhen, bestehen zwischen<br />
<strong>de</strong>n fachärztlichen Disziplinen <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>r Diagnostik und Therapie <strong>de</strong>r <strong>Herzinsuffizienz</strong>. Die be<strong>de</strong>utend<br />
geringere Akzeptanz <strong>de</strong>r empfohlenen Diagnose- und Therapiestrategien<br />
in <strong>de</strong>n Praxen von Internisten und Altersmedizinern<br />
zeigt <strong>de</strong>n Bedarf für eine Aufklärung dieser wichtigen fachärztlichen<br />
Gruppen.<br />
6<br />
7
Welche Probleme<br />
müssen gelöst wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>Herzinsuffizienz</strong>-Patienten haben das Recht auf optimale medizinische<br />
Versorgung und Pflege – die SHAPE-Studie aber hat gezeigt,<br />
dass dies gegenwärtig nicht <strong>de</strong>r Fall ist. Zur Zeit erhalten bis zu<br />
50% <strong>de</strong>r Betroffenen in Europa keine optimale und leitliniengerechte<br />
Behandlung.<br />
Viele Patienten sind zu wenig über die Therapiemöglichkeiten informiert<br />
und glauben daher, dass auch durch <strong>de</strong>n Einsatz mo<strong>de</strong>rner<br />
Medikamente keine effektive Behandlung <strong>de</strong>r Erkrankung möglich<br />
ist. Noch mehr Besorgnis erregt allerdings die Tatsache, dass das<br />
Leben vieler Patienten durch unzureichen<strong>de</strong> Diagnoseverfahren und<br />
unzulängliche Therapie unnötigerweise verkürzt wird. Auch Hausärzte,<br />
Kardiologen und Fachpflegepersonal, Internisten und Altersmediziner<br />
müssen daher die Notwendigkeit für eine verbesserte<br />
medizinische Versorgung erkennen und <strong>de</strong>n Einsatz mo<strong>de</strong>rner und<br />
geeigneter Diagnose- und Therapieverfahren gewährleisten.<br />
Derzeit wird die Erkrankung von allen Seiten unterschätzt. Dies<br />
führt dazu, dass die Gesundheitsbehör<strong>de</strong>n keine ausreichen<strong>de</strong>n<br />
Mittel für eine optimale medizinische Versorgung zur Verfügung<br />
stellen. Es besteht ein<strong>de</strong>utig Handlungsbedarf, damit das Recht <strong>de</strong>r<br />
Patienten auf <strong>de</strong>n bestmöglichen Behandlungsstandard unter allen<br />
Umstän<strong>de</strong>n sichergestellt wer<strong>de</strong>n kann!<br />
Patientenaufklärung –<br />
lernen mit <strong>de</strong>r Krankheit umzugehen<br />
Das geringe Wissen <strong>de</strong>r Patienten über ihre Erkrankung stellt ein großes<br />
Problem dar. Sie haben nur wenig Kenntnisse über die Risiken <strong>de</strong>r Erkrankung<br />
und die Behandlungsmöglichkeiten. Zu<strong>de</strong>m sind sie sich nicht bewusst,<br />
wie sie ihr Leben besser gestalten können, um ihre Lebensqualität<br />
zu erhöhen. Ohne ausreichen<strong>de</strong> Informationen über ihre Erkrankung wer<strong>de</strong>n<br />
Patienten auch künftig falsch damit umgehen und die hieraus resultieren<strong>de</strong>n<br />
sozialen und finanziellen Belastungen wer<strong>de</strong>n weiter zunehmen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re neu diagnostizierte Patienten müssen daher ausreichend<br />
und in verständlicher Form über die Krankheit, die Diagnose, die Behandlungsmöglichkeiten<br />
und die erfor<strong>de</strong>rlichen Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Lebensweise<br />
aufgeklärt wer<strong>de</strong>n.<br />
Besser informierte Patienten sind motivierter und arbeiten bei <strong>de</strong>n therapeutischen<br />
Maßnahmen besser mit, so dass die Anzahl <strong>de</strong>r Krankenhausaufenthalte<br />
<strong>de</strong>utlich gesenkt wer<strong>de</strong>n kann. Ein wesentlicher Punkt, <strong>de</strong>nn<br />
ca. 70% <strong>de</strong>r Kosten, die durch Patienten mit <strong>Herzinsuffizienz</strong> verursacht<br />
wer<strong>de</strong>n, entstehen durch die zahlreichen Klinikaufenthalte.<br />
Patientenaufklärung be<strong>de</strong>utet z.B. konkret:<br />
• die Patienten zu ermutigen, sich frühzeitig in Behandlung zu begeben<br />
und ihnen bewusst machen, dass es wirksame Therapien gibt.<br />
• ihnen einige einfache Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Lebensgewohnheiten zu empfehlen<br />
(Diät, Sport, Verzicht auf Alkohol und Zigaretten), die ihnen<br />
helfen, ihre Lebensqualität zu erhöhen und ihre Lebenserwartung<br />
verbessern.<br />
8 9
Arzt und<br />
Patient im<br />
Dialog<br />
Ärztliches Um<strong>de</strong>nken ist notwendig<br />
Die SHAPE-Studie hat gezeigt, dass 88% <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Hausärzte<br />
die Diagnose einer <strong>Herzinsuffizienz</strong> „oft o<strong>de</strong>r immer“ allein anhand<br />
<strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>n und klinischen Symptome stellen. Das ist unzuverlässig<br />
und kann bei vielen Patienten zu einer Fehldiagnose führen.<br />
Es ist zwingend erfor<strong>de</strong>rlich, dass Ärzte die Verdachtsdiagnose mit<br />
einem Echokardiogramm überprüfen. Sinnvoll ist darüber hinaus die<br />
Überweisung <strong>de</strong>s Patienten an einen entsprechend ausgebil<strong>de</strong>ten<br />
Facharzt, wobei es jedoch auch hier gera<strong>de</strong> bei Internisten und Altersmedizinern<br />
an einer ausreichen<strong>de</strong>n Akzeptanz <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Diagnose-<br />
und Therapieleitlinien fehlt.<br />
Um eine bessere Versorgung von <strong>Herzinsuffizienz</strong>-Patienten gewährleisten<br />
zu können, müssen wir daher:<br />
• die Zahl <strong>de</strong>r Allgemeinmediziner und Fachärzte, die sich an die<br />
Europäischen Leitlinien halten und <strong>de</strong>ren Empfehlungen umsetzen,<br />
<strong>de</strong>utlich erhöhen.<br />
• sicherstellen, dass die empfohlenen medikamentösen Therapien in<br />
<strong>de</strong>r korrekten Dosierung an die Patienten verabreicht wer<strong>de</strong>n, damit<br />
die Genesungsraten optimiert wer<strong>de</strong>n.<br />
• die Möglichkeiten erweitern, <strong>de</strong>n Patienten speziell ausgebil<strong>de</strong>tes<br />
Pflegepersonal (z. B. Fachkrankenschwestern für <strong>Herzinsuffizienz</strong>)<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Ärzte sollten <strong>de</strong>n „informierten<br />
Patienten“ nicht fürchten, son<strong>de</strong>rn es<br />
begrüßen, wenn Patienten eine aktive<br />
Rolle bei <strong>de</strong>r Verbesserung ihrer<br />
gesundheitlichen Situation spielen<br />
möchten. So können Patienten, die<br />
über die Erkrankung informiert sind,<br />
<strong>de</strong>m Arzt die richtigen Signale für die<br />
korrekte Diagnose „<strong>Herzinsuffizienz</strong>“<br />
geben. Auch ihre Bereitschaft die ausgewählte<br />
Therapie konsequent durchzuführen<br />
wird hierdurch geför<strong>de</strong>rt –<br />
eine wesentliche Voraussetzung für<br />
<strong>de</strong>n Behandlungserfolg.<br />
10 11
12<br />
Verpflichtung zur Verän<strong>de</strong>rung<br />
SHAPE und <strong>Herzinsuffizienz</strong>-Patienten rufen Gesundheitsbehör<strong>de</strong>n und medizinische<br />
Fachleute auf, eine verbesserte medizinische Versorgung und Pflege zu<br />
garantieren. Gesundheitsbehör<strong>de</strong>n müssen in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit ein Bewusstsein<br />
für die Krankheit und ihre ernsthafte Natur schaffen, um so dafür zu sorgen, dass<br />
präventive Maßnahmen und die Verbesserung <strong>de</strong>r Lebensgewohnheiten möglich<br />
wer<strong>de</strong>n. Mediziner sollten auf Lücken in <strong>de</strong>r Versorgung aufmerksam wer<strong>de</strong>n und<br />
dafür sorgen, dass diese angegangen wer<strong>de</strong>n. Dies ermöglicht Patienten mit einer<br />
<strong>Herzinsuffizienz</strong> ein besseres und längeres Leben.<br />
Konkret muss gewährleistet wer<strong>de</strong>n, dass <strong>Herzinsuffizienz</strong>-Patienten...<br />
Grundrechte<br />
...das Recht auf die bestmögliche medizinische Versorgung haben. Der Zugang<br />
zu optimalen Therapieverfahren wird ihre Lebenserwartung und ihre<br />
Lebensqualität entschei<strong>de</strong>nd erhöhen.<br />
Bedürfnisse<br />
...eine gute Lebensqualität erreichen können und sie die bestmögliche Pflege<br />
und Therapie erhalten.<br />
Zugang zu empfohlenen Therapien<br />
...die medizinische Versorgung bekommen, die in <strong>de</strong>n Europäischen Leitlinien<br />
empfohlen wird.<br />
Aufklärung<br />
...über die verschie<strong>de</strong>nen Aspekte ihrer Erkrankung, wie z. B. über die Häufigkeit<br />
von <strong>Herzinsuffizienz</strong>, die Diagnose, die adäquate Lebensweise und Behandlungsmöglichkeiten<br />
aufgeklärt wer<strong>de</strong>n.<br />
Arzt-Patient-Beziehung<br />
...eine Partnerschaft mit ihrem Arzt eingehen können, in <strong>de</strong>r sie optimale Behandlungsmöglichkeiten<br />
angeboten bekommen.<br />
Vorurteile beseitigen<br />
...von öffentlichen und medizinischen Aufklärungsprogrammen darin unterstützt<br />
wer<strong>de</strong>n, Missverständnisse, wie „<strong>Herzinsuffizienz</strong> ist eine Folge <strong>de</strong>s Alterns“ zu<br />
beseitigen.<br />
Forschung<br />
...mit Hilfe von Forschungsdaten darin unterstützt wer<strong>de</strong>n, zu zeigen, dass Aufklärungsbedarf<br />
in <strong>de</strong>r Allgemeinbevölkerung besteht und <strong>de</strong>r Umgang mit <strong>Herzinsuffizienz</strong><br />
auf medizinischer Seite verbessert wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>de</strong>r<br />
Europäischen<br />
Leitlinien<br />
Die Leitlinien <strong>de</strong>r European Society<br />
of Cardiology (ESC) legen folgen<strong>de</strong><br />
Punkte fest:<br />
• Die Diagnose <strong>de</strong>r <strong>Herzinsuffizienz</strong><br />
sollte durch objektive Tests bestätigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Objektive Tests sind<br />
unter an<strong>de</strong>rem das Echokardiogramm<br />
o<strong>de</strong>r spezielle Blutmarker<br />
(natriuretische Pepti<strong>de</strong>).<br />
• ACE-Hemmer sind bei <strong>Herzinsuffizienz</strong><br />
die Therapie <strong>de</strong>r ersten Wahl.<br />
Zeigen die Patienten weiterhin<br />
Symptome ist die Therapie mit<br />
Beta-Blockern zu ergänzen. Diuretika<br />
sollten dann zusammen mit<br />
ACE-Hemmern und Beta-Blockern<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n, wenn die Patienten<br />
weiterhin symptomatisch<br />
sind und/o<strong>de</strong>r Flüssigkeit im Körper<br />
einlagern. Bei Patienten mit einer<br />
fortgeschrittenen <strong>Herzinsuffizienz</strong><br />
sollten zusätzlich Aldosteron-Antagonisten<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
• ACE-Hemmer, Beta-Blocker und<br />
Al<strong>de</strong>steron-Antagonisten verbessern<br />
nachweislich die Überlebenschancen<br />
von Patienten mit chronischer<br />
<strong>Herzinsuffizienz</strong>.<br />
• Bei ACE-Hemmer-Unverträglichkeit<br />
sollten die Patienten Angiotensinrezeptor-Blocker<br />
(ARBs) erhalten.<br />
• Bei Patienten mit einer fortgeschrittenen<br />
<strong>Herzinsuffizienz</strong> sollten zusätzlich<br />
zur optimalen medikamentösen<br />
Behandlung an<strong>de</strong>re Metho<strong>de</strong>n<br />
wie z. B. spezielle Schrittmacher<br />
(CRT) mit o<strong>de</strong>r ohne Defibrillator<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
SHAPE-<br />
Vorstands<br />
• Vorsitzen<strong>de</strong>r: Prof. W.J. Remme,<br />
Kardiologe, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />
• Prof. A. Cohen-Solal,<br />
Kardiologe, Frankreich<br />
• Prof. F. Zannad,<br />
Kardiologe, Frankreich<br />
• Prof. R. Dietz,<br />
Kardiologe, Deutschland<br />
• Prof. B. Rauch,<br />
Kardiologe, Deutschland<br />
• Dr. A. Boccanelli,<br />
Kardiologe, Italien<br />
• Prof. W. Ruzyllo,<br />
Kardiologe, Polen<br />
• Prof. C. Macarie,<br />
Kardiologe, Rumänien<br />
• Prof. J. López-Sendón,<br />
Kardiologe, Spanien<br />
• Dr. C. Cline,<br />
Kardiologe, Schwe<strong>de</strong>n<br />
• Prof. F.D.R. Hobbs, Arzt für<br />
Allgemeinmedizin, Großbritannien<br />
• Prof. J.J.V. McMurray,<br />
Kardiologe, Großbritannien<br />
• K. Keukelaar,<br />
Projektleitung, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />
13