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Ausgabe 16 / November 2014
L e s e l u s t
Liebe Kulturette-Leserinnen,
und plötzlich ist gleich wie-
Klingt das nicht wunderbar
der das Jahr zu Ende und die
verlockend Hier gibt es
diversen Feiertage lassen so
genügend Auswahl für alle.
manche von uns in Hektik
Und damit das mit dem
und Stress ausbrechen. Da-
Schenken nicht so anstren-
bei ist doch diese Jahreszeit
gend wird, sind hier genü-
mit den frühen und langen
gend Vorschläge für Mütter,
I n d i e s e r
A u s g a b e :
Abenden zur Ruhe und zum
Geschichten erzählen
(lassen) gedacht.
Väter, Männer aus jeglicher
Beziehungsform, Freundinnen,
Töchter und Söhne,
Krimis
Romane
Biografisches
Also: Nicht oder möglichst
wenig durch überfüllte Innenstädte
hasten, sondern
sich in warmen Stuben, der
Badewanne, dem Bett ...
einkuscheln und lesen.
Tanten, Nachbarinnen....
Und sich selbst bloß nicht
vergessen!
Ich wünsche viel Zeit zum
Lesen, gute Unterhaltung
und bereichernde Erkennt-
Herzliche Grüße
Sigrun Klüger
„Klein und Groß“
nisse
„Und sonst noch“
Kalender
J u b e l . . . J u b e l . . . J u b e l
Im Juli 1944 gründete sich
der Arche Verlag in Zürich.
Die Welt war im
Krieg und so mutet dieses
Datum vielleicht etwas
seltsam an. Die Welt ist
im Krieg und braucht ...
Bücher Ja, genau das hat
sich Peter Schifferli in
Zürich gedacht. Denn die
Welt lag 1944 auch auf
geistiger Ebene in Schutt
und Asche. Und so sollte
dieser Verlag ein literarisches
Rettungsboot werden,
eine Arche für Gedanken
und Worte. Und
braucht eine solche Arche
die Welt nicht auch in
den heutigen Zeiten Seit
70 Jahren nun verlegt dieser
kleine Verlag Bücher,
die unbedingt gelesen
werden sollten. Herzlichen
Glückwunsch zu
diesem Jubiläum und wir
wünschen uns noch viele
Jahrzehnte mehr!
S e i t e 2 L e s e l u s t
K r i m i s
A u f L o n d o n s S t r a ß e n
Bis vor einigen Jahren
war sie Angela May
Sutherland. Aber das
weiß heute niemand
mehr. Heute ist sie einfach
die Baglady und
lebt auf den Straßen
Londons. Wenn es irgendwie
geht, schleppt
sie sich Alkohol benebelt
durch die Tage und
freut sich, wenn Tabletten
noch eine Steigerung
bringen. Seit die
Greyhoundhündin
Electra sie begleitet, ist
es ein wenig leichter.
Auch das Betteln.
Satan, von den Menschen
Graham Attwood
genannt, hat bewirkt,
dass sie auf der Straße
landete. Sie hatte sich
in ihn verliebt, als sie
noch eine etablierte
Bankerin mit eigenem
Haus war. Er war nicht
nur viel jünger als sie,
sondern vor allem auch
viel gerissener. So
nahm sie die Schuld für
seine Vergehen auf sich
und heute lebt er in
ihrem Haus und eine
andere Frau tut alles
für ihn. Als Lady Bag
diese neue Frau warnen
will, findet sie eine
Leiche in deren Haus
und gerät in einen nicht
enden wollenden Strudel
von Ereignissen,
deren wahre Hintergründe
nur sie zu erkennen
scheint... Der
beste Krimi der letzten
Jahre – mitreißend geschrieben
und von großer
Kenntnis der Lebenssituation
wohnungsloser
Frauen geprägt.
Der einzige Nachteil:
Schon nach dem
ersten Satz fällt es
schwer, das Buch aus
der Hand zu legen.
Unbedingt lesen! Allen
schenken!!
Liza Cody:
Lady Bag, 320 S.,
ariadne kriminalroman
€ 17,00
T i e f s t e V e r l e t z u n g e n
Anna Grue:
Die Kunst zu
sterben, 502 S.,
Atrium, € 19,99
Dan Sommerdahl hat es
geschafft sein Leben
gut zu gestalten. Er ist
selbstständig, hat nicht
mehr Kunden als notwendig
und lebt sehr
zufrieden mit seiner
Familie und Hund Rumpel
zusammen.
Naja...die Beziehung
zum besten Freund
Flemming ist nach dem
letzten Fall, in dem Dan
sich mal wieder als Superdetektiv
in Szene
gesetzt hat, abgebrochen
und das belastet
alle in der Familie. So
sind Dan und Marianne
auch sehr glücklich, als
Flemming sich überraschend
zum Essen anmeldet.
Aber es ist
nicht nur eine Versöhnung,
der Kommissar
bittet seinen Freund
Dan um eine verdeckte
Ermittlung. Dan, auch
bekannt als der kahlköpfige
Detektiv, soll in
einer Realityshow mitwirken,
bei der auch
eine bekannte Künstlerin
Kandidatin sein
wird. Sie ist verwickelt
in einen unaufgeklärten
Mordfall, der vor einiger
Zeit an ihrer Mutter
begangen wurde. Dan
sagt zu und schreckt
natürlich wieder einmal
nicht vor eigenen Verwicklungen
zurück. Dieses
Mal allerdings hat
sein Handeln heftige
Auswirkungen... Der
dritte Fall aus der Feder
der bekannten dänischen
Krimiautorin und
wieder kann sie sich
steigern. Sehr empfehlenswert!
S e i t e 3 L e s e l u s t
B e t r ü g e r o d e r S ü n d e n b o c k
Bernard L. Madoff ist ein
realer Mensch, den die
Autorin eine fiktive Geschichte
erzählen lässt.
Madoff wurde 2009 wegen
Anlagebetrugs in großem
Stil (ca. 65 Milliarden
Dollar bei ca. 4800 Geschädigten)
in den USA zu
insgesamt 150 Jahren
Gefängnis verurteilt.
Madoff war bis zu seiner
Verhaftung ein hoch angesehener
und erfolgreicher
Finanzmakler. Er selbst
sieht sich eher als Opfer
denn als Schuldiger. Manotti
lässt den Icherzähler
Madoff in dieser Novelle
erdachte Memoiren erzählen
und erklärt mit
dieser Geschichte das
System der New Economy.
Sie selbst hält es für
ihr bestes Buch, in dem
kein Wort zu viel ist.
Unbedingt lesen!
Dominique Manotti:
Madoffs Traum.
Novelle, 64 S.,
Argument – Ariadne,
€ 8,00
S p ä t e B e f r e i u n g
Fans warteten darauf: Im
neuen Band der Reihe um
die Ärztin Sara Linton und
den sehr eigenen Detective
Will Trent erfahren wir
endlich dessen Lebensgeschichte,
die erschütternder
kaum sein kann. In
seinem Geburtsjahr 1975
sieht die (amerikanische)
Welt noch sehr anders
aus. Frauen sind in ihren
Entscheidungen abhängig
von der Zustimmung ihrer
Väter oder Ehemänner.
Amanda und Evelyn haben
beide bei der Polizei
angefangen und sollen
tun, wozu ihre männlichen
Kollegen keine Lust
haben. Es herrscht ungebrochener
Sexismus und
so müssen sie sich von
Bürger*innen, Zuhältern
und Kollegen abwertende
krude Sprüche anhören.
Doch die beiden sind entschlossen,
wirkliche Polizeiarbeit
zu leisten und
kommen ungeheuerlichen
Verbrechen an Frauen auf
die Spur. 35 Jahre später
verhält sich Will Trents
Vorgesetzte Amanda
Wagner mehr als merkwürdig...
Was für ein Plot;
selbst die Danksagung ist
spannend und lässt eine
fassungslos auf die Zeit
der 1970er Jahre blicken –
es ist doch noch gar nicht
so lange her!
Karin Slaughter:
Bittere Wunden, 573 S.,
blanvalet, € 19,99
K a l t e I n t e l l i g e n z
Kafka ist seit seiner frühen
Jugend einer seiner Lieblingsschriftsteller
und er
zitiert ihn noch heute
gern. Colin interessiert
sich für viele Bereiche und
beschäftigt sich gerade
mit den Möglichkeiten,
die NLP bietet. Annabel
arbeitet als Fallanalytikerin
bei der Polizei von
Briarstone. Sie fühlt sich
ständig als Außenseiterin,
versorgt ihre alte, kranke
Mutter, lebt mit ihrer Kat-
ze und ist ansonsten sehr
einsam. Als sie eines Tages
ihre seit langem tot
im Haus liegende Nachbarin
auffindet, beginnt sie
zu recherchieren. Sie entdeckt
eine auffällige Häufung
von nach längerer
Zeit tot aufgefundenen
Menschen, die offensichtlich
von niemandem vermisst
wurden. Zufall
Oder liegen hier Verbrechen
vor Fremdeinwirkung
konnte in keinem
Fall festgestellt werden.
Immer war Verhungern
und Verdursten die Todesursache.
Dann stirbt
plötzlich ihre Mutter...
Ein sehr interessanter
Krimiplot von der englischen
Queen of Crime, die
schon mit „Wohin du
auch fliehst“ brillierte.
Elizabeth Haynes:
Wofür du stirbst, 480 S.,
Diana, € 8,99
S e i t e 4 L e s e l u s t
V o n Z a u b e r u n d H e x e n
Mit dem Namen Raffaela
von den Sollten hat eine
es auch nicht leicht. Ihr
Chefredakteur lässt keinen
laschen Witz darüber
aus und sie nicht wirklich
die Arbeit tun, die sie als
Journalistin wichtig findet.
Eine alte Frau kam bei
einem Brand in ihrem
Haus um. Niemand glaubt
an etwas anderes als einen
Unfall. Dabei zeigen
Raffaelas Recherchen
doch sehr genau, dass
mehr dahinter stecken
muss.
Merkwürdige Nachbarn,
der Kampf um eine Gedenktafel
für eine jüdische
Lehrerin, magische
Zeichen – Raffaela lässt
nicht locker...
nette Unterhaltung.
Katarina Struik: Falscher
Zauber, 280 S., crimina
Ulrike Helmer, € 13,95
S c h ö n h e i t u n d B l ü t e n m e e r
Die Firma Anders und
Anders ist ein Bestattungsinstitut
und
auch, wenn Menschen
zunächst zurückschrecken,
ist dies ja ein sehr
ehrenwertes Unternehmen.
Vor allem ist es ja
auch eine wichtige Aufgabe,
Menschen würdig aus
dem Leben zu verabschieden
und die Angehörigen
darin zu unterstützen.
Herr und Frau Anders
haben viel mit dem autistischen
Sohn zu regeln,
der Neffe Viktor Anders
ist gerade erst nach einem
langen Ausflug in die weite
Welt wieder zurückgekehrt.
Weil er sich schon
einmal als Detektiv profiliert
hat, fragt eine Freundin
wiederum seine
Dienste an. Eine Patientin
ihrer Gynäkologin ist vielleicht
von heftiger sexueller
Gewalt betroffen. Gibt
es hier einen Zusammenhang
zu den ermordeten
Floristinnen, die jeweils
Blumen geschmückt aufgefunden
wurden Er
macht sich auf die Suche
und trifft die Kriminalkommissarin
wieder, die ihm
seit ihrem letzten Treffen
nicht mehr aus Kopf und
Herz geht...
Ein vielschichtiger Krimi
mit intelligentem Witz,
der zu einem überraschenden
Ende führt.
Vom Untertitel „Bestatter
-Krimi“ sollte man sich
nicht abschrecken lassen!
Tessa Korber: Zum Sterben
schön. Ein Bestatter-
Krimi, 285 S., btb, € 9,99
V e r l a s s e n e K i n d e r
Auftakt einer neuen Reihe
mit einer Rechtsmedizinerin
und ihrem langjährigen
Freund, der es liebt
sich in Psychopathen und
Mörder hineinzuversetzen.
An unterschiedlichen
Orten in Sachsen werden
schrecklich zugerichtete
Frauenleichen aufgefunden.
Was verbindet diese
offensichtlich vom selben
Täter ausgeführten Morde
Wie kann man sie
stoppen Maja, ohnehin
durch das spurlose Verschwinden
ihrer erwachsenen
Tochter gequält,
will mit ihren Erkenntnissen
am Seziertisch und
der Unterstützung ihres
Freundes Peter den Mörder
finden und aufhalten...
Spannend, manchmal
ziemlich brutal, mit einer
doch unerwarteten Auflösung.
Gänsehautfaktor!
Eva Fürst: Bluttänzer,
415 S., blanvalet, € 9,99
S e i t e 5 L e s e l u s t
D r e i M e n s c h e n a u f d e m M e e r
Martin und Cornelius sind
Schulkameraden und haben
sich seit zwanzig Jahren
nicht gesehen. Während
Martin sich mit Segeltörns
durchschlägt, ist
Cornelius ein gut betuchter
Schönheitschirurg geworden.
Cornelius will mit
seiner Frau Nadja einen
Mittelmeertörn machen
und heuert Martin als
Skipper an. Aus Geldnot
nimmt Martin den Auftrag
an, obwohl ihn mit Cornelius
ein schreckliches Ereignis
aus der Jugendzeit
verbindet; beide waren in
dieselbe Frau verliebt und
diese Frau ist tot. Als Martin
Cornelius Frau Nadja
kennenlernt, ist er erschüttert.
Sie sieht ihrer
beider großen Liebe zum
Verwechseln ähnlich.
Weder Cornelius noch
Nadja spielen mit offenen
Karten und so kann es nur
zu einem Drama auf offenem
Meer kommen...
Spannende, gut aufgebaute
Krimikost mit Mittelmeerurlaubsflair.
Claudia Vilshöfer: Kalter
Hauch, 336 S., Diana, €
8,99
P e r s ö n l i c h e R a c h e
In der Kleinstadt Acker’s
Gap wurde früher Tabak
angebaut und erhielt daher
auch diesen Namen.
Heute zeichnet sich der
Ort in West Virginia eher
durch eine überdurchschnittliche
Arbeitslosenquote
und die damit einhergehenden
sozialen
Probleme aus. Belfa Elkins
weiß, was Armut bedeutet
und kehrte sehr bewusst
als Staatsanwältin
in ihre Heimatstadt mit
den eng stehenden Bergen
zurück. Sie kennt die
Einwohnenden manchmal
mehr als ihr lieb ist und
auch über sie gibt es nicht
nur freundliche Meinungen.
Nun muss sie nicht
nur den Todesfall einer
16jährigen aufklären, sondern
auch Ereignisse
aufklären, die beängstigend
auf Terroranschläge
hinweisen. Bald ist sie
auch persönlich mehr
involviert, als sie gedacht
hätte... Der zweite Teil
dieser spannendsozialkritischen
Thrillerserie
Julia Keller: Am kalten
Fluss, 478 S., Goldmann,
€ 9,99
U n e r f ü l l t e r K i n d e r w u n s c h
Claudia ist Sozialarbeiterin.
Sie ist mit einem
Mann verheiratet, der als
einzigen Fehler hat, dass
er als U-Boot-
Kommandant viel unterwegs
ist und sie mit seinen
beiden kleinen Zwillingssöhnen
aus erster
Ehe zurücklässt. Nun ist
sie hochschwanger und
freut sich auf ihr erstes
eigenes Kind. Zu ihrer
Unterstützung kommt Zoe
ins Haus, eine erfahrene
Nanny Anfang 30. Die
Zwillinge lieben sie, aber
Claudia wird immer misstrauischer.
Ist Zoe wirklich
die, für die sie sich ausgibt
Wir Leserinnen wissen
längst, dass sie es
nicht ist und fragen uns,
ob diese Frau etwas mit
den grausamen Morden
an schwangeren Frauen
zu tun hat, die zurzeit
passieren...
Ein sehr interessanter
Krimiplot mit einem völlig
unerwarteten Ende!
Samantha Hayes: Aus
tiefster Seele, 447 S.,
blanvalet, € 9,99
S e i t e 6 L e s e l u s t
D r o g e n u n d K o r r u p ti o n
Nach ihren letzten Fall als
Zivilfahnderin machen die
Auswirkungen ihrer
schweren Verletzungen
Catherine Berlin sehr zu
schaffen. Nun meldet sich
auch noch ihre Vergangenheit
in Gestalt einer
ehemaligen Mitbewohnerin
aus einer WG ihrer
Jugendzeiten.
Als diese sie unter Druck
setzt, um die weggelaufene
zehnjährige Tochter zu
finden, gerät Catherine
Berlin in einen Strudel von
Angst und Gewalt. Und
ihre eigene Drogenabhängigkeit
ist dabei nicht gerade
hilfreich...
London von seiner traurigen
Seite – hier sehr spannend
und authentisch
erzählt.
Annie Hauxwell: Bittere
Schuld, 381 S., blanvalet,
€ 9,99
B e s e s s e n h e i t u n d G i e r
Hannah bricht zu einer
aufregenden Trekking-
Tour in den kanadischen
Nahanni-Nationalpark auf.
Sie begleitet ihre neue
Liebe Scott und zwei weitere
Freunde. Kurze Zeit
später erfährt ihr Vater,
Inspector bei der Polizei in
Ottawa, dass die Gruppe
offensichtlich verschwunden
ist. Im schönsten,
abwechslungsreichsten
und wahrscheinlich sensi-
belsten Ökosystem der
Erde ist ein Überleben für
Menschen eine große
Herausforderung. Besorgt
macht er sich auf einen
gefährlichen Weg, den sie
bereits gegangen sein soll.
Bald stellt sich heraus,
dass die besessene Suche
nach seltenen Rubinen
bereits in der Vergangenheit
kein Glück gebracht
hat und auch heute wol-
len viele diesen Reichtum
erbeuten...
Spannend mit interessanten
Einblicken in die Geschichte
Kanadas.
Barbara Fradkin: Tote
Spur. Verschollen in den
Wäldern Kanadas, 432 S.,
aufbau tb, € 9,99
L i e b e n d e - s e n s i b e l o d e r b e r e c h n e n d
ses Lebensgefährtin Caroline,
gerade durch eine
Samenspende von Louises
Cousin Peder schwanger,
verliebt sich unsterblich in
Raoul und er sich in sie.
Helena hatte über viele
Jahre eine Affäre mit Raoul
und möchte ihre immer
noch vorhandenen
Gefühle in einer festen
Beziehung mit ihm leben.
Dafür würde sie sich auch
von ihrem Mann und den
Kindern trennen. Und
Anna liebt Raoul noch
immer sehr und hofft auf
seine vielleicht ebenso
Auf einer schwedischen
Schäreninsel treffen sich
fünf Menschen, um eine
CD einzuspielen. Das bekannte
Furiosa-Quartett
muss auf die erste Violinistin
verzichten, weil sie
sich eine Hand verletzt
hat. Für sie springt der
berühmte Raoul Liebeskind
aus New York ein.
Alle Frauen des Quartetts
haben in irgendeiner Weise
eine emotionale Verbindung
zu ihm. Louise ist
seit vielen Jahren mit ihm
befreundet und bat ihn
um ihre Vertretung. Louitiefen
Gefühle für sie. Und
da wird Raoul eines späten
Abends tot aus dem
Wasser gezogen. Ein Unfall
Mord Ebba
Schröder wird auf die Insel
geschickt, um genau
dies aufzuklären. Eine
schwierige Aufgabe...
Ein anspruchsvoller Krimi,
echter Lesegenuss nicht
nur für MusikliebhaberInnen.
Carin Bartosch Edström:
Der Klang des Todes, 622
S., Diana Verlag, € 9,99
S e i t e 7 L e s e l u s t
A l b t r a u m
Verena Sander ist Hauptkommissarin
bei der Stuttgarter
Mordkommission.
Als Mutter einer pubertierenden
Tochter fühlt sie
sich schon auch manchmal
zwischen anstrengendem
Job und den Aufgaben
als Alleinerziehende
hin- und hergerissen. Der
Ex-Mann ist da auch nicht
sehr hilfreich. Als sie eines
Tages zu einem Tatort
gerufen wird, trifft sie ihre
Tochter, die die Leiche
gefunden hat und völlig
außer sich ist. Bei den
Ermittlungen um den
schrecklichen Mord an
einer Chirurgin fühlt sie
sich zunehmend befangen
und begeht Fehler, die sie
selbst in Gefahr bringen...
Ein spannungsgeladener
Krimiplot mit Lokalkolorit
aus der Feder einer Autorin,
die als Mitarbeiterin
des Dezernats für Tötungsdelikte
in Stuttgart
sehr genau weiß, wovon
sie schreibt.
Britt Reißmann: Blutopfer,
398 S., Diana, € 8,99
R a c h e e n g e l o d e r s k r u p e l l o s e M ö r d e r i n
Blum mag ihren Vornamen
nicht, den ihr ungeliebte
Adoptiveltern gegeben
haben. Deshalb nennen
alle sie beim Nachnamen.
Am Tag als das Meer
sie von diesen schrecklichen
Eltern befreit, lernt
sie die Liebe ihres Lebens
kennen. Er ist Polizist und
kann mit ihrem Beruf als
selbstständige Bestatterin
gut umgehen. Sie führen
mit ihren Töchtern ein
glückliches Familienleben,
als das Unfassbare
geschieht. Ihr Ehemann
wird von einem Auto erfasst
und stirbt. Blum versinkt
in Trauer. Die Feststellung,
dass ihr Mann
bei seinen polizeilichen
Ermittlungen auf einen
grauenvollen Fall von
Entführung und Vergewaltigung
engen Kontakt mit
einer der betroffenen
Frauen hatte, führt sie auf
die Spur zur Wahrheit. Sie
muss sich entscheiden,
wie sie mit diesen Erkenntnissen
umgehen will
und tut dies rückhaltlos.
Ein sehr spannender Krimi
in kurzen, abgehackten
Sätzen grandios erzählt!
Bernhard Aichner: Totenfrau,
448 S., btb, € 19,99
W u n s c h o d e r W a h r h e i t
Die Ich-Erzählerin berichtet
von ihrem Leben als
erfolgreiche Wissenschaftlerin
und auch als
Ehefrau und Mutter erwachsener
Kinder. Ihr
Leben verläuft zufrieden,
so berichtet sie, bis sie
eines Tages einem Mann
begegnet, der das Abenteuer
liebt. Gleich bei der
ersten Begegnung hat sie
Sex mit ihm und es gefällt
ihr, das es an einem eher
ungewöhnlichen Ort passiert.
Sie trifft ihn weiterhin,
alles muss sehr geheim
bleiben und sie darf
auch nicht erfahren, wo er
arbeitet. Bald wird uns
Lesenden klar, dass diese
Affäre offensichtlich einen
Verlauf nimmt, der Yvonne
Carmicheal als Angeklagte
vor Gericht bringt...
Ein ungewöhnlicher Krimiplot,
intelligent geschrieben
und sehr gute
Unterhaltung!
Louise Doughty: Ein
Schritt zu weit, 384 S.,
C.Bertelsmann, € 14,99
S e i t e 8 L e s e l u s t
K r i m i s
A u f L o n d o n s S t r a ß e n
Bis vor einigen Jahren
war sie Angela May
Sutherland. Aber das
weiß heute niemand
mehr. Heute ist sie einfach
die Baglady und
lebt auf den Straßen
Londons. Wenn es irgendwie
geht, schleppt
sie sich Alkohol benebelt
durch die Tage und
freut sich, wenn Tabletten
noch eine Steigerung
bringen. Seit die
Greyhoundhündin
Electra sie begleitet, ist
es ein wenig leichter.
Auch das Betteln.
Satan, von den Menschen
Graham Attwood
genannt, hat bewirkt,
dass sie auf der Straße
landete. Sie hatte sich
in ihn verliebt, als sie
noch eine etablierte
Bankerin mit eigenem
Haus war. Er war nicht
nur viel jünger als sie,
sondern vor allem auch
viel gerissener. So
nahm sie die Schuld für
seine Vergehen auf sich
und heute lebt er in
ihrem Haus und eine
andere Frau tut alles
für ihn. Als Lady Bag
diese neue Frau warnen
will, findet sie eine
Leiche in deren Haus
und gerät in einen nicht
enden wollenden Strudel
von Ereignissen,
deren wahre Hintergründe
nur sie zu erkennen
scheint... Der
beste Krimi der letzten
Jahre – mitreißend geschrieben
und von großer
Kenntnis der Lebenssituation
wohnungsloser
Frauen geprägt.
Der einzige Nachteil:
Schon nach dem
ersten Satz fällt es
schwer, das Buch aus
der Hand zu legen.
Unbedingt lesen!
Allen schenken!!
Liza Cody: Lady Bag,
320 S., ariadne
kriminalroman,
€ 17,00
T i e f s t e V e r l e t z u n g e n
Anna Grue:
Die Kunst zu
sterben, 502 S.,
Atrium, € 19,99
Dan Sommerdahl hat es
geschafft sein Leben
gut zu gestalten. Er ist
selbstständig, hat nicht
mehr Kunden als notwendig
und lebt sehr
zufrieden mit seiner
Familie und Hund Rumpel
zusammen.
Naja...die Beziehung
zum besten Freund
Flemming ist nach dem
letzten Fall, in dem Dan
sich mal wieder als Superdetektiv
in Szene
gesetzt hat, abgebrochen
und das belastet
alle in der Familie. So
sind Dan und Marianne
auch sehr glücklich, als
Flemming sich überraschend
zum Essen anmeldet.
Aber es ist
nicht nur eine Versöhnung,
der Kommissar
bittet seinen Freund
Dan um eine verdeckte
Ermittlung. Dan, auch
bekannt als der kahlköpfige
Detektiv, soll in
einer Realityshow mitwirken,
bei der auch
eine bekannte Künstlerin
Kandidatin sein
wird. Sie ist verwickelt
in einen unaufgeklärten
Mordfall, der vor einiger
Zeit an ihrer Mutter
begangen wurde. Dan
sagt zu und schreckt
natürlich wieder einmal
nicht vor eigenen Verwicklungen
zurück. Dieses
Mal allerdings hat
sein Handeln heftige
Auswirkungen...
Der dritte Fall aus der
Feder der bekannten
dänischen Krimiautorin
und wieder kann sie
sich steigern.
Sehr empfehlenswert!
S e i t e 9 L e s e l u s t
D a s g r o ß e S c h w e i g e n
Susann ist tot. Freiwillig
aus dem Leben gegangen.
Und zu ihrer Beerdigung
kommt sie wieder
zurück in das Dorf ihrer
Kindheit und Jugend.
Zurück zu ihren Eltern,
die wie alle im Dorf die
katholische Moral schon
immer gehütet haben.
Ihre beiden Schwestern
kommen auch zur Beerdigung.
Natürlich. Auch
wenn nur eine von beiden
den Kontakt mit Susann
gehalten hat. Und alle
blicken sie zurück auf ihr
Leben und ihre Reaktionen
auf das von Susann,
deren „Neigung“ allen
merkwürdig erscheint...
Die Geschichte eines
Lebens im Versuch, die
eigene Identität zeigen zu
dürfen und nicht abgelehnt
zu werden. Ein Leben,
das am Schweigen
aller zerbricht.
Peggy Wolf: Acker auf
den Schuhen, 188 S.,
Querverlag, € 14,90
S t ü c k f ü r S t ü c k
Kreuzberg, Friedrichshain,
Prenzlauer Berg,
Neukölln: angesagt und
längst überlaufen und
teuer. Da hält man Ausschau
nach dem nächsten
Stadtteil Berlins. Der
Wedding, einst rotes Arbeiterviertel
ist die neue
Beute der Gentrifizierung.
Erst kommen die gutsituierten
WGs, dann die
jung-dynamischen Aufstiegswilligen
mit dem
geerbten Einstiegskapital
zum Kauf der ersten
Wohnungen und dann
geht es Schlag auf
Schlag mit der In-
Besitznahme und heftigen
Veränderung. Menschen,
die sich die steigenden
Mieten und den
Kauf nicht leisten können
oder wollen müssen weichen.
Wohin auch immer....
Wie wird es Sybilla
ergehen Kann sie bleiben
und weiter ihrer
Tanzleidenschaft im Tangoloft
um die Ecke frönen
Was wird mit Jutta
und ihrer Empörung über
ungerechte Verteilung
von Wohlstand und
Chancen in der Lebens-
gestaltung Und wie wird
es mit Amalia So manche
Entscheidung lässt
sich nicht mehr verschieben.
Und es geht um
mehr als nur die Frage,
ob diese Milonga jetzt
getanzt werden soll oder
nicht.... Welche einen
Einblick in die Veränderungen
der Städte haben
möchte, lese diesen Roman:
Astrid Wenke: Windmühlen
auf dem Wedding,
304 S., Krug &
Schadenberg € 16,90
M u t s i c h z u z e i g e n
Paula wurde mit „null und
einem halben Bein“ geboren
und muss sich immer
wieder mit den Vorurteilen
ihrer Umwelt konfrontieren.
Linnéa nennt sich
Lelle und gestaltet fröhlich,
manchmal auch ein
wenig trotzig ihren lesbischen
Lebensentwurf.
Ansonsten scheint sie vor
nichts Respekt zu haben
und stellt allen gern die
unmöglichsten Fragen.
Paula und Lelle treffen
sich bei Martin, Lelles
bestem Freund. Martin ist
sehr verliebt in Paula, die
davon eher irritiert als
erfreut ist, und er kämpft
um ihre Liebe. Aber Paula
ist verschlossen und
macht ein großes Geheimnis
um ihre Herkunft.
Nach und nach kommt
eine Lawine ins Rollen,
die aller Leben völlig
durcheinander wirbelt und
vergangene Geschehnisse
endlich ans Licht
bringt...
Ein schwedischer Roman
über die Verwirrungen
der Liebe und des Begehrens,
über Mütter und
über den Mut sich selbst
zu erkennen.
Sara Lövestam: So wie
du bist, 220 S., Krug &
Schadenberg, € 16,90
S e i t e 10 L e s e l u s t
D a s E i g e n e fi n d e n
Hilla Palm hat sich aus
den kleinen Verhältnissen
herausgearbeitet (Das
verborgene Wort), ihr
Abitur gemacht
(Aufbruch) und ist nun
tatsächlich in Köln angekommen,
um zu studieren.
Es sind die wilden
Zeiten der 68er-
Bewegung und es ist
nicht einfach, sich in der
fremden Welt zu orientieren.
Ein anderer Außenseiter,
Hugo, der aus
ganz anderen familiären
Verhältnissen stammt, ist
ihr dabei ein wichtiger
Begleiter. Die Fortsetzung
der autobiografisch
geprägten Geschichte
einer jungen Frau in der
ebenso jungen Bundesrepublik;
beide wollen sich
von ihrer Geschichte lösen
und sich grundlegend
verändern...
Lesen!
Ulla Hahn: Spiel der
Zeit, 608 S., DVA,
€ 24,99
L e b e n s w e n d e n
Wir kennen sie schon, die
Wahlfamilie aus Berlin:
Tekgül mit ihrem bunten
kulturellen Hintergrund;
Sandyundmanu als symbiotisches
Traumpaar
und Hund Rutherford;
Marte als Ex von Tekgül
auf neuen Wegen der
Familiengründung; Clemens
und Liza, die Sonja
großziehen, obwohl diese
Nicolettas Tochter ist, die
sie mit Liza gezeugt hat...
Was gerade sehr chaotisch
wirkt ist charmant
sortiert und zeigt viele
verschiedene Möglichkei-
ten der Lebens- und Geschlechterentwürfe.
Wer
die ersten beiden Bände
nicht kennt, sollte sie unbedingt
lesen, denn sie
sind mit klugem Witz erzählt.
Naja ... vielleicht
machen sie ein wenig
süchtig, aber damit kann
eine leben. Im neuesten
Buch muss sich Tekgül
nicht nur mit neuen Lebenszielen
auseinandersetzen,
sondern auch mit
einer sehr überraschenden
Erbschaft, die sie an
den Bodensee führt.
Nicoletta begleitet sie,
denn Zürich ist dann nicht
weit und sie kann die
Suche nach ihrer ersten
großen Liebe dort fortsetzen.
Fragen müssen beantwortet,
Aufgaben erledigt
werden und dann...
alles bleibt anders!
Lesen und auf mehr hoffen!
Tania Witte: bestenfalls
alles, 283 S.,
Querverlag, € 14,90
F r e u n d s c h a ft i n s c h l i m m e n Z e i t e n
Fünf Kinder werden in
derselben Frühjahrsnacht
1920 gezeugt und in unterschiedliche
deutsche
Verhältnisse geboren.
Franz, Harry, Karl, Heini
und Manja sind in
Freundschaft verbunden.
Besonders die vier Jungen
müssen zunehmend
um die Liebe zu Manja
kämpfen. Manja lebt in
einer verarmten jüdischen
Einwandererfamilie, die
aus Osteuropa kamen.
Die vier Jungen repräsentieren
einen Querschnitt
durch die damalige deutsche
Bevölkerung: faschistische
Kleinbürger,
liberale Intellektuelle,
jüdisches Großbürgertum,
politisch-engagierte
Arbeiterfamilie. Der Roman,
1938 erstmals erschienen,
spiegelt die
Entwicklung in Deutschland
von 1920 – 1934
und zeigt, dass das nationalsozialistische
Gedankengut
nicht plötzlich auftrat.
„Jedes Wort, jede
Tat, jeder Schmerz geht
einen langen Weg durch
dunkle Schächte, bis er
deutlich geformt und
sichtbar vor uns
steht“ (S.9)
Anna Gmeyner: Manja.
Ein Roman um fünf Kinder,
544 S., aufbau,
€ 22,00
S e i t e 11 L e s e l u s t
K u l t u r e l l e V e r w i c k l u n g e n
Die Bewohnenden des
Planeten Gethen sehen
aus wie wir das von uns
Menschen kennen – mit
einem gravierenden Unterschied:
sie haben kein
festgelegtes Geschlecht
und können dieses wechseln.
Die Lesenden begleiten
Genly Ai auf seinem
Weg durch das ewige
Eis des Planeten und
erkennen sich selbst in
seinen Verwirrungen,
denn er kennt diese Kultur
nicht und kommt aus
einer zweigeschlechtlichen
Gesellschaft...
Einer der wichtigsten
science fiction Romane
zu diesem Thema neu
aufgelegt und obwohl
1970 erstmals erschienen
(unter dem Titel „Der
Winterplanet“) immer
noch von spannender
Aktualität!
Ursula K. Le Guin: Die
linke Hand der Dunkelheit,
397 S., Heyne,
€ 8,99
V e r l o r e n e H e i m a t
Es ist bereits das dritte
Jahr, in dem Katia und
Thomas Mann nicht mehr
in ihrer Münchner Villa
leben können. Man
schreibt das Jahr 1936
und Hitler ist auf seinem
Siegeszug. Keiner soll ihn
aufhalten und Thomas
Mann steht auf der Liste
derer, die als störende
Elemente gesehen werden.
Von einem Urlaub in
Arosa kann das Ehepaar
nicht zurückkehren und
muss, alles zurücklassend,
ins Exil gehen. Die
erste Station ist Küsnacht
am Zürcher See. Noch
ahnt die Familie nicht,
dass es für sie keinen
Weg mehr zurück nach
Deutschland geben wird.
Drei Tage dieses heimatlosen
Lebens eröffnet uns
dieser Roman. Noch
kann Thomas Mann in
Deutschland publizieren,
aber jetzt will er einen
Brief veröffentlichen, in
dem er sich deutlich zur
dortigen politischen Situation
positioniert. Oder
wäre das zu gefährlich
Seine Tochter Erika ist
empört, dass er zögert....
Das sehr beeindruckende
Romandebut einer in den
Niederlanden lebenden
deutschen Rechtsanwältin
– mit viel Sprachgefühl
lässt sie uns Thomas
Mann sehr nahe kommen.
Unbedingt lesen!
Britta Böhler: Der Brief
des Zauberers, 224 S.,
aufbau, € 18,99
D a s G u t e l i e g t d o c h n a h
Es ist schon nicht einfach,
wenn man in einem
Kaff in der Südheide
(Semmenbüttel steht für
Gifhorn) aufwachsen
muss und von seinen
Eltern auch noch nach
Che Guevara genannt
wurde. Ernesto ist 17,
verliebt in Frida und hat
sich gerade Schwierigkeiten
eingebrockt, die dafür
sorgen, dass er Sozialstunden
ableisten muss.
Seine Eltern sind im Urlaub
und er hat doch
manchmal Angst so allein
im Haus. Da steht ein
alter Onkel aus Buenos
Aires mit dem Riesenhund
Astor vor der Tür
und eine abenteuerliche
Reise durch die niedersächsische
Heidelandschaft
beginnt.
Ernesto selbst, der nur
und ausschließlich Regisseur
werden kann, erzählt
uns diese Geschichte
witzig und mit dem Blick
des Heranwachsenden.
Sabrina Janesch:
Tango für einen Hund,
303 S., aufbau, € 19,95
S e i t e 12 L e s e l u s t
S i e b e n T a g e R ü c k b l i c k e
Nach „Gedächtnis der
Libellen“ lernen wir Arjeta
näher kennen. Sie zieht
sich zurück in eine fast
leere Berliner Wohnung,
breitet die Fotos aus ihrer
Heimat, von ihrer Familie
und ihrer Zeit in Paris auf
dem Kirschholztisch ihrer
Großeltern aus und lässt
sich sieben Tage Zeit, die
Erinnerungen zu betrachten
und zu fühlen. Der
Tisch allein macht sie
glücklich und lässt sie
manch schreckliche Erinnerung
ertragen. Der Abschied
von der Heimat,
von der Familie, der Balkankrieg,
die Belagerung....
Arjeta tastet nach
dem, was bleibt.
Der zweite Teil der Trilogie
einer sprachlich beeindruckenden
Autorin
jetzt als Taschenbuch:
Marica Bodrozic:
Kirschholz und alte Gefühle,
220 S., btb, € 9,99
T r a g e n d e K i n d e r e r i n n e r u n g e n
Von ihrem Vater lernte
sie einst die Bedeutung
des Sternenhimmels und
des Universums, das alle
beschützt. So nimmt sie
es mit in ihr Leben, das
sie aus dem Geburtsort in
Dalmatien wegträgt nach
Deutschland. Hier erzählt
die Autorin von ihrer Heimat,
in die sie immer wieder
reist; von ihrer Heimat
vor und nach dem Krieg;
von den schönen und
schrecklichen Seiten ihrer
Heimat.
Die Neuerscheinung dieser
Autorin: Ein beeindruckendes
und erklärendes
Buch in der ihr eigenen
eindringlich-poetischen
Sprache.
Marica Bodrozic: Mein
weißer Frieden, 336 S.,
Luchterhand, € 19,99
B e s i e d e l u n g A u s t r a l i e n s
Sarah ist jung und weiß
und gehört zu einer australischen
Siedlerfamilie,
die sich im gesellschaftlichen
Aufstieg befindet
und sich darin nicht aufhalten
lassen möchte. Als
Sarah glaubt, ihre große
Liebe gefunden zu haben
und ihren Jugendfreund
Jack heiraten möchte,
zeigen sich Rassismus
und Bigotterie der Siedler,
denn Jack ist Aborigine.
Ein gelungener
„Schmöker“ mit einem
realistischen Blick auf das
Australien des 19. Jahrhunderts.
Kate Grenville: Sarahs
Traum, 336 S.,
C.Bertelsmann, € 19,99
S e i t e 13 L e s e l u s t
G e h e i m n i s s e
Priyanka ist Tochter der
Inderin Asha und des
Deutschen Karl. Seit Ende
der 1960er Jahre lebt
Asha in Deutschland und
muss den frühen Tod
ihres Mannes verkraften.
Priyanka versucht immer
wieder erfolglos den Depressionen
und den offensichtlichen
Geheimnissen
ihrer Mutter auf den
Grund zu gehen. Sie ist
fast vierzig als ihr Mann
mit einem Geburtstagsgeschenk
dazu beitragen
will, dass Priyanka zu
ihren Wurzeln finden
kann. Das Flugticket nach
Delhi bringt sie in eine
bunte, fremde Welt. Nur
der Talisman ihrer Mutter,
der Elefantengott, begleitet
sie.
Nette Unterhaltung, die
die Lesenden nach Indien
entführt.
Beate Rösler: Die Reise
des Elefantengottes,
350 S., atb, € 9,99
S u c h e n a c h d e m S e l b s t
Als Ballerina ist Leyla mit
Mitte Zwanzig schon
ziemlich alt. Und so kann
sie nur ihren Körper weiter
quälen und diszipliniert
Schmerz und Hunger
ertragen. Dies alles in
der Hoffnung doch noch
ein Engagement zu bekommen.
In Berlin schafft
sie es tatsächlich. Aber
als sie nach einem kleinen
Unfall tanzunfähig ist,
macht sie sich auf zu
einer Reise in ihre Heimat
Baku.
Altay ist ihr Ehemann.
Er ist schwul, sie fühlt
sich zu Frauen hingezogen.
Es war für beide
eine gute Wahl, diese
Ehe einzugehen. Als Psychiater
konnte Altay in
Aserbaidschan oder
Russland nicht arbeiten.
Zu schnell wurde dort
seine sexuelle Orientierung
erkannt und geahndet.
In Berlin scheint das
Leben einfacher. Als seine
Frau in die Heimat
reist, folgt er ihr. Gerade
noch rechtzeitig, um sie
aus den Fängen der Polizei
zu retten...
Ein auch sprachlich beeindruckender
Roman
über die Offenheit der
Liebe, die Grenzen der
Freiheit und die gesellschaftliche
Situation in
Aserbaidschan. Lesen!
Olga Grjasnowa: Die
juristische Unschärfe
einer Ehe, 272 S., Hanser,
€ 19,90
S c h w i e r i g e L i e b e n
Als alte Frau, schaut sie
zurück auf ihr Leben, auf
ihre Liebe. Ende der
1950er Jahre lernt sie
Tom kennen und verliebt
sich in ihn. Sie tut alles,
damit er ihr endlich einen
Heiratsantrag macht und
ist überglücklich, als dies
wirklich geschieht, obwohl
Tom immer so zurückhaltend
ist. Und da ist
auch Patrick, der beste
Freund von Tom. Immer
wieder und immer öfter ist
er an Unternehmungen
des Ehepaares beteiligt.
Oder doch eigentlich an
der Seite von Tom Ein
Roman über die Unmöglichkeit
schwuler Liebe im
England der 1960er Jahre
und den Auswirkungen
auf die Menschen, angelehnt
an die Lebensgeschichte
des Schriftstellers
E.M.Forsters.
Bethan Roberts: Der
Liebhaber meines Mannes,
368 S., Diana,
€ 8,99
S e i t e 14 L e s e l u s t
F r a u e n l e b e n i n S y r i e n
Ein kleiner Lichtstrahl in
der Nacht, der aus dem
Zimmer ihres kranken
und wesentlich älteren
Ehemannes kommt, verändert
nicht nur ihr Leben.
Hanan al-Haschini
entdeckt, dass ihr Dienstmädchen
offensichtlich
dem kranken Ehemann
sexuell zu Diensten ist.
Sie ist gekränkt, empört
und eifersüchtig. Denn
sie selbst liebt Alia seit
Jahren und beide verbindet
eine leidenschaftliche
Affäre für die Hanan ihre
letzte Geliebte verlassen
hat. Alia wird von ihr verstoßen,
irrt barfuß durch
die Straßen, weil sie nicht
ein einziges Paar Straßenschuhe
besitzt. Währenddessen
erinnert sich
Hanan an die wichtigen
Stationen ihres Lebens...
In Syrien ist es auch noch
heute üblich, dass Frauen
bis zur arrangierten Ehe
bei ihren Eltern leben. Die
Autorin hat sich dieser
und anderen Konventionen
stets verweigert. Seit
2006 hat sich die Journalistin
und Menschenrechtlerin
der syrischen Opposition
angeschlossen. In
diesem Roman geht es
um lesbische Liebe, aber
vorrangig wird die Lebensrealität
von Frauen,
die Abhängigkeit armer
Frauen in Syrien verdeutlicht.
Lesen!
Samar Yazbek: Die
Fremde im Spiegel, 160
S., Nagel & Kimche,
€ 17,90
M e c k l e n b u r g e r Z e i t l ä u ft e
Ein kleiner Ort in Mecklenburg,
ca. 200 Kilometer
von Berlin entfernt, ist
Machandel. Ein Dorf mit
einem Schloss, das eher
ein Gutshaus ist, mit Kirche
und Friedhof und
einer überschaubaren
Anzahl an Bewohnenden.
Machandel ist nach den
Wacholderbüschen der
Umgebung, die je nach
Sprachgebrauch der Bewohnenden
Machandel,
Kranewitter, Quickholder
oder Kronabit genannt
wurde. Machandel – über
die Jahrzehnte für die
einen Zufluchtsort, für die
anderen Heimat und für
manche ein Ort des
Schreckens. Von den
vielen Menschen Machandels
erzählt dieser
Roman. Zum Beispiel aus
der Perspektive Claras,
die die DDR noch kennt
und deren Lebensweg wir
von der Doktorandin bis
zum Pergamonmuseum
verfolgen und ihrem Ehemann
Michael. Von Claras
Vater Hans Langner,
ihrer Mutter und ihrem
Bruder. Von Natalja, die
als Zwangsarbeiterin im
Zweiten Weltkrieg nach
Deutschland verschleppt
wird und irgendwann in
Machandel strandet. Von
Wilhelm Stüwe, der Aufseher
in einem Lager ist
und sich auch später als
anpassungsfähig erweist.
Mit all diesen Menschen,
von denen sehr eindrucksvoll
erzählt wird,
zeichnet die Autorin ein
Bild Deutschlands der
vergangenen 80 Jahre.
Zum Ein- und Abtauchen!
Regina Scheer: Machandel,
480 S., Knaus,
€ 22,99
G ö tt l i c h e r P l a n
Im Jahre 1714 ereignet
sich in Peru ein Unglück.
Eine Brücke stürzt ein
und reißt fünf Menschen
in den Tod. Pater Juniper
will endlich nachweisen,
das es sich bei der Theologie
um eine Wissenschaft
handelt, deren
Grundlage der göttliche
Plan ist. Und auch hier, in
diesem Unglück muss
dieser höhere Plan sich
widerspiegeln, es muss
einen Sinn geben. Der
Franziskaner macht sich
auf den Weg zu detaillierten
Recherchen über die
Opfer des Absturzes und
findet einen roten Faden,
der ihre Lebenswege
zeichnet: Unterschiedliche
Arten der Liebe. Und
so berichtet er von der
Bruderliebe, der Mutterliebe,
der unerwiderten
Liebe eines alternden
Mannes zu einer jungen
Schauspielerin, der liebevollen
Zuwendung einer
Nonne zu einer jungen
Frau. Der Pater allerdings
bringt sich mit seinen
akribischen Recherchen
in große Bedrängnis und
wird der Ketzerei bezichtigt...
Dieser große Roman
aus dem Jahr 1927,
ausgezeichnet mit dem
Pulitzerpreis, gibt Einblicke
in das von Spanien
kolonialisierte Peru des
18. Jahrhunderts.
Thornton Wilder: Die
Brücke von San Luis
Rey, 176 S., Arche,
€ 16,99
S e i t e 15 L e s e l u s t
B i o g r a p h i s c h e s
K a m p f , H o ff n u n g u n d L i e b e
Charlotte Link ist uns als
eine Autorin von spannenden
Romanen bekannt.
Dieses neue Buch
ist anders als alles, was
sie vorher geschrieben
hat. Und es ist sicherlich
auch ihr persönlichstes.
Sie lässt uns teilhaben
am Krankheitsverlauf
ihrer Schwester, die mit
Anfang 40 erfährt, dass
sie aufgrund einer früher
behandelten und geheilten
Krebserkrankung
siebzehn Jahr später Metastasen
in der Lunge hat
und ein Darmtumor entdeckt
wird.
Ein Kampf beginnt, eine
Zeit mit allen Höhen und
Tiefen und immer wieder
der Hoffnung, dass sie
ihre Kinder größer werden
sieht. Am Ende stirbt
Franziska, die von Charlotte
seit Kindertagen
liebevoll Tschesie genannt
wird. Ein Buch über
Hoffnung und Angst, über
das Ausgeliefertsein in
einem manchmal unmenschlichen
Gesundheitssystem
und die liebevolle
Unterstützung
durch Familie und Freunde.
Ein Buch, das trotz
aller Wut und Trauer
auch Hoffnung gibt.
Charlotte Link:
Sechs Jahre. Der
Abschied von
meiner Schwester,
320 S., blanvalet,
€ 19,99
A n d e r s
Lesben und Schwule dürfen
in manchen Ländern
nicht in der Liebesbeziehung
leben, die sie möchten.
Lesben und Schwule
mit Migrationshintergrund
haben häufig Probleme
mit ihrem coming out in
der eigenen Familie.
Es gibt wenig Literatur
über ihre die Lebenssituation.
Dem vorliegenden
Buch kommt das Verdienst
zu diese Lücke ein
wenig zu füllen.
Neben einer Einführung
zu wichtigen Begriffen
werden in Gesprächen
und deren Reflexion die
Situation von Lesben und
Schwulen mit polnischem,
iranischem, kurdischem,
spanischem, mazedonischem,
bosnischem,
israelischem und
burundischem Hintergrund
deutlich.
Constance Ohms: Spagat
ins Glück. Lesben
und Schwule mit Migrationsbiografie,
187 S.,
Querverlag, € 14,90
S e i t e 16 L e s e l u s t
E i g e n e s Z u h a u s e
Ihre Mutter musste erfahren,
wie ihre Eltern in
Konkurs und somit in eine
Form der Armut gingen.
Das wollte sie selbst nicht
mehr erleben. Und so jagt
sie dem Geld hinterher
und das Wichtigste im
Leben scheint
„sophisticated“ zu sein.
Ihre Kinder sind eigentlich
eine Bedingung ihres
ersten Ehemannes, von
dem sie sich trennt und
ihm den Sohn überlässt.
Beide Töchter nimmt sie
mit in ein neues Leben,
das von Reichtum geprägt
ist. Aus dem Erleben
der Tochter erkennen
wir die Beschränktheit
dieser Verhältnisse und
das Getriebensein. Die
Tochter erzählt uns ihr
Leben von Heintje bis
Kierkegaard, von Kindheit
und Jugend, von Liebe
und Sex mit Mädchen,
Frauen und Männern, von
Drogen und Rausch.
Es gilt Grenzen zu überschreiten,
sich und alles
auszuprobieren, bis sie
mit 18 endlich gehen
kann, nachdem ihre Mutter
sie mit einem schwarzen
Pumps verprügelt
hat.
Ela Angerer: Bis ich 21
war, 189 S., Deuticke,
€ 18,90
B e e i n d r u c k e n d e s L e b e n
Als Kind hütete sie Kühe
und lebte in einem rumänischen
Dorf. Früh entdeckte
sie ihre Liebe zur
Literatur und musste sich
in der kommunistischen
Diktatur Rumäniens mit
allen Konflikten einen
sehr eigenen Weg zum
Schreiben und freien
Denken erkämpfen. Sie
verließ Rumänien und
kam in ein fremdes Land,
das sie uns schildert: Das
Deutschland der 1980er
und 90er Jahre. Heute ist
sie Nobelpreisträgerin. Im
Gespräch mit der Wiener
Publizistin Angelika Klammer
erzählt Herta Müller
von ihrem Leben und
ihren Büchern. Eine aufrechte
und integre Frau,
die den Mut nie verloren
hat und damit auch ihren
Leserinnen und Lesern
Mut gibt. Auf den Wegen
zum Verhör durch die
Securitate, dem rumänischen
Geheimdienst, hält
sie sich an dem Reim fest
„Mein Vaterland ist ein
Apfelkern, man irrt umher
zwischen Sichel und
Stern“
Herta Müller: Mein Vaterland
war ein Apfelkern.
Ein Gespräch, 239
S., Hanser, € 19,90
I n t e l l e k t u n d E r o ti k
Sophie Charlotte ist es
gewöhnt sich über die
neuesten Bücher auszutauschen,
sich über die
schönen Künste und die
Wissenschaft zu unterhalten.
Der freie Hannoversche
Geist ist ihr in die
Wiege gelegt. Nun lebt
sie in der Enge des preußischen
Hofes. Auch
wenn sie als 16jährige mit
der Verheiratung ganz
zufrieden war, so erkennt
sie heute ihren Gemahl
nicht wieder. Seit Friedrich
König von Preußen
ist, hat er sich allzu sehr
verändert und spricht mit
ihr kaum mehr über für
sie wirklich Interessantes.
Da ist sie froh und glücklich,
dass sie regelmäßig
dem Philosophen Leibniz
begegnen und sich mit
ihm unterhalten kann...
Die Autorin steht für wunderbare
Romanbiografien.
Hier eine Neuauflage
Renate Feyl: Aussicht
auf bleibende Helle, 271
S., Diana Verlag, € 8,99
S e i t e 17 L e s e l u s t
V i s i o n e n u n d W i s s e n
Hildegard von Bingen ist
inzwischen wohl allen
bekannt. Hier eine neue
Romanbiografie über
diese schillernde Frau
des 12. Jahrhunderts. Sie
ist eine Frau, die sich in
der Kirchenhierarchie
durchsetzt. Sie widmet
sich dem Heilen, noch
heute richten sich Menschen
nach ihren heilerischen
Grundsätzen.
Sie baut ein eigenes
Kloster auf und setzt mit
ungewöhnlichen Denkund
Glaubensweisen
neue Impulse.
In diesem Roman werden
ihre Lebensgeschichte
mit den politischen Gegebenheiten
der Zeit verbunden
und auch ihre
Visionen und Texte erläutert.
Gabriele Göbel: Die
Mystikerin Hildegard
von Bingen, 448 S.,
atb, € 9,99
K i n d e r b l i c k a u f d e n K r i e g
Viele Tausende Kinder
erleben auch jetzt gerade
wieder hautnah die
Schrecken des Krieges.
In vielen Ländern dieser
Welt werden Kinder getötet,
verletzt, vergewaltigt
und zu Kriegsdiensten
missbraucht. Was es
heißt, als Kind den Krieg
mit aller Hilflosigkeit und
noch mehr Ausgeliefertsein
als Erwachsene zu
erleben, macht dieses
Buch auf so unspektakuläre
wie eindringliche
Weise deutlich. Die Autorin
hat Menschen interviewt,
die den deutschen
Einmarsch in Russland
miterlebten. Sie waren
damals Kinder und sie
sollten versuchen die
Perspektive des Kindes
wieder einzunehmen und
mit ihren Worten von damals
zu beschreiben, an
was sie sich erinnern.
Und sie berichten mit
kurzen Beschreibungen
der kindlichen Eindrücke
von ihren Erlebnissen
und Gefühlen.
Ein Buch, dem viele Lesende
zu wünschen sind.
Swetlana Alexijewitsch:
Die letzten Zeugen. Kinder
im zweiten Weltkrieg,
304 S., Hanser,
€ 22,90
F ü r K l e i n u n d G r o ß
H i l fl o s e E r w a c h s e n e
Die 14jährige Ellen
kommt an eine neue
Schule. Sie mussten umziehen,
weil ihre Mutter
weder das Leben noch
ihre Alkoholabhängigkeit
in den Griff kriegt. Ellen
hat immer wieder Angst
um sie. Und da ist Max,
ihr neuer Sitznachbar in
der Klasse. Mit ihm und
seiner Familie lernt sie
nicht nur Schachspielen,
sondern auch, wer Anti-
gone ist. In der neuen
Schule ist es schwierig.
Die Lehrerinnen und Lehrer
der Schule sind den
gewaltbereiten Schülern
genauso hilflos ausgeliefert
wie die Mitschülerinnen
und Mitschüler. Sexismus,
Regelverweigerung,
Gewalt nehmen
weiter zu bis es eines
Tages zur Katastrophe
kommt....
Ein spannender und äußerst
realitätsnaher Roman
von einem der renommiertesten
Jugendbuchautoren
Schwedens;
nicht nur für Jugendliche,
sondern vor allem auch
Erwachsene sollten es
lesen!
Mats Wahl: Wie ein
flammender Schrei, 204
S., Hanser, € 14,90
S e i t e 18 L e s e l u s t
T a u s c h m i t g r o ß e n F o l g e n . . .
Marie hat ihren Vater vor
einigen Jahren verloren
und lebte bis vor kurzem
mit ihrer verträumten Mutter
und ihrer Großmutter
zusammen. Sie waren die
Menschen, die von der
gediegenen Kaufmannsfamilie
Vosskamp übrig
geblieben sind. Mit Tee
zu handeln ist allerdings
nicht Maries Lebensinhalt.
Sie möchte lieber
Meeresbiologie studieren.
Bei einem Praktikum in
einer Seehundstation
bekommt sie mit, wie das
Wrack eines 1951 gesunkenen
Schiffes wieder
auftaucht. Nach und nach
erfährt sie, dass die Geschichte
dieses Schiffsunglücks
irgendwie mit
ihrer Familie zusammenhängt
und bald alles in
ihrem Leben ändert. Sie
gerät in große Gefahr...
Ein spannender Krimi für
Jugendliche. Leider nicht
gut redigiert. Es finden
sich Namensverwechslungen
und Druckfehler.
Aber wir Lesenden denken
ja mit
Elisabeth Herrmann:
Seefeuer, 416 S., cbt,
€ 14,99
E i n P l a t z i m L e b e n
Die 13jährige Jo lebt allein
mit ihrer Mutter. Das
ist nicht leicht, obwohl sie
alles dafür tut, ihre Mutter
zu beschützen und dafür
zu sorgen, dass es ihr
nicht wieder schlecht
geht. Trotzdem passiert
es immer wieder.
„Schübe“ nennen das die
Ärzte und die Sozialarbeiterin,
die dann dafür
sorgt, dass Jo von Oma
betreut wird, meint, es
würde immer so sein und
sei nicht Jos Schuld.
Schon immer wusste Jo,
dass sie nicht ist wie andere
Kinder und deshalb
nirgendwo dazugehört.
Es quält sie aber trotzdem
und eines Tages
beschließt sie an einem
Sozialprojekt ihrer Schule
teilzunehmen. Sie darf
Chris im Unterricht begleiten.
Er sitzt in einem
riesigen Rollstuhl, in dem
er mit Gurten gehalten
wird. Er kann nicht sprechen,
aber bald finden sie
eine Form der Konversation.
Und bei ihm hat Jo
das Gefühl alles erzählen
zu können, was ihr auf
der Seele liegt. Eine sehr
besondere Freundschaft
wächst, bis sie eines
Tages eine verhängnisvolle
Idee hat ...
Ein sehr guter Roman ab
ca. 12 Jahren (bis ins
hohe Alter) über die Situation
von Kindern psychisch
erkrankter Menschen,
über Behinderungen
und überhaupt das
Anderssein in einer Welt,
in der alle und alles immer
„perfekt“ sein soll.
Verschenken und selbst
lesen!
Kim Hood: Das Schweigen
in meinem Kopf,
288 S., cbj, € 7,99
I n a l l e E w i g k e i t
Alle Fans dieser Krimireihe
mit der Protagonistin
Jette, die immer wieder in
alle möglichen gefährlichen
Verwicklungen gerät,
haben Band 6 sehnsüchtig
erwartet. Jette
lebt mit ihren Freundinnen
und Freunden inzwischen
auf einem idyllischen
Hof. Sie haben die
schrecklichen Ereignisse
inzwischen relativ gut
verarbeitet, als plötzlich
die Bilder von Ilkas Bruder
Ruben in die Öffentlichkeit
gebracht werden
sollen, denn so hat es
Ruben in seinem Testament
verfügt. Für Ilka
bedeutet dies einen großen
Schock und sie ist
wieder mit den traumatischen
Gefühlen konfrontiert,
die das krankhafte
Verhalten ihres Bruders
bei ihr ausgelöst haben.
Doch sein künstlerisches
Erbe ist viel Geld wert
und so haben auch andere
ein großes Interesse
an der Veröffentlichung.
Spannend – auch für
über 13-/14jährige.
Monika Feth:
Der Bilderwächter,
480 S., cbt, € 10,99
S e i t e 19 L e s e l u s t
B e f r e i u n g
Elaisa hat die Gabe, die
Sprache der Tiere zu
verstehen. Besonders die
Vögel faszinieren sie.
Eines Tages beobachtet
sie einen wunderschönen
Falken, der über ihr seine
Bahnen zieht. Als er sich
im Sturzflug fallen lässt,
berührt sie ihn und er
glaubt sich verteidigen zu
müssen. Dabei verletzt er
sie so stark, dass sie erblindet.
Der Vorfall kommt vor
das Vogelgericht und
beide werden verurteilt.
Mit einem Federband
aneinander gekettet,
müssen sie viel lernen
und den Zauber finden
sich zu befreien. Dafür
finden sie Hilfe... eine
poetisch-märchenhafte
Geschichte für Kinder
jeden Alters.
Hannele Huovi: Die Federkette,
229 S., Hanser,
€ 14,90
M a c h t o d e r O h n m a c h t
Elise und Zoe sind beste
Freundinnen. Eines Tages
beschließen sie sich
nicht mehr den Bedürfnissen
ihrer Körper zu beugen
und schlanker zu
werden. Pfund um Pfund,
Gramm für Gramm
schwindet. Eines Tages
bringt ihre Mutter Zoe
ganz plötzlich in eine Einrichtung,
in der fünf weitere
junge Frauen den Umgang
mit Nahrung wieder
erlernen sollen. Zoe versteht
nicht, was sie hier
soll. So dünn wie die anderen
ist sie nicht. Ja,
ok ... es fällt ihr auch
schwer diese riesigen
Mengen von kalorienhaltigen
Speisen zu essen.
Keine darf den Speiseraum
verlassen, bevor
nicht alle aufgegessen
haben. Aber trotzdem ...
sie ist anders als die anderen...
Zoe nimmt das Angebot
der Therapeutin an und
das überreichte Briefpapier
mit. Sie schreibt Elise.
Jeden Tag. Handy
und Computer jeglicher
Art sind nicht erlaubt.
Dann eben diese altmodischen
Briefe, von denen
sie annimmt, dass sie
weitergeleitet werden.
Eines Tages muss Zoe
sich der schrecklichen
Realität stellen...
Das sehr beeindruckende,
spannende Romandebut
einer 23-jährigen,
unter Pseudonym geschrieben,
für Leserinnen
ab ca. 12 Jahren.
Sehr lesenswert – unbedingt
auch für Erwachsene!
Nora Price: Heute will
ich leben, 348 S., cbt,
€ 8,99
F ü r n e u e E r d e n m e n s c h e n
Wenn ein neuer Mensch
begrüßt wird, ist das immer
ein sehr bewegender
Moment für alle, die daran
teilhaben dürfen. Und
später ist es auch wunderbar,
wenn man selbst
die ersten Lebensjahre
nochmals aus anderer
Perspektive als dem eigenen
Kinderblick und –
gefühl nachvollziehen
kann. Deshalb gibt es
dieses schön gemachte
Buch für die ersten sechs
Lebensjahre. Von den
Ereignissen des allerersten
Tages auf der Welt
über gute Wünsche bis
zu den Geburtstagen,
wichtigen Werken und
Gedanken zum späteren
Lebensweg ist alles drin,
natürlich auch die erste
Schultüte.
Ein schönes Geschenk
fürs Kind von Großeltern,
Tanten, Nachbarinnen,
Freundinnen, Paten....
Silke Schmidt: Das bin
ich! Tagebuch für die
ersten sechs Jahre,
Kunstmann, € 19,95
S e i t e 20 L e s e l u s t
J ü d i s c h e G e s c h i c h t e
In diesem sehr dicken
und sehr schön geschriebenem
Buch sind grundlegende
Geschichten zu
Historie und Glauben des
jüdischen Volkes zusammengestellt.
Durch eine Mischung von
historischen Gestalten
und fiktiven Episoden
wird diese Erzählung lebendig
und spannend.
Für ein friedliches Miteinander
(ab 12 Jahre).
Waltraud Lewin: Der
Wind trägt die Worte.
Geschichte und Geschichten
der Juden.
Erstes Buch. Von der
Zeit der Legenden bis
zum Ausgang des Mittelalters,
768 S., cbj,
€ 14,99
G e g e n L a n g e w e i l e
...hilft spielen. Und wem
nichts mehr einfällt, dann
helfen diese Zusammenstellungen.
Viel Spaß mit
diesen Karten!
Niccolò Barbiero:
52 knifflige Aufgaben
für kleine Detektive
52 Spiele aus alten
Zeiten,
Kunstmann,
jeweils € 6,90
„ U n d s o n s t n o c h “
K i n d e r s e e l e n
Vom Alltag in einer Förderschule
erzählt dieses
kleine Buch auf anrührende
und sehr authentische
Weise. Da erzählt eine
Lehrerin, wie sie ihre
Schülerinnen und Schüler
sieht, die zwischen Gewalt
und unterstützender
Zuneigung miteinander
umgehen; wie sie selbst
eigentlich gut vorbereitet,
aber trotzdem mit flauem
Gefühl im Magen die
Schule betritt. Da wird
über Kunstunterricht mit
sieben unwilligen Schülern
und dem besonders
vorlauten Yilmaz berichtet.
Und wie es Rainer
geht, der einen Aufsatz
über Alkohol schreibt und
sich gut damit auskennt,
weil der die schlimmen
Auswirkungen von seinen
Eltern kennt.
Lesen und verschenken –
nicht nur an Lehrerinnen!
Sigrun Casper: Schultage.
Beobachtungen &
Geschichten, 128 S.,
konkursbuch, € 8,00
S e i t e 21 L e s e l u s t
R e tt u n g e n
Geschichten von Gestrandeten,
Verwirrten,
Zweifelnden. Mit diesem
Debut katapultierte sich
die Autorin zum Liebling
der Feuilletons – zu
Recht. Es sind ungewöhnlich
inszenierte Erzählungen
von großer
Kraft. Da liegt z.B. der
Zettel „Bin Zigaretten
holen“. Das schreibt eine
Aufgeschreckte, die nicht
weiß, ob sie abgeschreckt
ist. Danach verschickt
sie kleine Nachrichten
auf Postkarten,
die zeigen sollen, wo sie
gerade ist. Wird sie am
Schluss „Ja“ sagen können
Oder der trauernde
Mensch. Er/sie vermisst
jemanden – „sehr, sehrer,
am sehrsten“. In kleinen
Tagebucheintragungen
erfahren wir von diesem
Leben und wie es nach
dem Verlust weiter
geht....
Eine Sammlung von Erzählungen,
in denen es
um Befreiung geht.
Erzählungen, die immer
wieder gelesen und gefühlt
werden wollen.
Karen Köhler: Wir haben
Raketen geangelt,
238 S., Hanser, € 19,95
W ü r d i g e r A b s c h i e d
Wir begleiten Charlott. So
wie ihre Freundinnen sind
wir an ihrer Seite auf dem
Weg in die Schweiz. Dort
will Charlott ihren Lebensweg
beenden. In
Würde und selbstbestimmt
mit einem letzten
Cocktail. Manche der
Freundinnen hofft, dass
sie es sich noch überlegt.
Eine hat sogar ohne
Charlotts Wissen ein
Rückflugticket für sie
gekauft...
Eine Geschichte, die –
poetisch und liebevoll
geschrieben – auch ein
Plädoyer für die Möglichkeit
der eigenen Entscheidungen
bis zuletzt
ist und zur derzeitigen
gesellschaftspolitischen
Debatte beiträgt.
Traude Bührmann:
Cocktailstunde.
Novelle, 96 S.,
konkursbuch, € 12,00
U r b a n e s L e b e n
Kleine Weltreise vom
Sofa aus Mit diesen
Geschichten keine Problem.
Es sind Geschichten
vom Unterwegssein, von
Begegnung und Abschied,
von Flucht und
vielleicht Ankommen...
Anschnallen und loslesen:
Deborah Levy: Black
Vodka, 128 S., Wagenbach,
€ 16,90
S e i t e 22 L e s e l u s t
D e u t s c h – m a l a n d e r s
Etwas als „sehr deutsch“
zu bezeichnen, ist in
Deutschland meist sehr
negativ behaftet. In diesem
lesenswerten Buch
schaut eine Polin, die
schon lange in Deutschland
lebt, auf Bereiche
wie die deutsche Küche
oder die berühmte deutsche
Pünktlichkeit,
auf Gemütlichkeit und
Ordnung.
Erhellende Geschichten!
Agnieszka Kowaluk: Du
bist so deutsch! Mein
Leben in einem Land,
das seine Tugenden
nicht mag, 224 S.,
Riemann, € 16,99
K u r z u n d i n h a l t s r e i c h
Wir sitzen irgendwo und
warten...anzukommen,
dranzukommen oder weiterzukommen...oder
wir
wollen uns entspannt im
Café einer Lektüre zuwenden,
die uns zwischendurch
aufblicken
und ein wenig träumen
oder nachdenken lässt.
Voilá – hier ist genau das
Richtige dafür. Kurze und
sehr kurze Geschichten
von unterschiedlichen
Autor*innen, die wir erst
im Anhang finden.
So lesen wir ohne ein Bild
von der erzählenden Person
und der Stoff erschließt
sich tatsächlich
ein wenig anders.
Störung im Betriebsablauf.
77 kurze Geschichten
für den öffentlichen
Nahverkehr, gesammelt
von Klaus Wagenbach,
143 S., Wagenbach,
€ 9,90
M a c h t u n d G e r e c h ti g k e i t
Für das Schreiben der
italienischen Philosophin
Luisa Muraro ist es nicht
unerheblich, dass sie
eine Frau ist und sie fühlt
sich inspiriert von der
feministischen Revolte
der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts, die
nicht die Gleichheit, sondern
die Differenz anstrebt(e).
Muraro erkennt
die Rückkehr des Gesetzes
des Stärkeren in un-
serer Gesellschaft und
sie beschäftigt sich mit
Gewalt, mit Stärke und
Macht, mit Gerechtigkeit.
Anstoß zu einer wichtigen
Debatte , die gerade
Frauen führen sollten,
weil sie – auch ganz persönlich
- immer mit Gewalt
konfrontiert werden.
Ein kleines Büchlein voller
Inhalt; ein Geschenk
für sich und andere, passt
in jede Tasche!
Luisa Muraro: Stärke
und Gewalt, 82 S.,
Christel Göttert, €
7,50
S e i t e 23 L e s e l u s t
V o r - K ä m p f e r i n n e n
Beiträge zu den verschiedenen
Epochen der Frauenbewegung
versammelt
diese neue Ausgabe der
Zeitschrift für Philosophie
und Sozialwissenschaften.
Von den bewegten
Frauen der Französischen
Revolution über
die erste und zweite
Frauenbewegung bis zum
Status Quo –
dieser Band beschäftigt
sich mit dem Erinnern,
dem (neu) Denken und
dem Fragen.
Das Argument 308 Zeitschrift
für Philosophie
und Sozialwissenschaften,
56. Jahrgang Heft
3/2014: Frauenbewegung
erinnern, 168 S.,
€ 13,00
F a s t u n v o r s t e l l b a r . . .
Wir alle erinnern uns an
ein Gefühl der Fassungslosigkeit
als klar wurde,
dass viele Morde und
Überfälle auf scheinbar
ausländische Menschen
in Deutschland von
Rechtsradikalen durchgeführt
wurden, die sich
NSU nannten. Morde, die
von der Polizei mit einem
rassistischen Begriff
„Döner-Morde“ genannt
wurden. Fassungslos
machte, dass die Verfolgung
dieser Taten ganz
offensichtlich sehr einseitig
betrieben wurde. Fassungslos
macht, dass
immer neue Skandale
und Ungereimtheiten von
Polizeibehörden und Geheimdiensten
deutlich
wurden und werden. Und
so mancheR fragt sich,
wie unser Staat eben
diese Organisationen
arbeiten lässt, denn eigentlich
sollen sie doch
unsere Demokratie schützen.
Zwei renommierte
Journalisten haben sich
u.a. durch Hundertausende
von Aktenseiten gearbeitet
und große Mengen
Material zu einem Buch
zusammengestellt, aus
dem man die Entwicklung
des NSU und das Vorgehen
zur Aufklärung der
Morde und sonstigen
Taten verfolgen kann.
Spannend mit immer
noch offenem Ende geschrieben.
Lesen!
Stefan Aust, Dirk
Laabs: Heimatschutz.
Der Staat und die Mordserie
des NSU, 864 S.,
Pantheon, € 22,99
W e i b l i c h e L e b e n s e n t w ü r f e
Ja, es ist durchaus möglich
– Frauen, die sich
freiwillig gegen Kinder
entscheiden – es gibt sie!
Und meist nicht, weil sie
so egozentrisch, Karriere
bezogen oder sonst etwas
sind, das als moralisch
eher verwerflich
eingestuft wird. Frauen
haben sehr unterschiedliche
Lebensentwürfe und
das ist auch gut so. Die
Autorin wirft einen Blick
auf historische Rollenund
Familienkonzepte
und dem heutigen Konstrukt
der Kleinfamilie
sowie alternative Familienmodelle,
beschäftigt
sich mit dem immer wieder
politisch eingesetzten
Begriff des Mutterinstinkts
und der Schwierigkeit
einer Entscheidung für
ein kinderloses Leben.
Ein Buch für die Akzep-
tanz unterschiedlicher
Lebensentwürfe.
Ein wichtiges Buch für
Menschen mit und ohne
Kinder und diejenigen,
die noch nicht so genau
wissen, wie es wird.
Sarah Diehl: Die Uhr,
die nicht tickt. Kinderlos
glücklich. Eine
Streitschrift, 272 S.,
Arche, € 14,99
S e i t e 24 L e s e l u s t
K r i ti s c h e r B l i c k
Psychiatrische Diagnosen
sind nach wie vor schwer
in aller Klarheit zu stellen
und die Sozialpsychiatrie
hatte schon lange einen
sehr kritischen Blick darauf.
Was heißt „Störung“
und „Psychische Erkrankung“,
welche Ursachen
müssen über die einzelnen
Menschen hinaus
betrachtet werden.
Sind wir nicht alle irgendwie
gestört, nur ist das
eine gesellschaftlich anerkannt,
das andere
nicht Welchen Sinn können
z.B. Psychosen haben
Dies und mehr behandelt
der Band aus „texte kritische
psychologie 4“
Ariane Brenssell, Klaus
Weber (Hg.): Störungen,
224 S., argument, € 9,90
K r i ti s c h e s
Ein Wörterbuch herauszugeben
ist immer ein
sehr ambitioniertes Unterfangen.
Hier handelt es
sich um ein Historisch-
Kritisches. Als Wörterbuch
des Feminismus
allerdings scheint es nicht
ganz deckungsgleich mit
Inhalt und Titel, auch
wenn dieser angelehnt ist
an „Historisch-Kritisches
Wörterbuch des Marxismus“.
Welche ein Wörterbuch
für Marxistischen Feminismus
sucht, ist hier
sicher gut bedient und
kann in Band 3 von Kollektiv
bis Liebe Interessantes
finden.
Frigga Haug (Hg.): Historisch-Kritisches
Wörterbuch
des Feminismus,
Band 3, Argument,
€ 23,00
W ö r t e r – S i n n l i c h k e i t m i t S i n n
Ein wunderbares Geschenk
für sich und andere:
Die Idee Albert
Camus’ aufgreifend entstand
hier ein beflügelndes
Notizbuch, das die
zehn liebsten Wörter verschiedener
Autorinnen
und Autorin einstreut
und die Nutzenden anregt,
über eigene Lieblingswörter
nachzudenken.
Natürlich passen
Anmerkungen und Wasich-nicht-vergessen-will
auch gut hinein.
Liebste Wörter. Auch
ein Notizbuch, 144 S.,
Arche, € 10,00
S e i t e 25 L e s e l u s t
I n m o d e r n e r F o r m
Die Bibel ist das wichtigste
Buch der Christen und
mindestens in der westlichen
Welt weiß jede/r,
worum es darin geht.
Oder doch nicht Ja...am
Anfang war das Wort....,
aber dann Wie geht es
weiter
Und kann ich das glauben,
was darin steht Mit
dieser neuen Ausgabe
kann es auch von denjenigen
gelesen werden,
die eine Form suchten,
den Inhalt leicht und locker
verstehen zu können.
Vielleicht auch passend
für die Weihnachtsgeschichte...
Guus Kuijer: Die Bibel
für Ungläubige, 300 S.,
Kunstmann, € 19,95
E n g l i s c h – e a s y u n d w i t z i g
Es gibt diejenigen, denen
Sprachen zufliegen und
z.B. englisch gut können
und diejenigen, die es
sich erarbeiten müssen.
Für letztere gibt es jetzt
ein sehr gut gemachtes
(Lehr)Buch zum entspannten
Lernen mit einem
Lächeln auf den
Lippen. Wann sag ich
„How much“, wann „How
many“ Wie verwende ich
„in, on, at“ an den richtigen
Stellen ...
Die 17 lessons enden mit
„connected speech“ und
acronyms – übersichtlich
und interessant gestaltet,
ungewöhnlich zusammengestellt.
Kaufen und lernen -
ASAP!
Luci Gutiérrez: Englisch
ist nicht easy. Ein illustrierter
Sprachführer,
342 S., Kunstmann,
€ 19,95
B l i c k e a u f L e b e n m i t A r b e i t
Die einen haben zu viel
Arbeit und kommen nicht
zum Leben, die anderen
bekommen keine
(Erwerbs)Arbeit und fühlen
sich nutzlos. Der Mythos
„Arbeit“ wird in unserer
Gesellschaft besonders
geschürt. Wie ist es,
wenn mal ein ganz anderer
Blick darauf geworfen
wird Wie ist der Wert
unbezahlter Arbeit Wie
kann, wie muss der Ar-
beitsbegriff neu definiert
werden Gibt es die Produktion
des Guten Lebens
Wie kann eine
gesellschaftliche Neu-
Organisation aussehen
und was können wir tun,
wenn wir etwas verändern
wollen
Sehr spannende, praxisnahe
und weiterführende
Beiträge bietet dieses
wichtige Buch.
Brigitte Kratzwald: Das
Ganze des Lebens.
Selbstorganisation zwischen
Lust und Notwendigkeit,
235 S., Ulrike
Helmer Verlag, €
19,95
S e i t e 26 L e s e l u s t
M e h r , w e i t e r , s c h n e l l e r
Unsere Gesellschaft ist
auf wirtschaftliches
Wachstum ausgelegt.
Aber längst wird dieses
Modell infrage gestellt
und immer deutlicher
werden Unzufriedenheit
und Ängste in Bezug auf
die mit diesem Konzept
verbundenen Auswirkungen
auf Mensch und Umwelt.
In Frankreich entwickelte
sich aus den Diskussionen
der Zeitschrift
La Decroissance eine
interessante Bewegung,
die ein ganzes Spektrum
von kreativen Alternativen
vertritt.
Ein Buch, das sich mit
diesen Ideen beschäftigt
von einer Autorin, die zu
Nachhaltigkeitstheorie
promoviert hat und seit
2012 am DFG-Kolleg
„Postwachstumsgesellsch
aften“ der Universität Jena
arbeitet:
Barbara Muraca: Gut
leben. Eine Gesellschaft
jenseits des Wachstums,
96 S., Wagenbach,
€ 9,90
B l i c k a u f d i e e i g e n e S i c h t w e i s e
„Wir geben Geld aus,
also existieren wir“, damit
sei der Akt des Kaufens,
eben des Geldausgebens
das Hauptkennzeichen
des heutigen Lebens.
Dies behauptet der Autor
dieses Buches und rüttelt
an unserer Sicht auf alle
menschlichen und sehr
persönlichen Bereiche.
Auch der Nutzen der
Partnerschaft wird betrachtet,
Partnerbörsen
sind nichts Ungewöhnliches.
Welche Kosten
verursachen Kinder und
können wir sie uns leisten
Mit feinem britischen Humor
gewürzt wird uns
gezeigt, wie wir immer
ärmer werden, je mehr
wir vermeintlich investieren.
Philip Roscoe: Rechnet
sich das Wie ökonomisches
Denken unsere
Gesellschaft ärmer
macht, 316 S., Hanser,
€ 21,90
W a s t e i l e n b r i n g t
Das Glück ist in den letzten
Jahren eine wichtige
Frage geworden und so
wird es hier eben auch
mit Ökonomie verbunden.
Der Titel wirkt doch etwas
sehr „auf der Welle geschwommen“.
Dabei haben
die Autorinnen sehr
vielfältige Bereiche und
verwirklichte Ideen zusammengetragen,
wie wir in anderer Form
unsere Bedürfnisse befriedigen
können, ohne
dass immer gekauft und
gehortet werden muss.
Annette Jensen, Ute
Scheub: Glücksökonomie.
Wer teilt, hat mehr
vom Leben, 320 S.,
oekonom, € 19,95
S e i t e 27 L e s e l u s t
B e s o n d e r s i m W i n t e r s c h ö n
Eine leidenschaftliche
Hobbygärtnerin nimmt
uns mit in die – nicht immer
nur wunderbare –
Welt des Gartens. Ja, im
Frühling kann man sich
an den ersten Blüten
freuen und später dann
am Wachsen, Blühen und
Gedeihen.
Aber sie schreibt auch
von ihrem tiefen Hass auf
Giersch und dem Zweifel,
ob das Gärtnern nicht
doch zu viel ist... aber wo
sollten dann die Hühner
hin Zum Wegbeamen
aus grauen Winterzeiten
und Sammeln manch
guter Tipps:
Susanne Wiborg: Mein
Garten, mein Paradies,
mit Bildern von Rotraut
Susanne Berner, 188 S.,
Kunstmann, € 16,95
F ü r h e i ß e I d e e n . . .
Spielarten lesbischer Erotik
erzählt die Autorin
leicht, vielfältig, einfaltsreich
und natürlich lustvoll.
Für ein-, zwei- und mehrsame
Stunden ... viel
Spaß!
Roberta Gradl: Venusgeflüster.
Lesbische
Sexgeschichten, 220 S.,
Krug & Schadenberg,
€ 14,90
D a s A u g e i s s t b e k a n n t l i c h m i t
Es gibt Menschen, die
machen aus jedem Teller
Nahrung ein Kunstwerk.
Wer noch kleine und große
Tipps braucht oder
einfach nur wunderschöne
Bilder ansehen möchte,
ist mit diesem sehr
besonderen Kochkunstbuch
glücklich.
Ida Skivenes: Kunst
aufessen. Bildschöne
Frühstücksideen von
IdaFrosk, 160 S., Kunstmann,
€ 16,00
S e i t e 28 L e s e l u s t
K a l e n d e r
F r a u e n j a h r 2 0 1 5
Die im Kalender Wegbereiterinnen
XIII vorgestellten
Frauen sind eine ungewöhnlich
interessante
Zusammenstellung von
Vorkämpferinnen für Frieden
und Frauenrechte.
Die meisten davon kennen
viele nicht und es
lohnt sich sehr, die kurzen
Lebensbeschreibungen
zu lesen. So entfaltet
sich auch 2015 wieder
eine reichhaltige Palette
zur Frauen-und Menschheitsgeschichte.
Gisela Nitz (Hg.): Kalender
2015 - Wegbereiterinnen
XIII, A3 Ringbindung,
15 S., Verein zur
Förderung der sozialpolitischen
Arbeit, € 14,50
M i t G a i a
Die Naturkreisläufe werden
vom Mond gesteuert
und so war dies einer der
Gründe, diesem seit vielen
Jahren erscheinenden
Kalender den Namen
We’Moon zu geben. Der
Inhalt dieses astrologischen
Kalenders macht
die Verflechtungen auf
den verschiedenen
Seinsebenen deutlich und
führt reich bebildert zweisprachig
(engl./deutsch)
durch das Jahr 2015.
Informationen zu persönlichen
und gesellschaftlichen
Konstellationen können
hilfreich sein. Und
wie jedes Jahr spendet
der Verlag einen Teil der
Einnahmen an eine Organisation,
die positive Veränderungen
in die Welt
und für Frauen bringt.
Dieses Mal handelt es
sich um AFESIP (Agir
Pour les Femmes en
Situation Précaire)
und es lohnt sich einen
Blick auf die Seiten
www.somaly.org
und www.afesip.org
zu werfen.
We’Moon 2015 mit
Gaia den Rhythmus
finden. Alles ist
möglich – Wild
Card, 272 S., Christel
Göttert Verlag,
€ 20,50
erscheint 2 - 3 x im Jahr und wird online versandt.
Wer in den Verteiler aufgenommen werden möchte,
sende bitte eine Mail an...
kulturette-braunschweig@web.de
bis bald...